west live - Wirtschaftsgymnasium West

west live
NEUES AUS DEM WG WEST
Abenteuer
Studienfahrt
FLÜCHTLINGE
Gibt’s auch bei uns an der Schule
ZUKUNFT
WG West macht sich fit
02 / 15
Inhalt
Inhalt
Aktuell
Liebe Leserinnen und Leser Stadt stellt die kaufmännischen Schulen neu
auf
WG West verhökert ab nächstem Schuljahr
geniale Notebooks
Bildung für nachhaltige Entwicklung – WG
West wird Versuchsschule
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WG West macht positiven Eindruck
Gutes Teamwork
Ein Gang zum Mädchenklo – das Highlight
jeder Pause
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Vermischtes
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Das besondere Thema: Harte Landung
Zakiyas Odyssee
„We all live in a yellow submarine“
Über die Berufsschule in den Landtag
Unsere Amnesty International Gruppe
Projekt Kobane
Der Eignungstest
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Aus dem Schulleben
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Raus aus dem Alltag – rein ins StudienfahrtAbenteuer
Was mal gesagt werden muss!
Abi Vegas – um jeden Punkt gepokert
Abi – was ist das für dich?
Handyverbot am WG West aufgehoben
Wir waren beim Daimler
Besuch bei Martin Luther King
Ruhig und mit freundlichem Blick Wer ist das?
Virtuelle Geschäfte auf der Übungsfirmenmesse
18-21
Blackout Poems oder: Aus Zeitung Kunst
machen
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Cool – Eine Stilkritik
Mobile Jugendarbeit Stuttgart
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Die letzte Seite
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Aktuell
nahezu täglich erreichen uns traurige Berichte aus Syrien
und dem Nordirak sowie entsetzliche Bilder aus Lampedusa. Das Elend der Menschen ist nahe gerückt. Grund genug,
um Facetten des Themas „Flüchtlinge“ mit Blick auf unsere
Schule näher zu beleuchten.
Freud und Leid liegen bei unserem Schwerpunktthema eng
beieinander. Sehr betroffen macht mich die Geschichte einer
unserer Schülerinnen, die es aus Afghanistan bis zu uns
geschafft hat und deren Mutter von Abschiebung bedroht
ist. Zakiya möchte arbeiten, ist hoch motiviert und hat sich
gut integriert. Gerade das System der beruflichen Bildung in
Baden-Württemberg mit seiner Durchlässigkeit öffnet viele
Wege. Gemäß der Maxime „Kein Abschluss ohne Anschluss“
können Schülerinnen und Schüler nach der Hauptschule oder
der mittleren Reife an unserer Schule einen weiterführenden
Schulabschluss bis hin zum Abitur erwerben.
Gute Schule lässt niemanden zurück, grenzt nicht aus und
bereitet auf die Herausforderungen der Arbeitswelt vor. Das
ist der Anspruch, an dem wir uns gerne messen lassen. Schule
kann zwar vieles, aber nicht alles. Es kommt auf den Einzelnen
an, aus den gebotenen Chancen etwas zu machen. Exemplarisch für eine solche Erfolgsgeschichte steht die Bildungsbiografie der Stuttgarter Landtagsabgeordneten Muhterem Aras.
Natürlich brauchen Schulen gute Rahmenbedingungen,
damit sie unter anderem ihrer Integrationsfunktion nachkommen können. Neben der Schulverwaltung steht hier
die Stadt als Schulträger in der Pflicht. Wir alle wissen um
die Herausforderungen des demografischen Wandels
und kennen die finanziellen Handlungsspielräume der
Kommunen. Mit dem Schulentwicklungsplan für die
beruflichen Schulen in Stuttgart hat unsere Bürgermeisterin Dr. Susanne Eisenmann frühzeitig wichtige
Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte aufgegriffen.
Und die Diskussionen im Gemeinderat über die Weiterentwicklung der beruflichen Schulen belegen, dass das Thema
Bildung ganz weit oben auf der Agenda der Politik steht. So
ist geplant, dass das WG West in einigen Jahren umziehen
soll. Gefreut hat mich, dass die Schulbürgermeisterin und der
Gemeinderat den Schulentwicklungsplan als Investitions- und
nicht als Sparprogramm begreifen. Auch wenn die Umsetzung
der Empfehlungen des Gemeinderates vom März 2015 noch
Jahre dauern wird: Die Weichen sind gestellt. Und so werden
wir als WG West auch weiterhin die Wirtschaft in ihrer hohen
Innovationsfähigkeit unterstützen und zur gesellschaftlichen
Teilhabe und Integration des Einzelnen beitragen dürfen.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre unserer Schulzeitung und erholsame Sommerferien.
Ihr
Dr. Thilo Lang
Schulleiter
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Stadt stellt die kaufmännischen
Schulen neu auf
Ein Gespräch mit Schulleiter
Thilo Lang
Am 5. März 2015 hat der Gemeinderat einen Richtungsentscheid zur Schulentwicklung der Beruflichen Schulen beschlossen. Was war denn der Anlass dafür?
Mit dem Schulentwicklungsplan greifen die Schulbürgermeis­
terin Dr. Susanne Eisenmann und der Gemeinderat langfristige
Herausforderungen für die beruflichen Schulen auf. Nach
einem Gutachten der Firma GUS sollen beispielsweise bis zum
Jahr 2022 die Schülerzahlen an den 22 beruflichen Schulen in
städtischer Trägerschaft um 14 Prozent zurückgehen. Gleichzeitig gibt es seit Jahren einen gesellschaftlichen Trend zu
höheren Bildungsabschlüssen. Die Nachfrage nach Vollzeitplätzen ist anhaltend hoch, insbesondere bei den Beruflichen
Gymnasien. Gleichzeitig berichten Ausbildungsbetriebe über
wachsende Schwierigkeiten bei der Gewinnung von Fachkräftenachwuchs.
Welche Veränderungen sieht denn der Plan für die kaufmännischen Schulen und speziell für das WG West vor?
Ich freue mich, dass nach den Planungen nicht an einen Abbau
der bestehenden Bildungsangebote in der Stadt gedacht ist.
Kinder und deren Eltern werden also auch weiterhin eine differenzierte Bildungslandschaft vorfinden. Vielmehr geht es um
eine Spezialisierung und eine Bildung von Kompetenzzentren.
Auf längere Sicht soll es laut dem erwähnten Gutachten zu
einem Rückgang des Raumbedarfs von zehn Prozent über alle
beruflichen Schulen in Stuttgart hinweg kommen. Von daher
soll unsere Schule langfristig an den neuen Standort Ludwigstraße 111 umziehen. Gleichzeitig soll unsere angemietete Außenstelle in der Siemensstraße in Feuerbach aufgegeben werden. Außerordentlich bedauerlich finde ich, dass damit unsere
Bildungsgänge an der Berufsschule voraussichtlich in einigen
Jahren verlagert werden. Seitens der Stadt ist geplant, dass wir
uns zu einer „Premiummarke“ im Vollzeitbereich weiterentwickeln. Der Begriff „Premiummarke“ stammt übrigens nicht von
mir, sondern aus der Gemeinderatsvorlage. Wir nehmen aber
die Herausforderung gerne an.
Bis wann ist denn mit einer Umsetzung zu rechnen?
Der Gemeinderat hat im März 2015 Handlungsempfehlungen
verabschiedet. Diese müssen nun von der Verwaltung im
Detail geprüft und möglicherweise auch weiterentwickelt
werden. Nicht ausgeschlossen werden kann, dass im weiteren
Verlauf einzelne Empfehlungen verändert oder sogar verworfen werden. Sie dürfen nicht übersehen: Es geht um die
erfolgreiche Weiterentwicklung der beruflichen Schulen für
die kommenden Jahrzehnte. Daher wird sich die Umsetzung
hinziehen. Auch in den kommenden Jahren wird der Haupteingang unserer Schule die Rotebühlstraße 101 sein. Bei dem
neuen Standort des WG West handelt es sich übrigens um
das ehemalige Gebäude der Hedwig-Dohm-Schule. Geplant
ist, dass das Gebäude grundlegend saniert und technisch
neu ausgestattet werden soll. Erfahrungsgemäß dauert eine
solche Planung mit anschließendem Umbau mehrere Jahre.
Dabei geht es laut Stadt nicht um ein Spar-, sondern um ein
Investitionskonzept. Dieses klare Bekenntnis unserer Schulbürgermeisterin und aller Gemeinderatsfraktionen freut mich.
Dass Bildung wichtig ist, das war schon immer ein beliebter
Standardbaustein in jeder Rede. Seit einigen Jahren folgen nun
auch Taten, und die Stadt investiert verstärkt in die Schulen.
Und was passiert bis zum Umzug?
Wir fühlen uns wohl in der Rotebühlstraße. Der Mix aus historischer Bausubstanz und modernem Pavillon hat viel für sich.
Gut ist auch, dass die Stadt laufend in den Unterhalt investiert.
So liegt uns aktuell die Zusage des Schulverwaltungsamts vor,
dass wir mittelfristig einen neuen multifunktionalen naturwissenschaftlichen Fachraum bekommen sollen. Der neue
Raum bietet uns noch mehr Chancen als bisher für moderne
pädagogisch-didaktische Konzepte. Unsere Schülerinnen und
Schüler werden einfacher als bisher experimentieren und noch
besser in Gruppen arbeiten können. Die Zusammenarbeit mit
der Schulverwaltung bei der Planung des neuen Raumes hat
übrigens hervorragend geklappt. Nun hoffe ich auf eine rasche
Umsetzung der Pläne durch die Stadt.
Was soll denn langfristig aus dem traditionsreichen Standort
des WG West werden?
Nach den jetzigen Planungen soll unser Nachbar, die Kaufmännische Schule I, unsere bisherigen Räume in der Rotebühlstraße übernehmen und dafür die Außenstelle in der Reuchlinstraße aufgeben.
Das Gespräch führte Beate Wörner
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WG West verhökert ab nächstem Schuljahr geniale
Notebooks ...
… coole Tablets und grandioses Zubehör!
Das ganze WG West? Nein! Nur eine unbeugsame Berufskolleg-Klasse wird – ja
genau – eine neue Übungsfirma gründen.
Noch ist vieles geheim, nur so viel soll
verraten werden: Die HP GmbH Deutschland
wird neue Patenfirma unserer künftigen BK
II, also unserer Übungsfirma (Üfa).
Wir freuen uns schon jetzt auf eine spannende Gründungsphase und eine gute Zusammenarbeit mit dem deutschen
Spross einer der größten US-amerikanischen Technologiefirmen. Hewlett-Packard war das erste Technologieunternehmen
in Silicon Valley und zählt bis heute zu den führenden ITUnternehmen in der Welt. Die deutsche Hauptniederlassung
befindet sich in Böblingen.
