Die Schlacht bei Gaugamela - Grundschulmaterial online

Die Schlacht bei Gaugamela
(Arrian, Anabasis, III, 111, 3-10, 121, 3, 5, 13-154)
Darios blieb mit seinem Heere die Nacht über in derselben Stellung, die er anfangs
eingenommen hatte, weil ... er fürchtete, unerwartet von den Feinden überfallen zu werden ...
Die Stellung des Heeres aber war folgende:
... Die Spitze seines linken Flügels bildete die
baktrische Reiterei mit den Daern und
Arachoten. An diese schlossen sich die Perser
an, Reiterei und Fußvolk untereinander, an die
Perser die Susier und an diese die Kadusier.
Das war die Aufstellung des linken Flügels bis
zur Mitte der ganzen Schlachtlinie. Am Ende
des rechten Flügels stand die Reiterei aus
Koilesyrien
und
Mesopotamien;
ihnen
zunächst die Meder, dann die Parther und
Saken, ferner die Tapurer und Hyrkanier,
endlich die Albaner und Sakesiner. Diese
reichten wieder bis zur Mitte der ganzen
Schlachtlinie. Im Zentrum selbst, wo sich der
König Dareios und seine Verwandten
befanden, standen auch die persische
Leibwache, die Inder, die so genannten
umgesiedelten Karer und die mardischen
Bogenschützen. In der Tiefe standen die
Uxier, die Babylonier, die Stämme von der
Küste des Roten Meeres und die Sitakener.
Vor dem linken Flügel, Alexanders rechtem
gegenüber, standen die skythischen und
baktrischen Reiter, tausend an der Zahl, und
hundert Sichelwagens. Die Elefanten und
fünfzig Sichelwagen befanden sich nahe der
königlichen Abteilung des Darios. Vor dem
rechten Flügel standen die armenische und die
kappadokische
Reiterei
nebst
fünfzig
Sichelwagen. Die griechischen Söldner hatten
ihren Standort zu beiden Seiten des Königs
und seiner persischen Gefolgschaft, der makedonischen Phalanx unmittelbar gegenüber,
weil sie allein ihr an Kraft gleichkamen.
Alexanders Heer nahm folgende Stellung ein: den rechten Flügel bildete die makedonische
Reiterei, an ihrer Spitze stand die königliche Abteilung unter Kleitos, dem Sohne des
Dropides ... Die gesamte makedonische Reiterei befehligte Philotas, Parmenions Sohn. Von
der makedonischen Phalanx stand zunächst, der Reiterei die Hilfsschar der Schildträger, und
auf diese folgten die übrigen Schildträger unter dem Befehl Nikanors, des Sohnes des
Parmenion ... An der linken Spitze der makedonischen Phalanx stand die Abteilung des
Krateros, des Sohnes Alexanders; Krateros befehligte zugleich das Fußvolk auf dem linken
Flügel. An ihn reihte sich unter Erigyios, dem Sohne des Larichos, die Reiterei der
Bundesgenossen, und dieser zunächst standen auf dem äußersten linken Flügel die
Thessalier unter Philipp, dem Sohne des Menelaos. Den Oberbefehl über den ganzen linken
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Flügel hatte Parmenion, der Sohn des Phiiotas, und in seiner nächsten Umgebung befanden
sich die pharsalischen Reiter, die den Kern sowie die Mehrzahl der thessalischen Reiterei
bildeten.
So sah das erste Treffen Alexanders aus. Dahinter stellte er noch eine zweite Linie auf und
gab damit der Phalanx eine doppelte Front. Die Anführer der zweiten Linie hatten zugleich
den Befehl, falls sie ihre Leute von den Persern umzingelt sähen, ihnen entgegenzutreten
und die Schläge der Barbaren abzufangen ... Allen voran standen die berittenen Söldner
unter Menidas. Vor der königlichen Abteilung und anderen Kerntruppen stellten sich die
Hälfte der Agrianeril und der Bogenschützen und die Speerschützen des Balakros auf; diese
standen den Sichelwagen gegenüber ... Das ganze Heer Alexanders zählte gegen
siebentausend Berittene und ungefähr vierzigtausend Mann Fußvolk.
