Alexandra Zymla, MarCom Manager OKI Systems (Deutschland) GmbH Wann wird das papierlose Büro Realität? Ein Schreibtisch, darauf ein Monitor mit Laptop, ein Tablet und eine Karaffe Wasser; keine Papierberge, die umzukippen drohen, und auch keine Ordner, die sich darum herum türmen. Aufgeräumt, sämtliche Daten digitalisiert und dabei alles vernetzt, gesichert und unverzüglich von überall her im Zugriff – das ist die Vision vom papierlosen Büro der Zukunft. B ereits 1946 hielt das papierlose Büro als „Büro der Zukunft“ in einer Science Fiction Erzählung Einzug (A. Murray Leinster, A Logic Named Joe, in: Astounding Science Fiction, 1946). In den 1970er wurde die Idee dann zur Vision geadelt, indem ernstzunehmende Medien wie die amerikanische Business Week das Thema aufgriffen. Auch eine andere Vision wurde damals geboren: Auf jedem Schreibtisch und in jedem Haus solle ein Computer stehen. Zwei junge Männer namens Bill Gates und Paul Allen hatten unter dem Namen Microsoft ein Computer Start-up gegründet und träumten BIG. Die Vision von Bill Gates hat sich weitestgehend erfüllt, und das Internet prägt „7x24“ unsere Arbeitswelt und unser Privatleben, doch das papierlose Büro ist bis heute keine Realität geworden. Während mittlerweile über Internet 4.0 diskutiert wird, zeigen Briefbogen, Schmierpapier und Post-its eine erstaunliche Beharrungskraft. Neben der individuellen Kaffeetasse, der persönlichen Topfpflanze und dem privaten Foto ist auch dem Büromenschen anno 2015 seine Zettelwirtschaft lieb und teuer. Und das, obwohl die Argumente für ein papierloses Büro durchweg überzeugend sind. Mythos papierloses Büro In ihrem viel beachteten Buch „Der Mythos vom papierlosen Büro“ von 2003 gehen die Psychologin Abigail J. Sellen und der Informatiker Richard H.R. Har- 1 Bezahlbare Technik, ausgereifte Softwarelösungen und die wachsende Akzeptanz einer zunehmend digitalisierten Welt machen die Vision vom papierlosen Büro möglich – Prozessoptimierung und Kostendruck machen es notwendig. Gleichzeitig wird pro Kopf so viel Papier verbraucht wie noch nie zuvor. (Fotolia_©Rido) per dieser Frage nach. Von einem ethnologischen Ansatz ausgehend, ziehen sie ihre Rückschlüsse aus den Ergebnissen vieler Untersuchungen, die belegen, dass Menschen zum Beispiel besser auf Papier lesen und vergleichen können als am Bildschirm und dass Notizen und Kritzeleien wichtig für kreative Gedankengänge sind. Ihr Fazit lautet: Die moderne Technik mit Computer & Co ist aus dem Arbeitsleben nicht mehr wegzudenken, aber solange Menschen dort arbeiten, wird es das papierlose Büro nicht geben. Seit das Buch erschienen ist, sind über zehn Jahre ins Land gegangen. Unfraglich sind wir Menschen von unserer Evolution her haptische Wesen, die auch über Begreifen begreifen. Doch ebenso unbestreitbar ist seither die technologische Entwicklung weiter vorangeschritten, die zur Digitalisierung notwendige Gerätschaft ist mittlerweile auch für den Privatanwender bezahlbar und die Akzeptanz, am Bildschirm zu lesen, nimmt besonders unter den jüngeren Jahrgängen stetig zu (Allensbacher Markt und Weberträgeranalyse (AWA), 2014). Ausnahme-Unternehmen bestätigen die Regel Einzelne Unternehmen, die das papierlose Büro bereits konsequent umgesetzt haben, gibt es mittlerweile. Ein beliebtes Beispiel dafür ist das IT-Unternehmen Decos aus Noordwijk in Holland, dem die Umstellung nach eigenen Aussagen zu 99 % gelungen ist. Die Firma verdient ihr Geld damit, Lösungen rund um die Themen E-Government, Online-Collaboration and Sustainable Mobility zu verkaufen. Eine papierlose, klimaneutrale Büroumgebung versteht es deswegen als den eigenen verantwortlichen Beitrag zur Zukunft unseres Planeten. Auch