- Das Österreichische Schwarze Kreuz

österreichisches schwarzes kreuz
krie gsgräberfürsorge
in zusammenarbeit mit dem
BM.I
Mitteilungen und Berichte 141 • 2/2015
100 Jahre Lagerfriedhof Sigmundsherberg:
Außergewöhnliche Gedenkveranstaltung
Kriegerfriedhof Fulpmes
Gedächniskapelle Łużna
Kranzniederlegung Zentalfriedhof
GENERALSEKRETARIAT ÖSTERREICH
SEKRETARIATE UND SPENDENKONTEN
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ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 2
Aus dem Inhalt
Gedenken an die Opfer des Ersten Weltkrieges..............................4
ÖSK-Kuratoriumssitzung 2015:
Neuwahl bestätigt den eingeschlagenen Kurs.................................5
ÖSK unterwegs auf wissenschaftlichen Pfaden..............................7
100. Jahrestag: Kriegserklärung Italiens
an Österreich-Ungarn...........................................................................8
Ehrung der gefallenen Soldaten im Frontgebiet
der Marmolata - höchstgelegenes Museum eröffnet.....................9
Gedenkfeiern in Gorlice und in Łużna...........................................10
Kranzniederlegung: 70 Jahre Kriegsende in Österreich............. 12
Bosnien-Herzegowina: Bundesheer unterstützt ÖSK................ 13
Kriegsgräber in Slowenien ............................................................... 15
Die Toten von Hofamt Priel...............................................................18
Kriegsgefangen in Süditalien – Caserta/Kampanien...................21
Workcamp Bundeswehr – Bundesheer.......................................... 22
Kriegsgräberfürsorge in der Slowakei............................................ 23
100 Jahre Lagerfriedhof Sigmundsherberg:
Außergewöhnliche Gedenkveranstaltung.................................... 24
Das Kriegsgefangenenlager im Aschachwinkel............................31
Gedenkfeiern in Italien...................................................................... 33
Traditionelles Gedenken in Arsiero,
Laghi und Tonezza/Provinz Vicenza.............................................. 33
Landesgeschäftsstelle Salzburg,
5093 Weißbach, Oberweißbach 9
Tel: 0664 45 55 441, Fax: 06582 82 83 15; E-Mail: [email protected]
Salzburger Sparkasse,
IBAN: AT642040401500152405; BIC: SBGSAT2S
Gedenkfeier Posina: „Auf den Gipfeln herrscht Ruhe!“............. 34
Landesgeschäftsstelle Steiermark, 8010 Graz, Leonhardstr. 82 a
Arbeitskommando des ÖSK auf dem Monte Grappa................. 42
Tel.: (0316) 32 16 01, Fax: 38 62 82; E-Mail: [email protected]
Landeshypothekenbank Graz,
IBAN: AT885600020141019318; BIC: HYSTAT2G
Landesgeschäftsstelle Tirol, 6020 Innsbruck, Salurner Straße 4/II
Tel.: (0512) 57 61 28, Fax: (0512) 58 27 73;
E-Mail: [email protected]
Raiffeisen Landesbank Tirol AG/Amras,
BLZ: IBAN: AT47 3600000001506211, BIC: RZTIAT 22
Landesgeschäftsstelle Vorarlberg, 6900 Bregenz, Rheinstraße 62
Tel.: 05 / 0201 / 90 41 010; Fax: 05 / 0201 / 90 17 411;
E-Mail: [email protected]
Hypo-Bank Bregenz,
IBAN: AT645800000011435114; BIC: HYPVAT2B
Landesgeschäftsstelle Wien, 1010 Wien, Wollzeile 9
Tel.: (01) 51 23 115, Fax: 51 20 556; E-Mail: [email protected]
PSK Wien,
IBAN: AT876000000001749047; BIC: OPSKATWW
Homepage: www.osk.at
Gedenkfeiern: Cremona – Pizzighettone – Casalmaggiore...... 36
Renovierung des Kriegsgrabes in Werfen..................................... 37
Gedenkreise in das ehemalige Kampfgebiet am Isonzo..............41
Wiedereinweihung des Soldatenfriedhofs Rettenegg................. 42
Meletta-Gedenken 2015.................................................................... 43
Gedenken auf 24 Soldatenfriedhöfen in Galizien........................ 44
Beisetzung von 23 Sowjetsoldaten in Hartberg-Safenau........... 45
Sichtbarer Impuls gegen das Vergessen - Einweihung
der Kapelle am Kosakenfriedhof in Lienz-Peggetz...................... 47
100 Jahre Waldfriedhof Bruneck..................................................... 50
38. Fest der Verbrüderung am Passo Paradiso .............................51
Würdiges Gedenken in Bondo/Judikarien.....................................53
Gedenkfeier in Pejo - 100 Jahre Kriegsschauplatz ...................... 54
Das Fersental gedenkt der Kriegstoten ......................................... 55
Adressänderungen
Wir bitten unbedingt um sofortige Mitteilungen bei Adressänderungen, um unnötige Mehrkosten bei Rücksendungen zu
vermeiden und die weitere Zustellung sicherzustellen!
GENERALSEKRETARIAT ÖSTERREICH
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 3
ÖkRat Peter Rieser, Präsident
Geschätzte Freunde des ÖSK, werte Kameraden!
„Mit den Augen der Anderen“ –diesen Titel möchte ich für mein
Vorwort zur heutigen Ausgabe wählen. Im diesem Jahr haben
wir an das Kriegsende vor 70 Jahren und an die Beendigung des
Zweiten Weltkrieges gedacht und dem Andenken an die Opfer
von damals auch heuer wieder breiten Raum gewidmet. Getreu
unseren Zielen, insbesondere die Jugend in das Opfergedenken
aktiv mit einzubeziehen, stand auch die Gedenkveranstaltung
des ÖSK am Wiener Zentralfriedhof. Und diese Gedanken – von
Schülern der Maturaklasse des BRG in Klosterneuburg vorgebracht – möchte ich anhand der Rede der Schülerin Sophie Gräf
vollinhaltlich wiedergeben. Sie zeigt die Verbundenheit mit der
Generation von damals und die Erkenntnis, die sich aus dem
Krieg und seinen Folgen daraus im Heute wiederspiegelt.
„Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte diese Rede mit einer Geschichte beginnen: Diese
Geschichte handelt von meinem Uropa. Er war Soldat im Zweiten Welt- krieg und seine Aufgabe war es eine Munitionsfabrik
zu bewachen. Hätte er seinen Posten verlassen, wäre er mit der
schwersten Strafe bestraft worden. Aber aufgrund einer akuten
Magen-Darm Erkrankung musste er sich unbedingt erleichtern.
Nach langen Überlegungen rannte er hinter den nächstgelegenen
Baum. In dem Moment schlug eine Bombe in die Fabrik ein. Es
gab eine Riesenexplosion, die die gesamte Fabrik zerstörte. Alle
Personen in und außerhalb der Fabrik verloren ihr Leben. Mein
Uropa war der einzige Überlebende.
Die Geschichte habe ich leider nicht persönlich von meinem Uropa gehört, sondern von seinem Enkelkind, meiner Mutter. Er
starb zwar erst im hohen Alter von 99 Jahren, trotzdem war ich
damals noch zu jung.
Aber jetzt, mit meinen 17 Jahren, denke ich mir:
Wie gern hätte ich ihn gefragt über …
… den Krieg, wie das alles aus seiner Sicht abgelaufen ist, seine politischen Ansichten
… das Kämpfen an der Front
… das Leben unter Soldaten
… und was es bedeutet, jeden Tag aufs Neue für das Überleben
zu kämpfen
Meine Großeltern sind alle mitten im Zweiten Weltkrieg bzw.
in der Nachkriegszeit auf die Welt gekommen. Sie haben keine
Erinnerung an den Krieg und somit kann ich auch sie nicht dazu
befragen.
Die einzigen Informationen über den Krieg bekomme ich aus
Geschichtsbüchern und sachlichen Texten. Dadurch fühlt es
sich an, als wäre der Krieg viel weiter weg als er wirklich ist. Ich
habe einfach keinen persönlichen Bezug dazu.
Und da stellt sich die Frage: Ist das Ende des Zweiten Weltkriegs
erst 70 Jahre her oder schon 70 Jahre?
In einigen Jahren wird es leider kaum noch Zeitzeugen geben
und dadurch geraten die vergangenen Geschehnisse in Vergessenheit.
Wenn mein Uropa nicht überlebt hätte, hätte er keinen Sohn,
meinen Opa, bekommen. Ohne ihn würde ich nicht hier stehen
und diese Rede halten.
Und wenn ich mir das vorstelle, fühlt sich der Krieg für mich
näher an als je zuvor!
Wir wissen alle, dass dieses Betroffenheitsgefühl allmählich verschwinden wird. Deswegen müssen wir so wie heute zusammen
kommen, Respekt zeigen gegenüber den historischen Ereignissen und gemeinsam aller Kriegsopfer gedenken. Auch müssen
wir allen Überlebenden für ihre Tapferkeit und ihren Mut danken, denn ohne sie wären wir nicht hier.
Es ist von Bedeutung für mich, dass die letzten direkten Zeitzeugen langsam gehen. Ich verstehe es als Auftrag für meine Generation, durch das Gedenken an Kriegsopfer und das Hochhalten
von Erinnerungen an vergangene Geschehnisse das Bewusstsein
für gemeinsame Krisenlösungen zu schärfen.“
Dem möchte ich nichts hinzufügen!
Geschätzte Gönner, Unterstützer und Sammler für das ÖSK:
Ich darf Euch alle wiederum bitten, die Allerheiligensammlung
weiterhin aktiv zu unterstützen. Mit dem Erlös wird es dann
wiederum möglich sein, die Kriegsgräber im gewohnten Bild zu
pflegen und damit die Erinnerung an diese Opfer aufrechtzuerhalten.
DANKE – Euer
GENERALSEKRETARIAT ÖSTERREICH
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 4
ÖSK-Kuratoriumssitzu
eingeschlagenen Kurs
Der Raiffeisenverband Wien/NÖ mit Obmann Mag. Erwin Hameseder war Gastgeber für die diesjährige Kuratoriumssitzung des Österreichischen Schwarzen Kreuzes
– Kriegsgräberfürsorge (ÖSK) am 29. Mai 2015 im Raiffeisen-Forum.
Beim Gedenken in Genua: Comm. Mario Eichta, Generalkonsul Dr.
Wolfgang Spadinger, ÖSK-Vizepräsident NR a. D. Walter Murauer und
rechts außen Präsident Generalmajor i. Tr. Helmut Eberl von der Union
der Europäischen Wehrhistorischen Gruppen
Bild: Barthou
24. ÖSTERREICHISCH-ITALIENISCHES
FRIEDENSTREFFEN IN GENUA
Gedenken an die Gefallenen
und zivilen Opfer des Ersten
Weltkrieges
Die 24. Auflage des österreichisch-italienischen Friedenstreffens fand heuer am 24. Mai 2015 in Genua statt.
Commendatore Mario Eichta hat in einjähriger, intensiver
Vorbereitungszeit gemeinsam mit italienischen Behörden,
Traditions- und Partnerverbänden und unter Einschluss
des Österreichischen Schwarzen Kreuzes – Kriegsgräberfürsorge dieses Großereignis vorbereitet und perfekt inszeniert.
Ort des Geschehens war das
Ossarium im Friedhof Staglieno, einem Vorort von Genua,
wo 1.128 Soldaten der k.u.k.
Armee ihre letzte Ruhstätte gefunden haben. Neben
den Abordnungen der italienischen Alpini unter Präsident Pietro Firpo und dem
Instituto Nastro Azzurro mit
Major Dr. Claudio Mantovani waren u. a. aus Österreich
die Traditionsverbände der
Tiroler Kaiserjäger und der
Kaiserschützen, sowie eine
historische Gendarmerie-Abteilung aus Kärnten vertreten.
Das ÖSK wurde durch Vizepräsident, NR a. D. Walter Murauer repräsentiert.
Mit dabei war auch der erst
seit kurzem bestellte Österreichische Generalkonsul in
Mailand Dr. Wolfgang Spadinger. In ihren Grußadressen
dankten beide dem Veranstalter für seine länderüber-
greifende Initiative zum Andenken an die Gefallenen und
Opfer des Ersten Weltkrieges.
Die Friedensarbeit der Traditionsverbände wurde dabei in
den Mittelpunkt der Ansprachen gerückt.
Die Weihe einer von Professor Dr. Giorgo Rossini mit
den Namen der Soldaten
entworfenen Tafel durch die
Hohe Geistlichkeit und die
anschließende traditionelle
Kranzniederlegung bildeten
den Höhepunkt dieser Gedenkveranstaltung an die Opfer des Ersten Weltkrieges.
In einem Festzug zogen die
Teilnehmer
anschließend
zum Piazza della Vittoria, wo
eine heilige Messe gelesen
wurde. Die Bevölkerung war
zahlreich vertreten und bewies damit das ungebrochene
Interesse an Gedenkveranstaltungen dieser Art in Italien. Oberst i. R. A. Barthou
Begonnen wurde die Tagung mit einer Arbeitssitzung. Nach Präsentation der
Bilanz und der Bestätigung
einer ordnungsgemäßen Geschäftsgebarung durch den
Wirtschaftsprüfer beantragte
der Kurator und Präsident des
ÖKB BR-Präs. a. D. Ludwig
Bieringer die Entlastung des
Präsidiums und der Landesgeschäftsführer. Diese erfolgte
einstimmig.
Danach folgte die gemäß dem
Vereinsgesetz im 4-JahresRhythmus durchzuführende
Neuwahl von Präsidium und
Vorstand, die in die Hände
von Kurator Inspektionsrat
Ing. Joachim Weninger gelegt wurde. Teils in schriftlicher Form und geheim, teils
mit Handzeichen erfolgte die
Abstimmung. Mit überwältigender Mehrheit wurden die
bisherigen Mitglieder des Präsidiums und Vorstandes für
die Funktionsperiode 2015–
2019 wiedergewählt!
Bisheriger Kurs kann
weiter verfolgt werden
Der bislang eingeschlagene
Kurs der länderspezifischen
Projektarbeiten zur Kriegsgräberpflege und einer weiteren Öffnung des ÖSK Richtung Jugend und internationaler Zusammenarbeit kann
daher weiter verfolgt werden.
Die Funktionäre selbst werden wiederum ehrenamtlich
tätig sein.
Festsitzung
Zur anschließenden Festsitzung konnte Präsident ÖkRat
Peter Rieser eine große Anzahl an Gästen aus Politik,
Hoheitsverwaltung und dem
Diplomatischem Korps begrüßen, u. a. auch den Vizemarschall von Kleinpolen Dr.
Stanisław Sorys, die Bundesminister a. D. Dr. Harald Ofner und Karl Blecha, Gesandte
und zahlreiche Verteidigungsattachés und Präsidenten befreundeter
Organisationen
und Vereine.
Das Ensemble der Gardemusik unter Leitung von Robert
Lisle bot hierzu den festlichen
Rahmen und leitete mit der
von ihm selbst komponierten
Fanfare Nummer 8 die Feierstunde ein.
Jahresrückblick von
Präsident Rieser
In seinem Jahresrückblick
ging Präsident ÖkRat Peter
Rieser auf die Gedenkveranstaltungen zum Beginn des
Ersten Weltkrieges vor hundert Jahren ein. Er erinnerte
dabei an die zahlreichen Veranstaltungen des ÖSK zu
diesem Thema im In- und
Ausland. In besonderer Erinnerung geblieben sind ihm
dabei die klaren Worte von
Bundespräsident Dr. Heinz
Fischer im Wiener Heeresgeschichtlichen Museum, als
dieser den Dank an das ÖSK
für die Ehrenamtlichkeit der
Mitarbeiter bei der Kriegsgräberpflege und für die geleistete Friedensarbeit zum Ausdruck brachte.
Ebenso beeindruckend war
das Gebet Seiner Heiligkeit Papst Franziskus für die
Kriegsopfer des Ersten Weltkrieges im österr.-ung. Soldatenfriedhof in Fogliano di
Redipuglia. Mit dem Dank an
alle, die für das Spendenaufkommen und in Folge für die
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ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 5
ung 2015: Neuwahl bestätigt den
Kuratoren neu und „alt“ (v.li.:): neu: Brigadier MMag. Norbert Huber
(BMLVS), Botschafterin Dr. Teresa Indjein (BMEIA), „alt“: BM a. D. Karl
Blecha, GenDir. ÖBB Neusiedlersee-Bahn Prof. Dr. Gerhard Gürtlich
Der neugewählte Vorstand des ÖSK: 1. Reihe (v.li.:) die ÖSK-Vizepräsidenten NR a. D. Walter Murauer und Dr. Heinz Derfler, ÖSK-Präsident
LAbg a. D. ÖkRat Peter Rieser, ÖSK-Vizepräsident Univ.-Prof. Dr. Stefan
Karner, Ehrenpräsident Dr. Heinrich Schöll; 2. Reihe (v.li.:) Bundessyndicus RA Hofrat Dr. Hans Kaser, ÖSK-Generalsekretär Oberst i. R. Alexander Barthou, Bundeskassierin Frieda Mayer, stv. ÖSK-Generalsekretär
Dr. Erwin Zügner, stv. ÖSK-Generalsekretär W.Hofrat Dr. Mag. Walter
Strnad
Bilder: Kurator M. Pfleger
innovative Kriegsgräberpflege
im In- und Ausland Sorge tragen, schloss er seine Rede.
Anschließend sprach Diakon
Oberst Wilhelm Hold die
besinnlichen Worte zum Totengedenken, wobei auch der
verstorbenen ÖSK-Mitarbeiter und Unterstützer gedacht
wurde.
Oberst i. R. Wolfgang Wildberger, der neue ÖSK-Landesgeschäftsführer im Burgenland, brachte seine Gedanken
zum Gedenkjahr 2015 – 70
Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges – zum Ausdruck. Er
sprach dabei die Ursachen
und die Auswirkungen dieses Krieges auf Europa an.
Vor allem erinnerte er an die
Verpflichtung, die Millionen
Kriegstoten – Soldaten wie
Zivilisten – nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Grußadressen
der Ehrengäste
Von den Ehrengästen richteten Botschafterin Dr. Teresa
Indjein (BMEIA), DDr. Barbara Glück (BMI), Brigadier
MMag. Hermann Lattacher
(BMLVS) in Vertretung ihrer
Ressortminister Grußadressen an die Kuratoren. In Vertretung des BRD Botschafters
Detlev Rünger sprach Verteidigungsattaché Obstlt i. G.
Joachim Timmer.
Alle Redner würdigten dabei
die Arbeit des ÖSK – national
wie international – und versprachen weiterhin uneingeschränkte Unterstützung.
ÖKB-Präsident BR-Präs. a. D.
Ludwig Bieringer sprach das
Thema „äußere Sicherheit“
konkret an und verwies auf die
instabile Situation an Europas
Ostgrenzen und das mangelnde militärische Sicherheitsbewusstsein in Österreich.
Mit dem Musikstück „Rondeau“ von Jean Joseph Murat wurde zu den Ehrungen
übergeleitet. Präsident ÖkRat
Peter Rieser und die Vizepräsidenten Dr. Heinz Derfler,
Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner
und NR a. D. Walter Murauer
überreichten Auszeichnungen
und Urkunden des ÖSK. Kurator Dr. Herwig Brandstetter
erhielt die höchste Auszeichnung des ÖSK, das Große Goldene Ehrenzeichen mit Stern,
das bis heute nur achtmal ver-
Dr. Herwig Brandstetter wird die höchste Auszeichnung des ÖSK, das
Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern, verliehen.
Für ihre nun schon seit Jahren erbrachten herausragenden Leistungen
im Rahmen der Allerheiligensammlungen wurde Renate Stampfel aus
Litzelsdorf mit dem Ehrenkreuz für Damen ausgezeichnet.
liehen wurde, Commendatore
Franco Stacul das Große Goldene Ehrenzeichen und Präsident Dr. Angelo Ferrario das
Große Ehrenzeichen. Renate
Stampfel erhielt das Ehrenkreuz.
In den Schlussworten bedankte sich Präsident ÖkRat
Peter Rieser bei allen mit Vorbereitung und Durchführung
der Kuratoriumssitzung betrauten Personen. Die Feierstunde endete mit der Österreichischen
Bundeshymne
und der Europahymne.
Oberst i. R.
Alexander Barthou
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ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 6
Gedenkbuch über sowjetische
Kriegstote präsentiert
Zu einem Festakt der besonderen Art lud die Botschaft
der Russischen Föderation am 22. Juni 2015. Es stand die
Präsentation der erweiterten Ausgabe des Gedenkbuches
über „Sowjetische Tote des Zweiten Weltkrieges in Österreich“ von Ing. Peter Sixl auf dem Programm.
Zugleich fand die Verleihung
von namentlichen Urkunden des Präsidenten der Russischen Föderation mit Übergabe von Gedenkmedaillen
zur Erinnerung an „70 Jahre
des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg“ an die
Vorsitzenden des Österreichischen Schwarzen Kreuzes
- Kriegsgräberfürsorge, des
Mauthausen Komitees und
der Russisch-Orthodoxen Kathedrale zum Heiligen Nikolaus in Wien statt.
Mit der Elegie, op. 3 von Sergej
Rachmaninow, eindrucksvoll
interpretiert von der jungen
Pianistin Darja Kowaljowa,
eröffnete Botschafter Sergej
Netschajew den Abend. Er
stellte besonders die in hohem
Maße ehrenamtliche Arbeit
des ÖSK-Kurators Ing. Peter Sixl in den Vordergrund,
der in der nunmehr 2. Auflage dieses Standardwerkes
an die 80.000 Schicksale von
in Österreich gefallenen und
bestatteten
Sowjetsoldaten
erfasst und penibel aufgelistet
hat. Wörtlich führte er dabei
aus, dass „für die Nachkommen in den GUS-Staaten dieses Nachschlagwerk nunmehr
endgültige Gewissheit über
die letzte Ruhestätte ihrer Angehörigen biete“.
Lob erhielt auch die wertvolle
Gedenkarbeit des ÖSK und
der Lagergemeinschaft Mauthausen sowie die RussischOrthodoxe Kirche in Wien für
den christlichen Beistand.
Diese Initiative würdigten
auch Botschafterin Dr. Teresa
Indjein vom Bundesministerium für Europa, Integration
und Äußeres sowie Sektionsleiter-Stellvertreter Mag. Johann Bezdeka vom Bundesministerium für Inneres.
Ing. Peter Sixl präsentierte da-
raufhin sein Buch und stellte in
besonderem Maße die Tätigkeit seiner Mitarbeiter(innen),
die neben Durchforstung
hunderttausender Akten auch
die schwierige Aufgabe der
Transkription von russischen
Namen in lateinische Schreibweise vorgenommen haben, in
den Vordergrund.
Nach der Prelude in G-Moll,
op. 23 von Sergej Rachmaninow leitete Botschafter Netschajew die Ehrungen mit
einer Urkunden- und Medaillenübergabe ein. Die Schriftstücke selbst waren mit der
Unterschrift von Präsident
Wladimir Putin signiert. Für
das ÖSK übernahmen Präsident ÖkRat Peter Rieser, für
das Mauthausen-Komitee der
Vorsitzende Willi Mernyi und
für die Russisch-Orthodoxe
Kathedrale zum Heiligen Nikolaus Wladimir Tyschuk die
Auszeichnung.
Abschließende Worte fand
der Präsident der ÖsterreichRussischen Freundschaftsgesellschaft Dr. Ludwig Scharinger. Er erinnerte dabei an seine Jugend und Nachkriegszeit
im Mühlviertel (OÖ) und an
den Abzug der Sowjetsoldaten
1955. Für das ÖSK bedeute
diese Ehrung zugleich auch
besonderen Dank für die langjährige Betreuung der Gräber
der russischen Kriegstoten in
russischen und österreichischen Soldatenfriedhöfen im
Bundesgebiet.
Präsident ÖkRat Peter Rieser
betonte dabei, dass er diese
Auszeichnung für alle ehrenamtlichen Mitarbeiter des
ÖSK entgegengenommen habe und diese an einem Ehrenplatz im Generalsekretariat
sichtbar ausstellen werde.
Oberst i. R.
Alexander Barthou, GS
Die ÖSK-Delegation, Bildmitte ÖSK-Präsident Peter Rieser und
Botschafter Sergej Netschajew (4. v. li.)
Ing. Peter Sixl bei der Präsentation der 2. Auflage seines Gedenkbuches
Stalingrad muss gehalten werden
In der Geschichte des Zweiten Weltkrieges ist der Kampf um
Stalingrad immer noch ein beherrschendes Thema. Allein der
Begriff, der damalige Name der Stadt selbst, ist und bleibt
immer noch symbolbeladen. Starke Verbände der deutschen
Wehrmacht und ihrer Verbündeten, während der Sommeroffensive 1942 bis zur Stadt an der Wolga vorgedrungen, wurden im November von der Roten Armee eingekesselt. Seine
Erlebnisse als Soldat in Stalingrad hat Walter Naumann noch
während der Zeit seiner Kriegsgefangenschaft zu einem Roman verarbeitet. Er beschreibt das Geschehen aus der Sicht
eines einfachen Soldaten. Erst allmählich erschließt sich den
Kämpfenden im Kessel, in welch auswegloser Situation sie
sich befinden. Trotz dieser Erkenntnis halten sie weiter aus, im
Vertrauen darauf, dass „uns der Führer raushaut“. Doch dieses Vertrauen wird bitter enttäuscht, die Überlebenden gehen
in die sowjetische Gefangenschaft. Walter Naumanns Roman
ist ein Zeitdokument, das den Krieg in aller Schrecklichkeit
beschreibt.
Bestellungen des Buches (erschienen im Scribeo-Verlag, herausgegeben vom VDK) zum Stückpreis von € 15,40 sind über
die Adresse Dr. Günter Leikauf, Grazerstraße 17 a, 8045 Graz,
E-Mail: [email protected] möglich.
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ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 7
ÖSK unterwegs auf wissenschaftlichen Pfaden
Das heurige Gedenkjahr – 70 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges – veranlasste die damals kriegsführenden Länder Gedenkveranstaltungen und wissenschaftliche Symposien zu diesem Thema zu veranstalten. So auch Stadt und Universität
in Jekaterinburg im Uralgebiet, die im April 2015 russische Historiker und auch das ÖSK zur Teilnahme und Diskussion
eingeladen hatten.
Zwischen dem ÖSK und
dem Oblast (Gebiet) von
Swerdlowsk
und
seiner
Hauptstadt Jekaterinburg bestehen seit Jahren partnerschaftliche Beziehungen, existierten doch in diesem Gebiet
des Ural zahlreiche Kriegsgefangenenlager des Ersten und
Zweiten Weltkrieges, in deren
Lagerfriedhöfen viele österreichische Soldaten ihre letzte
Ruhestätte gefunden haben.
Diese Friedhöfe bilden ein
laufendes Betreuungs- und
Betätigungsfeld für das ÖSK,
wobei es durch die Zusammenarbeit mit den örtlichen
Behörden und Instituten Jahr
für Jahr gelingt, neue und aktualisierte Namenslisten der
dort bestatteten Soldaten zu
erhalten. Die wissenschaftliche Auswertung wird dann
jeweils dem Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung (LBI) übertragen, das unter der Leitung
von ÖSK-Vizepräsident Univ.Prof. Dr. Stefan Karner steht.
Vertiefung der
Zusammenarbeit
Unter dem Aspekt der Vertiefung dieser Zusammenarbeit entsandte das ÖSK
daher Univ.-Prof. Dr. Stefan
Karner zu diesem Symposium
nach Jekaterinburg, das sich
insbesondere mit konkreten
Auswirkungen des Zweiten
Weltkrieges - aus russischer
Sicht - beschäftigte. Als Fazit
stellte Prof. Dr. Karner nach
Abschluss der Vortragsreihe
unter Beisein von namhaften
russischen Historikern und
Politologen fest: „Es ist immens wichtig, mit den verantwortlichen politischen Behörden und den wissenschaftlichen Einrichtungen vor Ort
Kontakt zu pflegen und in Folge auch aufrecht zu erhalten.
Nur so ist es möglich, neue
Einblicke in die staatlichen
und privaten Archive zu gewinnen und dabei Schicksale
von Soldaten aufzuklären.
Und nur so lassen sich Maßnahmen der Kriegsgräberfürsorge vom Projektstadium bis
zum Endausbau und zur wissenschaftlichen Auswertung
zielführend begleiten“.
Krieg und Kriegsfolgen
Das Thema Krieg und Kriegsfolgen in Europa stand dann
auch wieder im Mittelpunkt
der vom Ludwig BoltzmannInstitut für Kriegsfolgenforschung veranstalteten „Summer School“ vom 20. bis 25.
Juli 2015 in der Außenstelle
des LBI in Raabs an der Thaya. Als Ziel wurde festgelegt,
dass „Doktoranden aus dem
Gebiet der Russischen Föderation, mehrheitlich aus der
Akademie der Wissenschaften in Moskau, und Studierenden aus Österreich, der
wissenschaftliche Austausch
ihrer Fachgebiete aus dem
Bereich der Zeitgeschichte ermöglicht werden soll“. Das
Wecken von Verständnis füreinander sollte hierbei im
Vordergrund stehen. Ebenso
wurden Vorträge etablierter
Wissenschaftler im KursCurriculum angeboten.
Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner
hat dem ÖSK im Rahmen des
Symposions unter dem Titel
„Kriegsfolgen“ angeboten, die
Aktivitäten und Ziele bei der
Kriegsgräberfürsorge, insbesondere auf dem Gebiet der
GUS-Staaten,
vorzustellen
und mit den Studenten darüber zu diskutieren.
Generalsekretär Oberst i. R.
Alexander Barthou und Bundessyndikus Brigadier Dr.
Hans Kaser nahmen diese
Einladung an und referierten
in den vorgegebenen 30 Minuten zum Thema. Die Überraschung war groß: Die sich
in lebhafter Art entwickelnde
Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner beim Symposium in Jekaterinburg
Diskussion und das große Interesse an der Forschung nach
Gräbern und Kriegstoten in
Russland veranlassten den
Studienleiter Mag. Philipp
Lesiak den Zeitrahmen zu
verdoppeln. Eine Einladung
nach Moskau zur Fortsetzung
bildete den Abschluss dieses
Vortrages.
Für Generalsekretär Barthou und Bundessyndikus
Dr. Kaser war dieser Einsatz
vor Doktoranten ein positives Schlüsselerlebnis und
veranlasste sie zur folgenden
Feststellung: „Das Andenken
an Kriegsopfer und das The-
ma der Kriegsgräberfürsorge
wird mit wenigen Ausnahmen
im schulischen und universitären, aber insbesondere
im medialen Bereich, eher
stiefmütterlich behandelt. Es
ist daher nicht nur wichtig,
sondern insbesonders sinnstiftend, wenn es gelingt, wie
hier vor Doktoranden in der
Summer School des LBI, die
Meinungsbildung zu diesem
Thema positiv zu beeinflussen. Damit ist eine weitere
Auseinandersetzung mit dieser Materie nicht nur möglich,
sondern auch zu erwarten“.
Oberst i. R. A. Barthou
Russische Doktoranden bei der „Summer School“ in Raabs
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ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 8
100. Jahrestag: Kriegserklärung
Italiens an Österreich-Ungarn
In feierlichen Gedenkzeremonien gedachte in den Tagen
von 22. bis 24. Mai 2015 die Republik Italien an das Geschehen vor 100 Jahren, an die Kriegserklärung durch den
italienischen König an Österreich-Ungarn.
Im ehemaligen Kampfgebiet
Friaul-Julisch Venetien lud der
Traditionsverein ASSOARMA neben Abordnungen aus
den Ländern der österr.-ung.
Monarchie auch das ÖSK zur
Teilnahme zu diesen Feierlichkeiten in Udine, Fogliano
und Redipuglia ein.
Präsident General i. R. Alberto Ficuicello betonte bereits in seinem Schreiben an
Präsident ÖkRat Peter Rieser
die Absicht, dass die einzelnen Gedenkveranstaltungen
ein deutliches Signal an die
Völker im heutigen Europa
zu Frieden und zur Zusammenarbeit setzen mögen. Als
gemeinsame Klammer stellte
er an oberste Stelle die Erinnerung und besondere Würdigung aller in diesem Krieg
gefallenen Soldaten, die loyal
und getreu ihrem Fahneneid
gekämpft und gelitten haben
und allzu oft ihr Leben lassen
mussten.
Die Kreuze in den Soldatenfriedhöfen zeigen von diesen
Tragödien – als Erkenntnis
soll „Nie wieder Krieg“ stehen!
Bereits am 22. Mai 2015 gedachten die Delegationen aus
Italien, Österreich und Ungarn gemeinsam im österr.ung. Soldatenfriedhof in Fogliano ihrer Kriegstoten aus
den zwölf Isonzo-Schlachten.
