MATERIAL AFRIKANISCHE MASKEN ÜTK 8 2014 http://detskoe-tvorchestvo.ru/tvorchestvo/german/detskie_maski/afrikanskie_maski.htm Ein wichtiger Teil afrikanischer Kultur sind Kulte, die die Lebenskraft der Stammesgemeinschaft zusammen vergrößern sollen. Masken und die sie begleitenden gestischen Handlungen sind dabei unverzichtbarer Bestandteil vieler religiöser und festlicher Rituale, um den Mythos, von dem die Existenz des Stammes abhängt, vorzuführen. Sie begeistern uns mit ihrer Vielfalt, dem attraktiven Aussehen und dem tieferen Sinn, der sich hinter dem Erscheinungsbild verbirgt. Sie verleiht dem Maskenträger die bestimmten Qualitäten, um ihm Kraft, Weisheit, Ausdauer, Glück und Stärke von Göttern, Mensch und Tier zu übertragen und vor bösen Geistern und Krankheiten Schutz zu geben. Masken werden bei Erntedankfesten, Initiationsriten, Festen zu Ehren einzelner Götter, Ahnengedenken etc. getragen. Der Tanz steht in diesem Kontext im Mittelpunkt zusammenhängender Zeremonien. 1 MATERIAL AFRIKANISCHE MASKEN ÜTK 8 2014 DIE AFRIKANISCHE MASKE - DAS ZWEITE GESICHT Schwerpunkt des Vorhabens ÜTK KUNST Jahrgangsstufe 8 ist, Bereiche der afrikanischen Kultur verstehen zu lernen, neue Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit dieser Thematik zu erproben und die andere, unbekannte geheimnisvolle Seite Afrikas zu zeigen. Dabei sollen die Schüler/innen einen gewissen Einblick in die universale Vielfalt und Bedeutung der Maske für die Völker Afrikas erhalten und die afrikanische Kunst als Schlüssel zum Verständnis Afrikas gebrauchen. Um der kulturellen und künstlerischen Vielfalt Afrikas gerecht zu werden, reicht ein Vorhaben dieser Größenordnung nicht aus. Es kann nur Neugier und Interesse auf den Tausend-Kulturen-Kontinent wecken und dem Schüler/innen näher bringen. Die traditionelle afrikanische Kunst mit den stark abstrahierten Darstellungen von Menschen und Tieren hatte einen weitreichenden Einfluss auf die europäische Kunstentwicklung des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Die Maske war der eigentliche Auslöser für das, was wir Abstraktion nennen. Die sogenannten primitiven Kulturen gaben den entscheidenden Anstoß: Künstler wie Picasso gingen in die Völkerkundemuseen und studierten und sammelten die Kultmasken der Naturvölker. Wie viele außereuropäische Kunstwerke müssen sie jedoch in ihrem kulturellen, vor allem kultischen, Kontext zu betrachtet werden. Dabei hilft die Kenntnis ihrer Herkunftsorte und der religiösen Vorstellungen, in der sie dort eingebettet waren. THEORETISCHER TEIL (2STD.) 1. Recherchiere folgende Thematiken: • Afrikanische traditionelle Plastik und Skulptur • Die afrikanische Maske/ Nutzungszwecke/ Verschmelzen von Illusion und Realität/ Symbolsprache der geheimnisvollen Masken Afrikas/ Materialien, Herstellung, Werkzeuge 2. Suche, sammele und archiviere digital viele Bildbeispiele, für eine große Auswahl von unterschiedlichen Formund Farbsprachen der Maskengestaltung. Dieser reiche Fundus an Gestaltungsmitteln, die typisch afrikanisch sind, bildet die Grundlage Deiner individuellen Masken-Ideen: z.B. • Reduzierung auf geometrische Bildfelder mit Zeichen, Chiffren und Embleme, meist linear und schwarz • reduzierte und grelle Farbigkeit • Ergänzung durch Naturstoffe und andere diverse Materialien 3. Wähle eine Maske aus, die Dir gefällt und beschreibe diese. PRAKTISCHER TEIL (2STD.) Gestalte, angelegt an ein afrikanisches Vorbild Deiner Wahl, Deine Maske in Form eines Kartonreliefs. Erprobe, veranschauliche und entwickle