CATHOLEAKS Nr. 3/2015 SCHÜLERZEITUNG CathoLeaks Berlin bleibt bunt Layout.indd 1 7/9/2015 9:47:53 AM CATHOLEAKS INHALTSVERZEICHNIS 3 Editorial Intern 4 „Ich vermisse den Schaukelstuhl im Lehrerzimmer“ - Interview mit Frau Nattrass 6 Abschlussfahrt an die Ostsee 7 7 8 9 10 11 2 Meinung Stille Helden Mall of Berlin Ein Tropfen auf den heißen Stein - Lesernachtrag Tausendundeine Wohnungsbesichtigung Mein Unterbewusstsein denkt. Multilingual. Interview am Alex Kultur 12 13 14 16 17 17 18 Schokoladenskulpturen aus Afrika - eine Ausstellung von Renzo Martens Kreuzburger Eine schwimmende Wohnidylle inmitten der Großstadt „Die Musik ist unser Kung Fu“ - Interview mit Genetikk Buchtipp: Die Monogramm-Morde Musiktipp: Beatsteaks Jüdisches Museum Berlin 19 20 22 23 24 26 27 Kreuzworträtsel ALBA-Spieler zu Besuch in seiner ehemaligen Schule Das hört die Redaktion Schokoladen-Trüffel-Torte Fellini Pizza Lehrersprüche Impressum Vermischtes BERLIN BLEIBT BUNT! CathoLeaks Berlin bleibt bunt Layout.indd 2 7/9/2015 9:47:53 AM EDITORIAL CATHOLEAKS Liebe Schülerinnen und Schüler! In dieser Ausgabe haben wir uns mit unserem Thema nicht weiter begeben als direkt vor unsere Haustür, ins wunderbare Berlin. Berlin ist Zuhause, doch Berlin ist noch so viel mehr. Die Sommerferien stehen kurz bevor und damit die Zeit der ultimativen Freiheit, die Zeit unsere Heimat ein Stück weiter auszukundschaften - wir haben hierfür ein paar Anregungen für euch gesammelt, sowohl kulinarisch als auch kulturell. Doch so wunderbar Berlin auch ist, hier läuft nicht alles rund - seien es ein Koloss von Einkaufszentrum, das unter inhumanen Bedingungen in die Landschaft gepflanzt wird oder immer weiter steigende Mieten. Berlin ist arm aber sexy... Was ist es, das alle an Berlin so sehr fasziniert, zum Bleiben bewegt? Das kann man wohl nur verstehen, wenn man Berlin erlebt hat... Wir sind BerlinerInnen und das ist auch gut so! Eure Chefredaktion BERLIN BLEIBT BUNT! CathoLeaks Berlin bleibt bunt Layout.indd 3 3 7/9/2015 9:47:53 AM CATHOLEAKS INTERN DAS INTERVIEW FÜHRTEN: LEA LUTTENBERGER (4. SEM.), MAXIMILIAN NORRMANN (2. SEM.) BILDER: MAXIMILIAN NORRMANN An einem sonnigen Nachmittag sind wir bei Frau Nattrass zuhause eingeladen, um mit ihr über ihre Elternzeit, ihre Liebe zum Reisen und ihre Zukunft an unserer Schule zu sprechen. Während wir noch in der Schule sitzen klingelt unser Handy und per SMS schreibt uns Frau Nattrass: „Kuckuck, sag mal, bei diesem Traumwetter wäre es doch eine Schande in der Wohnung zu hocken. Wollt ihr nicht Eure Sachen bei uns abstellen und dann gehen wir spazieren, schön am Kanal?“ Dazu sagen wir nicht nein und spazieren schließlich mit Frau Nattrass und der kleinen Amy im Kinderwagen durch ihren Kreuzberger Kiez. Mit einem Eisbecher und Waffeln, sowie dem Sonnenschein im Rücken fangen wir an, unsere Fragen zu stellen. Catholeaks: Frau Nattrass, was ist einfacher? Eine Klasse wilder Fünftklässler zu bändigen oder ein Baby zuhause zu haben? Frau Nattrass: Oh, das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Naja, eher eine Klasse zu bändigen, weil man weiß, dass man sie wieder abgeben kann. Das Baby bleibt. Aber ich denke, ich bin trotz-dem nicht immer gut darin, eine Klasse unter Kontrolle zu halten. Catholeaks: Inwiefern? Wir als Schüler empfinden Sie als einen der wenigen Lehrer, mit denen man sich auf Augenhöhe unterhalten kann? Ich schreie nicht gerne, aber bei den Kleineren lassen sich Dinge oft nicht anders regeln. Catholeaks: Was ist das Schönste, wenn man ein Baby hat? Es ist toll, dass man in Deutschland so lange mit dem Kind zuhause bleiben darf und so die Ent-wicklung mitverfolgen kann! So ein Kind lernt einfach jeden Tag etwas Neues. Und wenn man nach einer durchwachten Nacht morgens müde aufsteht und mit einem breiten Lächeln begrüßt wird. Da denkt man sich, ich kann ihr einfach nicht böse sein, sie ist zu süß! 4 Catholeaks: Es ist bekannt, dass sie viel verreisen. In welchen Ländern der Welt waren Sie denn schon überall? Ah, ich liebe Reisen! Von den exotischen Ländern war ich bereits in Japan, China, Indien, USA, Kanada. Und zusätzlich fast überall in Europa. Catholeaks: In China? Wie haben Sie die Kultur da aufgefasst? Ich bin ein Ost-Kind und hatte tatsächlich so meine Vorbehalte gegen China, aber ich war positiv überrascht! Catholeaks: Können Sie sagen, welches Land Ihnen am besten gefallen hat oder ist die Frage schwer zu beantworten? Oh nein, überhaupt nicht! Von meinen Reisen her muss ich sagen, hat mir Japan bisher am besten gefallen. Es war beeindruckend - ein hochentwickeltes Land aber so verrückt. Man sieht Mädchen in Manga-Kostümen herumlaufen und auf den Toiletten wird Musik gespielt, weil den Japanern die Geräusche, die sie dort von sich geben, unangenehm sind. Catholeaks: Und wie lange reisen Sie meistens in einem Land herum? Zwei Wochen, in den Oster- oder den Herbstferien. Die Sommerferien sind meistens schon ausgebucht, weil wir die Familie meines Mannes in den USA besuchen fahren. Catholeaks: Wenn Sie reisen, nehmen Sie dann den Reiseführer selbst in die Hand oder suchen Sie sich eher einen Guide? Oh nein, wenn ich verreise, dann unabhängig. Meistens buchen wir im Voraus nur die Flüge und nehmen uns dann ein Mietauto, mit dem wir durch die Gegend fahren. Catholeaks: Sie reisen viel, sehen sich unterschiedliche Kulturen an und unterrichten ja auch viele verschiedene Sprachen. Was ist denn besser? Englisch, Spanisch oder vielleicht doch Franzö-sisch? Als Kind wollte ich immer Französisch lernen. Der Klang der Sprache hat mich fasziniert. Ich habe dann auch ein Austauschjahr in Frankreich gemacht. Nach dem Grundstudium habe ich ein Jahr in England gearbeitet. Zu der Sprache habe ich auch eine starke Bindung. Catholeaks: Sie haben ein Austauschjahr gemacht, das ist ja oft ein heikles Diskussionsthema in Familien. Würden Sie das denn empfehlen? Ja, definitiv! Man nimmt viel mehr mit als bei einem Auslandsjahr nach dem Abitur. Man ist in die Familie integriert und unternimmt Sachen mit ihr, der sprachliche Input ist viel größer! BERLIN BLEIBT BUNT! CathoLeaks Berlin bleibt bunt Layout.indd 4 7/9/2015 9:47:54 AM CATHOLEAKS INTERN Catholeaks: Sie sind in Ost-Berlin geboren, wie haben Sie denn die Wende miterlebt? Ich war ja noch ziemlich klein aber ich habe die Wende als glücklich erlebt. Meine Eltern waren beide nicht in der Partei. Nach der Wende mussten wir uns endlich nicht mehr verstecken. Katholisch sein war normal, und Westfernsehen auch. Ich habe meinen Großvater nie richtig kennenlernen können. Das finde ich schade. Er hat im Wes-ten gelebt und mein Vater durfte ihn zwar