Präsident ÖkRat Peter Rieser
und Bundessyndikus Brigadier Dr. Hans Kaser dankten der
Gemeinde für die liebevolle
Gestaltung dieses Friedhofes,
in dem Soldaten aus allen Ländern der Monarchie ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.
Bürgermeister Antonio Calligaris erinnerte daran, dass
auch Papst Franziskus im vergangenen Jahr diesen Friedhof
besucht hat und eindrucksvoll
der Opfer im Gebet gedachte.
Ganz Udine war beflaggt, als
am 23. Mai in der Innenstadt
eine offizielle Gedenkveranstaltung für die militärischen
und zivilen Kriegsopfer aus
dem Ersten Weltkrieg Platz
fand. Trotz strömendem Regens verfolgten tausende Zuschauer das Totengedenken
und den Vorbeimarsch der
Delegationen.
Am 24. Mai fand am italienischen Heldenmal in Redipuglia der Höhepunkt des
Gedenkens statt, wieder mit
einer Vielzahl an hohen italienischen Repräsentanten, dem
Militär und mit dem italienischen Verteidigungsminister an der Spitze. Während
der Feierlichkeiten und in
Gesprächen danach wurde die
Arbeit des ÖSK zur verantwortlichen Mitgestaltung der
ehemaligen
Frontfriedhöfe
und Erinnerungsstätten gewürdigt und dem Präsidenten
der Dank ausgesprochen.
Oberst i. R. A. Barthou
Gedenkkultur an
Kriegstote in Japan
Brigadier Dr. Harald Pöcher
hat vor geraumer Zeit beim
ÖSK angefragt, auf welche
Art und Weise die Japaner
ihrer Kriegstoten gedenken.
Diese Frage war so leicht
nicht zu beantworten – Literatur gibt es darüber nur
(sehr) spärlich. Also wandte
sich das ÖSK an den japanischen Militärattaché in
Wien und dieser gab schriftlich Auskunft.
Die Redaktion hat sich entschlossen, diesen Brief in
Originalform wiederzugeben.
Totengedenken im österr.-ung. Soldatenfriedhof in Udine - vorne von
links: Gen. Corpo d‘Armata A. Ficuciello, ÖSK-Präsident LAbg. a. D. Peter
Rieser, Vbgm. Dr. A. Venanazi (Udine), Brigadier RA Dr. Hans Kaser und
Brigadier Erno Szeles
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ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 9
Ehrung der gefallenen Soldaten im Frontgebiet der
Marmolata - höchstgelegenes Museum eröffnet
Im alten ladinischen Fassaner Lied „ O Marmoleda“, in der deutschen Übersetzung des
Tiroler Dichters Anton Müller, der sich auch
Bruder Willram nannte, heißt es: „Wenn
Marmolata, dich mit Rosen bekränzt der Sonne Strahl, dann preisen laut als Königin dich
jauchzend Berg und Tal ...“. Doch im Ersten
Weltkrieg bekränzten die Strahlen der Sonne ein blutiges Haupt der Marmolata, anstelle
von Rosen geschmückt mit Stacheldraht, Eisstollen und Kavernen.
Die Kriegserklärung Italiens
an Österreich-Ungarn im Mai
1915 hatte zunächst noch zu
keiner Besetzung der Marmolata geführt, Gletscherfelder
und Grate blieben Niemandsland. Nur Patrouillen fühlten
bis in die Gipfelregionen der
Punta di Penia, Punta di Rocca und der Serauta vor.
Erst das Frühjahr 1916 brachte
für den Marmolata-Abschnitt
die entscheidende Wende:
Österreichische Patrouillen
besetzten die beherrschenden Stellen der Gipfelregion,
richteten Stützpunkte und
Feldwachen ein. Dies bedeutete für die italienischen Kräfte der angrenzenden Col di
Lana-Front eine Flankenbedrohung. Es gelang ihnen, die
österreichischen Feldwachen
auf der Serauta auszuheben
und diesen Höhenzug zu besetzen. Ein weiteres Vordringen konnte durch die Besatzungen der Serauta-Scharte,
Standschützen und Kaiserjäger, abgewehrt werden.
Die Alpini begannen mit
dem verstärkten Ausbau des
Serauta-Kammes: Weganlagen, Kletterwege, Baracken,
Kavernen und eine Seilbahn
entstanden. Die österreichische Serauta-Schartenstellung, vom italienisch besetzen
Kamm eingesehen, bildete
von nun ab den Schlüsselpunkt. Sie sicherte den Fedaja-Abschnitt und den Besitz
der beiden Hauptgipfel und
bestand aus einem System von
Gräben im Eis und den Rand-
felsen. Schwerer
Artilleriebeschuss
verursachte große
Verluste, die Lage wurde immer
bedrohlicher, die ÖSK-Vizepräsident Dr. Heinz Derfler (re.) und Gen. C.A. Frederico Bonato (Comando
Anmarschwege Truppe Alpine) bei der Neueinweihung des Museums „Marmolada Grande Guerra“
lagen ebenfalls
unter italienischem Feuer.
Spätherbst 1917, als Folge der dert nicht, dass das Konzept
12. Isonzoschlacht, endeten der Ausstellung von FrauenBau von Eisstollen
die Kampfhandlungen im hand stammt, die mit dieser
Auf Rat des erfahrenen Alpi- Marmolata-Abschnitt.
Gebirgswelt und ihrer Genisten und Kommandanten
schichte eng verbunden ist.
der Bergführerkompanie, OLt Museum „Marmolada Grand. Res. Leo Handl, entschloss de Guerra“
Eröffnungsansprachen
sich das Abschnittskomman- Über diese Geschehnisse mit Die
Eröffnungsansprachen
do, den Nachschub durch den dem dazugehörigen histo- hielten der Präsident des MuBau von Eisstollen zu sichern rischen und politischen Hin- seumsvereins Prof. Alberund den Abschnitt weiter aus- tergrund war schon vor Jahr- to Curti und der Präsident
zubauen. Unter Ausnutzung zehnten in der Mittelstation der Marmolata Gesellschaft
möglichst großer Längsspal- der von Malga Ciapela ausge- Ing. Mario Vascellari aus der
ten wurde ein Stollensystem henden Marmolata-Seilbahn Gründerfamilie.
geschaffen, teilweise bis zu durch private Initiative ein
50m unter der Gletscherober- kleines Museum eingerichtet Grußworte von
fläche. Dabei wurde Ekrasit worden. Nun wurde, wieder VPräs. Dr. Heinz Derfler
verwendet, als die Spreng- durch private Initiative der Neben hochrangigen Vertremittel knapp wurden, arbei- Nachkommen der seinerzei- tern der italienischen und latete man händisch weiter. Es tigen Gründer – in Gestalt dinischen Öffentlichkeit überkonnte ein täglicher Vortrieb eines Museumsvereines und brachten auf österreichischer
von etwa 6 m erzielt werden, der lokalen Tourismuswirt- Seite der Kärntner Landtagsbei einer Stollenbreite von schaft – eine mustergültige, präsident Reinhard Rohr, der
2,50 m und Übermannshöhe. moderne Präsentation gestal- Tiroler Landtagsabgeordnete
Im Frühjahr 1917 waren die tet.
Anton Pertl und ÖSK-Vizeösterreichischen Stellungen Die feierliche Eröffnung fand präsident Dr. Heinz Derfler
und Anlagen fast zur Gänze am 27. Juni 2015 in 3.000 m ihre Grußworte.
unter der Eisoberfläche ver- Seehöhe statt. Das neue Mu- Die k.u.k Armee wurde vom
schwunden. So entstanden mit seum „Marmolada Grande Traditionsverband der Tiroler
der „Eisstadt“ feind- und wet- Guerra“ ist den Stollen der Kaiserschützen würdig vertersichere Unterkünfte für ein Eisstadt nachempfunden und treten.
ganzes Bataillon. Doch beide zeigt die Kriegswelt aus der
Vizepräsident
Gegner versuchten, weiter Sicht der Soldaten beider SeiDr. Heinz Derfler
vorzudringen, mit beschränk- ten als Menschen unter exten Erfolgen. Mit dem Abzug tremsten Belastungen durch Quelle: Schaumann, „Schauder italienischen Truppen im Gegner und Natur. Es wun- plätze des Gebirgskrieges Ib“
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ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 10
100 Jahre nach der Durchbruchsschlacht:
Gedenkfeiern in Gorlice und in Łużna
Von Oberst Professor Erwin Fitz
Einhundert Jahre nach der historisch bedeutenden Durchbruchsschlacht bei Gorlice-Tarnów fanden am 1. und 2.
Mai 2015 in Gorlice und Łużna Gedenkveranstaltungen
statt. Den Ehrenschutz über die Veranstaltungen hatte der
Präsidenten der Republik Polen Bronisław Komorowski.
Das offizielle Österreich war durch den österreichischen
Botschafter Dr. Thomas Buchsbaum und den beigeordneten Militärattaché Oberst Friedrich Ölböck, durch die
Landesgeschäftsführer Bgm. a. D. Prof. Friedrich Schuster, Oberst Prof. Erwin Fitz sowie die Kuratoren HR Mag.
Florian Kotanko und Dr. Erich Fritsch vertreten.
Unterstützt wurden die Vertreter des Österreichischen
Schwarzen Kreuzes von ihrem unermüdlichen Freund
Mag. Krzysztof Garduła aus
Krakau. Von Seite des polnischen Staates waren als
Spitzenvertreter der Vizemarschall von Kleinpolen Dr.
Stanisław Sorys, der Wojewode Jerzy Miller und Maciej
Jankowski, Vizeminister im
Verteidigungsministerium der
Republik Polen, anwesend.
Durchbruchsschlacht Gorlice-Tarnów im Mai 1915
Die Gefahr eines russischen
Durchbruchs an der Karpatenfront sollte durch eine
öster reichisch-ungar ischdeutsche Offensive endgültig
gebannt werden. Die bereits
über die Duklasenke vorgedrungenen Teile des russischen Heeres sollten abgeschnitten werden. Nach der
Idee des österreichischen Generalstabschefs Franz Conrad
von Hötzendorf erfolgte mit
Unterstützung des deutschen
Bundesgenossen ab 2. Mai
1915 der Durchbruch zwischen Gorlice und Tarnów.
Die deutsche 11. Armee unter
Generaloberst von Mackensen war am 1. Mai mit fünf
Korps beiderseits Gorlice
aufmarschiert. Im Bereich
der Nordflanke südlich von
Tarnów zwischen Biała und
Dunajec hatten bei der k.u.k
4. Armee unter Erzherzog
Joseph Ferdinand besonders
die Regimenter aus Oberösterreich, Salzburg, Tirol
und Vorarlberg schwere Verluste zu beklagen. Untrennbar
sind damit die Kriegsschauplätze Zuckerhütl, Hufeisenstellung, Trigonometer (Kote
419 – sogenannte Kaiserjägerhöhe), Wał, Gorlice, Łużna
Pustki-Höhe und zahlreiche
andere verbunden. Durch
diese Offensive im Mai 1915
wurde im Jahr 1914 verloren
gegangenes Gebiet zurückerobert und die gesamte Front
in Galizien entlastet. Was
zurückblieb waren die Gefallenen und ihre Kriegsgräber.
Gedenkfeier am Kriegerfriedhof Nr. 91 Gorlice
Der Kriegerfriedhof Nr. 91
Gorlice liegt oberhalb der
Stadt auf einer freistehenden
Bergkuppe, die sehr flach
gewölbt ist. Der ausschlaggebenden Bedeutung der Kämpfe um Gorlice für die Maioffensive des Kriegsjahres
1915 wurde bei der baulichen
Ausgestaltung Rechnung getragen. In der Torhalle des
Friedhofseinganges stand auf
einer heute nicht mehr vorhandenen Marmortafel:
An ewig denkwürdiger Stätte,
von der aus die siegreiche
Vertreibung des Feindes aus
Galizien
Gedenkfeier am Soldatenfriedhof Nr. 91 in Gorlice
Die ÖSK-Delegation legt mit dem österreichischen Botschafter
Dr. Thomas Buchsbaum ein Blumengebinde nieder.
am 2. Mai des Jahres 1915
ihren Ausgang nahm,
an der Gemarkung der
Tränen- und Trümmerstadt
Gorlice,
ist dieser Kriegerfriedhof
in den Jahren 1916 – 1917
erbaut worden.
Am Freitag den 1. Mai 2015
fand auf dem Kriegerfriedhof Nr. 91, wo 913 Gefallene
ruhen, eine Gedenkfeier statt
wie sie kaum würdiger hätte sein können. Den Beginn
bildete eine Feldmesse, in
welcher Geistliche verschiedener Konfessionen des alten
Österreich ihre Gebete für die
Gefallenen sprachen. Dann
legten die offiziellen Delegationen am von Hauptmann
Gustav Ludwig entworfenen
zentralen Denkmalkreuz des
Kriegerfriedhofes Gebinde
nieder.
Konzert der Gardemusik
und Parade
Am Nachmittag des 1. Mai
2015 begeisterte die Musikkapelle des Gardebataillons aus
Wien nach dem Gottesdienst
am Hauptplatz die Zuschauer
mit österreichischer Militärmusik vom Feinsten. Weiters
spielten noch Militärmusikkapellen aus Deutschland und
aus Polen. Der Marktplatz in
Gorlice glich an diesem Tag
GENERALSEKRETARIAT ÖSTERREICH
Parade am Hauptplatz von Gorlice
einem Paradeplatz. Neben
13 Mann des Traditionsverbandes des k.u.k. Salzburgeroberösterreichischen Infanterieregiments (IR) Nr. 59
„Erzherzog Rainer“ waren
aus Österreich noch Abordnungen des Traditionskorps
des k.u.k. IR 42 „Herzog von
Cumberland“, des k.u.k. Ungarischen IR „Freiherr von
Salis-Soglio“ Nr. 76, des k.k.
Landwehr IR Linzer 2er, des
Uniformierten
Schützenkorps der Stadt Traun (k.k.
Landsturmbataillon 101) und
des k.u.k. Dragoner Regiment 6 „Albrecht, Prinz von
Preußen“, vertreten. Weitere
Teilnehmer, insgesamt rund
500, kamen aus Deutschland,
Ungarn, Tschechien, der Slowakei, Weißrussland, der Ukraine und Polen, wie z. B. der
Traditionsverband des k.u.k.
Galizischen IR „Heinrich
Prinz von Preußen“ Nr. 20
aus Gorlice.
Sie alle paradierten über den
Marktplatz von Gorlice. Trotz
Regenwetters war die Begeisterung der zahlreichen Zuschauer eine Ungebrochene.
Gedenkfeier in Łużna
Die kriegsgeschichtliche Bedeutung der heiß umkämpften Pustki-Höhe und die
große Zahl der hier Gefallenen gaben Anlass zu einer
Friedhofsschöpfung von besonderem Umfang. Auf dem
stark buckeligen Waldgelände wurden die Gefallenen
auf den hierzu geeignetsten
Stellen gruppenweise nach
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 11
Der sanierte Soldatenfriedhof Nr. 123 Pustki-Höhe in der Gemeinde
Łużna
Bilder (5): Kotanko, Braunau
ihrer Staatszugehörigkeit und
- soweit dies feststellbar war
- bei den österreichisch-ungarischen und den deutschen
Soldaten nach Truppenkörpern geordnet, bestattet. Nahe dem Grabhügel der unbekannt gebliebenen Gefallenen
steht ein grottenartiger Ausbau, wo eine heute nicht mehr
vorhandene Inschriftentafel
die Erinnerung an diese Namenlosen festhielt. Darauf
hieß es:
Im Leben getrennt Im Tode vereint Kein Name sie nennt
- Freund und Feind.
Was sie waren und galten,
Verblich und schwand,
Daß sie Treue gehalten:
Das hat Bestand!
Am oberen Ende des Kriegerfriedhofes Nr. 123 in Łużna
erhebt sich eine hölzerne Gedächtniskapelle, ein Werk des
Landsturmingenieurs Dusan
Samuel Jurkovic. Diese Kapelle wurde im Jahre 1985
durch einen Brand zerstört
und im Jahre 2014 rekonstruiert.
Die wiedererrichtete Kapelle
auf der Pustki-Höhe wurde
am Nachmittag des 2. Mai
2015 eingeweiht und im Gedenken an die Gefallenen
wurden Kränze niedergelegt.
Das Gebinde der Republik
Österreich legten Botschafter Dr. Thomas Buchsbaum
und Oberst Prof. Erwin Fitz
nieder.
Der Kranz des ÖSK wur-
Gedächtniskapelle
Bild: Mag. Krzysztof Gardula, Krakau
Die österr. Delegation mit polnischen Freunden bei der Gedenkfeier, v.li.:
Kaiserjäger-Bundesobm. Christian Hager, Jerzy Drogomir, LGF Prof. Fritz
Schuster, Dr. Erich Fritsch, Botschafter Dr. Thomas Buchsbaum, Mag.
Krzysztof Gardula, HR Mag. Florian Kotanko, LGF Oberst Erwin Fitz
de von Oberstleutnant Prof.
Fritz Schuster, HR Mag. Flo-
rian Kotanko und Dr. Erich
Fritsch niedergelegt.
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ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 12
Den Opfern zum Gedenken: 70 Jahre Kriegsende in Österreich
Das Jahr 2014 stand beim ÖSK ganz im Zeichen der Erinnerung an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Ein
Gedenkakt im Heeresgeschichtlichen Museum unter Anwesenheit von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer bildete
damals einen würdigen Höhepunkt.
Auch das Jahr 2015, diesmal
zur Erinnerung an 70 Jahre Beendigung des Zweiten
Weltkrieges und der Befreiung Österreichs vom Nationalsozialismus, ließ wiederum
ein besonderes Gedenken erwarten. Deshalb wurde auch
beim ÖSK der Plan gefasst,
für alle Opfer dieses Krieges
einen Akt der Erinnerung
zu veranstalten. Der Wiener
Zentralfriedhof mit seinen
zahlreichen nationalen Gedenkstätten bot hierfür mehr
als einen würdigen Rahmen.
Der Gedenkakt selbst begann
mit einer Andacht in der Karl
Lueger-Kirche.
Militärdekan Dr. Reiter erinnert an die
zahllosen Kriegsopfer und
die moralische Pflicht, diese
nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Am Gräberfeld
97, mit mehr als 7.000 dort
bestatteten Soldaten, fand das
eigentliche
Totengedenken
statt. Das Spalier beim Großkreuz bildeten die Ehrengäste
mit Botschaftern, Botschaftsräten und Militärattachés,
umrahmt von Soldaten und
der Musik des Gardebataillons sowie Abordnungen des
Kameradschaftsbundes und
des ÖSK.
Die 8A Klasse des BRG Klosterneuburg unter dem Professorenehepaar Edith und
Rudolf Koch hatte das Opfergedenken im Rahmen der politischen Bildung als Schulprojekt thematisiert. Die Schüler
trugen dabei sehr persönliche
Ansichten vor und schilderten
ihre Sicht zu Krieg, Opfer und
Trauer um diese. Gedenkstätten und Kriegsgräber sehen
sie als Mahnmale – für einen
Frieden in Freiheit!
Bundesminister a. D. Karl
Blecha erinnerte daran, dass
die Österreicher nicht nur
Opfer des Nazi-Regimes von
1938–1945 waren. ÖSK Präsident Peter Rieser leitete vom
jüdischen Sprichwort „Menschen die man vergisst, sterben ein zweites Mal“ ab, dass
gerade durch diese Gedenktage weder die grausamen
Kriege des letzten Jahrhunderts, noch die Kriegsopfer in
Vergessenheit geraten dürfen.
Den Höhepunkt bildete die
Kranzniederlegung mit dem
Lied „Der Gute Kamerad“. Die
Ehrengäste, an der Spitze der
polnische Botschafter Dr. Artur Lorkowski und der stellvertretende österreichische
Generalstabschef
Generalleutnant Mag. Bernhard Baier,
gefolgt vom Vorstand des ÖSK
und den Landesgeschäftsführern, bekundeten ihre Anteilnahme mit dem Niederlegen
von weißen Rosen. Mit dem
Signal „Abgeblasen“ wurde
das Gedenken abgeschlossen.
Es bleibt die Erinnerung an
eine würdige Veranstaltung
zum Andenken an die Opfer
des Zweiten Weltkrieges.
Oberst i. R. A. Barthou,
Ing. Otto Jaus
Vor der Lueger-Kirche auf dem Wiener Zentralfriedhof: der Vorstand des
ÖSK mit der 8A Klasse des BRG Klosterneuburg
Kranzniederlegung am Zentralfriedhof Wien
Österreicher und Italiener gemeinsam beim italienischen Heldendenkmal in Redipuglia
Oberösterreicher gedenken am
Monte San Gabriele
Von der Kote 408 am Kronbergsattel nördlich von Görz
stieg eine Reisegruppe bergan auf den Monte San Gabriele. Die Männer und Frauen um den OÖ Militärkommandanten Generalmajor Kurt Raffetseder bewegten sich
auf militärhistorischen Pfaden entlang von Laufgräben
und Kavernen Richtung Kote 646.
Diesen Weg wählte auch der Mühlviertler Olt Franz Kern, der
mit einer Sturmkompanie des Infanterieregimentes 14, den
Linzer „Hessen“, am 12. September 1917 im Rahmen der 11.
Isonzo-Schlacht den Berggipfel eroberte und die Italiener aus
dieser Schlüsselstellung zum Eingang des oberen Isonzotales
vertrieb. Zum taktischen Erfolg kamen 600 Mann an Gefangenen und 12 Maschinegewehre dazu.
Zur Erinnerung an diesen Sieg legten an dieser Stelle 98 Jahre
später die Oberösterreicher einen Kranz nieder. Das Trompetensolo erinnerte auch an den damaligen Einsatz des Infanteristen Franz Felbermayer, der diesen Sturmlauf mitgemacht
und auch überlebt hat. Sein Sohn Horst befand sich ebenso in
dieser Reisegruppe wie der Bundesanwalt des ÖSK Brigadier
RA Dr. Hans Kaser.
Im Anschluss wurden für alle Kriegstoten aus den zwölf Isonzoschlachten der Jahre 1915 bis 1917 am italienischen Heldendenkmal in Redipuglia sowie am österr.-ung. Soldatenfriedhof
in Fogliano weitere Kränze niedergelegt und gemeinsam dieser
Soldaten gedacht. Eine Abordnung italienischer Traditionsverbände erwies hierbei ihre Ehrerbietung.
Gelebte Erinnerung – als Mahnung für den Frieden!
Oberst i. R. A. Barthou
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE BURGENLAND
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 13
Bosnien-Herzegowina: Bundesheer unterstützt
Kriegsgräberfürsorge
Ende Juli besuchte der neu bestellte Landesgeschäftsführer Burgenland, Obst i. R. Wolfgang Wildberger, in Begleitung
des Vizepräsidenten der Österreichisch-Bosnisch & Herzegowinischen Gesellschaft, Oberst a. D. Ing. Manfred Urregg,
den Kommandanten der European Forces in Bosnien-Herzegowina, Generalmajor Mag. Johann Luif in Sarajevo und
den Kommandanten des Österreichischen Kontingents bei EUFOR, ObstdG Mag. Jürgen Schlechter sowie den Verteidigungsattaché an der Österreichischen Botschaft, ObstdIntD Dr. Michael Pesendorfer.
Diese Kontaktaufnahme mit
COM EUFOR war durch ein
Schreiben des Generalsekretariats angekündigt worden
mit der Zielsetzung, die Unterstützungsmöglichkeiten
durch Angehörige des Österreichischen
Bundesheeres
innerhalb der EUFOR auszuloten. Das erste Gespräch fand
am 27. August 2015 mit dem
Verteidigungsattaché Oberst
Pesendorfer in der Österreichischen Botschaft in Sarajevo statt. Eine wie schon bisher
anerkennenswerte Unterstützung in Bezug auf Erfassung,
Erkundung und Weitermeldung an das ÖSK wurde vom
Militärattaché
zugesichert.
Er verwies auf zwei Projekte,
die bearbeitet werden sollten,
zum einen auf den k.u.k. Soldatenfriedhof innerhalb des
katholischen Friedhofs in
Goražde und zum andern auf
den Soldatenfriedhof in Kiseljak.
Von seiner Sachbearbeiterin
Irma Smajlović wurde dann
auch ein Schreiben einer Familie Hanjalić vorgelegt, in
dem diese die österreichische
Botschaft ersucht, hinsichtlich eines sich auf ihrem
Grund in Lediči in den Bergen südlich von Sarajevo befindlichen Grabes eines im
Gefecht 1878 gefallenen k.u.k.
Offiziers eine Entscheidung zu
treffen, ob dieses restauriert
werden könnte.
Am 28. August wurde dann
der LGF Burgenland vom
Kommandanten von EUFOR,
GenMjr Luif in seinem Hauptquartier im Camp Butmir
empfangen. Luif sicherte eine Unterstützung des ÖSK in
Bosnien dahingehend zu, dass
einerseits jederzeit die Minensituation abgefragt werden
kann, bevor beispielsweise
eine Grabanlage erstmalig betreten werden soll, und andererseits er seine Verbindungsund
Beobachtungsteams,
kurz LOTs, anweisen werde,
ständig nach Kriegsgräbern
Ausschau zu halten und diese
zu melden.
Am Nachmittag desselben
Tages trafen sich dann Wildberger und Urregg mit dem
Kontingentskommandanten
(NCC AUTCON) ObstdG
Schlechter, ebenfalls im Camp
Butmir westlich von Sarajevo. Dabei konnte festgestellt
werden, dass ein Erlass des
BMLVS vom Dezember 2014,
betreffend die Unterstützungsmöglichkeiten durch österreichische Bundesheerangehörige in Bosnien, durch
das Streitkräfteführungskommando aus Graz entsprechend
umgesetzt wurde. Beim NCC
lagen auch schon schriftliche
Meldungen über erfasste
Kriegsgräberanlagen auf, die
dem ÖSK zur Verfügung gestellt werden sollen.
Zwischen den beiden Treffen
wurde auch das Offiziersgrab
aus 1878 am Grundstück der
Familie Hanjalić besichtigt.
Diesbezüglich werden entsprechende Recherchen angestellt, um herauszufinden,
wer der dort gefallene und
bestattete Offizier gewesen
sein könnte. Eine Restaurierung des Grabes käme dann
in Frage.
Am darauffolgenden Tag
wurde auch noch der k.u.k.
Soldatenfriedhof in Goražde
besucht. Dieser befindet sich
innerhalb des katholischen
Friedhofs, der sich insgesamt
in einem äußerst verwahrlosten Zustand präsentiert.
Festgestellt wurde, wie schon
Empfang durch COM EUFOR GenMjr Mag. Johann Luif, li. Oberst a. D.
Ing. Manfred Urregg, re. Oberst i. R. Wolfgang Wildberger
Der k.u.k. Soldatenfriedhof innerhalb des
katholischen Friedhofs
in Goražde und die Namenstafel am Grabmal
des Massengrabes.
zuvor auch durch andere ÖSKVertreter und Attachés, das
Vorhandensein eines Massengrabs mit 45 bei der Landnahme 1878 dort gefallenen k.u.k.
Soldaten sowie diverse Einzelgräber von Offizieren und
Mannschaften, die danach
dort in Garnison gelegen waren. Hier sollte mit den lokalen Behörden bzw. der katholischen Kirche eine Lösung
gefunden werden.
Aufgrund der räumlichen Nähe bot sich eine Besichtigung
der weltberühmten Brücke
über die Drina in Višegrad
an, bekannt aus dem Roman
„Die Brücke über die Drina“
von Ivo Andrić, der dafür den
Literaturnobelpreis
erhielt.
Das Bauwerk wurde auch zum
Weltkulturerbe erklärt.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass auf Grund
des Treffens mit den maßgeblichen Dienststellen für
die Zukunft mit einer gedeihlichen und ergebnisreichen
Zusammenarbeit mit den Angehörigen des Bundesheeres
im Einsatzraum Bosnien-Herzegowina gerechnet werden
kann.
Oberst i. R.
Wolfgang Wildberger
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE KÄRNTEN
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 14
ÖSTERREICHISCHE SOLDATENFRIEDHÖFE IN SLOWENIEN
100 Jahre nach Kriegsbeginn Erster Weltkrieg an
der Südfront – eine Bestandsaufnahme
Mit der Neuzuordnung der österreichischen Kriegsgräber
im Ausland wurde die LGSt Kärnten mit der Bearbeitung
des westslowenischen Raumes (Laibach ausschließlich)
beauftragt. Diese Aufgabe umfasst vor allem die Betreuung
der fast 60 k.u.k. Soldatenfriedhöfe schwergewichtsmäßig
an der ehemaligen Isonzofront. Aus Anlass des Kriegsbeginnes an der Südfront 1915 soll 100 Jahre danach die
Situation der k.u.k Soldatenfriedhöfe aus heutiger Sicht
betrachtet werden.
Geografische Lage
Der Kampfraum der Isonzofront (südöstlicher Teil der
Südfront) zwischen Bovec
(Flitsch) und Duino liegt heute großteils in der Republik
Slowenien.
Der Raum ist von der Verschiedenartigkeit des Geländes und den klimatischen Bedingungen geprägt. Am oberen Isonzo (Soca) beeinflussten Hochgebirge über 2.000
Meter und alpines Klima den
Kampfverlauf.
Die Gebirgsstellungen waren
den hochalpinen Gefahren
und Witterungsbedingungen
ausgeliefert. Neben den Gefechtseinflüssen waren vor
allem Kälte, Sturm, Lawinen,
Gewitter und Steinschlag die
größten Gefahrenpotentiale.
Ab dem Becken von Flitsch
war bereits in der mittelgebirgsartigen Landschaft der
mediterrane Einfluss merkbar, der weiter Richtung
Adria noch intensiver wurde.
Ab dem Raum Tolmein wird
die Geländestruktur von tief
eingeschnittenen Tälern bestimmt, im Raum Görz geht
das Gelände in einem teilweisen Steilabfall in die friulanische Ebene über, um zwischen Monfalcone und Triest
an der Küste steil in das adriatische Meer abzufallen.
Militärgeschichtliches
Umfeld
Vom Predilpass durch das
Isonzotal und dann über die
Karsthochfläche bis Sezana
an der kroatischen Grenze befinden sich heute aus den Verteidigungskämpfen der Jahre
1915 bis 1917 gegen das auf
Triest, Laibach und Klagenfurt angreifende italienische
Heer über 50 k.u.k. Soldatenfriedhöfe.
Mit dem Durchbruch von
Flitsch-Tolmein in der 12.
Isonzoschlacht 1917 wurden
die Isonzofront sowie die
Abwehrbereiche in den karnischen und julischen Alpen
aufgelöst.
Die Lage der österreichischen
Soldatenfriedhöfe zeigt das
Schwergewicht der Kämpfe,
wobei die Masse der Friedhöfe am unteren Isonzo zwischen Sezana und Görz im
heutigen Slowenien liegt.
Darüber hinaus sind k.u.k.
Soldatenfriedhöfe auf heutigem italienischem Gebiet
schwergewichtsmäßig zwischen Spilimbergo und Triest.
Im Mittelabschnitt zwischen
Tolmein und Flitsch wurden
aufgrund des Frontverlaufs
(der Krn auf der Nordseite des
Isonzotales war seit Beginn
der Kämpfe in italienischer
Hand) die österreichischen
Soldaten im Bereich des Wocheinersees zur letzten Ruhe
gebettet.
Im Nordabschnitt nördlich
von Flitsch sind nur vier Gebirgsfriedhöfe gelegen. Der
Großteil der Friedhöfe wurde
in den Nahgebieten militärischer Spitäler und Lazarette
angelegt, in intensiv umkämpften Frontabschnitten
Der Friedhof Gorjansko im Frühjahr 1915
Der Friedhof Gorjansko 2015, heute Kulturdenkmal
Soldatenfriedhof Bate
bestehen noch einzelne Frontfriedhöfe.
Zustand der Friedhöfe
In Slowenien geht es um die
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE KÄRNTEN
Renovierung, Erhaltung und
Pflege der österreichischen
Soldatenfriedhöfe in enger
Zusammenarbeit mit der Republik Slowenien und den slowenischen Gemeinden. Die
Kriegsgräberfürsorge in Slowenien ist Aufgabe der Republik. Die Zusammenarbeit
bis zur Selbstständigkeit Sloweniens mit den ehemaligen
jugoslawischen Dienststellen
war unbefriedigend. Heute
zeigen das verantwortliche
Sozialministerium und die
Kommunen Verständnis und
Interesse zur Erhaltung der
Soldatenfriedhöfe.
Ein gemeinsamer Ansatz der
zukünftig verfolgt werden
soll, ist, die Pflege und Erhaltung der Friedhöfe in EU Projekten erfolgen zu lassen.
