Erfahrungsbericht Name: J o h a n n e s, M a y r Austauschjahr: Wintersemester 2014 /15 Gastuniversität: American University in Bulgaria Stadt: Blagoevgrad Land: Bulgarien Studiengang: iBWL Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht, kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden. Ich war im Wintersemester 2014/15 für ein Semester an der Amerikanischen Universität in Bulgarien (Kurzform AUBG). Warum AUBG? Natürlich wurde ich oft gefragt warum ich nach Bulgarien gegangen bin. Die Antwort ist kurz und banal. Ich wollte nach Athen gehen, habe dafür keinen Platz bekommen und bin schließlich an dieser Uni gelandet, was sich als glücksgriff herausgestellt hat. Zu einem der Faktor American University zum anderen auch die hohe Wahrscheinlichkeit genommen zu werden hat bei mir den Ausschlag gegeben, dass ich AUBG an Position 2 meiner Wunschziele gesetzt habe. Aber später mehr zur Uni und dem System. Stadt, Land, Uni Die meisten Menschen verbinden mein Auslandssemester sofort mit einem Partyurlaub am Goldstrand. Doch die Stadt Blagoevgrad liegt soweit vom Schwarzen Meer entfernt wie Augsburg von der Nordsee. Die Infrastruktur in Bulgarien ist erwartungsgemäß nicht so gut wie in Deutschland, oft sind kaputte Häuser oder hässliche Plattenbauten aus kommunistischer Zeit zu sehen. Auch die Züge und Busse sind meistens schon viele Jahre alt. Blagoevgrad ist eine typische Studentenstadt, von den 80000 Einwohnern sind 20000 Studenten, wobei die meisten an der anderen bulgarischen Universität, welche South-WestUniversity heißt, studieren. Die Stadt liegt ca. 100 km südlich von der Hauptstadt Sofia. Die Innenstadt ist sehr schön, modern und Studentenfreundlich ausgerichtet. Man findet viele Bars, Restaurants, Clubs, ein Kino & eine Kegelbahn. Außerdem ist auf dem Hügel hinter der Stadt ein riesiges Kreuz aufgebaut. Man kann dort in 30 Minuten hochwandern oder mit dem Auto hin fahren. Oben hat man einen einzigartigen Blick auf die Stadt und man fühlt sich wie in einem kleinen Rio de Janeiro. Außerdem liegt am Rande der Stadt ein schöner Park bei dem man super joggen oder spazieren gehen kann. Die Universität hat ein Abkommen mit Amerika und ist so einzigartig in Osteuropa, weshalb dort auch viele verschiedene Nationen vertreten sind. Erasmus hat mir die Studiengebühren von 6000$ und die typische monatliche Unterstützung gezahlt(150 € pro Monat). Die Uni hat ein typisches Campusleben, außer dem Mainbuilding sind alle Gebäude auf einem Fleck. Alle 3 Wohnheime, die Mensa, das Sportzentrum und ein Teil der Unterrichtszimmer sind innerhalb eines Gebäude Komplexes. Das Mainbuilding befindet sich ca. 10 Minuten Fußweg von den anderen entfernt. Direkt südlich des Campus ist ein Kaufland(!), nördlich ein kleiner 24/7 Laden, der auch nicht sehr teuer ist. Vorbereitung: Nach erfolgreicher Zusage der Uni, nimmt AUBG Kontakt auf. Nach und nach werden Infos zwecks Kursen, Unterbringung etc. weitergegeben. Wegen einer Wohnung muss man sich keine Sorgen machen, da man sicher einen Platz in einem der 3 Wohnheime bekommt. Außerdem kann ich nur empfehlen, sobald die Termine für das Semester bekannt sind, einen Flug zu buchen. Ich habe außerdem auch gleich ein Rückflug mitgebucht. AUBG bietet die Möglichkeit sich vom Flughafen abholen zu lassen, was ich jedem Neuling empfehlen würde. Wenn man sich ein wenig auskennt ist die eigene Anreise vom Flughafen nach Blagoevgrad natürlich auch möglich. Das Wintersemester beginnt dort Ende September und endet ein paar Tage vor Weihnachten. Ankunft: Ich bin 2 Tage vor Beginn der Orientierungsphase in Sofia gelandet. Ich war sehr aufgeregt, da ich noch nie so lange Zeit alleine unterwegs war und ich seit 2 Jahren