besuchen, aber die Kinder nicht mitnehmen. Sonst hätte die Gefahr bestanden, dass er mit den Kindern einfach da bleiben würde. Catholeaks: Und wie haben Sie die DDR empfunden? Für mich war das ein normales Leben, man kannte ja nichts anderes. Erst als die Demonstrationen losgingen habe ich mich gefragt, ob da was nicht stimmt. Aber ich war noch so klein und konnte die Tragweite nicht abschätzen … Was vermissen Sie am meisten aus den Klassenzimmern? Na die Schüler natürlich! Catholeaks: Und aus dem Lehrerzimmer? (Überlegt lange, da es etwas anderes sein musste als ihre Kollegen) Den gemütlichen Schaukel-stuhl. Und die Kaffeemaschine von Tassimo, die Herr Tamm gespendet hat! Catholeaks: Und was vermissen Sie überhaupt nicht? Pausenaufsichten, vor allem im kalten Schnee! Obwohl die auch schön sein können, es sind so die wenigen Gelegenheiten, die man hat, mit den Schülern zu quatschen. Catholeaks: Wie waren Sie denn so in der Schule? Joa, ganz gut. Vor allem in Gesellschaftswissenschaften und Sprachen. Naturwissenschaften waren nicht so mein Ding, obwohl ich sehr gut in Mathe war! Catholeaks: Zum Ende die Frage, die sich alle stellen: Kommen Sie nach der Babypause wieder an unsere Schule zurück? Jaaa! Zum Halbjahr im Schuljahr 2015/16! Catholeaks: Dann danken wir Ihnen für das Gespräch. Möchten Sie abschließend noch etwas sa-gen, jemanden grüßen? Ich möchte die 9c grüßen, die ich ganz doll vermisse! Und so schlendern wir langsam wieder zurück… Infobox Frau Nattrass An einem freien Tag mache ich: Einen Ausflug - mit dem Rad an den See, Erdbeeren pflücken, Freiluftkino… Hauptsache raus. Lieblingstier: Faultiere, aber leider machen die sich schlecht als Haustiere Lieblingsgericht: Japanische Nudelsuppe BERLIN BLEIBT BUNT! CathoLeaks Berlin bleibt bunt Layout.indd 5 5 7/9/2015 9:47:56 AM CATHOLEAKS INTERN Abschlussfahrt an die Ostsee TEXT: JULIA SCHMELZER (10C) Wie jedes Jahr geht mit dem Schuljahresende auch das Ende der Klassengemeinschaft für die zehnten Klassen einher. Und wie jedes Jahr wird dieses Ende auf einer Abschlussfahrt nochmal richtig gefeiert. So auch bei uns, der 10c. Wir haben uns dafür extra das lange Himmelfahrtswochenende ausgesucht, um noch zwei Tage länger an der Ostsee, in der Nähe von Ueckermünde, verbringen zu können. Dort haben wir in Gruppen in Bungalows gewohnt, in denen wir uns komplett selbst versorgen mussten, was sich schon im Vorfeld teilweise als logistische Herausforderung erwies. So musste an alles gedacht werden, von Spülmittel bis Kartoffeln für das Abendbrot. Die Lebensmittel haben wir direkt nach unserer Ankunft in Ueckermünde eingekauft und sind dann zu Fuß nach Bellin zu un- seren Bungalows gelaufen. Am ersten Abend ist dann nicht mehr viel passiert, außer dass einige direkt nach der Ankunft sich ihr Schwimmzeug geholt und zum platzeigenen Strand gelaufen sind, um sich dort abzukühlen. Später saß man in Grüppchen zusammen, hat ein bisschen gepokert oder einfach nur gequatscht. Da das ganze keine Sauf-Odyssee werden sollte, wurde vorher ein genaues Programm für jeden der Tage erstellt, was alle zusammen gemacht haben, so dass man- wenn man schlau war- mit dem Alkohol nur so weit gegangen ist, dass man am nächsten Tag das Programm noch gut mitmachen konnte. Am nächsten Tag haben wir uns dann also um elf getroffen, um gemeinsam nach Ueckermünde zu laufen und dort Fahrräder zu leihen. So kamen wir etwas schneller voran. Dann haben wir uns erst den Ort ein bisschen angeguckt, sind über den Trödelmarkt gelaufen und haben Fischbrötchen gegessen, bevor wir 6 alle zusammen an den Strand gefahren sind. Abends war eigentlich „Capture the flag“ geplant, doch wegen schlechtem Wetter musste das verschoben werden und so haben wir (bis zum Abbruch) das Germanys Next Topmodel Finale geguckt, waren im Regen baden oder haben „Wahrheit oder Pflicht“ gespielt. Am Freitag mussten wir dann schon um halb acht fertig sein, denn wir wollten mit dem Schiff nach Polen fahren, das um kurz nach acht ablegen sollte. Dort angekommen, mussten wir erstmal ziemlich lange in den nächsten Ort laufen. Da haben wir uns dann aufgeteilt und uns ein wenig die Zeit vertrieben. Abends, zurück an unseren Bungalows, haben wir dann endlich Capture the Flag gespielt. Am Samstag war der „Chill-Tag“, am Vormittag bzw., frühen nachmittags wurde für das abendliche Grillen eingekauft, einige haben gepokert, andere den Film „Some like it hot“ geguckt und/oder Musik gehört. Am Abend wurde dann gegrillt und noch ein Spiel gespielt, bei dem jeder den anderen etwas Nettes auf einen Zettel schreiben sollte, der am Rücken befestigt war und natürlich viel getanzt. Am Sonntag wurde dann alles zusammen gepackt und es ging zurück nach Berlin,wo wir am frühen Nachmittag angekommen sind. Insgesamt kann man, glaube ich, guten Gewissens sagen, dass unsere letzte gemeinsame Fahrt ein voller Erfolg war, bei dem jeder Spaß hatte und die letztendlich dazu geführt hat, dass der Zusammenhalt nun stärker ist als bisher. Schade, dass es nun (fast) vorbei ist... BERLIN BLEIBT BUNT! CathoLeaks Berlin bleibt bunt Layout.indd 6 7/9/2015 9:47:57 AM MEINUNG Stille Helden TEXT: CORA ZSCHIESCHE (9C), BILD: POPULARRESISTANCE.ORG Viele haben die Namen von Martin Luther King, Sophie Scholl oder Malala schon einmal gehört. Keine Frage sind diese Persönlichkeiten bedeutende Helden. Aber es gibt auch Mensschen, die nur Wenigen etwas sagen. Deshalb hat unser Lehrer Herr Lauktien die Unterrichtsreihe „Stille Helden“ ins Leben gerufen . Wir, der evangelische Religionskurs der Klasse 9c, sind dabei auf die Anti-Atom-Aktivistin Megan Rice gestoßen. Die 84-jährige Nonne ist mit zwei weiteren Senioren in eine vermeintlich sehr gut bewachte Hochsicherheitsanlage mit waffenfähigem Uran eingedrungen. Das Trio besprühte 2012 die wände mit dem Bibelzitat „Schwerter zu Pflugscharen“. Als das Sicherheitspersonal kam, ließen sich die Seniorenaktivisten widerstandslos abführen. In eine Atomanlage einzudringen, steht in den USA unter Strafe. 