In der nächsten west live lüften wir dann die letzten Geheimnisse. Da werdet ihr erfahren, welchen Namen die Übungsfirma hat, welches Sortiment sie anbietet und noch einige andere
Dinge.
Wir als Lehrerinnen freuen uns jetzt schon auf eine hochmotivierte BK II-Üfa-Klasse, die mit uns die Gründungsphase
gestaltet!
Jennifer Glöckle und Johanna Hausmann
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Bildung für
nachhaltige
Entwicklung –
WG West wird
Versuchsschule
Auch zukünftige Generationen sollen dieselben Chancen
auf ein erfülltes Leben haben wie wir. Dies ist ein zentraler
Leitgedanke der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Die
notwendigen Veränderungen müssen dabei in erster Linie an
der Eigenverantwortung des Einzelnen ansetzen. Zur Verwirklichung entsprechender Entwicklungsprozesse möchte das Kultusministerium das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung in
die Lehrpläne für das Fach Betriebswirtschaftslehre im Berufskolleg verankern. So sollen beispielsweise die Schülerinnen und
Schüler in verschiedenen Szenarien wie Tarifverhandlungen
oder Kundenreklamationen Interessenkonflikte zwischen
verschiedenen Anspruchsgruppen, sogenannten Stakeholdern,
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erkennen und anhand
von ökonomischen, aber
auch ökologischen und
sozialen Gesichtspunkten bewerten.
Zusammen mit einigen
anderen ausgewählten
kaufmännischen Schulen und Vertretern der
Schulverwaltung wird
das WG West bis zum
Sommer 2015 den Entwurf eines Lehrplans
erarbeiten. Bereits im
kommenden Schuljahr
wird dann der neue
Lehrplan im Berufskolleg erprobt,
ehe er landesweit eingeführt wird.
Die geplante Lehrplanrevision bietet die Chance, dass sich
unsere engagierten Lehrerinnen und Lehrer mit ihren Erfahrungen und Ideen einbringen können. Traditionell fühlt sich
das WG West dem Gedanken der Nachhaltigkeit eng verbunden. So gehörte unsere Schule zu den ganz wenigen Schulen
im Land, die sich schon vor Jahren erfolgreich für das EMASZertifikat (Eco-Management and Audit Scheme) beworben
haben. EMAS unterstützt Unternehmen und Organisationen
jeglicher Art dabei, ihre Umweltleistungen stetig zu verbessern.
Thilo Lang
Das besondere Thema: Harte Landung
ZOdyssee
akiyas
Zakiya ist mit dem Schlauchboot übers Mittelmeer gefahren. Sie
saß 20 Tage in einem berüchtigten griechischen Gefängnis und
sie kam mit einem gefälschten Pass per Flugzeug nach Deutschland. Heute, fünf Jahre und fünf Monate nach der Flucht, ist die
junge Afghanin noch immer nicht in Sicherheit. Zwar geht sie
mittlerweile in die Eingangsklasse des WG West, doch ihre Mutter hat vor einigen Wochen einen Ausweisungsbescheid vom
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bekommen.
Schuld ist ein heimlicher Besuch der Mutter im Iran. Ihr Vater
lag damals auf dem Totenbett, sein letzter Wunsch war es,
seine Tochter noch einmal zu sehen. Bei diesem Besuch erfährt
die Mutter, dass der Mann ihrer Tochter in Kabul halbseitig
gelähmt ist, der Familie gehe es schlecht. Die Mutter fährt
kurz entschlossen nach Afghanistan, heimlich, für eine Woche.
Doch bei der Rückkehr nach Deutschland entdecken die Beamten den afghanischen Stempel in ihrem Pass und schlagen
Alarm. Zakiyas Mutter verliert ihre Aufenthaltsgenehmigung.
„Wir waren vier Stunden auf dem Meer“
Dabei hat sie das Haus in Kabul nicht verlassen, denn sie
fürchtet die Rache des Bruders ihres Mannes. Der hat nach
dem Tod ihres Mannes 2009 nach afghanischem Brauch die
Fürsorge für die Familie übernommen, und er ist der eigentliche Grund für die Flucht der Familie nach Deutschland. Denn
er ist sehr mächtig. Der Onkel wollte nach dem Tod des Vaters,
dass Zakiyas Schwester, damals gerade 15, einen viel älteren
Mann heiratet – eine Zwangsehe. Das Mädchen verübt einen
Selbstmordversuch. Zakiyas Mutter sieht nur eine Chance: die
Flucht in den Westen, dorthin, wo die Macht ihres Schwagers
nicht hinreicht.
Sie nimmt ihr Gold und ihren Hochzeitsschmuck und die drei
fliehen heimlich über die Berge, mit einem Fluchthelfer durch
den Iran, in die Türkei. Über Van und Istanbul geht es nach
Izmir, von dort bei Nacht mit dem Schlauchboot nach Mitillini
auf Lesbos. „Wir waren vier Stunden auf dem Meer, ein kleines
Schlauchboot mit 40 Leuten besetzt. Eine Frau mit ihrem Kind
saß auf meinem Schoß“, sagt Zakiya. „Nach zwei Stunden bin
ich einfach aufgestanden, ich konnte die verkrampfte Haltung
nicht mehr aushalten. Alle haben geschrien, ich solle mich
hinsetzen, sonst würde die Polizei uns finden.“
Die Fluchthelfer hatten sich zu dieser Zeit längst abgesetzt,
sie ließen die Flüchtlinge allein. „Immer geradeaus, sagten
sie und sprangen ins Wasser“, berichtet Zakiya. „Als wir dann
auf Lesbos ankamen, war das Boot voll Wasser.“ Sie sind dann
mitten in der Nacht rausgesprungen ins Wasser und an Land
gewatet. Am nächsten Morgen suchten sie die Polizei. „Please,
please, police!“
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DEUTSCHLAND
Karlsruhe
Stuttgart
Istanbul
GR
IE
EN
TÜRKEI
Izmir
LA
ND
Im Kinderknast von Lesbos
Erste Station: Karlsruhe
„Dort kamen wir in einen großen Saal, 300 bis 400 Frauen, es
war ganz schmutzig, es gab nur eine Toilette und eine Dusche für alle“, berichtet Zakiya. Der berüchtigte „Kinderknast
von Lesbos“, wie er in einem großen Dossier in der „Zeit“ vom
Februar 2010 genannt wird. „Es stinkt beißend nach Exkrementen“, beschreibt der Zeit-Reporter Roland Kirbach die Situation im Sommer 2009, kurz danach kommt Zakiya mit ihrer
Familie in die heruntergekommene Industriehalle.
Der Fluchthelfer bringt die Familie nach Karlsruhe, dort lädt er
sie vor dem Flüchtlingswohnheim ab. Hier stellen sie den Asylantrag. „Am ersten Tag in Deutschland habe ich nur geweint“,
erzählt Zakiya. Die 14-Jährige vermisst Afghanistan. „Ich hatte
ganz andere Gedanken, als ich an Deutschland dachte. Ich
dachte an viele Lichter“, sagt Zakiya heute. Stattdessen war es
stockdunkel, Winter. „Ich konnte nicht atmen.“
Nach 20 Tagen werden sie freigelassen, besteigen ein Schiff
nach Athen. Dort suchen sie einen Fluchthelfer. Der Bruder der
Mutter schickt Geld aus Herat. Sie haben viel Glück, bereits
beim zweiten Versuch klappt es: Die Familie gelangt mit gefälschten Pässen per Flugzeug nach Deutschland, wohin genau
weiß Zakiya nicht mehr. Sie reist mit dem Foto eines Mädchens
im Dokument, das ihr entfernt ähnlich sieht. „Bei Frauen sind
sie nicht so streng“, sagt sie über die griechischen Grenzkontrollen.
8
CH
Lesbos
Athen
25 Tage bleibt Familie Hossaini in Karlsruhe, sie wird inter­
viewt, muss Fingerabdrücke abgeben. Anschließend werden sie
nach Kirchheim/Teck verlegt, für zehn Monate. Zakiya besucht
eine Kooperationsklasse an einer Kirchheimer Hauptschule,
eine internationale Klasse. Jetzt lernt sie Deutsch. Für ihre
Lehrerin ist nach kurzer Zeit klar, dass Zakiya auf die Realschule
gehen muss.
Doch als die Familie ihre Aufenthaltsgenehmigung bekommt,
muss sie die Asylunterkunft verlassen. In Kirchheim gibt es
Van
IRAN
x
AFGHANISTAN
aber keine günstige Wohnung, deshalb zieht Familie Hossaini nach Stuttgart-Botnang. „Die Wohnung war total kaputt,
aber wir mussten sie nehmen“, sagt sie. Auch hier kommt sie
zunächst wieder in eine Kooperationsklasse, dieses Mal in die
Friedensschule. Nach eineinhalb Monaten darf sie in die dortige siebte Klasse gehen. Als die Lehrerin dann das Zeugnis am
Jahresende sieht, empfiehlt sie Zakiya auf die Realschule.
Drei Jahre geht sie auf die Schlossrealschule für Mädchen, seit
September 2014 besucht sie das WG West. Mittlerweile ist Zakiya 19, ihr Ziel ist das Abitur. Die Familie wohnt inzwischen in
Stuttgart-Zazenhausen. Ihre Schwester hat geheiratet, lebt mit
ihrem Mann aber immer noch bei Zakiya und ihrer Mutter. „Ich
will eines Tages einen richtigen Beruf haben und auf eigenen
Beinen stehen“, sagt Zakiya. „Ich will den Frauen in Afghanistan helfen. Sie brauchen Hilfe. Wenn niemand den Menschen in Afghanistan hilft, wird sich die Welt nicht ändern“, ist
Zakiya überzeugt.
„Ich gehe mit, egal ob ich sterbe“
Doch momentan hat sie ganz andere Sorgen. Denn sollte ihre
Mutter tatsächlich nach Afghanistan abgeschoben werden,
dann drohe ihr der Tod, davon ist Zakiya überzeugt. „Mein
Onkel ist sehr mächtig und er hat durch die Flucht unserer
Familie an Ansehen verloren“, sagt sie. Doch ein Anwalt, der
die Familie berät, macht ihr wenig Hoffnung. Er hat zwar Einspruch dagegen eingelegt, aber derzeit sei das Bundesamt in
ähnlichen Fällen sehr strikt. Deshalb ist selbst der vermeintlich
schönste Moment in ihrem Leben, die bevorstehende Hochzeit
in Hamburg am 13. August, in dunkle Wolken gehüllt. Auch auf
die Schule kann sie sich momentan kaum konzentrieren, denn
eines ist für sie ganz klar: „Wenn meine Mutter gehen muss,
dann gehe ich mit, egal ob ich sterbe.“
Markus Geckeler
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Wie könnte man in Europa die Flüchtlingskrise lösen? Dieses Problem hat die 2 BFW 2 am 17. und 18.
