Stringente Strategie zahlt sich aus - u-blox

u-blox
Stringente Strategie
zahlt sich aus
u-blox konnte im letzten Geschäftsjahr dank der Ausweitung
des Produktspektrums auf Kurzstreckentechniken und
klugen Akquisitionen gute Zahlen vorlegen. Markt&Technik sprach
mit Thomas Seiler, Mitglied des Verwaltungsrats und CEO von u-blox,
über die Unternehmensstrategie, IoT und Embedded Cellular.
Markt&Technik: u-blox erzielt rund 30
Prozent seines Umsatzes mit Automotive-Anwendungen und über 50 Prozent
im Industriemarkt. Jetzt will das Unternehmen verstärkt den IoT-Markt adressieren, dazu zählen auch Consumer-Anwendungen. Dort geht es aber vorwiegend
um niedrige Kosten – lange Verfügbarkeit, Robustheit der Lösung etc. spielen
eine untergeordnete Rolle. Wie passt das
zur bisherigen Firmenstrategie?
Thomas Seiler: Es ist nicht unser Ziel, den
Consumer-Markt zu fokussieren und hier stark
zu wachsen. Wir bedienen diesen Markt zwar,
aber eher opportunistisch. Unser Fokus ist auch
weiterhin ganz klar auf Automotive- und Industrieanwendungen gerichtet, denn dort können unsere Produkte ihre Vorteile ausspielen,
die sie eben genannt haben.
Und welche IoT-Applikationen adressieren Sie dann?
Unter IoT ist erst einmal alles zusammengefasst, was mit dem Internet verbunden ist.
Dazu gehören also auch industrielle Anwendungen und das Fahrzeug. Das Industrial
Internet ist ein viel größerer Markt als der
Consumer-IoT-Markt, denn hier geht es um
viel werthaltigere Anwendungen, und das in
Kombination mit hoher Zuverlässigkeit. Solche
Anwendungen adressieren wir.
Können Sie das konkretisieren?
Der von uns geprägte Ausdruck »Internet of
Things that really matter« umschreibt unseren
Ansatz ziemlich gut. Ganz allgemein kann man
sagen, dass wir uns auf geschäftskritische Anwendungen fokussieren. Dabei handelt es sich
um Anwendungen, bei denen Kunden Produkte benötigen, die rund um die Uhr an sieben
Tagen die Woche absolut zuverlässig funktionieren, gleichzeitig aber auch Ausnahmen so
behandeln können, dass das Gesamtsystem so
gering wie möglich gestört wird.
Nr. 37/2015
www.elektroniknet.de
Konkret adressieren wir das »connected Car«,
die »connected City« und die »connected Industry«. Im Automotive-Bereich sind das beispielsweise Safety-Anwendungen, Diagnosesysteme, Infotainment, Navigation, V2V- und
V2X-Kommunikation. Unter »connected City«
fallen für uns Applikationen wie Metering,
Parksysteme, Verkehrskontrollsysteme oder Beleuchtung. Und bei der »connected Industry«
adressieren wir Anwendungen in der Luftfahrt,
im Transportbereich, in der Medizintechnik, im
Bergbau und Flottenmanagement.
Im Automotive-Markt bietet u-blox MultiRadio-Module mit WiFi, Bluetooth und
NFC, aber auch Einzelsysteme. Werden
die überhaupt noch gebraucht?
Ja, das hängt ganz von der Applikation ab.
Geht es beispielsweise um den Anschluss eines
Gerätes oder eines Sensors, ist ein BluetoothModul die beste Lösung. Geht es um ein Gateway, ist eine Kombination aus Bluetooth und
WiFi gefragt. Mit unserem Produktmix können
wir die unterschiedlichen Anforderungen im
Markt abdecken.
Wofür braucht man NFC-Module?
Hier gibt es unterschiedliche Anwendungsfälle, NFC wird typischerweise für die Identifizierung genutzt, kann aber auch für die Datenübertragung herangezogen werden.
