west live NEUES AUS DEM WG WEST Abenteuer Studienfahrt FLÜCHTLINGE Gibt’s auch bei uns an der Schule ZUKUNFT WG West macht sich fit 02 / 15 Inhalt Inhalt Aktuell Liebe Leserinnen und Leser Stadt stellt die kaufmännischen Schulen neu auf WG West verhökert ab nächstem Schuljahr geniale Notebooks Bildung für nachhaltige Entwicklung – WG West wird Versuchsschule 5 WG West macht positiven Eindruck Gutes Teamwork Ein Gang zum Mädchenklo – das Highlight jeder Pause 6 Vermischtes 3 4 Das besondere Thema: Harte Landung Zakiyas Odyssee „We all live in a yellow submarine“ Über die Berufsschule in den Landtag Unsere Amnesty International Gruppe Projekt Kobane Der Eignungstest 7-9 10-11 12 13 14-15 16-17 Aus dem Schulleben 2 Raus aus dem Alltag – rein ins StudienfahrtAbenteuer Was mal gesagt werden muss! Abi Vegas – um jeden Punkt gepokert Abi – was ist das für dich? Handyverbot am WG West aufgehoben Wir waren beim Daimler Besuch bei Martin Luther King Ruhig und mit freundlichem Blick Wer ist das? Virtuelle Geschäfte auf der Übungsfirmenmesse 18-21 Blackout Poems oder: Aus Zeitung Kunst machen 31 22-23 24-25 26 27 28 28 29 30 30 32 33 34-35 Cool – Eine Stilkritik Mobile Jugendarbeit Stuttgart 36 Die letzte Seite 38 37 Aktuell nahezu täglich erreichen uns traurige Berichte aus Syrien und dem Nordirak sowie entsetzliche Bilder aus Lampedusa. Das Elend der Menschen ist nahe gerückt. Grund genug, um Facetten des Themas „Flüchtlinge“ mit Blick auf unsere Schule näher zu beleuchten. Freud und Leid liegen bei unserem Schwerpunktthema eng beieinander. Sehr betroffen macht mich die Geschichte einer unserer Schülerinnen, die es aus Afghanistan bis zu uns geschafft hat und deren Mutter von Abschiebung bedroht ist. Zakiya möchte arbeiten, ist hoch motiviert und hat sich gut integriert. Gerade das System der beruflichen Bildung in Baden-Württemberg mit seiner Durchlässigkeit öffnet viele Wege. Gemäß der Maxime „Kein Abschluss ohne Anschluss“ können Schülerinnen und Schüler nach der Hauptschule oder der mittleren Reife an unserer Schule einen weiterführenden Schulabschluss bis hin zum Abitur erwerben. Gute Schule lässt niemanden zurück, grenzt nicht aus und bereitet auf die Herausforderungen der Arbeitswelt vor. Das ist der Anspruch, an dem wir uns gerne messen lassen. Schule kann zwar vieles, aber nicht alles. Es kommt auf den Einzelnen an, aus den gebotenen Chancen etwas zu machen. Exemplarisch für eine solche Erfolgsgeschichte steht die Bildungsbiografie der Stuttgarter Landtagsabgeordneten Muhterem Aras. Natürlich brauchen Schulen gute Rahmenbedingungen, damit sie unter anderem ihrer Integrationsfunktion nachkommen können. Neben der Schulverwaltung steht hier die Stadt als Schulträger in der Pflicht. Wir alle wissen um die Herausforderungen des demografischen Wandels und kennen die finanziellen Handlungsspielräume der Kommunen. Mit dem Schulentwicklungsplan für die beruflichen Schulen in Stuttgart hat unsere Bürgermeisterin Dr. Susanne Eisenmann frühzeitig wichtige Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte aufgegriffen. Und die Diskussionen im Gemeinderat über die Weiterentwicklung der beruflichen Schulen belegen, dass das Thema Bildung ganz weit oben auf der Agenda der Politik steht. So ist geplant, dass das WG West in einigen Jahren umziehen soll. Gefreut hat mich, dass die Schulbürgermeisterin und der Gemeinderat den Schulentwicklungsplan als Investitions- und nicht als Sparprogramm begreifen. Auch wenn die Umsetzung der Empfehlungen des Gemeinderates vom März 2015 noch Jahre dauern wird: Die Weichen sind gestellt. Und so werden wir als WG West auch weiterhin die Wirtschaft in ihrer hohen Innovationsfähigkeit unterstützen und zur gesellschaftlichen Teilhabe und Integration des Einzelnen beitragen dürfen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre unserer Schulzeitung und erholsame Sommerferien. Ihr Dr. Thilo Lang Schulleiter 3 Stadt stellt die kaufmännischen Schulen neu auf Ein Gespräch mit Schulleiter Thilo Lang Am 5. März 2015 hat der Gemeinderat einen Richtungsentscheid zur Schulentwicklung der Beruflichen Schulen beschlossen. Was war denn der Anlass dafür? Mit dem Schulentwicklungsplan greifen die Schulbürgermeis terin Dr. Susanne Eisenmann und der Gemeinderat langfristige Herausforderungen für die beruflichen Schulen auf. Nach einem Gutachten der Firma GUS sollen beispielsweise bis zum Jahr 2022 die Schülerzahlen an den 22 beruflichen Schulen in städtischer Trägerschaft um 14 Prozent zurückgehen. Gleichzeitig gibt es seit Jahren einen gesellschaftlichen Trend zu höheren Bildungsabschlüssen. Die Nachfrage nach Vollzeitplätzen ist anhaltend hoch, insbesondere bei den Beruflichen Gymnasien. Gleichzeitig berichten Ausbildungsbetriebe über wachsende Schwierigkeiten bei der Gewinnung von Fachkräftenachwuchs. Welche Veränderungen sieht denn der Plan für die kaufmännischen Schulen und speziell für das WG West vor? Ich freue mich, dass nach den Planungen nicht an einen Abbau der bestehenden Bildungsangebote in der Stadt gedacht ist. Kinder und deren Eltern werden also auch weiterhin eine differenzierte Bildungslandschaft vorfinden. Vielmehr geht es um eine Spezialisierung und eine Bildung von Kompetenzzentren. Auf längere Sicht soll es laut dem erwähnten Gutachten zu einem Rückgang des Raumbedarfs von zehn Prozent über alle beruflichen Schulen in Stuttgart hinweg kommen. Von daher soll unsere Schule langfristig an den neuen Standort Ludwigstraße 111 umziehen. Gleichzeitig soll unsere angemietete Außenstelle in der Siemensstraße in Feuerbach aufgegeben werden. Außerordentlich bedauerlich finde ich, dass damit unsere Bildungsgänge an der Berufsschule voraussichtlich in einigen Jahren verlagert werden. Seitens der Stadt ist geplant, dass wir uns zu einer „Premiummarke“ im Vollzeitbereich weiterentwickeln. Der Begriff „Premiummarke“ stammt übrigens nicht von mir, sondern aus der Gemeinderatsvorlage. Wir nehmen aber die Herausforderung gerne an. Bis wann ist denn mit einer Umsetzung zu rechnen? Der Gemeinderat hat im März 2015 Handlungsempfehlungen verabschiedet. Diese müssen nun von der Verwaltung im Detail geprüft und möglicherweise auch weiterentwickelt werden. Nicht ausgeschlossen werden kann, dass im weiteren Verlauf einzelne Empfehlungen verändert oder sogar verworfen werden. Sie dürfen nicht übersehen: Es geht um die erfolgreiche Weiterentwicklung der beruflichen Schulen für die kommenden Jahrzehnte. Daher wird sich die Umsetzung hinziehen. Auch in den kommenden Jahren wird der Haupteingang unserer Schule die Rotebühlstraße 101 sein. Bei dem neuen Standort des WG West handelt es sich übrigens um das ehemalige Gebäude der Hedwig-Dohm-Schule. Geplant ist, dass das Gebäude grundlegend saniert und technisch neu ausgestattet werden soll. Erfahrungsgemäß dauert eine solche Planung mit anschließendem Umbau mehrere Jahre. Dabei geht es laut Stadt nicht um ein Spar-, sondern um ein Investitionskonzept. Dieses klare Bekenntnis unserer Schulbürgermeisterin und aller Gemeinderatsfraktionen freut mich. Dass Bildung wichtig ist, das war schon immer ein beliebter Standardbaustein in jeder Rede. Seit einigen Jahren folgen nun auch Taten, und die Stadt investiert verstärkt in die Schulen. Und was passiert bis zum Umzug? Wir fühlen uns wohl in der Rotebühlstraße. Der Mix aus historischer Bausubstanz und modernem Pavillon hat viel für sich. Gut ist auch, dass die Stadt laufend in den Unterhalt investiert. So liegt uns aktuell die Zusage des Schulverwaltungsamts vor, dass wir mittelfristig einen neuen multifunktionalen naturwissenschaftlichen Fachraum bekommen sollen. Der neue Raum bietet uns noch mehr Chancen als bisher für moderne pädagogisch-didaktische Konzepte. Unsere Schülerinnen und Schüler werden einfacher als bisher experimentieren und noch besser in Gruppen arbeiten können. Die Zusammenarbeit mit der Schulverwaltung bei der Planung des neuen Raumes hat übrigens hervorragend geklappt. Nun hoffe ich auf eine rasche Umsetzung der Pläne durch die Stadt. Was soll denn langfristig aus dem traditionsreichen Standort des WG West werden? Nach den jetzigen Planungen soll unser Nachbar, die Kaufmännische Schule I, unsere bisherigen Räume in der Rotebühlstraße übernehmen und dafür die Außenstelle in der Reuchlinstraße aufgeben. Das Gespräch führte Beate Wörner 4 WG West verhökert ab nächstem Schuljahr geniale Notebooks ... … coole Tablets und grandioses Zubehör! Das ganze WG West? Nein! Nur eine unbeugsame Berufskolleg-Klasse wird – ja genau – eine neue Übungsfirma gründen. Noch ist vieles geheim, nur so viel soll verraten werden: Die HP GmbH Deutschland wird neue Patenfirma unserer künftigen BK II, also unserer Übungsfirma (Üfa). Wir freuen uns schon jetzt auf