1. Das Wichtigste in Kürze

DAS WICHTIGSTE
IN KÜRZE
1. Das Wichtigste in Kürze
Die in der vorliegenden Studie dargestellten
Die von Techem für Raumheizwärme ermit-
Analysen lassen sich in folgenden Ergebnis-
telten Endenergiepreise für Verbraucher in
sen zusammenfassen:
Mehrfamilienhäusern sind für Erdgas 2014
gegenüber 2013 um 1,6 Prozent leicht gefal-
Der witterungsbereinigte Endenergiever-
len, die für Heizöl um 4,6 Prozent. Die in den
brauch für Raumheizwärme im Wohnge-
Heizkostenabrechnungen zum Tragen kom-
bäudebestand betrug im vergangenen Jahr
menden Heizölpreise spiegeln damit nicht
134 kWh / m² für Erdgas und Heizöl sowie
das Ausmaß wider, in dem die Handelspreise
108 kWh / m² für Fernwärme. Der witterungs-
gesunken sind. Hintergrund ist vermutlich
bereinigte Endenergieverbrauch hat sich
die vorausschauende und damit frühzeitige
damit gegenüber 2013 nur geringfügig ver-
Tankbefüllung durch die Wohnungswirtschaft,
ringert und setzt den Trend der letzten Jahre
sodass die niedrigen Preise im vergangenen
fort: Der jährliche Verbrauchsrückgang liegt
Jahr noch nicht an die Nutzer weitergegeben
seit 2008 bei durchschnittlich 1,6 Prozent für
werden konnten. Für das Jahr 2015 ist hier
Erdgas und jeweils 1,3 Prozent für Heizöl und
jedoch – unabhängig von der Entwicklung der
Fernwärme. Das zeigt das Ausbleiben einer
Großhandelspreise für Heizöl – im Schnitt mit
deutlichen Energieeffizienzsteigerung in den
weiter sinkenden Verbrauchspreisen zu rech-
letzten Jahren.
nen. Die Preise für Fernwärme sind gegenüber
dem Vorjahr dagegen um 7,3 Prozent ange-
Der nicht witterungsbereinigte Endenergie-
stiegen.
verbrauch für Raumheizwärme ist dagegen
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2014 gegenüber dem Vorjahr für alle Energie-
Infolge der deutlich rückläufigen Verbräuche
träger deutlich gefallen, was auf die witte-
und der zumindest im Fall von Erdgas und
rungsbedingt deutlich kürzere Heizperiode
Heizöl gesunkenen Endenergiepreise lagen
und die vergleichsweise hohen Temperatu-
auch die Endenergiekosten für Raumheiz-
ren im Winter 2014 zurückzuführen ist. Der
wärme pro Quadratmeter in 2014 weit unter
durchschnittliche nicht witterungsbereinigte
dem Niveau der Vorjahre. Besonders stark
Verbrauchsrückgang liegt für Erdgas bei
hat sich auch dies beim Heizöl gezeigt, wo die
20,9 Prozent, für Heizöl bei rund 19,8 Prozent
Kosten von 11,70 €/ m² auf 8,91 €/ m² gefallen
und für Fernwärme bei etwa 19,6 Prozent.
sind. Das ist ein Rückgang um 23,8 Prozent.
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Für Erdgas sind die Kosten von 8,63 €/ m² auf
Unterschiede zwischen den Energieträgern
6,83 €/ m² gefallen, für fernwärmeversorgte
zeigen sich auch in der Anlageneffizienz. Der
Wohnungen von 10,45 €/ m² auf 9,03 €/ m².
durchschnittliche Jahresnutzungsgrad von
Das ergibt einen Endenergiekostenrückgang
Heizkesseln (ermittelt über alle Anlagen) liegt
von 20,9 beziehungsweise 13,6 Prozent.