Als beide Heere einander näher rückten,
sah man, dass Darios und die persische
Leibwache in seiner Umgebung sowie die
Inder und die Albaner und die aus ihrer
Heimat übergesiedelten Karer und die
mardischen Bogenschützen Alexander selbst
und
seiner
königlichen
Abteilung
gegenüberstanden. Alexander befahl seinem
Heer, sich mehr nach dem rechten Flügel
hinzuziehen, die Perser aber gingen vorwärts
und dehnten ihren linken Flügel weit aus.
Schon näherten sich auch die skythischen
Reiterden
vorderen
Abteilungen
von
Alexanders Armee; er aber zog noch immer
nach rechts hin und war nahe daran, über
das von den Persern geebnete Gelände
hinauszurücken. Als König Darios sah, dass
die Makedonier auf das unebene, hügelige
Gelände vorgingen, musste er befürchten,
;dass seine Sichelwagen nicht zum Einsatz
kommen würden. Er gab deshalb der vor
seinem linken Flügel aufgestellten Abteilung
den Befehl, den rechten, von Alexander
persönlich geführten Flügel zu umgehen und hierdurch dessen weiterem Vordringen Einhalt
zu gebieten. Als das geschehen war, befahl Alexander den berittenen Söldnern unter
Menidas, sich auf den Feind zu werfen. Da sprengten die skythischen Reiter und die
danebenstehenden Baktrier gegen Alexanders Reiterei an und drängten diese kleine
feindliche Abteilung durch ihre bedeutende Übermacht zurück. Alexander befahl den
Päonern unter Ariston und den Söldnern, gegen die Skythen, vorzugehen, und die Barbaren
begannen zu weichen. Die Baktrier aber und andere, die gegen die Päoner und die
berittenen Söldner Alexanders vorgestoßen waren, hielten ihre Leute an, die sich schon zur
Flucht wandten, und von neuem entbrannte das Reitergefecht. Viele Leute Alexanders fielen,
nicht nur weil sie von der Menge der Barbaren überwältigt wurden, sondern auch weil die
Skythen und ihre Pferde besser für die Schlacht ausgerüstet waren. Die Makedonier aber
hielten ihren Angriffen stand, gingen selbst mit kleinen Abteilungen vor und drängten sie aus
ihrer Stellung.
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Nun setzten die Barbaren auch ihre Sichelwagen gegen Alexander ein, um seine Phalanx
in Verwirrung zu bringen. Aber darin täuschten sie sich sehr. Sobald sie nämlich anrückten,
wurden die einen von den Agrianern und den Speerschützen unter Balakros, die vor der
makedonischen Reiterei standen, mit Speeren überschüttet, den andern griffen die
Makedonier in die Zügel, rissen die Wagenlenker herunter, umzingelten die Pferde und
erschlugen sie. Einige Kampfwagen durchbrachen zwar die Reihen der Gegner. Diese
machten aber, wie ihnen befohlen war, den anfahrenden Wagen Platz, so dass in den
meisten Fällen die Wagen und die Leute, gegen die sie anfuhren, keinen Schaden nahmen.
Der Wagen bemächtigten sich dann die Pferdeknechte im Heere Alexanders oder die
königlichen Schildträger.
Als Darios mit seiner ganzen Schlachtlinie
heranrückte, befahl Alexander dem Aretes, sich auf
die Reiter zu werfen, die in der Absicht, seinen
rechten Flügel zu umzingeln, sich um diesen
herumzogen. Er selbst führte unterdessen auf dem
Flügel sein Heer vorwärts. Den Reitern, die dem
rechten, von der Umzingelung bedrohten Flügel zu
Hilfe kamen, gelang es, die erste Phalanx der
Barbaren an einer Stelle aufzureißen. Da schwenkte
Alexander nach dieser Öffnung hin, bildete eine Art
Keil aus der makedonischen Reiterei sowie der dort
stehenden Phalanx und warf sich im Sturmschritt und
unter Kampfgeschrei auf Darios selbst. Für kurze Zeit
bestimmte er den Verlauf der Schlacht. Seine Reiter
und er selbst drangen mit großer Macht auf die Feinde
ein und stießen ihnen die Lanzen ins Gesicht. Die
makedonische Phalanx, die dicht geschlossen mit
gefällten, langen Sarissen vorging, warf sich mit aller
Kraft
auf
die
Perser.
Der
schon
längst
eingeschüchterte Darios glaubte, dass sich jetzt alle
Schrecken des Krieges auf einmal gegen ihn
richteten, und er wandte sich als erster zur Flucht.