Der Pflegezustand der österreichischen
Soldatenfriedhöfe ist insgesamt als sehr
gut bis ausgezeichnet zu beurteilen. Leider ist in den 100
Jahren seit Beginn des Ersten
Weltkrieges auch viel von
der
Oberflächengestaltung
(Kreuze, einzelne Gräber)
dem Zahn der Zeit zum Opfer
gefallen. Die österreichischen
Soldatenfriedhöfe
werden
aber mit Masse als Kulturdenkmäler eingestuft, sodass
ein sehr hoher Erhaltungsgrad erlangt wird.
Zielsetzung der Kriegsgräberarbeit in Slowenien
Die Zielsetzung insgesamt ist
es, die derzeitige Substanz
(Erhaltung der noch vorhandenen Friedhöfe mit ihren
Grabsteinen und Eisenkreuzen, den vorhandenen Denkmälern, den Hochkreuzen
und den Umfriedungen) zu
erhalten und zu verbessern.
Weiters ist die Bezeichnung
und Beschreibung der Friedhöfe verbesserungswürdig,
als Gesamtzielsetzung sollte
es gelingen, sämtliche Friedhöfe in der derzeitigen Form
zu erhalten und alle als Kulturdenkmal einzustufen.
An dieser Stelle darf den die
Erhaltungsarbeit durchführenden Gemeinden aufrichtig
gedankt werden.
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 15
Kriegsgräber in Slowenien
(betreut durch ÖSK LGSt Kärnten )
Nr. Gemeinde
Region
Friedhof
Belegung
Nation
1 Ajdovscina
Goriska
im Zivilfriedhof
1.004
österr.-ung.I.D.
2 Ajsevica
Goriska
Soldatenfriedhof
3.000
österr.-ung.
3 Banjsice
Goriska
Waldfriedhof
300
österr.-ung.
4 Bate
Goriska
neben Zivilfriedhof
5.000
österr.-ung.
5 Bovec
Goriska
Soldatenfriedhof
626
österr.-ung.
6 Branik I
Goriska
dir.an der Straße
unbekannt
österr.-ung.
6 Branik II
Goriska
dir.an der Straße
unbekannt
österr.-ung.
7 Brje I
Ob.kraska
Waldfriedhof
2.300
österr.-ung.IR
91/15
7 Brje II
Ob.kraska
Waldfriedhof
1.500
österr.-ung.IR
51/91
7 Brje III
Ob.kraska
Waldfriedhof
1.300
österr.-ung.IR
91/15
7 Brje IV
Ob.kraska
neben Straße
1.200
österr.-ung.
8 Bukovica
Goriska
nahe der Ziegelei
unbekannt
österr.-ung.
9 Cepovan
Goriska
neben Zivilfriedhof
7.000
österr.-ung.
10 Crnice
Goriska
Soldatenfriedhof
331
österr.-ung.
IR 96
11 Dutovlje
Ob.kraska
Soldatenfriedhof
2700
österr.-ung.
12 Gorjansko
Ob.kraska
Soldatenfriedhof
10.000-14.000
österr.-ung.
13 Grgar
Goriska
vor Zivilfriedhof
360
österr.-ung.
14 Hotedrsica
Oresdnjslov. neben Zivilfriedhof
unbekannt
österr.-ung.
15 Hrusici
Oresdnjslov. Soldatenfriedhof
unbekannt
russ.KGF
16 Idrija
Oresdnjslov. im Zivilfriedhof
64
österr.-ung.
17 Kal nad Kanalom
Goriska
vor Zivilfriedhof
360
österr.-ung.
18 Komen-Draga
Ob.kraska
Soldatenfriedhof
2.000
österr.-ung.
18 Komen-Sveto
Ob.kraska
Waldfriedhof
4.000
österr.-ung.
19 Krainj-Krainburg
Gorenjska
Soldatenfriedhof
50
österr.Zoll
20 Lipa 1
Nova Gorica Waldfriedhof
ca. 900
österr.-ung.
20 Lipa 2
Nova Gorica Waldfriedhof
ca. 1.000
österr.-ung.
21 Loce ob Tolmin
Goriska
Soldatenfriedhof
7.600
österr.-ung.
22 Log pod Mangarton Goriska
Soldatenfriedhof
1.328
österr.-ung.
23 Modrejce-S. Lucija
Goriska
Soldatenfriedhof
2.750
österr.-ung.
24 Nemci
Goriska
Waldfriedhof
unbekannt
österr.-ung.
25 Osek
Goriska
im Felde
unbekannt
österr.-ung.
26 Osevljek
Goriska
neben Zivilfriedhof
1.000
österr.-ung.
27 Pivka
Notr.-kraska im Zivilfriedhof
unbekannt
österr.-ung.
28 Podnanos
Goriska
neben Zivilfriedhof
180
österr.-ung.
29 Prvacina
Goriska
neben Zivilfriedhof
2.500
österr.-ung.
30 Ravnica
Gorenjska
hinter Zivilfriedhof
1.500
österr.-ung.
31 Rebu/Boh.Bistrica
Gorenjska
Soldatenfriedhof
706
österr.-ung.
32 Rence
Goriska
Nähe Zivilfriedhof
unbekannt
österr.-ung.
33 Rence Zigoni
Goriska
Soldatenfriedhof
unbekannt
österr.-ung.
34 Rupa
Zivilfriedhof
150
österr.-ung.
35 Selo
Goriska
im Zivilfriedhof
unbekannt
österr.-ung.
36 Sempasna
Goriska
im Zivilfriedhof
2
österr.-ung.
bitte umblättern >>
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE KÄRNTEN
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 16
37 Sezana
Ob.kraska
im Zivilfriedhof
241
österr.-ung.
38 Skofja Loka
Gorenjska
im Zivilfriedhof
266
österr.-ung.
39 Soca
Goriska
hinter Zivilfriedhof
1.480
österr.-ung.,
BOS
40 Solkan
Nova Gorica unter Zivilfriedhof
unbekannt
österr.-ung., D.
41 Stanjel
Ob.kraska
Soldatenfriedhof
8.000-10.000
österr.-ung.
42 Temnica
Goriska
an der Straße
unbekannt
österr.-ung.
43 Trenta
Goriska
hinter Zivilfriedhof
191
österr.-ung.,
russ. KGF
44 Ukanc-Wochein
Gorenjska
Wocheinersee
unbekannt
österr.-ung.
Goldenes Ehrenzeichen
45 Vipaski kriz
Goriska
im Zivilfriedhof
605
österr.-ung.
46 Vipava
Goriska
im Zivilfriedhof
400
österr.-ung.
Manfred Kogelnig, Wolfsberg
Großes Ehrenzeichen
47 Vogrsko
Nova Gorica im Zivilfriedhof
unbekannt
österr.-ung.
48 Volcja draga
Nova Gorica an der Straße
unbekannt
österr.-ung.
49 Vremski
Ob.kraska
unbekannt
österr.-ung.
50 Vrhnika
Oresdnjslov. Zivilfriedhof
73
österr.-ung.
51 Zalosce I
Goriska
neben der Kirche
2.000
österr.-ung.
51 Zalosce II
Goriska
Soldatenfriedhof
unbekannt
österr.-ung.
Zivilfriedhof
Ehrungen der
Landesgeschäftsstelle
Kärnten
Großes Ehrenkreuz
Hannelore Moser, Steindorf
Gabriel Pletz, Reichenfels
Alfred Seidlinger,
Reichenfels
Dir. i. R. Dieter Hardt-Stremayr, Bodensdorf
ÖR Max Steinkellner,
Reichenfels
Wir gratulieren!
Lischa 2015 - 25 Jahre Gedenken
Vom Bleiburger Altbürgermeister Othmar Mory
initiiert, findet, veranstaltet vom Kärntner Heimatdienst und dem ÖSK Landesgeschäftsstelle Kärnten,
seit 25 Jahren am Christi
Himmelfahrtstag in Lischa
in Slowenien ein schlichtes
Gedenken an die im Mai
1945 verschleppten und ermordeten Kärntner Zivilpersonen statt.
Nach einem stillen Gedenken
im Lischawald an der Hinrichtungsstätte der bedauernswerten Opfer erfolgte das
gemeinsame Gedenken bei
der Bergmannskirche.
Die Gedenkreden der Vertreter der Kärntner Konsensgruppe, Dr. Josef Feldner und
Dr. Marjan Sturm, waren geprägt vom Aufruf zu Toleranz
und Versöhnung. Kernargument der Reden war der Aufruf Viktor Frankls aus einer
Gedenkveranstaltung 1988,
welcher heute mehr denn je
Gültigkeit besitzt. Zitat: „Die
Forderung dieses Gedenktages, die kann nur lauten,
dass alle, die guten Willens
sind, sich endlich einmal die
Hände einander entgegen-
Gedenkstätte Lischa - 70 Jahre nach den Gräueltaten
strecken über alle Gräben und
Gräber hinweg.“
Gedenkmesse
Die wieder eindrucksvolle Feier wurde mit der Gedenkmesse, gelesen vom hochwürdigen
Dechant Msgr. Mag. Ivan
Olip, Pfarrer in Bleiburg, abgeschlossen.
Die Gedenkmesse las Dechant
Msgr. Mag. Ivan Olip aus Bleiburg
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE KÄRNTEN
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 17
Pflege und Erhaltung der Kriegsgräberanlagen
durch die LGSt Kärnten
Neben der laufenden Betreuung durch viele Gemeinden
und die freiwilligen Helfer der 91 Kriegsgräberanlagen in
Kärnten, der 52 k.u.k. Friedhöfe aus dem Ersten Weltkrieg
in Slowenien durch die slowenischen Gemeinden und der
5 Soldatenfriedhöfe im italienischen Kanaltal durch die
Gemeinden und die Alpinikameradschaften sind Sanierungen kleineren und größeren Ausmaßes an der Tagesordnung.
Flüchtlingsfriedhof Feffernitz
Nach der Entfernung der 28 alten und dem Neuaufbau der ukrainischen Grabsteine durch Soldaten des MilKdo Kärnten und der
Landesberufsschule Völkermarkt hat Schlossermeister Durchner die neuen Kupfertafeln an den Grabsteinen angebracht. Diese beinhalten in cyrillischer Schrift Namen, Vornamen und die
Geburts- und Sterbedaten.
Angekauft wurde von der Familie Rauter aus Feffernitz ein
Grundstücksstreifen im Eingangsbereich. Dabei wurde das ÖSK
durch eine großzügige Mitfinanzierung durch die Donauschwäbische Landsmannschaft unter Obmann Helmut Prokopp, dem
ein herzlicher Dank gilt, unterstützt.
Ein Team des PiB 1 hat mit Baumaschinen den Platz gerodet, die
Begrünung erfolgte durch Soldaten des JgB 26. So kann 2016 der
Eingangsbereich optimal gestaltet werden.
Soldatenfriedhöfe am oberen Isonzo
Unbeschadet der Pflege durch die slowenischen Gemeinden
waren auf den k.u.k. Friedhöfen in Soca, Bovec, Log pod Mangartom, Loce und Modrejce die Schriften auf den Erinnerungssteinen nach der Generalsanierung 1998 bis 2002 durch die LGSt
Salzburg und slowenische Dienststellen unleserlich geworden.
Im Sommer 2015 hat Josef Mikl auf diesen fünf Soldatenfriedhöfen die Schriften nunmehr erneuert. An drei intensiven Arbeitstagen hat er insgesamt zehn Tafeln restauriert, sodass die
Besucher die Eingangsbereiche der Soldatenfriedhöfe wieder in
einem würdigen Zustand vorfinden.
Der Gedenkstein am Friedhof Modrejce nach erfolgreicher Sanierung
Rodung des Friedhofvorplatzes durch das PiB 1
Schlossermeister
Durchner
bei der
Montage
der neuen
Kupfertafeln
Josef Mikl bei der Instandsetzungsarbeit
LANDESGESCHÄFSTSSTELLEN WIEN - NIEDERÖSTERREICH
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 18
Das Massengrab für 228 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter
Die Toten von Hofamt Priel
In einem Massengrab am jüdischen Friedhof St. Pölten
ruhen die sterblichen Überreste von 228 ungarisch-jüdischen Zwangsarbeitern – Männer, Frauen und Kinder
– die in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1945 in Hofamt
Priel bei Ybbs Persenbeug/NÖ von SS-Männern erschossen wurden, zu einer Zeit wo bereits in Wien die von den
Besatzungsmächten eigesetzte Regierung arbeitete.
Die Täter, die auch Hilfestellung von Einheimischen mit
Ortskenntnissen
erhalten
haben müssen, konnten nie
ausgeforscht und daher auch
nicht verurteilt werden. Die
Leichen der Opfer wurden
von den SS-Männern angezündet und wenige Tage später auf einem Acker in Hofamt
Priel begraben. 1964 wurden
die Leichen auf den jüdischen
Friedhof St. Pölten überführt
und in einem Massengrab beerdigt. Der einfache Gedenkstein trägt die Inschrift: „Hier
ruhen die sterblichen Überreste von 223 israelitischen
Märtyrern des Jahres 1945“
mit hebräischer Übersetzung.
Die Opferzahl stammt von
einer Liste der Lagerbelegschaft, die Namen der Beerdigten waren auf dem Stein
nicht verzeichnet. Aus mehreren Listen und Dokumenten
hat Eleonore Lappin-Eppel
vom Institut für Kulturwissenschaften an der Österreichischen Akademie für Wissenschaften eine dem jetzigen
Wissensstand entsprechende,
wenn auch vermutlich nicht
vollständige Liste erstellt und
2006 veröffentlicht. Es konnten 228 Opfer ausgeforscht
werden. Es gab neun Überlebende, darunter den damals
elfjährigen Tibor (heute Jakob) Schwarcz. Seine Mutter
und seine beiden Schwestern
sind unter den Opfern.
Seit vielen Jahren besucht Jakob Schwarcz, der seit 1950 in
Israel lebt, das Grab. Am 70.
Jahrestag des Massakers, am
3. Mai 2015, erhielten nun die
Ermordeten endlich einen von
Renate Stockreiter gestalteten
Grabstein mit allen Namen.
Die Steinsetzung fand im Beisein von über hundert Teilnehmern in der Zeremonienhalle am jüdischen Friedhof St.
Pölten statt. Zwei der vier Kinder von Jakob Schwarcz sowie
Enkel Ori sprachen persönliche Worte. „Ich möchte danke sagen für alles, was für uns
und für die Toten, die vor 70
Jahren ermordet wurden, gemacht wurde“, sagte Schwarcz. Sein größter Wunsch:
„Dass Friede auf der ganzen
Welt ist und wir alle frei leben
können“, so der 81-Jährige.
Anschließend verlasen der
Zweite Landtagspräsident von
NÖ Mag. Leopold Heuras, der
Bürgermeister der Stadt St.
Pölten Matthias Stadler und
weitere Persönlichkeiten die
Namen der hier Begrabenen.
Vom ÖSK trug LGF Ing.
Otto Jaus die Namen vor. Zum
Abschluss der Gedenkstunde
sang Oberkantor Shmuel Barzilai das Totengebet „El male
rachamim“ („Gott voll Erbarmen“) und schließlich betete
Jakob Schwarcz das Kaddisch.
Ing. Otto Jaus
LGF Ing. Otto Jaus bei seiner Ansprache, der Obmann des Stadtverbandes Vzlt i. R. Friedrich Lang, Vzlt i. R. Rudolf Buchegger, Kommandant Vzlt Wolfgang Schaffer und Fahnenabordnungen (v. li.)
Heldenfriedhof Korneuburg Hauptbezirkstreffen des ÖKB
Am 26. Juni 2015 fand auf der Kriegsgräberanlage im
Stadtfriedhof Korneuburg das diesjährige Hauptbezirkstreffen des Österreichischen Kameradschaftsbundes,
Hauptbezirk Korneuburg, statt.
In diesem Friedhof haben Österreichischen Kamerad521 Gefallene der österr.-ung. schaftsbund für die langjähArmee und eine unbekannte rige gute Zusammenarbeit
Anzahl russischer Kriegs- und betonte, wie wichtig gegefangener aus dem Ersten rade in der jetzigen unruhigen
Weltkrieg sowie 50 gefalle- Zeit die humanitäre Arbeit
ne Soldaten der ehemaligen des ÖSK für die Erhaltung des
Deutschen Wehrmacht aus Friedens ist.
dem Zweiten Weltkrieg ihre Die Gedenkrede hielt der Vizepräsident des ÖKB und Kuletzte Ruhestätte gefunden.
Bei strahlendem Sommerwet- rator des ÖSK Mag. Wolfgang
ter konnte Stadtobmann Vzlt Heuer.
a. D. Obm. Friedrich Lang die Zum Abschluss der Veranzahlreich erschienenen Eh- staltung wurde die neu anrengäste und Abordnungen gebrachte Erinnerungstafel,
des ÖKB begrüßen. Nach welche auf die vor kurzem
dem Totengedenken und den durchgeführte Renovierung
Kranzniederlegungen
seg- der Anlage hinweist, enthüllt.
nete Stadtpfarrer Mag. Stefan Für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung
Koller die Kriegsgräber.
Grußbotschaften
wurden sorgte die Stadtmusikkapelle
Ing. Otto Jaus
von Bürgermeister Christian Korneuburg.
Gepp, vom Kommandanten
der
ABC Abwehrschule Oberst Michael Schuster, von
Bezirkshauptmann
Dr. Waltraud Müller-Toifl und von
Abg. z. NR Barbara
Rosenkranz überbracht.
LGF Ing. Otto Jaus
dankte in seinen NÖKB-Vizepräsident Mag. Wolfgang Heuer und
Grußworten dem Ing. Otto Jaus bei der Kranzniederlegung
LANDESGESCHÄFSTSSTELLEN WIEN - NIEDERÖSTERREICH
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 19
Reise nach Friaul-Julisch Venetien
Auf Einladung des Partnervereines des ÖSK in FriaulJulisch Venetien, „Amici della Croce Nera“ und der Gemeinde Lucinico, einer Partnergemeinde der niederösterreichischen Gemeinde Altlichtenwarth, besuchte eine
Reisegruppe des ÖKB Ortsverbandes Sierndorf-Niederrussbach vom 13. bis 15. Juni 2015 Friaul.
Über Tarvis durch das IsonzoSoccatal, dem Kampfgebiet
der zwölf Isonzoschlachten,
erreichte die Reisegruppe
Kobarid-Karfeit. Hier wurde
das 1992 vom Rat der Europäischen Union ausgezeichnete
„Militärmuseum Karfeit“ besucht. Nach einer fachkundigen Führung ging die Reise
weiter dem Tal entlang nach
Cormons, dem Hauptort des
italienischen
Weinbaugebietes „Collio“, wo Quartier
bezogen wurde.
Am nächsten Tag wurde dem
italienischen Ehrenmal „Ara
Pacis Mundi“ im Medea del
Friuli ein Besuch abgestattet.
Der Präsident unseres Partnervereins „Amici della Croce Nera“, Comm. Col. Franco
Stacul, begleitete die Gruppe
während der gesamten Reise.
Fogliano di Redipuglia
Am Sonntag, 14. Juni erfolgte
in Anwesenheit des Bürgermeisters von Fogliano, Antonio Calligaris, eine Kranz-
niederlegung im österr.-ung.
Soldtatenfriedhof Fogliano di
Redipuglia. In dieser Kriegsgräberanlage sind über 14.000
Gefallene der zwölf Isonzoschlachten begraben. Papst
Franziskus I. besuchte am 13.
September 2014 diesen Soldatenfriedhof.
Anschließend begab sich die
Gruppe zum etwa einen Kilometer entfernten, größten
italienischen Soldatenfriedhof
des Ersten Weltkrieges in Italien. Über 100.000 italienische
Gefallene haben im „Sacrario
Militare di Redipuglia“ ihre
letzte Ruhestätte gefunden.
Hier wurde ebenfalls ein
Kranz niedergelegt.
Gedenksteinweihe
in Lucinico
Im Anschluss an die Heilige
Messe, zelebriert in der Kirche von Lucinico, begab sich
der Festzug zu einem zentralen Platz des Ortes, wo der auf
Initiative von Giorgio Stabon,
dem Präsidenten des örtlichen
Der neue Gedenkstein in Lucinico, re. HBO Reinhard Graf und Maria
Arnauer
Kulturvereins, neu angefertigte Gedenkstein feierlich
enthüllt wurde. Auf dem Gedenkstein sind die Namen jener Bürger von Lucinico lesbar, die im Ersten Weltkrieg,
auf der österr.-ung. Seite
kämpfend, gefallen sind.
Georgio Stabon begrüßte die
zahlreich erschienenen Gäste,
unter ihnen eine große Anzahl von Abordnungen italienischer Soldatenverbände.
Anschließend segnete Ortspfarrer Valter Milocco die Gedenkstätte.
Nach der Ansprache von
Bürgermeister Rinaldo Rollo
überbrachten Kurator Friedrich Ehn und HBO Reinhard
Graf Grußworte des Österreichischen Schwarzen Kreuzes
und des Österreichischen Kameradschaftsbundes.
Präsident Comm. Col. Franco
Stacul dankte in seinen Ausführungen allen Personen,
die am Zustandekommen
dieses Projektes beteiligt waren. Zum Abschluss der Veranstaltung wurden unter Abspielung des Liedes „Der gute
Kamerad“ die Kränze niedergelegt.
Ing. Otto Jaus
Besuch des Lions Club International am
österr.-ung. Soldatenfriedhof Fogliano
Auf Initiative des Lions Club International findet jedes
Jahr ein Austausch zwischen Jugendlichen aus aller Welt
statt. Am 12. Juni 2015 besuchten 25 Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren den österr.-ung. Soldatenfriedhof
in Fogliano di Redipuglia und legten zum Gedenken an
die Toten und zur Erhaltung des Weltfriedens einen Blumenstrauß nieder.
Die Jugendlichen kamen aus China, Bulgarien, Dänemark,
Deutschland, Finnland, Israel, Italien, Kanada, Litauen, Rumänien, Russland, Serbien, Türkei, Ungarn und den USA.
Ein ortsansässiger Historiker erklärte die geschichtlichen Ereignisse des Ersten Weltkrieges an der Südfront. Einem großen
Teil der Jugendlichen war das Thema „Erster Weltkrieg“ vollkommen unbekannt.
Die Gruppe wurde von Dir. Guido Anderloni, Lions Club, Bgm.
Antonio Calligaris, Maresciallo Carlos Murante vom Sacrario
Redipuglia und Präs. Comm. Col. Franco Stacul begleitet.
Internationale Jugendgruppe Lions Club, Mitte v.li.: Präs. Comm. Col.
Franco Stacul, Bgm. Antonio Calligaris, Maresciallo Carlos Murante,
Dir. Guido Anderloni mit den Jugendlichen
LANDESGESCHÄFSTSSTELLEN WIEN - NIEDERÖSTERREICH
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 20
Die Schlacht bei Bitonto 1734
Wenn man die Anzahl der Truppen, die an dieser Schlacht
teilnahmen, betrachtet, würde man sie zu den weniger
wichtigen rechnen. Trotzdem hatte der Ausgang dieser
Schlacht weitreichende Auswirkungen. Durch sie verlor
das Haus Habsburg das Königreich Neapel, das viele Jahre
zur Monarchie gehört hatte.
In den Jahren 1733 bis 1735
musste das Kaiserreich an
mehreren Fronten gegen seine
Feinde kämpfen. In Deutschland agierte der greise Prinz
Eugen von Savoyen mit einem
bunt zusammengewürfelten
Reichsheer gegen eine französische Übermacht, in Norditalien stand FM C. F. Mercy mit
ungenügenden Kräften den
vereinten Franzosen, Spaniern und Piemontesen gegenüber, in Neapel war die Situation noch schlimmer. Dort
kämpfte 1734 FM Johann Carl
Graf Caraffa mit wenig Glück
gegen ein weit überlegenes
spanisches Heer. Es war nicht
allein seine Schuld, dass eine
Festung nach der anderen in
spanische Hände fiel. Seine
Armee litt an allem, es fehlte an Geld, um die Soldaten
bezahlen zu können, die Versorgung war katastrophal und
die einheimische Bevölkerung
war meist gegen die Kaiserlichen eingenommen.
Mitte Mai 1734 wurde Caraffa
von seinem Kommando abberufen und übergab den Oberbefehl an den rangältesten
General, G.d.C. Joseph Anton,
Fürst Pignatelli Belmonte. Es
war jedoch zu spät, um die
Versäumnisse Caraffas wieder
gut zu machen.
Inzwischen standen in Kalabrien 11.000 Mann spanische
Eliteinfanterie und 5.600 Reiter unter dem Befehl von Don
Joseph de Carillo Montemar.
Belmonte schloss deshalb mit
Montemar am 26. 5. einen Kapitulationsvertrag, in dessen
Folge ca. 4.000 Mann ihre gesamte Kriegsausrüstung den
Spaniern übergaben und in
Gefangenschaft gingen. Einem
Offizier wurde gestattet, die
Hiobsbotschaft über den Ausgang der Schlacht nach Wien
zu bringen. Die Spanier zwangen einen Teil der Mannschaft
in ihre Dienste zu treten. Die
Soldaten benützten allerdings
die nächste Gelegenheit zur
Desertion und kehrten zu den
kaiserlichen Fahnen zurück.
Nach der Katastrophe von Bitonto ergaben sich auch die
Besatzungen der restlichen
Festungen den Spaniern. Am
längsten hielt sich FML Traun
in Capua. Er kapitulierte erst
nach langer Belagerung am
30.11.1734 gegen freien Abzug
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Tel.: +43/1/512 31 15, Fax: +43/01/512 05 56 oder
E-Mail: [email protected]
Bei der Gedenktafel zur Erinnerung an die Schlacht bei Bitonto 1734
mit allen militärischen Ehren.
Die Besatzung wurde auf spanischen Schiffen nach Triest
und Fiume gebracht. Das Königreich Neapel war für Habsburg verloren.
Genaue Zahlen über die Verluste beider Parteien gibt es
nicht. Die Kaiserlichen hatten
aber bereits am Abend des 25.
5. an die 1.000 Tote und Verwundete zu beklagen.
Segnung der Gedenktafel
Am 18. Juli 2015 wurde die
auf Initiative von Dr. Francseo Laricchia angebrachte
Gedenktafel zur Erinnerung
an die Schlacht enthüllt. Die
Gedenktafel befindet sich in
der alten Franziskanerkirche,
einem ehemaligen Lazarett
aus dieser Zeit, in dem sich
auch das Ossarium (Gebeingruft) für die 1.000 gefallenen
Österreicher der „Schlacht
von Bitonto 1734“ befindet.
Nach der Begrüßung der Gäste gab Dr. Laricchia einen
ausführlichen Bericht über die
historischen Ereignisse des
Jahres 1734.
Im Anschluss segnete die
Geistlichkeit die Tafel und der
Bürgermeister von Bitonto Dr.
Agostino Abbaticchio betonte
in seinen Grußworten die
große Wertschätzung Österreichs und seiner Geschichte.
Nach der Gedenkrede durch
LGF Ing. Otto Jaus legte dieser
gemeinsam mit dem Vertreter
des ÖSK in Süditalien Dr. Umberto Schioppa einen Kranz
nieder.
Im Anschluss wurde beim
Denkmal für die „Schlacht
von Bitonto“, einem 12 m hohen Obelisken im Zentrum
von Bitonto, ebenfalls ein
Kranz niedergelegt.
Ing. Otto Jaus
LANDESGESCHÄFSTSSTELLEN WIEN - NIEDERÖSTERREICH
Ehrenzug der italienischen „Brigata Bersaglieri“
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 21
Beim Gedenkstein für die in italienischer Kriegsgefangenschaft verstorbenen 174 österr.-ung. Soldaten, v.li.: Comandante Brigata Bersaglieri
Gen. Dr. Claudio Minghetti, Preffeto Maria Grace Nicholas, Dr. Umberto
Schioppa, LGF Ing. Otto Jaus
Kriegsgefangen in Süditalien –
Caserta/Kampanien
Nach dem Zusammenbruch der Südfront im Herbst 1918 gingen tausende österr.-ung.
Soldaten in italienische Kriegsgefangenschaft. Unter unmenschlichen Bedingungen wurden sie in die verschiedenen Lager nach Süditalien gebracht. Eines davon war in Caserta,
einer Stadt nördlich von Neapel.
Durch die schlechte Witterung und Entkräftung starben
hunderte Kriegsgefangene an
der nach dem Ersten Weltkrieg ausgebrochenen „Spanischen Grippe“. Nach aktuellen Forschungen starben
von 1918 bis 1920 weltweit
50 Millionen Menschen an
dieser Krankheit. Im Stadtfriedhof von Caserta fanden
174 österr.-ung. Kriegsgefangene, die an besagter Grippe
verstarben, ihre letzte Ruhestätte.
Sterbliche Überreste im
Ossarium beigesetzt
In den vergangenen Jahren
wurden die sterblichen Überreste exhumiert und in kleinen metallenen Sarkophagen
im bestehenden Gebeinhaus
(Ossarium) aus dem 17. Jhd.
am Stadtfriedhof beigesetzt.
Nach langjährigen Verhandlungen mit der Stadtverwaltung ist es durch die Initiative
von Dr. Umberto Schioppa,
dem Mitarbeiter des Österreichischen Schwarzen Kreuzes
in Süditalien, gelungen, von
der Stadtverwaltung die Genehmigung zum Aufstellen
eines Gedenksteines in un-
mittelbarer Nähe des Ossariums zu bekommen. Am 17.
Juli 2015 fand nun am Stadtfriedhof Caserta die feierliche
Enthüllung des Gedenksteines
für die in italienischer Kriegsgefangenschaft verstorbenen
174 österr.-ung. Soldaten statt.
Der Vertreter des ÖSK in
Süditalien und Initiator dieser Gedenkstunde Dr. Umberto Schioppa konnte eine
große Anzahl von Ehrengästen begrüßen, darunter den
Präfekten von Caserta Dr.
Arturo de Felice, Questore
Dr. Franceso Messina, den
österreichischen Konsul in
Neapel Dr. Eugenio Maria Patroni Griffi, Com. Straordinario Citta di Caserta, Preffeto
d.ssa. Maria Grace Nicholas,
den Präsidenten der Provinz
Caserta Dr. Angelo di Costanzo, Comandante FOD Gen.
le Dr. Antonio Vittiglio, Comandante Brigata Bersaglieri
Gen. Dr. Claudio Minghetti
und Gen. le Dr. Ippolito Gassira von UNUCI (Unione Nazionale Ufficiali in Congedo
d´Italia).
In ihren Grußworten betonten
die Präfektin von Caserta Maria Grace Nicholas und Co-
mandante Brigata Bersaglieri
Gen.le Dr. Claudio Minghetti
ihre Zufriedenheit darüber,
dass es nach zähen Verhandlungen gelungen ist, den Gedenkstein zu errichten und so
einen Beitrag zur Völkerverständigung geleistet zu haben.
In seiner Gedenkrede erinnerte LGF Ing. Otto Jaus an
den Kriegseintritt Italiens im
Mai 1915 und an die über zehn
Millionen Kriegstoten, die der
Erste Weltkrieg gefordert hat.
Ing. Jaus wies auf die großen Kriegsgefangenenlager in
Österreich – Mauthausen,
Lebring, Sigmundsherberg,
Wieselburg Gröding, Hartkirchen – hin, in denen tausende
italienische Kriegsgefangene
verstorben sind und ihre letzte Ruhestätte in den damals
angelegten Lagerfriedhöfen
gefunden haben. Die Gräber
werden vom ÖSK gepflegt und
betreut.
Dank
Besonderer Dank wurde der
Stadt Caserta und den Friedhofsdirektoren Carlo Covino
und Ing. Marcello Iovino für
ihren persönlichen Einsatz bei
der Errichtung des Gedenk-
Dr. Umberto Schioppa wird mit
dem Goldenen Ehrenzeichen des
ÖSK ausgezeichnet.
steines ausgesprochen.
Im Anschluss erfolgten die
Kranzniederlegungen unter
den Klängen des Trompetensolos „Il Silenzio“. Eine
Abordnung der italienischen
Armee, der Elitetruppe „Bersaglieri“ stellte den Ehrenzug.
Goldenes Ehrenzeichen für
Dr. Umberto Schioppa
Für seine langjährige Tätigkeit für die humanitäre Aufgabe der Kriegsgräberfürsorge in Süditalien wurde im Anschluss an die Gedenkstunde
im Friedhof Caserta Dr. Umberto Schioppa das vom Präsidium des ÖSK verliehene
„Goldene Ehrenzeichen“ für
besondere Verdienste um das
ÖSK verliehen.
Ing. Otto Jaus
LANDESGESCHÄFSTSSTELLEN WIEN - NIEDERÖSTERREICH
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 22
Oberleutnant Rosi Häßelbarth mit Kameraden im Arbeitseinsatz
Wiener Stadt- und Friedenswallfahrt vor der Krypta auf dem
Wiener Heldenplatz
Bilder: Haftner
Workcamp
Bundeswehr – Bundesheer
Vom 27. Juli bis 7. August 2015 waren Soldatinnen und
Soldaten der Universität der Deutschen Bundeswehr
München/Neubiberg in Österreich um auf Soldatenfriedhöfen in Wien und Niederösterreich freiwilligen Kriegsgräbereinsatz zu leisten.