eine spannende Gründungsphase und eine gute Zusammenarbeit mit dem deutschen Spross einer der größten US-amerikanischen Technologiefirmen. Hewlett-Packard war das erste Technologieunternehmen in Silicon Valley und zählt bis heute zu den führenden ITUnternehmen in der Welt. Die deutsche Hauptniederlassung befindet sich in Böblingen. In der nächsten west live lüften wir dann die letzten Geheimnisse. Da werdet ihr erfahren, welchen Namen die Übungsfirma hat, welches Sortiment sie anbietet und noch einige andere Dinge. Wir als Lehrerinnen freuen uns jetzt schon auf eine hochmotivierte BK II-Üfa-Klasse, die mit uns die Gründungsphase gestaltet! Jennifer Glöckle und Johanna Hausmann 5 Bildung für nachhaltige Entwicklung – WG West wird Versuchsschule Auch zukünftige Generationen sollen dieselben Chancen auf ein erfülltes Leben haben wie wir. Dies ist ein zentraler Leitgedanke der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Die notwendigen Veränderungen müssen dabei in erster Linie an der Eigenverantwortung des Einzelnen ansetzen. Zur Verwirklichung entsprechender Entwicklungsprozesse möchte das Kultusministerium das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung in die Lehrpläne für das Fach Betriebswirtschaftslehre im Berufskolleg verankern. So sollen beispielsweise die Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Szenarien wie Tarifverhandlungen oder Kundenreklamationen Interessenkonflikte zwischen verschiedenen Anspruchsgruppen, sogenannten Stakeholdern, 6 erkennen und anhand von ökonomischen, aber auch ökologischen und sozialen Gesichtspunkten bewerten. Zusammen mit einigen anderen ausgewählten kaufmännischen Schulen und Vertretern der Schulverwaltung wird das WG West bis zum Sommer 2015 den Entwurf eines Lehrplans erarbeiten. Bereits im kommenden Schuljahr wird dann der neue Lehrplan im Berufskolleg erprobt, ehe er landesweit eingeführt wird. Die geplante Lehrplanrevision bietet die Chance, dass sich unsere engagierten Lehrerinnen und Lehrer mit ihren Erfahrungen und Ideen einbringen können. Traditionell fühlt sich das WG West dem Gedanken der Nachhaltigkeit eng verbunden. So gehörte unsere Schule zu den ganz wenigen Schulen im Land, die sich schon vor Jahren erfolgreich für das EMASZertifikat (Eco-Management and Audit Scheme) beworben haben. EMAS unterstützt Unternehmen und Organisationen jeglicher Art dabei, ihre Umweltleistungen stetig zu verbessern. Thilo Lang Das besondere Thema: Harte Landung ZOdyssee akiyas Zakiya ist mit dem Schlauchboot übers Mittelmeer gefahren. Sie saß 20 Tage in einem berüchtigten griechischen Gefängnis und sie kam mit einem gefälschten Pass per Flugzeug nach Deutschland. Heute, fünf Jahre und fünf Monate nach der Flucht, ist die junge Afghanin noch immer nicht in Sicherheit. Zwar geht sie mittlerweile in die Eingangsklasse des WG West, doch ihre Mutter hat vor einigen Wochen einen Ausweisungsbescheid vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bekommen. Schuld ist ein heimlicher Besuch der Mutter im Iran. Ihr Vater lag damals auf dem Totenbett, sein letzter Wunsch war es, seine Tochter noch einmal zu sehen. Bei diesem Besuch erfährt die Mutter, dass der Mann ihrer Tochter in Kabul halbseitig gelähmt ist, der Familie gehe es schlecht. Die Mutter fährt kurz entschlossen nach Afghanistan, heimlich, für eine Woche. Doch bei der Rückkehr nach Deutschland entdecken die Beamten den afghanischen Stempel in ihrem Pass und schlagen Alarm. Zakiyas Mutter verliert ihre Aufenthaltsgenehmigung. „Wir waren vier Stunden auf dem Meer“ Dabei hat sie das Haus in Kabul nicht verlassen, denn sie fürchtet die Rache des Bruders ihres Mannes. Der hat nach dem Tod ihres Mannes 2009 nach afghanischem Brauch die Fürsorge für die Familie übernommen, und er ist der eigentliche Grund für die Flucht der Familie nach Deutschland. Denn er ist sehr mächtig. Der Onkel wollte nach dem Tod des Vaters, dass Zakiyas Schwester, damals gerade 15, einen viel älteren Mann heiratet – eine Zwangsehe. Das Mädchen verübt einen Selbstmordversuch. Zakiyas Mutter sieht nur eine Chance: die Flucht in den Westen, dorthin, wo die Macht ihres Schwagers nicht hinreicht. Sie nimmt ihr Gold und ihren Hochzeitsschmuck und die drei fliehen heimlich über die Berge, mit einem Fluchthelfer durch den Iran, in die Türkei. Über Van und Istanbul geht es nach Izmir, von dort bei Nacht mit dem Schlauchboot nach Mitillini auf Lesbos. „Wir waren vier Stunden auf dem Meer, ein kleines Schlauchboot mit 40 Leuten besetzt. Eine Frau mit ihrem Kind saß auf meinem Schoß“, sagt Zakiya. „Nach zwei Stunden bin ich einfach aufgestanden, ich konnte die verkrampfte Haltung nicht mehr aushalten. Alle haben geschrien, ich solle mich hinsetzen, sonst würde die Polizei uns finden.“ Die Fluchthelfer hatten sich zu dieser Zeit längst abgesetzt, sie ließen die Flüchtlinge allein. „Immer geradeaus, sagten sie und sprangen ins Wasser“, berichtet Zakiya. „Als wir dann auf Lesbos ankamen, war das Boot voll Wasser.“ Sie sind dann mitten in der Nacht rausgesprungen ins Wasser und an Land gewatet. Am nächsten Morgen suchten sie die Polizei. „Please, please, police!“ 7 DEUTSCHLAND Karlsruhe Stuttgart Istanbul GR IE EN TÜRKEI Izmir LA ND Im Kinderknast von Lesbos Erste Station: Karlsruhe „Dort kamen wir in einen großen Saal, 300 bis 400 Frauen, es war ganz schmutzig, es gab nur eine Toilette und eine Dusche für alle“, berichtet Zakiya. Der berüchtigte „Kinderknast von Lesbos“, wie er in einem großen Dossier in der „Zeit“ vom Februar 2010 genannt wird. „Es stinkt beißend nach Exkrementen“, beschreibt der Zeit-Reporter Roland Kirbach die Situation im Sommer 2009, kurz danach kommt Zakiya mit ihrer Familie in die heruntergekommene Industriehalle. Der Fluchthelfer bringt die Familie nach Karlsruhe, dort lädt er sie vor dem Flüchtlingswohnheim ab. Hier stellen sie den Asylantrag. „Am ersten Tag in Deutschland habe ich nur geweint“, erzählt Zakiya. Die 14-Jährige vermisst Afghanistan. „Ich hatte ganz andere Gedanken, als ich an Deutschland dachte. Ich dachte an viele Lichter“, sagt Zakiya heute. Stattdessen war es stockdunkel, Winter. „Ich konnte nicht atmen.“ Nach 20 Tagen werden sie freigelassen, besteigen ein Schiff nach Athen. Dort suchen sie einen Fluchthelfer. Der Bruder der Mutter schickt Geld aus Herat. Sie haben viel Glück, bereits beim zweiten Versuch klappt es: Die Familie gelangt mit gefälschten Pässen per Flugzeug nach Deutschland, wohin genau weiß Zakiya nicht mehr. Sie reist mit dem Foto eines Mädchens im Dokument, das ihr entfernt ähnlich sieht. „Bei Frauen sind sie nicht so streng“, sagt sie über die griechischen Grenzkontrollen. 8 CH Lesbos Athen 25 Tage bleibt Familie Hossaini in Karlsruhe, sie wird inter viewt, muss Fingerabdrücke abgeben. Anschließend werden sie nach Kirchheim/Teck verlegt, für zehn Monate. Zakiya besucht eine Kooperationsklasse an einer Kirchheimer Hauptschule, eine internationale Klasse. Jetzt lernt sie Deutsch. Für ihre Lehrerin ist nach kurzer Zeit klar, dass Zakiya auf die Realschule gehen muss. Doch als die Familie ihre Aufenthaltsgenehmigung bekommt, muss sie die Asylunterkunft verlassen. In Kirchheim gibt es Van IRAN x AFGHANISTAN aber keine günstige Wohnung, deshalb zieht Familie Hossaini nach Stuttgart-Botnang. „Die Wohnung war total kaputt, aber wir mussten sie nehmen“, sagt sie. Auch hier kommt sie zunächst wieder in eine Kooperationsklasse, dieses Mal in die Friedensschule. Nach eineinhalb Monaten darf sie in die dortige siebte Klasse gehen. Als die Lehrerin dann das Zeugnis am Jahresende sieht, empfiehlt sie Zakiya auf die Realschule. Drei Jahre geht sie auf die Schlossrealschule für Mädchen, seit September 2014 besucht sie das WG West. Mittlerweile ist Zakiya 19, ihr Ziel ist das Abitur. Die Familie wohnt inzwischen in Stuttgart-Zazenhausen. Ihre Schwester hat geheiratet, lebt mit ihrem Mann aber immer noch bei Zakiya und ihrer Mutter. „Ich will eines Tages einen richtigen Beruf haben und auf eigenen Beinen stehen“, sagt Zakiya. „Ich will den Frauen in Afghanistan helfen. Sie brauchen Hilfe. Wenn niemand den Menschen in Afghanistan hilft, wird sich die Welt nicht ändern“, ist Zakiya überzeugt. „Ich gehe mit, egal ob ich sterbe“ Doch momentan hat sie ganz andere Sorgen. Denn sollte ihre Mutter tatsächlich nach Afghanistan abgeschoben werden, dann drohe ihr der Tod, davon ist Zakiya überzeugt. „Mein Onkel ist sehr mächtig und er hat durch die Flucht unserer Familie an Ansehen verloren“, sagt sie. Doch ein Anwalt, der die Familie berät, macht ihr wenig Hoffnung. Er hat zwar Einspruch dagegen eingelegt, aber derzeit sei das Bundesamt in ähnlichen Fällen sehr strikt. Deshalb ist selbst der vermeintlich schönste Moment in ihrem Leben, die bevorstehende Hochzeit in Hamburg am 13. August, in dunkle Wolken gehüllt. Auch auf die Schule kann sie sich momentan kaum konzentrieren, denn eines ist für sie ganz klar: „Wenn meine Mutter gehen muss, dann gehe ich mit, egal ob ich sterbe.