in einem methodisch klar strukturierten Gestaltungsprozess eine wirkungsstarke Formensprache: 1. Motivsuche auf Papier/ erste Skizzen, Studien, mehrere Varianten der Grundform und Details auf einem A4-BlattFavorit festlegen 2. Motiventwicklung mit den spezifisch afrikanischen Gestaltungsmitteln bis zur finalen Vorarbeit/ Verdichten, Abstrahieren, Optimieren, Inszenieren und Fertigstellen der Form des Bildmotivs 3. mehrere Farbvarianten des Favoriten auf A4 4. Übertrag der Grundform auf Karton A3 5. Aufkleben der vorgefertigten, geschnittenen Details und Materialien (Nase, Augenbrauen, Mund, Haare etc.)/ Klärung der Raumebenen und Überdeckungen (von den hinteren Ebenen nach vorn kleben, die vordere Form zuletzt) 6. Fotografiere Dein Ergebnis. EXKURSION IN DAS MUSEUM FÜR VÖLKERKUNDE DREDEN/ JAPANISCHES PALAIS Staatliche Ethnographische Sammlungen Sachsen 2 MATERIAL AFRIKANISCHE MASKEN ÜTK 8 2014 1. Nutzungszwecke afrikanischer Masken: Die afrikanische Maske ist nicht dazu bestimmt, dem Betrachter den Charakter der spirituellen Mächte zu vermitteln. Vielmehr sind die Masken Ritualobjekte, die für die Benutzung bei rituellen Handlungen angefertigt wurden. Sie sind Kanäle, durch die die Lebenskraft in diese zeitliche Welt eintreten und auf sie einwirken soll. • Amtseinführungen, Hochzeiten, Taufen • Begräbnissen, Totengedenkfeiern oder Ahnenfesten • bei religiösen Zeremonien und anderen kultischen Anlässen 2. Verschmelzen von Illusion und Realität Derjenige, der die Maske trägt verschmilzt mit ihr und die Grenze zwischen Realität und der Illusion wird so schmal, dass der Träger der Maske in eine ganz andere Rolle verfällt. Seine Stimme ändert sich und er scheint nicht nur eine Rolle zu spielen, sondern diese direkt zu leben – ein anderer Geist zu sein. Die rituellen Kostüme sind in den unterschiedlichen Stämmen so kreativ gearbeitet und faszinieren auf ersten Blick. Die Maske ist das Herzstück der rituellen Verkleidung, wenn Stammesfeste oder Dorffeste gefeiert oder religiöse Feste und Zeremonien zelebriert werden. Nachdem sich der Einheimische die Maske aufgesetzt hat und sich mit den zusätzlichen Materialien, welche meist aus Strohgewändern, Körperbemalung und Stäbe und Aufsätze für den Kopf sowie weiteren Dingen vorbereitet hat, wird er durch den Rhythmus der Zeremonie fast wie in Trance versetzt. Nur so gelingt es den Einheimischen, die entsprechenden Geister zu verkörpern. Besonders bei Festen zur Einweihung werden die Masken getragen. Hat ein Stammesmitglied endlich das Stadium des Kindes abgelegt und beginnt sein Leben als Erwachsener, so wird bei fast allen Stämmen ein Fest mit Maskentanz gefeiert. Natürlich wird auch die letzte Reise eines Einheimischen durch einen Maskentanz zelebriert. Soll ein Stammesmitglied vom Medizinmann geheilt werden, kommt auch hier die Maske erneut zum Einsatz und auch Wahrsager, welche die Zukunft voraussagen, nutzen die Maske, um sich mit den Geistern in Verbindung setzen zu können. Oft ist der Maskierte eine Art moralische Instanz, welche dem Stamm Befehle erteilt, das Gleichgewicht wieder in den Stamm bringt oder teilweise sogar Strafen verteilt! In manchen Stämmen werden bei manchen Ritualen sogar Opfer aus Lebensmitteln oder Ähnlichem geboten, um die Geister besänftigen zu können. «Ich heiße Sra. Sra bedeutet „Gott“. Diesen Namen haben mir die Menschen gegeben, weil ich wie Gott mit meinen Händen so schöne Dinge zu schaffen vermag.» Sra 3. Symbolsprache der geheimnisvollen Masken Afrikas Die Masken gelten sowohl für Eingeweihte