März in Bad Urach in einem Planspiel bearbeitet.
Leif Schubert, Anna Stordel und Anja Glück
versuchen im Auftrag der Landeszentrale für
Politische Bildung, den 18 WG West-Schülerinnen und Schülern an diesem Beispiel die
Komplexität der Europäischen Politik näher
zu bringen. Immer zwei Schüler übernehmen
ein EU-Land auf einer fiktiven Konferenz zur
Flüchtlingspolitik in der EU, die Rollen werden
zufällig verteilt. Murat und Samina vertreten
beispielsweise Griechenland, das Land, in dem
momentan die meisten Flüchtlinge auf dem Weg
in die EU landen.
Die Realität ist ganz nah
„Die Rollen sollten mit Leidenschaft gespielt werden“, fordert
Leif Schubert. Er möchte den Schülern vor allem vermitteln,
wie Politik funktioniert. „Überall, wo sich drei Leute treffen,
geht es schon um Politik“, behauptet der Jurist, der bis zur
10
letzten Bundestagswahl 2013
noch Mitarbeiter eines FDPBundestagsabgeordneten
war. Johannes und Alisa
übernehmen die EU-Ratspräsidentschaft. Sie haben
nun die Aufgabe, innerhalb des Planspiels einen
Kompromiss zu finden, auf
den sich alle beteiligten
Staaten am Ende einigen
können, zum Beispiel eine
Quotenregelung, die eine
gerechte Verteilung der Flüchtlinge auf alle EU-Länder regeln
würde. Doch Griechenland und
Italien auf der einen, Deutschland und
Großbritannien auf der anderen Seite haben
ganz unterschiedliche Interessen. Johannes, der im wirklichen
Leben tatsächlich Politik bei der SPD macht, verhandelt mit
Geschick, doch vor allem Ungarn, vertreten von Margarita und
Mohamed, wehrt sich gegen einen schnellen Kompromiss.
sind für schnelle
Die Vertreter Ungarns
haben.
zu
ht
nic
se
Kompromis
Dabei hat Mohamed privat eine ganz andere Meinung zum
Flüchtlingsproblem: Er, der selbst vor vier Jahren aus Ägypten
nach Deutschland gekommen ist, weiß, wie schwierig das
Leben der Flüchtlinge ohnehin schon ist. Für ihn sind die Politischen Tage von Urach ein „Fest“, wie er sagt. „Mir gefällt alles
hier: Das Essen, das Gebäude, einfach alles. Schade, dass es
nur zwei Tage sind.“ Doch im Spiel hält er sich an seine Rolle:
Gemeinsam mit Margarita kämpft er verbissen dafür, dass die
Länder, die Flüchtlinge aufnehmen, von den großen Ländern
Deutschland und Großbritannien dafür entschädigt werden,
weil ihre Wirtschaft nicht so gut läuft und sie deshalb mehr
Probleme mit der Unterbringung der Flüchtlinge haben.
gagierte Diskussion und redet ihnen ins Gewissen: „Ihr müsst
wissen, was eure Position ist, bevor ihr in eine Verhandlung
geht. Das gilt für EU-Gipfel genauso wie für Mitarbeitergespräche mit eurem Chef. Wenn ihr merkt, dass ihr keine Änderung erreichen könnt, vertagen, verschieben.“ Genauso laufe es
auf den EU-Gipfeln.
Am Abend singen dann alle gemeinsam in der „TheodorHeuss-Kegelbahn“ „We all live in a yellow submarine“. Der eine
denkt dabei vielleicht an die FDP, ein anderer an Lampedusa
und das Mittelmeer, aber alle genießen sie das schöne und
unbeschwerte Ambiente auf der frühlingshaften Alb.
Markus Geckeler
„Ihr müsst eure Position kennen“
Johannes Motzer mobilisiert die letzten Argumente: „Die
EU braucht bis 2020 rund 20 Millionen Einwanderer, um ihr
Bruttosozialprodukt halten zu können.“ Er schlägt deshalb
eine Quotenregelung für die EU vor. Letztlich beugen sich die
anderen, schließlich lockt draußen das schöne Wetter und der
Abend in Bad Urach. Leif Schubert lobt die Schüler für ihre en11
Über die Berufsfachschule in den
Landtag
Sie gilt laut Wikipedia als erste Abgeordnete mit Migrationshintergrund,
die direkt in einen deutschen Landtag
gewählt wurde und sie ist die erste
Muslima im Landtag von Baden-Würt­
temberg: Muhterem Aras, 48, seit vier
Jahren Landtagsabgeordnete der Grünen, besucht am Montag, 15. Dezember
2014 die Schüler der BFW 2/2 am WG
West. Auch hier sitzen ihr überwiegend
Schüler mit Migrationshintergrund gegenüber. „Ich habe genauso angefangen
wie ihr“, sagt Aras zu den rund 20 Schülern und Schülerinnen der zweijährigen
Wirtschaftsschule. „Als ich mit zwölf aus
der Türkei gekommen bin, habe ich kein
Wort Deutsch gesprochen.“ Geboren ist
sie in Ostanatolien, in dem kleinen Dorf
Elmaagaca in der Nähe der Stadt Bingöl.
Ihre Eltern kamen 1978 nach Filderstadt.
Sie hätten, so Aras, alles drangesetzt, dass
sich ihre Kinder in der Schule anstrengen.
„Für eine Eins gab es fünf Mark, für eine Zwei drei Mark“, berichtet die 48-Jährige. Schließich habe sie den besten Hauptschulabschluss gemacht und die zweijährige Berufsfachschule
für Wirtschaft in Nürtingen besucht. „In der elften Klasse habe
ich dann geheiratet, in den Osterferien“, sagt Aras. Später ist
die Familie nach Stuttgart gezogen. Muhterem Aras hat ihr
Abitur am WG Ost (Cotta-Schule gemacht) und anschließend
in Hohenheim Wirtschaftswissenschaften studiert. Seit 1999
betreibt sie gemeinsam mit ihrem Mann in Stuttgart eine
Steuerberatungskanzlei mit zwölf Mitarbeitern. Nach dreijähriger Berufstätigkeit hat sie dann ihr erstes Kind bekommen, in
der Elternzeit lernte sie für die Steuerberaterprüfung.
Bereits 1992 ist Aras den Grünen beigetreten: „Das war
wegen der Brandanschläge gegen Asylbewerberheime: Nur
die Grünen haben sich damals wirklich für die Flüchtlinge
engagiert und der Verschärfung des Asylrechts nicht zugestimmt. Deshalb bin ich zu denen gegangen“, berichtet sie.
Seit 1999 sitzt sie für die Partei im Stuttgarter Gemeinderat,
2007 wird sie Fraktionsvorsitzende. 2011 hat sie dann in einer
Kampfabstimmung gegen Brigitte Lösch den aussichtsreichen
Landtags-Wahlkreis Stuttgart 1 als Kandidatin gewonnen, den
sie im Frühjahr 2011 bei der Landtagswahl mit dem landesweit
besten Ergebnis von 42 Prozent für die Grünen verteidigte. „Im
Westen bekam ich sogar 45 Prozent“, berichtet sie. Klar war
für Aras nach dem Wahlsieg aber, dass sie nicht für Asyl- oder
12
Muhterem Aras (1. Reihe, 3. von rechts) zusammen mit
der Klasse BFW 2/2 vor dem Pavillon des WG West.
Flüchtlingspolitik zuständig sein wollte. „Ich verstehe was von
Wirtschaft, deshalb wollte ich in den Haushaltsausschuss“, erzählt Aras. Sie wollte als Migrantin nicht wieder in ihre Nische
abgeschoben werden.
Ist das Abgeordnetenleben anstrengend, fragen die Schüler. „In
der letzten Woche war ich keinen Abend zuhause“, sagt Aras.
Schwierig findet sie die Reden im Landtag: „Fast immer gibt es
teilweise ziemlich niveaulose Zwischenrufe. Das war ich vom
Gemeinderat nicht gewöhnt.“ Auch die Zwischenfragen nerven
sie: Für die Zuhörer sei es zwar angenehm, wenn Zwischenfragen erlaubt würden, doch teilweise brächten sie den Redner
völlig aus dem Konzept. „Ich entscheide mittlerweile aus dem
Bauch, ob ich eine Frage zulasse“, so Aras. Ihr größter Erfolg?
„Die Abschaffung der Grundschulempfehlung“, sagt Aras. An
ihren beiden Kindern habe sie den Druck gespürt, unter dem
die Kinder bereits in der vierten Klasse stünden. Wird die rotgrüne Koalition 2016 noch einmal gewinnen? „Die Chancen
stehen gut“, findet sie.
Markus Geckeler
Einsetzen für Menschenrechte
Die Amnesty International Gruppe an unserer Schule ist eine von
vielen. Sie setzt sich dafür ein, dass
Leute, die ungerecht behandelt
werden und aufgrund von Menschenrechtsverletzungen in Gefahr
sind, unterstützt werden und mehr
Gerechtigkeit erfahren.
Damit dies erreicht wird, gibt es in jeder Gruppe Leiter,
sogenannte Jugendsprecher, die sich treffen und einen „Rat“
bilden, um in einem größeren Kreis die verschiedenen Themen
einzugrenzen. Diese werden dann den kleineren Gruppen an
den Schulen vorgelegt, die dann im Endeffekt auch darüber
entscheiden.
Um dies umzusetzen, treffen wir uns als Amnesty International Gruppe einmal im Monat. Wir besprechen die jeweiligen
Fälle und überlegen uns, wie wir vorgehen oder was getan
werden muss. Und dann setzen wir alles schnell um, damit das
bestmögliche Ergebnis erreicht wird.
verhaftet, verurteilt oder gefoltert wurden – und das teilweise
mit Todesstrafe. Die Menschenrechtsverletzungen waren
so gravierend, dass wir so gut wie alle Klassen des WG West
besuchten und die einzelnen Fälle vorstellten. Im Anschluss
baten wir um Unterschriften, um die Unterstützung und Hilfe
zu bekommen, die für die drei Leute schnellstens nötig war.
Je mehr Mitglieder wir haben, desto mehr können wir erreichen. Daher gehen wir auch für Präsentationen, die zur
Information dienen, an Schulen. Hierbei ist uns wichtig, dass
wir persönlich über unsere Aufgaben, die Arbeit und unser
Mitwirken berichten können. Damit ist es uns möglich, die Zuhörer direkt darüber in Kenntnis zu setzen, ohne dass die sich
erst im Internet darüber informieren zu müssen, wie unsere
Arbeit aussieht und was wir bewirken.