Bei ihrer Arbeit wurden
sie vom Gardebataillon des
Österreichischen
Bundesheeres unterstützt.
Arbeitsbereich war der Wiener Zentralfriedhof, Gruppe
97, Kriegsgräberanlage Zweiter Weltkrieg - Rückschnitt
der Hecken, Nachziehen von
vergilbten Inschriften auf den
Kreuzen.
Ebenfalls gearbeitet wurde am
Sammelfriedhof des Zweiten
Weltkrieges in Blumau. Hier
wurden die Randpflanzung
durchforstet und die Grabzeichen neu beschriftet.
Die fachkundige Leitung des
Arbeitseinsatzes hatte Olt Rosi Häßelbarth.
Das ÖSK bedankt sich bei
allen Beteiligten, insbesondere bei den Soldaten für den
gezeigten Teamgeist und der
Kameradschaft beim gemeinsamen „Workcamp 2015“.
Workcamp am Soldatenfriedhof Blumau
9. Stadt- und Friedenswallfahrt
des ÖKB Wien
Am 13. September 2015 fand auf dem Wiener Heldenplatz
vor der Krypta die 9. Stadt- und Friedenswallfahrt des
ÖKB LV Wien statt.
Bei schönem Spätsommerwetter konnten einige Ehrengäste
wie zum Beispiel General i. R.
Karl Majcen, der stv. MilKdt
von Wien Obst Gerhard
Skalvy, ÖKB-Bundpräsident
Bgm. a. D. Ludwig Bieringer
und zahlreiche Abordnungen
- darunter ein Autobus des
Bayrischen Kameraden und
Soldatenvereins unter Leitung
von Präsident Hans Schiener
sowie des Vorsitzenden des
Bezirkes Schwaben Peter Geiger - begrüßt werden.
Die Feldmesse wurde von
Militärkurat i. R. Prälat Rudolf Schütz und ÖKB Wien
Landesseelsorger Erzdekan
Dr. Harald Tripp zelebriert.
Dabei wurde von Prälat Rudolf Schütz in seiner Predigt
besonders
hervorgehoben,
dass diese Andachtsstätte eine
Stätte der Erinnerung für alle
Konfessionen ist.
Im Anschluss an die heilige
Messe wurde traditionell ein
Kranz beim Denkmal für die
Gefallenen der Kriege niedergelegt.
Grußworte erfolgten durch
den stv. MilKdt Obst Gerhard
Skalvy für das MilKdo Wien,
General i. R. Karl Majcen kam
in seiner Festansprache im
Besonderen auf die Bedeutung
der Krypta als Gedenkstätte
für alle gefallenen Soldaten zu
sprechen. Die bevorstehende
Entweihung der Krypta stimme ihn sehr nachdenklich.
Auch der Präsident des ÖKBBundesverbandes BRPräs. a.
D. Ludwig Bieringer strich in
seiner Ansprache die Wichtigkeit hervor, einen Ort zu
haben, um seine Angehörigen betrauern zu können,
besonders wenn man nicht
die Möglichkeit hat - weil die
letzte Ruhestätte weit entfernt
oder bei Vermissten gar nicht
bekannt ist - um seiner Angehörigen an Ort und Stelle zu
gedenken.
Der kameradschaftliche Ausklang fand anschließend beim
Imbissstand der Familie Kaspar statt. Musikalisch wurde
die Feier von der Stadtkapelle
Retz unter der Leitung von Kapellmeister Mag. Gerhard Formann gestaltet.
LANDESGESCHÄFSTSSTELLEN WIEN - NIEDERÖSTERREICH
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 23
Kriegsgräberfürsorge in der Slowakei
Auch 2015 wurden wieder zwei Kriegsgräberanlagen des
Ersten Weltkrieges vom Partnerverein des ÖSK in der
Ostslowakei, dem Verein „Klub vojenskej histórie Beskydy“ mit finanzieller Unterstützung des Österreichischen
Schwarzen Kreuzes, Landesgeschäftsstellen Vorarlberg
und Wien-Niederösterreich, renoviert.
Rokytovce
Am 27. Juli 2015 wurde der
in gemeinsamer Arbeit vom
„Klub KVH“ und dem ÖSK
renovierte Soldatenfriedhof
Rokytovce, Kreis Medzilaborce, in der Ostslowakei
unter starker Beteiligung der
Ortsbevölkerung eingeweiht.
Da die Soldatengräber im Gemeindefriedhof von Rokytovce nur mehr teilweise lokalisierbar oder mit Zivilgräbern
überbettet woren waren, hat
man an einer zentralen Stelle im Friedhof ein steinernes Mahnmal errichtet. Die
hier begrabenen 90 Soldaten
der österr.-ung. und der russischen Armee sind in den
Kämpfen vom Herbst 1914 bis
zum Frühjahr 1915 gefallen.
Nach der Segnung des Gedenksteines durch die griechisch-orthodoxe und katholische Geistlichkeit erklärte
der Präsident des Vereines
KVH Mag. Martin Drobňák
die historischen Details.
LGF Ing. Otto Jaus bedankte
sich in seinen Grußworten bei
allen Beteiligten, die an der
Restaurierung der Kriegsgräberanlage mitgewirkt haben
und bat die zuständigen Behörden, diese Kriegsgräber
auch in der Zukunft zu pflegen. Zum Abschluss wurden
Kränze niedergelegt.
Svetlice
Die in diesem Soldatenfriedhof, der im Anschluss an den
Gemeindefriedhof liegt, begrabenen Soldaten sind in
den Kämpfen von März/April
1915 um das Dorf Svetlice (damaliger Name: Világ), Kreis
Medzilaborce gefallen. Die
Gefallenen wurden rund um
das Dorf verstreut begraben.
Nach dem Ersten Weltkrieg
wurden die Toten exhumiert
und in den neu angelegten
Soldatenfriedhof eingebettet.
Die Gefallenen stammen aus
der österr.-ung., der deutschen und der russischen Armee. Die Toten sind größtenteils „Unbekannte“ und waren
Angehörige des IR 101 aus
Békéscsaba (106 Tote).
Der Friedhof wurde in einer
zweijährigen Bauzeit rekonstruiert.
Am 28. Juli 2015 erfolgte die
feierliche Einweihung des
neugestalteten Soldatenfriedhofes. Nach der Segnung der
Anlage durch die Geistlichkeit
verschiedener Konfessionen
sprachen die diplomatischen
LGF Ing. Otto Jaus und Lucia Palkova vom Verein KVH bei der Kranzniederlegung
Ehrenwache beim Gedenkstein im Friedhof Rokytovce
Vertreter Ungarns und Russlands Grußworte.
Mag. Radoslav Turik vom
Verein KVH erklärte die historischen Details über die
Kriegsgräberanlage.
LGF Ing. Otto Jaus bedankte
sich bei den vielen freiwilligen
Helfern aus Ungarn, Tschechien und der Slowakei, die
in unzähligen Arbeitsstunden
die Friedhöfe originalgetreu
renoviert hatten.
Beide Veranstaltungen wurden musikalisch von der Gesangsgruppe Hacura Humenného umrahmt.
Mit den Kranzniederlegungen
beim zentralen Holzkreuz endete die Veranstaltung.
Soldatenfriedhof
Svetlice
Slowakei: Renovierte oder im Bau befindliche
Soldatenfriedhöfe des Ersten Weltkrieges
Friedhof
Chmeľová
Kružlová
Zbojné
Becherov
Hostovice
Mikulášová
Palota
Rokytovce
Snina „hohe Giglovo“
Snina, Epidemie Friedhof
Stakčín
Stebnik
Svetlice
Veľkrop
Výrava „Höhe 600“
Výrava „Pod Kobylou“
Výrava „Pod Kudrovcom“
Zbudská Bela „Höhe“584“
Kreis
Bardejov
Svidnik
Medzilaborce
Bardejov
Snina
Bardejov
Medzilaborce
Medzilaborce
Snina
Snina
Snina
Bardejov
Medzilaborce
Stropkov
Medzilaborce
Medzilaborce
Medzilaborce
Medzilaborce
Jahr
2013
2013
im Bau
2011-2013
2011-2014
im Bau
2009-2011
2014-2015
2012
im Bau
im Bau
2009-2011
2011-2015
im Bau
2008-2011
2008-2011
2010-2013
2011-2012
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE KÄRNTEN
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 24
Festakt auf dem Lagerfriedhof von
über den Gräbern und
Es war ein geschichtsträchtiger Tag, dieser 28. Juni 2015.
Denn auf den Tag genau, an dem vor 101 Jahren wenige
Schüsse auf zwei Personen ein Gemetzel an Millionen
Menschen zur Folge hatten, fanden sich auf dem Gelände
des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers in Sigmundsherberg Angehörige und Vertreter der sich im Ersten Weltkrieg bekämpfenden Länder ein, um ein eindrucksvolles
und bewegendes Bekenntnis zum Frieden und zur Solidarität unter den Völkern abzugeben.
Die Schüsse in Sarajewo waren der mörderische Grundstein, auf dem schlussendlich
das Kriegsgefangenenlager in
Sigmundsherberg
errichtet
wurde. Denn nicht einmal ein
Jahr nach diesem Ereignis beschloss das k.u.k. Kriegsministerium, in Sigmundsherberg
ein Lager für Kriegsgefangene zu errichten. Was jedoch
errichtet wurde, war kein Lager mehr im herkömmlichen
Sinn, sondern, aufgrund des
stetigen Zustroms an Gefangenen, eine Stadt. Und nicht
einmal eine kleine, denn im
Jahr 1918 waren im Lager Sigmundsherberg unglaubliche
123.000 Menschen in Evidenz. Auch wenn nicht alle
vor Ort untergebracht waren,
so lässt auch der tatsächliche
Belegstand von rund 30.000
Mann eine Ahnung auf die
Größe der Anlage zu.
Nur Friedhof ist geblieben
Während Abertausende wieder in ihre Heimat gingen,
starben viele und mussten
„bleiben“. Trotzdem erinnert
heute kaum mehr eine bau-
liche Anlage an dieses Lager.
Nur der Friedhof ist geblieben.
Aber in Vergessenheit geraten
ist dieses Zeugnis des Versagens menschlichen Zusammenseins nicht. Denn dank
des Einsatzes zahlreicher um
die Verantwortung des geschichtlichen Erbes bewusster
Menschen ist aus dem Gefangenenlager und seinem
Friedhof von damals ein Ort
der Versöhnung und des Miteinanders geworden. Dass
dem so ist, bewiesen über
800 Gäste, die sich auf Einladung der Marktgemeinde
Sigmundsherberg am 28. Juni
einfanden, um der „Grundsteinlegung“ vor 100 Jahren
zu gedenken.
Landeshauptmann Dr. Erwin
Pröll war es, der die hochkarätige Schar an Ehrengästen anführte (unter ihnen aus Italien
Botschaftsrat Gianluca Greco,
aus Rumänien Botschaftsrat Calin Tantareanu mit
Oberstleutnant Iulian Soare,
stellv. Verteidigungsattaché,
aus dem Kosovo Konsul Ymer
Lladrovci, aus Polen Prof. Dr.
Boguslaw Dybas, Direktor des
Der von der Landesgeschäftsstelle Niederösterreich errichtete Gedenkstein mit den Belagszahlen
Wissenschaftlichen Zentrums
der Polnischen Akademie der
Wissenschaften in Wien sowie
der Horner Bürgermeister und
Landtagsabgeordnete Jürgen
Maier und Bezirkshauptmann
Mag. Johannes Kranner).
Bgm. Göd: „Wer diese
Menschen und das Andenken an sie vergisst, der lässt
sie ein zweites Mal sterben“
2.464 Soldaten verstarben
im Lager und jedes einzelnen
wurde gedacht. „Wer diese
Menschen und das Andenken
an sie vergisst, der lässt sie ein
zweites Mal sterben“, so Bürgermeister Franz Göd in seiner, den Anlass würdigenden
und emotional ansprechenden
und ehrlich empfundenen Rede.
„Nicht vergessen, die Toten
von gestern als Mahnung für
heute und morgen zu sehen“ -
diese Botschaft zog sich auch
durch die dem Festakt vorangegangene Messe. In friedlicher Einigkeit legten dann
die politischen Vertreter, das
ÖSK, der ÖKB sowie Vertreter
verschiedener Nationen Kränze nieder.
Landeshauptmann Dr.
Erwin Pröll: „Nieder mit
dem billigen und nationenaufhetzenden Populismus“
„Nieder mit dem billigen und
nationenaufhetzenden
Populismus“, forderte Landeshauptmann Erwin Pröll in
seiner Festansprache: „Die
Geschichte - wie sie sich hier
auf dieser ewigen Heimat für
knapp 2.500 nicht Beheimatete manifestiert - ist ein
Auftrag für Jung und Alt. Gemeinsamkeit und Solidarität
bilden den Kitt, der den Frieden zusammenhält.“
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE KÄRNTEN
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 25
BILDER: PFLEGER
Sigmundsherberg war Versöhnung
Arbeit für den Frieden
Kranzniederlegung - im Bild von links: Gf. Präsident SR Josef Pfleger
(NÖKB), ÖSK-Landesgeschäftsführer Ing. Otto Jaus, NÖKB-Präsident
Bgdr i. R. Franz Teszar und ÖSK-Kurator Friedrich Ehn
ÖSK-LGF Ing. Jaus: Gräber
als warnende Zeichen
Viel Applaus gab es für die
mahnenden Worte von Ing.
Otto Jaus, Landesgeschäftsführer des Österreichischen
Schwarzen Kreuzes: „Dieser
Friedhof dokumentiert die
Tragödie tausender Soldaten
und Zivilpersonen. Die Gräber fungieren als warnende
Zeichen einer dunklen Zeit
und zwingen uns zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Das ÖSK zeigt
mit der Pflege dieser Mahnmale einen Weg auf, über bestehende Grenzen hinweg zur
Versöhnung zu gelangen.“
NÖKB-Präs. Teszar: „Menschen leben für uns weiter,
wenn wir uns an sie erinnern.“
In dieselbe Kerbe wie LH Dr.
Pröll schlug ein sich sprachgewandt
präsentierender
NÖKB-Präsident Bgdr i. R.
Franz Teszar: „La gente vive per noi, se continuiamo a
ricordo loro“. Was nichts an-
deres heißt als: „Menschen
leben für uns weiter, wenn wir
uns an sie erinnern.“ Großer Applaus, nicht zuletzt von
der großen Anzahl an anwesenden Italienern, war dem
polyglottem Offizier gewiss.
Hofrat Dr. Rudolf Koch:
Buch und Schautafeln
Schon der römische Politiker
Cicero manifestierte vor über
2.000 Jahren: „Den ungerechtesten Frieden finde ich immer
noch besser als den gerechtesten Krieg.“ Das unsagbare
Leid dieses Krieges und seiner
Folgen dokumentieren wohl
am besten die neuen Schautafeln, die in zehn Stationen
die Dimensionen des Lagers
offenbaren. Gestaltet wurde
dieser „Pfad des Erinnerns“
von Hofrat Dr. Rudolf Koch,
der sich schon seit seiner Studienzeit dieses lokalhistorisch
bedeutsamen Ortes und dessen wissenschaftlicher Aufarbeitung widmet. Auch dafür
gab es aufrichtigen und lang
Vor der ersten Schautafel: Gf. Präs. SR Josef Pfleger (NÖKB), LGF Ing.
Otto Jaus, NÖKB-Präsident Bgdr i. R. Franz Teszar, Buchautor und
„Schaupfad-Initiator“ Dr. Rudolf Koch, Landeshauptmann Dr. Erwin
Pröll, Abt Mag. Michael Karl Proházka (Stift Geras) und Bgm. Franz Göd
(Sigmundsherberg)
„Brücken bauen“: Ein berührender Punkt war der Auftritt der Sigmundsherberger Volksschulkinder, die bei ihrem Lied „Brücken bauen“ die
gesamte Prominenz miteinbezogen. Im Bild NÖKB-Präsident Bgdr i. R.
Franz Teszar und LGF Ing. Otto Jaus (v. re.)
anhaltenden Beifall.
Festschrift: Kurator Pfleger
Die wirklich gelungene und
außergewöhnlich gestaltete
Festschrift wurde von ÖSKKurator Martin Pfleger in allerletzter Minute fertiggestellt
- dafür bedankte sich Bgm.
Göd coram publico: „Martin,
du hast das Fest gerettet. Danke.“
Christoph Chromy
ÖSK-Kurator Martin Pfleger mit
der von ihm gestalteten Festschrift
LANDESGESCHÄFSTSSTELLEN WIEN - NIEDERÖSTERREICH
REISEVORSCHAU
Moskau – Wolgograd (Stalingrad) – Astrachan
7. bis 14. Mai 2016
Moskau: Stadtrundfahrt, Spatzenberge, Besuch des Moskauer Kreml mit den orthodoxen Kirchen
und des Roten Platzes, Spaziergang auf dem Alexanderplatz mit dem Kremlgarten, Besuch des
Kaufhauses GUM am Roten Platz, Basilius-Kathedrale
Wolgograd-Stalingrad: Stadtrundfahrt, Mamajew Hügel,
Schlachtfelder, Rossoschka – Besuch des deutschen und russischen Soldatenfriedhofes, Besuch der Jugendbegegnungsstätte und des Österreichischen Mahnmals in Pestschanka,
Besuch der Dorfschule und Essen in einem russischen Bauernhof, Besuch des Panoramamuseums „Schlacht um Stalingrad“, Teilnahme an den offiziellen Feierlichkeiten zum
„Tag des Sieges“ am 9. Mai, 70 Jahre Kriegsende mit Militärparade auf der Ehrentribüne
Astrachan: Stadtrundgang, Kreml, Wolga, Schifffahrt ins
Wolgadelta, Essen auf einem Hausboot im Delta
Preis: in Ausarbeitung - zuzüglich Visum und vorgeschriebener Reiseversicherung
Mutter der Heimat, Wolgograd/Stalingrad
Leistungen: Flug Wien-Moskau-Wolgograd, Unterbringung im guten Hotel *** auf Basis Halbpension, alle Transfers und Flughafengebühren, Stadtrundfahrten, qualifizierte deutschsprachige
Reiseleitung, Eintritte in den Kreml, Panoramamuseum (Schlacht um Stalingrad), Busfahrt nach
Astrachen, Schifffahrt in das Wolgadelta, Rückflug Astrachen-Moskau-Wien
Anmeldung: Österreichisches Schwarzes Kreuz, Landesgeschäftsstelle NÖ, Wollzeile 9, A-1010
Wien, Tel.: 01/512 31 15, Fax.: 01/512 05 56, E-Mail [email protected]
Die Landesgeschäftsstelle NÖ des ÖSK bedient sich bei der Durchführung der Reise eines konzessionierten Reisebüros. Es gelten die Reisebedingungen des Fachverbandes der Reisebüros Österreich in der Bundeskammer der Gewerblichen Wirtschaft sowie die Beförderungsbedingungen der
beteiligten Verkehrsträger.
Busreise nach Polen und die Ukraine
4. bis 11. Juni 2016
West- und Ostgalizien: Busreise in das Gebiet der Ostfront 1914 bis 1918 mit dem Besuch der
Städte Krakau (Stadtbesichtigung), Lemberg, (Stadtbesichtigung) Brody, Czernowitz, Ivano Frankivsk (Stanislau), Dukla-Pass (Slowakei), Prešov (Stadtbesichtigung), Auschwitz (Besuch der Gedenkstätte und des Konzentrationslagers), die Schlachtfelder um Lemberg mit Grodek, der Klosterstadt Potschajiw in der Ukraine, Fahrt durch die Ostkarpaten mit Besuch eines Huzulendorfes
Preis: in Ausarbeitung
Leistung: Unterbringung im guten Hotel *** auf Basis Halbpension, Stadtrundfahrten, qualifizierte deutschsprachige Reiseleitung, Eintritte
Die orthodoxe Klosterstadt Potschajiw
Opernhaus Lemberg
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 26
A
m 4. Mai 1945 stieß
die Vorhut des 319. US
Infanterieregiments
(80. US Division, Major General McBride) von Vöcklamarkt
kommend Richtung Timelkam. Bei der Ortschaft Straß
nächst Timelkam wurde ein
Sperrgraben, welcher neben
der Haltestelle der Kammerbahn und die anschließenden
Felder bis zur Pichlwangerstraße und darüber hinaus,
bis zur Böschung der Ager, errichtet, welcher von Einheiten
der 25. SS Grenadierdivision
und vom 3. Bataillon des Luftwaffenpanzersturmregiments
„Gayer“, vorwiegend aus HJ
bestehend, besetzt war.
Um 12:00 Uhr kamen etwa 25
ungarische SS-Soldaten von
Pichlwang über die Geleise
und nisteten sich mit einem
MG an der Nordseite und
einem auf der Südwestseite
um das Haus Straß Nr. 9 „Auracher“ ein. Ein Soldat erstieg
als Beobachter einen Hochspannungsmast, der ihm eine
weite Sicht, auch auf den zwei
Kilometer entfernten Koberg,
ermöglichte.
Um ca. 14:00 Uhr passierte
eine US-Panzerkolonne den
Koberg, die Panzer sammelten sich an dessen Fuße und
scherten dann über die Wiesen und Felder der Aderstraße
aus und rückten so in breiter
Front gegen Timelkam vor.
Der Bürgermeister und Gemeindearzt Dr. Grabherr,
welcher
Englisch sprach,
verhandelte mit den Amerikanern und versicherte, dass
der Ort von keinen deutschen
Truppen besetzt sei. Die Panzerkolonne stieß ungehindert durch den mit „weißen
Fahnen beflaggten“ Markt
und drang bis zum Ortsende
Haus Nr. 90 „Dichtl“ vor. Vom
Dachbodenfenster aus richteten sich die Amerikaner mit
einem MG ein. Ein weiteres
wurde auf dem vorderen Balkon in Stellung gebracht.
Die Panzer schossen auf das
Auracherhaus und legten
es in Schutt und Asche. Da
nun die Panzer in Reichweite von Panzerfäusten der un-
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE OBERÖSTERREICH
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 27
Das Kriegsende in Timelkam am 4. Mai 1945
Zur Erinnerung an die vielen Millionen unschuldigen Opfer der Kriege und den Dank
an die Nachkriegsgeneration für den Wiederaufbau Österreichs
Zwei farbige US-Soldaten auf
der Brücke bei der Nepomukstatue der alten Bundesstraße 1
Kreuzung Ader-Ungenach
Zwei US-Soldaten an der Kreuzung (gleiche Stelle wie links, nur
rechte Straßenseite)
Grab zweier am 4. Mai 1945
gefallenen deutschen Soldaten
am Friedhof Oberthalheim
garischen SS gelangt waren,
schossen sie diesen auf zehn
Meter vor dem Haus ab.
Der darauf folgende Panzerspähwagen wurde ebenfalls abgeschossen und beide
brannten vollkommen aus.
Nun wurde von allen Seiten
das Feuer eröffnet. Auch von
der Vöckla-Leiten, welche am
Nordrand der B1 etwa zehn
Meter zum Achauerhaus (also gegenüber der Straße) liegt
und wo ca. 100 Mann mit Panzerfäusten und MG´s schweren Widerstand leisteten, erwiderten die Deutschen nun
das Feuer.
Aus
dem
Edelbauergut,
welches von den Amerikanern mit Maschinengewehren
besetzt war, wurde das Feuer
ebenfalls erwidert.
Um ca. 16:00 Uhr kreisten
zwei Flugzeuge im Tiefflug
über das Kampfgebiet. Über
ihre Lautsprecher wurde
mehrmals in deutscher Sprache durchgegeben: „Ergebt
euch, legt die Waffen nieder,
stellt den Kampf ein.“
Nach einer kurzen Pause von
15 Minuten wurde das Feuer wieder eröffnet. Nun gelang es zehn Deutschen in
das Edelbauergut einzudringen. Sie wurden aber von den
Amerikanern entwaffnet und
gefangen genommen. Auch
eine Gruppe ungarische SS
konnten bei dem Versuch in
das Dichtlhaus einzudringen
entwaffnet und gefangen genommen werden.
Allmählich verlagerte sich der
Kampf ostwärts in Richtung
Vöcklabruck, da nun das Gebiet bis zur Haltestelle StraßOberthalheim fest in Amerikanischer Hand war. Bei diesen Kampfhandlungen wurde
auch das Zitzlerhaus zerstört
und auch das Mittermaierhaus wurde in Oberthalheim
durch einen Granatdurchschuss schwer beschädigt.
Gegen 17:00 Uhr wurde das
„Schirlgut“ in Kirchberg Nr.
6 von US-Panzern in Brand
geschossen. Zeitgleich wurde
auch das Haus Wageneder,
welches links an der B1 liegt,
unter Beschuss genommen.
Nachdem die Amerikaner
abermals mit Durchsagen
und weiteren verschärften
Drohungen ein Ultimatum
mit einer letzten Frist bis
17:30 Uhr vorgaben, stellten
die Deutschen das Feuer ein
und setzten sich durch den
Wald und die Agerau ab. Gegen 18:00 Uhr erreichten die
Amerikaner Vöcklabruck und
besetzten es kampflos.
35 Tote auf deutscher Seite,
jene der Amerikaner konnten
nicht eruiert werden, da diese
und die Verwundeten nach
Salzburg gebracht wurden.
Mit dieser letzten größeren
Kampfhandlung ging am 9.
Mai der Zweite Weltkrieg zu
Ende.
Namensverzeichnis der ursprünglich hier Bestatteten
(Umbettung im Jahr 1970
zum Ehrenfriedhof Wels):
Leutnant Karl-Heinz
Kurmeyer, geb. 21.04.1923 in
Lamspringe, Bez. Alfeld
Unteroffizier Gustav Schiefler,
geb. 02.01.1926 in Hamburg
Unteroffizier Heinz Schreiber,
geb. 05.05.1921 in Berlin
Soldat Otto Welscher, geb.
02.11.1919 in Neuhaus
Ida Kauer, geb. 15.03.1887 in
Neutitschein
eine unbekannte Frau
fünf unbekannte Soldaten
Weiters befand sich auf dem
Friedhof Oberthalheim das
Grab von Soldat Georg Kubatz, geb. 18.10.1917 in Völkingen/Saar, verstorben am
11.8.1945 nach einem Unfall.
Er war im Bahnhof in Timelkam auf einen Waggon geklettert und dabei in die Stromleitung geraten. In einem
Massengrab fanden zusätzlich zwei unbekannte ungarische Soldaten sowie Nemm
Josef ihre letzte Ruhestätte.
Die Kreuzesinschrift lautete (übersetzt aus dem Ungarischen): Hier ruht der Heldentote Nemm Josef, Königl.
Ung. „Ejer“ Obergefreiter, 22
Jahre alt. Starb den Heldentot
am 5. Mai 1945. Friede seinem
Staube. „Bist fort“. Doch dein
Andenken hüten ewig Deine Soldaten-Kameraden. In
Friedensmarterl in Gampern
einem Waldstück neben dem
Schloss Neuwartenburg befand sich weiters die Grabstätte des russischen Kriegsgefangenen Boris Etiemiw aus der
Stadt Odessa, verstorben am
14. April 1945.
Friedensmarterl gesegnet
Zum Gedenken an die beiden
Weltkriege wurde am 19. Juni
2010 vom ÖSK, Ortsgruppe
Timelkam, in Bergham ein
Friedensmarterl in Anwesenheit des Landesgeschäftsführers des OÖSK Prof. Friedrich
Schuster und des Bürgermeisters der Gemeinde Gampern
Hermann Stockinger feierlich
eingeweiht. Die Segnung wurde durch Pfarrer Mag. Stangl
durchgeführt, die feierliche
Umrahmung übernahm der
Musikverein Gampern. Dieser
Platz wurde deshalb gewählt,
da der Jakobsweg daran vorbeiführt, mit einem herrlichen
Blick zum Höllengebirge, zum
Verweilen einlädt und seit
Jahren gerne besucht wird.
Dieses Friedensmarterl soll an
die Opfer der Weltkriege aller
Nationen erinnern.
Frieden bringt Reichtum,
Reichtum macht Übermut,
Übermut bringt Krieg, Krieg
bringt Armut, Armut macht
Demut, Demut bringt Frieden.
Konsulent Hubert M. Schirl,
(Bilder und Berichte von
Zeitzeugen, Archiv Schirl)
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE OBERÖSTERREICH
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 28
Arbeiten auf Kriegsgräberanlagen
in Oberösterreich
Immer wieder fallen neben der laufenden Betreuung der
90 Kriegsgräberanlagen (inkl. Einzelgräber) in Oberösterreich, der Kriegsgräberstätten in Italien, der zahlreichen
Anlagen in Polen sowie einer Anlage in Tschechien, kleinere oder größere außertourliche Arbeiten an.
Soldatenfriedhof Freistadt-Jaunitzbachtal
Im Teil Zweiter Weltkrieg müssen alle 390 Grabkreuze gereinigt
und neu beschriftet werden. 170 Kreuze wurden bereits saniert.
Die Arbeiten sollen im nächsten Jahr abgeschlossen werden.
Zentrales
Denkmal
mit Inschrift
(kleines
Bild)
Freistadt-Jaunitzbachtal: 170 Kreuze bereits gereinigt und beschriftet
Soldatenfriedhof Mauthausen
Die Inschriften der Gedenktafel im Inneren der Kapelle, am zentralen Denkmal sowie auf dem Spendenbehälter wurden nachgezogen. Mit der notwendig gewordenen Reinigung und Erneuerung der Inschriften an den Granitkreuzen wurde begonnen.
Gedenktafel
im inneren der
Kapelle –
vorher und
nachher
Spendenbehälter ( Bild links)
Im Vordergrund ein bereits
saniertes Kreuz (Bild oben)
Soldatenfriedhof Wels
Die Gedenktafel vor dem zentralen Gedenkkreuz am Bombenopferfeld sowie zahlreiche einzelne Kreuze mussten neu ausgerichtet werden (Bild unten).
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE OBERÖSTERREICH
Soldatenfriedhof Bad Hall
Die Namenstafel für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges wurde generalsaniert.
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 29
KZ-Gedenkstätte für Opfer des Leidensweges
St. Florian bei Linz
Die Inschrift auf der Gedenktafel am zentralen Denkmal wurde
erneuert.
Die Namenstafeln vor und nach der Sanierung
Die Inschriften vor
und nach der Sanierung
Besuch des Uropas auf dem
Kriegerfriedhof Marchtrenk
Soldatenfriedhof Enns
Alle Gedenktafeln wurden mit Hochdruckreiniger gesäubert.
Erneuerung der Inschriften - eine in Arbeit befindliche Namenstafel
Einen berührenden Brief erhielt Mag. DI Dr. Gerhard
Hubmer, Obmann des Schwarzen Kreuzes Marchtrenk,
von der italienischen Besucherin Romina Serra:
„Endlich, nach langer Suche und mit
großer Erwartung,
konnten wir den
Militärfriedhof in
Marchtrenk
besuchen, wo unser
Verwandter begraben ist. Es war für
uns ein überwältigendes Gefühl! Wir
haben Blumen mitgebracht und auch
ein Foto dort gelassen – wir wussten
nicht, ob das erlaubt
ist – aber wir konnten nicht mit leeren
Händen kommen,
um unserem Uropa die Ehre zu erweisen. Ich hoffe,
Ihr könnt diesen
unseren Wunsch Die Verwandten aus Italien brachten Blumen
und ein Bild des Urgroßvaters mit.
verstehen! Wir danken dem Österreichischen
Schwarzen Kreuz von ganzem ker Friedhof kaufen, das Sie
Herzen, der Friedhof ist sehr uns empfohlen haben. Bitte
gepflegt, aufgeräumt und sau- würden Sie so freundlich sein
ber! Wir würden auch gerne und es uns schicken.
das Buch über das Gefange- Noch einmal vielen Dank!
Romina“
nenlager und den Marchtren-
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE OBERÖSTERREICH
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 30
Ehrungen der Landesgeschäftsstelle Oberösterreich
Hohe Auszeichnung des Schwarzen Kreuzes für
Bürgermeister von Wels
Veranstaltungen mit Ehrungen
in den Ortsgruppen
Schon seit seinem Amtsantritt unterstützt Bürgermeister Dr.
Peter Koits die Arbeit des Österreichischen Schwarzen Kreuzes
– Kriegsgräberfürsorge. Im Stadtfriedhof von Wels befinden
sich Gräber aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg von Gefallenen, Bombenopfern, Flüchtlingen und KZ-Opfern. Somit verfügt Wels über eine der größten Kriegsgräberanlagen in Oberösterreich. Die Betreuung der Anlagen wird durch das Schwarze
Kreuz durchgeführt und erfordert nicht unerhebliche finanzielle
Mittel, die hauptsächlich durch die Allerheiligensammlung im
November jeden Jahres aufgebracht werden müssen. Aber auch
die Stadt Wels leistet einen finanziellen Beitrag zur Erhaltung
der Kriegsgräber und stellt bei Notwendigkeit Sachleistungen
durch den Bauhof zur Verfügung.
