Den Fälschern auf der Spur Voll daneben

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Den Fälschern auf der Spur
Neue Methode des WineProfiling in der Erprobung. Die OIV beschäftigt sich mit der 1H-NMR-Analyse.
Immer wieder bestehen bei Weinen Zweifel über die tatsächliche
Beschaffenheit. Die regelmäßige
Überprüfung von Weinen mit
den bekannten Standardverfahren hat dazu geführt, dass die
herkömmliche Qualitätssicherung
funktioniert.
Schwierig blieb bis heute jedoch
anhand der bekannten Analysenwerte, selbst mit Einbeziehung
von Verfahren der Isotopenanalyse,
eine Antwort darauf zu finden, ob
Herkunft, Rebsorte, Jahrgang oder
auch der Zusatz unerlaubter Stoffe wie etwa Wasser korrekt angegeben sind oder der Wein anderes
enthält. Hier will das neue Verfahren Abhilfe leisten.
In Ausgabe 1/2015 der WEINWIRTSCHAFT haben wir mit
der 1H-NMR Analyse ein neues
Verfahren vorgestellt, das anhand
einer Vielzahl an identifizierbaren
Signalen erlaubt, ein unverwechselbares Profil eines Weines zu
erstellen. Marktführer auf diesem
Gebiet für die Weinanalytik ist der
Karlsruher Analysespezialist Bru-
ker. Stehen genügend Referenzdaten authentischer Weine zur
Verfügung, kann das Verfahren
Hinweise auf die korrekte Angabe
der Beschaffenheit und der Art eines Weines geben.
Bei der OIV, Paris, ist die Anwendung des Verfahrens auf einer
der nächsten Sitzungen der zuständigen Kommission ein Thema. Internationale Zusammenarbeit und
eine Einigung über die Einstufung
als zertifiziertes Verfahren könnten die Weinbranche revolutionieren. Bereits heute wird die Methode im Lebensmittel-Screening von
verschiedenen Untersuchungsämtern angewandt, unter anderem an
den staatlichen Untersuchungsämtern CVUA Karlsruhe oder dem
LGL in Würzburg, die sie auch im
Weinbereich anwenden.
Die bisher angestellten Ringversuche seien zufriedenstellend,
allerdings dauere es sicher noch
geraume Zeit, bis das Verfahren
breit angewandt werden könne,
verlautete aus dem CVUA Karlsruhe. Bei einer Untersuchung von
Weinen aus dem Handel hat das
Institut 8 Prozent falsch deklarierte
Gewächse gefunden.
Ein ähnliches Ergebnis förderte auch eine Untersuchung von
Weinen zutage, die WEINWIRTSCHAFT in Zusammenarbeit mit
dem Zentrallabor Alzey aus dem
LEH-Test Discount I/2015 durchführen ließ. Von 550 Proben, die
sich aus 187 deutschen, 116 französischen, 98 italienischen, 27 österreichischen, 46 spanischen und
76 Überseeweinen zusammensetzten, wurden über 10 Prozent, etwas
mehr als 50 Weine, als auffällig
identifiziert. Weitergehende Untersuchungen der auffälligen Proben
ergaben in rund 20 Fällen eindeutige Hinweise auf Falschdeklaration.
Das betraf Herkunft und Rebsorte
sowie den Jahrgang.
Besonders krass ist ein Wein,
der bei einem der führenden Discounter angeboten wurde, laut
Etikett aus der Toskana, in Wahrheit jedoch aus Sizilien. Auch bei
der Angabe Riesling wird man in
Zukunft vorsichtiger sein müs-
sen, wenn sich herausstellt, dass
ein deutscher Wein aus der Pfalz,
der bei einem anderen Discounter im Verkauf stand, eher aus
Müller-Thurgau besteht. Auch bei
manchem Chardonnay aus Italien handelt es sich nicht um einen
reinrassigen Chardonnay, sondern
um einen Verschnitt von Pinot
Blanc mit anderen Sorten, aber
kaum einem Tropfen Chardonnay.
Das Ergebnis ist ernüchternd
und hängt offenbar viel von der
Herkunft ab. Prozentual lagen die
meisten Auffälligkeiten (15 %) bei
Weinen aus Spanien. Höher lag
der Prozentsatz – bei allerdings
geringem Probenumfang – mit
17 Prozent bei Österreich. Offenbar ist in vielen Grünen Veltlinern
im Discounthandel nicht drin,
was draufsteht. Das erinnert fast
schon wieder an einen kleinen
Weinskandal. Bei italienischen
Weinen waren 13 und bei französischen 7 Prozent auffällig. Am geringsten war die Quote bei Weinen
aus Deutschland und Übersee mit
jeweils 3 Prozent. HP
Voll daneben
Bruker BioSpin GmbH
Einige Ergebnisse von Weinen aus unserem Discount-Test I/2015
Bruker BioSpin GmbH
Bruker BioSpin GmbH
Bruker BioSpin GmbH
Classification Analysis
Model: White Wine Variety
(Analysis-ID: WI-1104-01/0681)
Result: Declared variety Chardonnay Blanc is not consistent with classification result.
Model: Italian Region
(Analysis-ID: WI-1102-01/0681)
Result: Declared region Toscana is not consistent with classification result.
Toscana
< 0.0001
Pinot Blanc/Gris
Chardonnay Blanc
(Analysis-ID: WI-1102-01/0681)
Toscana
< 0.001
0.18
p−Values
Syrah
< 0.0001
Sicilia
Merlot Noir
0.05
Puglia
< 0.0001
Puglia
< 0.0001
Piemonte
< 0.0001
Piemonte
< 0.0001
Cabernet Sauvignon
Sangiovese
Sauvignon Blanc
0.02
Limit of Assignment, p=0.01
(Analysis-ID: WI-1103-01/0681)
p−Values
< 0.0001
Sicilia
0.03
Model: Italian Variety
Result: Declared variety Sangiovese is not consistent with classification result.
Result: Declared region Toscana is not consistent with classification result.
p−Values
p−Values
Riesling Weiss
Model: Italian Region
Limit of Assignment, p=0.01
0.25
0.001
< 0.0001
< 0.001
Nebbiolo
< 0.0001
Montepulciano
< 0.0001
Primitivo
< 0.0001
Limit of Assignment, p=0.01
Limit of Assignment, p=0.01
Dieser »Chardonnay« besteht aus
Pinot Grigio und Sauvignon Blanc
MV 15 0777
2/9
Dieser Wein stammt nicht aus der
Toskana, sondern aus Sizillien
11-Feb-2015 11:24:55
MV 15 0712
12
Doppelt daneben: Dieser Wein, angeblich ein Sangiovese aus der Toskana,
ist ein Syrah aus Sizilien
3/8
09-Feb-2015 12:58:34
MV 15 0713
3 / 10
09-Feb-2015 13:18:47
MV 15 0713
4 / 10
09-Feb-2015 13:18:47
Weinwirtschaft 8/2015