vorschau Frühjahr 2016

verbrecher
verlag
vorschau
Frühjahr 2016
www.verbrecherei.de
2
VERBRECHER VERLAG
Liebe Leserinnen und Leser,
kaum sind die Feierlichkeiten für unseren 20. Geburtstag
abgeschlossen, schon kommt das nächste Programm –
auch diesmal bieten wir wieder einen spannenden Mix
aus Literatur und Sachbuch, aus Gesellschaftskritik und
Kunst.
Besonders betonen möchten wir an dieser Stelle, dass
wir seit dem Oktober 2015 die Literaturzeitschrift metamorphosen vertreiben können. In der aktuellen neuen
Nummer 12 – siehe Cover – finden Sie Texte über Salbeitrips und Art Garfunkel, unendliche Treppen und nicht
enden wollende Flucht, über die Poesie der Sprachalgorithmen und gegen die Macht der Konzerne. Oder
anders gesagt: Tao Lin meets Ron Winkler, es schreiben
Marc Degens, Joshua Groß, Afsane Ehsandar, Gregor
Weichbrodt, Jörg Piringer, Sophie Weigand und Daniel
Kehlmann. Das Heft erscheint im Januar 2016. Interessenten wenden sich bitte an Kristine Listau, siehe unten.
Ein schönes Lesen wünschen Ihnen
die VerbrecherInnen
metamorphosen
Magazin für Literatur und Kultur
Erscheint vierteljährlich
VERBRECHER VERLAG
Verlag
Verlagsvertretung Deutschland
Verbrecher Verlag Jörg Sundermeier
Gneisenaustraße 2a
10961 Berlin
tel 030/28 38 59 54
fax 030/28 38 59 55
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Büro indiebook
Bothmerstr. 21
80634 München
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Vertrieb
Konditionen für den Buchhandel
Wir würden uns freuen, wenn Sie einen oder mehrere der hier
vorgestellten Titel in Ihr Sortiment aufnehmen. Reiserabatt
40 %, Partien 11/10 sind selbstverständlich. Unsere Bücher sind
auch über die Barsortimente Umbreit, KNV und LIBRI zu beziehen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Kristine Listau.
Verbrecher Versammlungen
Jeden zweiten Dienstag im Monat ruft der Verbrecher Verlag ab
20:30 Uhr zur Verbrecher Versammlung in der Fahimi-Bar in
der Skalitzer Straße 133 in 10999 Berlin-Kreuzberg. Dort wird
gelesen, gehört, gesehen und diskutiert. Das jeweilige Programm finden Sie auf unserer Webseite.
Kristine Listau
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Presse & Lesungen
Kulturagentur Rahm
Evelyn Rahm
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Rechte & Lizenzen
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Literarische Agentur
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Lesungen
Unsere Autorinnen und Autoren stehen gerne für Lesungen zur
Verfügung. Bitte wenden Sie sich an Evelyn Rahm.
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Roland Schmidt
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Theaterrechte
Weitere Informationen zu unserem Verlagsprogramm und den
Autorinnen und Autoren finden Sie unter
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Der Verbrecher Verlag unterstützt die Arbeit der
Kurt Wolff Stiftung, Leipzig.
schaefersphilippen™
Marc Schäfers und
Tobias Philippen
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Nicole Grabert
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BELLETRISTIK
3
DaviD Wagner
sich
verlieben
hilFt
über bücher und serien
David Wagner streift durch Bücher und
Bibliotheken, liest auf Elba, in Österreich
und im Internet. Er findet Bücher auf der
Straße und in seiner Küche, wandert mit
dem »Goldenen Esel« des Apuleius
durch Thessalien, fährt mit Tony
Soprano durch New Jersey und mit Iris
Hanika zu Ikea in Berlin-Spandau.
Wagner erzählt vom Lesen und vom
Schreiben in London und Venedig,
spaziert zu Neuerscheinungen von
Krisztina Tóth, Emmanuel Carrère oder
Nicholson Baker, besichtigt Klassiker
wie »Robinson Crusoe« und »Der Graf
von Monte Christo« oder liegt mit dem
Notebook im Bett und schaut Serien.
Dabei zeigt er sich, wie Michael Buselmeier im Saarländischen Rundfunk
lobte, als »einfühlsamer, fabelhaft lockerer und witziger Essayist«.