als auch Nicht-Eingeweihte als gefährlich, da sie eine übernatürliche Kraft verkörpern. Sie werden in entlegenen Hütten aufbewahrt und meist streng bewacht – die Maske gilt damit nicht als Kunstgegenstand, vielmehr wird ihre Kraft durch Träger, Kostüm, Schmuck und rhythmische Bewegungen lebendig. So stellt eine Maske nicht nur ein hölzernes Objekt dar, das jemand auf dem Kopf trägt, sondern eine Gesamteinheit, bestehend aus dem geschnitzten Holzhelm, dem Kostüm mit Zubehörteilen wie Rasseln und Stäbe sowie dem Tänzer selbst. Die gesamte Maske verkörpert den Ahnengeist, der durch die Maske sichtbar wird. Die Maske tritt nicht statisch auf, sondern mit rhythmischen Bewegungen zur Musik – getanzt durch einen Ahnengeist. Solch eine Maske gehört einer Maskengesellschaft/einem Geheimbund an, die über verschiedenste menschen- und tiergestaltige Holzkörper verfügt. Maskenköpfe können motivisch als Tier oder menschliche Gestalt geschnitzt sein. Sie sind vielfach gekennzeichnet von Chiffren, verrätselt, verzerrt. Sie sind traurig, wütend, verwundet, lächelnd und immer lebendig. Sie zeigen die Zeichen des Krieges und des Friedens: den Dreizack der Gewalt und die Krone des Friedens und der Weisheit. Buchstaben, menschliche Gestalten, Eidechsen und Chamäleons – wichtige Figuren in vielen afrikanischen Mythologien – zieren Stirn und Wangen. Es sind diese positiven Zeichen aus der Natur, die „Friedenszeichen“, die Mut machen und die Völker Afrikas motivieren. Andere Symbole, wie das der Eidechse, sind uns eher fremd. In vielen afrikanischen Kulturen findet sich das Zeichen der Eidechse auf den verschiedensten Gegenständen des täglichen Lebens wie Kalebassen (Schalen aus der Frucht einer besonderen Kürbisart), Tüchern und Holzsitzen, aber auch auf wichtigen rituellen Gegenständen wie Trommeln oder Türpfeilern. Doch ist es nicht nur die Schönheit der flinken Eidechse, welche die Menschen Afrikas dazu bewegt, ihr Zeichen zu benutzen. Die Eidechse ist in manchen Regionen Westafrikas ein wichtiges Lebenssymbol. Ständig blickt sie in die Sonne, morgens schon bei Sonnenaufgang wärmt sie sich in ihrem Licht. Sie kann sich selbst erneuern, indem sie sich häutet. In Afrika ist sie darum ein Symbol für Lebendigkeit, ein Zeichen des Lebens. In der Guro- und Baule- Stammes-Maske befinden sich auf der einen Seite ein menschliches Profil, auf der anderen eine Tierschnauze. Ornamente, verschiedenartige Schmuckelemente werden mit Farbe auf die Maske gemalt oder mit Perlen und Muscheln ausgelegt Jedes Ornament bedeutet etwas Symbolisches. 3 MATERIAL AFRIKANISCHE MASKEN ÜTK 8 2014 Die Zick-Zack-Linienform symbolisiert komplexen Weg der Vorfahren, auf dem diese mit Würde zu gehen, um die Geister der verstorbenen Vorfahren glücklich zu stimmen. Das Schachornament bedeutet die Dualität der Welt, die Konfrontation zwischen Gut und Böse, Unwissenheit und Wissen, männlich und weiblich. Als die afrikanischen Masken und Skulpturen erstmals von Europäern entdeckt wurden, war natürlich von Anfang an klar, dass es hier zu schweren Fehlinterpretationen kommen würde. In der Kolonialzeit haben es die Führer der einheimischen Stämme bewusst unterlassen, den Kolonialherren zu erklären, was es mit den Masken, den Riten und Bräuchen der Einheimischen auf sich hat. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist es dazu gekommen, dass das Wissen über diese Kunstwerke nur sehr begrenzt ist. Nur eines ist sicher, dass die Masken zum einen der Abschreckung böser Geister dienen sollten und zum anderen sollten sie auch behilflich sein, Geheimnisträger herauszuheben. In Afrika gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Ethnien und Stämmen und jeder dieser Stämme hat unterschiedliche Bedeutungen für teilweise fast identisch aussehende afrikanische Masken. Dies macht es Forschern und Geschichtsinteressierten wirklich sehr schwer, eine einheitliche Symbolik darstellen zu können. Diese Kunst verstehen und nachvollziehen zu können ist wirklich sehr schwer und nur diejenigen, die direkt an den Wurzeln dieser Stämme nachforschen, können sicher sagen, welche Bedeutung die unterschiedlichen Masken und Skulpturen wirklich haben. 4. Afrikanische Meister Materialien, Herstellung, Werkzeuge Afrikanische Masken zeugen nicht nur von Magie, sondern auch von Kunst. Im Grunde genommen gibt es afrikanische Kunst nicht wirklich, denn die vielen ausgefallenen Formen, welche früher im Laufe der Jahre entstanden sind, sind zu großen Teilen Termiten und dem Lauf der Zeit verfallen. Aus diesem Grunde gibt es auch nur solche Skulpturen und Masken, die nicht älter als 150 Jahre sind. Erst in der Zeit der Kolonisation zu Anfang des 20. Jahrhundert wurde von den Menschen erstmals wirklich geschätzt, was in Schwarzafrika in mühevoller Handarbeit erstellt wurde. Ab diesem Zeitpunkt wurde diese Kunst nicht nur wertgeschätzt, sondern erstmals auch in Sammlungen zusammengetragen. Allerdings sind diese Sammlungen nur ein geringer Bruchteil dessen, was in der Geschichte Afrikas von den unterschiedlichen Ethnien gefertigt wurde. In der Zeit der klassischen Moderne wurde den Menschen erstmals ernsthaft klar, wie geschichtsträchtig und außergewöhnlich dieser Werke wirklich waren. Die unterschiedlichen Stämme Afrikas können mit einer ganzen Menge unterschiedlicher Masken aufwarten, bei denen jede Maske einen eigenen Zweck erfüllt. Manche Masken werden von den Einheimischen angezogen, um bei einem Volksfest zu unterhalten und manche werden auch tatsächlich, auch wie bei uns in Europa, lediglich genutzt, um sich zu verkleiden und sich gegenseitig bei Festen zu unterhalten. Obwohl namentlich meist unbekannt, lassen sich außergewöhnliche afrikanische Kunstwerke einzelnen Künstlerpersönlichkeiten zuschreiben, werden individuelle Meister-Oeuvres klar erkennbar. Sie geben Aufschluss über die Rolle der Bildhauer in der Gesellschaft und über Arbeitsbedingungen in ihren Werkstätten, aber auch über ihre Schönheitsideale und deren Umsetzung in ihren Bildwerken. Anhand von Einzelwerken und Werkgruppen wird die Einzigartigkeit der individuellen afrikanischen Künstlerpersönlichkeiten sichtbar. Zum Schnitzen verwendeten die afrikanischen Bildhauer einfache Werkzeuge wie Dechsel, Messer und Stechbeitel. Auch die Werkzeuge, die für die Herstellung der Masken verwendet werden, werden oft innerhalb der Stammesfamilie weitergegeben. Sie haben ebenfalls ihren eigenen Geist, meist sind es sogar die Fähigkeiten des vorherigen Besitzers, die in die Werkzeuge übergehen. Es ist eben alles Teil eines Systems des ökologischen Einklangs, an den die Afrikaner schon seit vielen Jahrzehnten glauben. Dabei entstanden Werke von außergewöhnlicher Ausdruckskraft und Schönheit. Die Stilisierung der menschlichen Figur sowie die stark reduzierten Maskengesichter mögen für das westliche Auge vorerst ungewöhnlich sein, aber es kommt nicht von ungefähr, dass sich die europäischen Künstler des Kubismus und Expressionismus von der von ihnen entdeckten Formensprache aus Afrika inspirieren ließen. Materialien Afrikanische Masken werden in