Melanie Barth, Klasse E5
Im Dezember letzten Jahres haben wir uns zum Beispiel für
einen Briefmarathon entschlossen, welcher die nötige Unterstützung für drei verschiedene Personen bot, die willkürlich
13
Projekt Kobane
14
Die Schülerinnen und Schüler des WG
West lässt der Krieg und Terror im Nahen Osten nicht kalt und so haben sie
kurz entschlossen das Projekt Kobane
ins Leben gerufen.
Ugur, kannst du uns das Projekt Kobane kurz erläutern?
Elisabeth Lioka von west live sprach
mit Ugur Yildirim über das Projekt und
darüber, was bislang erreicht wurde.
Warum habt ihr euch und euer Team „Kobane“ genannt?
Wie bekannt, ist momentan im Irak und in Syrien Krieg. Unser
Ziel ist es, mit unserem Projekt den Menschen dort zu helfen.
Doch unser Problem war erst einmal, wie wir das machen
sollten. Wir wollten ihnen Spenden zukommen lassen, denn
diese Menschen kämpfen um ihr Überleben, Tag für Tag.
Wieso sollten wir also nicht irgendwie versuchen, auch nur ein
wenig zu helfen? Solidarität darf nicht verloren gehen.
Kobane ist die Stadt, in der die meisten Auseinandersetzungen
zwischen IS-Terroristen und Volksverteidigungseinheiten
waren. Deshalb haben wir uns als Team nach dieser Stadt
benannt.
An welche Organisation wollt ihr spenden? Oder habt ihr
bereits schon gespendet?
Wir sind noch auf der Suche nach einer vertrauenswürdigen
Organisation. Unsere Spenden sollen bis zum letzten Cent
auch wirklich ankommen.
Hat jemand aus eurer Gruppe Verwandte oder Bekannte, die
vom Krieg in Syrien und Irak betroffen sind?
Nein, glücklicherweise nicht.
Aber was hat euch dann bewegt, das Projekt zu organisieren?
Die Menschlichkeit. Man kann nicht wegschauen. Was da
passiert, ist sehr traurig. Menschen werden aufgrund ihrer
Religion umgebracht oder weil sie am falschen Ort wohnen.
Frauen und Kinder werden versklavt und vergewaltigt.
Wie sieht es jetzt momentan mit eurem Team aus? Habt ihr
etwas Neues geplant?
Wir bleiben auf jeden Fall bestehen und suchen natürlich auch
nach anderen Möglichkeiten, weiterhin helfen zu können.
Dann bedanke ich mich für das Interview, Ugur, und wünsche
dir und deinem Team viel Erfolg.
Elisabeth Lioka, Klasse JG 2/3
Was habt ihr bis jetzt erreicht?
Wir hatten eine Spendenaktion an unserer Schule, die inzwischen vorbei ist. Man konnte Geld und Kleidung bei uns
abgeben. Diese wurde dann verschickt.
Wie viel habt ihr gesammelt und was genau?
Es waren knapp 400 Euro und 40 volle Tüten Kleidung.
Wow, das ist ganz schön viel. Seid ihr zufrieden mit der
Aktion?
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Mit so viel Kleidung haben wir tatsächlich nicht gerechnet.
Wir sind allen Spendern sehr dankbar. Es hat uns sehr gefreut,
dass sich so viele Mitschüler und Lehrer an der Aktion beteiligt
haben. Das zeigt Menschlichkeit und Herz.
15
Wenn jugendliche Flüchtlinge in Deutschland landen, dann
müssen sie in die Schule gehen. Wie sieht es in solchen Klassen
aus? Hier ein kurzes Porträt einer VABO-Klasse in der RobertMayer-Schule in Stuttgart.
Morgen ist vielleicht sein großer Tag: Hamit Rasoli hat einen
Vor-Ort-Test bei Daimler in Böblingen. Der junge Afghane
ist vor einem guten Jahr über das Mittelmeer nach Stuttgart
gekommen. „Ich wäre gern ein KFZ-Mechatroniker in Zukunft“,
sagt er in gebrochenem Deutsch. Bei Daimler hat er bereits ein
Praktikum gemacht, die Leute waren sehr zufrieden mit ihm.
In den Osterferien hat er ein ganzes Buch durchgeackert. Titel:
Der Eignungstest. Derzeit geht Hamit noch in die VABO-Klasse
der Robert-Mayer-Schule in Stuttgart. „Mein Traum ist es,
einen guten Job zu haben, um meiner Familie in Afghanistan
zu helfen“, sagt er. Der Vater sei vor fünf Jahren gestorben, die
Mutter lebt allein mit seinen sechs Geschwistern, vier Brüder
und zwei Schwestern.
„Die meisten kriegen es schon hin“
„Man kann die Schüler nicht von der Biografie trennen“, sagt
Mario Römer, der Hamit Deutsch beibringt. Der gelernte
Gymnasiallehrer ist seit vier Jahren an der Robert-MayerSchule und berichtet von einem anderen Schüler, der miterleben musste, wie ein Fluchthelfer einen Flüchtling mitten im
Gebirge mit einem Stein erschlagen hat, weil der nicht mehr
weiter konnte. „Einige können morgens nicht aufstehen, weil
sie Depressionen haben,“ sagt er. „Aber die meisten kriegen
es hin. Es läuft gut, wenn alle zusammenarbeiten, Betreuer,
16
Sozialarbeiter, Lehrer“, sagt Römer. Momentan sind elf Schüler
in dieser Klasse, heute sind zehn anwesend. Sie sitzen ruhig an
ihren Tischen und füllen Arbeitsblätter aus, Präpositionen sind
das Thema. Mario Römer geht von Tisch zu Tisch und schaut
sich die Blätter an, macht hier einen Haken und korrigiert bei
anderen eine Formulierung.
Zehn Stunden Deutsch stehen auf dem Lehrplan, außerdem
Mathe, Englisch und Grundlagen in Holz- und Metalltechnik.
Ziel ist es, die jungen Männer so schnell wie möglich in den
Arbeitsmarkt zu integrieren. „Mit der Arbeitserlaubnis ist es
einfacher geworden“, sagt Römer. Früher wollten die Betriebe
öfter Schüler einstellen, doch Ausländerbehörden und Jugendamt stellten sich quer, wenn deren Status nicht geregelt war.
Heute sei es leichter, „vor allem in den Berufen, die die Deutschen nicht machen wollen“. In der Altenpflege etwa oder, wie
vor kurzem bei einem Schüler, als Azubi im Klärwerk.
Abdirizak will den Hauptschulabschluss schaffen
Die zehn jungen Männer kommen aus ganz unterschiedlichen
Ländern: Abdirizak Yahya beispielsweise stammt aus Somalia.
Mit dem Boot hat es der heute 17-Jährige vor 15 Monaten von
der Türkei nach Griechenland geschafft, dann über Mazedonien und Serbien durch Ungarn, schließlich nach Deutschland.
Jetzt wohnt er in einer Wohngruppe in Rohracker und will unbedingt den Hauptschulabschluss schaffen, der am Ende des
VABO-Jahres angeboten wird. Dann hofft er, eine Ausbildung
zu finden, wenn es geht als Elektroniker, aber notfalls auch im
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Straßenbau. Wenn das nicht klappt, will er auf die zweijährige
Berufsfachschule gehen.
Alle Schüler in der Robert-Mayer-Schule haben bereits
Deutschkenntnisse aus einer sogenannten Vorbereitungsklasse oder Kooperationsklasse, die in den Werkrealschulen
in Stuttgart angeboten wird. Dorthin fahren dann die beiden
Klassenlehrer der Robert-Mayer-Schule und schauen sich potenzielle Kandidaten für das nächste Schuljahr an. „Letztes Jahr
hatten wir 30 Anmeldungen, 20 kamen, aber wir kannten nur
zehn“, berichtet Mario Römer. Die übrigen kamen kurzfristig
dazu, andere ziehen weg, werden abgeschoben.
„Das System atmet“, sagt Manfred Härterich, Schulleiter an der
Robert-Mayer-Schule. Seit gut 30 Jahren ist die Robert-MayerSchule Anlaufstation für junge Ausländer ohne genügende
Deutschkenntnisse. Früher waren das die Kinder der Arbeitsmigranten, jetzt, mit dem Anschwellen der Asylbewerberzahlen,
sind es mehr und mehr Flüchtlinge. „Die Chancen auf dem
Arbeitsmarkt hängen von den Sozialkompetenzen ab“, sagt
Härterich. Viele müssten erst lernen, einen Arbeitstag von 7 bis
17 Uhr durchzuhalten, „das kleine Einmaleins der gesellschaftlichen Anforderungen“. Dabei sollen Praktika ebenso helfen
wie die Ganztagsschule, die von 7.45 bis 15.30 Uhr dauert.
„Die gehen durch die Decke“
Auch in Römers Klasse sind nicht nur Flüchtlinge, sondern auch
EU-Europäer. Zum Beispiel Giovanni, 19, der mit seinen Eltern
vor fünf Jahren Italien verlassen musste, weil sein Vater dort
keine Arbeit mehr fand. Zuerst ging es nach England, doch vor
eineinhalb Jahren zog die Familie weiter nach Deutschland.
Jetzt muss er wieder eine neue Sprache lernen, um sein Ziel zu
verwirklichen: Informatik zu studieren. Die Mutter arbeitet in
der Gastronomie, der Vater ist derzeit arbeitsunfähig.
„Rund die Hälfte ist gegen ihren Willen hier“, schätzt Mario
Römer. „Sobald ich 18 bin, geh ich wieder zurück“, sei deren
Devise. Entsprechend geringe Motivation brächten sie in der
Schule. Andere sprühten vor Begeisterung. Gute Erfahrungen
hat Römer zum Beispiel mit polnischen Schülern gemacht:
„Wenn die mal merken, was sie können, dann gehen die durch
die Decke“, sagt er. Das dortige Schulsystem vermittle vor
allem passives Wissen, wenn sie dann die vielen Vokabeln
anwenden könnten, seien sie im Nu sehr erfolgreich.
Zum Abschluss der Stunde lässt Römer die Schüler nochmals
ein paar Sätze vor der ganzen Klasse wiederholen, dann zeigt
er ihnen Foto-Impressionen der Projektwoche. Die Schüler
beider VABO-Klassen haben in einer Woche eine Rabatte vor
der Schule angelegt, inklusive Treppe, Steinpflaster und schönen Holzbänken. Die entsprechende Anleitung gab es von den
Fachlehrern in den Werkstätten der Robert-Mayer-Schule, auch
das ein kleiner Eignungstest.