Embedded Cellular prognostiziert IHS
iSuppli ein starkes Wachstum im Auto.
Wie schätzen Sie diese Prognose ein?
Embedded Cellular ist sicherlich eine Technologie mit enormer Zukunft. Das liegt zum einen
daran, dass immer mehr Fahrer auch im Auto
mit dem Internet verbunden sein wollen. Das
sind sie von ihrem Smartphone und von zuhause gewohnt, und darauf wollen sie auch im
Fahrzeug nicht verzichten. Zum anderen können mit Embedded Cellular deutlich mehr Fahrerinformationen in das und aus dem Fahrzeug
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Fahrzeughersteller
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Top-Fokus|Automotive übertragen werden, was ganz neue Fahrerassistenzfunktionen ermöglicht. Darüber hinaus
spielt Embedded Cellular auch bei der Wartung
eine Rolle, denn damit sind Software-Updates
problemlos möglich, sie erfolgen drahtlos und
automatisiert im Hintergrund. Tesla hat diesen
Ansatz beispielsweise schon realisiert. Und zu
guter Letzt geht es natürlich auch um das automatisierte Fahren, dafür ist eine stabile Internet-Verbindung absolut unabdingbar.
Außerdem hat die drahtlose Kommunikation
längst Einzug in die Fahrzeuge gehalten. Zuerst natürlich in der Oberklasse. Aber mittlerweile setzen sich alle mit dem Thema »Telematik« auseinander, es laufen derzeit zahlreiche
Entwicklungen.
u-blox bietet diverse Embedded-Cellular-Systeme für den Automotive-Markt an. Das jüngste Beispiel ist TOBY-L201, ein 150MBit/s-4GLTE- und -WCDMA-Modul. Das Mobilfunkmodem mit Sprach- und Datenübertragung
wurde von AT&T und Verizon zertifiziert und
bietet zukunftssichere Always-on-Konnektivität für Hochgeschwindigkeitskommunikation.
TOBY-L201 schaltet automatisch oder per ATBefehl auf das AT&T- oder Verizon-Netzwerk
um, ohne dass neue Firmware geladen werden
muss. TOBY-L201 erkennt, von welchem Netzwerkbetreiber die eingesetzte SIM-Karte
stammt und startet im entsprechenden Netzwerk. Sind Geräte mit zwei SIM-Karten oder
einem konfigurierbaren SIM-Chip ausgestattet, kann das TOBY-L201 mit einem einfachen
AT-Befehl fließend zwischen Netzbetreibern
wechseln.
Darüber hinaus haben wir auch noch andere
LTE-Module sowie UMTS/HSPA-, GSM/GPRSund CDMA-Module für die verschiedensten
Anwendungen.
Wie groß ist die Nachfrage nach LTE denn
schon?
In der Automobilindustrie bestehen lange Entwicklungszyklen. Dementsprechend liegt der
Schwerpunkt bei den verkauften Modulen derzeit noch bei 2G und 3G, LTE befindet sich noch
in der Anlaufphase.
Arbeiten Sie an 5G, auch wenn hier noch
nicht einmal die Spezifikationen festliegen?
Das ist für uns noch kein Thema, da ist ja noch
gar nicht sichtbar, was die Zukunft bringen
wird. Unsere derzeitigen Entwicklungsaktivitäten liegen auf den Weiterentwicklungen, die
LTE mit neuen Releases und Kategorien einführt.
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Durch die Übernahme von connectBlue hat u-blox auch Zugriff auf Zigbee
(802.15.4) erhalten. Wird u-blox diesen
Standard weiterverfolgen?
Das sind Aktivitäten, die connectBlue nur
peripher betrieben hat. Wir selbst werden diesen Standard nicht verfolgen.
„
Thomas Seiler, u-blox
Wir haben weltweit zwölf Entwicklungszentren, von San Diego
rund um die Welt bis nach Pakistan.