den meisten Fällen aus Holz und Leder gefertigt. Allerdings gibt es auch noch sehr viel mehr Materialien, aus denen die beliebten Masken angefertigt wurden. Auch Bronze, Keramik, Bast, Terrakotta, Elfenbein und Stoff sind früher sehr gängige Materialien zur Herstellung afrikanischer Masken gewesen. Zudem werden manche Variationen nach Fertigstellung noch bemalt oder mit anderen Materialien geschmückt. Herstellung Da die Kunst des Maskenschnitzens bei jedem Stamm anders verläuft, wird diese Gabe wie bei einem Beruf von Generation zu Generation weitergegeben. In den meisten Fällen werden sie aus den Rohstoffen Holz, Terrakotta, Elfenbein, Messing, Kupfer, Bronze, Bast oder Keramik hergestellt. Die meisten Masken in Afrika sind jedoch noch immer aus Holz und dies hat 2 einfache Gründe: • ausreichend Holz/ Bäume vorhanden • der Baum besitzt eine eigene Seele hat, welche dann auch für den Geist der geschnitzten Maske das richtige Umfeld darstellt. Da in fast allen Stämmen Afrikas die Bindung zur Natur sehr groß ist, wird jedem Baum ein Opfer gebracht, bevor sein Rohstoff für eine Maske oder eine Skulptur verwendet wird. Der Geist des Baumes wird von den gleichen Quellen beherrscht, die auch den Einheimischen, der später die Maske erstell, inspiriert. Auch wenn sich die Zwecke der Masken in den unterschiedlichen Stämmen oft sehr unterscheiden, haben sie doch fast alle das Opferritual für den Baum gemein. Um die Kraft der Maske zu steigern, wird in vielen Stämmen Opferblut verwendet, um die Maske zu verzieren. Damit bei den Masken zwischen weiblich und männlich unterschieden werden kann, werden geometrische Linien verwendet, die dann entweder für Frau oder Mann stehen sollen. Besonders bei den afrikanischen Masken zeigen sich oft feine Details wie Frisuren an der oberen Seite der Maske oder auch Kreuze. „Für die Masken verwendet man ein besonderes Holz, das Iroko, das man bei den Guro ‚Goore‘ nennt. Man sagt, dass das Iroko das Volk ernähren muss, weil man aus diesem Holz auch die Mörser und Stampfer für den täglichen Gebrauch macht. Die Bildhauer haben großen Respekt vor diesem Holz. Bevor sie es bearbeiten, müssen sie es um Erlaubnis bitten. Man kann einen Iroko-Baum nicht ohne Zustimmung der Weisen fällen, weil sie die einzigen sind, die die Geister, die in dem Baum leben, um Gnade dafür bitten können, dass man sie zwingt, diesen Platz zu verlassen. 4 MATERIAL AFRIKANISCHE MASKEN ÜTK 8 2014 Als ich das letzte Mal bei meiner Mutter war, sind junge Leute gekommen, um mich zu fragen, ob ich in der Lage sei, die heilige Maske zu schnitzen. Das war eine Fangfrage. Wenn ich ja gesagt hätte, dann hätte das gefährlich für mich werden können. Sie teilen dies den alten Weisen mit. Um die heilige Maske zu schnitzen, muss man Macht haben. Wenn ich ja gesagt hätte, wären sie gekommen, mich zu testen, ob ich auch wirklich stark bin. Wenn sie festgestellt hätten, dass ich nicht genug Kraft habe, schaden sie mir auf die eine oder andere Art. Wenn man als Jugendlicher initiiert wird, konfrontiert man dich mit der höchsten Maske, der dy‘esse‘. Das geschieht aber erst dann, wenn du deine Stärke im Verlauf verschiedener Prüfungen genügend gezeigt hast, dass du die Macht aushalten kannst, wenn nicht kann die Maske sehr gefährlich für dich sein. Frauen dürfen sie nicht sehen. Am Tage der Initiation muss man im Besitz aller seiner Mittel und Kräfte sein, um der Maske in die Augen sehen zu können. Wenn die Masken aus dem heiligen Hain kommen, beherrschen sie das ganze Dorf. Nur die Initiierten sind anwesend, die Frauen sind mit den Kindern in den Häusern. Die Maske schickt ihre Kundschafter aus, um zu kontrollieren, ob es Fallen, Neider oder Eifersüchtige gibt. Dann tanzt sie nicht. Der Tanz der Maske ist aber sehr wichtig für das Wohlergehen des Dorfes. Noch heute gibt es Fälle, in denen die modernen Gerichte nicht entscheiden können; dann ruft man die Maske auf, um ihre Ratschläge und ihre Urteile zu hören.