Markus Geckeler
17
Aus dem Schulleben
Die Klassen der Jahrgangsstufe 1 waren in
der Woche vor Pfingsten in Europa unterwegs. Die JG1/4 segelte auf dem Ijsselmeer
in Holland, die JG1/3 streifte durch das
wunderschöne Prag mit seinen unzähligen
Sehenswürdigkeiten und Kneipen. Die JG1/2
zog es in den Süden, in die Toskana, und die
JG1/1 in den Norden, nach Dublin.
18
Schiff ahoi
Segeltörn auf dem Ijsselmeer
Reiseziel:
Reisetermin:
Hinfahrt:
Ankunft: Verpflegung:
Ijsselmeer
17.05. – 22.05.2015
17.05.2015 8.30 Uhr mit dem Reisebus nach Harlingen (Holland)
17.05.2015 21.00 Uhr in Harlingen – Hafen
Selbstverpflegung (unsere Lehrer hatten genügend Proviant eingekauft)
Unser Segeltörn startete in Harlingen mit dem Eintreffen auf
dem Schiff. Wir bezogen unsere Kajüten, verstauten unsere
Sachen und richteten uns ein.
Nach einem gemeinsam zubereiteten Abendessen machten
wir es uns in der Bordküche gemütlich. Und spät am Abend
ließen wir uns in unseren Kojen von den Wellen in den Schlaf
wiegen.
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19
Der nächste Morgen startete mit einem gemeinsamen Frühstück.
Und dann hieß es – auf geht’s zu einer Entdeckungsreise
der anderen Art. Nach einer kurzen Einweisung und einem
Segeleinführungskurs – Knotenlehre, Was sind Gezeiten? Wie
werden Segel gesetzt? – durften wir selbstverständlich mit der
Besatzung segeln.
Auf unserem Segeltörn besuchten wir auch die Häfen von
Stavoren und Enkuizen.
Nur das Wetter meinte es nicht gut mit uns. Ein Blick gen
Himmel verriet uns, die nächste Sturmwarnung kommt ganz
sicher. Oh, bei diesem Seegang konnten wir nur hoffen, dass
wir von der Seekrankheit verschont bleiben …
Für uns Großstädter kam am Tag 4 das Highlight dieser Reise:
Ein Tagesausflug bei strahlendem Sonnenschein nach Amsterdam, mit einer Grachtenfahrt, Besuch des Anne Frank Hauses
und einer ausgiebigen Shoppingtour.
Wieder auf dem Segelschiff endete ein erlebnisreicher Tag.
Am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen, unser Segeltörn ging zu Ende.
Rückkehr:
Rückfahrt:
20
22.05.2015 um 9.00 Uhr in Harlingen (Hafen)
nach Stuttgart mit dem Reisebus
Der schiefe Turm von Pisa
jeder Toskanareise.
ist ein Muss bei
FAZIT:
Eine Klasse, zwei Lehrer und zwei Besatzungsmitglieder (Skipper), sechs
Tage, 24 Stunden gemeinsam unterwegs auf einem Segelschiff, das
weckt den Teamgeist und schweißt unglaublich zusammen.
Dank einer hervorragenden Planung und Vorbereitung durch das Lehrerteam Peter Kaufmann und Norbert Völkl wurde diese Reise zu einer Zeit
voller Abwechslung, Spaß, Freiheit und Abenteuer und somit zu einem
unvergesslichen Erlebnis.
Gina-Maria Schuschies, Tabea Engelter, Maren Mack, alle Klasse JG 1/4
21
Was
mal gesagt
werden muss!
Ein Kommentar
über den Sinn
des Schulunterrichts
22
hat – und rufe natürlich schweißgebadet Mama an, um sie um
Rat zu fragen. Im Wirtschaftsunterricht lernen wir Kalkulationsschemata auswendig. Aber wie ich erarbeitetes Geld
anlegen und mich versicherungstechnisch absichern könnte?
Fehlanzeige. Stattdessen verbringt man seine Zeit damit, im
Ethikunterricht prächtig über die Theorien von Glück und
Moral von Sokrates und Aristoteles zu diskutieren. Oder man
verbringt Tage und Wochen damit, für den ÖS-Unterricht die
aktuelle Situation der aserbaidschanischen Gewerkschaften
zu studieren. Aber welche Bank fragt danach, wenn ich Konten
anlegen, Kreditkarten beantragen oder Online-Zahlungen
tätigen muss?
Mit diesem Tweet entfachte Naina Kümmel am 10. Januar
dieses Jahres eine Diskussion über den (nicht vorhandenen)
Alltagsbezug des Schulunterrichts. Diesen Tweet griff SternTV
in seiner Sendung am 29.April auf und stellte folgende Fragen:
Lernen (wir) Schüler auch wirklich fürs Leben? Was genau
bringt (uns) das in der Schule erlernte Wissen im späteren
Alltags- und Berufsleben?
In dieser Sendung wurden einer Gruppe Abiturienten Fragen vorgelegt, die ihr Allgemeinwissen testen sollten. Dieser
Testbogen wurde auch berufstätigen Personen von 19 bis 67
Jahren vorgelegt. Beim Vergleich der Ergebnisse beider Gruppen kam ein erstaunliches Ergebnis zutage: Die Abiturienten
erreichten im Durchschnitt die Note 3,8, während die Berufstätigen genau eine Note besser abschnitten. Die teilnehmenden
Abiturienten konnten beispielsweise die Frage „Was ist eine
Kaution?“ nicht beantworten und sie konnten auch nicht den
Mehrwertsteueranteil beim Kaufpreis eines PC berechnen, der
595 Euro kostet.
(Die Lösung: Eine Kaution ist eine Sicherheitsleistung und der
Mehrwertsteueranteil beträgt 95 Euro, das sind 19 Prozent
Mehrwertsteuer, die im Kaufpreis enthalten sind.)
Das traurige an der Sache ist, dass diese Fragen wohl auch
kaum einer von uns Schülern hätte beantworten können,
mich übrigens eingeschlossen. Das haben meine persönlichen
Erfahrungen schmerzhaft bewiesen.
Da ich mich kürzlich aufgrund meiner zukünftigen Ausbildung
zum Finanzamt, zur Krankenkasse und so weiter begeben und
unzählige Formulare ausfüllen musste, habe ich das philosophische „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ verinnerlicht.
Hat irgendeiner von uns Schülern mal die Worte „Steueridentifikationsnummer“ oder „Rentenversicherungsnummer“ im
Unterricht gehört? Haben wir eigentlich je etwas über unseren
individuellen Steuersatz oder unsere Steuerklasse gelernt?
Wissen wir eigentlich, wie wir unsere spätere Wohnung anmieten oder finanzieren können?
Es wird also offensichtlich, dass die heutige Schule einem
Schüler Wissen förmlich nur so „reinwürgt“. Man wird in allen
Schulfächern mit theoretischem Wissen bombardiert, das
weder fürs Alltagsleben noch für einen netten Smalltalk (und
schon gar nicht für eine gute Anmache) geeignet ist. Zumal
auch nicht jeder Schüler ein hoch wissenschaftliches Studium
absolvieren wird. Um es mit den Worten von Dr. Peter Kruck,
Wissenschaftslektor und Ersteller des vorher erwähnten Fragebogens auszudrücken: „Das Abitur heute ist bei weitem nicht
mehr das wert, was es früher einmal war. Wir befinden uns in
einer Abwärtsspirale.“
Ob man jetzt mit Krucks Meinung übereinstimmt oder nicht:
Das Abitur heute ist mit Sicherheit nicht mehr so werthaltig
wie früher. Es ist inzwischen allgemein zugänglich und die
absolute Grundvoraussetzung, um später in eine gute Berufslaufbahn einzusteigen. Wo früher ein Werkrealschulabschluss
für den Beruf des Kfz-Mechatronikers gereicht hat, ist heute
Abitur schon die Norm. Wurde man vor zwei Dekaden noch
dafür beneidet, dass man Abitur hat, so wird man heute nur
müde dafür belächelt.
Speziell in meinen drei Jahren auf dem Wirtschaftsgymnasium
ist eine Sache offensichtlich geworden: Wir Schüler werden
immer gebildeter – und gleichzeitig (tragischerweise) immer
weltfremder. Wir erlernen immer mehr, uns wird jegliches
Weltwissen beigebracht, ohne aber einen wirklichen Bezug
zum Alltag zu haben.
„Das Ei des Kolumbus hierzu habe ich aber trotzdem nicht
gefunden.“ Die These ist gestellt, die Antithese steht jedem frei
und die Problemlösung sollte den Zuständigen im Kultusminis­
terium vorbehalten sein. Denn (hoch)gebildete und alltagsuntaugliche Abiturienten sollten keine Voraussetzung für das
Weiterführen unserer und der gesellschaftlichen Zukunft sein.
Dimitrios Chrissafidis, Klasse JG 2/1
Wir lernen im Chemieunterricht, was eine galvanische Zelle
ist und wie ein Akkumulator funktioniert. Aber trotzdem
bekomme ich eine Panikattacke, wenn zu Hause mal der Strom
ausfällt ohne dass es einen allgemeinen Stromausfall gegeben
23
Die Texte hat Nusin Dogan, Klasse JG 2/1, zusammengestellt,
die Fotos hat Makisa Fathai, Klasse JG 2/4, gemacht.
24
Dimi Chrissafidis JG 2/1
„Dreams don’t work – unless you do.“
Nusin Dogan JG 2/1
„Fantasie ist wichtiger als Wissen,
denn Wissen ist begrenzt.“
– Albert Einstein
Elisabeth Lioka JG 2/4
„For every minute you’re angry you
lose sixty seconds of happiness.“
– Ralph Wald Emerson
Sofie Kohly JG 2/4
„Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen,
man weiß nie, was man kriegt.“
Anna Häußler JG 2/1
„Das Leben liebt den, der es lebt.“ – Maya Angelou
um jeden Punkt gepokert!
Der Abi-Jahrgang 2014/2015 verabschiedet sich von der Schule
und den Leserinnen und Lesern von west live. Alle, die ihr hier auf
den Einzelfotos seht, haben drei Jahre lang mit dazu beigetragen,
dass west live so bunt und vielfältig ist, wie ihr das gewohnt seid.
Kevin Krzyzanowski JG 2/1
„Wer kühn und beharrlich genug ist, sein Leben
lang in die Finsternis zu schauen, der wird als
erster einen Silberstreif darin erkennen.“
Makisa Fataih JG 2/4
„Gewiss, mit der Erschwernis kommt Erleichterung.“– Koran 94:6
25
Abi – was ist das für dich?
Die frischgebackenen Abiturientinnen und Abiturienten sind
einfach nur froh, dass sie den Schulstress hinter sich haben.
