Mittwoch, 6. April 2016 Spital bündner woche 24 Fahrbarer Computertomograf sorgt für Effizienz auf dem Notfall Auf der Notfallstation des Kantonsspitals Graubünden existiert seit November 2015 ein neuartiges Gerät, das es so bisher in der Schweiz noch nicht gibt. Mit der Installation eines fahrbaren Computertomografen sollen Wartezeiten verkürzt und effiziente Untersuchungsergebnisse erzielt werden. ■ Michèle Albertin sprach mit Thomas Böhm, Chefarzt Radiologie den Behandlungserfolg hat. Dadurch, dass wir nun im Schockraum selber die nötigen Untersuchungen machen können, gewinnen wir Zeit für diese Patienten. Zudem müssen wir sie nicht mehr mit Umlagerungen belasten. Daneben ist das Gerät für alle Patienten auf der Notfallstation gedacht, die auf diesem Weg gleich vor Ort untersucht werden. Die Untersuchungsräume wurden zusätzlich mit den herkömmlichen Geräten (Beatmung, Röntgen, Ultraschall) ausgestattet, sodass am Platz viel Diagnostik möglich ist. Das ist schlussendlich für alle Patienten auf der Notfallstation der effizientere Weg. Das erste Gerät in der Schweiz Leitender Arzt Dr. Claude Nauer (li) und Chefarzt Dr. Böhm freuen sich über die gelungene Einführung des neuen CT. Bilder Michèle Albertin Herr Böhm, erzählen Sie uns etwas über das neue Gerät und seine Besonderheiten. Wir haben seit dem November 2015 auf der Notfallstation einen fahrbaren Computertomografen (CT). Das CT ist ein Gerät, das mit Röntgenstrahlen Schnittbilder der verschiedenen Körperregionen macht. Dieses wird für die Diagnosestellung eingesetzt und ist für die Therapieentscheidung im Spital sehr wichtig. Das Besondere an unserem neuen fahrbaren CT ist, dass es auf Schienen zwischen zwei Räumen auf der Notfallstation hin- und herbewegt werden kann. Können Sie das bildlich noch etwas beschreiben … Das Gerät bewegt sich um den Patienten. Der Tisch steht still und Patienten müssen nicht umgelagert oder verschoben werden, sondern das CT fährt um sie herum. Das Ge- rät wird in zwei verschiedenen Räumen auf der Notfallstation benutzt: im Schockraum für kritisch kranke Patienten und in einem Untersuchungsraum für alle anderen Patienten. So müssen keine Patienten für die CT-Untersuchungen in die Radiologie transportiert werden. Das ist gerade für Patienten in kritischem Zustand sehr viel schonender und effizienter. Wir gewinnen Zeit für die Patienten Somit können alle Patienten von diesem Gerät profitieren? Das Gerät wird im Schockraum für eine rasche Diagnostik bei kritischen Patienten eingesetzt. Man weiss, dass bei Patienten in kritischen Zuständen die Zeit bis zum Therapiebeginn einen wesentlichen Einfluss auf Wie ist man darauf gekommen, ein solches Gerät einzusetzen? Das Gerät wurde im Rahmen von Lean Management konzipiert mit dem Ziel, die Wege für Patienten effizienter zu gestalten. Bisher fanden diese Untersuchungen in den Räumlichkeiten der Radiologie statt, und es stand ein anderer CT dafür zur Verfügung. Mit diesem kam man an die Kapazitätsgrenzen. Für ambulante Patienten gab es ungeplante Wartezeiten, weil die Notfälle immer dazwischengeschoben werden mussten. Die Idee, einen fahrbaren CT auf der Notfallstation einzurichten, kam von der Traumatologie. Bisher gab es aber ein solches Gerät in der Schweiz noch nicht, die Entwicklung der Schienen stammt aus Frankfurt. Dort haben wir diese Möglichkeit dann auch besichtigt und versucht, das bei uns zu entwickeln und umzusetzen. Was war für die Umsetzung nötig? Es brauchte bauliche Massnahmen auf der Station. Notfallstation und Schockraum mussten umgebaut und mit Schienen ausgestattet werden. Zudem musste man die dafür nötigen Geräte zügeln. Während des Umbaus benötigten wir viele