“ Jems Robert Koko Bi /Elfenbeinküste Symbolik afrikanischer Masken bei den Dogon in Mali Da die Symbolik der afrikanischen Masken von Stamm zu Stamm immer wieder sehr unterschiedlich ist, wurden 2 große Stämme herausgesucht, damit dennoch ein kleiner Einblick in die Symbolik geboten werden kann. Die Dogon in Mali sind einer dieser beiden Stämme. Deren religiöses System ist zwar sehr komplex, lässt sich aber dennoch in drei hauptsächliche Kulte einteilen: Der Totenkult, der Awa • Der Bini, welcher zu Kommunikation mit Geistern dient • Der Verehrungskult von Natur und Erde, der Lebe • Besonders Tiermasken sind bei den Dogon sehr beliebt, da es durch sie möglich wird, mit Geistern in Kontakt zu treten. Da das Leben der Dogon sehr landschaftlich geprägt ist, gibt es lediglich eine einzige Zeremonie, welche auch außenstehenden gezeigt wird, der Tanz der Antilope. Alle anderen Riten und Festlichkeiten sind ausschließlich Einheimischen vorbehalten. Die Maske der Antilope ist rechteckig und es stehen mehrere Hörner an den Seiten ab, sie steht für die Fruchtbarkeit der Farmerfelder. Die Antilopenmaske steht auch in diversen anderen Stämmen für die Landwirtschaft. Manche Stämme sind sich sogar sicher, dass die Antilope den Menschen schon seit Urzeiten die Geheimnisse der Landwirtschaft verraten würde. Symbolik afrikanischer Masken des Punu Stammes in Gabun Auch innerhalb dieses Stammes gibt es eine Vielzahl, interessanter Maskenformen. Hauptsächlich wird durch diese Masken die Schönheit der Frau dargestellt. Dies sind auch die Masken, die mittlerweile auch im europäischen Raum in vielen Wohnzimmern als Dekoration zu finden ist. Sie haben eine langgezogene Form, dazu mandelförmige Augen und sehr hohe Augenbrauen. Lange Strichlinien auf der Maske sollen Schmuck darstellen und auch die Nase ist nur durch einen langen, schmalen Strich dargestellt. Bei dem Stamm der Senufo allerdings, welche nahe der Elfenbeinküste leben, lassen sich eine ganze Menge Masken finden, mit denen Gefühle dargestellt werden sollen. Ruhe wird durch eine Maske mit geschlossenen Augen dargestellt, Demut zeigt sich durch schmale Augen und einen schmalen Mund. Der Stamm der Grebo, welche ebenfalls an der Elfenbeinküste angesiedelt sind, haben Aufregung und Ärger durch eine Maske mit großen und sehr runden Augen kombiniert mit einer sehr gerade Nase, welche die Willensstärke zeigen soll, dargestellt. Sie soll einem helfen, bei Auseinandersetzungen stark zu bleiben und dem Konkurrenten gegenüber standhaft bleiben zu können.n diesem Töpferkurs dient afrikanische Kunst als Anregung für keramisches Plastizieren. Dieser Kurs soll Ihnen einen Zugang zur Kunst Afrikas vermitteln. Es wird versucht ein Verständnis für die afrikanische Kultur und Kunst zu entwickeln. Die Einführung in die afrikanische Kunst beinhaltet die Betrachtung von zahlreichem Bildmaterial. Dieser Töpferkurs richtet das Augenmerk auf die Bedeutung der Maske in der afrikanischen Kultur, insbesondere der westafrikanischen Kultur. Die praktischen Arbeiten dieses Töpferkurses beinhaltet die Arbeit an kleineren und großeren