Aber auch die persischen Reiter, die den rechten
Flügel Alexanders umzingelt hatten, ergriff eine Panik,
als sich die Reiterei des Aretes mit Macht auf sie
stürzte.
Bei den Persern begann die allgemeine Flucht. Die
Makedonier setzten ihnen nach und erschlugen die
Fliehenden. Simmias aber und die bei ihm stehenden
Reiter waren nicht mehr imstande gewesen, sich an
der Verfolgung des Feindes zu beteiligen. Sie blieben, wo sie waren, und kämpften dort
weiter, zumal sich das Gerücht verbreitet hatte, der linke Flügel der makedonischen Phalanx
sei in Bedrängnis. Hier war eine Lücke in der Linie entstanden und ein Teil der Inder und der
persischen Reiterei bis zum Tross der Makedonier durchgebrochen. Ein erbitterter Kampf
entbrannte. Die Perser drangen kühn auf die Leute ein, die größtenteils unbewaffnet waren
und nicht erwartet hatten, dass jemand die doppelte Phalanx sprengen und bis zu ihnen
durchbrechen werde. Außerdem fielen beim Angriff der Perser die gefangenen Barbaren mit
über die Makedonier her. Doch kaum hörten die Anführer der hinter der ersten Phalanx
aufgestellten Abteilungen, was vorging, als sie sich ihrem Befehle gemäß mit einer raschen
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Wendung den Persern in den Rücken warfen und viele von diesen, die mit dem
makedonischen Tross beschäftigt waren, erschlugen. Die übrigen wichen und ergriff en die
Flucht. Der andere Teil, der auf der rechten Seite des persischen Heeres stand und von der
Flucht des Darios nichts wusste, hatte den linken Flügel Alexanders umgangen und die
Reiter des Parmenion überfallen.
In dieser anfangs für die Makedonier misslichen Lage schickte Parmenion eilends zu
Alexander und ließ ihm melden, dass bei ihnen noch gekämpft werde und sie Hilfe
brauchten. Auf diese Nachricht hin stellte Alexander die Verfolgung der Perser ein, machte
mit der makedonischen Reiterei kehrt und warf sich in gestrecktem Galopp auf den rechten
Flügel der Barbaren. Zuerst stieß er auf die fliehenden parthischen Reiter, dann auf einen
Teil der Inder und die Mehrzahl und den Kern der Perser. Hier entwickelte sich das hitzigste
Gefecht der ganzen Schlacht. Die Barbaren, die in der ganzen Tiefe in geschlossenen
Reihen standen, wandten sich jetzt gegen Alexander, ohne von ihren Speeren Gebrauch zu
machen oder sich durch Wendungen ihrer Pferde zu entwickeln, wie das sonst bei
Reitergefechten Sitte ist, sondern jeder suchte für sich hastig durchzubrechen, als sei dies
das einzige Mittel zur Rettung. Sie schlugen schonungslos zu und wurden ebenso
erbarmungslos niedergehauen; denn man kämpfte ja nicht mehr um den Sieg eines anderen,
sondern um die eigene Rettung. In diesem Gefecht fielen von den berittenen Gefolgsleuten
Alexanders ungefähr sechzig, Hephaistion, Koinos und Menidas wurden verwundet. Der Sieg
aber blieb auf Alexanders Seite.
Wer von den Barbaren sich durch Alexanders Reiterei durchschlagen konnte, floh in Eile.
Alexander war schon nahe genug herangekommen, um mit dem rechten Flügel der Feinde
handgemein zu werden. Allein an dieser Front hatten sich die thessalischen Reiter bereits so
glänzend geschlagen, dass sie ihm nichts mehr zu tun übrig ließen. Die Feinde flohen schon
auf dem rechten Flügel, als Alexander mit ihnen zusammengeriet. Daher kehrte er wieder um
und nahm von neuem die Verfolgung des Darios auf, dem er so lange nachsetzte, wie es hell
war.
Auch die Reiter des Parmenion jagten hinter den fliehenden Feinden her. Sobald Alexander
den Fluss Lykos überschritten hatte, ließ er ein Lager aufschlagen, um den Leuten und
Pferden etwas Ruhe zu gönnen. Parmenion, eroberte das Lager der Barbaren und, erbeutete
dort den Tross, Elefanten und Kamele.
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