Party und Freizeit sind angesagt. Die Lehrer sehen das naturgemäß ein bisschen anders. west live hat sich mal in der Schülerund Lehrerschaft umgehört.
Abi und was wirklich wichtig ist
Das assoziieren Schüler mit dem Begriff Abi …
Das assoziieren Lehrer mit dem Begriff Abi …
Stress
Zum ersten Mal richtig lernen
Zu wenig gelernt
Erster großer Abschluss
Viel Freizeit
Besten Partys
Absch(l)uss
Unachtsame Schüler
Schlafmangel
Keine vollständigen Klassen
Party
Freiheit
Was sollte am Lehrplan geändert werden?
Das sagen Schüler…
Das sagen Lehrer…
Die Lehrer
Mehr Zeit
Keine Überschneidungen mehr
(z.B. Globalisierung in fünf Fächern)
Unterrichtete Themen: es gibt viele Themen,
welche nicht unterrichtet werden aber relevant
fürs Leben wären
Klassenarbeiten
Kleinere Klassen
Weniger Gruppenarbeiten
Wiedereinführung von Leistungskursen
Punkte-Zeit-System: bei Klausuren sollte die Menge
an dem, was man schreiben muss, mit in die Zeit
einberechnet werden
Keine vollständigen Klassen
Keine Hohlstunden
Weniger gemischte Kurse
Nusin Dogan, Klasse JG 2/1
26
Handyverbot am WG West
aufgehoben
Seit Anfang dieses Jahres gilt die neue Regelung zur Nutzung
von Handys in der Schule. Bisher war es uns Schülern untersagt, die Handys im Schulhaus zu benutzen. Falls man sich
dem widersetzt hatte und dabei ertappt wurde, lag es an der
Güte des Lehrers, ob man lediglich mit einer Verwarnung
davonkam oder ins Sekretariat musste und zur Kasse gebeten
wurde. Der zu zahlende Betrag war dabei von der Anzahl der
Verstöße abhängig.
Ist die neue Regelung überflüssig?
Im Vergleich zu anderen Schulen war dies eine
relativ strikte Regelung, da die meisten
Schulen den Ansatz verfolgen, es den
Schülern zu überlassen, ob sie sich auf
die Schule konzentrieren wollen oder
nicht. Selbst im Unterricht werden
Handys schlichtweg geduldet, solange sie
niemanden stören.
Jedenfalls haben sich die Vorschriften zur Nutzung bei uns nun verändert. Wir dürfen jetzt die
Handys in der Pause benutzen, doch im Unterricht
haben sie weiterhin nichts zu suchen.
Die Frage, die sich mir und womöglich auch vielen anderen dabei stellt, ist, ob die neue Regelung nicht überflüssig ist. Denn
die meisten Schüler benutzen trotz des Verbots ihre Handys
klammheimlich in den Pausen und auch im Unterricht, um
schnell auf Nachrichten zu antworteten, während der Lehrer
zur Tafel gewandt ist.
Pro und kontra
Um ein akkurates Meinungsbild der Schule einzufangen, habe
ich sowohl Schüler als auch Lehrer nach ihrer Meinung zur
neuen Handy-Regelung befragt. Seitens der Schüler gibt es,
wie zu erwarten, eine größtenteils positive Einstellung zur
Regelung, da sie nun ihr Handy benutzen dürfen ohne Gefahr
zu laufen, erwischt zu werden. Doch es gibt auch Schüler, die
die alte Regelung unterstützt haben und die Schule als handyfreie Zone ansehen, in der man sich aufs Lernen konzentrieren
sollte.
Auch die Lehrer sind geteilter Meinung. Manche halten die
neue Regelung für realistischer und finden, dass den Schülern
der Zugang zum Handy nicht verwehrt werden sollte, da man
heutzutage auch wichtige Termine über das Smartphone
abwickelt. Eine Lehrerin plauderte sogar aus, dass die meisten
Lehrer, im Lehrerzimmer angelangt, als erstes auf ihr Handy
schauen.
Doch es gibt auch Lehrer, die die Regelung als Ursache für
einen häufigeren Gebrauch im Unterricht einschätzen und
fürchten, dass Schüler auf die Idee kommen könnten, in der
Pause Bilder von anderen Schülern zu schießen, ohne nach
deren Einverständnis zu fragen.
Meine persönliche Meinung zur Regelung ist, dass Smartphones heutzutage von den Jugendlichen nicht mehr wegzudenken sind – wie das zu bewerten ist, ist eine andere
Geschichte – und jeder Schüler in irgendeiner Form während
der Schulzeit auf sein Handy zugreifen möchte. Sei es nun,
um die neuesten WhatsApp-Nachrichten zu checken oder sich
über Neuigkeiten durch Nachrichten-Apps zu informieren. Wir
sollten dankbar sein, dass diese Regelung zu unseren Gunsten,
durchgesetzt wurde und unsere Wertschätzung dadurch zeigen, dass wir unsere Handys bei Pausenende sofort beiseitelegen.
Kevin Krzyzanowski, Klasse JG 2/1
27
Wir waren beim Daimler
Wir, die Klasse E4, durften im Januar endlich mit
unserer Lehrerin Jennifer Glöckle das Daimlermotorenwerk in Untertürkheim besuchen. Nach
einer Stunde Englischunterricht machte
sich unsere Klasse mit der S-Bahn auf
den Weg Richtung Untertürkheim.
Dort angekommen hatten wir
zunächst Pause, in der sich die einen
ausruhten, die anderen jedoch die
Zeit nutzten, Gruppenselfies zu
machen.
Um Punkt 10 Uhr ging es dann los.
Am Empfang begrüßte uns Herr
Hammer und führte uns zu einem
naheliegenden Gebäude. Dort erzählte er uns anhand einer übersichtlichen PowerPoint-Präsentation etwas
über das Werk und die Marke Mercedes.
Unter anderem zeigte er uns verschiedene
Motoren, darunter den VG-Motor mit Energierückgewinnung. Den Formel 1-Fans ist dieser
vielleicht schon bekannt, denn der Hybridmotor ist seit dem
Saisonbeginn 2014 im Einsatz.
Nach der Vorstellung wurden wir in die Fabrik geführt.
Die gesamte Klasse wurde über Kopfhörer stets
informiert. Wie unser Wirtschaftsunterricht
uns schon oft gelehrt hat, werden Menschen im Unternehmen häufig durch
Maschinen ersetzt. Im Unterricht
schreiben wir das einfach mit, doch
diesmal hatten wir die Gelegenheit,
es mit eigenen Augen zu sehen.
Riesengroße Maschinen erledigen
die Arbeit. Sie bewegen sich ohne
Probleme und arbeiten stets sorgfältig, wie vorgeschrieben.
Uns wurde ganz allgemein viel über
Motoren erzählt, das war anscheinend auch für die Mädchen aus der
Klasse interessant. Wir, die Klasse E4,
empfehlen diesen informationsreichen
Ausflug jeder Klasse und wünschen schon im
Voraus viel Spaß!
Amal Hussein und Imma Laterza, beide Klasse E4
Besuch bei Martin Luther King
Der Kampf gegen die soziale Unterdrückung und den Rassismus in den USA – jeder von uns hat in seiner Schullaufbahn
mindestens einmal davon gehört. Dass dieses Thema auch
heute noch von besonderer Aktualität ist, sieht man schon
alleine daran, dass es zu den Themen gehört, die alle Jahre
wieder in den Englisch-Abiturprüfungen dran kommen.
Genau dies hat unsere Englischlehrerin Frau Löffler zum Anlass
genommen, mit uns, der Klasse JG 1/4, ein Theaterstück zu
diesem Thema zu besuchen – natürlich auf Englisch.
Und so wurde uns in knapp zwei Stunden die Geschichte rund
um Martin Luther King und seine Bürgerrechtsbewegung im
Süden der USA in den 50er und 60er Jahren des vergangenen
Jahrhunderts näher gebracht. Gespielt hat die American Dra28
ma Group Europe, und, wie der Name schon sagt, hat sie ihre
Wurzeln in den USA.
Die Schauspieler haben uns einen Eindruck vom typischen
US-Südstaatenakzent gegeben, der am Anfang gar nicht so
einfach zu verstehen war.
Auf jeden Fall hat sich der Theaterbesuch gelohnt. Wir haben
jetzt nicht nur ein besseres Verständnis für die damaligen Ereignisse, sondern auch einen Einblick in die nicht so bekannten
Seiten im Leben von Martin Luther King erhalten.
Tabea Engelter, Klasse JG 1/4
Ruhig und mit freundlichem Blick –
Peter Stamm liest aus „Agnes“
Am Vormittag des 13. Januar 2015 machten wir uns, begleitet
von unseren Lehrerinnen Christina Mendl und Emily Mattes,
auf den Weg in das Literaturarchiv Marbach. Wir hatten die
Möglichkeit bekommen, an einer Autorenlesung von Peter
Stamm teilzunehmen. Er las aus seinem Buch „Agnes“. Dass
wir nicht die einzigen waren, war zu erwarten, doch mit einer
derartigen Masse an Schülern hatte vermutlich keiner von uns
gerechnet. Der riesige Saal war fast bis auf den letzten Platz
besetzt.
wollte jeder wissen, wie es klingt, wenn er dem Ich-Erzähler
aus Agnes seine Stimme leiht. Langsam, aber keineswegs monoton, las er ein paar Seiten mit kurzen Pausen zwischen den
einzelnen Sätzen.
Nachdem wir uns gesetzt hatten, hielt eine Dame aus dem
Literaturarchiv eine Ansprache. Sie gab uns ein paar grundlegende Informationen und hieß schließlich Peter Stamm
herzlich willkommen.
Nach jeder gestellten Frage entstand eine kurze Pause, in
der es so schien, als würde Peter Stamm seine Worte erst im
Kopf zurechtlegen. Meistens zeitgleich bildete sich eine Falte
zwischen seinen Augenbrauen, die ihn äußerst konzentriert
wirken ließ. Die Antworten waren sehr gewählt formuliert und
an die Fragen angepasst, manchmal aber auch etwas schwammig.
Ruhig und mit freundlichem Blick ging er in den Saal und
nahm vorne am Tisch neben einem hölzernen Rednerpult mit
Mikrofon Platz. Sein Blick blieb erst eine Weile an der Tischplatte hängen, bevor er seinen Kopf hob und in die Runde blickte.
Anschließend füllte er das für ihn bereitgestellte Wasserglas
aus der bereitstehenden Wasserflasche, aber nur zur Hälfte.
Den Rest des Glases sah man ihn mit einer Plastikwasserflasche aus seiner Tasche auffüllen.
