DER „perfekte“ - FEG Winterthur

Predigt Hauptgottesdienst
Der „perfekte“ Gottesdienst
Joni Merz
14.02.2016
Anregungen und Notizen zur Predigt vom 14.02.16 Thema: DER „perfekte“ Gottesdienst 1. Weshalb kommst du Sonntag für Sonntag in den Gottesdienst? 2. Was würde dir fehlen, wenn es den Gottesdienst nicht mehr geben würde? 5 Merkmale, die den urchristlichen Gottesdienst bereichert haben: 1. ______________________________ (Apg 2,26; 5,42; 20,20. Röm. 16,5; 1Kor. 16,19) (Einmütigkeit; Apg. 1,14; 2,46; 4,24; 5,12; 8,6,...) 2. ______________________________ (1Kor. 12,4-­‐11; 14) 3. ______________________________ (Joh. 15,11; Lk 6,23; Apg. 2,40ff.; Röm. 15,1.Phil. 1,25, ...) 4. ______________________________ (Apg. 4,31; 1Kor. 12,6-­‐11) 5. ______________________________ (Röm. 12,1; Phil 2,4; Eph. 6,18; 2Thess. 3,1, ...) Dein Platz für weitere Notizen: Quelle der 5 Merkmale des urchristlichen Gottesdienstes: • „Gott braucht Gottesdienst“; Biblische Impulse für den Gottesdienst von Heute ISBN 978-­‐3-­‐643-­‐80167-­‐8; Vortrag von Martin Forster; „Der Anfang der Verehrung Jesu“ 1 Predigt Hauptgottesdienst
Der „perfekte“ Gottesdienst
Joni Merz
14.02.2016
Predigt vom 14.02.16
DER „perfekte“ Gottesdienst
Unkorrigierte Fassung
Einstieg – das Ringen um ein Thema
Es ist Ferienzeit – zumindest für Familien mit Kindern im Schulalter und für Lehrer und
Lehrerinnen. Wir - hier in der Gemeinde haben auch Ferienzeiten, ich weiss nicht ob euch
das schon mal aufgefallen ist: Das Bistro ist geschlossen, es sind etwas weniger Leute da
und es gibt meistens keine Predigtreihen. Für mich eine gute Gelegenheit, heute über ein
Thema zu sprechen, welches mich seit längerem begleitet und weit oben auf meiner „Was
ich mal predigen möchte“ – Liste ist.
Das Ringen um Themen ist so eine Sache – es gibt ganz viele gute Steilvorlagen für
Predigten. Christliche Grundsätze, aktuelles Weltgeschehen, predigten aus dem Leben
gegriffen usw. – die Liste scheint unendlich. Und dann noch der Faktor der Inspiration: Was
ist dran?
Heute habe ich mich für ein Thema entschieden, welches vielleicht überraschend
daherkommt – und doch ist es für unser Zusammensein relevant. Ich habe der Predigt den
Titel gegeben „Der perfekte Gottesdienst!“ Die Folgefrage ergibt sich: Wie sieht der aus?
Gibt es DEN perfekten Gottesdienst überhaupt – und was meint eigentlich „Perfektion“? Ist
das anzustreben?
Hauptteil
Letzten Sonntag habe ich im Triebwerk über „Entscheidungsfreudigkeit“ gepredigt – wie
erkennen wir Gottes Willen für unser leben. Ihr habt euch heute morgen entschieden, diesen
Gottesdienst zu besuchen. Vielleicht zum ersten Mal, die meisten von euch haben aber
sicherlich den Überblick verloren und hätten Schwierigkeiten aufzuzählen, wie oft sie in
ihrem Leben schon einen Gottesdienst besucht haben. Und da möchte ich ansetzen: Ihr
seht es auf dem Infoblatt auf den Stuhlreihen – ich möchte euch Fragen:
1. Weshalb kommst du Sonntag für Sonntag in den Gottesdienst? (1 Antwort) Als
Zweites:
2. Was würde dir Fehlen, wenn es den Gottesdienst nicht mehr geben würde? (1
Antwort)
Ich behaupte, dass man auf beide Fragen dieselbe Antwort geben könnte – meistens die
Antworten aber nicht Deckungsgleich sind. Bei der ersten Antwort wird eine Erwartung im
Vordergrund stehen, bei der Zweiten wohl eher ein Bedürfnis, ein Resultat – welches
vielleicht befriedigt ist oder eben auch nicht. Beide Fragen helfen zur Klärung nach dem Ziel
– was dich antreibt hier zu sein!