“ Markus Geckeler 9 Wie könnte man in Europa die Flüchtlingskrise lösen? Dieses Problem hat die 2 BFW 2 am 17. und 18. März in Bad Urach in einem Planspiel bearbeitet. Leif Schubert, Anna Stordel und Anja Glück versuchen im Auftrag der Landeszentrale für Politische Bildung, den 18 WG West-Schülerinnen und Schülern an diesem Beispiel die Komplexität der Europäischen Politik näher zu bringen. Immer zwei Schüler übernehmen ein EU-Land auf einer fiktiven Konferenz zur Flüchtlingspolitik in der EU, die Rollen werden zufällig verteilt. Murat und Samina vertreten beispielsweise Griechenland, das Land, in dem momentan die meisten Flüchtlinge auf dem Weg in die EU landen. Die Realität ist ganz nah „Die Rollen sollten mit Leidenschaft gespielt werden“, fordert Leif Schubert. Er möchte den Schülern vor allem vermitteln, wie Politik funktioniert. „Überall, wo sich drei Leute treffen, geht es schon um Politik“, behauptet der Jurist, der bis zur 10 letzten Bundestagswahl 2013 noch Mitarbeiter eines FDPBundestagsabgeordneten war. Johannes und Alisa übernehmen die EU-Ratspräsidentschaft. Sie haben nun die Aufgabe, innerhalb des Planspiels einen Kompromiss zu finden, auf den sich alle beteiligten Staaten am Ende einigen können, zum Beispiel eine Quotenregelung, die eine gerechte Verteilung der Flüchtlinge auf alle EU-Länder regeln würde. Doch Griechenland und Italien auf der einen, Deutschland und Großbritannien auf der anderen Seite haben ganz unterschiedliche Interessen. Johannes, der im wirklichen Leben tatsächlich Politik bei der SPD macht, verhandelt mit Geschick, doch vor allem Ungarn, vertreten von Margarita und Mohamed, wehrt sich gegen einen schnellen Kompromiss. sind für schnelle Die Vertreter Ungarns haben. zu ht nic se Kompromis Dabei hat Mohamed privat eine ganz andere Meinung zum Flüchtlingsproblem: Er, der selbst vor vier Jahren aus Ägypten nach Deutschland gekommen ist, weiß, wie schwierig das Leben der Flüchtlinge ohnehin schon ist. Für ihn sind die Politischen Tage von Urach ein „Fest“, wie er sagt. „Mir gefällt alles hier: Das Essen, das Gebäude, einfach alles. Schade, dass es nur zwei Tage sind.“ Doch im Spiel hält er sich an seine Rolle: Gemeinsam mit Margarita kämpft er verbissen dafür, dass die Länder, die Flüchtlinge aufnehmen, von den großen Ländern Deutschland und Großbritannien dafür entschädigt werden, weil ihre Wirtschaft nicht so gut läuft und sie deshalb mehr Probleme mit der Unterbringung der Flüchtlinge haben. gagierte Diskussion und redet ihnen ins Gewissen: „Ihr müsst wissen, was eure Position ist, bevor ihr in eine Verhandlung geht. Das gilt für EU-Gipfel genauso wie für Mitarbeitergespräche mit eurem Chef. Wenn ihr merkt, dass ihr keine Änderung erreichen könnt, vertagen, verschieben.“ Genauso laufe es auf den EU-Gipfeln. Am Abend singen dann alle gemeinsam in der „TheodorHeuss-Kegelbahn“ „We all live in a yellow submarine“. Der eine denkt dabei vielleicht an die FDP, ein anderer an Lampedusa und das Mittelmeer, aber alle genießen sie das schöne und unbeschwerte Ambiente auf der frühlingshaften Alb. Markus Geckeler „Ihr müsst eure Position kennen“ Johannes Motzer mobilisiert die letzten Argumente: „Die EU braucht bis 2020 rund 20 Millionen Einwanderer, um ihr Bruttosozialprodukt halten zu können.“ Er schlägt deshalb eine Quotenregelung für die EU vor. Letztlich beugen sich die anderen, schließlich lockt draußen das schöne Wetter und der Abend in Bad Urach. Leif Schubert lobt die Schüler für ihre en11 Über die Berufsfachschule in den Landtag Sie gilt laut Wikipedia als erste Abgeordnete mit Migrationshintergrund, die direkt in einen deutschen Landtag gewählt wurde und sie ist die erste Muslima im Landtag von Baden-Würt temberg: Muhterem Aras, 48, seit vier Jahren Landtagsabgeordnete der Grünen, besucht am Montag, 15. Dezember 2014 die Schüler der BFW 2/2 am WG West. Auch hier sitzen ihr überwiegend Schüler mit Migrationshintergrund gegenüber. „Ich habe genauso angefangen wie ihr“, sagt Aras zu den rund 20 Schülern und Schülerinnen der zweijährigen Wirtschaftsschule. „Als ich mit zwölf aus der Türkei gekommen bin, habe ich kein Wort Deutsch gesprochen.“ Geboren ist sie in Ostanatolien, in dem kleinen Dorf Elmaagaca in der Nähe der Stadt Bingöl. Ihre Eltern kamen 1978 nach Filderstadt. Sie hätten, so Aras, alles drangesetzt, dass sich ihre Kinder in der Schule anstrengen. „Für eine Eins gab es fünf Mark, für eine Zwei drei Mark“, berichtet die 48-Jährige. Schließich habe sie den besten Hauptschulabschluss gemacht und die zweijährige Berufsfachschule für Wirtschaft in Nürtingen besucht. „In der elften Klasse habe ich dann geheiratet, in den Osterferien“, sagt Aras. Später ist die Familie nach Stuttgart gezogen. Muhterem Aras hat ihr Abitur am WG Ost (Cotta-Schule gemacht) und anschließend in Hohenheim Wirtschaftswissenschaften studiert. Seit 1999 betreibt sie gemeinsam mit ihrem Mann in Stuttgart eine Steuerberatungskanzlei mit zwölf Mitarbeitern. Nach dreijähriger Berufstätigkeit hat sie dann ihr erstes Kind bekommen, in der Elternzeit lernte sie für die Steuerberaterprüfung. Bereits 1992 ist Aras den Grünen beigetreten: „Das war wegen der Brandanschläge gegen Asylbewerberheime: Nur die Grünen haben sich damals wirklich für die Flüchtlinge engagiert und der Verschärfung des Asylrechts nicht zugestimmt. Deshalb bin ich zu denen gegangen“, berichtet sie. Seit 1999 sitzt sie für die Partei im Stuttgarter Gemeinderat, 2007 wird sie Fraktionsvorsitzende. 2011 hat sie dann in einer Kampfabstimmung gegen Brigitte Lösch den aussichtsreichen Landtags-Wahlkreis Stuttgart 1 als Kandidatin gewonnen, den sie im Frühjahr 2011 bei der Landtagswahl mit dem landesweit besten Ergebnis von 42 Prozent für die Grünen verteidigte. „Im Westen bekam ich sogar 45 Prozent“, berichtet sie. Klar war für Aras nach dem Wahlsieg aber, dass sie nicht für Asyl- oder 12 Muhterem Aras (1. Reihe, 3. von rechts) zusammen mit der Klasse BFW 2/2 vor dem Pavillon des WG West. Flüchtlingspolitik zuständig sein wollte. „Ich verstehe was von Wirtschaft, deshalb wollte ich in den Haushaltsausschuss“, erzählt Aras. Sie wollte als Migrantin nicht wieder in ihre Nische abgeschoben werden. Ist das Abgeordnetenleben anstrengend, fragen die Schüler. „In der letzten Woche war ich keinen Abend zuhause“, sagt Aras. Schwierig findet sie die Reden im Landtag: „Fast immer gibt es teilweise ziemlich niveaulose Zwischenrufe. Das war ich vom Gemeinderat nicht gewöhnt.“ Auch die Zwischenfragen nerven sie: Für die Zuhörer sei es zwar angenehm, wenn Zwischenfragen erlaubt würden, doch teilweise brächten sie den Redner völlig aus dem Konzept. „Ich entscheide mittlerweile aus dem Bauch, ob ich eine Frage zulasse“, so Aras. Ihr größter Erfolg? „Die Abschaffung der Grundschulempfehlung“, sagt Aras. An ihren beiden Kindern habe sie den Druck gespürt, unter dem die Kinder bereits in der vierten Klasse stünden. Wird die rotgrüne Koalition 2016 noch einmal gewinnen? „Die Chancen stehen gut“, findet sie. Markus Geckeler Einsetzen für Menschenrechte Die Amnesty International Gruppe an unserer Schule ist eine von vielen. Sie setzt sich dafür ein, dass Leute, die ungerecht behandelt werden und aufgrund von Menschenrechtsverletzungen in Gefahr sind, unterstützt werden und mehr Gerechtigkeit erfahren. Damit dies erreicht wird, gibt es in jeder Gruppe Leiter, sogenannte Jugendsprecher, die sich treffen und einen „Rat“ bilden, um in einem größeren Kreis die verschiedenen Themen einzugrenzen. Diese werden dann den kleineren Gruppen an den Schulen vorgelegt, die dann im Endeffekt auch darüber entscheiden. Um dies umzusetzen, treffen wir uns als Amnesty International Gruppe einmal im Monat. Wir besprechen die jeweiligen Fälle und überlegen uns, wie wir vorgehen oder was getan werden muss. Und dann setzen wir alles schnell um, damit das bestmögliche Ergebnis erreicht wird. verhaftet, verurteilt oder gefoltert wurden – und das teilweise mit Todesstrafe. Die Menschenrechtsverletzungen waren so gravierend, dass wir so gut wie alle Klassen des WG West besuchten und die einzelnen Fälle vorstellten. Im Anschluss baten wir um Unterschriften, um die Unterstützung und Hilfe zu bekommen, die für die drei Leute schnellstens nötig war. Je mehr Mitglieder wir haben, desto mehr können wir erreichen. Daher gehen wir auch für Präsentationen, die zur Information dienen, an Schulen. Hierbei ist uns wichtig, dass wir persönlich über unsere Aufgaben, die Arbeit und unser Mitwirken