2014 wurde daher Megan Rice zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Im Gefängnis sitzen die Senioren bereits seit 2012. CATHOLEAKS MALL OF BERLIN TEXT: NELLY GYPKENS, ROSA FLACKE (9A), BILD: HOARDOFTRENDS.COM In Berlin kann man inzwischen in gefühlt jeder zweiten Straße ein Einkaufszentrum finden, riesige Gebäude mit einer Vielzahl an Geschäften, die die Existenz kleinerer Läden bedrohen. Eines der größten Exemplare ist die Mall of Berlin, die man seit September letzten Jahres am Leipziger Platz bewundern kann. Die riesige Shoppingmall wirkt wie ein Versuch, Berlin und das Konsumverhalten der Einwohner amerikanischer zu machen. Der Gebäudekomplex umfasst 2.100 qm und 270 Geschäfte, er wird von Kritikern als architektonische und städtebauliche Katastrophe bezeichnet. Belanglose Fassaden stehen im stilistischen Widerspruch zu mit Marmor verkleideten Gängen, der Gesamteindruck ist wenig reizvoll. Angeblich haben für den Bau hunderte Arbeiter aus Rumänien zehn Stunden am Tag für einen rechtswidrigen Lohn von sechs Euro pro Stunde gearbeitet, der am Ende nicht einmal vollständig ausgezahlt wurde. Paradoxerweise werden die Besucher beim Schweifen durch die protzigen Gänge alle paar Meter von Zitaten auf in den Boden eingelassenen Platten belehrt, berühmte Persönlichkeiten wie Ghandi, Mandela und Obama sprechen von Frieden, Gerechtigkeit und Glück, die Mall of Berlin von dem perfekten Shoppingerlebnis und wir von einer Konsumhölle. Die Geschichte von Megan Rice hat uns sehr beeindruckt. Wir haben deshalb beschlossen, einen Brief an sie in Gefängnis zu schreiben. Darin haben wir der Ordensschwester unseren Respekt, Dank und Bewunderung mitgeteilt. Um sich weiter gegen die Atomindustrie sstark zu machen, haben wir Megan Rice Mut gemacht. Außerdem fragten wir sie, wie es ihr als Häftling ergeht und ihr alles Gute gewünscht. Leider kam der Brief erstmal zurück. Daraufhin haben wir ihn an ihren Orden geschickt. Einige Wochen später bekamen wir eine liebevolle Antwort. Megan Rice hat sich sehr bedankt für unser Schreiben. Sie äußerte sich kritisch gegenüber der Atomindustrie und berichtete von geplanten internationlen Treffen. Die katholische Nonne forderte uns auf, für den Umweltschutz zu beten und aktiv etwas dafür zu tun. Sie wirkte beeindruckt darüber, dass die Nachricht ihres Eindrigens in die Hochsicherheitsanlage bis nach Deutshland gekommen war. Es ist allseits bekannt, dass in den USA keina angenehmen Haftbedingungen herrschen. Trotzdem erklärte die Seniorin sich in guter Gesundheit. Sie habe daher keine Entschuldigung, um sich nicht weiterhin gegen die Atomindustrie einzusetzen. Megan Rice erweckte in ihrem Brief keineswegs den Eindruck einer Frau fortgeschrittenen Alters. Sie schien außerordentlich selbstbewusst und tatenfroh. Ein echtes Vorbild! BERLIN BLEIBT BUNT! CathoLeaks Berlin bleibt bunt Layout.indd 7 7 7/9/2015 9:47:57 AM CATHOLEAKS MEINUNG Ein Tropfen auf den heißen Stein Lesernachtrag zum Artikel „Einer christlichen Schule unwürdig! Über die Wegwerfkultur von Nahrungsmitteln an unserer Schule“ TEXT: CHRISTINA KLEINERT (10A), BILD: CHARLOTTE LAU In der letzten Ausgabe „Meinungsfreiheit“ schildert Herr Battenberg in seinem Artikel „Einer christlichen Schule unwürdig! Über die Wegwerfkultur von Nahrungsmitteln an unserer Schule“, wie in unserer Mensa täglich mindestens 50 Liter Essensreste entstehen, weil viele Schüler ihr Essen z.T. unberührt wegwerfen, weil es „nicht so schmeckt“, „überwürzt, versalzen oder verkocht ist“ oder „weil es die eigenen Freunde machen“. Deshalb ruft er uns Schulgemeinschaft auf, kleinere Portionen zu verlangen, wenn wir wissen, dass wir keinen Hunger haben oder heute nicht gerade unser Lieblingsessen serviert wird. Ich finde diesen Aufruf auf jeden Fall richtig. Doch mir ist auch aufgefallen, dass zum Ende der Pause viel Essen in der Küche übrig bleibt, das z.T. an immer hungrige Spätesser ausgegeben wird, aber letztendlich ebenfalls in der Tonne landet. Oft werden 10 Minuten vor Pausenende ganze „Ladungen“ an Kartoffeln, Reis, Hähnchenschenkeln usw. weggeworfen. Was würde es also bringen, wenn wir Schüler uns weniger aufgeben lassen, wenn letztendlich der Rest sowieso weggeschmissen wird? Es muss doch eine andere Möglichkeit geben! Und die gibt es! Die Berliner Tafel z.B. holt von aktuell 2-3 Schulen in Berlin montags bis donnerstags das in der Küche gebliebene Essen ab und verteilt es an soziale Einrichtungen wie Obdachlosenheime und Frauentreffpunkte. Alles was dafür nötig ist, sind ein Anruf, mindestens 30 übrig gebliebene Erwachsenenportionen und eine Möglichkeit, diese bis zum nächsten Tag in der Schule kaltzustellen. Eine andere Option wären Suppenküchen, wie die des Franziskanerklosters, für welche unsere Schule jedes Jahr zur „Sockenaktion“ aufruft, um bedürftigen Menschen zur Weihnachtszeit eine Freude zu machen. Natürlich erfordere die Kooperation mit solchen Organisationen das Einverständnis der Essensfirma und die Absprache mit der Schulleitung. Und es wär nur ein Tropfen auf den heißen Stein; der Welthunger lässt sich damit nicht beseitigen. Doch ist es ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Und dazu möchte ich jeden motivieren: mit offenen Augen durch unseren Alltag zu laufen und zu versuchen, die Welt jeden Tag ein kleines bisschen besser zu machen. 8 BERLIN BLEIBT BUNT! CathoLeaks Berlin bleibt bunt Layout.indd 8 7/9/2015 9:47:57 AM CATHO MEINUNGLEAKS Tausendundeine Wohnungsbesichtigung TEXT: MARLENE VOLLMAR (10C) Schritt für Schritt erklimme ich die Stufen eines fremden Hauses, im Boden spiegelt sich das Licht der Neonröhren wider. In der zweiten Etage angekommen, bietet sich mir folgende Aussicht: ein endlos wirkender Gang, links und rechts gesäumt von geschlossenen Türen, sie alle führen in eine von 438 Ein-Zimmer-Wohnungen, größtenteils von Studenten, Rentnern und Arbeitslosen bewohnt. Jemand hat verzweifelt versucht, die Wände des Ganges etwas freundlicher aussehen zu lassen, Mal in Form von grausigen bunten Popart-Wandtattoos und dann wieder mit Fotos eines strahlenden Bautrupps vor dem Gebäude, an dem sie arbeiten und durch das ich gerade geführt werde – dem „Q216“ an der Frankfurter Allee in Lichtenberg. In dem ehemaligen Bürogebäude werden auf elf Etagen 438 Ein-Zimmer-Wohnungen vermietet, 25 Quadratmeter kosten 299 Euro, 35 Quadratmeter gibt es für 378 Euro. Damit liegt der Quadratmeterpreis bei rund 11 Euro, also 2 bis 3 Euro über dem Mietspiegel der Gegend. Ein recht hoher Preis für eine selten trübselige Umgebung, das Gebäude ist zwischen einer Tankstelle und einer sechsspurigen Straße auf der einen und der Baustelle für einen neuen Obi-Markt auf der anderen Seite eingezwängt. Auch das Innenleben der Wohnungen hat nicht viel zu bieten: ein Raum, der als Küche, Wohn- und Schlafzimmer gleichzeitig dienen muss und ein winziges Bad. Doch tatsächlich werden die Apartments im Q216 mit großer Dankbarkeit von verzweifelten Wohnungssuchenden angenommen, bezogen und bezahlt. Kaum noch ein Wunder, denn die Chancen auf bezahlbare Wohnungen sinken immer mehr – im Gegensatz zu den in die Höhe schießenden Mieten: es gilt, das zu nehmen, was man kriegt. Diese Problematik begegnet mir wöchentlich in den frustrierten Gesichtern meiner