David Wagner, geb. 1971, lebt in Berlin. 2013 erhielt er den Preis der Leipziger Buchmesse für seinen Roman »Leben«, 2014 den Kranichsteiner Literaturpreis. Seine
Bücher wurden in 16 Sprachen übersetzt. Im Verbrecher Verlag erschienen zuletzt
»Welche Farbe hat Berlin« (2011) und »Mauer Park« (2013).
»Die Prosa David Wagners
ist makellos.«
Die Zeit
D AV I D WA G N E R
SICH
VERLIEBEN
HILFT
ÜBER BÜCHER UND SERIEN
David Wagner
SICH VERLIEBEN HILFT
Über Bücher und Serien
Leineneinband
ca. 160 Seiten, 19 €
ISBN 9783957321572
Erscheint im Februar 2016
Auch als E-Book erhältlich
4
VERBRECHER VERLAG
TEXTAUSZUG
Ich hatte noch nie einen so redseligen
Freund gehabt. Und auch wenn es teilweise Patterns waren, die bei passenden
Gelegenheiten immer wieder herausgeholt wurden, fing ich an, einiges zu begreifen.
Erstens: Ich rede, also bin ich. Dieser
Zusammenhang war mir bisher eher
fremd gewesen. Denn ich gehöre zu der
Sorte Mensch, die alles mit sich alleine
ausmachen; die auf Männer steht, die in
einer geselligen Runde dabeisitzen und
interessant schweigen, sich höchstens
mal mit einem kurzen Kommentar einklinken und dann aufstehen und irgendwas reparieren.
Zweitens: Dieses goldene Schweigen
ist vielleicht gar nicht so sympathisch,
wie ich immer dachte, sondern hat auch
viel mit Faulheit zu tun. Zu faul, seine
Ideen zu formulieren; zu träge für einen
Gedankenaustausch; zu leidenschaftslos,
den anderen von etwas zu überzeugen.
Drittens: Da ich also so eine faule Sau
bin, tut mir ein Mensch, der derartig viel
Ansprache und Auseinandersetzung fordert, vielleicht ganz gut. Ich war nämlich,
so merkte ich jetzt, mit der Zeit sogar vor
mir selbst zu faul gewesen, Gedanken
festzuhalten und auszubauen.
Ich konnte mich immer mehr in das
Leben an der Seite eines hysterischen,
exzentrischen Mannes einfinden; ich
machte meinen Frieden damit. War ich
vorher genervt gewesen von dem ewigen
Bedürfnis nach Austausch, sah ich jetzt
die Chance, aus meiner Lethargie herauszukommen.
…
BELLETRISTIK
5
almut Klotz
FenDerFotzen schWeine
Die Musikerin und Autorin Almut Klotz
beschreibt in diesem Buch ihre Liebesgeschichte mit dem Musiker und Autor
Rev. Christian Dabeler – den sie im Mai
2013 heiratete. Zugleich aber ist »Fenderfotzenschweine« eine Abrechnung mit
der Indie-Pop-Szene und den alten und
neuen Frauenrollen darin. Almut Klotz
schreibt leidenschaftlich und mitreißend, offen und ohne Denkverbote.
Almut Klotz hat mit ihrem Text eine
genaue Beschreibung eines Künstlerlebens gegeben und eine wunderschöne
Liebesgeschichte mit allen Höhen und
Tiefen erzählt.
Bis zu ihrem Tod hat sie an »Fenderfotzenschweine« gearbeitet, der Text erscheint nun erstmals und ungekürzt aus
ihrem Nachlass.
Almut Klotz-Dabeler, 1962 in Pforzheim geboren, kam 1985 nach Berlin. Mit Funny van
Dannen und Christiane Rösinger gründete sie die Band Lassie Singers, die sich 1998
nach zehn Jahren auflöste. Mit Rösinger betrieb sie auch das Label Flittchen Records
und die Flittchenbar. Den Popchor Berlin gründete sie 2001, der Chor nahm Coverversionen bekannter Popsongs auf. Mit Rev. Christian Dabeler bildete sie ein Duo, die
Platte »Klotz + Dabeler« erschien 2007.
Klotz arbeitete auch als freie Autorin, von 2001 an erschienen zehn Jahre lang ihre Kolumnen in der Berliner Zeitung. 2005 veröffentlichten Klotz und Dabeler den gemeinsam verfassten Roman »Aus dem Leben des Manuel Zorn«, der Erzählungsband
»Tamara und Konsorten« erschien 2008.