Hast du dir schon mal ganz konkret überlegt, was wir hier eigentlich machen – für was ein
Gottesdienst eigentlich steht? Wenn ich heute morgen von Gottesdienst spreche, dann
meine ich explizit unsere Versammlung am Sonntagmorgen! Welche Bedürfnisse deckt ein
solcher Gottesdienst ab: Meiner Meinung nach die Begegnung mit Gott, anderen Menschen
und dir selbst. Und dies durch wird durch verschiedene Elemente ermöglicht: Predigt,
Lobpreis & Gebet. Doch das klärt den Begriff noch nicht: Gottesdienst. Das was wir
Sonntag für Sonntag veranstalten – ich sage es etwas plakativ – dienen wir da Gott oder
dient Gott uns? Gottesdienst – Wer dient da wem?!?
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Der „perfekte“ Gottesdienst
Joni Merz
14.02.2016
In erster Linie geht es meiner Meinung nach um
eine Begegnung des dreieinigen Gottes mit uns
– Er mit uns. Im Vordergrund steht als die
vertikale Dimension und nicht die Horizontale.
(Jetzt könnt ich schon mal einen Blick auf eure
Antworten werfen...) Und ich sage bewusst – er
mit uns – und nicht er mit mir. Ich glaube, Gott
denkt im Kollektiv. Er will uns als Gemeinde
begegnen. Und doch spricht der Heilige Geist,
der laut Paulus in jedem Gläubigen Wohnung
nimmt, individuell und persönlich in unser Leben
hinein.
Ein zweiter Aspekt ist unsere Ehrerbietung ihm
gegenüber – wir dienen ihm. Eine Art, wie wir
das ausdrücken ist unsere Dienstbereitschaft
oder die Anbetung. Sie dient unserer
Auferbauung und drückt zugleich, wenn nicht
primär aus, dass wir uns ihm hingeben.
Anbetung ist Hingabe. Somit ist Gottesdienst –
Dienst an Gott, indem wir uns Hingeben.
Ich bin der Überzeugung, dass eine Versammlung – wie wir sie hier haben – dann zum
Gottesdienst wird, wenn Jesus der Dreh und Angelpunkt ist, eine gemeinsame Ausrichtung
auf ihn erfolgt und unser Treffen in einer Verbindung zum alltäglichen Christsein darstellt.
Eine solche Versammlung ist nicht Spannungsfrei, denn ich bin überzeugt – jeder einzelne
von euch hat eine bestimmte Vorstellung von „seinem“ perfekten Gottesdienst. Als
Gemeinde und der Entscheidung wie wir unseren Gottesdienst gestalten bewegen wir uns
in wechselnden Spannungsfeldern: Um hier mal ein paar zu nennen:
Wie sieht dein „Gottesdienst“ aus? Wo würdest du dich und dein Bedürfnis einbetten?
Natürlich stellt sich auch die Frage – wo bewegen wir uns als Feg Winterthur? – und ich
sage: Auch hier werden wir uns ganz verschieden einstufen. Unsere eigene Prägung,
Herkunft aber auch unsere Erfahrungen und Enttäuschungen formen unser Bild von
Gemeinde und unsere Empfindung, in welcher Balance wir uns befinden.
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Beim betrachten dieser Spannungsfelder und der eben mitgeteilten Gedanken möchte ich
eines festhalten: Das Wunder der Gemeinde ist, die Einheit in der Verschiedenartigkeit. Dass
ihr heute alle hier sitzen könnt ist Zeugnis genug, dass es funktioniert! Das ist auch
Gottesdienst. Vor allem der Aspekt des Dienens hat damit zu tun: Ich diene, auch wenn
meine Bedürfnisse nicht alle gedeckt und alle Spannungen gelöst sind. Ich diene ja nicht um
meine Bedürfnisse zu befriedigen. Oftmals hat Dienen auch mit einem Willensentscheid zu
tun.