berichten können. Damit ist es uns möglich, die Zuhörer direkt darüber in Kenntnis zu setzen, ohne dass die sich erst im Internet darüber informieren zu müssen, wie unsere Arbeit aussieht und was wir bewirken. Melanie Barth, Klasse E5 Im Dezember letzten Jahres haben wir uns zum Beispiel für einen Briefmarathon entschlossen, welcher die nötige Unterstützung für drei verschiedene Personen bot, die willkürlich 13 Projekt Kobane 14 Die Schülerinnen und Schüler des WG West lässt der Krieg und Terror im Nahen Osten nicht kalt und so haben sie kurz entschlossen das Projekt Kobane ins Leben gerufen. Ugur, kannst du uns das Projekt Kobane kurz erläutern? Elisabeth Lioka von west live sprach mit Ugur Yildirim über das Projekt und darüber, was bislang erreicht wurde. Warum habt ihr euch und euer Team „Kobane“ genannt? Wie bekannt, ist momentan im Irak und in Syrien Krieg. Unser Ziel ist es, mit unserem Projekt den Menschen dort zu helfen. Doch unser Problem war erst einmal, wie wir das machen sollten. Wir wollten ihnen Spenden zukommen lassen, denn diese Menschen kämpfen um ihr Überleben, Tag für Tag. Wieso sollten wir also nicht irgendwie versuchen, auch nur ein wenig zu helfen? Solidarität darf nicht verloren gehen. Kobane ist die Stadt, in der die meisten Auseinandersetzungen zwischen IS-Terroristen und Volksverteidigungseinheiten waren. Deshalb haben wir uns als Team nach dieser Stadt benannt. An welche Organisation wollt ihr spenden? Oder habt ihr bereits schon gespendet? Wir sind noch auf der Suche nach einer vertrauenswürdigen Organisation. Unsere Spenden sollen bis zum letzten Cent auch wirklich ankommen. Hat jemand aus eurer Gruppe Verwandte oder Bekannte, die vom Krieg in Syrien und Irak betroffen sind? Nein, glücklicherweise nicht. Aber was hat euch dann bewegt, das Projekt zu organisieren? Die Menschlichkeit. Man kann nicht wegschauen. Was da passiert, ist sehr traurig. Menschen werden aufgrund ihrer Religion umgebracht oder weil sie am falschen Ort wohnen. Frauen und Kinder werden versklavt und vergewaltigt. Wie sieht es jetzt momentan mit eurem Team aus? Habt ihr etwas Neues geplant? Wir bleiben auf jeden Fall bestehen und suchen natürlich auch nach anderen Möglichkeiten, weiterhin helfen zu können. Dann bedanke ich mich für das Interview, Ugur, und wünsche dir und deinem Team viel Erfolg. Elisabeth Lioka, Klasse JG 2/3 Was habt ihr bis jetzt erreicht? Wir hatten eine Spendenaktion an unserer Schule, die inzwischen vorbei ist. Man konnte Geld und Kleidung bei uns abgeben. Diese wurde dann verschickt. Wie viel habt ihr gesammelt und was genau? Es waren knapp 400 Euro und 40 volle Tüten Kleidung. Wow, das ist ganz schön viel. Seid ihr zufrieden mit der Aktion? am gehören: e t t k je ro P m ), Zu de ), Can (BK 1/3 2 / 2 W F (B s e Johann (JG 1/2), Nazli a m t a F ), e s s K Eda (E-Kla G 1/2), Mert (B (J a ic s s Je ), 3 (JG 1/ 1), Amal (E4), / 2 W F (B s o t 1/4), Fa ur (JG 2/3). g U d n u ) 3 1/ Dennis (JG Mit so viel Kleidung haben wir tatsächlich nicht gerechnet. Wir sind allen Spendern sehr dankbar. Es hat uns sehr gefreut, dass sich so viele Mitschüler und Lehrer an der Aktion beteiligt haben. Das zeigt Menschlichkeit und Herz. 15 Wenn jugendliche Flüchtlinge in Deutschland landen, dann müssen sie in die Schule gehen. Wie sieht es in solchen Klassen aus? Hier ein kurzes Porträt einer VABO-Klasse in der RobertMayer-Schule in Stuttgart. Morgen ist vielleicht sein großer Tag: Hamit Rasoli hat einen Vor-Ort-Test bei Daimler in Böblingen. Der junge Afghane ist vor einem guten Jahr über das Mittelmeer nach Stuttgart gekommen. „Ich wäre gern ein KFZ-Mechatroniker in Zukunft“, sagt er in gebrochenem Deutsch. Bei Daimler hat er bereits ein Praktikum gemacht, die Leute waren sehr zufrieden mit ihm. In den Osterferien hat er ein ganzes Buch durchgeackert. Titel: Der Eignungstest. Derzeit geht Hamit noch in die VABO-Klasse der Robert-Mayer-Schule in Stuttgart. „Mein Traum ist es, einen guten Job zu haben, um meiner Familie in Afghanistan zu helfen“, sagt er. Der Vater sei vor fünf Jahren gestorben, die Mutter lebt allein mit seinen sechs Geschwistern, vier Brüder und zwei Schwestern. „Die meisten kriegen es schon hin“ „Man kann die Schüler nicht von der Biografie trennen“, sagt Mario Römer, der Hamit Deutsch beibringt. Der gelernte Gymnasiallehrer ist seit vier Jahren an der Robert-MayerSchule und berichtet von einem anderen Schüler, der miterleben musste, wie ein Fluchthelfer einen Flüchtling mitten im Gebirge mit einem Stein erschlagen hat, weil der nicht mehr weiter konnte. „Einige können morgens nicht aufstehen, weil sie Depressionen haben,“ sagt er. „Aber die meisten kriegen es hin. Es läuft gut, wenn alle zusammenarbeiten, Betreuer, 16 Sozialarbeiter, Lehrer“, sagt Römer. Momentan sind elf Schüler in dieser Klasse, heute sind zehn anwesend. Sie sitzen ruhig an ihren Tischen und füllen Arbeitsblätter aus, Präpositionen sind das Thema. Mario Römer geht von Tisch zu Tisch und schaut sich die Blätter an, macht hier einen Haken und korrigiert bei anderen eine Formulierung. Zehn Stunden Deutsch stehen auf dem Lehrplan, außerdem Mathe, Englisch und Grundlagen in Holz- und Metalltechnik. Ziel ist es, die jungen Männer so schnell wie möglich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. „Mit der Arbeitserlaubnis ist es einfacher geworden“, sagt Römer. Früher wollten die Betriebe öfter Schüler einstellen, doch Ausländerbehörden und Jugendamt stellten sich quer, wenn deren Status nicht geregelt war. Heute sei es leichter, „vor allem in den Berufen, die die Deutschen nicht machen wollen“. In der Altenpflege etwa oder, wie vor kurzem bei einem Schüler, als Azubi im Klärwerk. Abdirizak will den Hauptschulabschluss schaffen Die zehn jungen Männer kommen aus ganz unterschiedlichen Ländern: Abdirizak Yahya beispielsweise stammt aus Somalia. Mit dem Boot hat es der heute 17-Jährige vor 15 Monaten von der Türkei nach Griechenland geschafft, dann über Mazedonien und Serbien durch Ungarn, schließlich nach Deutschland. Jetzt wohnt er in einer Wohngruppe in Rohracker und will unbedingt den Hauptschulabschluss schaffen, der am Ende des VABO-Jahres angeboten wird. Dann hofft er, eine Ausbildung zu finden, wenn es geht als Elektroniker, aber notfalls auch im In der Robe rt-M Asylbewerbe ayer-Schule büffeln ju ng r für eine be ssere Zukunf e t. Straßenbau. Wenn das nicht klappt, will er auf die zweijährige Berufsfachschule gehen. Alle Schüler in der Robert-Mayer-Schule haben bereits Deutschkenntnisse aus einer sogenannten Vorbereitungsklasse oder Kooperationsklasse, die in den Werkrealschulen in Stuttgart angeboten wird. Dorthin fahren dann die beiden Klassenlehrer der Robert-Mayer-Schule und schauen sich potenzielle Kandidaten für das nächste Schuljahr an. „Letztes Jahr hatten wir 30 Anmeldungen, 20 kamen, aber wir kannten nur zehn“, berichtet Mario Römer. Die übrigen kamen kurzfristig dazu, andere ziehen weg, werden abgeschoben. „Das System atmet“, sagt Manfred Härterich, Schulleiter an der Robert-Mayer-Schule. Seit gut 30 Jahren ist die Robert-MayerSchule Anlaufstation für junge Ausländer ohne genügende Deutschkenntnisse. Früher waren das die Kinder der Arbeitsmigranten, jetzt, mit dem Anschwellen der Asylbewerberzahlen, sind es mehr und mehr Flüchtlinge. „Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt hängen von den Sozialkompetenzen ab“, sagt Härterich. Viele müssten erst lernen, einen Arbeitstag von 7 bis 17 Uhr durchzuhalten, „das kleine Einmaleins der gesellschaftlichen Anforderungen“. Dabei sollen Praktika ebenso helfen wie die Ganztagsschule, die von 7.45 bis 15.30 Uhr dauert. „Die gehen durch die Decke“ Auch in Römers Klasse sind nicht nur Flüchtlinge, sondern auch EU-Europäer. Zum Beispiel Giovanni, 19, der mit seinen Eltern vor fünf Jahren Italien verlassen musste, weil sein Vater dort keine Arbeit mehr fand. Zuerst ging es nach England, doch vor eineinhalb Jahren zog die Familie weiter nach Deutschland. Jetzt muss er wieder eine neue Sprache lernen, um sein Ziel zu verwirklichen: Informatik zu studieren. Die Mutter arbeitet in der Gastronomie, der Vater ist derzeit arbeitsunfähig. „Rund die Hälfte ist gegen ihren Willen hier“, schätzt Mario Römer. „Sobald ich 18 bin, geh ich wieder zurück“, sei deren Devise. Entsprechend geringe Motivation brächten sie in der Schule. Andere sprühten vor Begeisterung. Gute Erfahrungen hat Römer zum Beispiel mit polnischen Schülern gemacht: „Wenn die mal merken, was sie können, dann gehen die durch die Decke“, sagt er. Das dortige Schulsystem vermittle vor allem passives Wissen, wenn sie dann die vielen Vokabeln anwenden könnten, seien sie im Nu sehr erfolgreich. Zum Abschluss der Stunde lässt Römer die Schüler nochmals ein paar Sätze vor der ganzen Klasse wiederholen, dann zeigt er ihnen Foto-Impressionen der Projektwoche. Die Schüler beider VABO-Klassen haben in einer Woche eine Rabatte vor der Schule angelegt, inklusive Treppe, Steinpflaster und schönen Holzbänken. Die entsprechende Anleitung gab es von den Fachlehrern in den Werkstätten der Robert-Mayer-Schule, auch das ein kleiner Eignungstest. Markus Geckeler 17 Aus dem Schulleben Die Klassen der Jahrgangsstufe 1 waren in der Woche vor Pfingsten in Europa unterwegs. Die JG1/4 segelte auf dem Ijsselmeer in Holland, die JG1/3 streifte durch das wunderschöne Prag mit seinen unzähligen Sehenswürdigkeiten und Kneipen. Die JG1/2 zog es in den Süden, in die Toskana, und die JG1/1 in den Norden, nach Dublin. 