Almut Klotz starb im August 2013. Das Album »Lass die Lady rein«, das sie gemeinsam
mit Dabeler aufgenommen hatte, erschien eine Woche nach ihrem Tod.
ALMUT KLOTZ
FENDERFOTZENSCHWEINE
Almut Klotz
FENDERFOTZENSCHWEINE
Herausgegeben von Aaron Klotz
und Rev. Christian Dabeler,
mit einem Nachwort von
Jörg Sundermeier
Hardcover
ca. 200 Seiten, 19 €
ISBN 978-3-95732-165-7
Erscheint im Februar 2016
Auch als E-Book erhältlich
6
VERBRECHER VERLAG
TEXTAUSZUG
Beim Hinaustragen der Müllsäcke begegnete ich Frau Baumdorf. Ich wünschte
ihr einen guten Morgen und stellte meinen Müllsack achtlos ab. Frau Baumdorf
brachte einige Minuten damit zu, die
gesammelten Müllsäcke zu ordnen.
Frau Schattenberg kam mit ihrem
Hund Chibi in die Gasse. »Was ist das
doch für eine schöne Clematis.«
»Gibt es auch ein japanisches Wort
für Clematis?«, fragte ich.
»Jeder sagt Clematis«, sagte sie nach
einigem Grübeln. »Wie geht es Ihrer
Katze?«
»Kootje geht es gut. Sie schläft. Auf
der Veranda. Sie ist gerade vorhin von
einer anstrengenden Nacht zurückgekommen.«
»Ich habe Ihre Frau schon eine Weile
nicht gesehen. Ist sie auf Geschäftsreise?«
»Nein, sie ist im Büro.«
Frau Baumdorf trippelte in einem
kleinen Bogen um mich herum. Sie
wurde langsamer, zeigte nach oben:
»Darf Ihre Clematis eigentlich an den
elektrischen Leitungen entlangklettern?«
»Die Leitung ist alt. Da fließt nichts
mehr durch«, antwortete ich verärgert.
»Oh, wie gut Sie doch Japanisch
sprechen«, sagte Frau Baumdorf, eine
Formulierung, die für Ausländer bestimmt war, die im Ringen mit der
Sprache den Kürzeren zogen.
Ich schob mein Fahrrad den Hügel
hinauf. Auf halber Strecke traf ich Frau
Suzuki, die auf dem Heimweg war. »Wo
gehen Sie hin?«
»Zu meiner Japanischstunde.«
»Geben Sie Unterricht?«, fragte sie
erstaunt.
»Ich nehme Unterricht.«
»Ach, Sie nehmen Unterricht«, sagte
sie mit einem Lächeln über den alternden Mann in seiner kurzen Hose, der
noch immer zur Schule ging.
BELLETRISTIK
7
Detlev van heest
junglaub
jahre in japan
Japan zur Jahrtausendwende. Ein niederländisch-deutsches Ehepaar lebt seit Jahren in Chōfu, in einer Siedlung genannt
Junglaub, einer kleinen Stadt etwa zwanzig Kilometer vom Zentrum Tokios entfernt. Er, Detlev van Heest, die Japaner
nennen ihn Heesto-san, arbeitet als Auslandskorrespondent für niederländische
Zeitungen, seine Frau Annelotte in einer
japanischen Importfirma für holländische Blumen.
Heestos Produktivität als Journalist ist
versiegt, stattdessen schreibt er über
seine Nachbarn, wie die zunehmend vergessliche, liebenswerte Frau Suzuki,
einen krebskranken Friseur Herrn Bohrinsel, das bitterarme Musikerehepaar
Herrn und Frau Siebenseen, den Koch
Kenzo, der es an keiner seiner zahlreichen Arbeitsstellen lange aushält oder
den steinalten Herrn van Tricht, bei dem
nicht ganz klar ist, ob er während des
Zweiten Weltkriegs als japanischer Soldat in Südostasien an Kriegsverbrechen
beteiligt war …
Im großen Roman »Junglaub« leben
die Menschen ihr Leben, meist nebeneinanderher und manchmal auch ein bisschen miteinander. Sie kämpfen mit ihren
kleinen und großen Alltagssorgen, klatschen, trinken grünen Tee, grübeln, werden krank, sterben. Und alle reden sie
mit Herrn Heesto. Der wiederum diese
Gespräche festhält und sie in seinem
Buch präsentiert – und damit dem Leser
einen neuen, anderen Blick auf Japan ermöglicht.