Provisorien, und es war eine Herausforderung, das Tagesgeschäft aufrechtzuerhalten. Danach wurde die Schulung der Teams nötig. Ein solch neuartiges Gerät erschliesst sich nicht selber und macht die Arbeit nicht allein. Das Personal wurde eingeführt und die Abläufe neu definiert. Dann konnte die Umsetzung in die Pilotphase gehen. Für die ganzen Planungsarbeiten brauchten wir ca. ein Jahr. Mittwoch, 6. April 2016 Spital Was hat dieses Gerät noch für andere Auswirkungen auf die Behandlungsprozesse? Der Workflow hat sich verändert, die CTUntersuchungen sind mehr in den Fokus gerückt. Die Radiologie ist viel mehr auf dem Notfall eingebettet und im Notfallteam vertreten. Es gibt mehr Austausch zwischen den Radiologen, dem Notfallteam und auch den Anästhesisten. Die Zusammenarbeit zwischen diesen Teams hat sich intensiviert. Damit diese Teams gut zusammen funktionieren und das Gerät kennen, braucht es viele Absprachen, und im Vorfeld wurde dafür gut trainiert. Ausserdem erschliesst das Gerät neue Untersuchungsfelder, wie z.B. Untersuchungen der Herzkranzarterien. gibt dort keine Störungen durch die Notfälle mehr. Für die Notfallpatienten haben wir deutlich kürzere Zeiten von der Untersuchung bis zum Befund. Für uns Radiologen hat es zudem den positiven Effekt, dass wir viel näher am Notfallteam dabei sind, und wir schätzen diese Zusammenarbeit sehr. Der technische Fortschritt ist ebenfalls nicht zu unterschätzen, das Gerät ist ein CT der neuesten Generation. Es hat eine sehr geringe Strahlenbelastung, weswegen wir zum Beispiel Kinder nur noch an diesem Gerät untersuchen. Wie ist die Umsetzung gelungen? Sie ist gut gelungen, und wir haben sehr viele positive Reaktionen. Die Wege sind deutlich kürzer und die Abläufe effektiver. Das spüren die Patienten und auch das Behandlungsteam. Wir konnten die Wartezeiten für die CT-Untersuchungen verkürzen. Unsere ambulanten Patienten können weiterhin in der Radiologie behandelt werden, und es Gab es auch Risiken, die bei der Einführung eines solchen Geräts erwartet wurden? Wir wussten nicht, ob es so wirklich funktioniert, wie wir uns das gewünscht und geplant hatten. Es handelte sich um eine Pilotinstallation, die es so noch in keinem Spital in der Schweiz gibt. Natürlich haben viele Absprachen und viel Vorarbeit stattgefun- Wir wussten nicht, ob es so wirklich funktioniert bündner woche 25 den. Wir haben mit der Herstellerfirma gut zusammengearbeitet und hier sehr gute Erfahrungen gemacht. Trotzdem wussten wir aber nicht, wie die Umsetzung dann wirklich klappt. Ich freue mich jetzt natürlich, dass alles so gut gegangen ist und habe das so auch erwartet. Wie geht es nun weiter? Wir müssen sicher weiter optimieren und uns entwickeln. Die Teams, die beteiligt sind, halten regelmässige Sitzungen und Standortbestimmungen ab, um die Prozesse weiter zu verbessern. Daneben widmen wir uns der weiteren Spezialisierung des Fachgebiets. Dabei legen wir einen besonderen Fokus auf die Qualitätssicherung. Aktuell werden Daten aller CT-Untersuchungen regelmässig analysiert, sodass wir Strahlenbelastungen optimieren können. Ziel ist, dass wir optimale Untersuchungsergebnisse mit der geringstmöglichen Strahlenbelastung erzielen. In einem der ersten in der Schweiz klinischen Audits des BAG wurden unsere neu eingeführten Qualitätssicherungsprozesse eben erst analysiert und als gut befunden. DIE FUNKTION DES COMPUTERTOMOGRAFEN Das CT kann auf Schienen hin und her bewegt werden. Besprechung der Bilder im Ärzteteam ist wichtig für Diagnosestellung und Therapie. Die Befunde werden direkt auf den PC übertragen und können sofort angeschaut werden. 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