Ich gehe einen Schritt weiter:
Ich nehme nochmals die Frage auf: Ein perfekter Gottesdienst – perfekt ist er dann, wenn er
so ist wie er sein sollte. So wie er gedacht ist – so, und dieses Argument höre ich oft – „wie
ihn die ersten Christen gefeiert haben!“ - Zurück zur Urgemeinde – zurück zu den Anfängen
– da wo alles noch einheitlich und überschaubar war...
Wenn wir unsere aktuelle, freikirchliche Gottesdienstpraxis genauer anschauen, dann haben
wir bei uns in der Feg – und vielen anderen Denominationen - den IST-Zustand, den man in
verschiedenen Gemeinden sehen kann: Die Praxis im Gottesdienst hat zwei Gipfel – die
Predigt und der Lobpreis. Diese Praxis hat sich entwickelt und sich etabliert. In einer
gewissen Phase war ein Dreischritt das gängige Modell: Nach Lobpreis und Predigt folgt
der Aufruf. Dieser ist aber in der aktuellen Zeitphase unpopulär – „ich will ja niemandem auf
die Füsse stehen!“ Nun gut. Zurück zu den Anfängen: Im neuen Testament finden wir keine
systematische Abhandlungen über den urchristlichen Gottesdienst. Wir lesen von Predigten,
Ritualen und Gemeinschaft. Auch die Beschreibungen in Apostelgeschichte 2 geben uns
keinen Aufschluss über die Praxis – sie liefern uns vielmehr ein attraktives Gemeindemodell.
Also festhalten können wir: DEN Gottesdienst gibt es nicht! Da muss ich euch enttäuschen.
Doch was wir auch festhalten können: Das Christentum ist nicht in ein unreligiöses Umfeld
gepflanzt worden, es hat seine Wurzeln inmitten von Kulten, jüdisch geprägten Ritualen und
lebendigen religiösen Vorstellungen. Die ersten Christen stampften mit ihren
Versammlungen keinen neuen Kult aus dem Boden, sie übernahmen Modelle und Einflüsse
aus dem bereits bekannten. Es haben sich unterschiedliche Gemeinden (städtisch –
ländlich) mit unterschiedlichen Hintergründen (jüdisch – oder eben auch griechisch) gebildet
– jede mit anderen Ausprägungen. DEN Gottesdienst finden wir hier wieder nicht.
Spannende Beobachtungen ergeben sich aber, wenn man sich überlegt, welche Merkmale
– oder Hauptschwerpunkte – diese Versammlungen gemeinsam hatten? Ich habe diese
Beobachtungen in einem spannenden Vortrag gelesen und möchte sie mit euch teilen und
danach fragen, was das für dich/uns hier – in diesem Moment – bedeutet. Ich werde dazu
auch Fragen zum Weiterdenken mitgeben. Ich bin der Überzeugung: Sich diese Merkmale
vor Augen zu führen lässt uns eine bewusstere Antwort auf die zu Beginn gestellte Frage
geben. Diese Merkmale lassen mich persönlich bewusster Gottesdienst feiern.
Ihr dürft gerne auf eurem Mitteilungsblatt mitschreiben und findet da auch Quellenangaben
und Weiterführungen.
Ein erstes Merkmal:
Intimität: Die ersten Christen trafen sich in Häusern – in einer viel intimeren Begegnung als
zuvor im Tempel. Hier trifft man Gleichgesinnte, andere mit der selben Lebenseinstellung.
Diese Intimität drückte sich durch räumliche Nähe, dem Ausdruck „Bruder und Schwester“
und – haltet euch Fest: Einem „heiligen Kuss“. Paulus fordert seine Briefleser auf, sich mit
dem Kuss zu begrüssen – weil diese Briefe in den Häusern vorgelesen wurden, begrüsste
man sich nach dem Gebet mit einem Kuss. Wenn Lukas in der Apostelgeschichte von
dieser Intimität spricht, benützt er oftmals das Wort „einmütig sein!“
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Nicht dass wir uns nun küssen müssen – keine Angst. Was dieses Merkmal aber
ausdrückt: Gemeinde ist Familie. Familie für alle! Gemeinde ist Heimat. Hier kann ich
sein wer ich bin – ich bin angenommen. Wie erlebst du das? – die Folgefrage ist
natürlich: Kann eine grosse Gemeinde – der Gottesdienst – dieses Bedürfnis
abdecken? Hast du dir schon mal überlegt, Teil einer Kleingruppe zu werden?