»Junglaub« zeichnet den allmählichen Zerfall einer vergreisenden Gesellschaft am Beispiel seiner zahlreichen
Protagonisten. Sein Autor Detlev van
Heest schildert in seinem Debütroman
den Mikrokosmos des heutigen Japan.
Detlev van Heest, geboren 1956, studierte Geschichte und arbeitete in Japan als Korrespondent mehrerer Tageszeitungen und einer Wochenzeitschrift. Noch im Jahr seines Debütromans »Junglaub« (im Original »De verzopen katten en de Hollander«,
2010) erschien die in Neuseeland spielende Fortsetzung »Pleun«. In 2011 folgte »Het
verdronken land«, eine Rückkehr zu den Hauptpersonen von »Junglaub«. Mit
»Junglaub« wurde van Heest u. a. für den Librisprijs nominiert. 2014 gab er gemeinsam mit Lousje Voskuil die besten Rezensionen von J. J. Voskuil aus 50 Jahren heraus.
Heute lebt er in Amsterdam und arbeitet als Parkraumüberwacher in Noordwijk.
DETLEV VAN HEEST
JUNGLAUB
JAHRE IN JAPAN
ROMAN
Detlev van Heest
JUNGLAUB
Jahre in Japan
Roman
Aus dem Niederländischen übersetzt von Gerd Busse und
Ulrich Faure
Hardcover
ca. 540 Seiten, 24 €
ISBN 978-3-95732-158-9
Erscheint im Februar 2016
Auch als E-Book erhältlich
8
VERBRECHER VERLAG
TEXTAUSZUG
In Wiesbaden angekommen beschloss
ich, Marvin als Ersten abzusetzen.
Anna küsste ihn auf den verschlossenen Mund, er nahm seinen Seesack,
sagte: »Bis morgen.«
Fröhlich winkte sie ihm nach, bis er
durch die Glastür des Hochhauses verschwunden war. Ihr schien nicht aufzufallen, dass er sich nicht nach ihr umdrehte. Als wir weiterfuhren, versuchte
ich, sie auszufragen, doch alles, was sie
erzählte, klang für mich wie Geschichten aus einer Parallelwelt: Sie sei so
glücklich, dass sie nicht aufgegeben
habe, Marv sei so ein liebevoller Mann,
noch nie hätte sie sich so aufgehoben
gefühlt …
»Hast du nicht das Gefühl, dass mit
ihm was nicht stimmt?«, fragte ich.
»Quatsch. Er ist eben ein schweigsamer Typ«, gab sie lachend zurück.
»Er hat doch wahnsinnig abgenommen, oder?«
»Ein bisschen. Glaube, er macht
sich Sorgen wegen seiner Magisterarbeit.«
»Wie seid ihr eigentlich zusammengekommen?«
Wieder lachte sie. »Das war ein
Ding! Ich wollte noch einen letzten
Versuch machen, bin mit zwei Flaschen
Sekt unterm Arm unangekündigt bei
ihm aufgekreuzt, und weil er mich
nicht rausgeworfen hat, hab’ ich mich
in sein Bett gelegt und bin einfach geblieben. Ganz ohne Worte – das muss
man sich vorstellen! Leider hat er so
viel mit seiner Arbeit zu tun, dass er
sich kaum um mich kümmern kann. Ist
okay. Ich liebe es, auf seiner Matratze
rumzulümmeln und ihm beim Denken
zuzusehen. Manchmal starrt er
stundenlang die Wand an, dann
braucht man ihn gar nicht anzusprechen, er hört sowieso nichts.«
Mir wurde immer unwohler. Lieber
nicht weiter fragen, dachte ich. Aber
nun legte sie los: »Mit dem Sex ist es
irgendwie komisch. Meistens kann er
nicht oder will nicht. Vielleicht mache
ich was falsch. Weißt du, alles geht von
mir aus, er liegt einfach da. Vielleicht
braucht er ja was Besonderes? Hast du
nicht eine Idee, ihr redet doch sicher
über so was?«
»Nein«, log ich und war froh, dass
wir endlich vor ihrem Haus waren. Ich
setzte sie ab, fuhr los und hielt zwei
Straßenecken weiter wieder an, weil
mir plötzlich speiübel war.