Familie: wieder einmal Zeit vergeudet mit der Besichtigung einer überteuerten oder unbeziehbaren Wohnung, eine Absage für eine erhalten, die tatsächlich passabel war oder einfach nur zu lange auf Immobilenscout24.de herumgescrollt und die Suche letztendlich wieder erfolglos eingestellt. Seit gut einem Jahr geht das nun so. Dabei sind, wie bei vielen anderen Berlinern auf Wohnungssuche, auch bei uns die Ansprüche an die vier Wände im freien Fall gesunken. Und das, obwohl beide Erwachsene in Vollzeit festangestellt sind, also auch ein festes Einkommen besteht und damit die Finanzierung einer anständigen Wohnung selbstverständlich sein müsste. Manche von euch werden sich an diesem Punkt fragen: kann die Suche nach einem Zuhause tatsächlich so schwierig sein, wo doch an gefühlt jeder zweiten Ecke neue Wohnhäuser aus dem Boden zu schießen scheinen? Die Antwort lautet ganz klar: ja! Denn diese Neubauten sind größtenteils Eigentumswohnungen aus dem oberen Marktsegment, die sich viele Berliner nicht ansatzweise leisten können. Da Berlin im Vergleich zu anderen deutschen Städten einen noch recht preiswerten Wohnungsmarkt hat, werden diese Eigentumswohnungen gerade für Personen mit hohen Einkommen interessant, diese vermieten die Räume dann oft für das doppelt und dreifache an Zuziehende weiter. So entsteht letztlich ein Teufelskreis, der für viele alteingesessene Berliner damit endet, dass sie an den Stadtrand ziehen müssen, da sich ihr ursprünglicher Kiez rasant verteuert. Aber auch die Stadtrandlagen werden immer teuerer und vertreiben die dortigen Mieter. Damit wiederum wird die soziale Mischung und Vielfalt, für die Berlin eigentlich bekannt ist, stark beeinflusst. Personen mit kleinem Einkommen haben absolut keine Chance auf diesem Markt. Obwohl man sich in der Politik Berlins dieser Problematik schon lange bewusst ist, wird erst jetzt (mehr oder weniger aktiv) gehandelt: seit dem 1. Juni wird in Berlin die „Mietpreisbremse“ gezogen. Das bedeutet, dass Mieter nun keine Provision mehr zahlen müssen, wenn sie eine neue Wohnung mieten, außerdem darf der Wohnungspreis für den neuen Mieter nicht mehr als 10% erhöht werden. Dieser Schritt ist zwar ein guter und richtiger Anfang, kommt jedoch viel zu spät und beeinhaltet zu viele Ausnahmen. Neubauwohnungen zum Beispiel sind nicht von der Gesetzesänderung betroffen. Die Frage, die sich stellt; wie kann das Recht auf Wohnraum gewährleistet werden, wenn gerade dieser zum Gegenstand von Profitgier einzelner wird? Gerade wir Schüler müssen anfangen über die Zukunft unserer Stadt nachzudenken, denn wir werden die Leidtragenden des gerade geschehenden Wandels sein. Ich persönlich möchte später nicht allmorgendlich einen „Q216“-Double verlassen müssen, um dann im Regionalzug zur Uni oder Arbeit zur fahren, weil der Wohnraum in Berlin unbezahlbar geworden ist. Wenn ihr euch für ein bezahlbares Berlin einsetzen wollt, gibt es viele Kampagnen und Initiativen, die dringend Unterstützung benötigen. Darüber informieren könnt ihr euch z.B. auf: http://mietenstopp.blogsport.de/ und http://kottiundco.net/ BERLIN BLEIBT BUNT! CathoLeaks Berlin bleibt bunt Layout.indd 9 9 7/9/2015 9:47:57 AM CATHOLEAKS MEINUNG Mein Unterbewusstsein denkt. Multilingual. TEXT: KIRA WELKER (9A) „Warum fahren Touristen nach Berlin?“ Ich war 12 Jahre alt, als ich die Frage zum ersten Mal aussprach. In meinem Kopf war sie, seit ich denken konnte und drängte sich ab und zu an die Bewusstseinsoberfläche, wenn ich keine wichtigeren Dinge zu tun hatte oder sich neben mir mal wieder ein besonders bemerkenswertes Exemplar der Gattung Tourist über den Alexanderplatz schob, entschlossen, den einen, nie dagewesenen Winkel des Fernsehturms für die Daheimgebliebenen optimal einzufangen. Es gab nie einen einzelnen, herausstechenden Auslöser für meine Neugier (nicht ausschließen kann ich natürlich ein frühkindliches Erlebnis, welches sich in mein Unterbewusstsein eingebrannt hat und von mir inzwischen als selbstverständlicher Teil meines Charakters wahrgenommen wird, wie frühkindliche Erlebnisse das so an sich haben); sie war einfach immer da. Diese Art von unterbewusstem, langwierigem Grübeln über einer willkürlichen Frage, so stelle ich mir gerne vor, war es, die die Menschen in meinen Schulbüchern zu den wirklich großartigen Entdeckungen getrieben hat. Albert Einstein und die Relativitätstheorie, Karl Marx und der Gebrauchswert. Ob ich es allerdings mit soziologisch-ökonomischen Betrachtungen der touristischen Pull-Faktoren Berlins in die Geschichtsbücher der Zukunft schaffe? Ich weiß ja nicht… Trotzdem habe ich mir für diesen Artikel vorgenommen, endlich eine (für mich) befriedigende Antwort auf die Frage zu finden, was Berlin so anziehend macht. Zu diesem Zwecke machte ich mich auf in die Zentral- und Landesbibliothek Berlin, kramte meine doch leicht eingestaubten Finnisch-Kenntnisse heraus und tauchte in unterschiedlichste Reiseführer aus aller Welt ein; ich las über meine Heimatstadt in Sprachen, die ich zum Teil nicht einmal bruchstückhaft beherrsche, hangelte mich an (universal verständlichen) Bildern und Adressen entlang und ergründete so endlich den Reiz Berlins. Und irgendwo zwischen puerta de brandeburgo und der italienischen Definition von Ostalgie fand ich meine Antwort. Im Großen, Ganzen und Allgemeinen gibt es drei Gründe, nach Berlin zu kommen. Der Erste, mit Abstand Offensichtlichste und (noch) Wichtigste: Bildung. Davon gibt es reichlich in Berlin. Angefangen mit einer Flut an Museen, von der offensichtlichen Museumsinsel bis hin zum weit unbekannteren Gaslaternen-Freilichtmuseum Berlin. Weiter geht es mit deutsch-deutscher Geschichte; Checkpoint Charlie und Gedenkstätte Hohenschönhausen. Sie hätten das Ganze gerne mit einer Prise Kunst? Einmal zur East Side Gallery. Den intellektuellen Höhepunkt des Curriculums bildet der Reichstag als Stellvertreter der neueren Politik, und dann ist der stress-, aber auch erkenntnisreiche Berlinaufenthalt auch schon wieder vorbei. Sehr beliebt vor allem bei Berlinbesuchern mittleren Alters und natürlich Eltern. Der zweite Grund hingegen richtet sich eindeutig an eine jüngere Zielgruppe: pures und ekstatisches Vergnügen. Nicht wenige junge Menschen sind während ihres Berlinaufenthalts nur tagsüber im Hostelzimmer. Nachts findet man sie in Friedrichshain-Kreuzberg, wo sie die Nächte durchfeiern, um am frühen Morgen auf dem Rückweg zur Schlafgelegenheit einige halbwache Pendler ihre Entscheidung für öffentliche Verkehrsmittel gründlich überdenken zu lassen. Und dann gibt es da noch einen dritten Teil der Berliner Anziehungskraft, fast unmöglich zu definieren, aber irgendwie charakterisierend für die Hauptstadt. Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen der Atmosphäre und der alternativen Szene, in der Art wie junge Berliner denken und handeln. Ob dafür tatsächlich Touristen kommen, könnte man sich fragen, aber vertraut mir, es gibt sie. Allerdings ist ihr wichtigstes Ziel während des Berlin-Urlaubs die nahtlose Eingliederung in die Berliner Szene, wegen der sie gekommen sind, sodass es quasi unmöglich wird, sie von den Einheimischen zu unterscheiden. Ob der entscheidende Grund für einen Berlinbesuch nun im Berghain, Bundestag oder Berlinerwerden liegt (oder vielleicht irgendwo dazwischen), ist aber gar nicht wichtig. Wirklich wichtig ist, dass in Berlin eben alles gleichzeitig und in einem Kurztrip geht. Die ganze Welt in einer Stadt. Jetzt, wo diese Frage endlich geklärt ist, muss ich wohl doch noch den eigentlichen Grund für diesen Artikel gestehen: reiner Eigennutz. Ich hoffe nämlich, dass sich mein neuerdings arbeitsloses Unterbewusstsein jetzt endlich mal interessanteren Themen zuwendet. Der Bekämpfung von Dürren und Hungersnöten in Afrika zum Beispiel. Oder Strategien für den Weltfrieden. Irgendetwas, womit wir es in die Geschichtsbücher schaffen. Oder wenigstens ins Online-Lexikon. 10 BERLIN BLEIBT BUNT! CathoLeaks Berlin bleibt bunt Layout.indd 10 7/9/2015 9:47:59 AM MEINUNG INTERVIEW AM ALEX CATHOLEAKS TEXT UND FOTOS: JOHANN HENNENKEMPER, OLE VON HEYDEBRAND (BEIDE 6B) Uns hat interessiert, wie viele Personen am Alexanderplatz in Berlin geboren sind und wie viele nicht. Daher haben wir uns an einem sonnigen Freitag Nachmittag auf den Weg zum Alex gemacht. Gegen 15:00 Uhr waren wir dort. Am Anfang lief es nicht so gut. Wir hatten nach 1 Stunde nicht viele Leute. So kam es, dass wir insgesamt mehr als 3 1/2 Stunden gebraucht haben um 50 Leute zu interviewen. Wir haben sehr viele Leute gefragt... Entweder sie hatten keine Zeit, oder sie konnten kein Deutsch oder Englisch, oder sie haben uns angelächelt und sind weiter gegangen. Die meisten Leute die wir interviewt haben waren aber sehr nett! Einer der interessantesten Momente war, als wir einFernsehteam getroffen und interviewen durften! Daher hat dieser Nachmittag sehr viel Spaß gemacht. Hier sind unsere Ergebnisse von diesem Nachmittag: BERLIN BLEIBT BUNT! CathoLeaks Berlin bleibt bunt Layout.indd 11 11 7/9/2015 9:48:00 AM CATHOLEAKS KULTUR Schokoladenskulpturen aus Afrika eine Ausstellung von Renzo Martens TEXT: KONSTANTIN BRESAN-WOLF ( ), JOHANN JASPER HENNENKEMPER ( ) BILD: Wart ihr schon mal in einer Galerie? Die meisten werden jetzt sagen „natürlich“. Aber wart ihr auch schon mal in einer Galerie, in der Schoko-Skulpturen ausgestellt waren? Und schon mal was von Künstlern im Kongo gehört? „Nein!“ Dabei lohnt es wirklich, sich die hier beschriebene Ausstellung anzusehen. Nicht nur, da die Schokoladen-Figuren sehr schön sind – nein, es ist auch so, dass man viel von der Lage im Kongo erfährt. Wir haben uns für Projekte in anderen Ländern interessiert und sind so auf Renzo Martens, einen belgischen Künstler gestoßen, der 2012 eine Künstlerkolonie im Regenwald, 800 km östlich von Kinshasa gründete und der gerade mehrere Ausstellungen in Berlin hat. Wir sind in eine dieser Ausstellungen gefahren, in die Galerie KOW in der Brunnenstraße 9. Auch wenn der Raum eher an die 60iger Jahre erinnert - durch die Ausstattung: Neonlampen und Beton - ist der Raum ist sehr speziell. Schon wenn man in den Raum kommt, riecht man den Duft von Schokolade. In der Ausstellungen geht es um Arbeiter einer Kakaoplantage, die so wenig Lohn bekommen haben, dass sie davon selbst im Kongo nicht leben können. Renzo Martens hat ihnen Ton gegeben und gesagt, dass sie Skulpturen zu Momenten ihres Lebens formen können. Diese Skulpturen wurden dann eingescannt und mit dem 3D Drucker stellte man in Amsterdam Gussformen her, in die anschließend die Skulpturen aus Belgischer Schokolade gegossen wurden, die aus dem Kongo stammt – vielleicht von den Plantagen, auf denen die Arbeiter vorher angestellt und kaum bezahlt worden waren. Die fertigen Skulpturen werden dann hier in Berlin ausgestellt und verkauft. 12 Ein Kunstwerk hat es mir besonders angetan. Das Werk heißt „A lucky day“. Das Werk zeigt ein Ereignis, das am Anfang des 19. Jahrhunderts stattgefunden hat. Die Großmutter des afrikanischen Künstler tötet „eine heilige Hirschkuh“ damit ihre Familie etwas zu essen hat. Zwei Tage später stirbt sie. Ihr Enkel hat ihr Opfer nicht vergessen und setzt ihr mit dieser Skulptur ein Denkmal. Eine andere Skulptur namens „Poisonous Miracle“ von Thomas Leba stellt seine Großmutter da, wie sie von einem Chamäleon gebissen wurde. Man sieht der Frau an ihrem Gesicht und ihrer Haltung an, wie sie leidet. Die Skulptur ist ca. zwei Meter groß. Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass das Chamäleon Schuppen hat und die Großmutter an der Stelle, wo sie gebissen wurde, auch Schuppen bekommt. Thomas Leba sagt, dass es ein Sinnbild dafür ist, wie die früheren Generationen erstmals mit Geld in Berührung kamen, da die belgischen Kolonisatoren es im Kongo einführten. Man muss sich immer wieder klar machen, dass wir Afrika ausbeuten. Der Künstler Renzo Martens will darauf aufmerksam machen und mit seinen Mitteln versuchen, die Lage der Plantagenarbeiter im Kongo zu verbessern. Die von ihm gegründete Künstlerkolonie im Regenwald wird immer wieder bedroht, da sie die schlechten Lebensumstände der Arbeiter im Kongo sichtbar macht. Ihr könnt auch bei YouTube Videos zu diesem und anderen Projekten von Renzo Martens anschauen. Für Renzo Martens bedeutet Kunst: die Bedingungen der Welt, in der wir leben, mit zu gestalten. Ausstellungen von Renzo Martens in Berlin: • • A Lucky Day, KOW Galerie/ Berlin, 2. Mai – 25. Juli 2015 The Matter of Critique (mit dem Institute for Human Activities) KW Institute for Contemporary Art/ Berlin 2. Mai – 7. Juni 2015 BERLIN BLEIBT BUNT! CathoLeaks Berlin bleibt bunt Layout.indd 12 7/9/2015 9:48:00 AM KULTUR CATHOLEAKS KREUZBURGER TEXT UND BILDER: LILIA GUDE, GRETA SCHÖSSLER (BEIDE 7A) Name: Kreuzburger Art: Burgerladen Lage: Pappelallee 19; Prenzlauer Berg Preis: eher teuer Auswahl: sehr gut Service: Selbstbedienung (Bestellung selbst abholen); relativ lange warten (kommt auf Kundschaft und Menge der Bestellung an) Ambiente: Shabbylook; Sitzmöglichkeiten draußen, drinnen zwei Etagen Speisekarte: • normale und vegetarische Burger • Hot Dogs • Pommes (verschiedene Sorten) • Burritos • Snacks • Salate • Getränke Sonstiges: • auf der Quittung steht die Nummer der Bestellung, diese wird auf einer