Liebe Vinobarden! Anstatt einer Wuscharte sende ich Euch eine kleine, koptische Weihnachtsgeschichte. Frohe Feste und ein glückliches neues Vinobardenjahr 2016 Euer VIB Jul Weihnachten der Tiere Im Krippenkeller zu St. Pauls Als ich vor Tagen durch die Krippenmeile von St. Pauls in Überetsch schlenderte, kehrte ich beim Christkindlkeller (zur Weihnachtszeit öffentlich zugänglicher Privatkeller) ein und bei einem Glühwein wurde ich in einen Disput über die Tiere verwickelt, was die eigentlich mit Weihnachten zu tun hätten. Da fiel mir eine Begegnung ein, die ich Ende der 60 Jahre des vorigen Jahrhunderts mit einem koptischen Mönch in der Nähe der Oase Gabés in Tunesien hatte und von der zwischen einem Glühwein und dem anderen berichtete. Es war damals auch gerade Weihnachten und der Kopte erzählte mir seine Weihnachtsgeschichte aus der Sicht der Tiere, die also gut in den Paulsner Disput passte: „Zur Zeit Jesu Christi gab es sehr viele, auch wilde, Tierarten im heiligen Land, denn diese benutzten diesen Streifen als Durchzugsgebiet von Afrika nach Asien. Als am heiligen Abend die Fanfaren blasenden Engel den Hirten und aller Welt die An – oder Niederkunft des Königs der Könige verkündeten, ging ein Raunen durch die Tierwelt denn in solchen Nächten sprechen die Tiere alle Menschensprachen, wie bei uns die Rinder in der Neujahrsnacht. Aufregung machte sich breit und alle Tiere wollten hinstürmen und dem König der Könige huldigen. Der Löwe verkündete, er werde hingehen und mit meiner Macht den Königsohn beschützen! Das Kamel und das Pferd stritten sich, wer wohl den König der Könige auf dem Rücken tragen dürfe; der krähende Gockelhahn sollte mal eine wichtige Rolle spielen im Leben und Leiden des Königs und so kamen sie alle, der Fuchs und der Adler, der Pfau und der Elefant, der Hund und die Katze, der Paradiesvogel und die Schmutzgeier und priesen alle ihre Qualitäten und Vorzüge an, die sie dem König der Könige zu Füßen legen wollten. Es war ein Stürmen und Rennen, ein Trippeln und Drängeln, doch niemand wusste, wo der König der Könige war, denn die Engel flogen alleluja singend und Posaunen blasend kreuz und quer ober den Köpfen der Tiere und Hirten, ohne genauere topographische Angaben zu machen. Es herrschte Wirbel und Gedränge und die Aufregung war groß. Nur der Ochs und der Esel legten sich hin, der Esel verdaute seine Disteln und der Ochs kaute wieder, sie schienen nichts zu versäumen zu haben. Da kam ein ganz kleiner Engel geflogen, mit schwarzen Locken ohne Fanfare, und nur mit einer zarten Blockflöte, landete bei Ochs und Esel und fragte:“ Wieso seid Ihr nicht auf der Suche nach dem König der Könige, um ihm zu huldigen?“ Da antworteten Ochs und Esel: “ Was wollen wir, der Ochs und der Esel, mit Löwen, Füchsen, Adlern, krähenden Gockelhähnen und Gazellen konkurrieren? Da kommen wir sowieso nicht hin, da sind wir wohl auch nicht gefragt!“ Der Ochs schaute kuhäugig drein und der Esel nickte sachverständig. Da sagte das kleine Engelchen:“ Seht, gleich da drüben ist ein halbzerfallener Stall, da hat eine junge Frau einen Knaben geboren und das arme Kind hat so kalt weil die Eltern in der Herberge keinen Platz gefunden haben! Ihr könntet das kleine Kind mit euerem Hauch wärmen“; das schwarze Englein sprach es und flog flötend davon. Ochs und Esel standen auf und gingen hin und wärmten mit ihrem Atem das frierende Kind und sie rückten mit ihren Körpern ganz nahe heran um die Kälte abzuwehren. Plötzlich kamen Hirten und alle Tiere und der Löwe und der Pfau und das Pferd und alle, alle zum Stall von Bethlehem, sogar Könige aus dem Morgenland waren angemeldet.“ Ende der koptischen Weihnachtsgeschichte! Aber eines ist sicher: heute noch mutmaßen und grübeln alle Tiere darüber, wieso denn gerade der Ochs und der Esel – sogar als Krippenfiguren – so nahe beim König der Könige verweilen dürfen… Ein nachdenkliches Schmunzeln geht durch den Glühweinkeller. Ein Funken Nachdenklichkeit ist ausgebrochen. Frohe Weihnachten! Bild 1. Die Hähne krähen auf jeder Ecken um das Königskind zu wecken! (Wirtshauskrippe in St.Pauls 2008) Bild 2. Schafe und Kamele sind zur Hand und Weise aus dem Morgenland; und, von den Engeln kund getan, stehen fast alle Tiere an. (Krippe aus Indien in St. Pauls ) Bild 3. Die edlen Hirsche mit Geweih, wären gerne auch dabei! Auch Löwe und Adler tun sich rüsten, als künftige Evangelisten. Bild 4. … alle zum Stall nach Bethlehem ein jeder will den König sehn! (Krippe aus Neapel, St. Pauls) Bild 5. Der Ochse blinzelt sehr lebendig Der Esel nickt recht sachverständig Und sasgen: „Lass uns chlafen gehen Den König werden wir nie sehn!“ (lebende Krippe vor dem Dom am Lande von St. Pauls ) Bild 6. Im Paulsner Krippenkeller gibt es einen anständigen Glühwein und so manch anderes, so zum Beispiel heißen Apfelgrog (promillenkonform!). Da werden allerhand Weihnachtsgeschichtenerzählt, auch jene von den Weihnachten der Tiere. Das blauäugige Christkindl, alle wollen es von der Nähe sehen! (Aus der beachtenswerten Christkindsammlung kuratiert von VIB Johanna Chiochetti v. Call)
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