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Mehr Umsatz und noch mehr Spreizung
Kiel - Von Januar bis August 2015 stieg der Umsatz der Apotheken um durchschnittlich 4,5
Prozent, das Betriebsergebnis aber nur um 2,1 Prozent – und viele Apotheken konnten davon
überhaupt nicht profitieren, zeigen die jüngsten Daten der Treuhand Hannover.
Bei der Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein am Samstag in Kiel stellte
Frank Diener die Daten der Treuhand Hannover zur wirtschaftlichen Entwicklung der Apotheken in
Deutschland in den ersten acht Monaten des Jahres vor. Dem gestiegenen Durchschnittsumsatz steht ein
noch stärker – um 5,2 Prozent – gewachsener Wareneinsatz gegenüber. Die Gründe dafür sieht Diener
in der Kürzung von Einkaufsvorteilen durch die Großhändler und im steigenden Anteil der Hochpreiser.
Die Betriebskosten wuchsen um 2,3 Prozent. Damit verblieb ein Plus von 2,1 Prozent beim
Betriebsergebnis.
Immer mehr Unterschiede
Doch in den einzelnen Apotheken kommt diese Entwicklung ganz unterschiedlich an. In 29 Prozent der
Apotheken ging der Umsatz sogar zurück. „Der Durchschnitt wird zur Kunstgröße“, folgerte Diener. Die
Umsatzverteilung sei viel stärker als früher in Bewegung: Apotheken mit sehr niedrigen Umsätzen
schließen, die umsatzstärksten Apotheken wachsen daraufhin und eine „typische“ Apotheke gibt es kaum
noch, weil sich das Mittelfeld auf immer mehr Umsatzgrößenklassen verteilt. Dieser Trend werde aus
demografischen und wirtschaftlichen Gründen anhalten, erwartet Diener. Die Unterschiede setzen sich
bei den Betriebsergebnissen fort. Von Januar bis August hätten 22 Prozent der Apotheken
Betriebsergebnisse unter 4 Prozent des Umsatzes erzielt. Diese Apotheken haben „kein Wasser unter
dem Kiel“, so Diener. Sie hätten keine Reserven für negative Entwicklungen. Dagegen seien 33 Prozent
der Apotheken mit Betriebsergebnissen über 8 Prozent des Umsatzes solide aufgestellt.
Ausblick für 2016
Für 2016 sieht Diener ein Potenzial für zusätzliche Verordnungen durch das um 1,2 Milliarden Euro
gestiegene GKV-Budget für die Arzneimittelversorgung und die zusätzlich vereinbarten 1,4 Milliarden
Euro allein für Sovaldi und Harvoni. Hinzu kommt die analoge Entwicklung bei der PKV.
Die Abwanderung von OTC-Kunden zum Versand betrachtet er als weitgehend gestoppt. Künftige
Apothekenschließungen würden den verbleibenden Apotheken zusätzliche Umsätze und Erträge bringen.
Benachbarte Apotheken würden dies immer häufiger begleiten und damit eine „liebevolle Schließung“
ermöglichen.
Unsicherheit sieht Diener durch das Antikorruptionsgesetz auf die Apotheken zukommen. Es könne viele
Jahre dauern, bis geklärt sei, wie einzelne Rabattkonstruktionen für OTC-Arzneimittel und besondere
Leistungen bei der Heimversorgung beurteilt würden.