Anzeige angezeigt, wenn das Essen fertig ist Fazit: Es lohnt sich auf jeden Fall zu Kreuzburger zu gehen. Man muss zwar lange warten, aber dafür sind die Burger super lecker und für jeden ist was dabei. BERLIN BLEIBT BUNT! CathoLeaks Berlin bleibt bunt Layout.indd 13 13 7/9/2015 9:48:02 AM CATHOLEAKS KULTUR Im Westen Berlins trifft die schnelle, laute Welt der Straße auf ein kleines Paradies inmitten der pulsierenden Metropole. Hier, nahe des S-Bahnhofs Beusselstraße, liegen aneinander gereiht etwa fünfzehn Hausboote in einem alten Hafenbecken des Westhafens. Es sind ehemalige Lastkähne oder kleinere Boote, die zu Wohnungen auf dem Wasser umfunktioniert wurden. Mit fließendem Wasser für Dusche und Toilette, Stromanschluss für die Küche bis hin zu einer Fußbodenheizung können die schwimmenden Wohnungen dabei mit gewöhnlichen Wohnungen gut mithalten. TEXT: MAXIMILIAN NORRMANN (2. SEM.) Es ist früher Sonntagnachmittag. Hausherr Dieter winkt mich müde auf sein Hausboot: „Wir sind heute Mor-gen wohl etwas zu spät ins Bett gegangen und hätten fast Deinen Besuch vergessen“, gibt er zu, während er sich schnell etwas überzieht. Der 55-Jährige lebt seit seiner Ankunft 1994 in Berlin ununterbrochen auf dem Wasser. Der gelernte Schlosser entschied damals zusammen mit seinem Bruder, von Stuttgart wegzuziehen und hier in Berlin ein altes ausrangiertes Boot zu ersteigern: „Die früheren Wasserbauboote der DDR fanden mit dem Fall der Mauer keine Benutzung mehr und wurden für wenig Geld angeboten.“ Von diesem Moment an habe ihn das Leben auf dem Wasser nicht mehr losgelassen. „In einer normalen Wohnung kann ich heute nicht mehr gut schlafen.“ Ihm fehle das gleichmäßig ruhige Treiben auf dem Wasser, erklärt Dieter mir. Auf ihrem ersten Boot in Treptow hätten die Brüder nicht nur gewohnt, sondern darauf auch unzählige Parties geschmissen. In dieser wilden Nachwendezeit seien bis zu zehn DJs auf dem Boot und dem angrenzendem Gelände in der Rummelsburger Bucht aufgetreten, berichtet mir Dieter stolz. Doch auf Dauer hätten die Parties zu viel Arbeit mit sich gebracht. Außerdem habe er in Folge der Aufwertung des Areals rund um die Halbinsel Stralau mit seinem Boot an die Köpenicker Straße umziehen müssen. 2001 habe er beschlossen, nun ohne seinen Bruder, weitere Boote zu ersteigern oder aufzukaufen, um diese in Hausboote umzubauen. „Das Geschäft florierte, für gerade mal 1.000 Mark erstandene Schiffe habe ich als ausgebaute Hausboote später für bis zu 56.000 Euro weiterverkauft.“ Während Dieter mir begeistert von seinen Anfängen in Berlin erzählt, fällt mir auf, wie sehr er mich an einen typischen Seemann erinnert: muskulöse, tätowierte Arme, kleine, aber kräftige 14 Statur und eine tiefe, rauchige, aber gleichzeitig freundliche Stimme. Aus einem alten analogen Radio hinter ihm erklingt während unseres Gesprächs hingegen hippe Pop-Musik der Neuzeit. Dieter ist ein Mann der Taten, nicht der überschwänglichen Worte. Heute verdient er sich sein Geld mit dem Instandsetzen alter Motorräder und Arbeiten an kleinen Sportbooten. Er wolle sich nicht beklagen, auch wenn sein jetziges Leben etwas mehr finanzieller Planung bedürfe. „Ich pfriemele mich ganz gut durch. Heute verdient man eben besseres Geld mit Sportbooten als mit Hausbooten.“ Flucht vor der Hektik der Stadt Silke ist fünf Jahre jünger als Dieter. Sie hat mich auf das Dach des Bootes eingeladen. Am hohen Himmel über den Hausbooten ziehen Vögel ihre Kreise. In der Ferne sieht man ein Flugzeug auf den Flughafen Tegel zufliegen. Silke blinzelt zufrieden in die Sonne. „Es ist traumhaft hier! Wenn erst einmal die Bäume prächtig blühen, sieht und hört man von der Autobahn noch weniger, und man hat hier ein richtiges Paradies.“ Und wenn der Ausflugsdampfer „Moby Dick“ vorbeifahre, gäbe es sogar einen richtigen Seegang durch die hohen Wellen, fügt sie verträumt hinzu. Als sie Dieter vor zwei Jahren kennengelernt habe, sei sie von dem Leben BERLIN BLEIBT BUNT! CathoLeaks Berlin bleibt bunt Layout.indd 14 7/9/2015 9:48:03 AM KULTUR auf dem Schiff fasziniert gewesen. An das Leben auf dem Wasser gewöhne man sich schnell. Heute genieße sie vor allem die Natur um sich herum und die Möglichkeit, sich von dem hektischen Stadtleben abzugrenzen. „Sobald ich wieder in die Stadt fahren muss, kriege ich bei all dem Stress auf den Straßen einen dicken Hals.“ Silke blickt auf ein anderes Boot herüber und hebt winkend den Arm: „Genieße den Sonntag bei dem schö-nen Wetter!“ Der Bootsnachbar lacht und nickt grüßend zurück, bevor sie sich noch ein paar Worte über das Wasser zurufen. Mit dem einen Nachbarn komme man besser aus, dem anderen gehe man lieber aus dem Weg, eigentlich wie in einem normalen Wohnhaus, erzählt Silke schmunzelnd. Wie die Schiffe, so seien auch deren Besitzer ganz unterschiedlich. Die einen seien Architekten und Chefärzte, die anderen ganz normale Angestellte oder Rentner. „Aber alle verbindet die Liebe zum Wasser und ein gewisses Gefühl der Freiheit, was damit verbunden ist“, erzählt mir Silke mit glänzenden Augen. Kleiner Spaß am Rande: Dieter, so Silke, liebe es übrigens, nur mit der Unterhose über sein kleines Grundstück laufen zu können, ohne dass ihn deswegen jemand blöd anmacht. CATHOLEAKS gessen. Auch ein Hausboot müsse schließlich regelmäßig in die Werft, um es dort ordentlich durchchecken und notfalls in Stand setzen zu lassen. Die ganze Sache könne dann schon mal mehrere tausend Euro kosten. Genau das sei auch der Grund dafür, dass die Behörden weniger Zulassungen für Hausboote erteilen würden, meint Dieter. Viele seien schlichtweg zu naiv im Umgang mit einem Boot und sich der vielen Probleme gar nicht bewusst, die so ein alter Lastkahn mit sich bringen könne. „Erst vor kurzem ist bei uns ein Boot abgesoffen“, berichtet mir Dieter. Auch von dem neuen Trend, sich luxuriöse Hausboote erbauen zu lassen, halte er wenig. „Es gibt sogar welche, die sich einen Betonboden in einen alten Lastkahn gießen lassen“, erzählt er mir kopfschüt-telnd. Wie viele Menschen insgesamt auf Hausbooten in der Stadt leben, weiß nicht mal die Berliner Wasserbe hörde genau. Man führe dazu keine Statistik, erklärt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. Erkennbar ist allerdings, dass die Anzahl von Hausbooten in der Stadt sinkt. Die Senatsverwaltung gibt an, der enorme Nutzungsdruck auf die Berliner Gewässer würde Genehmigungen erschweren. Ob das stimmt, sei hier mal dahingestellt. Anderswo, in Hamburg oder Amsterdam, gibt es viel mehr Hausboote als in Berlin. Auch auf dem Wasser gibt es mittlerweile das Problem der Verdrängung. So geschehen zum Beispiel rund um den Treptower Park: Dort gab es vor wenigen Jahren noch eine große Anzahl an Hausbooten. Die meis-ten Besitzer wurden gedrängt, sich einen anderen Liegeplatz zu suchen, nicht zuletzt durch den Druck der dort ansässigen Reederei Riedel. Heute liegen an der weitläufigen Stelle zwischen Treptower Park und Insel der Freundschaft gerade mal noch zwei Hausboote. Dieter und Silke wollen auf jeden Fall auf dem Wasser wohnen bleiben. Für beide gibt es derzeit keinen Grund, ihr schmuckes Hausboot zu verlassen. Dieter: „Ich möchte solange auf dem Boot leben, wie ich mich hier noch gut bewegen kann.