Die Frage, wieso er nicht selbst am Rednerpult stand, klärte
sich, als wir Peter Stamm ein paar Fragen stellen konnten.
Die Zuhörer, die wollten, konnten aufstehen, nach vorne zum
Mikrofon gehen und ihre Frage loswerden.
Abschließend ließen wir die erste Seite unserer Bücher signieren. Peter Stamms Unterschrift sieht nicht ungewöhnlich aus
und ist extrem leserlich, doch das „P“ in „Peter“ schreibt er aus
irgendeinem Grund spiegelverkehrt.
Maren Mack, Gina-Maria Schuschies, Tabea Engelter, alle Klasse JG 1/4
Als Peter Stamm ansetzte, aus seinem Buch vorzulesen, wurde
es in dem davor eher unruhigen Saal ganz still. Vermutlich
29
Virtuelle Geschäfte auf der
Übungsfirmenmesse
Am 16. April 2015 nahmen die Klassen BK1/1 und BK1/2 aus dem
Berufskolleg an der Übungsfirmenmesse im Congress Centrum
Pforzheim teil. Sie organisierten und bauten ihre eigenen Messestände auf und zeigten ihre kaufmännischen Fähigkeiten,
indem sie Auftragsformulare anderer Übungsfirmen und von
Messebesuchern bearbeiteten. Die BK1/1 vertrat die Firma El
Libro GmbH und die BK1/2 die One O One GmbH.
Vorbereitung auf die Berufswelt
Wer ist das?
Name:
Roland Erdmann
Fächer:
BWL und VWL
Wie kamen Sie zu uns?
Das WG West ist mir schon lange bekannt und stets positiv
aufgefallen. Ich habe mich dann erfolgreich auf eine Stellenausschreibung als BWL-/VWL-Lehrer beworben.
Fühlen Sie sich hier wohl?
Sehr wohl sogar.
Wie waren Sie als Schüler?
Selbstverständlich stets vorbildlich.
Was wünschen Sie Ihren Schülern in Bezug auf die Schule?
Motivation, Ehrgeiz, weise Erkenntnisse, Erreichen sehr guter
Leistungen … und trotz alledem natürlich auch viel Spaß und
Freude.
Gibt es etwas, das Sie Ihren Schülern mit auf den Weg geben
wollen?
Probleme gibt es nicht, nur Herausforderungen.
Akzeptiere, was Du nicht verändern kannst, verändere, was Du
nicht akzeptieren kannst.
Welche drei Dinge würden Sie mit auf eine einsame Insel
nehmen?
LPs, Musikanlage, Freunde
Was ist Ihr Motto?
Geht nicht, kann nicht, will nicht – gibt’s nicht!
Hobbys
Musik, Konzerte, Taekwondo, Tischfußball
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Die virtuelle Firma bereitet Schüler auf die Berufswelt vor, da
eine Übungsfirma eine echte Geschäftswelt simuliert. Es wird
wie in einer realen Firma an kaufmännischen Geschäftsprozessen gearbeitet, dazu gehören Abteilungen wie Rechnungswesen, Personalwesen, Verkauf, Einkauf und Sekretariat, in denen
die Schüler tätig sind und arbeiten. Die Schüler lernen hierbei
eine Firma verantwortungsvoll und erfolgreich zu führen. Dies
konnten die Schüler auf der Übungsfirmenmesse unter Beweis
stellen.
Organisation durch Schüler
Schon Wochen davor haben die Klassen sich auf die Messe
vorbereitet und alles strukturiert organisiert. Sogar der Messestand wurde selbst entworfen und aufgebaut. Die Kleidung
wurde passend zur Firma geplant, mit Rollenspielen wurden
Verkaufsgespräche geübt und ein Ablaufplan wurde erstellt
– alles von den Schülern. „Es hat Spaß gemacht, das Ganze zu
organisieren und zu planen“, sagt Dilek Koyak aus der BK1/2.
Messestände aus ganz Baden-Württemberg
An der Messe nahmen 62 Übungsfirmen aus ganz BadenWürttemberg teil, es kamen über 1.500 Besucher. „Es ist echt
erstaunlich mal sehen zu können, mit welchen virtuellen
Firmen man eigentlich zusammenarbeitet“, sagt Akin Balci aus
der BK1/2. Jeder Messestand zeigte seine eigene Persönlichkeit.
Es gab Messestände, die Getränke, Kuchen oder Gewinnspiele
mit Süßigkeiten angeboten haben, um für ihre Produkte zu
werben. Dabei haben sich die Schüler gegenseitig kennengelernt und Auftragsformulare ausgefüllt.
Ezra Bozkurt, Klasse BK 1/2
Blackout Poems oder:
Aus Zeitung Kunst machen
Zeitung lesen einmal anders. Die Klasse JG 1/4 hat es im
Deutschunterricht ausprobiert. Grundlage war eine Glosse mit
dem Titel „Wider die Natur“. Indem sie alles wegstrichen, was
ihnen unwichtig erschien, schufen die Schülerinnen und Schüler einen neuen Text. Jedes ist ein Unikat, ein Blackout Poem.
Tabea Engelter aus der JG 1/4 hat für west live einige dieser
Blackout Poems zusammengestellt
rden in den USA
Die Blackout Poems wu
„erfunden“.
31
WG West macht positiven
Eindruck
Wohnortnähe, Fächerangebot und Ruf der Schule sind offenbar die drei Hauptkriterien, nach denen Eltern und Schüler ihre
Schule auswählen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die
Schüler der JG2 mit ihrer Lehrerin Izlem Dogan am Tag der Offenen Tür im WG West am 17. Januar 2015 erhoben haben. Dabei wurden knapp 100 Besucher nach ihren Wahrnehmungen
des WG West befragt. Der Eindruck, den die Besucher dabei
aus dem WG West mitnahmen, war offenbar sehr positiv.
Fächerangebot
Wohnortnähe
Anbindung an ÖPNV
ten o.ä.
Angebot an AGs, Projek
en, Austausch o.ä.
hrt
nfa
die
Stu
an
Angebot
Ruf/Image der Schule
Ruf/Image der Lehrer
Ruf/Image der Schüler
Ausstattung der Schule
Freundeskreis
andere
Die ÜFA-Messe wurde von zwei Klassen des WG West besucht.
Hier ein paar Messe-Erfahrungen aus der Klasse BK 1/1.
70
67
Simon, kannst Du mir in ein paar kurzen Sätzen erklären, was
eine Übungsfirma macht?
63
Sehr gerne, Léon. In einer Übungsfirma, in unserem Fall der
­Il Libro, ahmen wir immer donnerstags den Arbeitsalltag in
einem richtigen Unternehmen nach. Mit fiktiven Produkten.
Wir handeln mit anderen Übungsfirmen aus ganz Deutschland.
56
51
49
Sehr interessant. Gibt es denn auch die Möglichkeit, mit diesen Firmen persönlich in Kontakt zu treten?
42
35
28
32
Ja, die gibt es tatsächlich. Erst letzten Monat waren wir auf einer Übungsfirmenmesse in Pforzheim und haben dort unsere
Produkte angeboten und Kontakte geknüpft.
26
Hattet ihr auch Werbegeschenke?
21
13
14
7
32
7
16
13
6
8
2
Jede Übungsfirma hat eine Partnerfirma, in unserem Fall ist es
der Klett Verlag. Der hat uns mit Kaffeebechern und anderen
kleinen Geschenken versorgt. Allerdings haben wir die Kiste
mit den neuen Werbegeschenken in Stuttgart vergessen und
mussten deshalb auf die Reste von der letzten Messe zurückgreifen.
Verkaufen will gelernt sein – und
dafür
gibt es die Üfa-Messe.
Das ist natürlich sehr ärgerlich. Wie sah denn euer Plan aus,
um Kunden beziehungsweise Besucher an euren Stand zu
locken?
Das ist eine sehr gute Frage. Wir hatten ein kleines Glücksrad,
mit dem wir das Interesse der Leute wecken wollten, um sie
danach in ein Verkaufsgespräch zu verwickeln.
Hat euer Konzept denn funktioniert?
Ich würde sagen, dass es sehr gut funktioniert hat. Trotz der
etwas unglücklichen Lage unseres Standes hatten wir extrem
viele Besucher und auch recht viele Verkäufe an diesem Tag.
Stand eure gesamte Klasse am Stand oder gab es eine Art
Schichtplan?
Es gab einen Schichtplan, damit der Stand nicht zu überladen
ist durch die Mitarbeiter. Wer nicht mit Verkaufen beschäftigt
war, ist über die Messe gelaufen und hat seine Pflichteinkäufe
erledigt oder hat sich Pforzheim angeschaut.
Wow … Ihr hattet ja ganz schön was zu tun. Gab es auch Dinge, die euch nicht gefallen haben?
Es war einfach extrem heiß und wirklich voll. Auch gab es nicht
wirklich Sitzgelegenheiten auf der Messe.
Wenn du ein Fazit ziehen müsstest, wie würde es ausfallen?
Es war eine Erfahrung, die man unbedingt machen sollte,
wenn man in einer Übungsfirma arbeitet. Man hat eine einmalige Möglichkeit bekommen, sein gelerntes Wissen auf einer
Messe bei fremden Menschen anzuwenden ohne die Befürchtung haben zu müssen, sich zu blamieren. Auch war es ein
unglaublich schönes Gefühl, wenn man gemerkt hat, wie alle
zusammenarbeiten. Gegen Ende haben wirklich alle versucht,
noch die letzten Besucher an unseren Stand zu holen. So ein
Gefühl von Teamwork habe ich wirklich selten gehabt.
Simon Schönherr und Léon Achtellik, beide Klasse BK 1/1
Pflichteinkäufe? Was ist das?
Jeder Mitarbeiter hat von der Geschäftsleitung die Aufgabe
bekommen, an diesem Tag einen Stand zu bewerten und mindestens vier Produkte bei anderen Firmen einzukaufen.
33
Wer kennt diesen Moment nicht? Die Pausenklingel ertönt
und früher oder später tritt man den Weg zur Toilette an. Die
Mädchentoiletten am WG West sind wahrlich das Herzstück
des Gebäudes. Sie zeichnen sich durch Sauberkeit, Hygiene und
Modernität aus.
Man öffnet die Tür – und da steht das halbe weibliche Stockwerk und wartet darauf, auf eine der zwei funktionierenden
von insgesamt vier existierenden Toiletten gehen zu können.
Aber das ist ja auch nicht schlimm, die Pause auf der Toilette
zu verbringen ist immer wieder schön.