Maskenobjekte, wobei nicht eine detailgenaue Kopie der Orginale versucht wird, sondern der Schwerpunkt auf der Entwicklung eines eigenen Stils liegt. Die entstandenen Keramiken können polychrom bemalt werden können 5 MATERIAL AFRIKANISCHE MASKEN ÜTK 8 2014 I 6 MATERIAL AFRIKANISCHE MASKEN ÜTK 8 2014 Vorlegemaske gu der Atutu Elfenbeinküste, erste Hälfte 20. Jh.; Holz, bemalt, H: 25,5 cm; Inv. Nr.: 33.11: 29, Kauf: Hans Himmelheber, 1933 (Forschungsreise 1933) 1933 unternahm der Arzt und Ethnologe Hans Himmelheber (1908-2003) eine Reise zu den Baule, um die Rolle afrikanischer Bildhauer zu erforschen. Die während dieses Aufenthalts erworbene Maske von den Atutu, einer Untergruppe der Baule, zeigt ein betont schönes weibliches Gesicht mit leicht geöffnetem Mund. Als ästhetisch ansprechend gilt bei dieser Ethnie ein schmales Gesicht mit hoher Stirn, geschwungenen Augenbrauen und schlanker Nase. Auf der Stirn sind fünf Einheiten von je drei vertikalen Schmucknarben wiedergegeben, wobei die Zahl drei das weibliche Geschlecht symbolisiert. Die Frisur mit dem mittleren Haarkamm verweist auf eine wohlhabende Frau, die keine Lasten auf dem Kopf tragen muss. Diese Maske erscheint als Ensemble zusammen mit der Maske ihres Mannes und der ihres Schwagers u.a. bei der Schlichtung von Streitigkeiten und bei Beerdigungen. 7 MATERIAL AFRIKANISCHE MASKEN ÜTK 8 2014 Kanaga-Maske der Dogon, undatiert Holz des Wollbaumes, Pflanzenfasern 82 x 51 cm Erworben 1958 Inv.-Nr. K 587 © Museum Folkwang, EssenDie ›Kanaga-Maske‹ aus Mali erzählt eine Geschichte von Leben und Tod. Im Museum ausgestellt, ist sie das ruhende Requisit eines Tanzes. Man kann die Schönheit ihrer Gestaltung betrachten, was ihr fehlt, ist die Bewegung. Der rituelle Tanz, für den die ›Kanaga-Maske‹ produziert wurde, hat eine magische Funktion. Die Maske wird von dem Stamm der Dogon für Beerdigungsrituale angefertigt, in denen die Geisterwelt der Verstorbenen beschworen wird. Der kreuzförmige Aufbau deutet den schwarz-weißen Schöpfungsvogel der Dogon-Mythologie an. Die gleichzeitige Ausrichtung zur Erde und zum Himmel verweist auf den Schöpfer, der mit der einen Hand nach oben und mit der anderen zur Erde reicht. Während des Tanzes beugen sich die Tänzer so weit nach vorne, dass der Schöpfer den Boden berührt, Himmel und Erde, Jenseits und Diesseits sich vereinen. Die Mythologie und die Form der Maske wurde über 600 Jahre mündlich überliefert, so dass es unter den Dogon heute mehrere Varianten der Deutung gibt. Die Maske wurde nicht von Karl Ernst Osthaus für das Museum Folkwang gekauft. In Europa interessierte man sich erst später für die Kunst der Dogon. Sie wurde auf der Kolonialausstellung 1931 in Paris durch die Aufführung eines Tanzes mit ›Kanaga-Maske berühmt. Weniger die abstrahierende Formgebung faszinierte die Europäer; im Kontext der Diskussionen über das Unbewusste begeisterten sie sich besonders für das animistische Weltbild der Dogon. Neben Ethnologen kauften auch zahlreiche Kunstsammler Skulpturen und Objekte des Stammes. In den 1960er Jahren galten die Ahnenhöhlen, in denen Holzskulpturen aufbewahrt worden waren, als geplündert. Das Ritual des Tanzes mit ›Kanaga-Maske‹ aber wird heute noch zelebriert und hat als religiöse Tradition überlebt. 8 MATERIAL AFRIKANISCHE MASKEN ÜTK 8 2014 Arbeitsweise Über ein leicht abstrahiertes Ton-Relief eines menschlichen Gesichts wurde das nasse Fenster-Leder gelegt und mit den Fingern zur Maske geformt und getrocknet. 9
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