“ Seit einigen Jahren liegt das alte Lastschiff nun fest im alten Hafenbecken. Dieter führt mich unter Deck. Schließlich will ich auch sehen, wie man eigentlich so wohnt auf einem Schiff. Im größten Raum, der das Wohnzimmer und die Küche fasst, setzen wir uns an den Esstisch. Dieter nippt an einer Tasse Kaffee. In einer Ecke lehnt ein altes hölzernes Steuerrad, darauf liegen zwei Motorradhelme. So klein und eng, wie ich es mir vorgestellt hatte, ist es gar nicht. Das Boot ist geschmackvoll und gemütlich eingerichtet, eine breite Couch mit Tisch und Blick auf die Spree haben hier ebenso Platz wie mehrere Kommoden. Wohnen auf dem Wasser ist nicht gerade billig Wirklich günstiger als in einer normalen Wohnung findet Dieter das Leben auf dem Wasser nicht. Zwar hiel-ten sich die Kosten für die jährliche Pacht für den Liegeplatz sowie Strom und Wasser mit ca. 1.000 Euro in Grenzen, allerdings dürfe man die Unterhaltungskosten für das Boot nicht ver- BERLIN BLEIBT BUNT! CathoLeaks Berlin bleibt bunt Layout.indd 15 15 7/9/2015 9:48:06 AM CATHOLEAKS KULTUR Vor zwei Jahren schaffte es die Saarbrücker Hip-Hop-Formation Genetikk mit „D.N.A“ auf Platz 1 der deutschen Charts. Seitdem vergrößerten sie die Crew, gründeten ein eigenes Modelabel und veröffentlichten eine mehrteilige Dokumentation über sich selbst auf YouTube, allerdings immer ohne die Maske abzulegen. Doch die beiden Jugendlichen Elias Aguigah (16) und Jonathan Reichel (17) haben Rapper Karuzo und Produzent Sikk ins Gesicht gesehen und sie beim Interview in Berlin zu ihrem neuen Album „Achter Tag“ befragt. CL: Warum verdeckt Ihr Eure Gesichter in der Öffentlichkeit mit Masken? Karuzo: Wir haben um unser erstes Album Foetus herum dieses Clown-Ding gebastelt und das Motiv durchgezogen. Irgendwann sind wir von der Schminke zu den Masken gewechselt. Das hat nichts damit zu tun, dass wir uns verstecken wollen, sondern, dass da eine Figur geschaffen wird, die nach außen hin für unsere Musik stehen soll. Sikk: Wir nehmen dem Deutsch-Rap das Gesicht, um ihm ein neues zu geben. CL: Warum gibt es im Deutsch-Rap so viele Masken? Karuzo: Da hat jeder seine eigenen Gründe. Es gab halt mal einen Sido, aber es gab auch einen MF Doom in den USA, oder Daft Punk und Slipnot, das ist ja keine Rap-typische Sache. Sikk: Dann achtet man mehr auf die Musik. CL: In den USA wählen sich Rapper eher Figuren, wie Eminem den Slim Shady erdacht hat. Karuzo: Wenn Du an die Öffentlichkeit gehst, dann hast du natürlich immer dieses Rockstar-Ding: fame und bitches. Darum ging es uns aber nie. Deswegen war es nicht notwendig, die Fresse in die Kamera zu halten. So bleibt unser Alltag geschützt und wir können freier Musik machen. Sikk: Wir haben halt auch genau die Leute verfolgt, die an dem Bekanntsein zu Grunde gegangen sind. Karuzo: Eminem ist ja auch nicht glücklich. er alle Beats macht und sagt, in welche Richtung es geht, das ist bei uns etwas anders. Wir sind alle RZA. CL: Ihr habt jetzt sogar auch ein Modelabel, Hikids. Geht es da auch um den kommerziellen Erfolg? Karuzo: Es gibt immer einen Business-Anteil an den Sachen, aber das Business ist nicht vorrangig. Es ist ein Projekt, das zum Spirit passt. Sikk: Die Fashion-Affinität hatten wir schon immer, jetzt tragen wir sie mehr nach außen. Wir sind sehr detail-, designund fashion-verliebt. CL: Achter Tag ist euer drittes Studioalbum – was ist neu dabei? Karuzo: Achter Tag verrät mehr von den Persönlichkeiten hinter Genetikk. Das heißt jetzt nicht, dass hier Privatstories ausgepackt werden. Die Leute erfahren, wie wir funktionieren, denken, fühlen, arbeiten, wie wir als Crew zusammenwirken. Für uns persönlich, aber auch für jeden, der das hört, ist das ein anderes Level. CL: Ihr legt auch mehr Wert auf das Musikalische... Sikk: ... wir haben einen zusätzlichen Produzenten dazu geholt... CL: Die Schriftzeichen auf dem Cover von Achter Tag und viele inhaltliche Bezüge verraten Eure Begeisterung für japanische Kultur. Das erinnert an den Wu-Tang Clan... Karuzo: Natürlich hat RZA, der Kopf vom Wu-Tang Clan, uns beeinflusst, aber das ist nicht der Grund für unsere Begeisterung. Wir haben das nicht nur übernommen, weil uns die Optik davon gefallen hat. Sikk: Bei den Asiaten sind Kampfkunst und Spiritualität verbunden, und bei uns sind es eben Musik und Spiritualität. Karuzo: Die Musik ist unser Kung Fu. CL: Ähnlich wie der Wu-Tang Clan legt Ihr viel Wert auf das Kollektiv, auf Eure Crew, die Ihr jetzt sogar noch vergrößert habt... Karuzo: Wu-Tang steht ja nur exemplarisch für Freundschaft und Loyalität. Zusammen ist man stärker und kann etwas erreichen. Vielleicht ist das im Hip-Hop nicht so typisch, weil man als Rapper eher immer solo unterwegs ist. Trotzdem haben auch die Solo-Rapper ihre Musiker. Bei uns ist es nur offensichtlicher, weil wir das mehr nach außen tragen. Bei uns gibt es Rapper, Produzenten, Designer, Manager, DJ, wir machen die Videos selbst, das Bühnenbild, jede Grafik kommt von uns. Wir legen sehr viel Wert darauf, dass wir alles kontrollieren, was künstlerisch von uns produziert wird. Sikk: Bei Wu Tang ist es aber auch so, dass RZA der Kopf ist, 16 CL: ...kommt dabei der Rap zu kurz? Karuzo: Auf keinen Fall! Der zusätzliche Produzent hat einfach nur den letzten Schliff gegeben. Das Genetikk-Konzept an sich ist unantastbar und wird von uns nicht in Frage gestellt. Wir werden jetzt keinen weichgespülten Sound ma- BERLIN BLEIBT BUNT! CathoLeaks Berlin bleibt bunt Layout.indd 16 7/9/2015 9:48:06 AM CATHOLEAKS KULTUR chen. Musikalischer ja, weniger rough, nein. CL: Die Songs „Die Welt heilt“ und „Einer von den Guten“ präsentieren Euch als gute Menschen. Das steht im Widerspruch zu einigen harten Songs... Karuzo: Genetikk hatte immer eine relativ harte oder roughe Attitüde. Trotzdem haben wir gewisse Werte, für die wir einstehen. Das heißt aber nicht, dass du ein Weichei sein musst. Gut ist nicht gleich weich und böse ist nicht gleich hart. CL: In dem Video zu Caput Mundis kommen griechische Statuen vor, ihr bezieht euch auf griechische