andere Länder dienen als Beispiele für den gelungenen Transfer hin zur Verwaltung ohne Papier: Estland garantiert seinen Bürgern kostenlosen Internetzugang. Seit 2002 gibt es eine persönliche ID für die Kommunikation mit den Behörden, die 90 Prozent der Esten besitzen und nutzen. Kann man daraus den Schluss ziehen, dass „papierlos“ immer dann am besten funktioniert, wenn es keine eingeschliffenen, papiergebundenen Prozesse gibt? Hier ist wieder ein Blick in die Untersuchungsergebnisse der Arbeit von Sellen und Harper interessant, die den Faktor Mensch betreffen. Firmen, die das papierlose Büro einführen wollten, konnten eine deutliche Reduzierung des Papierverbrauchs nur mit einer strukturellen Veränderung der Arbeitsprozesse erCopyright by pepress – World of Print - März 2016 reichen, was ein Umdenken und Umlernen von den Arbeitnehmern erforderte. Die Firmen, die den Fokus ausschließlich auf die Reduktion von Papier gesetzt hatten, scheiterten dagegen, weil sich die Organisation nicht veränderte. Think before you print? Seit der Geburt der Idee des papierlosen Büros steigt der Papierverbrauch stetig: 244 Kilogramm im Jahr sind es, die der Deutsche aktuell durchschnittlich Jahr für Jahr verbraucht. Während unter beinahe jeder E-Mail mittlerweile der Slogan „think before you print“ steht, werden in deutschen Büros weiterhin Papierberge vernichtet. Warum ist das so? Eine Umfrage aus dem Jahr 2010 im Auftrag von OKI Printing Solutions in 15 europäischen Ländern über betriebliche Anwendungen ging dieser Frage nach. Sie ergab, dass Geschäftskunden in ganz Europa die möglichen Einsparungen durch Verbesserung ihrer Technologie und Optimierung von Drucklösungen nach wie vor nicht ausschöpfen. 62 Prozent der befragten Firmen aus der Produktions- und Dienstleistungsbranche hatten Drucker mit der Möglichkeit zum beidseitigen Drucken und damit Potenzial für eine wesentliche Reduktion des Papierverbrauchs. Das wurde allerdings nur von 15 Prozent des Personals ständig und von 31 Prozent selten genutzt. 89 Prozent der Mitarbeiter in Arbeitsgruppen hatten Zugang zu Farb druckern; 60 Prozent nutzen dabei die Farbdruckfunktion „immer“ oder „oft“. In den meisten Büroumgebungen kann der überwiegende Teil der Standard-Druckaufgaben aber in Schwarz/Weiß bedient werden. Des Weiteren zeigte die Studie, dass unternehmensweite Regelungen zum Drucken von Dokumenten zwar in vielen Betrieben vorhanden sind, innerhalb des Unternehmens den Anwendern aber unbekannt sind oder von ihnen schlicht ignoriert werden. Zusätzlich wird Papier als billig und allzeit verfügbar erlebt; die gro- Auch wenn das papierlose Büro noch weiterhin auf sich warten lässt: die Realisierung wäre heute bereits mgölch. (Fotolia_©fotodesign-jegg) Copyright by prepress – World of Print - März 2016 ßen Recyclingwellen der 1980er und 90er Jahre und mit ihnen das Bewusstsein dafür sind längst abgeebbt. Für Unternehmen ist es aber wichtig, die Balance zwischen den Bedürfnissen der Mitarbeiter und einem schonenden Umgang mit Ressourcen zu finden. Schlanke Prozesse statt wachsender Papierberge Während die Realität in den Büros so aussieht, wie eben geschildert, ist das Postulat von den schlanken Prozessen statt der wachsenden Papierberge in den Managementetagen der Unternehmen weithin akzeptiert. Die Anschaffungskosten für Hard- und Software nimmt man in Kauf und startet umfassende Veränderungen in den Prozessen der Organisation, um mittel- und langfristig die Verwaltungsprozesse zukunftssicher zu machen und Ressourcen einzusparen. Dabei geht es nicht nur um Geräte und Materialien wie Drucker, Toner und Papier, es geht auch und gerade um Arbeitszeit, die effektiver genutzt werden kann