(heizwertbezogen) in den aktuellen Auswertungen bei Erdgaskesseln mit durchschnittlich
Während noch im Vorjahr Heizöl von allen
84,5 % um 8,2 Prozentpunkte über dem von
Energieträgern die mit Abstand höchs-
Heizölkesseln (76,3 %). Auch zwischen Heizkes-
ten Heizkosten verursachte, lagen in 2014
seln mit und ohne professionelle Betriebsfüh-
Heizöl und Fernwärme ungefähr gleichauf.
rung (Contracting) gibt es erneut Unterschiede
Gegenüber Erdgas entspricht dies bei einer
im Jahresnutzungsgrad: Anlagen mit Betriebs-
70-Quadratmeter-Wohnung einem jährlichen
führung zeigen bei Erdgas mit 91,2 Prozent
Kostenunterschied für Raumheizwärme von
um 6,7 Prozentpunkte bzw. bei Heizöl mit
rund 150 Euro. Für Heizung und Warmwasser
86,6 Prozent um rund 10,3 Prozentpunkte
beträgt der Unterschied rund 160 Euro.
höhere Werte. Ursachen hierfür sind sowohl
eine optimierte Betriebsführung als auch der
Bei Betrachtung der gesamten Wärmekosten,
höhere technische Standard der Anlagen, die
die auch die Nebenkosten beispielsweise für
im Rahmen von Contracting erneuert wurden.
die Anlagenwartung beinhalten, liegen die
jährlichen Kosten für heizölbetriebene Anla-
Mehrfamilienhäuser in den neuen Bundeslän-
gen dagegen an der Spitze: Für die Raum-
dern weisen im Schnitt gegenüber Regionen
heizwärme beträgt der Unterschied 30 Euro
in Westdeutschland weiterhin einen niedri-
(zu Fernwärme) bis 150 Euro (zu Erdgas),
geren Endenergieverbrauch für Heizung und
für Heizung und Warmwasser 100 Euro (zu
Warmwasser auf (Ausnahmen Berlin und
Fernwärme) bis 190 Euro (zu Erdgas) für eine
Brandenburg). Das lässt Rückschlüsse auf
Durchschnittswohnung.
ein entsprechendes Nutzerverhalten, auf eine
gute Dämmung und bzw. oder einen guten
Zustand der Anlagentechnik in ostdeutschen
Gebäuden zu.
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Eine zwar nicht neue, aber weiterhin gültige
Eine in diesem Jahr durchgeführte Untersu-
und wichtige Erkenntnis ist, dass der gemes-
chung der Bandbreite des Energieverbrauchs
sene tatsächliche Endenergieverbrauch und
(Verteilung der Abweichung vom Durchschnitt
der theoretisch ermittelte Energiebedarf in
einer Liegenschaft) macht über verschiedene
Wohngebäuden nicht übereinstimmen. In älte-
Gebäudegrößen hinweg die Unterschiede im
ren Gebäuden ist der gemessene Verbrauch
Nutzerverhalten deutlich: Ein nennenswerter
deutlich niedriger als der theoretische Bedarf.
Anteil der Nutzer hatte 2014 einen Energiever-
In neueren Gebäuden liegt dagegen das Ver-
brauch von nur rund einem Drittel des Durch-
brauchsniveau im Schnitt deutlich über dem
schnitts. Gleichermaßen hatten etliche Nutzer
Bedarfsniveau. Das bestätigt nicht nur den
einen Verbrauch, der um das Sechsfache über
in einer Studie der TU Dresden im Jahr 2013
dem Durchschnitt lag. Auch wenn hierzu nicht
simulativ ermittelten sogenannten „Rebound-
beeinflussbare Faktoren wie etwa die Lage der
Effekt“, sondern zeigt auch, dass Bedarfswerte
Wohnung im Gebäude beigetragen haben,
als Basis für Amortisierungsrechnungen von
macht dies deutlich, welchen Einfluss der indi-
Investitionen denkbar ungeeignet sind. Die
viduelle Bedarf (Intensität der Wohnungsnut-
Ursache liegt nach Auffassung der Autoren
zung, Temperaturempfinden), aber auch das
dieser Studie weiter maßgeblich darin, dass
individuelle Verhalten (z. B. Lüftungsverhalten,
bei der Energiebedarfsberechnung nach
Anpassung der Heizzeiten an die tatsächliche
DIN V 18599 das Nutzerverhalten noch nicht
Wohnungsnutzung) auf den Verbrauch haben.
ausreichend berücksichtigt wird: Je hochwertiger der energetische Zustand eines Gebäudes
ist, um so stärker ist der Einfluss des Nutzers
und dessen mehr oder weniger achtsamen
Umgangs mit Energie.
