Sie halten dasSpital funktionsfähig

Berufe im Spital
Mittwoch, 17. Juni 2015
bündner woche 36
Sie halten das Spital funktionsfähig
Der Spitalbetrieb funktioniert für uns selbstverständlich. Sollten dennoch Störungen auftreten, rufen wir einfach jemanden, der sich darum kümmert. Im Kantonsspital Graubünden ist eine ganze Abteilung
für die Funktionsfähigkeit des Betriebes zuständig, und die Spitaltechniker sind dafür im Dauereinsatz.
■ Mit Andreas Möhr sprach Michèle Albertin
Andreas Möhr ist
im Kantonsspital
Graubünden für die
Technik zuständig.
Bilder zVg
Was macht die Spitaltechnik und welche
Bereiche gehören dazu?
Die Spitaltechnik ist zuständig für die Instandhaltung des Gebäudes, für die medizinischen und spitalspezifischen Geräte und
für die Umgebungsarbeiten. Wir übernehmen Wartungsarbeiten und Reparaturarbeiten und sind daneben bei den baulichen
Projekten und Massnahmen involviert. In
unseren Bereich gehören die ganze Mechanik, die Elektrik, die Lüftung, Kälte, Gebäudeautomation und Heizung. Die Schreiner-,
Maler- und Gärtnerarbeiten werden ebenfalls von unserer Abteilung abgedeckt.
Beinahe alles spitalunabhängige Berufe –
warum ist die Arbeit dennoch spitalspezifisch?
Wir haben gerade bei den Reparatur- und
Wartungsarbeiten viel mit Geräten zu tun,
die es nur in einem Spital gibt. Man muss
dafür die Geräte kennen und beispielsweise
lernen, wie ein OP-Tisch funktioniert, um
diesen auch reparieren zu können. Man
kann mittlerweile eine Ausbildung zum Medizintechniker machen, viel spitalspezifisches Wissen muss man sich aber bei der
Tätigkeit erarbeiten. Gerade auch im Pikettdienst wird man in sämtlichen Abteilungen
zu Einsätzen gerufen, was heisst, dass ein
Techniker hier viele Bereiche im Alltag abdecken muss. Das Basiswissen aus unserem
Beruf können wir hierfür mitnehmen und
unsere Spezialsierungen entsprechend einsetzen, es braucht aber ein breites technisches Wissen. Speziell für das Spital ist zudem, dass man viel mit Leuten in Kontakt ist
und für die vielen baulichen Massnahmen
eine Beraterrolle einnimmt.
Können Sie klassische Tätigkeiten aus
Ihrem Arbeitsalltag nennen?
Im Pikettdienst sind die Aufgaben sehr
unterschiedlich. Wir werden für alles gerufen, das nicht mehr funktioniert. Das kann
sein, wenn die Rohrpostanlage oder der Lift
ausser Betrieb sind, die Barrieren im Parkhaus nicht hoch oder runtergehen oder die
Lichter oder Elektronik Probleme machen.
In kleinen Notsituationen im Alltag springen
wir auch ein, wenn wir dadurch jemandem
helfen können – hier flicken wir auch schon
mal dem Operateur die Brille, damit er seine Arbeit beenden kann.
Gerade im Pikettdienst ist die Tätigkeit sehr
vielfältig. Daneben führen wir an den Geräten und Maschinen die Wartungsarbeiten
nach einem Jahresplan aus. Bei den internen Massnahmen und Rochaden sind wir
bei der Planung und der Umsetzung eingebunden. Hier beschäftigen uns aktuell beispielsweise die vielen Umzüge der Abteilungen.
Wie ist die Spitaltechnik intern organisiert?
Bei uns arbeiten 32 Techniker in vier verschiedenen Fachbereichen. Die Abteilungsleiter führen die Bereiche- und Abteilungen.
Daneben sind Projektleiter in der Regel bei
den verschiedenen baulichen Massnahmen,
wie beispielsweise dem Notfallumbau oder
bei der Anpassung der Räume bei Umzügen,
einbezogen.
An den Standorten Fontana und Kreuzspital
ist je noch ein Standortleiter tätig. Die Techniker selber sind für die verschiedenen laufenden Arbeiten eingeteilt. Daneben decken
wir den Pikettdienst für alle 3 Standorte ab,
dafür ist täglich ein Mitarbeiter eingeteilt.
Dieser nimmt alle Anfragen und Probleme
aus dem Alltag entgegen. Die Störungsmeldungen des Hauses gehen bei uns über ein
Computersystem oder über das Telefon ein
und werden dann von diesem Mitarbeiter
abgedeckt oder einer Abteilung oder Fachperson zugeteilt. Das ist dann abhängig von
Wissen und Kapazitäten.