Als Dankeschön für die laufende Unterstützung wurde Bürgermeister Dr. Peter Koits am 18. Mai 2015 das Große Ehrenzeichen
des ÖSK durch ÖSK-Generalsekretär Oberst i. R. Alexander
Barthou und dem ÖSK-Landesgeschäftsführer von OÖ Bgm. a.
D. Prof. Friedrich Schuster im Beisein von Vizebürgermeister
Hermann Wimmer in den Amtsräumen des Rathauses Wels
überreicht.
ÖSK-Ortsgruppe Attnang-Puchheim
Im Rahmen der OÖKB-Jahreshauptversammlung am 1. April
2015 überreichte der stv. ÖSK-Bezirksobmann des Bezirkes
Vöcklabruck Josef W. Langthaler stellvertretend für das Präsidium des Schwarzen Kreuzes das Große Ehrenkreuz an den
langjährigen Sammler und Betreuer der Erinnerungsstätte im
Weißenbachtal, Kurt Loy.
Verleihung des Großen Ehrenkreuzes an Kurt Loy - im Bild von links:
ÖKB- und ÖSK-Obmann Ing. Albert Zopf, Kurt Loy, ÖSK-Bezirksobm.Stv.
Josef W. Langthaler, ÖKB-Bezirksobmann Johann Wienerroither
ÖSK-Ortsgruppe Perwang
Dem Bürgermeister von Wels, Dr. Peter Koits, wird das Große Ehrenzeichen des ÖSK verliehen, v.li.: ÖSK-Generalsekretär Oberst i. R. Alexander
Barthou, Vizebgm. Hermann Wimmer, Bgm. Dr. Peter Koits, LGF Prof.
Friedrich Schuster Foto: Manfred Kammerer/Wels
Die Vollversammlung des ÖKB am 28. Februar 2015 in Kirchberg bei Mattighofen nahm ÖSK-Bezirksobmann Walter Haid
zum Anlass, folgende, seitens des ÖSK für besondere Verdienste
um die Kriegsgräberfürsorge zuerkannte Auszeichnungen an
Mitarbeiter der Ortsgruppe Perwang zu übergeben: Das Ehrenkreuz des ÖSK erhielten ÖSK- u. ÖKB-Obmann Friedrich Andorfer sowie die beiden Sammler Johann Rehrl und Karl Stockhammer.
Vollversammlung des ÖKB,
v.li.: Bezirkshauptmann Mag.
Dr. Georg Wojak, LAbg. Bgm.
Franz Weinberger, Erwin
Wolfgruber, ÖSK-Bezirksobmann
Walter Haid, Johann Rehrl,
Gf. Präsident des OÖKB Benno
Schinagl, ÖSK-Obmann
Friedrich Andorfer, Bundesrat
Ferdinand Tiefnig, LAbg. David
Schießl, OÖKB-Vizepräsident
Vzlt a. D. Johann Puchner,
OÖKB-Ehrenvizepräsident und
ÖSK-Obmann Kons. Franz Renzl
und OÖKB-Bezirksobmann und
ÖSK-Obmann Kons. Karl Glaser
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE OBERÖSTERREICH
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 31
ZUM ANDENKEN AN DIE TOTEN IN DER „VERGESSENEN STADT“
Das Kriegsgefangenenlager im Aschachwinkel
Ein Friedhof mit knapp 7.000 darin bestatteten Kriegsgefangenen erinnert im Ortsteil Deinham der Gemeinde
Hartkirchen an eines der größten Lager in der Zeit des
Ersten Weltkrieges auf dem Gebiet der Donaumonarchie.
Auf 132 Hektar Wiesenfläche standen 459 Holzbaracken
zur Unterbringung der in Gefangenschaft geratenen Serben, Montenegriner, Rumänen, Albaner und Italiener sowie hier internierter Zivilisten. Die Belagsstärke betrug
35.000 Personen – mehr als der gesamte Bezirk Eferding
Einwohner zählte.
Kanalisation, Wasserleitung,
Elektrizität,
Kommandantur- und Lazarettbaracken,
Schlächterei und Bäckerei bildeten die Infrastruktur für das
zwangsläufige Miteinander.
Letztendlich erforderte dies
auch das Anlegen eines Lagerfriedhofes als Konsequenz für
die zahlreichen Toten nach
zahlreichen Epidemien durch
Seuchen und Hunger.
100 Jahre später erinnert ein
Gedenkbuch an diese vierjährige Episode – vorgestellt
im Schloss Aschach durch die
Autoren Johann Eggerstorfer
und Dr. Adolf Golker.
Zu einem besinnlichen Teil
mit dem Titel „Und sie sind
nicht vergessen“ luden dann
am 19. September 2015 die
Bürgermeister der beiden Gemeinden Aschach und Hartkirchen, Ing. Franz Knierzinger und Wolfgang Schöppl,
Bevölkerung und Ehrengäste
in den Lagerfriedhof ein. Um
das zentrale Gedenkkreuz
gruppierten sich Traditionsverbände wie das Infanterieregiment 14 (Hessen) und
Abordnungen des Kameradschaftsbundes mit den Vizepräsidenten Johann Puchner und Herbert Nösslböck,
die Ortsmusik Aschach und
Schüler der Neuen Mittelschule Hartkirchen als Fackelträger. Die Andacht hielten
Geistliche der katholischen,
evangelischen und russischorthodoxen Kirche. Kränze
legten die beiden Gemeindevorsteher, der Landtagsabgeordnete Jürgen Höckner, der
Bezirkshauptmann von Eferding Dr. Michael Slapnicka,
der serbische Generalkonsul
Vladimir Novakovic, der Vizepräsident des ÖSK Nationalrat a. D. Walter Murauer
und der italienische Militärattaché Oberst Onofrio Picarelli
nieder.
Beide Bürgermeister und
ÖSK-Generalsekretär Oberst i. R. Alexander Barthou hält die Gedenkansprache beim zentralen serbischen Gedenkstein.
Totengedenken und Kranzniederlegung, v. re.: Bürgermeister Ing. Franz
Knierzinger, ÖSK-Vizepräsident NR a. D. Walter Murauer, Oberst Onofrio
Picarelli, Generalkonsul Vladimir Novacovic
Landtagsabgeordneter Höckner betonten in ihren Ansprachen die moralische Notwendigkeit des Erinnerns an die
Kriegsopfer aus allen Nationen auch nach hundert Jahren.
In seiner Gedenkrede bedankte sich der Generalsekretär
des ÖSK Oberst i. R. Alexander Barthou bei den Gemeinden und allen freiwilligen Helfern, die seit Jahrzehnten gemeinsam mit dem ÖSK diesen
Friedhof pflegen und instand
halten. Insbesondere betonte
er dabei das Wort „Versöhnung“ über den Gräbern, und
zitierte aus einer im Lager erschienenen Zeitung namens
„Puls“ vom Mai 1916:
„Hier liegen tot zusammen
Serben mit Ungarn, Russen
mit Italienern, nicht mehr als
Feinde sondern als Menschen,
als Brüder, gleich im Tod und
Grab!“
Er beleuchtete dabei auch
die sich im Lager entwickelte
Kulturszene mit Theater und
Konzertaufführungen, die im
Gegensatz zu der harten Realität mit Hunger und Seuchen
stand.
1918 war alles vorüber, das Lager wurde aufgelöst - geblieben ist der Friedhof mit seinen
Toten und die Übernahme der
Verantwortung durch das Österreichische Schwarze Kreuz.
Mit dem Anzünden der Fackeln und dem Lied „Der gute
Kamerad“ ging der beeindruckende Gedenkakt zu Ende.
Oberst i. R. A. Barthou, GS
Italienisches zentrales Denkmal am Soldatenfriedhof HartkirchenDeinham
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ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 32
Das nach
der Zerstörung durch
den Unfall
sanierte Soldatengrab
in Stillfüssing
Verkehrsunfall: Sanierung des
Soldatengrabes in Stillfüssing
Glück im Unglück hatte eine PKW-Lenkerin zu Jahresbeginn. Sie geriet mit ihrem Auto ins Schleudern, kam von
der Stillfüssinger Gemeindestraße ab und landete unverletzt im Soldatendenkmal, welches dadurch beinahe zur
Gänze zerstört wurde.
Im Zuge der notwendig gewordenen Sanierungsarbeiten
wurde die alte Linde links
neben dem Soldatengrab begutachtet und im Anschluss
aufgrund Gefährdung der öffentlichen Sicherheit gefällt.
Sowohl die Gemeinde Waizenkirchen als auch der örtliche
Kameradschaftsbund
erklärten sich umgehend
dankenswerterweise bereit,
jeweils einen neuen Lindenbaum zu spenden.
Das Österreichische Schwarze Kreuz bedankt sich sehr
herzlich bei der Firma Löckinger für die gelungenen
Sanierungsarbeiten, bei Peter
Willerstorfer für die kostenlosen Erdfräsarbeiten, bei der
Betreuerin des Soldatengrabes
Ernestine Kimberger für das
Begrünen der Anlage und den
Blumenschmuck, bei Familie
Mödlauer für das Restaurieren des Wegkreuzes sowie bei
der Gemeinde Waizenkirchen
für die Spende einer Ruhebank und natürlich auch beim
örtlichen
Kameradschaftsbund für die Mithilfe bei der
Generalsanierung.
Am 8. Mai, anlässlich des 70.
Jahrestages des Kriegsendes,
wurde das Soldatengrab unter
Anwesenheit von Bgm. Wolfgang Degeneve, Kameradschaftsbundabordnungen aus
Prambachkirchen,
Wallern
und Waizenkirchen sowie der
zahlreich erschienenen Bevölkerung mit einer Gedenkfeier und einer bewegenden
Ansprache von Pfarrer Franz
Steinkogler eingeweiht. Mit
einer anschließenden Kranzniederlegung wurde die Erinnerung an die damaligen Geschehnisse wachgehalten.
Für die musikalische Umrahmung sorgte eine Abordnung
der Musikkapelle Waizenkirchen.
Eine große Anzahl von Fahnenabordnungen des Österreichischen
Kameradschaftsbundes nahm an der Gedenkfeier teil.
Gedenkfeier in
Aigen im Mühlkreis
Im Juli gedachten vor dem Kriegerdenkmal in Aigen im
Mühlkreis ÖSK und ÖKB gemeinsam des Endes des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren.
Die beiden Bezirksobmänner ÖKB-Obmann Vzlt Josef
Hofmann und ÖSK-Obmann
Siegfried Umdasch konnten
neben den zahlreichen Fahnenabordnungen und Mit-
gliedern des ÖSK auch viele
Ehrengäste aus der Politik begrüßen.
Eine große Freude machte
auch die Teilnahme von Vereinen aus Bayern.
Der Bezirksobmann des ÖKB Vzlt Josef Hofmann und der Bezirksobmann des ÖSK Siegfried Umdasch vor dem Kriegerdenkmal
Allerheiligen – Allerseelen: Geh nicht vorbei!
Wenn Sie in wenigen Tagen zu Allerheiligen – Allerseelen zu den Friedhöfen gehen werden, wird man
Sie vielleicht wieder um eine Spende für die Kriegsgräber bitten. Für die Gefallenen zweier Weltkriege,
die meist dort beerdigt wurden, wo sie gestorben sind. Die Pflege dieser Gräber ist nicht sinnlos. Sie ist
ein Dienst am Menschen: Im Namen der Familien, die nicht selbst kommen können. Sie ist aber auch ein
Dienst am Frieden: Nichts mahnt so eindringlich wie ein Soldatenfriedhof vor Krieg und Gewalt. Geht
nicht achtlos vorbei! Nicht an den Gräbern, nicht an den Sammlern! Die Pflege der Kriegsgräberstätten,
wo immer sie sein mögen, kostet viel Geld. Kriegsgräberfürsorge ist eine zutiefst menschliche Aufgabe!
Die Kreuze müssen bleiben als Mahnung! Ihre Spende hat dieses Ziel! Darum: „Geh nicht vorbei…!“
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ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 33
Gedenkfeiern in Italien
Traditionelles Gedenken in Arsiero,
Laghi und Tonezza/Provinz Vicenza
Wie jedes Jahr fanden auch heuer im Juli wieder Gedenkfeiern für Kriegstote aus dem Ersten Weltkrieg in Arsiero, Laghi und Tonezza statt. Das erste Gedenken fand am
Samstag, dem 18. Juli nachmittags im Soldatenfriedhof
von Arsiero statt.
Neben den italienischen
Kriegstoten ruhen in diesem
von italienischer Seite immer vorbildlich gepflegten
Friedhof auch 702 unbekannte österr.-ung. Soldaten. U.
a. waren bei der Gedenkfeier auch die Bürgermeisterin
von Arsiero, Dr. Tiziana Occhino, der Provinzpräsident
der Infanteristen Cav. Attilio
Gomitolo, der Präsident von
Nastro Azzuro Cremona Dr.
Claudio Mantovani, Comm.
Mario Eichta aus Trient und
Abordnungen
ungarischer
Traditionsverbände sowie der
Tiroler Kaiserjäger anwesend.
Das Österreichische Schwarze
Kreuz war durch den für dieses Gebiet verantwortlichen
Landesgeschäftsführer
von
Oberösterreich,
Cavaliere
Obstlt. Prof. Friedrich Schuster vertreten.
Um 18.00 Uhr desselben Tages wurde die Gedenkfeier in
der kleinsten Gemeinde Ita-
Bürgermeister, Pfarrer und Ehrengäste bei der Kranzniederlegung am
italienischen Kriegerdenkmal in Laghi
Ehrengäste und Abordnungen von Traditionsvereinen aus Italien,
Ungarn und Österreich vor dem zentralen Denkmal im Soldatenfriedhof Arsiero
liens, in Laghi, durchgeführt.
Am Beginn der Veranstaltung
wurde beim italienischen
Kriegerdenkmal in Laghi ein
Kranz niedergelegt. Im Anschluss daran fand die schon
zur Tradition gewordene
Gedenkfeier am ehemaligen
österr.-ung.
Soldatenfriedhof im Ortsteil Vanzi Molini
statt. Dieser Friedhof wurde
in den letzten Jahren durch
die Infanteristen der Provinz
Vicenza und der Gemeinde
Laghi vorbildlich saniert und
die Infrastruktur ständig verbessert. Auch das ÖSK hat
einen Beitrag zur Sanierung
geleistet.
LGF Cav. Prof. Friedrich Schu-
ster überbrachte die offiziellen
Grüße des ÖSK und wies in
seiner Ansprache besonders
darauf hin, wie wichtig gerade in der heutigen, leider außerhalb Europas nicht immer
friedlichen Zeit, Gedenkveranstaltungen als Beitrag zur
Erhaltung des Friedens sind.
Gedenkfeier in Tonezza
Am Sonntag, dem 19. Juli stand schließlich die Gedenkfeier in Tonezza am Programm. Auch hier wurde zu
Beginn der Gedenkfeier ein
Kranz am ital. Kriegerdenkmal mit den Kranzschleifen
von Italien und dem Österreichischen Schwarzen Kreuz
Wie immer waren eine große Anzahl von Vereinen
und Ehrengästen anwesend.
Viele Abordnungen von Gemeinden und Traditionsvereinen aus Italien,
Ungarn und Österreich nahmen an der Gedenkfeier teil.
Eine Besonderheit im Soldatenfriedhof Tonezza ist
der liebevoll aus Granatsplittern gestaltete Blumenstrauß beim Holzkreuz (li.).
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Gedenkfeier am ehem. österr.-ung. Soldatenfriedhof in Tonezza del
Cimone
niedergelegt. Im ehemaligen
österr.-ung. Soldatenfriedhof
wurde dann vom Bischof von
Vicenza bei Temperaturen
jenseits von 35 °C im Schatten
eine heilige Messe zelebriert
und die offizielle Gedenkfeier
mit Ansprachen der Ehrengäste abgehalten.
Der neue Bürgermeister von
Tonezza Diego Dalla Via begrüßte alle Ehrengäste aus
Italien und dem Ausland und
bedankte sich für die Anwesenheit so vieler Traditionsvereine und Abordnungen von
Gemeinden mit ihren Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern.
Der Präsident der Infanteristen von Italien Antonio
Beretta sprach Worte des Gedenkens und der Mahnung
zur Erhaltung des Friedens in
Europa.
LGF Prof. Friedrich Schuster
brachte in seiner Ansprache
zum Ausdruck, wie wichtig
eine freundschaftliche Zusammenarbeit in Europa zur
Erhaltung des Friedens ist, um
solch schreckliche Kriege wie
im letzten Jahrhundert nicht
wieder erleben zu müssen. Er
bedankte sich bei den Infanteristen für die aufopfernde
Arbeit am Kriegerfriedhof,
da auch dieser Friedhof von
Traditionsvereinen der Infanteristen der Provinz Vicenza
unter großem Arbeitsaufwand renoviert wurde und
diese ihn mit Unterstützung
der Gemeinde auch weiter betreuen. Für die jahrelange Betreuung des Kriegerfriedhofes
durch die Familie Pettinà
wurde Ornella Pettinà durch
LGF Prof. Friedrich Schuster
eine Auszeichnung des ÖSK
überreicht, über die sie sich
sehr freute.
ÖSK-LGF Prof. Friedrich Schuster überreicht die Auszeichnung an
Ornella Pettinà.
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 34
Bischof von Vicenza Beniamino Pizziol (mi) mit Infanteristenobmann
von Vicenza Cav. Attilio Gomitolo, Ornella Pettinà, Comm. Mario
Eichta, LGF Cav. Prof Friedrich Schuster, die Tochter der Geehrten, Präs.
Nastro Azzuro Cremona, Dr. Claudio Mantovani (v.li.)
Gedenkfeier in Posina - „Auf den
Gipfeln herrscht Ruhe!“
Zur hundertjährigen Wiederkehr des Kriegsausbruchs
zwischen Italien und Österreich-Ungarn gedachte die
kleine italienische Gemeinde Posina im Gebiet des Pasubio-Massives am 26. Juli 2015 der Opfer der Schlachten
von damals.
Zu feierlichen Gedenken und
Kranzniederlegungen
im
Friedhof und bei der Monte
Majo-Kapelle luden Bürgermeister und örtliche Veteranenvereine ein. Aus Österreich nahmen eine Delegation des ÖSK und die Tiroler
Kaiserjäger aus Jenbach und
Kirchbichl teil.
Die Gedenkrede hielt der Generalsekretär des ÖSK Oberst
i. R. Alexander Barthou. Er
Aufstellung zum Totengedenken
erinnerte dabei an die harten
Kämpfe im Pasubiogebiet, die
auf beiden Seiten jeweils über
13.000 Todesopfer forderten.
„Die Soldatenfriedhöfe mit
ihren Kreuzen und Denkmälern gehören daher zu den
wenigen Orten, an denen die
Geschichte nicht nur sichtbar,
sondern auch fühlbar wird!
Sie können zwar Kriege nicht
verhindern, aber sie bringen
uns zum Nachdenken!“
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ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 35
Conte Benvenuti (li) begrüßt die Gäste in seinem Palazzo, im Bild v. re.:
Enrico Rotondi, LGF Prof. Friedrich Schuster, Präs. Centro Studi Eugeniani Pietro Terzolo, Präs. Valeriano Poloni
Ehrung der Gefallenen bei der Kapelle Monte Majo
Die in Italienisch gehaltene
Ansprache mit der Aufforderung zum Schluss, sich die
Hände zu reichen, stieß auf
große Zustimmung bei der
zahlreich anwesenden Bevölkerung.
Nach der Feldmesse erteilte
Pfarrer Parroco allen Anwesenden seinen Segen. Unter
den Klängen des Liedes „Der
gute Kamerad“ und des Zapfenstreiches erfolgte das Totengedenken mit der Kranzniederlegung. Der Bürgermeister von Posina Andrea
Ceccherello wurde dabei vom
Jenbacher Bürgermeister Dieter Wallner und den örtlichen
Alpini, der ÖSK-Delegation
von Comm. Mario Eichta und
den Tiroler Kaiserjägern begleitet.
Die Stadtmusik von Arsiero
zeichnete für den stimmigen
musikalischen Einsatz verantwortlich, um das leibliche
Wohl der Gäste kümmerte
sich die Gruppe Alpini aus
Posina.
Die stilvolle Renovierung des
Kriegerdenkmales am Friedhof in Posina besorgte die Familie Claudio Zen mit Tochter
Anna und Sohn Davide, die
dafür mit einer Ehrennadel
des ÖSK ausgezeichnet wurde.
Gedenkfeier und Segnung
des neuen Fahnenmastes in Crema
Am 24. Juli 2015 fand im Beisein von ÖSK-Landesgeschäftsführer Prof. Friedrich Schuster am Soldatenfriedhof „3 Bocche“ in Ombriano eine Gedenkfeier mit
Segnung des vom Österreichischen Schwarzen Kreuz bezahlten Fahnenmastes statt.
Bei der Feier bedankte sich
der Präsident des Restaurierungskomitees der „Toten der
3 Bocche“, Valeriano Poloni,
beim ÖSK für die finanzielle
Unterstützung. Präs. Poloni
hat sich an den österreichischen Bundespräsidenten Dr.
Heinz Fischer um Unterstützung gewandt, der wiederum
das ÖSK ersuchte, sich der
Angelegenheit anzunehmen.
In seiner Ansprache führte
Präs. Poloni u. a. aus: „Hier in
dieser ruhigen kleinen Kapelle
aus dem 17. Jhdt., deren Bau
von Prinz Eugen in Auftrag
gegeben wurde, ruhen ca. 30
österreichische Soldaten, die
in der blutigen Schlacht von
Cassano D’Adda 1750 zwischen den Habsburgischen
Truppen und den Borbonen
ihr Leben lassen mussten. Die
Gefallenen stürzten in den anliegenden Kanal und wurden
abgetrieben. Nach einigen Kilometern wurden die leblosen
Körper von der mitleidigen
Bevölkerung von Ombriano
geborgen und würdevoll in
einem schon früher existierenden Marinefriedhof begraben. Infolge der Vernichtung
des Borbonischen Heeres,
welches die Stadt Turin 1706
belagert hatte, erfuhr Prinz
Eugen von Savoyen, der zum
Verwalter des Fürstentums
Mailand ernannt worden war,
von dem Marinefriedhof der 3
Bocche auf dem seine Soldaten, die ein Jahr vorher in Cassano D’Adda gefallen waren,
begraben lagen. Zum Gedenken an das schreckliche Blutvergießen in dieser Schlacht
ließ er die jetzt noch bestehende Kapelle errichten.
Mehr als 300 Jahre hat die
Bevölkerung von Ombriano
für die Seelen dieser ausländischen, unbekannten Soldaten, die hier fern der Heimat
begraben wurden, gebetet und
ihre Gräber gepflegt.
In der Geborgenheit dieser
Kapelle, die einen Hauch des
Mysteriums des Absoluten
ausströmt, haben die alemannischen Soldaten eine Bevölkerung gefunden, die sie würdevoll empfangen, beweint
und geehrt hat, als wären sie
ihre eigenen Söhne: Zusammengelegt in christlicher Verbundenheit mit den eigenen
Gefallenen aus den letzten
großen Kriegen.
Die Namen sind in zwei großen Marmortafeln neben dem
Eingang eingraviert. Im Gedenken an alle Soldaten, die
für eine bessere Zukunft in
Frieden gekämpft haben, erneuern wir auch heute noch
Gottes Gebet, welches die
Mütter und jungen Ehefrauen
von Ombriano und Gattolino
gebetet haben, wenn sie sich
in dieser heiligen Kapelle trafen.“
Gebet für die Kriegssoldaten
und für die Gefangenen
Hier sind wir, oh Herr, zu Deinen Füßen.
Wir sind ein einziger Schmerz
und eine einzige Seele
Die sich an Dich wenden und
Dich anflehen.
Du weißt, oh Herr, für wen wir
gekommen sind Dich anzuflehen:
Wir wissen, dass wir sie wiederfinden, nur wenn wir Dich
suchen
Und sie in unser Herz einschließen.
Du bist derjenige, der ihren
letzten Schmerz getröstet
Und ihren letzten Gedanken
an uns festgehalten hast;
Nur Du weißt wo einige von ihnen ihren harten Traum ausschlafen.
Sie waren unsere Söhne, unsere Männer, unsere Väter,
Unsere Brüder, unsere Kraft
und unser Leben war ihre Liebe;
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ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 36
Gedenkfeiern in Cremona –
Pizzighettone – Casalmaggiore
In der Provinz Cremona waren in vielen Gemeinden
Kriegsgefangene aus dem Ersten Weltkrieg als Arbeiter
eingesetzt. In den meisten Fällen verstanden sich die Einheimischen sehr gut mit den Kriegsgefangenen, weil sie
gute Arbeit leisteten.
Die Fahnen von Europa, Italien und Österreich wehen am neu errichteten Fahnenmast vor der Gedenkstätte Tre Bocche.
Gib oh Herr, dass sie nicht umsonst gestorben sind und dass
ihr Opfer
Frieden und Eintracht unserem Vaterland und der
ganzen Welt bringt.
Für das bitten wir Dich oh
Herr, für sie und für uns,
Alles sei so wie Du es wünscht,
für jetzt und für immer.
Euch gefallene Soldaten aller
Kriege
Euch die Umarmung unserer
Erinnerung
Und der Hauch unserer Gebete.
LGF Prof. Cav. Friedrich Schuster bedankte sich bei Präsident Dr. Poloni und der Bevölkerung für die jahrelange fürsorgliche Pflege der Grabstät-
te der ehem. österreichischen
Soldaten und versprach, die
neu aufgebauten Beziehungen
mit Crema und dem Österreichischen Schwarzen Kreuz
auch weiterhin aufrecht zu erhalten.
Am Ende der Gedenkfeier
segnete Pfarrer Don Mario
Botti aus Ombriano noch den
Fahnenmast und die Fahnen von Europa, Italien und
Österreich wurden gehisst.
Im Anschluss daran fanden
im Palazzo Benvenuti noch
zwei interessante Vorträge
vom Präsidenten des Centro
Studi Eugeniani, Pietro Terzolo, über die Persönlichkeit von
Prinz Eugen und von Enrico
Rotondi über die Schlacht von
Cassano statt.
Präs. Valeriano Poloni und LGF Oberstleutnant Cav. Friedrich Schuster
bei ihren Ansprachen
Natürlich gab es auch Todesfälle bei den Gefangenen. In
der Regel wurden diese in den
Gemeindefriedhöfen begraben und in der Folge auch oft
vergessen, da man nach dem
Krieg nicht genau wusste, wo
sie begraben worden waren.
In den meisten Gemeinden
wurden diese Gräber von den
Bewohnern liebevoll gepflegt
und an gewissen Tagen mit
Blumen geschmückt. In der
letzten Zeit gibt es aber immer
wieder Initiativen zur Auffindung solcher österr.-ung.
Gefangenenkriegsgräber und
es werden in den Archiven
Nachforschungen angestellt,
wer diese toten Gefangenen
waren. Vielen konnte somit
ihr Name wieder gegeben
werden und des Öfteren werden auch noch Verwandte der
Verstorbenen gefunden.
„Nastro Azzuro“
In Cremona nimmt sich in
besonderer Weise der Verein „Nastro Azzuro“ mit dem
Präsidenten der Provinz Cremona, Col. Dr. Claudio Mantovani dieser Sache an. Er hat
bereits voriges Jahr mit seinen
Kameraden und freiwilligen
Mitarbeitern das Gemeinschaftsgrab von österr.-ung.
Kriegsgefangenen im Stadtfriedhof von Cremona generalsaniert, und der Verein
kümmert sich auch weiterhin
um die Pflege der Grabstätte.
Casalmaggiore und
Pizzighettone
Ebenfalls saniert wurden die
Gräber von Kriegsgefangenen
in den Gemeinden Casalmaggiore und Pizzighettone. Im
September fanden in allen genannten Gemeinden Gedenk-
Nationalpräsident von „Nastro Azzuro“ GenB Dr. Carlo Magnani hält
die Gedenkansprache, li. der Kranz mit den beiden Schleifen, im Hintergrund die Namenstafel der österr.-ung. Kriegsgefangenen
Gedenkfeier in Pizzighettone
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE OBERÖSTERREICH
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 37
Landesgeschäftsstelle Salzburg
Ehrengäste bei der Gedenkfeier in Cremona, ganz li. Col. Dr. Claudio
Mantovani
veranstaltungen für Kriegstote, im Besonderen für ehemalige Kriegsgefangene, statt, die
von Präsident Dr. Mantovani
organisiert wurden.
In Pizzighettone wurde auch
eine neu angefertigte Gedenktafel für österr.-ung. Kriegsgefangenen enthüllt, die in
der Gedenkkapelle für die
Gefallenen der Gemeinde angebracht wurde. Symbolisch
wird dadurch dokumentiert,
dass nach dem Tod alle gleich
sind und - ob Freund oder
Feind - am gleichen Platz gemeinsam ihre letzte Ruhe gefunden haben.
Bei den Gedenkfeiern wurde
das ÖSK durch den Landesgeschäftsführer von Oberösterreich Oberstleutnant Prof.
Friedrich Schuster vertreten,
der in seinen Gedenkansprachen immer wieder darauf
hinwies, wie wichtig und
wertvoll es ist, dass die Völker Europas heute in Frieden
und Freiheit zusammen leben
dürfen. Besonders betonte er
die schon Jahrzehnte andauernde Zusammenarbeit und
Freundschaft zwischen Italien
und dem ÖSK.
Die freundschaftlichen Beziehungen zum Verein „Nastro
Azzuro“ konnten gerade in
letzter Zeit weiter ausgebaut
werden. Als sichtbares Zeichen der Freundschaft zwischen dem ÖSK und dem Verein „Nastro Azzuro“ wurde
bei den Gedenkfeiern jeweils
ein gemeinsamer Kranz mit
den Fahnenbändern der Vereine niedergelegt.
Bei den Gedenkfeiern waren
neben Bürgermeistern und
Gemeindevertretern
auch
Provinz- und Regionsvertreter, der Nationalpräsident von
„Nastro Azzuro“ GenB Dr.
Carlo Magnani, Comm. Mario Eichta, Armeevertreter,
Carabinieri und eine Vielzahl
an Fahnenabordnungen von
italienischen Traditionsvereinen anwesend.
Das renovierte Kriegsgrab in Werfen
Renovierung des Kriegsgrabes
in Werfen
Durch die Witterungseinflüsse waren das Fundament und
die Grabeinfassung des Kriegsgrabes für die Opfer des
Bombenangriffes vom 17. April 1945 auf den Bahnhof Sulzau, Gemeinde Werfen, desolat bzw. unansehnlich geworden.
Die Firma Steinhart aus Bischofshofen führte die Renovierungsarbeiten im August
fachkundig durch.
Dabei wurde das Fundament
erneuert und die Grabeinfassung mit einem Weihwasserkessel, einer Blumenplatte und
Blumenschüssel neu gestaltet.
Die übrige Grabfläche wurde
-
mit weißem Kies bedeckt, dadurch ist auch die Betreuung
des Grabes weniger zeitaufwendig und kostengünstiger.
Die Renovierung darf als gut
gelungen bezeichnet werden
und das Grab gibt nun den
Opfern des Bombenangriffes
eine würdige Stätte, an der
man ihrer gedenken kann.
Landesgeschäftsführer
Bgm. Josef
Hohenwarter
(re.) zeichnet
ADir. Josef
Schönauer aus.
Auszeichnung für Amtsdirektor i. R. Josef Schönauer
Gedenkfeier bei den renovierten Kriegsgefangenengräbern in Casalmaggiore
Seit mehreren Jahrzehnten ist Josef Schönauer schon Mitglied
des Schwarzen Kreuzes und hat die Arbeit der Kriegsgräberfürsorge immer wieder durch großzügige finanzielle Zuwendungen unterstützt. Darüber hinaus half er von 1993 bis 1996
bei der Pflege des Lagerfriedhofes Grödig ehrenamtlich mit.
Für seine Verdienste um das Schwarze Kreuz wurde ihm am
22. Mai 2015 in Salzburg von LGF Bgm. Josef Hohenwarter das
Goldene Ehrenzeichen verliehen.
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE SALZBURG
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 38
Besuch der seitens der Landesgeschäftsstelle
Salzburg betreuten Friedhöfe in Slowenien
Von 12. bis 13. Juni 2015 fand eine schon länger beabsichtigte und geplante Reise zu den Spuren unserer Väter und
Großväter an den Isonzo statt. Insgesamt konnten 39 Teilnehmer aus Anthering und zwei Gäste aus Obertrum bzw.