»Früher haben wir in der Nacht vor
Heiligabend doch immer Punsch
gemacht«, hatte Micha am Telefon
gesagt. »Das werden wir wiederbeleben! Ich lade alle ein, die sonst auch
dabei waren, die ganze Bande. Wir
hören Sisters of Mercy und Yazoo,
betrinken uns schrecklich und erzählen uns all die lustigen Geschichten
von früher – verstehst du, Dicker? Wir
holen Marv zurück in den Schoß der
Familie – dann muss er reden. Gute
Idee?«
Nein, dachte ich, als ich endlich
weiterfahren konnte, die dämlichste
Idee aller Zeiten.
…
BELLETRISTIK
marKus lisKe
glücKsschWeine
Mitte der Neunzigerjahre, Berlin. Marvin
ist depressiv und suizidgefährdet. Aber
seine Freunde bemerken es nicht, denn
ein jeder ist mit sich selbst beschäftigt.
Micha schreibt ein wenig, Max schreibt
ein wenig, sogar Marvin schreibt. Die
Endzwanziger träumen von einem Boheme-Leben, sie lesen Peter Weiss, Gottfried Benn oder Lautréamont – doch all
das reicht ihnen nicht. Sie warten auf Erlösung.
Max, der Ich-Erzähler, ist mit Nina zusammen, möchte aber eigentlich mit
Pebbles zusammensein, die wiederum
nicht weiß, mit wem sie zusammen sein
möchte. Daher flieht Max erstmal in das
bürgerkriegsgeplagte Kambodscha, um
sein persönliches »Herz der Finsternis«
zu suchen. Aber auch zwischen Minen-
opfern, Sextouristen und Colonel-KurtzSelbstdarstellern aus Bristol, Stuttgart oder
Bukarest lösen sich seine Probleme nicht
auf.
Zurück in Berlin ergeht es ihm übel –
Freundschaften zerbrechen, Geliebte verschwinden, Drogen kommen ins Spiel.
Doch während alles untergeht, bricht Max
auf in das ecstasyumwölkte Land der
Liebe. Berauscht streift er durch seinen
Alltag – und verliert jede Hemmung.
Markus Liske hat mit seinem mitreißend
erzählten Roman »Glücksschweine« ein
Panorama der Neunzigerjahre geschrieben, ohne Beschönigung und moralisch
Verbrämtes. Es ist eine Reise in das »Herz
der Finsternis«, das direkt vor der Haustür
liegt.
Markus Liske, 1967 in Bremen geboren, lebt in Berlin. Er ist Autor und Teil der Band
»Der singende Tresen«. Nach mehreren Bänden mit Satiren und Essays gab er 2011 gemeinsam mit Manja Präkels und Karsten Krampitz die erzählerische Anthologie »Kaltland – Eine Sammlung« heraus.
Für den Verbrecher Verlag stellte er mit Präkels das Erich-Mühsam-Lesebuch »Das seid
ihr Hunde wert!« (2014) und den Band »Vorsicht Volk! Oder: Bewegungen im Wahn?«
(2015) zusammen. »Glücksschweine« ist sein erster Roman.
MARKUS LISKE
GLÜCKSSCHWEINE
ROMAN
Markus Liske
GLüCKSSCHWEINE
Roman
Hardcover
ca. 400 Seiten, 22 €
ISBN 9783957321626
Erscheint im Mai 2016
Auch als E-Book erhältlich
9
10
VERBRECHER VERLAG
TEXTAUSZUG
»Nein«, erklärte sie, »ich komme bis
heute nicht darüber hinweg. Ich habe
alles versucht, aber es war nicht genug.
Man kann darüber nicht hinwegkommen. Bis heute denke ich an die letzte
Nacht. Wir haben nicht geschlafen. Die
ganze Nacht am Tisch gesessen und alles
zum hundertsten Mal besprochen. Ich
habe sie beschworen, nicht nach Deutschland zurückzugehen. Sechsunddreißig …
Die Nürnberger Gesetze waren bereits erlassen. Eigentlich hätte man sehen können, wohin es ging. Ich wusste natürlich
nicht so gut Bescheid. Ich war damals
fünfzehn. Außerdem ein Mädchen. Mein
Vater sprach mit mir wie ein Erwachsener
zu einem Kind. Er fing wieder von seinen
Patienten an und erklärte mir geduldig,
dass er sie nicht im Stich lassen könnte.
Ich habe alles versucht. Ich habe geweint.