18 Schiff ahoi Segeltörn auf dem Ijsselmeer Reiseziel: Reisetermin: Hinfahrt: Ankunft: Verpflegung: Ijsselmeer 17.05. – 22.05.2015 17.05.2015 8.30 Uhr mit dem Reisebus nach Harlingen (Holland) 17.05.2015 21.00 Uhr in Harlingen – Hafen Selbstverpflegung (unsere Lehrer hatten genügend Proviant eingekauft) Unser Segeltörn startete in Harlingen mit dem Eintreffen auf dem Schiff. Wir bezogen unsere Kajüten, verstauten unsere Sachen und richteten uns ein. Nach einem gemeinsam zubereiteten Abendessen machten wir es uns in der Bordküche gemütlich. Und spät am Abend ließen wir uns in unseren Kojen von den Wellen in den Schlaf wiegen. r m Ijesselmee ltörn auf de . ge bt Se le er m d re Bei ih sehen un 4 einiges ge hat die JG1/ 19 Der nächste Morgen startete mit einem gemeinsamen Frühstück. Und dann hieß es – auf geht’s zu einer Entdeckungsreise der anderen Art. Nach einer kurzen Einweisung und einem Segeleinführungskurs – Knotenlehre, Was sind Gezeiten? Wie werden Segel gesetzt? – durften wir selbstverständlich mit der Besatzung segeln. Auf unserem Segeltörn besuchten wir auch die Häfen von Stavoren und Enkuizen. Nur das Wetter meinte es nicht gut mit uns. Ein Blick gen Himmel verriet uns, die nächste Sturmwarnung kommt ganz sicher. Oh, bei diesem Seegang konnten wir nur hoffen, dass wir von der Seekrankheit verschont bleiben … Für uns Großstädter kam am Tag 4 das Highlight dieser Reise: Ein Tagesausflug bei strahlendem Sonnenschein nach Amsterdam, mit einer Grachtenfahrt, Besuch des Anne Frank Hauses und einer ausgiebigen Shoppingtour. Wieder auf dem Segelschiff endete ein erlebnisreicher Tag. Am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen, unser Segeltörn ging zu Ende. Rückkehr: Rückfahrt: 20 22.05.2015 um 9.00 Uhr in Harlingen (Hafen) nach Stuttgart mit dem Reisebus Der schiefe Turm von Pisa jeder Toskanareise. ist ein Muss bei FAZIT: Eine Klasse, zwei Lehrer und zwei Besatzungsmitglieder (Skipper), sechs Tage, 24 Stunden gemeinsam unterwegs auf einem Segelschiff, das weckt den Teamgeist und schweißt unglaublich zusammen. Dank einer hervorragenden Planung und Vorbereitung durch das Lehrerteam Peter Kaufmann und Norbert Völkl wurde diese Reise zu einer Zeit voller Abwechslung, Spaß, Freiheit und Abenteuer und somit zu einem unvergesslichen Erlebnis. Gina-Maria Schuschies, Tabea Engelter, Maren Mack, alle Klasse JG 1/4 21 Was mal gesagt werden muss! Ein Kommentar über den Sinn des Schulunterrichts 22 hat – und rufe natürlich schweißgebadet Mama an, um sie um Rat zu fragen. Im Wirtschaftsunterricht lernen wir Kalkulationsschemata auswendig. Aber wie ich erarbeitetes Geld anlegen und mich versicherungstechnisch absichern könnte? Fehlanzeige. Stattdessen verbringt man seine Zeit damit, im Ethikunterricht prächtig über die Theorien von Glück und Moral von Sokrates und Aristoteles zu diskutieren. Oder man verbringt Tage und Wochen damit, für den ÖS-Unterricht die aktuelle Situation der aserbaidschanischen Gewerkschaften zu studieren. Aber welche Bank fragt danach, wenn ich Konten anlegen, Kreditkarten beantragen oder Online-Zahlungen tätigen muss? Mit diesem Tweet entfachte Naina Kümmel am 10. Januar dieses Jahres eine Diskussion über den (nicht vorhandenen) Alltagsbezug des Schulunterrichts. Diesen Tweet griff SternTV in seiner Sendung am 29.April auf und stellte folgende Fragen: Lernen (wir) Schüler auch wirklich fürs Leben? Was genau bringt (uns) das in der Schule erlernte Wissen im späteren Alltags- und Berufsleben? In dieser Sendung wurden einer Gruppe Abiturienten Fragen vorgelegt, die ihr Allgemeinwissen testen sollten. Dieser Testbogen wurde auch berufstätigen Personen von 19 bis 67 Jahren vorgelegt. Beim Vergleich der Ergebnisse beider Gruppen kam ein erstaunliches Ergebnis zutage: Die Abiturienten erreichten im Durchschnitt die Note 3,8, während die Berufstätigen genau eine Note besser abschnitten. Die teilnehmenden Abiturienten konnten beispielsweise die Frage „Was ist eine Kaution?“ nicht beantworten und sie konnten auch nicht den Mehrwertsteueranteil beim Kaufpreis eines PC berechnen, der 595 Euro kostet. (Die Lösung: Eine Kaution ist eine Sicherheitsleistung und der Mehrwertsteueranteil beträgt 95 Euro, das sind 19 Prozent Mehrwertsteuer, die im Kaufpreis enthalten sind.) Das traurige an der Sache ist, dass diese Fragen wohl auch kaum einer von uns Schülern hätte beantworten können, mich übrigens eingeschlossen. Das haben meine persönlichen Erfahrungen schmerzhaft bewiesen. Da ich mich kürzlich aufgrund meiner zukünftigen Ausbildung zum Finanzamt, zur Krankenkasse und so weiter begeben und unzählige Formulare ausfüllen musste, habe ich das philosophische „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ verinnerlicht. Hat irgendeiner von uns Schülern mal die Worte „Steueridentifikationsnummer“ oder „Rentenversicherungsnummer“ im Unterricht gehört? Haben wir eigentlich je etwas über unseren individuellen Steuersatz oder unsere Steuerklasse gelernt? Wissen wir eigentlich, wie wir unsere spätere Wohnung anmieten oder finanzieren können? Es wird also offensichtlich, dass die heutige Schule einem Schüler Wissen förmlich nur so „reinwürgt“. Man wird in allen Schulfächern mit theoretischem Wissen bombardiert, das weder fürs Alltagsleben noch für einen netten Smalltalk (und schon gar nicht für eine gute Anmache) geeignet ist. Zumal auch nicht jeder Schüler ein hoch wissenschaftliches Studium absolvieren wird. Um es mit den Worten von Dr. Peter Kruck, Wissenschaftslektor und Ersteller des vorher erwähnten Fragebogens auszudrücken: „Das Abitur heute ist bei weitem nicht mehr das wert, was es früher einmal war. Wir befinden uns in einer Abwärtsspirale.“ Ob man jetzt mit Krucks Meinung übereinstimmt oder nicht: Das Abitur heute ist mit Sicherheit nicht mehr so werthaltig wie früher. Es ist inzwischen allgemein zugänglich und die absolute Grundvoraussetzung, um später in eine gute Berufslaufbahn einzusteigen. Wo früher ein Werkrealschulabschluss für den Beruf des Kfz-Mechatronikers gereicht hat, ist heute Abitur schon die Norm. Wurde man vor zwei Dekaden noch dafür beneidet, dass man Abitur hat, so wird man heute nur müde dafür belächelt. Speziell in meinen drei Jahren auf dem Wirtschaftsgymnasium ist eine Sache offensichtlich geworden: Wir Schüler werden immer gebildeter – und gleichzeitig (tragischerweise) immer weltfremder. Wir erlernen immer mehr, uns wird jegliches Weltwissen beigebracht, ohne aber einen wirklichen Bezug zum Alltag zu haben. „Das Ei des Kolumbus hierzu habe ich aber trotzdem nicht gefunden.“ Die These ist gestellt, die Antithese steht jedem frei und die Problemlösung sollte den Zuständigen im Kultusminis terium vorbehalten sein. Denn (hoch)gebildete und alltagsuntaugliche Abiturienten sollten keine Voraussetzung für das Weiterführen unserer und der gesellschaftlichen Zukunft sein. Dimitrios Chrissafidis, Klasse JG 2/1 Wir lernen im Chemieunterricht, was eine galvanische Zelle ist und wie ein Akkumulator funktioniert. Aber trotzdem bekomme ich eine Panikattacke, wenn zu Hause mal der Strom ausfällt ohne dass es einen allgemeinen Stromausfall gegeben 23 Die Texte hat Nusin Dogan, Klasse JG 2/1, zusammengestellt, die Fotos hat Makisa Fathai, Klasse JG 2/4, gemacht. 24 Dimi Chrissafidis JG 2/1 „Dreams don’t work – unless you do.“ Nusin Dogan JG 2/1 „Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“ – Albert Einstein Elisabeth Lioka JG 2/4 „For every minute you’re angry you lose sixty seconds of happiness.“ – Ralph Wald Emerson Sofie Kohly JG 2/4 „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man kriegt.“ Anna Häußler JG 2/1 „Das Leben liebt den, der es lebt.“ – Maya Angelou um jeden Punkt gepokert! Der Abi-Jahrgang 2014/2015 verabschiedet sich von der Schule und den Leserinnen und Lesern von west live. Alle, die ihr hier auf den Einzelfotos seht, haben drei Jahre lang mit dazu beigetragen, dass west live so bunt und vielfältig ist, wie ihr das gewohnt seid. Kevin Krzyzanowski JG 2/1 „Wer kühn und beharrlich genug ist, sein Leben lang in die Finsternis zu schauen, der wird als erster einen Silberstreif darin erkennen.