Bischofshofen für diese interessante Reise begeistert werden. Zur militärhistorischen Begleitung des Programmes
löste Kamerad und Bezirkshauptmann Hofrat Mag. Reinhold Mayr sein Versprechen ein, den Teilnehmern auf einer solchen Reise als fachkundiger Historiker zur Verfügung zu stehen.
Er bereitete die Teilnehmer
während der Anreise in unvergleichlicher Weise auf die
Eckpunkte des zweitägigen
Programms vor:
•Besuch des Panzerwerks
Predilpass
•Kranzniederlegung
am
Friedhof in Log pod Mangartom (Mittelbreth)
• Besichtigung von Fort Hermann
• Führung im Museum von
Kobarid (Karfreit)
• Fahrt auf den heiligen Berg
der Slowenen, Sveta Gora
und
• Besuch des monumentalen
Denkmals von Redipuglia
Dabei gab er detaillierte Einblicke sowohl in die politischen Hintergründe, die den
Ersten Weltkrieg auslösten,
als auch in die militärischen
Ausgangssituationen der gegnerischen Armeen.
Vielen von uns war sicher
nicht bekannt, dass die eilig
im Süden aufgestellte Front
in den ersten Kriegswochen
nur auf Grund des hohen „Respekts“ der italienischen Generalität vor den Sperrwerken
am Predilpass oder dem Fort
Hermann nicht schon in den
ersten Kriegswochen überrannt wurde. Diese in weiser militärischer Voraussicht
von
Feldmarschallleutnant
Conrad von Hötzendorf erbauten Befestigungen gaben
der österreichischen Führung
somit die Zeit, diese Südfront
mit entsprechendem Personal
und Material einigermaßen zu
verstärken.
Vor der Kranzniederlegung
auf dem Heldenfriedhof Mittelbreth verlas Kamerad Mayr
einen berührenden Tatsachenbericht eines Kompaniekommandanten, welcher
uns eindrucksvoll die untragbaren Umstände in den Stellungen der Soldaten, deren
tägliche Leiden, Angst, Tod
und unmenschlichen, von
körperlichen Anstrengungen
gezeichneten
Tagesabläufe
vor Augen führte. Kameradschaftsbund-Obmann Horst
Gschwandtner las die Namen
und Daten von in diesem Gebiet gefallenen Antheringern
vor und nachdem er das von
einem gefallenen Soldaten
verfasste Gedicht „Dass Gott
nie einen Fehler macht“ vorgetragen hatte, verließ die
Gruppe tief beeindruckt diese
Kriegsgräberanlage.
Den Tagesausklang bildete
dann der Besuch des interessanten und mit viel Liebe
gestalteten Museums von
Kobarid. Im Rahmen der hier
gebotenen Führung konnte
ein vertiefender Blick in das
Leben der Soldaten der Isonzofront gewonnen werden.
Auch den Ablauf der großen
Österreichisch/Deutschen
Offensive (12. Isonzoschlacht)
vom Oktober 1917 konnte
man an einem Reliefmodell
beinahe hautnah miterleben.
Am nächsten Tag führte das
Programm zu dem in der Nähe von Nova Gorica (Görz)
gelegenen Marienheiligtum
am Sveta Gora, wo die Reise-
Die Reisegruppe am Soldatenfriedhof Log pod Mangartom
gruppe an einer hl. Messe teilnahm.
Der letzte größere Programmpunkt sah noch den Besuch
der Kriegsgräberanlage in Redipuglia vor. Diese ob seiner
Größe und der Anzahl der
dort bestatteten italienischen
Soldaten großartige Anlage
beeindruckte die Teilnehmer.
Das ausgezeichnete Gelingen
der Reise ist den tollen Vorbereitungsarbeiten von Obm.
Horst Gschwandtner sowie
der Kameraden Vinzenz Schmid und Reinhold Mayer zu
verdanken.
Stefan Luginger
Die Landesgeschäftsführer Generalmajor i. R. Mag. Gerd Ebner, Hermann Hotter und Bgm. Josef Hohenwarter sowie Josef Stric (2. v. li.)
beim Besuch des Museums in Kobarid (v. li.)
Landesgeschäftsführer
in Slowenien
Die Landesgeschäftsführer von Salzburg, Tirol und Kärnten,
Bgm. Josef Hohenwarter, Hermann Hotter und Generalmajor
i. R. Gerd Ebner bereisten im Juli 2015 an zwei Tagen den westslowenischen Raum. Die Visitation wurde schwergewichtsmäßig am oberen Isonzo durchgeführt.
Die Besichtigung umfasste die k.u.k. Friedhöfe aus dem Ersten
Weltkrieg in Soca, Trenta, Log pod Mangartom, Bovec, Loce
und Modrejce sowie das Ossarium der deutschen Armee in
Tolmein. Die genannten Friedhöfe wurden in den Jahren 1998
bis 2002 durch die Landesgeschäftsstelle Salzburg in Zusammenarbeit mit dem Sozialministerium Sloweniens und den slowenischen Gemeinden generalsaniert. Abgerundet wurde das
Programm durch intensive Fachgespräche der drei Landesgeschäftsführer sowie allgemeine Informationen über den Ersten
Weltkrieg durch den LGF von Kärnten. Der Besuch mit Führung im Museum Erster Weltkrieg in Kobarit war der abschließende Höhepunkt der Informationsreise.
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE STEIERMARK
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 39
Eine Vielzahl von Jubiläen – zum Gedenken
an Frieden und Freiheit
Gedenkfeier im Landtag
Steiermark – Friedensnobelpreisträger Lech Wałęsa
in Graz
2015 ist ein Jahr vieler Jubiläen, die zum Nachdenken
anregen sollten. Der Präsident des Landtages Steiermark Franz Majcen und der
Botschafter der Republik Polen in Österreich Mag. Artur
Lorkowski haben deswegen zu
einer Feierstunde anlässlich
des Nationalfeiertages der Republik Polen in das Landhaus
eingeladen.
Der 70. Jahrestag des Endes
des Zweiten Weltkrieges ist
für Polen und Österreich besonders bedeutend. Darüber
wurde in allen Medien ausführlich berichtet.
Österreich wurde nach dem
Abschluss des Staatsvertrages
im Jahre 1955 – also vor 60
Jahren – ein freier und souveräner Staat. Seit 20 Jahren ist
unser Land Mitglied der Europäischen Union.
Das nach den drei Teilungen
nach dem Ersten Weltkrieg
wiederentstandene
Polen
wurde im Jahre 1939 von Hitler und Stalin in einer seltsamen Waffenbrüderschaft
überfallen und wieder aufgeteilt. Nach dem Jahre 1945
verschwand dieses Land hinter dem Eisernen Vorhang.
Aufstände der Polen wurden
mit sowjetischen Panzern niedergewalzt.
Der Widerstand der Polen
konnte aber nicht gebrochen
werden. Im Jahre 1980 – also vor 35 Jahren – hatte die
vom Arbeiterführer Lech
Wałęsa gegründete Gewerkschaft Solidarność bald zehn
Millionen Mitglieder. Nach
der Verhängung des Kriegsrechtes und Massenverhaftungen ging die Solidarność
in den Untergrund. Der zum
Papst gewählte Karol Wojtyła
sprach seinem Volk Mut zu
und sagte: „Widersetzt euch
allem, was der menschlichen
Würde widerspricht.“
Johannes Paul II und Lech
Wałęsa waren die großen Leitfiguren im Kampf gegen den
Kommunismus.
Botschafter Artur Lorkowski
verwies in seinem Referat besonders auf die wichtige Rolle der Solidarność hin. Am
„Runden Tisch“ mussten die
kommunistischen Machthaber schließlich gesellschaftspolitischen Veränderungen
und relativ freien Wahlen zustimmen.
Mit dem Beitritt zur Europäischen Union im Jahre 2004
ist Polen endgültig nach Europa zurückgekehrt.
KZ Mauthausen-Gusen: Ein
Vernichtungslager für die
polnische Intelligenz
Der Botschafter ging aber
auch darauf ein, dass sich am
5. Mai 2015 die Befreiung des
KZ-Systems Mauthausen-Gusen zum 70. Mal gejährt hat,
und sagte: „Jeder vierte Gefangene im KZ MauthausenGusen war Pole. Dieses Lager
und dessen Außenlager haben
eine besonders grausame Rolle bei der Vernichtung der polnischen Intelligenz gespielt.
Eine besondere Bedeutung
haben für die Polen die drei
Lager in Gusen, da dies jener
Ort gewesen ist, an dem die
Vernichtung der Intelligenz
stattgefunden hat und man
auch deshalb dieses Lager das
Vernichtungslager für polnische Intelligenz genannt
hat.“
Ein weiteres Jubiläum kann
man feiern, weil seit einem
halben Jahrtausend – also
seit 1515 – diplomatische Beziehungen zwischen Polen
und Österreich bestehen. Im
Rahmen der Festveranstaltung im Landtag Steiermark
überreichte der polnische
Botschafter auch dem Honorarkonsul der Republik Polen
Verleihung des Kommandeurskreuzes des Verdienstordens der Republik
Polen an Honorarkonsul Dr. Gerold Ortner und der Auszeichnung „Bene
Merito“ an OSR Stefanie Ortner, v.li.: LGF Oberst i. R. Dieter Allesch,
Vizepräsident Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner, Landtagspräsident Franz
Majcen, Dr. Gerold Ortner, OSR Stefanie Ortner und Botschafter Mag.
Artur Lorkowski
ÖSKKurator mit dem Amtsbereich Steiermark Dr. Gerold
Ortner das Kommandeurskreuz des Verdienstordens der
Republik Polen. Da auch seine
Gattin Oberschulrat Stefanie
Ortner mit großem Engagement die Zusammenarbeit
zwischen der Steiermark und
polnischen Regionen unterstützt, wurde sie mit der vom
polnischen Minister für Auswärtige Angelegenheiten verliehenen Auszeichnung „Bene
Merito“ ausgezeichnet.
Ein Leitthema des Festaktes
im Landtag Steiermark war
der vom Botschafter Artur
Lorkowski zitierte Satz: „Es ist
wichtig, dass man weiß, woher
man kommt, damit man beurteilen kann, wohin man gehen
soll.“
An dieser Veranstaltung nahmen u. a. Landeshauptmann
a. D. Dr. Josef Krainer, Landeshauptmann a. D. Waltraud
Klasnic, em. Diözesanbischof
Dr. Egon Kapellari, Diözesanadministrator Dr. Heinrich
Schnuderl,
Generalkonsul
Mag. Andrzej Kaczorowski
sowie viele Honorarkonsuln,
Landespolizeidirektor Mag.
Josef Klamminger, Vizepräsident Univ.-Prof. Dr. Stefan
Karner als persönlicher Vertreter des Präsidenten des
Österreichischen Schwarzen
Kreuzes Peter Rieser, sowie
viele Abgeordnete zu gesetzgebenden Körperschaften teil.
Friedensnobelpreisträger
Lech Wałęsa in Graz
Ein Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten in der Steiermark war der einige Tage
später erfolgte Besuch des
ehemaligen Staatspräsidenten
der Republik Polen Lech
Wałęsa, dem für seine Arbeit
der Friedensnobelpreis verliehen worden war.
Der Bürgermeister der Landeshauptstadt Graz Mag. Siegfried Nagl lud aus Anlass des
70. Jahrestages des Endes des
Zweiten Weltkrieges zu einer
Sondersitzung des Gemeinderates ein, die wegen des großen Andranges vom Rathaus in
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE STEIERMARK
Nach der Sitzung des Grazer Gemeinderates, v.li.: Botschafter Mag.
Artur Lorkowski, Vizepräsident Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner, Maria
Wiktoria Wałęsa, Friedensnobelpreisträger Lech Wałęsa, Konsul Dr.
Gerold Ortner, OSR Stefanie Ortner, Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl,
Vizebürgermeisterin Dr. Martina Schröck, Vizekanzler a. D. Dipl.-Ing.
Josef Riegler, Konsul Dipl.-Ing. Alonso Arboleda und Bundesrat Gregor
Hammerl
die Stadthalle verlegt werden
musste. Festredner war Lech
Wałęsa, der mehr Solidarität
forderte. Wałęsa sagte aber
auch: „Für uns in Polen hat der
Krieg erst im Jahre 1993 geendet. Erst dann haben die Sowjet-Soldaten Polen verlassen.
Die haben sich ja ungefragt bei
uns niedergelassen.“
Graz und die Steiermark im
Jahre 1945
Zur Situation in Graz und
in der Steiermark referierte
Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner, Vorstand des Instituts
für Wirtschafts-, Sozial- und
Unternehmensgeschichte der
Universität Graz und Leiter
des Boltzmann-Instituts für
Kriegsfolgen-Forschung. Er
führte u. a. folgendes aus:
„Das Kriegsende in Österreich, in der Steiermark und
in Graz selbst ist in Vielem
ein Spiegelbild des Geschehens in anderen europäischen
Staaten: im Baltikum, in Polen, in der Tschechoslowakei,
in Ungarn oder Jugoslawien.
Das herrschende NS-System
klammerte sich bis zuletzt
mit großer Brutalität an die
Macht. Erschießungen von
politischen Gegnern, von ungarischen Juden, die durch die
Steiermark über Eisenerz in
Richtung Mauthausen getrie-
ben wurden, von Geiseln oder
sogenannten
„Drückebergern“, die der „Dienstpflicht“
zu entkommen suchten, erfolgten noch in den letzten
Kriegstagen. Parallel dazu
wurden das Land und seine
Bevölkerung vom alliierten
strategischen Bombenkrieg
und von Tieffliegerangriffen
getroffen.
Zu Ostern 1945 stand die
Rote Armee 30 km vor Graz
in St. Ruprecht/Raab und in
Kirchberg. Die Kämpfe in
der Oststeiermark sowie im
Wechsel- und Semmeringgebiet forderten auf beiden Seiten tausende Opfer. 90.000
Sowjetsoldaten liegen noch
heute in österreichischer Erde begraben. Peter Sixl hat sie
gelistet und ihnen ihre Namen
zurückgegeben. Das Schwarze
Kreuz und mein BoltzmannInstitut konnten ihm dabei
helfen. Das Land war überlaufen: Flüchtlinge, Heimatvertriebene, Zwangsarbeiter,
Kriegsgefangene. Die Stadt
Graz selbst war dagegen weitgehend menschenleer. Man
erwartete täglich den Angriff
der Roten Armee. Frauen und
Kinder waren evakuiert. Der
Gauleiter wollte die Stadt
verteidigen – zu einem Zeitpunkt, als in Wien bereits
seit zehn Tagen die Regierung
Renner regierte und Österreich wiedererrichtet war.
Dazu kommt es nicht mehr.
Anfang Mai haben sich zwei
neue demokratische Parteien
gebildet: die Österreichische
Volkspartei und die Sozialistische Partei Österreichs. Dazu kam die Kommunistische
Partei, die in Graz im Untergrund während der NS-Zeit
stark war und Kontinuität
hatte. Unter Engelbert Rückl
und Eduard Speck wurde eine
neue Stadtregierung gebildet,
noch ehe in der Nacht vom 9.
auf den 10. Mai die Rote Armee die Stadt – bereits nach
dem offiziellen Kriegsende –
kampflos besetzte. Beherzte
Polizisten hatten das mit den
sowjetischen Militärs ausgemacht.
Als die Grazer am Morgen des
10. Mai erwachten, prägten
sowjetische Soldaten das Straßenbild. Die Steiermark war
zuerst fünffach besetzt: Amerikaner im Norden, Briten im
Westen, Bulgaren und TitoPartisanen im Süden. Den
größten Teil besetzten Einheiten der Roten Armee, die
als „Befreier“ auftraten – auch
wenn die Befreiung von vielen
nicht so empfunden werden
konnte. Übergriffe und Vergewaltigungen standen anfänglich auf der Tagesordnung,
obwohl die Rote Armee derartige Vergehen intern schnell
ahndete – bis zur Todesstrafe.
Allein in drei Bezirken der
Oststeiermark wurden während der sowjetischen Besatzung über 9.000 Vergewaltigungen von Ärzten amtlich
registriert.
Die Demontage von Industrieeinrichtungen durch die
Sowjets nahmen ein gewaltiges Ausmaß an: bis zu einem
kompletten Stahlwerk (St.
Marein) oder ein Kraftwerk
(St. Dionysen) reichte die Palette. Andererseits sorgten
gerade die Sowjettruppen für
eine Basis-Verpflegung. Die
Kinderliebe der Roten Armee
war sprichwörtlich.
Am 24. Juli 1945 wurde die
Steiermark britische Zone.
Die britische Verwaltung
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 40
richtete sich in Graz ein. Sehr
schnell etablierten sich – bei
aller Not – auch wieder die
demokratischen
Einrichtungen und Gepflogenheiten.
Nun konnte man Bilanz ziehen: Neben großen Kriegszerstörungen und Demontagen waren es vor allem die
menschlichen Tragödien und
Opfer. Hier nur die Grazer
Opferzahlen: 22.788 Personen
saßen aus politischen Gründen in Grazer Gefängnissen,
ungefähr 3.500 Grazer fielen
an der Front, durch Bomben
gab es ca. 2.000 Tote, ca. 700
Juden und politisch Verfolgte
wurden hingerichtet.
Während sich die Österreicher
politisch immer freier fühlen
konnten, die ersten demokratischen Nachkriegswahlen am
25. November 1945 abgehalten wurden und der Wiederaufbau begann, galt dies für
Zehntausende nicht, die im
Jahre 1945 ebenfalls im Land
waren: sowjetische Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter oder
Kosaken. Auf sie warteten in
der Sowjetunion vielfach Lager und Unterdrückung, wie
die „rechte Hand“ Stalins
sagte: „Die Heimat wartet auf
euch, ihr Schurken“. Sie galten als Vaterlandsverräter. Sie
wurden zu Opfern zweier Diktaturen.
In dieser Stunde dürfen wir
aber auch an jene Millionen
in Mittel-Osteuropa erinnern, die 1945 ebenfalls von
der Roten Armee „befreit“
wurden und sich von der sowjetischen Oberhoheit erst
Jahrzehnte später befreien
konnten. Lech Wałęsa wurde
im Jahre 1980 zur Symbolfigur des Umbruchs in Osteuropa – zu einem Symbol der
Befreiung vom totalitären Regime. 500 Jahre diplomatische
Beziehungen zwischen Polen
und Österreich – das ist ein
Anlass, über eine weitere Intensivierung der derzeit schon
sehr guten Beziehungen zwischen diesen beiden Staaten
nachzudenken.
Vizepräsident Univ.-Prof.
Dr. Stefan Karner
Kurator Dr. Gerold Ortner
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE STEIERMARK
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 41
Gedenkreise in das ehemalige Kampfgebiet
am Isonzo
Zum Gedenken an den Kriegseintritt Italiens vor 100 Jahren veranstaltete das Österreichische Schwarze Kreuz,
LGSt Steiermark, zusammen mit dem ÖKB und dem Traditionsverband der Neunerjäger von 11. bis 13. April eine
Fahrt in das ehemalige Kampfgebiet am Isonzo. Mit dieser Reise wollte man, neben der Einweisung in die historischen Ereignisse, ganz besonders auch der tausenden
Opfer auf beiden Seiten gedenken.
Gemeinsam mit unseren italienischen und slowenischen
Freunden fand dieses Gedenken an die Gefallenen in Fogliano di Redipuglia und am Sacrario Militare di Redipuglia
ihren Anfang und endete mit
einer großen Zeremonie mit
ökumenischem Gottesdienst
am Soldatenfriedhof von Prosecco bei Triest. Die Reise
führte über die Schauplätze
der napoleonischen Kriege von
Tarvis und Malborgeth vorbei
an den Verteidigungsanlagen der Zwischenkriegszeit.
Wir erreichten das Isonzotal
und besuchten Flitsch, den
Ausgangspunkt der Durchbruchsschlacht von Flitsch
und Tolmein, und legten am
Friedhof einen Kranz für die
dort ruhenden österreichischungarischen Soldaten nieder.
Nach dem aufschlussreichen
Besuch des Museums von
Karfreit gab es noch im Norden von Görz eine Einweisung
über die „blutige Kote“ 383,
wo Generalmajor Guido Novak von Arienti sich den Militär-Maria-Theresien-Orden
verdiente.
Am zweiten Tag fand die
erste Kranzniederlegung am
österr.-ung. Soldatenfriedhof
von Fogliano di Redipuglia
statt, wo italienische Kameraden und der slowenische
Traditionsverband Infanterieregiment Nr. 87 „Succovaty
von Vezza“ die Abordnungen
des ÖSK, des Bundesheeres,
des ÖKB und der Neunerjäger
tatkräftigst verstärkten.
Danach wurde im italienischen Sacrario Militare di
Redipuglia, wo hunderttau-
send Italiener und auch einige
tausend unbekannte Soldaten
Österreich-Ungarns ihre letzte Ruhestätte gefunden haben,
ein Totengedenken mit einer
Kranzniederlegung durchgeführt.
Bei der Gedenkzeremonie am
Soldatenfriedhof Prosecco bei
Triest aus Anlass „100 Jahre
Kriegseintritt Italiens“ waren
unsere österreichischen Abordnungen bereits zahlenmäßig weit in der Minderheit, da
sich italienische Traditionsverbände und auch die Abordnungen der verschiedenen
Teilstreitkräfte des italienischen Militärs in einer sehr
großen Anzahl dort eingefunden hatten. Nach dem ökumenischen Gedenken durch die
katholischen, evangelischen,
jüdischen und muslimischen
Geistlichen erfolgte die Segnung dieses Friedhofes.
In seiner Gedenkansprache
ging LGF Obst i. R. Allesch
auf die tragischen Ereignisse,
die zum Ausbruch des Ersten
Weltkrieges geführt haben,
den folgenschweren Kriegseintritt Italiens und die Leiden
und Folgen, die dieser Krieg
verursacht hat, mit bewegten
Worten ein. Auch die hochrangigen Würdenträger äußerten in ihren Grußworten
die Freude darüber, dass sich
heute, so wie in dieser Zeremonie, die Feinde von einst
nun in großer Freundschaft
über den „Gräbern von damals“ die Hände reichen.
Dem Festakt gaben die neue
österreichische Honorarkonsulin in Triest Dr. Sabrina
Strolego, der Vizepräsident
Internationales Gedenken in Fogliano di Redipuglia: Neunerjäger aus
Österreich, „Succovaty von Vezza“-Verband aus Slowenien, Freunde des
Schwarzen Kreuzes aus Italien und Oberst Peter Paul Pergler als Kdt der
angetretenen „Truppe“
Internationales Gedenken
aus Anlass
„Kriegseintritt
Italiens vor
100 Jahren“
am Soldatenfriedhof
Prosecco
der Provinz Triest Dr. Igor
Dolenc sowie hohe Vertreter
des Militärs und der öffentlichen Dienststellen durch ihre
Anwesenheit eine besondere
Note.
Am dritten und letzten Tag
unserer Isonzoexkursion besuchten wir die altösterreichische Hafenstadt Triest und
das Schloss Miramare.
Nota bene: Eine interessante
Information möchte ich den
Lesern nicht vorenthalten:
Der Bürgermeister von Fogliano di Redipuglia hat uns
bei der Gedenkveranstaltung
berichtet, dass sich durch den
Besuch seiner Heiligkeit Papst
Franziskus das Interesse an
diesem eher bescheidenen und
fast vergessenen Friedhof der
österreichisch-ungarischen
Armee ganz exorbitant gesteigert hat. Es werden viele Gestecke niedergelegt und Kerzen im Gedenken an die dort
ruhenden Soldaten entzündet.
Ganz besonderer Dank gilt
dem Kommandanten des Traditionszuges Feldjägerbataillon Nr. 9, Obstlt i. Tr. Peter
Bärnthaler, der neben LGF
Obst Allesch die Hauptlast
der Vorbereitung, Planung
und Durchführung dieser Gedenkreise, an der 84 Damen
und Herren teilgenommen
haben, zu tragen hatte.
Oberst Peter Paul Pergler
und Wolfgang Pergler
Die Reisegruppe
vor dem
Denkmal in
Malborghet
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE STEIERMARK
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 42
Das italienische-steirische Einsatzteam „auf den Spuren der Soldaten
auf dem Monte Grappa“
Arbeitskommando des ÖSK im
Einsatz auf dem Monte Grappa
Am Samstag, dem 11. Juli 2015, veranstaltete die italienische Association „Musei all‘Aperto 1915/18“ unter Präsident Cavaliere Alberto Casamiglia, Colonello Gianni
Bellò und Maresciallo Diego D‘Agustino die erste Trekkingveranstaltung entlang der italienischen Verteidigungslinie des Ersten Weltkrieges auf dem Monte Grappa,
die unter dem Motto „Auf den Wegen der Soldaten“ stattfand.
Die von den teilnehmenden
Läufern
zurückzulegenden
anspruchsvollen
Wegstrecken betrugen 8 bzw. 16 km.
Die Pfade mussten zuvor
zur Sicherheit von größeren
Steinen und Ästen gesäubert
und gefährliche Streckenteile
während des Bewerbes durch
Streckenposten gesichert werden. Dabei unterstützte das
Arbeitskommando des ÖSK
Steiermark unter Vzlt Franz
Hofer, dem Kameraden der
ÖKB-Ortsverbände
Weiz,
Hausmannstätten und PiberBärnbach angehörten, die
italienischen Freunde. Sie säuberten und renovierten italienische Laufgräben und Stellungen aus dem Ersten Weltkrieg entlang des Lehrpfades.
Eine von den italienischen
Freunden organisierte Abschlussfeier in den Bergen bei
italienischer Volksmusik und
italienischen Speisen sowie
die geselligen Abende davor
im Freien beim Arbeitstützpunkt Andreon festigten das
Band unserer langjährigen
Freundschaft.
Wie schon bei früheren Arbeitseinsätzen in der Provinz
Veneto legten die steirischen
Kameraden zusammen mit
den italienischen Freunden
auf dem Soldatenfriedhof in
Cittadella ein Blumenarrangement in den Farben Rot-WeißGrün nieder.
Dem Arbeitskommando wurde nach der Rückkehr in die
Heimat in mehreren Mails
von den hochrangigen Verantwortlichen aus Bassano Dank
und Anerkennung für den
vorbildlichen Einsatz ausgesprochen.
Peter Tripp
Aviso 2016
Der Soldatenfriedhof Rettenegg ist ein besonders eindrucksvolles
„Mahnmal gegen das Vergessen“
Wiedereinweihung des
Soldatenfriedhofs Rettenegg
Am 9. Mai luden der ÖKB OV Rettenegg unter BO Vizepräsident August Kargl und Bürgermeister Johann Ziegerhofer zu einer großen Gedenkveranstaltung ein.
Anlass waren die Wiedereinweihung des Soldatenfriedhofes Rettenegg nach einer
Generalsanierung und das
Gedenken an das Kriegsende
vor 70 Jahren. Eine große Zahl
an Ehren- und Festgästen, darunter 22 Fahnengruppen,
waren der Einladung gefolgt
und haben die sehr würdig gestaltete Zeremonie durch ihre
Anwesenheit aufgewertet.
Die Segnung des Soldatenfriedhofes nahm Generalvikar
Msgr. Anton Schneidhofer vor,
die Gedenkansprache hielt
LGF Obst i. R. Dieter Allesch.
In seiner Rede ging Oberst
Allesch besonders auf die tragischen blutigen Kriegshandlungen in den letzten Wochen
vor Kriegsende ein, die gerade
im Joglland noch unzählige
unnötige Kriegsopfer forderten. Besonderen Dank und
Anerkennung sprach er dem
hauptverantwortlichen „Bau-
Aus Anlass „150 Jahre Seeschlacht von Lissa“ plant die ÖSK LGSt Steiermark
mit Unterstützung durch die LGSt Wien gemeinsam mit dem Österreichischen
Marineverband eine Gedenkveranstaltung im Rahmen einer Reise vom 26. bis
29. Mai 2016 auf die kroatische Insel Vis/Lissa. Die Ausschreibung wird spätestens im Februar erfolgen. Aufgrund des großen Interesses wird eine ehebaldige Anmeldung empfohlen.
leiter“ ÖKB-BO August Kargl
und seinem engagierten Team
für den großartigen Einsatz
bei der Renovierung dieser
besonders würdigen Kriegsgräberanlage aus.
Die äußerst gelungene Renovierung des Soldatenfriedhofes wurde auch in den vielen
Grußworten besonders gelobt.
Dem umfangreichen, zeitaufwändigen ehrenamtlichen
Arbeitseinsatz des Obmannes
und der Kameraden des ÖKB
-OV Rettenegg ist es zu verdanken, dass die Renovierungskosten für das ÖSK relativ niedrig ausgefallen sind.
Nach dieser Generalsanierung zählt der Soldatenfriedhof Rettenegg sicher zu den
schönsten Kriegsgräberanlagen in der Steiermark und ist
ein besonders eindrucksvolles
„Mahnmal gegen das Vergessen“.
LGF Oberst i. R. D. Allesch
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE STEIERMARK
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 43
Meletta-Gedenken 2015
Strahlender Sonnenschein begleitete das Meletta-Gedenken am 5. Juni 2015 in Graz und Lang. Dabei wird alljährlich der heroischen Einnahme des Monte Meletta-Fior im
Gebiet der Sette Comuni im Hochland bei Asiago am 7.
Juni 1916 durch das k.u.k. bosnisch-herzegowinische Infanterieregiment Nr. 2 gedacht.
Dieses tapfere Regiment aus
dem Ergänzungsbezirk Banja
Luka war am Ende des Ersten
Weltkrieges das meistausgezeichnete der gesamten Alten
Armee. Eingeladen hatte die
Landesgeschäftsstelle Steiermark gemeinsam mit der Österreichisch-Bosnisch & Herzegowinischen Gesellschaft,
dem ÖKB und der Gemeinde
Lang.
Zu Beginn fand in der Garnisonskirche von Graz ein Gedenkgottesdienst für das Seelenheil aller Gefallenen statt,
zelebriert vom Militärpfarrer
des Militärkommandos Steiermark, Militärkurat Mag.
Sascha Raphael Kaspar, unterstützt vom protestantischen
Militärpfarrer Amtsdirektor
Manfred Wallgram.
Vor Beginn der hl. Messe
konnte Landesgeschäftsführer Oberst Dieter Allesch
folgende Persönlichkeiten begrüßen: den Präsidenten des
Steiermärkischen Landtages
Franz Majcen, den Chef des
Stabes des Streitkräfteführungskommandos
GenMjr
Mag. Heinrich Winkelmayer,
die beiden genannten Geistlichen sowie den Imam der
bosnischen Gemeinschaft von
Graz, Ibrahim ef. Čikarić, den
bosnisch-herzegowinischen
Bundesminister für Angelegenheiten der Kriegsveteranen, Dozent Dr. Salko
Bukvarević und den Vorsitzenden des Stadtrates von AltSarajevo, Gen. a. D. Dozent
Dr. Nedžad Ajnadžić sowie
Bgdr a. D. Hamdo Delalić, der
eine große Gruppe aus dem
Kanton Una-Sana im ehemaligen Ergänzungsbezirk Banja
Luka anführte. Schließlich
begrüßte Allesch noch den
Kommandanten des Traditionsverbandes der k.u.k.
Neuner-Jäger, Vzlt i. R. Peter
Bärnthaler, den Präsidenten
der Österreichisch-Bosnisch
& Herzegowinischen Gesellschaft, kurz ÖBHG, Obst i. R.
Wolfgang Wildberger und den
Präsidenten des ÖKB Steiermark Karl Petrovitz.
Im Anschluss an die Messe
versammelten sich die Teilnehmer in der Ehrenhalle bei
der Gedenktafel für die Zweier-Bosniaken, um unter den
Klängen des Liedes „Der gute
Kamerad“ der Niederlegung
eines Gestecks beizuwohnen.
Das Meletta-Gedenken am
Bosniakenfriedhof Lang
Um 15.00 Uhr meldete der
Kommandant die angetretenen
Traditionsverbände
dem militärisch Höchstanwesenden Oberst Walter Lohnegger vom Streitkräfteführungskommando. Der Bürgermeister der Gemeinde Lang,
Joachim Schnabel, begrüßte
die Ehrengäste.
Nach dem Marsch „Die Bosniaken kommen“, gespielt von
der Musikkapelle der Post
Graz, folgte die Gedenkansprache durch den Präsidenten der ÖBHG, Obst i. R.
Wolfgang Wildberger. Dieser
erläuterte zunächst die Geschichte, wie es überhaupt zur
Bildung des Bosniaken-Friedhofs Lang kommen konnte.
Auf diesem sind ja über 1.600
Soldaten zur letzten Ruhe gebettet, mehr als die Hälfte
Zweier-Bosniaken, der Rest
k.u.k. Soldaten anderer Regimenter bzw. Kriegsgefangene
aus Serbien, Russland, Rumänien und Italien.
Danach kam er kurz auf die
eigentliche Erstürmung des
Monte Meletta unter dem
Kommandanten Obstlt i. G.