Ihnen das Schrecklichste vorausgesagt:
dass wir uns nie wiedersehen würden,
wenn sie jetzt abfuhren. Wenn sie mich
jetzt hier allein zurückließen … Nie wieder im Leben habe ich so verzweifelt auf
jemanden eingeredet. Stundenlang. Die
ganze Nacht. Mit Engelszungen. Trotzdem: Als ich sie anderntags zum Schiff
brachte, als sie an Bord gingen, war mir
zumute, als hätte ich versagt.«
…
BELLETRISTIK
chaim noll
schlaFlos
in tel aviv
»Schlaflos in Tel Aviv« versammelt Erzählungen aus mehr als fünfundzwanzig
Jahren, realistische und fantastische,
über Begegnungen und Begebenheiten.
Chaim Noll erzählt von einem Jungen in
Berlin, der versucht, sich Geld für eine
Fahrkarte zu erbetteln, von jungen Männern, die das erste Mal aus Israel nach
Deutschland fliegen, von einer jungen
Deutschen, die der Liebe wegen nach Israel zieht, und einem Mann im Ruhrgebiet, der überall schwarze Hunde sieht.
Nolls klarer Blick auf die Menschen
prägt diesen Band. Zugleich spiegelt sich
in den Geschichten sein bewegtes Leben
in der DDR, im West-Berlin der Achtziger- und frühen Neunzigerjahre und sein
Leben in Israel heute.
Chaim Noll wurde 1954 in Ost-Berlin geboren. Sein Vater war der Schriftsteller Dieter
Noll. Er reiste 1983 nach West-Berlin aus, 1991 verließ er mit seiner Familie Deutschland und lebte in Rom. Seit 1995 lebt er in Israel, in der Wüste Negev. 1998 erhielt er
die israelische Staatsbürgerschaft. Chaim Noll unterrichtet neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit an der Universität Be’er Sheva und reist regelmäßig zu Lesungen und
Vorträgen nach Deutschland.
Im Verbrecher Verlag erschienen die Romane »Der Kitharaspieler« (2008), »Feuer«
(2010), »Der goldene Löffel« (überarbeitete Neuausgabe, 2010), »Die Synagoge«
(2014), der Erzählungsband »Kolja. Geschichten aus Israel« (2012), der Lyrikband
»Kolibri und Kampfflugzeug« (2015) sowie seine Erinnerungen unter dem Titel
»Der Schmuggel über die Zeitgrenze« (2015).
Siehe auch: chaimnoll.com
SCHLAFLOS
IN TEL AVIV
CHAIM NOLL
Chaim Noll
SCHLAFLOS IN TEL AVIV
Hardcover
ca. 250 Seiten, 21 Euro
ISBN: 978-3-95732-167-1
Erscheint im April 2016
11
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VERBRECHER VERLAG
erich mühsam
tagebücher
banD 10 – 1922
ERICH MÜHSAM
TAGEBÜCHER
B A N D 1 0 1922
Erich Mühsam
TAGEBüCHER
Band 10 – 1922
Herausgegeben von Chris Hirte
und Conrad Piens
Leinen mit Leseband
ca. 450 Seiten, 30 Euro
ISBN: 978-3-940426-86-4
Erscheint im Mai 2016
Während Tucholsky, Ossietzky, Pfemfert
und Weinert die Weimarer Republik in
der linken Presse auf den Prüfstand
stellen konnten, war Erich Mühsam, allbekannt als schärfster Kritiker des nationalen Größenwahns, in bayerischer
Festungshaft zum Schweigen verurteilt.
Was ihm blieb, waren seine privaten
Tagebücher, denen er alles anvertraute,
was ihm helfen konnte, unter unmenschlichen Bedingungen Mensch zu bleiben.
So wurde Mühsam zum Zeugen und
Chronisten eines Strafregimes, in dem er
bereits das Wesen des heraufziehenden
Nationalsozialismus erspürte.
Die historisch-kritische Ausgabe der
»Tagebücher« wird von Chris Hirte und
Conrad Piens herausgegeben. Sie erscheint in 15 Bänden im Verbrecher Verlag und zugleich als Online-Edition mit
einem umfassenden Anmerkungsapparat
unter www.muehsam-tagebuch.de.
Zudem erscheinen die »Tagebücher in
Einzelheften« auch als E-Book-Edition.