Die Partizipation, oder in anderen Worten „Mitverantwortung“: Die ersten Christen
zeichneten sich aus, in dem sie sich aktiv in den Kult eingebracht haben. Aktiv mit ihren
Gaben. Eine Vorzeigegemeinde – vielleicht sogar schon etwas zu euphorisch – war die
Gemeinde in Korinth: 1. Korinther 12, 4-11 berichtet von einer Vielfalt an Geistesgaben,
welche in den Gottesdienst einfliessen. Diese Gaben dienen dem Wohl der Gemeinschaft,
sie sind nicht zur persönlichen Auferbauung gedacht. Nach Paulus entpuppt sich der
Gottesdienst als ein Gemeinschaftswerk. Er betont, dass jeder einen Beitrag beizusteuern
hat – zum Gottesdienst und im erweiterten Sinne für die Gemeinde.
Gottesdienst – das ist ein WIR Gefühl. Wir bilden gemeinsam die Gemeinde. Wenn
einer leidet, leiden alle. Wenn einer feiert, feiern alle. Gottesdienst ist keine Show, bei
der einer eine Aufführung inszeniert und alle anderen zusehen und innerlich werten,
was hier geschieht. Gottesdienst heisst: Einer für alle – alle für Einen. Siehst du dich
als Teil der Gemeinschaft und kannst von einem WIR Gefühl sprechen? Wo trägst du
mit deiner Mitverantwortung zum Zusammenleben bei?
Die Freude: Jesus hinterlässt in Joh. 15 den Jüngern seine Freude. Nach den Briefen des
neuen Testaments war die Freude ein Kennzeichen der ersten Christen: (Apg.2,46ff.) Zu den
Früchten des Geistes, also die Dinge, die der Heilige Geist in uns bewirkt gehört die Freude.
Paulus erwähnt gegenüber den Philippern, dass er mit Freuden für sie betet. Ein
Freudegebet. Feiern, Freude, Heiterkeit, Lachen, Lärm – gehört in einer Ausgewogenheit
zum Gottesdienst dazu. Liturgie, Stille, Besinnlichkeit auch. Wir bewegen uns wiederum auf
einer Balance. Ein spannendes Beispiel scheint mir die Abendmahlspraxis zu sein. Als
Grundgedanken nehmen wir Brot und Wein zu uns – als Andenken und Verinnerlichung von
dem, was Jesus am Kreuz vollbracht hat. Auch hier haben sich im Laufe der Zeit Formen
und Traditionen in der Praxis entwickelt. Hier wiederum ist festzuhalten: Wir bewegen uns in
den bekannten Spannungsfeldern. In der Überlieferung der Abendmahlsszene im Neuen
Testament erkennen wir einen Festcharakter. Während dem Essen, am grossen Tisch,
wurde das Abendmahl eingenommen. Ohne jetzt in die Details zu gehen: Paulus musste die
Korinther ermahnen, da ihre Praxis gar in der Völlerei endete. In der heutigen Tradition und
Praxis habe ich mich schon einige Male ertappt, dass mir der feierliche, freudige Charakter
fehlt im Abendmahl. Es gleicht eher einem Trauerritual.
Und ich frage mich: Wie und wann leben wir die Freude in unseren Versammlungen?
Wo kommt unser feiern & lachen zum Zug? Versteht mich richtig: Nachfolge ist eine
ernste Sache. Aber sollte nicht das Evangelium – die frohe, gute Nachricht vielmehr
Glücks – und Freudegefühle aufleben lassen?
Die Manifestationen – oder auch: Der Ausdruck davon, dass Gott wirkt. Für die ersten
Christen war der Gottesdienst nicht nur eine religiöse Übung, als Glaubensbestätigung –
sondern ein Ort, an dem sie Gottes Wirken erwarteten. In Apg 4,13 lesen wir von
Versammlungen, bei denen die Erde bebte und sie mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden. In
den Versammlungen in Korinth rechnete Paulus mit „Zungenrede“ und Geistwirkungen. Gott
wird erfahrbar im Gottesdienst. Sichtbar und unsichtbar. In Korinth erlebt die Gemeinde
dann, dass solche Auswirkungen auch zu Spannungen und Problemen geführt haben. Es
war auch total neu im Erleben und der Praxis der Gläubigen, dass Gott ausserhalb des
Tempels und seinen festgelegten Wirkungszonen wirkt. Er war nun, seit Pfingsten, überall zu
finden. Ausserhalb und innerhalb des Gottesdienstes. Aber fakt ist: Das Gott wirkt während
den Gottesdiensten wurde als normal erwartet.