Stevo Duić zu sprechen, bei
Gebete der Geistlichkeit, v. li.: Imam Ibrahim effendi Čikarić, Militärkurat
Mag. Sascha Raphael Kaspar und evang. Militärpfarrer AB Manfred
Wallgram
Die bosnisch-herzegowinische Delegation mit Vertretern des ÖSK, ÖBH
und ÖBHG beim Denkmal des unvergessenen Mentors der Bosniaken
Pavo Jussuf Urban-Ibruljević
der die Bosniaken gegen weit
überlegenen Feind über 200
Gefallene verloren.
Schließlich meinte der Gedenkredner, wie traurig es ihn
stimme, dass heute, 20 Jahre
nach dem Ende des unseligen
Bürgerkriegs im ehemaligen
Jugoslawien, das Verhältnis
zwischen den Entitäten immer
noch nicht so ist, dass man
von einem Miteinander reden
könnte. „Dabei geben die hier
friedlich vereint liegenden
serbischen, kroatischen und
moslemischen Bosnier das beste Beispiel“, führte er aus, „sie
haben gemeinsam gekämpft,
gemeinsam auf ein Ziel hingearbeitet, es auch gemeinsam
erreicht und haben dabei gemeinsam Opfer gebracht.“
Nachdem er noch der Hoffnung Ausdruck verlieh, dass
die am folgenden Tag sicherlich zu hörende Friedensbotschaft von Papst Franziskus
anlässlich seines Besuchs in
Sarajevo auf fruchtbaren Bo-
den fallen möge, beendete
Wildberger in Analogie zu
einem Ausspruch des EUKom m i s sion spr ä sident en
Juncker seine Rede mit den
Worten: „Wer an BosnienHerzegowina zweifelt, wer an
Bosnien-Herzegowina
verzweifelt, der sollte den Bosniakenfriedhof in Lang-Lebring
besuchen!“
Nach den besinnlichen Worten der christlichen und
moslemischen Geistlichkeit
erfolgten die Kranzniederlegungen unter den Klängen
des Liedes „Der gute Kamerad“. Schließlich sprach
auch noch der anwesende
bosnische Minister für Veteranenangelegenheiten, Dr.
Salko Bukvarević zu den zahlreichen Teilnehmern, wobei er
Österreich für seine Leistungen für Bosnien-Herzegowina
seinen Dank aussprach. Mit
der steirischen Landeshymne
endete der Festakt.
LGF Oberst i. R. W. Wildberger
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE STEIERMARK
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 44
Gedenken auf 24 Soldatenfriedhöfen in Galizien
Wie schon in den Vorjahren hatte sich auch heuer eine
Delegation der Landesgeschäftsstelle Steiermark des ÖSK
auf den Weg nach Galizien gemacht. Kurator RR Ing. Peter Sixl und RR Helfried Grandl sind aufgebrochen, um
Soldatenfriedhöfe entlang der Frontlinie Grodek - Lemberg des Ersten Weltkrieges zu besuchen.
Nach der langen Anreise war
der Soldatenfriedhof Nr. 4 in
Grab unser erstes Ziel. Unser
Gedenken galt hier nicht nur
den Gefallenen, sondern auch
dem Mitinitiator für die Renovierung dieser Anlage Brigadier Johann Urdl, der leider
nicht mehr unter uns weilt.
Gemeinsam mit dem unermüdlichen Kurator Dr. Herwig Brandstetter wurden die
Soldatenfriedhöfe in Ożenna
und Krempna in den Jahren
1990 bis 1995 vorbildlich renoviert und in den ursprünglichen Zustand versetzt.
In Krempna haben wir auch
Roman Frodyma getroffen.
Seit mehr als 30 Jahren befasst
er sich mit der Aufarbeitung
von Soldatenfriedhöfen. Er
besitzt ein umfangreiches Archiv und kennt jede einzelne
Anlage und deren Geschichte. In Anbetracht dieser Verdienste durften wir ihm auf
dem Soldatenfriedhof Łysa
Góra das Große Ehrenkreuz
des ÖSK verleihen.
Ein herzliches Dankeschön
wurde den rührigen Betreuern der Soldatenfriedhöfe in
der Gemeinde Krempna Dr.
Dariusz und Barbara Mielczarek ausgesprochen.
Als Dolmetsch hat uns am
ersten Tag dieser Reise unser
alter Freund Mag. Piotr Majchrzak aus Lublin begleitet.
Nach dem Besuch weiterer
Friedhöfe in Nowy Zmigród
war die Stadt Kołaczyce unser
nächstes Ziel. Einen besonders netten Empfang hat uns
der neue Bürgermeister der
Stadt Tarnowiec Mag. Ing. Jan
Czubik bereitet. Er hat besonders hervorgehoben, dass das
Grab seines im Ersten Weltkrieg gefallenen Großvaters
mit Hilfe des ÖSK gefunden
wurde.
Weiter hat uns der Weg in die
kleine Ortschaft Radawa – ca.
25 km westlich von Lubaczów
– geführt. Hier hat Pfarrer
Andrzej Kot die Initiative ergriffen und unmittelbar neben der Pfarre St. Anna eine
Kriegsgräberanlage vorbildlich neu gestaltet. Nach einem
Gedenkgottesdienst durften
wir bei der Segnung dieser
Anlage anwesend sein. In Anbetracht ihrer Verdienste wurde Pfarrer Kot das Goldene
Ehrenzeichen des ÖSK und
weiteren Persönlichkeiten, die
an der Renovierung beteiligt
waren, das Ehrenkreuz des
ÖSK verliehen.
Unser nächstes Ziel war Radymno. Auch hier wurde uns
von Vizebürgermeister Adam
Lisanczuk und Amtsvorstand
Blazej Pilisko ein überaus
freundlicher Empfang bereitet und wurden uns alle im
Gemeindegebiet
liegenden
bestens gepflegten Soldatenfriedhöfe gezeigt. Amtsvorstand Pilisko hat uns im Anschluss noch begleitet, um
uns auf einen Soldatenfriedhof in der Nachbargemeinde
Wiązownica hinzuweisen, der
seiner Meinung nach einer
der größten in der Region ist.
Wir waren über das Ausmaß
dieses Soldatenfriedhofes im
Ortsteil Zapalow – ca. 20 km
südwestlich von Lubaczów
– erstaunt. Er hat die Größe
eines Fußballfeldes, wir konnten allein 40 Grabhügel von je
20 Metern Länge zählen.
Die Anlage wirkt leider vernachlässigt und ungepflegt. Es
gibt keinerlei Hinweise oder
Gedenktafeln, daher wird es
unsere Aufgabe sein, uns um
diese Gräberanlage zu kümmern.
Unser nächstes Ziel war die
Gemeinde Tomaszów Lubel-
Auf dem Soldatenfriedhof Łysa Góra, v. li.: Dr. Dariusz Mielczarek, Ing.
Peter Sixl, der „ausgezeichnete“ Roman Frodyma und Helfried Grandl
Auf dem fußballfeldgroßen Soldatenfriedhof in Zapalow konnten allein
40 Grabhügel von je 20 Metern Länge gezählt werden.
ski, wo wir von Bürgermeisterin Marzena Czubaj-Gancarz
herzlich begrüßt wurden.
Auch in dieser Gemeinde
konnten wir das Gefühl gewinnen, dass man sich ehrlich bemüht, den am Rande
der Stadt befindlichen Soldatenfriedhof gebührend zu
gestalten. Auf einem hohen
Hügelgrab, in dem 896 Gefallene der österreichisch-ungarischen und russischen Armee beigesetzt sind, befindet
sich ein mächtiges Kreuz. Im
Zuge unserer Rückreise am
2.8.2015 haben wir nochmals
in Krempna und Ożenna Soldatenfriedhöfe besucht. Insgesamt konnten wir im Zuge
dieser Reise 24 Grabanlagen
besuchen und der Gefallenen
gedenken.
Auf Seite 35 des im Jahre
1918 vom Militärkommando Krakau herausgegebenen
Buches „Westgalizische Heldengräber aus den Jahren des
Weltkrieges 1914 -1918“ ist zu
lesen: „Die Kriegsgräberfürsorge des Militärkommandos
Krakau hat es ja gerade als ihre vornehmste Aufgabe angesehen, unter allen Umständen
zu verhüten, dass auch nur
ein einziges Grab eines der
Helden, denen wir so großen
Dank schuldig sind, dem Verfall oder gar der Vergessenheit
anheim fiele.“
Regierungsrat
Helfried Grandl
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE STEIERMARK
Ursula Hermann und Roland Posch bei der Zuordnung und Protokollierung der exhumierten Rotarmisten
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 45
Der russisch-orthodoxe Geistliche segnet die sterblichen Überreste.
Beisetzungszeremonie für 23 Sowjetsoldaten
am Soldatenfriedhof Hartberg-Safenau
Drei Wochen vor dem 8. Mai 2015, dem historischen Datum des Kriegsendes vor 70 Jahren, wurden auf der Kriegsgräberanlage der Roten Armee in Hartberg-Safenau, wo
bereits über 1.000 Gefallene ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, weitere 23 gefallene Sowjetsoldaten in einer
feierlichen Zeremonie beigesetzt. Die Einsegnung der
sterblichen Überreste erfolgte durch einen orthodoxen
Priester.
In den letzten Kriegsmonaten im Frühling 1945 war
besonders Ostösterreich und
da vor allem das Joglland von
schrecklichen
Kriegshandlungen betroffen. Obwohl der
Zusammenbruch bzw. das
Kriegsende kurz bevorstand,
kam es in dieser Region noch
zu heftigen Gefechten und damit verbunden zu vielen Gefallenen auf beiden Seiten.
Im Kampfgeschehen war es
damals meist so, dass die Toten in aller Eile ohne jede Zeremonie an dem Ort, an dem
sie ihr junges Leben lassen
mussten, von ihren Kameraden beerdigt wurden.
Dank der großen Bemühungen von Kurator RR Ing.
Peter Sixl ist es gelungen, viele
vergessene Feldgräber beider
Armeen in der Oststeiermark
ausfindig zu machen. Nach
schon vorangegangenen Exhumierungen hat er auch
diese der 23 Soldaten der Sowjetischen Armee und von
zwei Soldaten der Deutschen
Wehrmacht im Gemeindegebiet von Vorau organisiert
und die Vorbereitungen für
ihre endgültige Bestattung
eingeleitet.
Die feierliche Beisetzung der
beiden Wehrmachtsoldaten
wird in nächster Zeit am
Friedhof in Mönichwald erfolgen.
In Absprache mit dem Innenministerium bzw. dem Amt
der Steiermärkischen Landesregierung und mit Unterstützung durch das MilKommando Steiermark und des ÖKB
StV Hartberg unter Obmann
Anton Allmer organisierte die ÖSK LGSt Steiermark
diese Bestattungszeremonie,
die durch ein Quartett der
Militärmusik Steiermark musikalisch umrahmt wurde.
Eine starke Abordnung des
ÖKB StV Hartberg und umliegender Ortsverbände sowie
die Anwesenheit hoher Persönlichkeiten aus dem In- und
Ausland haben die Feierlichkeit sehr aufgewertet.
Besonders
erwähnenswert
ist die Anwesenheit des Botschafters der Russischen Föderation Sergej Netschajew,
Am Soldatenfriedhof Hartberg-Safenau, v.li.: Verteidigungsattaché
Sergey Travnikov, der Botschafter der Russischen Föderation Sergej
Netschajew, BzKdtStv. Peter Ahrer, StV-Obm. Anton Allmer und
LGF Oberst i. R. Dieter Allesch
des
Verteidigungsattachés
Obst Sergey Travnikov sowie
des Militärattachés der Republik Kasachstan Oberst Alexander Dabtsey mit weiteren
Vertretern dieser Staaten sowie des Bezirkshauptmannes
von Hartberg Mag. Max Wiesenhofer und des Präsidenten
der OG Stmk Kurator Oberst
Gerhard Schweiger.
Der russische Botschafter
dankte der Republik Österreich und dem ÖSK ganz besonders für die vorbildliche
Betreuung der Soldatenfriedhöfe der Roten Armee in
Österreich und für die Bemü-
hungen, vergessene Soldatengräber aufzufinden.
LGF Oberst i. R. Allesch hob
in seiner Ansprache hervor,
dass es in Österreich selbstverständlich ist, nicht nur die
Gräber der eigenen Gefallenen, sondern auch die der
ehemaligen Gegner würdevoll
zu behandeln. Er betonte, dass
auch mit dieser Zeremonie
dokumentiert wird, dass die
Wunden von einst vernarbt
sind und das Gegeneinander
von gestern erfreulicherweise
einem Miteinander von heute
gewichen ist.
Oberst i. R. Dieter Allesch
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE STEIERMARK
Selbstbewusst
haben die
Kinder ihre
„Werke“ am
Soldatenfriedhof Lang
präsentiert
und sind sehr
stolz, dort auf
einer Schautafel namentlich
„verewigt“
worden zu
sein.
Volksschule Lang:
Projekt „Gegen das Vergessen“
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 46
Landesgeschäftsstelle Tirol
Ein sehenswerter Friedhof
in Fulpmes
Der idyllisch gelegene Kriegerfriedhof wurde 2015 von Friedhofsbetreuer Hans-Peter Pließnig unter großzügiger Unterstützung der Gemeinde renoviert.
Er wurde während des Ersten Weltkrieges für die im damaligen
Lazarett von Fulpmes verstorbenen Soldaten angelegt. 1922
plante der berühmte Baumeister Clemens Holzmeister die sehenswerte Gedenkkapelle, die von Heimkehrern gebaut wurde.
1947 malte der Künstler Ernst Schroffenegger die Fresken.
Mit der Gemeinde Lang verbindet die ÖSK Landesgeschäftsstelle Steiermark nicht nur die großartige Unterstützung durch Bürgermeister Joachim Schnabel mit
seinem Gemeinderat und durch den ÖKB mit Obmann
Hermann Baldauf bei der Pflege und Erhaltung der großen Kriegsgräberanlage, sondern auch eine herzliche Beziehung mit der Volksschule Lang.
Dir. Karoline Gaber, die alle
Jahre dafür sorgt, dass ihre
Schüler vor Allerheiligen den
Soldatenfriedhof
besuchen
und die Gräber mit Kerzen
und Blumen schmücken, ließ
sich aus Anlass „100 Jahre Erster Weltkrieg“ ein besonders
hervorhebenswertes Projekt
zu diesem Thema einfallen.
Im Sinne des Leitspruches
des ÖSK „Erinnern statt Vergessen“ bearbeitete sie diesen
Themenkomplex mit ihren
Schülern.
So befassten sich die Schüler
der 3. Klasse mit dem Thema
Krieg und Frieden. Sie erarbeiteten Frieden als friedliches Miteinander im Alltag,
also auch in der Klasse und
auf dem Pausenhof. Die Kinder übten, mit Konflikten umzugehen und sie ohne Gewalt
zu lösen. Ziel war es nicht,
Lösungsmöglichkeiten für die
große Politik zu suchen und
ihnen eine heile Welt vorzugaukeln, sondern die Schüler
sollten vielmehr lernen, dass
Streit in jeder Gemeinschaft
vorkommen kann, dass es aber
sehr wohl friedliche Lösungsmöglichkeiten gibt. Gemeinsam wurden Ideen gesammelt,
Wünsche formuliert und Bilder gestaltet, die Frieden sym-
bolisieren und veranschaulichen sollen.
Im Zuge dieses Projektes besuchten die Schüler auch den
Soldatenfriedhof, wo ihnen
vor Augen geführt wurde,
welch fürchterliche Auswirkungen Kriege mit sich bringen. Zum Abschluss wurden
Wünsche vorgetragen, die
sehr zum Nachdenken anregen – darunter:
Ich wünsche mir, dass…
… bald auf der ganzen Welt
Frieden herrscht.
… die Verstorbenen nicht in
Vergessenheit geraten.
… keine Menschen mehr gefoltert oder gequält werden.
… alle Nationen friedlich und
respektvoll miteinander umgehen.
… sich jedes Land an die Gesetze und Regeln hält.
…Menschen einander verzeihen können.
… Menschen nie die Hoffnung
verlieren.
… man bei Streit und Krieg
nicht einfach wegschaut.
… die Erinnerung hilft, dass so
etwas nie mehr passiert.
…Angehörige Trost finden.
…die Verstorbenen im Tod
Frieden erfahren.
LGF Oberst i. R. D. Allesch
Renovierter Kriegerfriedhof in Fulpmes
Foto: Mayerhofer/Fulpmes
Dank für langjährige
Sammeltätigkeit
Am 7. Juni 2015 wurde den beiden Marketenderinnen Anna
Schafferer und Verena Pfurtscheller von der Schützenkompanie Mutters-Kreith seitens der Landesgeschäftsstelle Tirol des
Österreichischen Schwarzen Kreuzes - gemeinsam mit Schützenhauptmann Werner Graus - als Dank für die langjährige
Sammeltätigkeit zu Allerheiligen die Ehrennadel in Gold verliehen.
Im Bild die ausgezeichneten Marketenderinnen
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE TIROL
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 47
Sichtbarer Impuls gegen das Vergessen …
... schrieben die Zeitungen am 1. Juni 2015 anlässlich der
Einweihung der Kapelle am Kosakenfriedhof in LienzPeggetz. Ja, die Landesgeschäftsstelle Tirol des Österreichischen Schwarzen Kreuzes hat es geschafft, einen lang
gehegten Wunsch der Kosaken zu erfüllen, nämlich eine
Gedächtniskapelle am Kosakenfriedhof in Lienz-Peggetz
zu errichten.
Zum Abschluss dieses erfreulichen Ereignisses wird der
sehr turbulente und nicht immer einfache Entstehungsweg
dieses Werkes noch einmal
zusammengefasst:
Bereits 1967 gab es erste skizzenhafte Entwürfe und Pläne
für eine „Gedächtnis-Kapelle“
(siehe Abb. 1). Aufgrund der
Positionierung des Gebäudes
gab es jedoch Widerstände,
da man die Kapelle zu nahe
an den bestehenden Gräbern
wusste und damit die Totenruhe zu stören glaubte.
Uneinigkeit der
Kosakenverbände
Der Präsident der „Cossak
American National Allience
Inc.“, G.L. Jeremenko dankte
in seinem Schreiben vom 25.
Juli 1969 dem Bürgermeister
von Lienz Hubert Huber dafür, dass in der Sitzung des
Gemeinderates am 20. Juni
1969 den Kosaken das Recht
zur Errichtung einer „Denkmal-Kapelle“ am Kosakenfriedhof zugestanden wurde.
In einem weiteren Schreiben
vom 21. November 1969 aus
New York wurde sogar ein
Angebot zum Ankauf einer
Parzelle zur Errichtung der
Kapelle gemacht. Die Situierung des Baues war aber weiterhin Zankapfel und es wurde sogar die Entfernung des
Obelisken in Erwägung gezogen, was jedoch am Widerstand von Kosakenverbänden
scheiterte. Diese Uneinigkeit
der verschiedenen Kosakenvereinigungen führte dann
zu einem Stillstand weiterer
Planungstätigkeiten, obwohl
die Stadtgemeinde Lienz weiterhin die grundsätzliche Unterstützung zur Errichtung
zusagte.
Ein Schreiben des Vorsitzenden des „Cossak American
Citizens Committee“ Dr.
W.G. Glaskow aus dem Jahre 1970 zitierte zehn Punkte,
die sogar soweit gingen, dass
namentlich genannten Personen das Recht zur Initiierung von Sammelaktionen
für die Kapelle abgesprochen
und bestimmten orthodoxen
Würdenträgern keinerlei Befugnisse zugestanden wurden, sich in die Angelegenheit
einzumischen. Abschließend
wurde in diesem Schreiben
festgehalten, „dass das Komitee der Amerikaner der Kosakischen Abstammung die
Dachorganisation der Kosaken in der freien Welt ist. Es
ist voll berechtigt im Namen
der Kosaken zu sprechen und
die Kosakeninteressen zu vertreten. Das Kuratorium, gebildet aus allen Kosaken-Zentralverbänden, übernimmt für
die Errichtung der Kapelle die
volle Verantwortung“ (siehe
Abb. 2 vom 12.8.1970).
Dies führte letztendlich dazu, dass der Gemeinderat von
Lienz in seiner Sitzung vom
15.06.1970 beschloss, die bereits erteilte Zusage zur Bereitstellung einer Grundfläche
von ca. 40 m² für den Bau einer Kapelle zurückzuziehen.
Die Begründung lautete wörtlich: „... dass die Auseinandersetzungen um den Bau der
Kapelle Formen angenommen
haben, die künftige Störungen
des der Würde des Friedhofs
zustehenden Friedens befürchten lassen“.
Die Uneinigkeit der Kosakenverbände untereinander
führte auch soweit, dass die
Pflege des bestehenden Friedhofes nicht mehr der Würde
des Erinnerungsortes ent-
Abb. 1: Entwurf „Gedächtnis-Kapelle“ 1967 (links)
Abb. 2: 2 Entwurf Kosakenkapelle vom 12.08.1970
(unten)
Plan Stein-Kapelle
2009
sprach. Hier schaltete sich nun
das Österreichische Schwarze
Kreuz, Landesgeschäftsstelle
Tirol, ein und übernahm diese
Angelegenheiten.
Dr. William G. Glaskow, Ataman, Präsident des Kosaken
der nicht kommunistischen
Staaten der Welt, Vorsitzender des „Cossak American
Citizens Committee“, zugleich Vorsitzender des Fonds
für den Bau einer Kapelle am
Kosakenfriedhof Lienz, begrüßte dieses Engagement des
ÖSK und veranlasste, dass
der bereits für die Kapelle gesammelte Geldbetrag für die
Sanierung und Gestaltung des
bestehenden Friedhofes verwendet wurde. Konkret wurden die Gräber restauriert, die
Grabkreuze ersetzt, der Altar
überdacht und die Restaurierung des Monuments veranlasst. Es wurden auch Regeln,
wer zu welchem Anlass am
Gedenkort Feiern abhalten
darf, beschlossen.
Fortan hatte ausschließlich
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE TIROL
das ÖSK, die Landesstelle
Tirol, das Sagen. Trotz dieser
Wirrnisse wurde der Plan,
eine Gedächtniskapelle zu errichten, jedoch nie ganz aufgegeben. Es dauerte aber bis
zum Jahr 2009 bis man an das
Thema wiederum ernsthaft
heranging.
Eine Abordnung aus Rostow,
finanziert vom Fernsehen
„Zar TV Fernsehen Ges.“,
kam nach Lienz um über den
Kosakenfriedhof zu berichten.
In dem Interview am Friedhof erwähnte die langjährige
verdiente Betreuerin der Gedenkstätte Erika Pätzold unter anderem, dass es nett wäre, eine Kapelle am Friedhof
zu haben. Diese Erwähnung
wurde ernst genommen und
ein Architekt fertigte Pläne
zum Bau einer Stein-Kapelle
(siehe Abb. 3) an. Auch die Finanzierung schien gesichert.
Eine inszenierte Konzertreise
des „Ensemble Orthodoxer
Don“ brachte jedoch nicht
den gewünschten finanziellen
Erfolg und so wurde aus der
erhofften Kapellenerrichtung
wieder einmal nichts.
2013 übernahm der Geschäftsführer der Landesgeschäftsstelle Tirol Hermann
Hotter die Initiative, führte
konkrete Gespräche mit der
Stadtgemeinde Lienz und beauftragte Planungsarbeiten
durch Arch. Dipl. Ing. Yarema Churylyk aus der Ukraine
über eine stilgerechte Holzkapelle. Auch wurde ein eigenes
Spendenkonto eingerichtet,
über das nur die Landesgeschäftsstelle Tirol verfügte.
Mit der Ausführung wurde
aufgrund der langjährigen
Kontakte mit Freunden in der
Westukraine und der Tatsache, dass diese mit polnischen
Kollegen im Auftrag der UNESCO Untersuchungen über
„Orthodoxe und griechischekatholische Holzkirchen im
polnischen und ukrainischen
Karpatentum“ durchführten,
ein Lieferant in der Ukraine
beauftragt. Damit war auch
die historisch richtige Bauausführung garantiert.
2014 war es dann so weit. Die
Stadtgemeinde Lienz hat den
im Anschluss an den Kosakenfriedhof gelegenen Grund
im Rahmen eines Baurechtes
der Landesgeschäftsstelle Tirol für den Bau einer Holzkapelle überlassen. Auch die
eingereichten Pläne wurden
genehmigt. Das Spendenkonto wies einen Stand auf, bei
dem man den Bauarbeiten beruhigt entgegensehen konnte
und es gab bereits verbindliche Zusagen über diverse
Einrichtungsgegenstände, wie
über das Kreuz am Turm und
über den Kronleuchter im Inneren der Kapelle.
Die Arbeiten in der Ukraine
schritten voran und bereits im
Jänner 2015 konnte eine Abordnung der Landesgeschäftsstelle Tirol an Ort und Stelle
feststellen, dass bereits zwei
Drittel der Vorbereitungsarbeiten fertiggestellt waren (siehe ÖSK-Zeitschrift 1/2015).
Am 5. März 2015 fand der
Spatenstich für die Kosakenkapelle statt. Die Beteiligung
der lokalen Bevölkerung in
Lienz-Peggetz war überraschend groß. Dr. Beate Palfrader, Landesrätin für Kultur,
Vertreter der Bezirksverwaltung und der Stadt Lienz, sowie der Erzdiakon Dr. Georg
Kobro aus Deutschland, waren bei dieser Feier anwesend (siehe ÖSK-Zeitschrift
1/2015).
Einweihung am 1. Juni 2015
Nach Fertigstellung der Fundamentierungsarbeiten traf
am 15. April 2015 der erste
LKW in Lienz-Peggetz ein
und am 20. Mai wurden die
restlichen Teile angeliefert.
Handwerker aus der Ukraine
zimmerten das Gewerk gekonnt zusammen und dem
bereits feststehenden Einweihungstermin am 1. Juni 2015
konnte man getrost entgegenblicken. Am Montag, dem 1.
Juni, fand man auf den Straßen zum Kosakenfriedhof
Lienz-Peggetz, am Uferweg,
am Friedhof selbst und um
die neue Holzkapelle, keinen
freien Platz mehr, als die vielen anwesenden Gäste von
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 48
Bauarbeiten im Mai 2015
Die Einweihung der
orthodoxen
Kosakenkapelle
erfolgte am
01. Juni
2015
Erzbischof
Mark und
Erzbischof
Michael
anlässlich
der Einweihungsfeierlichkeiten
am 01. Juni
2015
Der Altarraum in der
Kosakenkapelle
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE TIROL
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 49
Südtiroler Schwarzes Kreuz
ÖSK-Präsident LAbg. a. D. Rieser bei der Auszeichnungsverleihung an
verdiente Persönlichkeiten
Bilder: Ernest Murrer/ÖSK
Dr. Franz Birkfellner, Kurator der Landesgeschäftsstelle
Tirol des Österreichischen
Schwarzen Kreuzes, zur Einweihungsfeier und Eröffnung
der Kosaken - Holzkapelle begrüßt wurden.
Im feierlichen Rahmen wurde die orthodoxe Holzkapelle von Erzbischof Mark (Dr.
Arndt) und Erzbischof Michael (Donskoff), im Beisein von
Erzdiakon Dr. Georg Kobro
geweiht. Die musikalische Begleitung durch den Johannes
Chrysostomos-Chor
aus
Innsbruck, unter der Leitung
von Georg Bleyer, verstärkte
die Atmosphäre der orthodoxen Liturgie.
Für die zahlreichen Kosaken
aus dem In- und Ausland war
es ein Tag der Freude und
ein Fest der Gemeinsamkeit.
Nach vielen Jahren steht nun
am Ort der Tragödie des Jahres 1945 die gewünschte und
lang ersehnte Kapelle.
In den folgenden Ansprachen
von Dipl.-Ing. Elisabeth Blanik, Bürgermeisterin der Stadt
Lienz, Hermann Hotter, Landesgeschäftsführer des ÖSK
Tirol und Erika Pätzold wurde
allen gedankt, die mitgewirkt
hatten, dass nun die Kapelle
Wirklichkeit geworden ist und
man war sich einig, dass mit
diesem Bau ein Denkmal zum
Gedenken an die Kosakentragödie geschaffen wurde. Ein
Wermutstropfen war die Tatsache, dass dem stellvertretenden Ataman der Donkosaken im Ausland, Wladimir
Melihov, von russischer Seite
die Ausreise verweigert wurde
und er so mit einer Delegation
an dieser Veranstaltung nicht
teilnehmen konnte.
In seiner Festansprache bedankte sich DDr. Herwig van
Staa, Präsident des Tiroler
Landtages, nicht nur für die
Aufarbeitung der Geschichte
in diesem Bereich, sondern
verwies auch auf die politisch europäische Bedeutung
dieses Ereignisses. Er sprach
der Stadt Lienz, der Landesgeschäftsstelle Tirol des ÖSK
und allen am Werk Beteiligten
seinen Dank für die erbrachten Leistungen aus.
Im Rahmen der Veranstaltung wurden durch den Präsidenten des Österreichischen
Schwarzen Kreuzes, LAbg. a.
D. Peter Rieser und dem Landesgeschäftsführer Hermann
Hotter Ehrungen für besonders verdiente Beteiligte vorgenommen. Es erhielten DDr.
Herwig van Staa das „Große
Goldene Ehrenzeichen“, das
„Goldene Ehrenzeichen“ Bürgermeisterin DI Elisabeth
Blanik, VBM Reinhard Pargger, Vladimir Melihov, Erika
Pätzold, das „Große Ehrenzeichen“ DI Arch. Yarema Churylyk, Mag. Petro Hren, Eugen
Issak Martynjuk, Dr. Georg
Kobro und das „Ehrenzeichen“ DI Walter Frey jun. und
Alois Peter Hörtnagel.
Eine Delegation von Kosaken
zeichnete Hermann Hotter,
Hans Pixner und Ernest Murrer für ihren Einsatz beim Bau
der Kosakenkapelle mit dem
„Baklanov
Kosaken-Kreuz“
aus.
Auf Seiten der Kosaken klang
die Veranstaltung mit einem
traditionellen Festverlauf aus.
Gedenkfeier am Soldatenfriedhof Santo Stefano di Cadore
Erster Weltkrieg – 100 Jahre später
Unter diesem Titel stand die Gedenkfeier, welche von der
Montanunion Comelico und Sappada sowie der Gemeinde
von Santo Stefano di Cadore am Sonntag, den 6. September 2015 bei herrlichem Herbstwetter abgehalten wurde.
Der sehr schön gepflegte, monumentale Friedhof beherbergt die Reste von insgesamt
948 Gefallenen: 831 Italiener,
110 Angehörige der K.u.K.
Armee, darunter ein Böhme,
ein Askari (Afrikakrieger),
fünf Italiener – gefallen im
Zweiten Weltkrieg – und ein
Alpino, der 1983 aus dem ewigen Eis des Popera-Gletschers
ausgetaut wurde.
Kranzniederlegung
im Ortszentrum
Zu Beginn der Feier stand die
Kranzniederlegung beim Gefallenendenkmal im Ortszentrum, dann marschierte der
Festumzug unter den Klängen
der Musikkapelle „Fanfara
Alpina di Conegliano“ zum
Friedhof, wo die Grußansprachen der hohen Ehrengäste
gehalten wurden.
Bürgermeisterin Alessandra
Buzzo begrüßte die Anwesenden, Hans Duffek wies bei
der Kriegsgräberpflege auf
die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen Alpini und Schützen hin und
überbrachte als Präsident des
Südtiroler Schwarzen Kreuz
die Grüße des Präsidiums
des ÖSK sowie von LGF Fritz
Schuster, in dessen Handlungsbereich dieser Friedhof
liegt.
Der Bürgermeister der Gemeinde Kartitsch, Josef Außerlechner, erinnerte an die
Schrecken des Krieges gerade
in dieser Gegend und dankte
den Pflegevereinen für ihren
Einsatz.
Es folgten Grußworte der
Vertreter der örtlichen Alpinivereinigungen, von Militärangehörigen und des Vizebürgermeisters Paolo Tonon,
der einen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Friedhofes gab.
Heilige Messe als Abschluss
Nach der heiligen Messe, untermalt vom „Coro Comelico“
fand die Feier auf Einladung
der örtlichen Alpinivereinigung mit einem Mittagsmahl
ihren Abschluss.
Hans Duffek
SSK-Präsident
SÜDTIROLER SCHWARZES KREUZ
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 50
100 Jahre nach dem ersten Gle
Gedenkfeier am Waldfriedhof Bruneck
100 Jahre Waldfriedhof
Bruneck
Das Gedenkjahr fand am Freitag, den 29. Mai 2015 im Rathaus von Bruneck mit der Ausstellung „Trauma Galizien“
seine Eröffnung. Die Exponate waren auf insgesamt drei
Stockwerke des Rathauses verteilt.