kein Englisch mehr geredet habe. Am Flughafen gelandet wurde ich zusammen mit 4 weiteren Exchange Studenten, die alle circa gleichzeitig mit mir gelandet sind, von einem Kleinbus der Uni abgeholt. Nach 90 minütiger Fahrt sind wir schließlich in Blagoevgrad angekommen. Ich war am Anfang echt ein wenig geschockt, da viele Häuser in Sofia in fürchterlichem Zustand sind. Auch Straßen und Autos sind natürlich kein Vergleich zu unserem Luxus in Deutschland, aber das war ja zu erwarten. Wir wurden direkt an den Campus gebracht, und haben dort eingecheckt. Den nächsten Tag habe ich dann schließlich damit verbracht mir Uni und Stadt anzuschauen. Orientierungsphase: Am Montag ging die Ophase los, welche ich jedem nur empfehlen kann. Untertags sind viele Einführungsveranstaltungen und abends glüht man im Wohnheim vor und geht später in die Clubs. Ich habe auch sofort viele Leute, sowohl Erasmus als auch normale Studenten, kennen gelernt. Die Woche war sicherlich einer der besten im Semester. Unterbringung: Man lebt in einem der drei Wohnheime auf dem Campus. Wohnheim 3 ist ein wenig teuer, dafür moderner. In der Regel aber wohnen die Erasmusstudenten in 1 oder 2. Ich war im Wohnheim (Skaptopara) 1 und habe mir ein Zimmer in einem Art Miniapartment geteilt. Sprich 2 Zimmer mit je 2 Personen pro Raum haben sich ein Bad/Klo geteilt. Am Anfang war es sehr ungewöhnlich dauerhaft mit einer zweiten Person zusammen zu leben, aber es kommt einem nach kurzer Zeit normal vor. Meine 3 Flatmates waren alle 3 Bulgaren und wir sind prima mit einander ausgekommen und man könnte über alles reden. Außerdem war man eh meistens nur zum Schlafen im Zimmer, da man die ganze Zeit unterwegs war. In jedem Zimmer ist ein Kühlschrank und es gibt eine Gemeinschaftsküche für das ganze Wohnheim, die aber nicht gerade im besten Zustand ist. Nachdem Essen gehen aber so billig ist, bin ich jedem Tag im Restaurant essen gewesen. 5 € waren für mich Maximum für ein Mittagsgericht mit Getränk. In unmittelbarer Nähe der Wohnheime war eine kleine bulgarische Kneipe, sozusagen der Geheimtipp meiner Mitbewohner, bei der man für umgerechnet 1,2€ ein Hauptgericht bekommen hat. Campusleben: Nachdem AUBG durch finanzielle Unterstützung Amerikas gegründet wurde lebt man das typisch Campusleben. Die Uni kommt einem wie eine große Familie vor und man lernt schnell Kommilitonen jeder Nation kennen. Viele Studenten sind aus russisch sprachigen Ländern, aber auch natürlich aus Bulgarien, Albanien und Zentralasien. Durch die vielen verschiedenen Sprachen ist Englisch auch neben dem Unterricht die meist genützte Sprache und es fällt einem leicht sich zu integrieren. Einige Nationen untereinander verstehen sich nicht besonders gut, als Deutscher ist man jedoch immer gerne gesehen. Deutschland wird von den meisten als Vorbild gesehen und viele haben ein paar Jahre Deutsch in ihrer Schule gelernt. Fast jeder zweite hat probiert mit mir Deutsch zu reden. Sozialleben: Durch das enge mit einander Leben findet man immer Studenten die Lust haben etwas zu unternehmen bzw. feiern zu gehen. Sowohl unter der Woche als am Wochenende gehen viele feiern. Die Clubs sind zwar nach einer Zeit immer die gleichen, doch es wird trotzdem nie langweilig. Außerdem gibt es Chalga-Clubs, in denen meist live ein typisch bulgarischer Volkmusiker spielt. Anfangs ist die Musik sehr gewöhnungsbedürftig, aber mir hat es nach einer gewissen Zeit sehr gefallen. Vor allem der Auftritt von Azis war sehr witzig. Am besten Mal das Lied „Hop“ von ihm googeln, um mal ein Extrema zu nennen. Die Clubs an sich sind sehr billig und kosten meistens kein oder nur wenig Eintritt. Neben dem Feiern hat die Uni ein riesiges soziales Angebot. So gibt