B. Sachtextanalyse – Argumentieren – Erörtern (S. 15–34) B. Sachtextanalyse – Argumentieren – Erörtern 1. Sa c htex tanalyse 1 a)Abb. 1: Google Trend. Stand Juli 2015; Liniendiagramm; Angabe der Jahre 2009–2015 sowie die Angabe zur Nachfrage der globalen Nachfrage bei Google zu „Quantified Self“. Anhand der Daten kann das I nteresse der Internetnutzer an QS abgelesen werden. Abb 2. TNS infratest/Trendbüro; Schaubild; Platzangaben zu den „Werten der Deutschen“ im Jahr 2014 im Vergleich zu 2012 und 2009. Anhand der Daten kann abgelesen werden, inwiefern bestimmte Werte sich im Laufe von fünf Jahren verschoben h aben. Gesundheit ist den Deutschen danach wichtiger als Freiheit. b)Die Aussage „Es kann vermutet werden, dass das Interesse an der Selbstvermessung als eine Möglichkeit der Gesundheitssteigerung angesehen wird“, ist richtig, weil das Streben nach Gesundheit laut Abb. 2 einen hohen Wert für die Menschen darstellt. Die Aussage „Gesundheit wird für viele immer erstrebenswerter, da sie als Grundlage für gelebte Freiheit, Autonomie und Eigenverantwortung gilt,“ ist richtig, weil Gesundheit laut Abb. 2 noch vor dem Wert Freiheit rangiert. Dennoch zeigt Abb. 1 einen Trend: Das Interesse schwächt sich leicht ab. c)individuell. (Man kann aber z. B. hinterfragen, ob die ausschließliche Auswertung der Daten von Internetnutzern tatsächlich alle Teile der Bevölkerung abbildet. Copyright Verlag Handwerk und Technik, Hamburg rgebnisse ihr 2 QS bedeutet Selbsterkenntnis durch Zahlen. Menschen messen verschiedenste Körperwerte, um anhand der E Gesundheitsverhalten zu optimieren. 3 a)Individuelle Lösungen. Thematik: Auswirkungen der QS-Bewegung auf das Gesundheitsverhalten der Nutzer. Kernaussage: Die Nutzung von Apps etc. zu QS entspricht dem Trend zu einem „perfekten Körper“ als Zeichen für Erfolg zu gelangen. Die Nutzer unterstellen sich zur Erreichung dieses Ziel einer ständigen Kontrolle. b)Frage 1: Zeile ….. : Die Wahl des „richtigen“ Lebensstils ist identitätsstiftend und dient der sozialen Anerkennung. Frage 2: Zeile ….. : „Die Disziplinierung durch Andere – beispielsweise Institutionen sowie Expertinnen und Experten der Medizin und Ernährungsberatung – wird dabei mehr und mehr von so genannten self-managingstrategies abgelöst.“ (d.h. Unabhängigkeit steigt) (Z. 35–39) „Das Übersetzen der täglichen Ernährung in messbare und visualisierbare Daten – als Konto mit guter oder schlechter Bilanz oder Kurvendiagramm – schafft Evidenz, wirkt als Belohnung oder Sanktion und gibt das Gefühl, Überblick und Kontrolle zu behalten.“ (Z. 48–49) Anerkennung durch Andere wird möglich. Frage 3: Durch Begriffe wie „gibt das Gefühl, Überblick und Kontrolle zu behalten“ (Z. 38 f.) und das am Ende des Textes formulierte Fazit „“wird zur individuellen Kommandozentrale des aktiv gestaltenden Individuums“ (Z. 66 f.) sowie die Bezeichnung ,, Körper 2.0“ (Überschrift u. Z. 73) klingt eine eher kritische Haltung der Autorin an, die besagt, dass der Mensch sich einem „Diktat der Technik“ unterstellt. c)Individuelle Lösungen 4 Material 1: Selbstdisziplin macht glücklich. Apps können daher zum Glück verhelfen. Material 2: Vermeintliches Mehr an Kontrolle des Alltags ist tatsächlich eher ein Kontrollverlust. Material 3: Die Dateneingabe erfordert viel Arbeit und verdirbt die Laune. / Die Schlussfolgerungen sind teilweise nicht eindeutig und trivial. Material 4: Menschen haben schon in früheren Zeiten ihren Körper beobachtet, wie z. B. an den Aufzeichnungen G oethes deutlich wird. 5 a Glosse: polemisch, oft spöttische und boshafte Kommentierung. Erwartungen individuell, z. B. Ein überspitzter Text, der mit Humor zu lesen ist. Viele Vorwürfe, warum Selbstvermessung genau im Trend des ständig steigenden Datenaufkommens liegt. Auswirkungen des sog. Lifestyle-Business 5 b Thema/Problem: Hauptaussage:Der Trend zur Körperoptimierung durch die sog. Quantified-Self-Bewegung führt nicht zu einem erfüllteren Leben, sondern zu Abhängigkeit und zum Verlust von Lebensqualität Absicht/Zielgruppe:Dem QS-Anhänger werden seine Verhaltensweisen gespiegelt. Durch die Provokation wird er zur Auseinandersetzung mit den Aussagen des Autors aufgefordert, der ihm aber seine grundsätz liche Sympathie und damit echte Besorgnis mitteilt. 