Wenn man es dann endlich auf eine der Toiletten geschafft
hat, stellt man mal wieder fest, dass das Klopapier alle ist. Aber
das ist überhaupt kein Problem, schließlich findet man davon
immer genug auf dem nassen Boden. Die Tatsache, dass unsere Spülungen oftmals nicht funktionieren, nehmen wir auch
hin. Wir sind ja schließlich eine Umweltschule und sparen
dadurch Wasser.
Das Händewaschen ist das nächste Highlight unseres Toilettengangs. Spätestens nach 15 bis 20 Pumpstößen erhält man
ein Tröpfchen Seife, das zum Händewaschen natürlich völlig
ausreichend ist. Wenn man das Glück hat, ein grünes Tuch
zum Händeabtrocknen zu bekommen, wirft man es natürlich
auf den Haufen neben dem Mülleimer. Müll in den Mülleimer
zu schmeißen ist ja viel zu Mainstream.
Außerdem sind unsere grünen Tücher ja viel cooler als die viel
zu modernen Handtrocknergeräte, die man auf den Männertoiletten vorfindet.
Wie ihr seht, ist es ein absolutes Privileg, auf die Mädchentoiletten des WG West gehen zu dürfen. Nach der Beendigung
des Toilettenbesuches kann man die nächste Pause gar nicht
erwarten – nur um wieder diesen tollen Ort zu besuchen.
Jetzt aber mal Klartext:
Liebe Mädels, ich denke, die meisten von euch bevorzugen
saubere und hygienische Toiletten. Also achtet doch mal ein
bisschen drauf, damit wir uns alle wohl fühlen können. Und
wenn wir uns ganz viel Mühe geben, bekommen wir vielleicht
auch eines Tages so tolle Handtrocknergeräte wie die Jungs.
Anna Häußler und Nusin Dogan, beide Klasse JG2/2
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ensklo aus ....
So siehts im Jung
chenklo
.... und so im Mäd
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Vermischtes
Auch die Wörter haben ihre Inflationen, die sie entwerten.
Daher gibt es für manche Begriffe keine präzisen Bedeutungen
mehr. Zum Beispiel: Cool. Was ist denn heute nicht cool? Eine
Kollegin schwärmte neulich davon, wie cool es war, dass ihr
Vater in einer Jeans auf ihre Hochzeit ging. Aber kann eine
Jeans, die Alltagsuniform der Phantasielosen, heute noch ein
Statement sein? Ja, wenn man damit so verwegen wie der
junge Marlon Brando auf einer Harley sitzt, dazu Cowboystiefel, obszöne Tätowierungen und schwere Totenkopfringe trägt,
Whisky aus der Flasche trinkt, Roth-Händle ohne Filter raucht
und Meinungsverschiedenheiten mit einem Baseballschläger
klärt. Natürlich ist das ein Klischee, aber eines, das immer noch
nicht langweilt, denn es hat erstens Stil (was nicht stilisiert
ist, kann auch nicht cool sein) und zweitens gehört es zu einer
Subkultur (Mainstream ist hoffnungslos uncool).
Noch cooler ist es, Klischees zu durchbrechen. Darum ist Justin
O’Shea, der Buying Director von mytheresa.com, der stilvollste
aller Biker, weil er Blümchenhemden zum maßgeschneiderten
Dreiteiler, Prada-Schuhe und Sonnenbrillen, die nach seinen
Wünschen hergestellt wurden, trägt. Es schadet seiner Männlichkeit nicht, dass man ihn als „It-Boy“ bezeichnet.
O’Shea, den DER SPIEGEL auch als „neuen Lagerfeld“ feiert,
obwohl er gar kein Designer ist, musste nicht Shakespeare
lesen, um zu begreifen, dass die ganze Welt eine Bühne sein
sollte, weil sie für einen Ästheten anders gar nicht zu ertragen
ist. Der Gipfel der Coolness besteht darin, aus sich selbst ein
Kunstwerk, einen permanenten Posedown zu machen. Coole
Menschen gestatten es sich nicht einmal, wenn sie alleine
zu Hause sind, in sackartigen Jogginghosen auf der Couch
herumzulümmeln. Der Schönheitsfanatismus, dem sie ihr
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Leben gewidmet haben, erlaubt es ihnen nicht, sich gehen zu
lassen. Aber warum muss das, was wir bewundern, „kalt“ sein?
Weil die Welt, in der wir leben, ein „Eispalast“ (Jean Paul) ist.
„Coolness ermöglicht den Menschen mit der Kälte zu leben
statt in ihr zu erfrieren“ (Ulf Poschardt). Der uncoole Romantiker erträgt die Entfremdung nicht. Die Prosa der Verhältnisse
vernichtet ihn. Ihm bleibt nur die Flucht – in die Natur, die
Einsamkeit, in künstliche Paradiese oder in den Tod.
Der Charakterpanzer der Coolness ist der Zynismus. Andy
Warhol soll ein lebensmüdes Mädchen aus seiner „Factory“
darum gebeten haben, ihn anzurufen, bevor sie sich umbringe,
damit er sie dabei filmen könne. Wenn man es geschafft hat,
zum mitleidlosen Beobachter zu werden, als wäre man ein
kaltes Kamera-Auge und sonst nichts, kann einen das Elend
dieser Welt nicht mehr aus dem Gleichgewicht bringen. Man
wird zum unerschütterlichen Stoiker. Warhol kultivierte wie
Léon, der Killer aus Luc Bessons gleichnamigem Film, die Rolle
des „integrierten Asozialen“ (Peter Sloterdijk). Er träumte wie
die Musiker von Kraftwerk davon, eine Maschine zu sein, und
er liebte die Kalifornier, weil sie aussehen, als wären sie aus
Plastik.
Nichts ist cooler als ein Roboter. Er hat das ultimative Pokerface und braucht nicht einmal eine Sonnenbrille, hinter der
er sich verstecken kann. Wer weiß, was uns der Transhumanismus noch bringt. Nach dem Tod Gottes, wurde uns schon
lange prophezeit, muss auch der Mensch verschwinden – nicht
„wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand“ (Michel Foucault),
sondern eher wie ein Technofreak im Darkroom des „Berghains“.
Alexander Kappes
Unsere Angebote für Euch:
EINZELHILFE
STREETWORK
CLUBARBEIT
GREMIENARBEIT
Ihr sagt uns, wo Euch der Schuh
drückt und wir suchen gemeinsam
nach Lösungen
wir kommen dahin, wo Ihr Euch
trefft
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8./9. Klasse im Übergang Schule-Beruf),
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(in Stuttgart-Ost, Bad Cannstatt und Birkach-Plieningen)
Die Mobilen findet Ihr in folgenden Stadtteilen:
MJA Stuttgart-Ost
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Tel.: 260877
MJA Weilimdorf
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Tel.: 8891257
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Tel.: 630780
MJA Zuffenhausen
Lothringerstr. 13 A
Tel.: 872046
MJA Stuttgart-Süd
Möhringerstr. 87 b
Tel.: 6491253
MJA Feuerbach
Stuttgarter Str. 15
Tel.: 812642
MJA Neugereut-SteinhaldenfeldHofen
Stadtteilbüro Neugereut
Lüglensheiderstr. 28
Tel.: 533415
Stadtteilbüro Steinhaldenfeld
Kolpingstr. 62
Tel.: 533094
MJA Fangelsbach
Fangelsbachstr. 19 a
Tel.: 60170318
MJA Hallschlag
Auf der Steig 72
Tel.: 547352
MJA Freiberg-Mönchfeld-Rot
Stadtteilbüro Frbg.-Mönchf.
Rilkeweg 19
Tel.: 843874
Stadtteilbüro Rot
Fürfelder Str. 6
Tel.: 844314
MJA Bad Cannstatt „Inzel“
Wilhelma Str. 6
Tel.: 560048
MJA Stuttgart-Nord, Haus 49
Mittnachtstr. 18
Tel.: 2571479
MJA Degerloch
Leinfeldenerstr. 61
Tel.: 9073790
MJA Birkach-Plieningen
Neuhauser Str. 50
Tel.: 457232
MJA Fasanenhof
Bonhoefferweg 10
Tel.: 93315854
MJA Sillenbuch
Bernsteinstr. 4
Tel.: 4411522
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Die letzte Seite
Im Rahmen der Ausstellung Kafka in Komiks im Stuttgarter Literaturhaus fand auch ein
Workshop für Schüler statt. Donna Schulz, Klasse BFW 2/2, hat daran teilgenommen.
Unter der Leitung der tschechischen Comiclegenden Jaroslaw Ruis und Jaromir 99
lernte Donna die Grundlagen des Comic-Zeichnens und Schreibens. west live zeigt
exklusiv die tollen Zeichnungen, die Donna gemacht hat.
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Impressum
Herausgeber:
Wirtschaftsgymnasium West
Rotebühlstraße 101
70178 Stuttgart
Telefon: 0711 65 67 97 60
Telefax: 0711 65 67 97 80
[email protected]
www.wg-west.de
Verantwortlich:
Dr. Thilo Lang, Schulleitung
Mit Beiträgen von:
Léon Achtellik, Melanie Barth, Ezra Bozkurt, Dimitrios Chrissafidis, Nusin Dogan, Tabea Engelter, Markus Geckeler, Jennifer
Glöckle, Anna Häußler, Johanne Hausmann, Amal Hussein,
Alexander Kappes, Kevin Krzyzanowski, Thilo Lang, Imma Laterza, Elisabeth Lioka, Maren Mack, Simon Schönherr, Gina-Maria
Schuschies, Beate Wörner
Fotos und Illustrationen:
Nusin Dogan und Anna Häußler (S. 34, 35), Tabea Engelter
(S. 31), Roland Erdmann (S. 30), Makisa Fathai (S. 24, 25), fotolia
(S. 6), Markus Geckeler (S. 6, 10, 11, 12, 16, 17), Klasse BK1/1
(S. 33), Klasse JG1/1 (S. 20), Klasse JG1/2 (S. 21), Klasse JG1/3
(S. 20), Klasse JG1/4 (S. 18, 19), Maren Mack (S. 29), news.deScreenshot (Twitter/@nainablabla (S. 23), Donna Schulz (S. 38),
Beate Wörner (S. 39), Ugur Yildirim (S. 14, 15)
Gestaltung:
Kuhrt Kommunikation
Druck:
Flyeralarm, Würzburg
Auflage:
1.000 Stück
Juli 2015
Redaktion:
Markus Geckeler, Beate Wörner (verantwortlich); Melanie
Barth, Dimitrios Chrissafidis, Nusin Dogan, Tabea Engelter,
Makisa Fataih, Anne-Sophie Gläser, Anna Häußler, Katharina
Hahn, Jusuf Hajdarpasic, Sofie Kohly, Kevin Krzyzanowski, Elisabeth Lioka, Maren Mack, Gina-Maria Schuschies
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