“ Makisa Fataih JG 2/4 „Gewiss, mit der Erschwernis kommt Erleichterung.“– Koran 94:6 25 Abi – was ist das für dich? Die frischgebackenen Abiturientinnen und Abiturienten sind einfach nur froh, dass sie den Schulstress hinter sich haben. Party und Freizeit sind angesagt. Die Lehrer sehen das naturgemäß ein bisschen anders. west live hat sich mal in der Schülerund Lehrerschaft umgehört. Abi und was wirklich wichtig ist Das assoziieren Schüler mit dem Begriff Abi … Das assoziieren Lehrer mit dem Begriff Abi … Stress Zum ersten Mal richtig lernen Zu wenig gelernt Erster großer Abschluss Viel Freizeit Besten Partys Absch(l)uss Unachtsame Schüler Schlafmangel Keine vollständigen Klassen Party Freiheit Was sollte am Lehrplan geändert werden? Das sagen Schüler… Das sagen Lehrer… Die Lehrer Mehr Zeit Keine Überschneidungen mehr (z.B. Globalisierung in fünf Fächern) Unterrichtete Themen: es gibt viele Themen, welche nicht unterrichtet werden aber relevant fürs Leben wären Klassenarbeiten Kleinere Klassen Weniger Gruppenarbeiten Wiedereinführung von Leistungskursen Punkte-Zeit-System: bei Klausuren sollte die Menge an dem, was man schreiben muss, mit in die Zeit einberechnet werden Keine vollständigen Klassen Keine Hohlstunden Weniger gemischte Kurse Nusin Dogan, Klasse JG 2/1 26 Handyverbot am WG West aufgehoben Seit Anfang dieses Jahres gilt die neue Regelung zur Nutzung von Handys in der Schule. Bisher war es uns Schülern untersagt, die Handys im Schulhaus zu benutzen. Falls man sich dem widersetzt hatte und dabei ertappt wurde, lag es an der Güte des Lehrers, ob man lediglich mit einer Verwarnung davonkam oder ins Sekretariat musste und zur Kasse gebeten wurde. Der zu zahlende Betrag war dabei von der Anzahl der Verstöße abhängig. Ist die neue Regelung überflüssig? Im Vergleich zu anderen Schulen war dies eine relativ strikte Regelung, da die meisten Schulen den Ansatz verfolgen, es den Schülern zu überlassen, ob sie sich auf die Schule konzentrieren wollen oder nicht. Selbst im Unterricht werden Handys schlichtweg geduldet, solange sie niemanden stören. Jedenfalls haben sich die Vorschriften zur Nutzung bei uns nun verändert. Wir dürfen jetzt die Handys in der Pause benutzen, doch im Unterricht haben sie weiterhin nichts zu suchen. Die Frage, die sich mir und womöglich auch vielen anderen dabei stellt, ist, ob die neue Regelung nicht überflüssig ist. Denn die meisten Schüler benutzen trotz des Verbots ihre Handys klammheimlich in den Pausen und auch im Unterricht, um schnell auf Nachrichten zu antworteten, während der Lehrer zur Tafel gewandt ist. Pro und kontra Um ein akkurates Meinungsbild der Schule einzufangen, habe ich sowohl Schüler als auch Lehrer nach ihrer Meinung zur neuen Handy-Regelung befragt. Seitens der Schüler gibt es, wie zu erwarten, eine größtenteils positive Einstellung zur Regelung, da sie nun ihr Handy benutzen dürfen ohne Gefahr zu laufen, erwischt zu werden. Doch es gibt auch Schüler, die die alte Regelung unterstützt haben und die Schule als handyfreie Zone ansehen, in der man sich aufs Lernen konzentrieren sollte. Auch die Lehrer sind geteilter Meinung. Manche halten die neue Regelung für realistischer und finden, dass den Schülern der Zugang zum Handy nicht verwehrt werden sollte, da man heutzutage auch wichtige Termine über das Smartphone abwickelt. Eine Lehrerin plauderte sogar aus, dass die meisten Lehrer, im Lehrerzimmer angelangt, als erstes auf ihr Handy schauen. Doch es gibt auch Lehrer, die die Regelung als Ursache für einen häufigeren Gebrauch im Unterricht einschätzen und fürchten, dass Schüler auf die Idee kommen könnten, in der Pause Bilder von anderen Schülern zu schießen, ohne nach deren Einverständnis zu fragen. Meine persönliche Meinung zur Regelung ist, dass Smartphones heutzutage von den Jugendlichen nicht mehr wegzudenken sind – wie das zu bewerten ist, ist eine andere Geschichte – und jeder Schüler in irgendeiner Form während der Schulzeit auf sein Handy zugreifen möchte. Sei es nun, um die neuesten WhatsApp-Nachrichten zu checken oder sich über Neuigkeiten durch Nachrichten-Apps zu informieren. Wir sollten dankbar sein, dass diese Regelung zu unseren Gunsten, durchgesetzt wurde und unsere Wertschätzung dadurch zeigen, dass wir unsere Handys bei Pausenende sofort beiseitelegen. Kevin Krzyzanowski, Klasse JG 2/1 27 Wir waren beim Daimler Wir, die Klasse E4, durften im Januar endlich mit unserer Lehrerin Jennifer Glöckle das Daimlermotorenwerk in Untertürkheim besuchen. Nach einer Stunde Englischunterricht machte sich unsere Klasse mit der S-Bahn auf den Weg Richtung Untertürkheim. Dort angekommen hatten wir zunächst Pause, in der sich die einen ausruhten, die anderen jedoch die Zeit nutzten, Gruppenselfies zu machen. Um Punkt 10 Uhr ging es dann los. Am Empfang begrüßte uns Herr Hammer und führte uns zu einem naheliegenden Gebäude. Dort erzählte er uns anhand einer übersichtlichen PowerPoint-Präsentation etwas über das Werk und die Marke Mercedes. Unter anderem zeigte er uns verschiedene Motoren, darunter den VG-Motor mit Energierückgewinnung. Den Formel 1-Fans ist dieser vielleicht schon bekannt, denn der Hybridmotor ist seit dem Saisonbeginn 2014 im Einsatz. Nach der Vorstellung wurden wir in die Fabrik geführt. Die gesamte Klasse wurde über Kopfhörer stets informiert. Wie unser Wirtschaftsunterricht uns schon oft gelehrt hat, werden Menschen im Unternehmen häufig durch Maschinen ersetzt. Im Unterricht schreiben wir das einfach mit, doch diesmal hatten wir die Gelegenheit, es mit eigenen Augen zu sehen. Riesengroße Maschinen erledigen die Arbeit. Sie bewegen sich ohne Probleme und arbeiten stets sorgfältig, wie vorgeschrieben. Uns wurde ganz allgemein viel über Motoren erzählt, das war anscheinend auch für die Mädchen aus der Klasse interessant. Wir, die Klasse E4, empfehlen diesen informationsreichen Ausflug jeder Klasse und wünschen schon im Voraus viel Spaß! Amal Hussein und Imma Laterza, beide Klasse E4 Besuch bei Martin Luther King Der Kampf gegen die soziale Unterdrückung und den Rassismus in den USA – jeder von uns hat in seiner Schullaufbahn mindestens einmal davon gehört. Dass dieses Thema auch heute noch von besonderer Aktualität ist, sieht man schon alleine daran, dass es zu den Themen gehört, die alle Jahre wieder in den Englisch-Abiturprüfungen dran kommen. Genau dies hat unsere Englischlehrerin Frau Löffler zum Anlass genommen, mit uns, der Klasse JG 1/4, ein Theaterstück zu diesem Thema zu besuchen – natürlich auf Englisch. Und so wurde uns in knapp zwei Stunden die Geschichte rund um Martin Luther King und seine Bürgerrechtsbewegung im Süden der USA in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts näher gebracht. Gespielt hat die American Dra28 ma Group Europe, und, wie der Name schon sagt, hat sie ihre Wurzeln in den USA. Die Schauspieler haben uns einen Eindruck vom typischen US-Südstaatenakzent gegeben, der am Anfang gar nicht so einfach zu verstehen war. Auf jeden Fall hat sich der Theaterbesuch gelohnt. Wir haben jetzt nicht nur ein besseres Verständnis für die damaligen Ereignisse, sondern auch einen Einblick in die nicht so bekannten Seiten im Leben von Martin Luther King erhalten. Tabea Engelter, Klasse JG 1/4 Ruhig und mit freundlichem Blick – Peter Stamm liest aus „Agnes“ Am Vormittag des 13. Januar 2015 machten wir uns, begleitet von unseren Lehrerinnen Christina Mendl und Emily Mattes, auf den Weg in das Literaturarchiv Marbach. Wir hatten die Möglichkeit bekommen, an einer Autorenlesung von Peter Stamm teilzunehmen. Er las aus seinem Buch „Agnes“. Dass wir nicht die einzigen waren, war zu erwarten, doch mit einer derartigen Masse an Schülern hatte vermutlich keiner von uns gerechnet. Der riesige Saal war fast bis auf den letzten Platz besetzt. wollte jeder wissen, wie es klingt, wenn er dem Ich-Erzähler aus Agnes seine Stimme leiht. Langsam, aber keineswegs monoton, las er ein paar Seiten mit kurzen Pausen zwischen den einzelnen Sätzen. Nachdem wir uns gesetzt hatten, hielt eine Dame aus dem Literaturarchiv eine Ansprache. Sie gab uns ein paar grundlegende Informationen und hieß schließlich Peter Stamm herzlich willkommen. Nach jeder gestellten Frage entstand eine kurze Pause, in der es so schien, als würde Peter Stamm seine Worte erst im Kopf zurechtlegen. Meistens zeitgleich bildete sich eine Falte zwischen seinen Augenbrauen, die ihn äußerst konzentriert wirken ließ. Die Antworten waren sehr gewählt formuliert und an die Fragen angepasst, manchmal aber auch etwas schwammig. Ruhig und mit freundlichem