Am Samstag, 30. Mai 2015,
fand die Feier in der „Alten
Turnhalle“ ihre Fortsetzung.
Brigitte Strauß und Dr. Andreas Oberhofer gingen in interessanten Vorträgen näher
auf die Geschichte des Brunecker Waldfriedhofes ein.
Anschließend zog die Festgemeinde zum Waldfriedhof.
Dort begrüßte Kulturstadträtin Gertrud Pescoller die
Anwesenden. Die Gedenkansprache hielt Bürgermeister
Roland Griessmair. Roberta
Dapunt ergänzte den Vortrag
in italienischer Sprache. Toni
Taschler trug auf gekonnte
Weise Gedanken über die
schreckliche Zeit des Krieges
vor.
Die kirchliche Feier wurde
von Militärkaplan Don
Quinz
in
beiden Landessprachen
zelebriert.
Die BürgerDie Ausstellung „Trauma
Galizien“ rechts die
Einladung fand auf drei
Ebenen im
Rathaus statt.
kapelle sorgte für deren musikalische Umrahmung und die
Schützenkompanie „Anton
Steger Bruneck“ gedachte der
toten Soldaten mit einer Ehrensalve.
Während die Bürgerkapelle
das Lied „Der gute Kamerad“
spielte, erfolgte die Kranzniederlegung mit Gebinden
der Stadtgemeinde Bruneck, der Schützenkompanie, des Schwarzen Kreuzes,
des Volksbundes Deutscher
Kriegsgräberfürsorge und der
Militärgarnison Bruneck.
Mit dem „Il Silenzio“, intoniert von einem Trompeter
der Alpini, schloss die eindrucksvolle Gedenkfeier am
Waldfriedhof.
Gerda Oberhammer
Am 23. August 2015 fand am Passo Paradiso bei Regenwetter und Nebeltreiben das 38. internationale Fest der
Verbrüderung statt. Bei dem von Cav. Emilio Serra aus
eigenen Mitteln geschaffenen Denkmal der Brüderlichkeit fanden sich auf Einladung des Präsidenten der Autonomen Provinz Trient Dr. Ugo Rossi, der Präsidentin
des Regionalrates Dr. Chiara Avanzo, des Landesrats für
Kultur Tiziano Mellarini, der Bürgermeisterin Dr. Anna
Panizza und Achille Serra vom „Museum des Weißen
Krieges“ in Vermiglio auch dieses Jahr eine beachtliche
Anzahl von Ehrengästen, Mitwirkenden und Zuschauern
ein. Bei dieser Feier wurde von den Nachgeborenen jener
Soldaten gedacht, welche hier vor einhundert Jahren im
Ersten Weltkrieg gegeneinander gekämpft haben und dabei gefallen sind.
Fest der Verbrüderung
Zum Gedenken an die
Kriegstoten der italienischen
und der österreichischen Seite fanden sich neben hunderten Teilnehmern und Gästen
Senator Dr. Franco Panizza,
Landesrat Carlo Daldoss,
Landtagsabgeordneter Dr. Lorenzo Baratter, der Präsident
Comuniti Valle di Sole Guido
Redolfi, Bürgermeisterin Dr.
Anna Panizza und zahlreiche
andere ein. An Abordnungen
waren Vereinigungen des Tiroler Kaiserjägerbundes, des
Tiroler Kaiserschützenbundes
und der Welschtiroler Schützen vertreten. Erstmals nahm
auch eine Delegation aus Bad
Mitterndorf an der Fischa in
Niederösterreich an der Gedenkfeier teil.
Musikalisch wurde die Gedenkfeier von der Musikkapelle Ossana-Vermiglio sowie
dem Chor Presena umrahmt.
Am Fuße des Denkmals wurde von Pfarrer Enrico Pret
und Militärkaplan Giorgio
Valentini die Gedenkmesse
zelebriert. Im Anschluss daran wurden am Denkmal die
Kränze niedergelegt. Zur „Ehrung aller Kriegstoten und zur
Mahnung an die Lebenden“
legte Oberst Prof. Erwin Fitz
den Kranz des Österreichischen Schwarzen Kreuzes nieder. In seiner Gedenkansprache ging er besonders darauf
ein, warum gerade die Landesgeschäftsstelle Vorarlberg
des ÖSK hier tätig ist. Bereits
zu Kriegsbeginn im Mai 1915
waren in diesem Gebiet Vorarlberger Soldaten eingesetzt.
Es war nicht allen vergönnt,
ihre Heimat wiederzusehen.
Sie fanden ihre Ruhestätte am
Kriegerfriedhof in Ossana.
Gedenkansprachen
Die Wichtigkeit solcher Gedenkfeiern als Beitrag zum
Frieden wurde auch von den
Rednern Dr. Franco Panizza,
Dr. Chiara Avanzo, Dr. Anna
Panizza und anderen betont.
Landtagsabgeordneter
Dr.
Lorenzo Baratter ging auf die
historische Rolle des Tonalepasses seit Kaiser Friedrich
Barbarossa ein.
Achille Serra verlieh an die
Ehrengäste gerahmte Erinnerungstafeln.
Oberst Prof. Erwin Fitz überbrachte als gebietszuständiger
Landesgeschäftsführer
die
Grüße des Präsidenten und
wies, soweit es der Nebel zuließ, kurz im Gelände in den
Ablauf des ersten Gletschergefechts der Kriegsgeschichte
vor einhundert Jahren ein.
Grenzabschnitt Tonale
Der Grenzabschnitt Tonale
reichte von der Zufallspitze
(3.764 m) bis zum Passo Presena (2.875 m). Dieses Gebiet
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE VORARLBERG
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 51
etschergefecht: 38. Fest der Verbrüderung am Passo Paradiso
Von Oberst Professor Erwin Fitz
Kranzniederlegung, v. li.: Dr. Franco Panizza, Oberst Prof. Erwin Fitz,
Dr. Anna Panizza mit Teilnehmern an der Gedenkfeier, Achille Serra
(ganz rechts)
Foto: Bertolini/Vermiglio
umfasst zwei über 3.500 Meter hohe Gletschermassive,
die südliche Ortlergruppe und
die Adamellogruppe. Zwischen diesen beiden Massiven
befinden sich zwei Einschnitte. Über den nördlichen, die
Forcellina di Montozzo (2.617
m) führt ein Saumweg ins Val
Montozzo und von dort weiter
ins Val del Monte. Den südlichen Einschnitt bildet der
Tonalepass (1.884 m) mit dem
Val Vermiglio. Diese beiden
Bewegungslinien sind durch
einen 3.000 Meter hohen Gebirgsrücken (Monte Tonale,
Punta d´Albiolo, Redival,
Monte Palu) getrennt und vereinigen sich bei Fucine im Val
di Sole. Die über den Tonalepass durch das Vermigliotal
und das Val di Sole führende
Straße ließ den Vorstoß größerer Truppen zu. Bei einem
italienischen Vorstoß wäre die
österreichische Verteidigung
in Südtirol in Flanke und Rücken bedroht gewesen. Aus
diesem Grunde wurden auch
die Werke Tonale (Zaccarana),
Mero, Strino und Presanella
(Pozzi Alti) angelegt.
Landesschützen
am Passo Paradiso
Das Landesschützendetachement des Oberleutnant Rico
Quandest am Passo Paradiso
bestand aus dem Oberleut-
nant, zwei Kadetten und 94
Mann des IX. Marschbataillons des Landesschützenregiments Nr. II. Dazu kam noch
die Artilleriebeobachtungsstation mit einem Offizier
und 16 Artilleristen. Jeder
Schütze verfügte für seinen
Stutzen über eine Munitionsausstattung von 120 Patronen. Wegen der notwendigen
Besetzung der wichtigsten
Übergänge über den Felsgrat
Castellaccio-Paradiso-Monticello durch Posten und Artilleriebeobachter standen zur
Abwehr eines italienischen
Angriffs nur etwa 75 Landesschützen zur Verfügung.
Kriegserklärung Italiens
Am 23. Mai 1915 um 20:50
Uhr traf beim etwa Halbkompanie starken k.k. Landesschützendetachement die Telefondepesche „Kriegszustand
gegenüber Italien hat begonnen, sofort allgemein verlautbaren“ ein.
Die den k.k. Landesschützen
auf 50 Meter an der Reichsgrenze
gegenüberliegenden
Alpini hatten nur wenige
Stunden vorher nach dem
Eintreffen eines Meldeläufers
unverständlicherweise ihre
Stellungen am Passo Paradiso geräumt. Die Alpini waren
eilig zum Tonalepaß abgestiegen.
Bedeutung des
Passo Paradiso
Diese überstürzte Räumung
erwies sich für die italienische
Seite als sehr nachteilig. Die
Österreicher
umschlossen
die rechte Flanke der Italiener
und konnten von dem zum
Tonalepass steil abfallenden
Monticellorücken tief in den
Rücken der italienischen
Front, weit in das Val Camonica, hineinblicken.
Das Kommando der V. AlpiniDivision fasste bald den Entschluss, diese aufgegebene
Stellung wieder in Besitz zu
nehmen.
Erstes Gletschergefecht am
9. Juni 1915
Der Angriff der Alpini sollte
in der Morgendämmerung des
9. Juni 1915 erfolgen. Die italienische Führung hatte Kenntnis davon, dass an der Rayonsgrenze Tonale und Adamello
zwischen dem Passo Paradiso
und der Madronhütte eine
mehr als viereinhalb Kilometer breite Lücke klaffte. Über
dieses unbesetzte Frontstück
führten die bedeutsamen Pässe Presena und Maroccaro in
den Rücken der österreichischen Paradiso- und Monticellostellungen.
Das Alpini Bataillon Morbegno sollte von seinem Lager
unterhalb Precasiglio über
Ponte di Legno durch das
Val Narcanello aufsteigen,
den Passo del Lago Chiacciato (3.078 m) überschreiten
und unterhalb der Südhänge
der Cima Payer und der Punta di Lago scuro zum Passo
Maroccaro (2.975 m) traversieren, um von dort über den
Presanagletscher abwärts die
österreichischen Stellungen
am Passo Paradiso (2.587 m)
anzugreifen.
Am Tonalepass hatten die Alpini-Bataillone Val Camonica
und Val Intelvi den Auftrag,
durch Scheinangriffe die Landesschützen abzulenken, um
dem Bataillon Morbegno den
Angriff zu erleichtern. Nach
Eroberung des Passo Paradiso sollten die beiden AlpiniBataillone aufsteigen und sich
beim Passo Paradiso mit dem
Bataillon Morbegno vereinigen.
Der Aufstieg des AlpiniBataillons Morbegno verzögerte sich, es wurde Tag und
der Nebel löste sich auf. Die
44. und 45 Alpini-Kompanie
sollten ab zirka 7:00 Uhr mit
voller Wucht die 400 Meter
tiefer gelegenen Stellungen
der wenigen Landesschützen
bei den Gletscherseen, die den
Passo Paradiso gegen den Tonalepass absperrten, angreifen und eine Abriegelung versuchen, damit die zwei Alpinibataillone vom Tonalepass her
aufsteigen und sich vereinigen
Gefecht am Presenagletscher am 9. Juni 1915, Gemälde von Hans Bertle
Schruns
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE VORARLBERG
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 52
100 Jahre Soldatenfrie
Am 11. Juli sowie am 8. und
9. August 2015 stand die
Gemeinde Bondo in Judikarien unter dem Motto
„100 Jahre danach - Beginn
des Ersten Weltkrieges an
der Südwestfront“ ganz im
Zeichen des Gedenkens.
Gefechtsverlauf am
9. Juni 1915
konnten. Vom Werk Mero aus
sah die Besatzung, dass beim
Maroccaropass zahlreiche italienische Soldaten sein mussten, da der Gletscher schwarz
von Leuten war. Ein Teil der
Alpinitruppe auf Schiern hatte sich bereits entfaltet und
war dabei, über den Presenagletscher gegen den Passo Paradiso abzufahren.
Angesichts des zirka 200 Meter vor der österreichischen
Verteidigungslinie
befindlichen jenseitigen Ufers des
Gletschersees gerieten die Angriffswellen der Alpini in Unordnung. Der Bataillonskommandant wollte die Reserve
(47. Kompanie) einsetzen, um
den Angriff zu verstärken, als
plötzlich aus seiner rechten
Flanke heftiges Gewehrfeuer erklang, von einer Gruppe
Landesschützen, welche zur
Sicherung des linken Flügels
von den Alpini unbemerkt die
Kote 2916 erreicht hatte. Von
dort eröffneten sie überraschend das Feuer auf die ungeschützte Flanke des Bataillons
Morbegno.
Die 47. Kompanie wurde nun
gegen diese neue Bedrohung
einer Umfassung aufgeboten.
Zeitgleich wurde der linke
Flügel der Alpini durch flankierendes Feuer einer österreichischen Schiabteilung von
den Felsen der Casamadre
ins Wanken gebracht. Die
Geschütze der Werke Tonale
(Zaccarana) und Presanella
(Pozzi Alti) griffen mit ihren
Geschützen in den Abwehrkampf ein. Der Versuch der
Italiener den Angriff artilleristisch vom Werk Prepazena
aus zu unterstützen, war wirkungslos geblieben.
Die Presenamulde schien zu
einem Massengrab für die in
der Falle sitzenden Alpini zu
werden. Die Nachhut der Alpini deckte den Rückzug bis
12.30 Uhr.
Menschlichkeit im Krieg
Nachdem die letzte Gruppe
der sich zurückziehenden Alpini den Maroccaropass überschritten hatte, wandelten
sich die Landesschützen von
erbitterten Gegnern zu Samaritern. Sie brachten den auf
dem Gletscher liegenden Verwundeten Hilfe und Rettung
und bargen die Toten.
Beurteilung durch einen
ehemaligen Gegner
G. M. Bonaldi schrieb am
Schluss seiner Schilderung:
„Nappine bianche in Val Camonica“: „Trotz aller Bitterkeit
der Niederlage verbleiben von
diesem ersten Kampf auf den
Gletschern des Adamello ein
unvergänglich edler Eindruck
und gleichzeitig ein hehres
Zeugnis hoher Menschlichkeit
der Bewohner der Berge, auch
wenn sie gezwungen waren,
gegeneinander zu kämpfen.“
borenen Pionieroffizier, wurde
im Jahr 1915 unter der Bauleitung des Franziskanerpaters
Fabian Barcatta, Feldkurat
beim Standschützenbataillon
Bezau, mit der Anlage eines
Heldenfriedhofes begonnen.
Zwischen dem Österreichischen Schwarzen Kreuz, Landesgeschäftsstelle Vorarlberg,
und der Gemeinde Bondo besteht seit den sechziger Jahren
des zwanzigsten Jahrhunderts
eine besonders enge Verbindung.
Bondo und
sein Kriegerfriedhof
Bondo liegt in der Nähe
der Gletschermassive des
Adamello und der Presanella. Neben der Waffenwirkung
forderten Lawinenabgänge in den
Wintern 1915, 1916
und 1917 unter den
k.k. Landes- bzw.
Kaiserschützen, den
k.k. Standschützen,
den k.k. Landwehrund
Landsturmmännern, den k.u.k.
Kaiserjägern, den
Soldaten der Übermittlungstruppen,
der Artillerie, des
Trains sowie unter
den kriegsdienstverpflichteten einheimischen
Arbeitern zahlreiche
Opfer.
Im Auftrag von
Br igadekom m a ndant Oberst Theodor Spiegel, einem
in Micheldorf in Sterbebild von Kaspar Alois Rehm aus der SamOberösterreich ge- mlung von Doris Meusburger Egg-Großdorf
Heutige
Grabstätte
von Kaspar
Alois Rehm
Bild: Vzlt
Siegfried
Schwärzler/Dornbirn
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE VORARLBERG
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 53
edhof: Würdiges Gedenken in Bondo/Judikarien
Von Oberst Professor Erwin Fitz
Bei der Ausstellungseröffnung, v.li.: Leonardo Bonenti, Manuela Sartori,
Oberst Prof. Erwin Fitz, Ing. Stefan Kaufmann, Kaspar Kaufmann,
Giuseppe Bonenti, Kurator Obstlt Alwin Denz
Kriegstote aus dem Ländle
Hier ruhen nun seit 2013 genau 700 Kriegstote, davon 29,
meist Standschützen, aus 18
Vorarlberger Gemeinden. Der
Erste in Bondo bestattete Vorarlberger Soldat war der am 9.
August 1883 geborene Standschütze Kaspar Alois Rehm
aus Egg/Großdorf im Bregenzerwald. Rehm verstarb am
4. August 1915 in Folge eines
Unglücks auf Cadria.
Auftakt der Gedenkveranstaltungen
Der junge Bregenzerwälder
Standschütze Oswald Kaufmann verfasste eine Kriegschronik über seine Erlebnisse
von 1915 bis 1918 in Judikarien. Bebildert wurde diese
Chronik mit Fotografien seines späteren Schwagers und
Fotografen Kaspar Hiller aus
Bezau.
Den Auftakt der Gedenkveranstaltung bildete am Freitag,
11. Juli 2015, die Eröffnung
der „Ausstellung über den
Krieg – Ausschnitte aus dem
Leben“ im Gemeindehaus. Eine nicht unbeträchtliche Anzahl der in der Ausstellung gezeigten Fotografien wurde der
Kriegschronik von Oswald
Kaufmann entnommen und
stammt von Kaspar Hiller.
Oberst Prof. Erwin Fitz
überbrachte die Grüße des
Österreichischen Schwarzen
Kreuzes - Kriegsgräberfürsorge, würdigte die interessante
Ausstellung und dankte den
Verantwortlichen dafür.
Kriegsgräberfahrt
ins Judikarien-Tal
Der Vorarlberger Landeskameradschaftsbund führte in
Zusammenarbeit mit dem
Österreichischen Schwarzen
Kreuz, Landesgeschäftsstelle Vorarlberg, anlässlich des
100. Jahrestages des Auszuges
der Standschützen an die Südwestfront am 8. und 9. August
2015 mit einer Reisegruppe
eine Kriegsgräberfahrt ins
Judikarien-Tal durch.
Den Auftakt dazu bildete am
Samstag den 8. August der
Besuch der am 11. Juli 2015
im Gemeindeamt eröffneten
Fotoausstellung.
ÖSK-Kurator
Präsident
Oberstleutnant Alwin Denz
übergab ein Dokumentarbild
des Soldatenfriedhofes an die
Gemeinde Bondo.
Anschließend erfolgte durch
Oberst Prof. Erwin Fitz eine
Einweisung in den Kriegerfriedhof mit entsprechenden
historischen und künstlerischen Detailwürdigungen.
Vertreter von Vorarlberger Institutionen am Kriegerfriedhof, v.li.: Chefinspektor Hans-Peter Nigmann, Oberst Prof. Erwin Fitz, Kurator Präsident
Obstlt Alwin Denz, Schützen-Major Werner Beer
Foto: Vzlt Siegfried Schwärzler/Dornbirn
Gedenkfeier am
Kriegerfriedhof
Am Kriegerfriedhof fand eine kleine Gedenkfeier mit
Kranzniederlegung
statt.
Oberst Prof. Erwin Fitz entbot
seinen respektvollen Gruß,
bedankte sich bei der Gemeinde Bondo dafür, dass sie
den Kriegstoten aus den verschiedensten Teilen des alten
Österreich seit Jahrzehnten
eine behütete Heimat bietet:
„Mögen die Kriegstoten der
Vergangenheit als Mahnung
zum Frieden einen würdigen
Platz in der Gegenwart und
Zukunft haben.“
Ein weiterer Dank galt dem
Präsidenten des Vorarlberger Landeskameradschaftsbundes ÖSK-Kurator Oberstleutnant Alwin Denz und
allen Mitwirkenden aus nah
und fern zum abgelegten Bekenntnis zum Frieden über
den Kriegsgräbern.
Oberst Prof. Fitz appellierte
an die Jugend als Garanten für
die Zukunft die hier ruhenden
Kriegstoten als Mahner zum
Frieden zu bewahren und zu
beschützen. Eine seiner Kernaussagen war, dass aus den
Ruinen des Hasses die Liebe
erblüht, die einzige Quelle von
Wohlergehen, Fortschritt und
Frieden, denn vor dem Soldatengrab verstummt Menschensprache, Kriegsgräber
sprechen Herzen an.
Oberst Fitz dankte auch der
rührigen Manuela Sartori,
welche nicht nur Übersetzerin
sondern auch Kontaktperson
zu Institutionen und Behörden ist.
Ausflug in die
Vergangenheit
Am 9. August erfolgte südwestlich der Ortschaft Lardaro beim ehemaligen österreichischen Festungswerk Larino durch Oberst Prof. Erwin
Fitz eine Einweisung in den
ehemaligen „Festungsgürtel
Valle die Chiese“, eine Besichtigung des Werkes Larino von
außen und von innen sowie
die Erläuterung des Einsatzes
des Standschützenbataillons
Bezau. Teile dieses Bataillons
hatten zeitweilig in diesem
Werk Unterkunft bezogen.
Anschließend erfolgte eine
Verlegung mit zwei Kleinbussen zum Werk Corno. Beim
Werk Corno lagen die Standschützen aus Bizau.
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE VORARLBERG
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 54
Gedenkfeier in Pejo 100 Jahre Kriegsschauplatz Südwestfront
Von Oberst Professor Erwin Fitz
Am 6. September 2015 fand in Pejo das Gedenken für die
Kriegstoten statt. Die Provinz Trient, die Gemeinde Pejo,
das Museum „Der Krieg vor der Haustür“, das Studiencentrum Val di Sole, die Alpinivereinigung und das Österreichische Schwarze Kreuz luden dazu ein. Die Gedenkveranstaltung stand unter dem Motto: „Damit die Erinnerung
jener Ereignisse uns heute hilft, das zu vereinen, was einst
dieselben versucht haben zu trennen und damit die Überzeugung dieses Gedenkens es ermöglicht, dass die Gefallenen von einst nicht vergeblich umgekommen sind.“
Mit seinen 1.584 Metern
über den Meer war Pejo eine der höchstgelegenen Gemeinden der österreichischungarischen Monarchie. Pejo
beherrscht auf Grund seiner
Lage den Zugang zweier Täler. Es bewacht den Ostzugang
des Val del Monte (heute zu
einem großen Teil von einem
Stausee belegt), durch das die
Straße über den MontozzoPass ins obere Val Camonica
führte und das in Nord-Südrichtung verlaufende Val del
Mare, welches das CevedaleMassiv erschließt.
Bereits vor Kriegsausbruch
wurde durch Soldaten die Straße nach Frantasecca im Val del
Monte ausgebaut. In den Jahren 1906/1907 wurde das Werk
Pejo (Blockhaus Pejo) auf 1.610
Metern südlich der Straße von
Sterbebild Josef Berkmann,
* 13.8.1884 + 24.5.1915
Pejo zum Lago di Pian Palú
erbaut. Die Schussrichtung
wies nach Südwesten in das
Val Montozzo und in das Val
Saviana. Im Jahr 1915 war das
Werk desarmiert und als Kaserne genützt. Das Gebiet von
Pejo reicht bis hinauf zu den
beeindruckenden Gletscherregionen.
Die Hochgebirgsfront im Umfeld von Pejo war auf beiden
Seiten vorrangig das Einsatzgebiet der Gebirgstruppen.
Bei den k.k. Landes- bzw. k.k.
Kaiserschützen dienten in
den Mannschaftsrängen anfänglich ausschließlich Tiroler und Vorarlberger aus allen
Landesteilen. Aber nicht nur
das Kampfgeschehen sondern
auch die Naturgewalten forderten ihre Opfer. Hinter jedem Toten steckt ein persönliches Schicksal.
Im Jahr 1915 in Pejo
beerdigte Vorarlberger
Auf dem ehemaligen Kriegerfriedhof San Rocco bei Pejo
waren sechs Vorarlberger Soldaten bestattet. Der erste Soldat, welcher dort am 24. Mai
1915 beerdigt wurde, war der
am 13. August 1884 in Riefensberg geborene, reitende
Tiroler Landesschütze Josef
Berkmann. Er verstarb bereits
am Tag nach der italienischen
Kriegserklärung. Auf ihn
folgte der am 24. August 1915
gefallene zwanzigjährige Landesschütze Ludwig Bechter
aus Riefensberg?/Lingenau?
Ehrengäste bei der Gedenkfeier, u. a. v.li. 1. Reihe: LGF Oberst Prof. Erwin
Fitz, Angelo Dalpez, Carlo Daldoss, Dr. Franco Panizza.
2. Reihe: Major i. Tr. Christian Haager, Dr. Anna Panizza
Foto: Bertolini/Vermiglio
Gedenkfeier
Am Fuße des Denkmals wurde von Pfarrer Enrico Pret
die Gedenkmesse zelebriert.
Im Anschluss daran wurden
am Kriegerfriedhof die Kränze niedergelegt. Senator Dr.
Franco Panizza, Landesrat
Carlo Daldoss und Bürgermeister Angelo Dalpez wiesen
in ihren Ansprachen auf die
Bedeutung des Friedens besonders in Europa hin.
In Vertretung des ÖSK-Präsidenten sprach der gebietszuständige Landesgeschäftsführer Oberst Prof. Erwin Fitz
Worte des Gedenkens.
Gebiete wie die Höhen über
Pejo, wo im Jahr 1914 Touristen ihre Sommerfrische
verbrachten,
wurden
ab
Frühjahr 1915 zu Kriegsgebieten. Zum Zeitpunkt der
Kriegserklärung Italiens an
Österreich-Ungarn am 23.
Mai 1915 lagen bereits tausende Welschtiroler in Gräbern
auf den Schlachtfeldern Galiziens. Um zahlreiche dieser
Gräber kümmert sich das Österreichische Schwarze Kreuz.
Ab 24. Mai 1915 kamen
Kriegsgräber in Welschtirol
dazu. Im Herbst 1915 wurde
der Kriegerfriedhof San Rocco in Pejo angelegt. Bisher
anderswo Bestattete aus dem
Umfeld wurden dahin umgebettet.
Die Bestattungen sind noch
nicht abgeschlossen. Die zurückgehenden Gletscher geben auch nach einhundert Jahren immer wieder Kriegstote
frei. Gerade von den Kämpfen
um die Punta San Matteo sind
noch zahlreiche Soldaten vermisst.
Ein besonderer Dank gilt den
Verantwortlichen in der Provinz und in der Gemeinde
dafür, dass sie den Anschluss
an die Vergangenheit gefunden haben. Zukunft braucht
Herkunft. In Pejo hat sich
durch die Wiederbelebung
des Friedhofes San Rocco eine
sehr anerkennungswerte Gedenkkultur entwickelt.
LANDESGESCHÄFSTSSTELLE VORARLBERG
ÖSK - Ausgabe 2/2015 • 55
Das Fersental gedenkt der Kriegstoten
Kaiserjäger, Gebirgsjäger und Alpini in den Kriegen der Vergangenheit getrennt
- nun vereint für den Frieden in der Zukunft
Am 4. und 5. Juli 2015 wurden durch die Alpini-Gruppe
Florutz aus dem Fersental Gedenkveranstaltungen zur
Erinnerung an den Ersten Weltkrieg an der Südwestfront
abgehalten.
Kriegerfriedhof Levico
Am 4. Juli wurde der Kriegerfriedhof in Levico Terme im
Valsugana besucht, wo durch
Oberst Prof. Erwin Fitz eine
Einweisung in die Friedhofsanlage und die dort bestatteten 1.148 Kriegstoten erfolgte.
Konrad Vögel
Von Levico ging es nach Panarotta-Weitjoch (2.002 m), wo
eine Einweisung in die ehemalige Frontlage und eine Begehung der Stellungen erfolgte.
Das Korsett der Verteidigung
bildete dort anfänglich das
(deutsche) Alpenkorps. Bei
einer unter der Leitung von
Elio Moltrer durch die AlpiniGruppe Florutz rekonstruierten Baracke am Fuße der
Fontanella-Weitjoch erfuhren
die Teilnehmer von einem
Lawinenunglück. Die am 12.
März 1916 vom Gipfel des
Fontanella abgegangene Lawine verschüttete die Vorgängerbaracke. Dabei fanden 14
Mann der 12. Kompanie des
k.k. Landesschützenregiments
Nr. I den Tod.
Sterbebild Konrad Vögel
(Familienbesitz)
Elio Moltrer schilderte sehr
ergriffen die Umstände und
Folgen dieses Unglücks. Als
kleiner Bub war er mit seinem
Großvater, dem ehemaligen
Landes-(Kaiser)schützen Peter Gozzer öfters hier. Gozzers
bester Kamerad war bereits
vor Kriegsausbruch der aus
Sulzberg in Vorarlberg stammende junge Landesschütze
Konrad Vögel, der bei diesem
Lawinenunglück ums Leben
kam. Konrad Vögel wurde am
13. November 1891 in Sulzberg als Sohn eines Bauern
geboren. Bei Kriegsausbruch
diente er aktiv. Am 17. August
1914 rückte er vom Urlaub
wieder zum k.k. Landesschützenregiment Nr. I ein. Zuerst
kam er in Galizien zum Einsatz, wo er verwundet wurde.
Nach seiner Genesung wurde
der ledige Konrad Vögel an
der Südwestfront eingesetzt,
wo ihn am 12. März 1916 sein
Schicksal ereilte.
Auf dem Sterbebild von Konrad Vögel ist fälschlicherweise
als Todesort der Tonale-Pass
angeführt.
Die lawinentoten Landesschützen wurden mit militärischen Ehren in Brennstall
bestattet. Neben der rekonstruierten Baracke entsteht
auf Initiative von Elio Moltrer
eine Gedenkstätte für diese
Lawinenopfer.
Gedenkveranstaltungen
in Florutz
Am Abend des 4. Juli 2015
wurde neben dem Kriegerdenkmal ein Gedenkstein
in Erinnerung an den jüngst
verstorbenen
Regionalratspräsidenten Diego Moltrer
enthüllt.
Im Rathaus von Floruz wurde
eine von Elio Moltrer mit sei-
Kranzniederlegung v.li.:
Oberst Prof. Erwin Fitz, Bgm.
Luca Moltrer,
Hauptmann a.
D. Hans Singer
Bilder: Oswald
Mederle, Brixen
Auszeichnungsverleihung: v. li.:
Bgm. Luca
Moltrer, Elio
Moltrer, Oberst
Prof. Erwin Fitz,
Major i. Tr.
Vzlt i. R. Hans
Peter Gärtner
ner Alpini-Gruppe geschaffene, sehr informative und
anschauliche Ausstellung mit
Bildern und Karten unter dem
Titel „Der Erste Weltkrieg
in den Bergen des Valle del
Fersina (Sennsattel) 1915 bis
1917“ eröffnet. Den Abschluss
dieses Tages bildete ein Vortrag von Oswald Mederle
aus Brixen über den Einsatz
der Tiroler und Vorarlberger
Standschützen.
Am Sonntag, dem 5. Juli, fanden in der Früh beim Kriegerdenkmal in Florutz Kranzniederlegungen des Österreichischen Schwarzen Kreuzes und
der Alpini-Gruppe Florutz
statt. Oberst Prof. Erwin Fitz
trug das Gebet zum Frieden
von Jesuitenpater Dr. Alex
Blöchlinger vor.
Gedenken
bei der Feldkapelle
Während des Ersten Weltkriegs waren an die 2.000 österreichische Soldaten – meist
Standschützen aus unter-
schiedlichen Gebieten des historischen Tirol – im Fersental stationiert. Zahlreiche von
ihnen kehrten nie wieder nach
Hause zurück, einige erlagen
den Kämpfen an der LagoraiFront, andere wiederum fielen
Lawinen oder Krankheiten
zum Opfer.
Bei der vor 15 Jahren rekonstruierten Feldkapelle in
Putzn auf 1.900 Metern Höhe
fand am 5. Juli 2015 die jährliche Gedenkfeier mit Feldmesse für diese Kriegstoten
und für alle Kriegsopfer statt.
Am Ende der Gedenkfeier
wurden Oberst Prof. Erwin
Fitz und Major i. Tr. Hans Peter Gärtner mit der Goldenen
Medaille ausgezeichnet.
Der Gemeinde Florutz mit
Bürgermeister Luca Moltrer
und der äußerst rührigen Alpini-Gruppe Florutz unter der
Führung von Elio Moltrer gebührt ein herzliches Vergelt´s
Gott für ihre Arbeit der gelebten Völkerverständigung.
Oberst Professor Erwin Fitz
Unsere Totengedenktage
ALLERHEILIGEN
ALLERSEELEN
stehen vor der Tür.
Bitte spenden auch Sie für die Pflege
und Erhaltung der Kriegsgräber.
Diese mahnen zum Frieden und erinnern
an die vielen Opfer der Kriege.
Das
ÖSTERREICHISCHE SCHWARZE KREUZ
führt zum Gedenken an die Opfer der Kriege
ethisch und kulturell hochwertige Aufgaben
auf nationaler und internationaler Ebene
im Sinne der Republik Österreich durch.
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