es verschieden Sportveranstaltungen, wie eine Fußballliga während dem Semester, ein American Football Team, etc. Außerdem finden fast täglich interessante Gastvorträge oder Dokumentationen statt. Sprich es wird einem nie langweilig!! Studium: Die Uni ist sehr klein mit knapp über 1000 Studenten, dementsprechend sind auch die Kurse sehr klein. Die meisten Kurse haben ein Limit von 28 Personen. Die Professoren kennen dich nach einer gewissen Zeit mit Namen. Es herrscht Anwesenheitspflicht, je nach Professor wird das mehr oder weniger ernst genommen. Prinzipiell nehmen die wenigsten Kursleiter Rücksicht darauf, dass man Erasmusstudent ist. Das ganze System im Allgemeinen erinnert sehr an Schule. Anfangs war das für mich ein wenig ätzend, man gewöhnt sich aber schnell daran und man lernt auch viel. Die meisten Fächer bringen 6 ECTS und finden 2mal die Woche statt. Die frühste Veranstaltung startet um 9.00 Uhr und sie sind 75 min lang mit 30 minütiger Pause nach jedem Kurs. Je nach Fach hat man unter dem Semester kleinere Hausaufgaben, Exen oder Referate, außerdem immer ein Midterm und Final. Man sammelt sozusagen während dem Semester Punkte, welche dann eine Gesamtnote ergeben. Nach dem Midterm hat man eine Woche Ferien die sich prima für Reisen anbietet. Die Kurse sind eingeteilt nach Nummern zwischen 100-400: 100er Kurse sind empfohlen für erstes Jahr, 200er fürs zweites Jahr usw. Die Fächer belegt man vor Ankunft, man kann schließlich noch in der ersten Uniwoche Kurse wechseln, was meistens aber nicht mehr viel bringt, da alle Kurse Teilnehmer beschränkt sind und die besten Fächer dann voll sind. Kurse: Wir besitzen als WiWi-Studenten den Vorteil, dass wir eine Anerkennungsvereinbarung im Voraus abschließen können. Leider musste ich bei meiner Ankunft noch einiges ändern, da ein Fach nicht angeboten wurde. Insgesamt habe ich folgende Kurse belegt: Statistics, Marketing Research, Money and Banking, Econometrics und Bulgarian I. Bis auf verständlicherweise den bulgarischen Kurs habe ich überall eine Anerkennung bekommen. Die Fächer waren unterschiedlich schwer, vor allem aber von Econometrics ist abzuraten, da es vielleicht das schwierigste Fach der Uni ist. Sonstiges: Es werden verschiedene Trips innerhalb und außerhalb von Bulgarien angeboten, so waren wir z.B. in Istanbul und in Griechenland am Meer. Die Finanzierung allgemein ist in Ordnung, Bulgarien ist sehr billig im Vergleich zu Deutschland, ich hab im Endeffekt aber durch viele Reisen etc. die gleichen monatlichen Kosten wie in Deutschland gehabt. Ich habe 150€ pro Monat von der Erasmusförderung bekommen. Man sollte jedoch nicht auf das Geld angewiesen sein, da es erst während dem Semester kommt. Es war sehr warm im Wintersemester, bis Mitte Oktober konnte man im T-Shirt rumlaufen. Es gibt es in der Nähe sogar ein Skigebiet und ein Golfplatz („Bansko“), bei uns hat es aber fast nicht geschneit. Die jungen Bulgaren sprechen fast alle Englisch, die älter dafür überhaupt nicht. Ich habe daher sinnvoll gehalten Bulgarisch 1 zu besuchen, um ein paar Basics zu lernen. Vor allem das kyrillische Alphabet zu können ist sehr hilfreich, da viele Wörter ähnlich sind, wenn man sie lesen kann. Fazit: Ich habe das Auslandssemester sehr genossen und kann AUBG jedem empfehlen der offen für andere Kulturen und neue Erfahrungen ist. Wer etwas erleben möchte, der ist in Bulgarien richtig. Man lernt Freunde aus allen Teilen der Welt kennen und hat dank der Englischsprachigen Universität keine Sprachbarriere. Außerdem bekommt einen guten Eindruck in das typische bulgarische Leben. Wen es also in den Osten zieht der sollte AUBG als Option erwägen.
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