Somit haben wir Zugriff auf Talente
in aller Welt, die man niemals an
einem Ort finden würde.
“
Ist u-blox in den Standardgremien aktiv?
Ja natürlich sind wir in diversen Gremien vertreten. Wir müssen Einfluss nehmen, damit
auch sichergestellt wird, dass das, was festgelegt wird, auch umsetzbar ist.
Könnte Embedded Cellular auch für die
Kommunikation innerhalb des Fahrzeugs
genutzt werden?
Meiner Meinung nach nicht. Es gibt Systemteile, die müssen drahtgebunden verbunden
werden. Hier wäre es vollkommen sinnlos, auf
drahtlose Techniken zu setzen.
Hinzu kommt noch, dass gegenüber einer
drahtlosen Kommunikation auch die Sicherheitsbedenken zu hoch werden. Grundsätzlich
kann jede drahtlose Übertragung gestört werden. Natürlich kann man viel dagegen tun und
damit die Übertragung sicher machen. Aber
die Vorteile einer drahtlosen Kommunikation
wären einfach nicht groß genug, um einen
Wechsel zu rechtfertigen.
Warum?
Ich denke, dass viele Vorteile, die Zigbee früher
aufgewiesen hat, mittlerweile von BLE übernommen wurden. Weil wir BLE im Hause haben, gibt es für uns keinen Grund, auf ZigBee
zu setzen.
Worin liegt Ihrer Meinung nach das größte Differenzierungspotential für u-blox?
Wir entwickeln und vertreiben Chips und
Module, das macht sonst fast niemand.
Und wo liegt der Unterschied?
Ein Modul ist eine Baugruppe, an die der Kunde nur noch Strom und Antenne anschließen
muss, und schon funktioniert die Kommunikation. Beim Chip muss erst einmal eine Schaltung entwickelt, gefertigt und getestet werden.
Die meisten unserer Kunden greifen auf die
Module zurück, und zwar aus mehreren Gründen: Zum einen wollen sie sich lieber auf die
Dinge konzentrieren, mit denen sie sich differenzieren können und nicht ihre Energie in
Standards verschwenden, die technologisch
zwar sehr anspruchsvoll sind, aber eben keine
Differenzierungsmöglichkeit bieten. Zum anderen sinkt mit einem Modul auch das Risiko,
dass die Kommunikation nicht funktioniert,
weil wir garantieren, dass sie es tut. Hinzu
kommt dann auch noch der Vorteil hinsichtlich
einer schnelleren Markteinführung.
Das Interview führte Iris Stroh
Maxim Integrated
Beitritt zum R-Car Consortium
M
axim Integrated Products ist dem »R-Car
Consortium«, einem Renesas-Partnerprogramm beigetreten. Durch die Mitarbeit kann
Maxim eine Lösung zur Kostensenkung anbieten und zur Konfiguration von Radio-Tunern
mit einem einheitlichen Design, das mit allen
Arten von Radiosystemen kompatibel ist. Die
Lösung verringert die Anzahl der Komponenten, die bisher zur Verarbeitung von BasisbandSignalen mit der ersten direkten Digitalverbindung eines System-on-Chip (SoC) und einem
analogen Front-End in einer software-definier-
ten Radioanwendung (SDR) erforderlich waren.
Dieser Ansatz ermöglicht dem SoC eine schnelle
Verarbeitung digitaler Signale, und es wird sich
in den Radios der nächsten Generation voraussichtlich zum Mainstream-Protokoll für die Signalverarbeitung entwickeln. Neben seinem
PMIC- und GMSL-Angebot stellt Maxim weitere Lösungen für Automobilanwendungen bereit. Mit dem Beitritt zum R-Car Consortium
und durch die Zusammenarbeit mit Renesas
strebt Maxim einen weiteren Ausbau seines
Automotive-Geschäfts an. (st)
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Nr. 37/2015