Blick ging er in den Saal und nahm vorne am Tisch neben einem hölzernen Rednerpult mit Mikrofon Platz. Sein Blick blieb erst eine Weile an der Tischplatte hängen, bevor er seinen Kopf hob und in die Runde blickte. Anschließend füllte er das für ihn bereitgestellte Wasserglas aus der bereitstehenden Wasserflasche, aber nur zur Hälfte. Den Rest des Glases sah man ihn mit einer Plastikwasserflasche aus seiner Tasche auffüllen. Die Frage, wieso er nicht selbst am Rednerpult stand, klärte sich, als wir Peter Stamm ein paar Fragen stellen konnten. Die Zuhörer, die wollten, konnten aufstehen, nach vorne zum Mikrofon gehen und ihre Frage loswerden. Abschließend ließen wir die erste Seite unserer Bücher signieren. Peter Stamms Unterschrift sieht nicht ungewöhnlich aus und ist extrem leserlich, doch das „P“ in „Peter“ schreibt er aus irgendeinem Grund spiegelverkehrt. Maren Mack, Gina-Maria Schuschies, Tabea Engelter, alle Klasse JG 1/4 Als Peter Stamm ansetzte, aus seinem Buch vorzulesen, wurde es in dem davor eher unruhigen Saal ganz still. Vermutlich 29 Virtuelle Geschäfte auf der Übungsfirmenmesse Am 16. April 2015 nahmen die Klassen BK1/1 und BK1/2 aus dem Berufskolleg an der Übungsfirmenmesse im Congress Centrum Pforzheim teil. Sie organisierten und bauten ihre eigenen Messestände auf und zeigten ihre kaufmännischen Fähigkeiten, indem sie Auftragsformulare anderer Übungsfirmen und von Messebesuchern bearbeiteten. Die BK1/1 vertrat die Firma El Libro GmbH und die BK1/2 die One O One GmbH. Vorbereitung auf die Berufswelt Wer ist das? Name: Roland Erdmann Fächer: BWL und VWL Wie kamen Sie zu uns? Das WG West ist mir schon lange bekannt und stets positiv aufgefallen. Ich habe mich dann erfolgreich auf eine Stellenausschreibung als BWL-/VWL-Lehrer beworben. Fühlen Sie sich hier wohl? Sehr wohl sogar. Wie waren Sie als Schüler? Selbstverständlich stets vorbildlich. Was wünschen Sie Ihren Schülern in Bezug auf die Schule? Motivation, Ehrgeiz, weise Erkenntnisse, Erreichen sehr guter Leistungen … und trotz alledem natürlich auch viel Spaß und Freude. Gibt es etwas, das Sie Ihren Schülern mit auf den Weg geben wollen? Probleme gibt es nicht, nur Herausforderungen. Akzeptiere, was Du nicht verändern kannst, verändere, was Du nicht akzeptieren kannst. Welche drei Dinge würden Sie mit auf eine einsame Insel nehmen? LPs, Musikanlage, Freunde Was ist Ihr Motto? Geht nicht, kann nicht, will nicht – gibt’s nicht! Hobbys Musik, Konzerte, Taekwondo, Tischfußball 30 Die virtuelle Firma bereitet Schüler auf die Berufswelt vor, da eine Übungsfirma eine echte Geschäftswelt simuliert. Es wird wie in einer realen Firma an kaufmännischen Geschäftsprozessen gearbeitet, dazu gehören Abteilungen wie Rechnungswesen, Personalwesen, Verkauf, Einkauf und Sekretariat, in denen die Schüler tätig sind und arbeiten. Die Schüler lernen hierbei eine Firma verantwortungsvoll und erfolgreich zu führen. Dies konnten die Schüler auf der Übungsfirmenmesse unter Beweis stellen. Organisation durch Schüler Schon Wochen davor haben die Klassen sich auf die Messe vorbereitet und alles strukturiert organisiert. Sogar der Messestand wurde selbst entworfen und aufgebaut. Die Kleidung wurde passend zur Firma geplant, mit Rollenspielen wurden Verkaufsgespräche geübt und ein Ablaufplan wurde erstellt – alles von den Schülern. „Es hat Spaß gemacht, das Ganze zu organisieren und zu planen“, sagt Dilek Koyak aus der BK1/2. Messestände aus ganz Baden-Württemberg An der Messe nahmen 62 Übungsfirmen aus ganz BadenWürttemberg teil, es kamen über 1.500 Besucher. „Es ist echt erstaunlich mal sehen zu können, mit welchen virtuellen Firmen man eigentlich zusammenarbeitet“, sagt Akin Balci aus der BK1/2. Jeder Messestand zeigte seine eigene Persönlichkeit. Es gab Messestände, die Getränke, Kuchen oder Gewinnspiele mit Süßigkeiten angeboten haben, um für ihre Produkte zu werben. Dabei haben sich die Schüler gegenseitig kennengelernt und Auftragsformulare ausgefüllt. Ezra Bozkurt, Klasse BK 1/2 Blackout Poems oder: Aus Zeitung Kunst machen Zeitung lesen einmal anders. Die Klasse JG 1/4 hat es im Deutschunterricht ausprobiert. Grundlage war eine Glosse mit dem Titel „Wider die Natur“. Indem sie alles wegstrichen, was ihnen unwichtig erschien, schufen die Schülerinnen und Schüler einen neuen Text. Jedes ist ein Unikat, ein Blackout Poem. Tabea Engelter aus der JG 1/4 hat für west live einige dieser Blackout Poems zusammengestellt rden in den USA Die Blackout Poems wu „erfunden“. 31 WG West macht positiven Eindruck Wohnortnähe, Fächerangebot und Ruf der Schule sind offenbar die drei Hauptkriterien, nach denen Eltern und Schüler ihre Schule auswählen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die Schüler der JG2 mit ihrer Lehrerin Izlem Dogan am Tag der Offenen Tür im WG West am 17. Januar 2015 erhoben haben. Dabei wurden knapp 100 Besucher nach ihren Wahrnehmungen des WG West befragt. Der Eindruck, den die Besucher dabei aus dem WG West mitnahmen, war offenbar sehr positiv. Fächerangebot Wohnortnähe Anbindung an ÖPNV ten o.ä. Angebot an AGs, Projek en, Austausch o.ä. hrt nfa die Stu an Angebot Ruf/Image der Schule Ruf/Image der Lehrer Ruf/Image der Schüler Ausstattung der Schule Freundeskreis andere Die ÜFA-Messe wurde von zwei Klassen des WG West besucht. Hier ein paar Messe-Erfahrungen aus der Klasse BK 1/1. 70 67 Simon, kannst Du mir in ein paar kurzen Sätzen erklären, was eine Übungsfirma macht? 63 Sehr gerne, Léon. In einer Übungsfirma, in unserem Fall der Il Libro, ahmen wir immer donnerstags den Arbeitsalltag in einem richtigen Unternehmen nach. Mit fiktiven Produkten. Wir handeln mit anderen Übungsfirmen aus ganz Deutschland. 56 51 49 Sehr interessant. Gibt es denn auch die Möglichkeit, mit diesen Firmen persönlich in Kontakt zu treten? 42 35 28 32 Ja, die gibt es tatsächlich. Erst letzten Monat waren wir auf einer Übungsfirmenmesse in Pforzheim und haben dort unsere Produkte angeboten und Kontakte geknüpft. 26 Hattet ihr auch Werbegeschenke? 21 13 14 7 32 7 16 13 6 8 2 Jede Übungsfirma hat eine Partnerfirma, in unserem Fall ist es der Klett Verlag. Der hat uns mit Kaffeebechern und anderen kleinen Geschenken versorgt. Allerdings haben wir die Kiste mit den neuen Werbegeschenken in Stuttgart vergessen und mussten deshalb auf die Reste von der letzten Messe zurückgreifen. Verkaufen will gelernt sein – und dafür gibt es die Üfa-Messe. Das ist natürlich sehr ärgerlich. Wie sah denn euer Plan aus, um Kunden beziehungsweise Besucher an euren Stand zu locken? Das ist eine sehr gute Frage. Wir hatten ein kleines Glücksrad, mit dem wir das Interesse der Leute wecken wollten, um sie danach in ein Verkaufsgespräch zu verwickeln. Hat euer Konzept denn funktioniert? Ich würde sagen, dass es sehr gut funktioniert hat. Trotz der etwas unglücklichen Lage unseres Standes hatten wir extrem viele Besucher und auch recht viele Verkäufe an diesem Tag. Stand eure gesamte Klasse am Stand oder gab es eine Art Schichtplan? Es gab einen Schichtplan, damit der Stand nicht zu überladen ist durch die Mitarbeiter. Wer nicht mit Verkaufen beschäftigt war, ist über die Messe gelaufen und hat seine Pflichteinkäufe erledigt oder hat sich Pforzheim angeschaut. Wow … Ihr hattet ja ganz schön was zu tun. Gab es auch Dinge, die euch nicht gefallen haben? Es war einfach extrem heiß und wirklich voll. Auch gab es nicht wirklich Sitzgelegenheiten auf der Messe. Wenn du ein Fazit ziehen müsstest, wie würde es ausfallen? Es war eine Erfahrung, die man unbedingt machen sollte, wenn man in einer Übungsfirma arbeitet. Man hat eine einmalige Möglichkeit bekommen, sein gelerntes Wissen auf einer Messe bei fremden Menschen anzuwenden ohne die Befürchtung haben zu müssen, sich zu blamieren. Auch war es ein unglaublich schönes Gefühl, wenn man gemerkt hat, wie alle zusammenarbeiten. Gegen Ende haben wirklich alle versucht, noch die letzten Besucher an unseren Stand zu holen. So ein Gefühl von Teamwork habe ich wirklich selten gehabt. Simon Schönherr und Léon Achtellik, beide Klasse BK 1/1 Pflichteinkäufe? Was ist das? Jeder Mitarbeiter hat von der Geschäftsleitung die Aufgabe bekommen, an diesem Tag einen Stand zu bewerten und mindestens vier Produkte bei anderen Firmen einzukaufen. 