5 c s. Lösungsskizze e) handwerk-technik.de 5 B. Sachtextanalyse – Argumentieren – Erörtern (S. 15–34) 5 d Sie Prachtexemplar des Big-Data-Zeitalters! Eine Beschimpfung des Selbstvermessers Von Arno Orzessek Ein Selbstvermesser gleicht in seinem Wahn einer Ratte in einer Skinner-Box. In diesen reizarmen Behältern trainieren Wissenschaftler den Tieren neue Verhaltensweisen an. Nichts anderes mache das Lifestyle-Business mit Menschen, schimpft Arno Orzessek. Furztrockene, grotesk irrelevante Messdaten Genau das macht das Lifestyle-Business mit Ihnen, Sie Käfigratte. All die tollen Tools, irren Tracker2 und bunten Apps konzentrieren Ihre Aufmerksamkeit auf furztrockene, für den gesunden Menschen - und Verstand - grotesk irrelevante Messdaten, die sich zum Reichtum des Daseins schäbiger verhalten als die berühmte graue Theorie zu des Lebens grünem Baum. Zahlen sind objektiv, na klar! Aber Sie, Sie sind ein Subjekt - verstehen Sie das P roblem? Während Sie Ihr heiliges Buch, das Produktivitäts-Protokoll, stündlich mit Zahlen füllen, entleert sich Ihr spirituelles Selbst. Ihr Wille will nur noch... die Zahlen verbessern. Das ist der Zweck, Ihr Körper ist das Mittel. Und Sie im engeren Sinne – als widerspenstiges, unberechenbares, herrliches Psyche-Soma-Kuddelmuddel, als das Sie einst Ihre Mutter gebar - Sie zählen nicht. Als gläubiges Mitglied der Quantified-Self-Gemeinschaft dürfte Ihnen die Ähnlichkeit zwischen QS und Scientology kaum auffallen. Außenstehende aber erkennen: Beide Psycho-Sekten züchten gleichgeschaltete Menschenratten und verkaufen - so macht das übrigens jeder, sagen wir, Gesinnungsfaschismus - die Gleichschaltung als Glück. Weshalb Sie, lieber Selbstvermesser, Ihren angeborenen Geschmack für Müßiggang, Disziplinlosigkeit, Übertretung, Pommes rot-weiß und verkaterte Tage im Bett verloren haben. Ihr Schönheitsbegriff ist auf Men’s Health-Niveau hinabgestürzt, Ihrem verkümmerten Geist verleiht nur noch Red Bull Flügel, Ihr Menschenbild ist der fitte Hampelmann des Sportartikel-Marketings. Totale Selbstvermessung ist wirklich totaler Quatsch. Und warum ist das nur logisch, Sie bornierter Zahlenspießer? Weil zwischen Quantität und Qualität kein quantitativer, sondern - bingo! - ein qualitativer Unterscheid besteht. Beschreibung der eigenen bevorzugten Verhaltensweisen Positive Bewertung und Bekräftigung dieses Lebensstils. Ankündigung der nun folgenden Kritik der Selbstvermessung – Überflüssige Geräte – S treben nach positiver Aktivitätsbilanz zur Überdeckung realer Gefühle –H andeln wird fremdbestimmt – Abhängigkeit des Menschen – Erhobene Daten sind für das reale Leben irrelevant – Erhobene Daten werden zum Selbstzweck – Vergleich von QS mit einer Sekte: beide führen zur Gleichschaltung – Folgen der Gleichschaltung: Verlust der eigentlichen Interessen, Abhängigkeit von Fremdbewertung 1 Ein Gadget ist ein kleiner, raffinierter technischer Gegenstand, der auch für Spielereien geeignet ist. 2 Ein Tracker ist ein technisches Gerät zur Erfassung der räumlichen Position und Rotation in Umgebungen der virtuellen Realität. 6 handwerk-technik.de Copyright Verlag Handwerk und Technik, Hamburg Vorab die Bekenntnisse eines Mess-Muffels. Ich besitze seit Jahrzehnten keine Armbanduhr und bin im neuen Jahrtausend noch nicht auf die Waage gestiegen. Ich trinke gern ohne fixes Limit und meide IntelligenzTests. Mein erster Blutdruck-Test vor Jahren war so unerfreulich, dass ich den zweiten verweigert habe. Es geht mir dabei gut. Präziser: Ich fühle mich altersgerecht angeraspelt. Bei McFit lasse ich es manchmal krachen, bis ich Blut auf der Zunge schmecke. Und nun zu Ihnen, lieber Selbstvermesser. Ich halte Sie im Grunde für komplett plemplem - und möchte Ihnen gezielt zu nahe treten. Sollten Sie dieses neue Gadget1 haben, das den Radius Ihrer Zornesadern misst – schalten Sie es zur Selbst-Kontrolle bitte ein! Denn diese Beschimpfung dauert jetzt noch drei Minuten. Ach ja, wenn Sie beim Zuhören je 30 Liegestütze, Klappmesser und Kniebeugen machen, stärken Sie Ihre Body-and-Mind-Multitasking-Fitness und verbrennen an die 20 Kalorien. Und die machen sich in Ihrem elektronischen Produktivitäts-Protokoll sicher besser als der handgetippte Eintrag: Im Radio durchschaut worden; hoher Stressfaktor; Selbstzweifel, Wut. Wir wollen hier nämlich festhalten, dass Sie in Ihrem Vermessungs-Wahn der Ratte in der Skinner-Box gleichen. Das sagt Ihnen nichts? Kein Wunder! Die Skinner-Box ist ein reizarmer Käfig, in dem Wissenschaftler Ratten beliebig neues Verhalten antrainieren. Und zwar durch stupide Belohnung und Bestrafung.
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