Erich Mühsam, geboren 1878 in Berlin, war Dichter, Anarchist und politischer Publizist. Seit 1909 lebte er in München. Als zentrale Figur der Schwabinger Boheme war
er befreundet mit Heinrich Mann, Frank Wedekind, Lion Feuchtwanger, Fanny zu
Reventlow und vielen anderen. Er war maßgeblich an der Ausrufung der Münchner
Räterepublik beteiligt, wofür er zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt wurde. 1933 wurde
er verhaftet und 1934 im KZ Oranienburg ermordet.
Erich Mühsam: Tagebücher — Editionsplan
Band 1
Band 2
Band 3
Band 4
Band 5
Band 6
Band 7
Band 8
– 1910–1911:
– 1911–1912:
– 1912–1914:
– 1915:
– 1915–1916:
– 1919:
– 1919–1921:
– 1921:
erschienen 2011
erschienen März 2012
erschienen Dezember 2012
erschienen Mai 2013
erschienen November 2013
erschienen Mai 2014
erschienen November 2014
erschienen Juni 2015
Band 9
Band 10
Band 11
Band 12
Band 13
Band 14
Band 15
– 1921:
– 1922:
– 1922:
– 1922–1923:
– 1923:
– 1923–1924:
– 1924:
erscheint Januar 2016
erscheint Mai 2016
erscheint Herbst 2016
erscheint Frühjahr 2017
erscheint Herbst 2017
erscheint Frühjahr 2018
erscheint Herbst 2018
BELLETRISTIK
13
j. j. vosKuil
Das büro
5. banD: unD auch WehmütigKeit
In den Jahren 1979 bis 1982, in denen die- Der siebenbändige Romanzyklus »Das
ser Band spielt, prägen Arbeitslosigkeit
Büro« von J. J. Voskuil über das Amsterund Wirtschaftskrise das Leben in den
damer Institut für Volkskunde ist ein
Niederlanden. Obwohl man in Maarten
preisgekrönter, niederländischer BestselKonings Amsterdamer Büro gut zu tun
ler. Er wurde in den Niederlanden zum
hat, spürt man die Zeichen der Zeit: Das
Kult, weil er das Büroleben mit all seinen
Ministerium schickt einen Fragebogen
Zumutungen und Absurditäten zeigt.
zur »Selbstevaluierung«, um Einsparpo- Und da der Büroalltag überall ähnlich ist,
tenziale zu ermitteln, und benutzt darin
wurde er auch hierzulande begeistert
ein Wort, das die Kollegen im Wörteraufgenommen, sowohl von der Literaturbuch nachschlagen müssen: »Output«.
kritik als auch von den Leserinnen und
Doch wenigstens ein Gutes hat das
Lesern.
Ganze: In der Not steht man zusammen,
um den Angriff der feindlichen Außenwelt abzuwehren, und es herrscht fast
»Es ist ein einzigartiges Zeit- und
schon so etwas wie Harmonie zwischen
Mentalitätsgemälde von den 50ern
den Abteilungen – wenn da nicht der
bis in die 80er Jahre, aber dabei zeitVorschlag einer politisch engagierten
los und aktuell.«
Mitarbeiterin Maartens wäre, im KaffeeNicola Steiner / SRF - Der Literaturclub
raum statt des konventionellen fortan
nur noch fair gehandelten Kaffee ausschenken zu lassen …
Das Büro — Editionsplan
Das Büro 1. Direktor Beerta – 978-3-95732-006-3
(Neuausgabe im Verbrecher Verlag: voraussichtlich Frühjahr 2016.
Der erste Band ist zurzeit beim Verlag C. H. Beck erhältlich.)
Das Büro 2. Schmutzige Hände – 978-3-95732-007-0 (Herbst 2014)
Das Büro 3. Plankton – 978-3-95732-008-7 ( Juni 2015)
Das Büro 4. Das A. P. Beerta-Institut – 978-3-95732-009-4 (Dezember 2015)
Das Büro 5. Und auch Wehmütigkeit – 978-3-95732-010-0 (Mai 2016)
Das Büro 6. Abgang – 978-3-95732-011-7 (September 2016)
Das Büro 7. Der Tod des Maarten Koning – 978-3-95732-012-4 (Mai 2017)
J. J. VOSKUIL
UND AUCH
WEHMÜTIGKEIT
DAS BÜRO 5
J. J. Voskuil
UND AUCH WEHMüTIGKEIT
DAS BüRO 5
Roman
Aus dem Niederländischen von
Gerd Busse
Leinen mit Leseband,
ca. 1200 Seiten, 32 €
ISBN 978-3-95732-010-0
Erscheint im Mai 2015
Auch als E-Book erhältlich
Johannes Jacobus Voskuil, geboren 1926 in Den Haag, war ein
niederländischer Volkskundler.