33 Wer kennt diesen Moment nicht? Die Pausenklingel ertönt und früher oder später tritt man den Weg zur Toilette an. Die Mädchentoiletten am WG West sind wahrlich das Herzstück des Gebäudes. Sie zeichnen sich durch Sauberkeit, Hygiene und Modernität aus. Man öffnet die Tür – und da steht das halbe weibliche Stockwerk und wartet darauf, auf eine der zwei funktionierenden von insgesamt vier existierenden Toiletten gehen zu können. Aber das ist ja auch nicht schlimm, die Pause auf der Toilette zu verbringen ist immer wieder schön. Wenn man es dann endlich auf eine der Toiletten geschafft hat, stellt man mal wieder fest, dass das Klopapier alle ist. Aber das ist überhaupt kein Problem, schließlich findet man davon immer genug auf dem nassen Boden. Die Tatsache, dass unsere Spülungen oftmals nicht funktionieren, nehmen wir auch hin. Wir sind ja schließlich eine Umweltschule und sparen dadurch Wasser. Das Händewaschen ist das nächste Highlight unseres Toilettengangs. Spätestens nach 15 bis 20 Pumpstößen erhält man ein Tröpfchen Seife, das zum Händewaschen natürlich völlig ausreichend ist. Wenn man das Glück hat, ein grünes Tuch zum Händeabtrocknen zu bekommen, wirft man es natürlich auf den Haufen neben dem Mülleimer. Müll in den Mülleimer zu schmeißen ist ja viel zu Mainstream. Außerdem sind unsere grünen Tücher ja viel cooler als die viel zu modernen Handtrocknergeräte, die man auf den Männertoiletten vorfindet. Wie ihr seht, ist es ein absolutes Privileg, auf die Mädchentoiletten des WG West gehen zu dürfen. Nach der Beendigung des Toilettenbesuches kann man die nächste Pause gar nicht erwarten – nur um wieder diesen tollen Ort zu besuchen. Jetzt aber mal Klartext: Liebe Mädels, ich denke, die meisten von euch bevorzugen saubere und hygienische Toiletten. Also achtet doch mal ein bisschen drauf, damit wir uns alle wohl fühlen können. Und wenn wir uns ganz viel Mühe geben, bekommen wir vielleicht auch eines Tages so tolle Handtrocknergeräte wie die Jungs. Anna Häußler und Nusin Dogan, beide Klasse JG2/2 34 ensklo aus .... So siehts im Jung chenklo .... und so im Mäd 35 Vermischtes Auch die Wörter haben ihre Inflationen, die sie entwerten. Daher gibt es für manche Begriffe keine präzisen Bedeutungen mehr. Zum Beispiel: Cool. Was ist denn heute nicht cool? Eine Kollegin schwärmte neulich davon, wie cool es war, dass ihr Vater in einer Jeans auf ihre Hochzeit ging. Aber kann eine Jeans, die Alltagsuniform der Phantasielosen, heute noch ein Statement sein? Ja, wenn man damit so verwegen wie der junge Marlon Brando auf einer Harley sitzt, dazu Cowboystiefel, obszöne Tätowierungen und schwere Totenkopfringe trägt, Whisky aus der Flasche trinkt, Roth-Händle ohne Filter raucht und Meinungsverschiedenheiten mit einem Baseballschläger klärt. Natürlich ist das ein Klischee, aber eines, das immer noch nicht langweilt, denn es hat erstens Stil (was nicht stilisiert ist, kann auch nicht cool sein) und zweitens gehört es zu einer Subkultur (Mainstream ist hoffnungslos uncool). Noch cooler ist es, Klischees zu durchbrechen. Darum ist Justin O’Shea, der Buying Director von mytheresa.com, der stilvollste aller Biker, weil er Blümchenhemden zum maßgeschneiderten Dreiteiler, Prada-Schuhe und Sonnenbrillen, die nach seinen Wünschen hergestellt wurden, trägt. Es schadet seiner Männlichkeit nicht, dass man ihn als „It-Boy“ bezeichnet. O’Shea, den DER SPIEGEL auch als „neuen Lagerfeld“ feiert, obwohl er gar kein Designer ist, musste nicht Shakespeare lesen, um zu begreifen, dass die ganze Welt eine Bühne sein sollte, weil sie für einen Ästheten anders gar nicht zu ertragen ist. Der Gipfel der Coolness besteht darin, aus sich selbst ein Kunstwerk, einen permanenten Posedown zu machen. Coole Menschen gestatten es sich nicht einmal, wenn sie alleine zu Hause sind, in sackartigen Jogginghosen auf der Couch herumzulümmeln. Der Schönheitsfanatismus, dem sie ihr 36 Leben gewidmet haben, erlaubt es ihnen nicht, sich gehen zu lassen. Aber warum muss das, was wir bewundern, „kalt“ sein? Weil die Welt, in der wir leben, ein „Eispalast“ (Jean Paul) ist. „Coolness ermöglicht den Menschen mit der Kälte zu leben statt in ihr zu erfrieren“ (Ulf Poschardt). Der uncoole Romantiker erträgt die Entfremdung nicht. Die Prosa der Verhältnisse vernichtet ihn. Ihm bleibt nur die Flucht – in die Natur, die Einsamkeit, in künstliche Paradiese oder in den Tod. Der Charakterpanzer der Coolness ist der Zynismus. Andy Warhol soll ein lebensmüdes Mädchen aus seiner „Factory“ darum gebeten haben, ihn anzurufen, bevor sie sich umbringe, damit er sie dabei filmen könne. Wenn man es geschafft hat, zum mitleidlosen Beobachter zu werden, als wäre man ein kaltes Kamera-Auge und sonst nichts, kann einen das Elend dieser Welt nicht mehr aus dem Gleichgewicht bringen. Man wird zum unerschütterlichen Stoiker. Warhol kultivierte wie Léon, der Killer aus Luc Bessons gleichnamigem Film, die Rolle des „integrierten Asozialen“ (Peter Sloterdijk). Er träumte wie die Musiker von Kraftwerk davon, eine Maschine zu sein, und er liebte die Kalifornier, weil sie aussehen, als wären sie aus Plastik. Nichts ist cooler als ein Roboter. Er hat das ultimative Pokerface und braucht nicht einmal eine Sonnenbrille, hinter der er sich verstecken kann. Wer weiß, was uns der Transhumanismus noch bringt. Nach dem Tod Gottes, wurde uns schon lange prophezeit, muss auch der Mensch verschwinden – nicht „wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand“ (Michel Foucault), sondern eher wie ein Technofreak im Darkroom des „Berghains“. Alexander Kappes Unsere Angebote für Euch: EINZELHILFE STREETWORK CLUBARBEIT GREMIENARBEIT Ihr sagt uns, wo Euch der Schuh drückt und wir suchen gemeinsam nach Lösungen wir kommen dahin, wo Ihr Euch trefft wöchentliche Treffs von festen Cliquen bei uns Kooperationen mit anderen Einrichtungen des Stadtteils ANGEBOTE DER MOBILEN IM WESTEN: Offenes Fußballangebot, Level 19 (in Botnang) Schaut doch mal rein: www.mobile-jugendarbeitstuttgart.de WEITERE ANGEBOTE IN STUTTGARTER STADTTEILEN: Schulsozialarbeit, Vertiefte Berufsorientierung, Berufseinstiegsbegleitung Unterstützung für Schüler der 8./9. Klasse im Übergang Schule-Beruf), Erweitertes Betreuungsangebot, Bus mit BISS (in Stuttgart-Ost, Bad Cannstatt und Birkach-Plieningen) Die Mobilen findet Ihr in folgenden Stadtteilen: MJA Stuttgart-Ost Hackstr. 89 Tel.: 260877 MJA Weilimdorf Deidesheimer Str. 94 Tel.: 8891257 MJA Stuttgart-West/ Botnang Schloßstraße 98 Tel.: 630780 MJA Zuffenhausen Lothringerstr. 13 A Tel.: 872046 MJA Stuttgart-Süd Möhringerstr. 87 b Tel.: 6491253 MJA Feuerbach Stuttgarter Str. 15 Tel.: 812642 MJA Neugereut-SteinhaldenfeldHofen Stadtteilbüro Neugereut Lüglensheiderstr. 28 Tel.: 533415 Stadtteilbüro Steinhaldenfeld Kolpingstr. 62 Tel.: 533094 MJA Fangelsbach Fangelsbachstr. 19 a Tel.: 60170318 MJA Hallschlag Auf der Steig 72 Tel.: 547352 MJA Freiberg-Mönchfeld-Rot Stadtteilbüro Frbg.-Mönchf. Rilkeweg 19 Tel.: 843874 Stadtteilbüro Rot Fürfelder Str. 6 Tel.: 844314 MJA Bad Cannstatt „Inzel“ Wilhelma Str. 6 Tel.: 560048 MJA Stuttgart-Nord, Haus 49 Mittnachtstr. 18 Tel.: 2571479 MJA Degerloch Leinfeldenerstr. 61 Tel.: 9073790 MJA Birkach-Plieningen Neuhauser Str. 50 Tel.: 457232 MJA Fasanenhof Bonhoefferweg 10 Tel.: 93315854 MJA Sillenbuch Bernsteinstr. 4 Tel.: 4411522 37 Die letzte Seite Im Rahmen der Ausstellung Kafka in Komiks im Stuttgarter Literaturhaus fand auch ein Workshop für Schüler statt. Donna Schulz, Klasse BFW 2/2, hat daran teilgenommen. Unter der Leitung der tschechischen Comiclegenden Jaroslaw Ruis und Jaromir 99 lernte Donna die Grundlagen des Comic-Zeichnens und Schreibens. west live zeigt exklusiv die tollen Zeichnungen, die Donna gemacht hat. 38 Impressum Herausgeber: Wirtschaftsgymnasium West Rotebühlstraße 101 70178 Stuttgart Telefon: 0711 65 67 97 60 Telefax: 0711 65 67 97 80 [email protected] www.wg-west.de Verantwortlich: Dr. Thilo Lang, Schulleitung Mit Beiträgen von: Léon Achtellik, Melanie Barth, Ezra Bozkurt, Dimitrios Chrissafidis, Nusin Dogan, Tabea Engelter, Markus Geckeler, Jennifer Glöckle, Anna Häußler, Johanne Hausmann, Amal Hussein, Alexander Kappes, Kevin Krzyzanowski, Thilo Lang, Imma Laterza, Elisabeth Lioka, Maren Mack, Simon Schönherr, Gina-Maria Schuschies, Beate Wörner Fotos und Illustrationen: Nusin Dogan und Anna Häußler (S. 34, 35), Tabea Engelter (S. 31), Roland Erdmann (S. 30), Makisa Fathai (S. 24, 25), fotolia (S. 6), Markus Geckeler (S. 6, 10, 11, 12, 16, 17), Klasse BK1/1 (S. 33), Klasse JG1/1 (S. 20), Klasse JG1/2 (S. 21), Klasse JG1/3 (S. 20), Klasse JG1/4 (S. 18, 19), Maren Mack (S. 29), news.deScreenshot (Twitter/@nainablabla (S. 23), Donna Schulz (S. 38), Beate Wörner (S. 39), Ugur Yildirim (S. 14, 15) Gestaltung: Kuhrt Kommunikation Druck: Flyeralarm, Würzburg Auflage: 1.000 Stück Juli 2015 Redaktion: Markus Geckeler, Beate Wörner (verantwortlich); Melanie Barth, Dimitrios Chrissafidis, Nusin Dogan, Tabea Engelter, Makisa Fataih, Anne-Sophie Gläser, Anna Häußler, Katharina Hahn, Jusuf Hajdarpasic, Sofie Kohly, Kevin Krzyzanowski, Elisabeth Lioka, Maren Mack, Gina-Maria Schuschies 39
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