Mythologie. Würdet ihr euch als intellektuelle Rapper bezeichnen? Karuzo: Nur weil eine bestimmte Mystik drin steckt, ist es nicht gleich intellektuell. Es ist auf keinen Fall ein Akademiker-Album geworden. Wir machen immer noch Rap, fertig, aus, kompromisslos. Es ist ja kein geheimes Wissen, was wir da ausbreiten. Die Odyssee, Odysseus und Penelope sind starke Bilder, die jeder kennt .Und wenn man‘s mal nicht versteht, dann hat das ja auch eine eigene Mystik. CL: Ihr habt auf Eurem Album sehr namhafte Gastauftritte wie Max Herre und Sido. Nach welchen Kriterien wählt ihr die aus? Karuzo: Es muss künstlerisch und persönlich passen. Sikk: Es ist nie so beliebig, dass man sagt, der ist gerade erfolgreich, lass den mal holen... Karuzo:...vielleicht hören wir den Beat und sagen, der Künstler ist prädestiniert dafür, wie zum Beispiel Sido bei Don‘t Legalize. CL: In Don‘t Legalize seid Ihr gegen die Legalisierung von Marihuana. Wirklich? Sikk: Hört man ja... Wir sind dagegen. Weil Sido das sagt. CL: Aber nicht im Ernst, oder? Sikk: Klar, sonst sind alle Dealer, die wir kennen, arbeitslos. Karuzo: Extreme Belastung für die Sozialkassen. CL: Wie realistisch ist eine Legalisierung aus eurer Sicht? Karuzo: Ich glaube, die Deutschen machen das nicht. Sikk: Nach dem Track nicht mehr. Karuzo: Das Land ist nicht so liberal, wie es sich nach außen hin gern gibt. Dazu sind die Leute, die das zu entscheiden haben, noch nicht bereit. Das braucht noch eine Generation. BUCHTIPP: Die Monogramm-Morde TEXT: GRETA SCHÖSSLER (7A) BILD: HOFFMANN-UND-CAMPE.DE Agatha Christies Meisterdetektiv ermittelt in einem neuen Fall! Diesmal in den Händen der Autorin Sophie Hannah versucht Hercule Poirot drei Morde aufzuklären, an seiner Seite der Scotland-Yard-Polizist Edward Catchpool. Das Verbrechen: Drei Menschen wurden tot in einem jeweils anderen Hotelzimmer aufgefunden, alle mit einem Manschettenknopf mit den Initialen PIJ im Mund. Das Buch ist jedem zu empfehlen, der Detektivgeschichten mag. Es ist vielleicht nicht actiongeladen, aber trotzdem spannend und man wird Agatha Christie nicht vermissen, da Sophie Hannah die Geschichte einfach toll geschrieben hat. MUSIKTIPP: BEATSTEAKS TEXT: NELLY GYPKENS, ROSA FLACKE (BEIDE 9A) BILD: CORETEXRECORDS.COM Die berliner Band macht seit 1995 coole Punkrock-Musik und dreht zu vielen Liedern stilistisch aufwendige und abwechslungsreiche Videos. Für die, die sie noch nicht kennen, ist die Musik eine gute Abwechslung und ein perfekter Soundtrack für den Sommer. CL: Vielen Dank für dieses Gespräch! BERLIN BLEIBT BUNT! CathoLeaks Berlin bleibt bunt Layout.indd 17 17 7/9/2015 9:48:06 AM CATHOLEAKS KULTUR Jüdisches M u s e u m B e r l i n TEXT UND BILDER: KIRA WELKER (9a) Tasche röntgen lassen und durch einen mannshohen Metalldetektor gehen - was nach Flughafen klingt, ist im Jüdischen Museum Berlin Alltag. Ein trauriger Beleg für anhaltenden Antisemitismus und weltweit über jüdischen Einrichtungen schwebende Terrorismusgefahr (zuletzt 2014 in Brüssel) und gleichzeitig auf bedrückende Weise ein passender Einstieg in 1000 Jahre deutsch-jüdische Geschichte. Doch nach diesem „kühlen“ Empfang ist von Angst oder Unsicherheit nichts mehr zu spüren. Das Jüdische Museum gehört zu den meistbesuchten Museen Berlins, in der großzügigen, hellen Eingangshalle drängen sich die Menschen und bilden lange Schlangen vor der Garderobe. Immer wieder schieben sich Reise- und Schülergruppen durch die Ausstellung, das Museum scheint zum Standardrepertoire jeder Klassenfahrt nach Berlin zu gehören. Die Dauerausstellung beginnt im zweiten Stockwerk mit den ersten jüdischen Gemeinden in Deutschland. Schmähblätter von 1100 n. Chr. dokumentieren die Wurzeln des religiösen Judenhasses in Deutschland. Es werden die verschiedenen Phasen der Geschichte der Juden und ihre durch Religion und Tradition geprägte Kultur präsentiert. Vor dem Einstieg in detaillierte Betrachtungen des 20. Jahrhunderts wird dem Besucher noch einmal eine Pause gegönnt: den Wechsel der Stockwerke und historischen Phasen unterbricht ein kühler, aber heller, grauer Raum mit Kaffeeautomat und Sitzgelegenheiten. Aufgelockert wird die kalte Atmosphäre durch einen Kunstautomaten: Kunst zeitgenössischer jüdischer Künstler, 4€ pro Stück. Der Besucher betritt das erste Stockwerk mit gemischten Gefühlen und in Erwartung einer detaillierten Darstellung des Holocausts. Umso überraschender sind die nächsten Räume, in denen das Bild einer am Anfang des 20. Jahrhunderts unglaublich vielfältigen jüdischen Gesellschaft gezeichnet wird, die trotz des allgegenwärtigen Antisemitismus aufblühte. Zionismus und deutscher Patriotismus, ein reformiertes Judentum und Erfolge in Wissenschaft und Wirtschaft machen den Bruch zu der wenig später erfolgten generellen und totalen Ausgrenzung der Juden durch die Nationalsozialisten jedoch umso härter. Erschreckend und anschaulich lässt sich die allmähliche Ausgrenzung jüdischer Bürger nachvollziehen, die ihren grässlichen Höhepunkt im Holocaust fand. Eine Wand mit Bildern und Vitrinen hat er in der Ausstellung Platz, mehr ist da nicht und mehr ist da auch nicht nötig. Überhaupt ist es dem Jüdischen Museum sehr gut gelungen, die deutsch-jüdische Geschichte trotz jahrhundertelanger Ausgrenzung und Unterdrückung der Juden in Deutschland nicht nur als eine tragische darzustellen, sondern als das, was sie auch war und ist: eine facettenreiche Entwicklung verschiedener jüdischer Kulturen. Und noch lange nicht vorbei. Wer sich für die aktuelle Dauerausstellung interessiert, sollte sich beeilen: Ab 2017 wird sie voraussichtlich neu konzipiert. Jüdisches Museum Berlin, Lindenstraße 9-14, 10969 Berlin Der Eintritt für Schüler und Studenten beträgt 3€ 18 BERLIN BLEIBT BUNT! CathoLeaks Berlin bleibt bunt Layout.indd 18 7/9/2015 9:48:08 AM CATHOLEAKS VERMISCHTES KREUZWORTRÄTSEL ROSA FLACKE (9A) 1. Bürgermeister von Berlin 2. Monat des Mauerfalls 3. 44% des Stadtgebietes sind... 4. Größtes Kaufhaus in Kontinentaleuropa 5. Berlin hat 12... 6. Der Berliner Tiergarten ist größer als... 7. Die Farbe Hellelfenbein haben seit 1971 die berliner... 8. Das größte montierte Dinosaurierskelett der Welt 9. Elfköpfige berliner Band 10. Steht auf der Spitze des Brandenburger Tors 11. Aus diesem Teig wird der Berliner Pfannkuchen hergestellt 12. Aus diesem Land kommen jährlich die meisten Menschen nach Berlin 13. Straßenname, 11x in Berlin 14. Größter Arbeitgeber in Berlin 15. Bezirk mit dem höchsten Ausländeranteil BERLIN BLEIBT BUNT! CathoLeaks Berlin bleibt bunt Layout.indd 19 19 7/9/2015 9:48:08 AM
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