Die Betriebsfunktionen sind somit stark
von euch abhängig?
Technisch muss es stimmen, damit dieser
Betrieb läuft. Gerade im OP oder in anderen
hochinstallierten Räumen müssen die Geräte funktionieren, sonst geht es nicht. Wenn
der Lift nicht läuft und Patientenbetten dadurch nicht verschoben werden können,
gibt es Verzögerungen. Ebenso können
Untersuchungen teilweise nicht durchgeführt werden, wenn die Lichtverhältnisse im
Raum nicht stimmen. Da wir häufig im Hintergrund arbeiten, ist wahrscheinlich nicht
allen bewusst, welche Auswirkung unsere
Arbeit auf den Spitalalltag hat beziehungsweise hätte, wenn wir sie nicht machen.
Mittwoch, 17. Juni 2015
Berufe im Spital
bündner woche 37
Blick auf das
Kantonsspital.
Bild Marco Hartmann
In einem so grossen und technisch anspruchsvollen Betrieb ist der Alltag sicher
herausfordernd …
Man muss gerne viel unterwegs sein und
sich für die Bereiche und den Betrieb interessieren. Die Anforderungen der Gesetzgeber gerade auch auf die Geräte sind hoch
und wir müssen uns ein breites Fachwissen
über alle Bereiche haben. Der Pikettdienst
ist anspruchsvoll und die Prioritätensetzung
nicht immer einfach. Wenn wichtige Funk-
■ BERICHT AUS
DEM KANTONSSPITAL GRAUBÜNDEN
Michèle Albertin ist Leiterin Spital-Sozialdienst und diplomierte Sozialarbeiterin
BSc im Kantonsspital Graubünden in Chur.
Einmal im Monat berichtet sie in der
«Bündner Woche» über spannende
Personen und deren Berufe im Kantonsspital Graubünden.
tionen gleichzeitig ausfallen, ist man gefordert, an diesen Orten mindestens kurzfristig
Entlastung zu bieten und die Betroffenen zu
beruhigen. Gerade, wenn auch Patienten betroffen sind, weil beispielsweise der Rollladen oder das Bett nicht mehr funktioniert,
ist unser Feingefühl gefragt. Das ist nicht
eine typische Fähigkeit der Techniker. Die
Technik wird zudem immer umfangreicher
und komplexer und der administrative Aufwand auch für uns grösser. Da wird es im
Alltag immer schwieriger, mit den bestehenden Ressourcen allen Aufgaben gerecht zu
werden.
Und trotzdem wirken Sie sehr motiviert,
wenn Sie von der Arbeit erzählen?
Ich schätze die Arbeit in diesem Betrieb
sehr. Ich kann mein Wissen sehr unterschiedlich einbringen und den Mitarbeitern
und Patienten in ihrem Alltag helfen. Mit
einem guten Team im Rücken, das sich
gegenseitig hilft, sind unsere Arbeiten zu bewältigen. Und gerade im Pikettdienst stehen
wir einander im Hintergrund immer zur
Verfügung und entlasten uns damit. Der
Kontakt zu den vielen Menschen und den
Berufsgruppen im Spital ist spannend und
bereichernd. Zudem habe ich in meinem Alltag die Freiheit, eigene Ideen einzubringen
und Entwicklungen mitzugestalten. Wenn es
nötig ist, werden wir sogar erfinderisch …
Können Sie dafür ein Beispiel geben?
Wir erhalten auch Anfragen von Abteilungen
für Funktionen, die es gar nicht gibt oder die
man nicht kaufen kann. Hier kann ich den
Handschuhalter im Operationsbereich nennen. Früher gab es diesen nicht beziehungsweise diejenigen, die man heute erhält, sind
für unsere Abteilungen nicht so praktikabel.
In solchen Situationen entwerfen wir dann
einfach die Funktionen, die für uns nötig
oder hilfreich sind. In diesem Fall habe ich
einen Handschuhalter entwickelt, wie er den
Bedürfnissen der Operationsbereiche entsprach. Dieser wird jetzt bei uns im ganzen
Haus genutzt.
DER ALLTAG BEI DER TECHNIK IM SPITAL
Der OP-Tisch macht Probleme - Jan van Lavieren
kümmert sich darum.
Marcel Marty beim wöchentlichen Kassenwechsel
im Parkhaus.
Andreas Möhr überprüft in der Technikerzentrale
die Bereiche.