und soll. Welche Aufgaben werden das aber in einem vollständig digitalisierten, immer effizienter gemanagten Büro in der Zukunft noch sein – und wer kann diese bearbeiten? Die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine geht gerade in allen möglichen Bereichen, von der Autoproduktion bis zur Medizin, in eine ganz neue Dimension über; Roboter und Humanoide leisten immer Beachtlicheres und sind heute bereits in der Lage, menschliche Arbeitskraft vollständig zu ersetzen. Insofern ist es ein interessantes Gedankenspiel, ob Sellen und Harpers Fazit, dass das papierlose Büro so lange keine Realität wird, so lange Menschen dort arbeiten, nicht auch derart gelesen werden kann: Das papierlose Büro ist das menschenleere Büro der Zukunft. Derzeit kommen immer neue smarte Softwarelösungen auf den Markt, mit dem Ziel, automatisiert die Datenmengen elektronisch zu ordnen, um so den digitalen Arbeitsplatz bestmöglich zu organisieren. Doch in Zukunft brauchen wir noch mehr: Der Computer soll selbstständig „mitdenken“ und wird dazu software-technisch auch bald in der Lage sein, um uns z. B. an auslaufende Verträge oder verstreichende Kündigungsfristen zu erinnern. Was im kleinen Rahmen zunächst bloß komfortabel erscheint, könnte für große Konzerne schon sehr bald wettbewerbsentscheidend sein. Papierlos in ein besseres Leben ?! Wie fast in allen Bereichen, führen auch beim großen Vorhaben „papierloses Büro“ die vielen kleinen Schritte ans Ziel. Der Unternehmer, der seit Jahren oder Jahrzehnten bereits seine Firma leitet, kann nicht einfach den Digitalisierungsschalter umlegen. Aber er kann es zur Chefsache und zum Projekt machen, die Organisation darauf vorbereiten, die Menschen mit ins Boot holen, damit am Ende die Veränderung gelingt und sich die notwendigen Investitionen amortisieren. Bereits das Equipment ist ein wichtiger Hebel: Moderne Multifunktionssysteme (MFS) ermöglichen ein effektives Output-Management und helfen, Druckkosten zu optimieren. Sogar ein effizientes Dokumentenmanagement kann bereits mit dem entsprechenden MFS dank geeigneter Softwarelösungen umgesetzt werden. Die Systeme von OKI beispielsweise garantieren das schnelle Auffinden jedes Dokuments durch die Ablage der Dokumente in Akten, Projekten und Favoriten und eine leistungsstarke Suche. Funktionen wie das geschützte Ausdrucken, das sichere Löschen von Daten sowie die verschlüsselte Übermittlung von Druckdaten bieten zudem ein effektives Sicherheitsmanagement. Ein gut gemanagtes Büro, in dem sich die Menschen, die dort arbeiten, wohl fühlen und in dem verantwortlich mit Ressourcen im Sinne der Umwelt umgegangen wird, ist sicherlich das Ziel jeden Arbeitgebers. Büroarbeit bedeutet für die allermeisten Arbeitnehmer heute noch immer, jeden Tag zu festgelegten Zeiten am eigenen Schreibtisch ihre Aufgaben abzuarbeiten – und dabei kiloweise Papier zu (ver)brauchen. Aber genauso wie sich über die letzten Jahre Arbeitszeiten und -orte flexibilisiert haben, genauso werden sich auch die Aufgabenstellungen und Jobinhalte über die fortschreitende Digitalisierung verändern. Heute bereits ist der sichere Zugriff auf die relevanten Daten jederzeit und von jedem Ort möglich. Points of Prints, also flächendeckende, cloud-basierte Druckstationen im öffentlichen Raum, die jedem ermöglichen, Dokumente an öffentlichen Druckern mobil auszudrucken, sind ein denkbares Szenario für die nahe Zukunft. Fest steht: Unsere Welt verändert sich rasant und wir uns mit ihr. Das wirklich papierlose Büro wird wahrscheinlich weiterhin noch auf sich warten lassen, aber der Realisierung dieser Vision sind wir heute näher als je zuvor. 2
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