Ein Weihnachtsbaum für die Engländer Oder Wie die Grundschule am Insulaner einen Weihnachtsbaum geschenkt bekam, um britischen Besuch zu beglücken, und die Schüler das Monstrum nur noch durch die Straßen aufs Schulgelände schleppen mussten Die Fünftklässler, der Weihnachtsbaum und ich. Es ist ein typischer Tag in der Berliner Vorweihnachtszeit - unmenschlich feucht und kalt, aber kein bisschen weihnachtlich - als ich mit einer kleinen Truppe Fünftklässler aufbreche, um der Schule einen Weihnachtsbaum zu besorgen. In ein paar Tagen steht in ihren Klassen hoher Besuch an: Eine Gruppe englischer Schüler hat sich für eine „Schülerbegegnung“ angekündigt. Was unternimmt man, um Engländer zu unterhalten und gleichzeitig das Klimaschutzthema der Schule hochzuhalten? Zum Beispiel einen Tannenbaum auf dem Schulgelände einpflanzen und wetterfesten Baumschmuck dafür basteln. Das liegt näher, als man vielleicht denkt, denn Engländer verbinden den Weihnachtsbaum tatsächlich mit Deutschland. Schließlich wurde die schöne Tradition auf der Insel von Königin Victorias Gemahl Albert von Sachsen-Coburg und Gotha eingeführt. Und so hat Vincent Boesang aus der 5b seine unergründlichen, aber hilfreichen Beziehungen zur Berliner Tannenquelle spielen lassen, die sich daraufhin nobel bereit erklärt hat, einen Baum zu stiften. Nur abholen soll die Schule das Prachtstück selber, und zwar am Tannenquellen-Standort in der gut anderthalb Kilometer entfernten Siemensstraße. Was uns wieder zum regnerischen Vormittag des 29. Novembers 2012 zurückführt, und zu mir, der ich mich bereiterklärt habe, die vier Jungen und vier Mädchen zu begleiten, die den Baum einsammeln sollen. Ein paar von ihnen kenne ich aus den Fußball-AG`s, die ich leite, die anderen von einem Ausflug, an dem ich vor einiger Zeit als Betreuer teilgenommen habe. Da zudem ihre Anzahl heute überschaubar ist, sollte es eigentlich keine Probleme geben. Selbstverständlich gibt es doch welche, Unstimmigkeiten über den besten Weg („Warum gehen wir denn jetzt hier lang und nicht einfach geradeaus?“) und zahlreiche Ablenkungen („Darf ich mir einen Döner holen?“), aber schließlich erreichen wir doch noch den kleinen Verkaufsstand. Der Tannenbaumhändler (Baumverkäufer? Tannenmann? Christbaum-EinzelhandelsAngestellter?) ist offenkundig schon auf uns vorbereitet, der Baum steht parat. Gut 1,80 ist er groß – die Kinder hätten ihn gern noch ein bisschen größer gehabt – und hätte sicher einen stolzen Preis gehabt, wenn er denn in den Verkauf gelangt wäre. Der Tannenbaumhändler netzt ihn gemeinsam mit den Kindern ein, dann helfe ich ihm, das Trumm in unsere mitgebrachte Schubkarre zu verladen. Ganz schön anstrengend, und hinterher ist meine gute Jacke total voller Erde. Den Rest der Arbeit dürfen jetzt aber mal die Schüler übernehmen... Die sind aber erst mal schon wieder abgelenkt, denn jetzt bekommen sie noch jede Menge liegengebliebene Mit vereinten Kräften wird der Baum eingenetzt. Tannenzweige geschenkt. Mit den Händen voller Grünzeug machen sie sich anschließend daran, die Schubkarre die Siemens- und Halskestraße entlangzuschieben, vorbei an riesigen Pfützen und durch von schlecht geparkten Autos verursachte Engpässe. Harte Arbeit, und einmal kippt die Schubkarre sogar um. Die beiden Schüler, die gerade schieben, haben gleichzeitig ihren Griff gelockert, und schon fällt die Karre nach vorne, der Baum landet auf der Straße. Zum Glück kommt er mit dem eingetopften Fuß zuerst auf und bleibt unbeschädigt, aber es kostet einige Mühe und ein paar nadelMit Baum auf der Halskestraße. zerstochene Hände, um ihn wieder aufzuladen. Es ist glücklicherweise die letzte Hürde auf dem Rückweg. Kurz darauf rollen wir mit Schubkarre, Baum und Tannengrün durch das Eingangstor aufs Schulgelände. Die Tanne ist bereit für ihren Einsatz, die Engländer können kommen. Gibt es sonst noch was zu erzählen? Ach ja: Wenn Sie selbst noch einen Weihnachtsbaum brauchen – erstklassige Tannen und freundlichen Service gibt’s bei der Berliner Tannenquelle, Standort Siemensstraße 21-23 in Steglitz, bis Heiligabend, 14.00, für Sie da. Siehe auch http://tannenquelle.de Soviel Sponsorenwerbung muss sein. Kaufen Sie ihren Baum nur hier! Text & Fotos: Asmus J. Schwarz
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