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Aus diesen Erkenntnissen leiten sich einige
•
Im Zuge dessen weisen die Autoren der
grundsätzliche Schlussfolgerungen und Hand-
Studie jedoch darauf hin, dass die hierzu
lungsempfehlungen ab:
nötigen Investitionen wirtschaftliches
•
Der vor rund zehn Jahren noch deutliche
Augenmaß erfordern: Aufgrund des nach
jährliche Rückgang der witterungsbereinig-
wie vor in vielen Amortisierungsrechnun-
ten Energieverbräuche verläuft seit 2008
gen nicht berücksichtigten tatsächlichen
nur noch schleppend. Weder das bisherige
Endenergieverbrauchs bzw. des realen Nut-
Ausmaß der energetischen Gebäude-
zerverhaltens tragen sich Sanierungsmaß-
sanierung noch die energetischen Vor-
nahmen oft nicht im erwarteten Umfang
gaben der Energieeinsparverordnung für
– umso mehr, wenn es sich um kostenin-
den Neubau konnten in den letzten Jahren
tensive Maßnahmen handelt. Wichtig bleibt
merkliche zusätzliche Einspareffekte erzie-
darum ein für Immobilieneigner und -nutzer
len. Zwar haben die zum Teil niedrigeren
wirtschaftlicher Maßnahmenmix, der auch
Endenergiepreise und witterungsbedingten
geringinvestive Maßnahmen in die Anlagen-
Verbräuche im vergangenen Jahr erstmals
technik oder die Unterstützung des Nutzers
seit Längerem wieder zu geringeren Ener-
bei energiesparendem Verhalten umfassen
gieverbrauchskosten für die Endverbraucher
muss. Dazu zählen regelmäßiges Ver-
geführt – ein anhaltender Trend warmer
brauchs- und Anlagenmonitoring oder auch
Winter oder niedriger Endenergiepreise ist
Verfahren zur optimierten Betriebsführung
jedoch unwahrscheinlich. Vor dem Hinter-
von Kesseln und Fernwärmeanlagen wie
grund der politisch gesetzten Einsparziele
etwa die lastabhängige Anpassung der Vor-
und dem Wunsch nach kalkulierbaren
lauftemperatur (Vorlauftemperaturadaption).
Warmmieten für die Verbraucher gilt es
darum weiterhin, zusätzliche Ansätze für
Energieeffizienz zu nutzen und die bereits
durchgeführten Sanierungsmaßnahmen
damit zu ergänzen.
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•
Die Bedeutung eines möglichst optima-
•
Für die Modernisierung der Heizungsanlage
len Nutzerverhaltens für einen niedrigen
empfiehlt sich weiterhin die professionelle
Verbrauch wurde im Rahmen der Auswer-
Betriebsführung durch Contracting als
tungen erneut deutlich. Realistisch ist ein
Alternative zur eigenen Investition durch
solch optimales Nutzerverhalten nur mit
den Eigentümer. Zum einen ermöglichen
technischer Unterstützung möglich, etwa
niedrigere Investitionskosten aufseiten der
durch Smart-Home-Lösungen, die energie-
Wohnungswirtschaft sozialverträglicheres
effizientes Heizverhalten vereinfachen oder
Wohnen, zum anderen weisen professionell
sogar weitestgehend automatisieren kön-
betriebene Anlagen einen höheren Jahres-
nen. Die deutlich sichtbaren Unterschiede im
nutzungsgrad auf und tragen damit zu höhe-
Verbrauch innerhalb einer Immobilie zeigen
rer Energieeffizienz und CO2-Vermeidung im
auch die Notwendigkeit einer verursacher-
Sinne der Energiewende bei.
gerechten Heizkostenabrechnung.
Wir hoffen, dass Ihnen die aufbereiteten Infor-
•
Auch die Optimierung der Anlagentechnik
mationen auf der Grundlage anonymisierter
bietet großes Potenzial, das zunehmend
Daten auch in diesem Jahr Erkenntnisse lie-
durch den gemäß EnEV vorgeschriebenen
fern, die für die energetische Analyse Ihres
Austausch der Heizkessel, die älter sind
Immobilienbestands und gegebenenfalls für
als 30 Jahre, gehoben werden könnte.
Ihre Investitionsentscheidungen hilfreich sind.
Dies sollte ab Ende dieses Jahres zu einer
beschleunigten Modernisierung des Anla-
Dr. Arne Kähler, Joachim Klein,
genbestandes und damit zu Effizienzsteige-
Dr. Jochen Ohl, Frank Pawellek,
rungen beitragen. Aufgrund des insgesamt
Robert Woggon, Dr. Andreas Wurl
niedrigeren Kostenniveaus für Erdgas und
auch aufgrund ihres erwiesenen höheren
Jahresnutzungsgrades haben Erdgaskessel
dabei gegenüber Heizölkesseln Vorteile.
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