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Wie steht es um deine Erwartung? Ich will Gottes Wirken nicht auf die 1 ½ Stunden
am sonntagmorgen reduzieren – ich empfinde es aber so, dass wir uns eher achten
müssen, dass wir nicht ins Gegenteil switchen – es eben nicht zu erwarten! Ist der
Gottesdienst am Sonntagmorgen so zur Tradition geworden, dass es optional ist, das
Wirken zu erwarten? Wir gehen um eine Predigt zu hören oder Gemeinschaft zu
erleben. Die Grunderwartung, das Gott wirkt – das ich von nichts anderem ausgehe –
die verliert an Stellenwert. Kennst du das auch? Was ist deine Erwartung?
Das letzte Merkmal – wir kommen in die Schlussrunde: Die Verantwortung für die Welt! An
dieser Stelle verlassen wir etwas den gesetzten Rahmen – der Gottesdienst endet nicht in
den 4 Wänden einer Kirche. Die ersten Christen erlebten, dass Gottesdienst von dem
Tempel und den Synagogen in die Häuser und somit ins familiäre Leben fliesst. Man geht
nicht hin zum Gottesdienst, man lebt ihn – zu Hause im Alltag. In Römer 12,1 betont Paulus
folgenden Gesinnungswechsel:
1 Weil Gott so barmherzig ist, fordere ich euch nun auf, liebe Brüder, euch mit eurem
ganzen Leben für Gott einzusetzen. Es soll ein lebendiges und heiliges Opfer sein - ein
Opfer, an dem Gott Freude hat. Das ist ein Gottesdienst, wie er sein soll.
Gottesdienst – unser Leben, mit allem was dazu gehört, für ihn einsetzen. Das ist eben auch
Gottesdienst. Was Paulus zudem betont ist die Fürbitte für andere – für sich, für die
Gemeinde – aber eben auch für andere Christen und für die Verbreitung des Evangeliums.
Heute würde man dem sagen: Über den eigenen Tellerrand herausschauen...
Kann es sein, dass Wir den Gottesdienst zu stark reduzieren auf „unsere“
Sonntagmorgen-Treffen? Kann es sein, dass wir – wenn wir uns treffen – den
globalen, weltweiten Blick und unsere Mitverantwortung aus dem Blick verlieren? Wo
haben Elemente wie Fürbitte, Sendung in den Alltag platz?
Schluss
Ich möchte abschliessen und einen Aspekt nochmals betonen: Mir geht es nicht darum,
dass wir unsere Tradition und unsere Praxis nun total umkrempeln sollten. Was ich
erreichen will, ist ein persönlicher Anstoss – ganz individuell: Wie steht es um deine Sicht
über den Gottesdienst? Deine Haltung dahinter? Und wie würdest du, nach dieser Predigt,
die Anfangsfrage beantworten?
Ich fasse zusammen:
Es geht schlussendlich nicht darum, dass wir DEN perfekten Gottesdienst finden – da
werden wir lange suchen müssen. Darum geht es auch nicht! Die Spannungsfelder können
wir nicht aufheben, die Spannung bereichert den Gottesdienst und bewahrt uns vor dem
Einheitsbrei. Wir dürfen aber neu entdecken, dass der Gottesdienst enorm viel zu bieten hat:
Familie, unsere Beteiligung, viel Freude, Gottes Wirken und der Blick in den Alltag.
Allem voran eine Begegnung mit Gott und der damit verbundenen Erwartung: Das er wirkt
und uns verändert. Habt ihr eigentlich schon bemerkt dass im Wort „Erwartung“ eine
Eigenschaft Gottes drinnsteckt? Erwartet – ER wartet. Und zwar darauf, dass wir ihm
Begegnen und er uns. Hier im Gottesdienst – AUCH hier im Gottesdienst.
Quellenangaben:
Luchsinger, Jürg (Hg.); Gott braucht Gottesdienst, Biblische Impulse für den Gottesdienst
von heute, LIT Verlag; Wien – im Auftrag der STH Basel
3 Vortrag von Martin Forster; Der Anfang der Verehrung Jesu; S.79-114
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