Bereits 1963 veröffentlichte er seinen ersten Roman, doch zur Berühmtheit der niederländischen
Literatur wurde er erst mit dem
Romanzyklus »Das Büro«, dessen erster Teil 1996 und dessen
letzter 2000 erschien. Er wurde
1997 mit dem Ferdinand Bordewijk Prijs und 1998 mit dem Libris Prize ausgezeichnet. 2008
starb Voskuil in Amsterdam.
14
VERBRECHER VERLAG
Karsten Krampitz
1976
Die Ausbürgerung Biermanns
und die Selbstverbrennung des
Pfarrers Brüsewitz jähren sich
zum 40. Mal
KARSTEN KRAMPITZ
1976
Die DDR in der Krise
Karsten Krampitz
1976
Die DDR in der Krise
Essay
Broschur
ca. 140 Seiten, 18 €
ISBN 978-3-95732-145-9
Erscheint im Januar 2016
Auch als E-Book erhältlich
Es hätte so schön sein können: Vor vierzig Jahren wurde der Palast der Republik
eröffnet. Bei den Olympischen Sommerspielen in Montreal errang die DDR vierzig Goldmedaillen, der »Arbeiter- und
Bauernstaat« war zur olympischen Weltmacht aufgestiegen. Erich Honecker
löste Willi Stoph im Amt des Staatsratsvorsitzenden ab und war nun auch nominell der erste Mann im Staat.
Und doch war das Jahr 1976 eine
Zäsur in der Geschichte der DDR. Ein
Erosionsprozess nahm seinen Anfang,
der schließlich den SED-Machtapparat
einstürzen ließ.
Denn Erich Honecker hatte im Frühjahr nichts Besseres zu tun als eine
Anthologie zu verbieten: »Berliner Geschichten«, herausgegeben von den
Schriftstellern Ulrich Plenzdorf, Klaus
Schlesinger und Martin Stade. Evangelische Bischöfe stritten über das Programm
im Vorfeld des IX. Parteitags der SED. In
Ostberlin ätzte Santiago Carrillo gegen
Breschnews »Betonkommunismus« –
und im SED-Zentralkomitee zeigte man
sich entsetzt, ob der »unqualifizierten
Ausfälle« des spanischen KP-Chefs.
Dennoch wurde Carrillos Rede ungekürzt im Neuen Deutschland gedruckt.
1976 starben zwei Menschen an der
Grenze: Michael Gartenschläger, ein freigekaufter Ex-Häftling, der innerhalb
eines Monats dreimal an dieselbe Stelle
der Grenze gegangen war, um dort
Selbstschussapparate abzumontieren,
und Benito Corghi, ein italienischer
Fernfahrer, der von einem DDR-Grenzer
am Grenzübergang erschossen wurde.
Doch anders als Gartenschläger war
Corghi kein »Provokateur«, vielmehr ein
Familienvater, der seiner Arbeit nachgehen wollte und noch dazu Mitglied der
Kommunistischen Partei Italiens war. Am
18. August geschah das Unvorstellbare:
Auf dem Marktplatz in Zeitz übergoss
sich ein gewisser Oskar Brüsewitz mit
Benzin und zündete sich an.
Karsten Krampitz, Schriftsteller und Historiker, liefert mit »1976. Die DDR in
der Krise« einen profunden Beitrag zur
Aufarbeitung der Aufarbeitung – ohne
Verklärung und ohne Dämonisierung
der DDR.
Seit dem 30. November läuft ein wöchentlicher Vorabdruck in 14 Teilen im Neuen
Deutschland.
Karsten Krampitz, Jahrgang 1969, ist Schriftsteller und Geschichtswissenschaftler. 2004 erhielt Krampitz das Alfred-DöblinStipendium der Akademie der Künste Berlin. In Klagenfurt wurde er 2009 beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb mit dem
Publikumspreis ausgezeichnet, im folgenden Jahr war er Klagenfurter Stadtschreiber.
Krampitz hat diverse Romane und Erzählungen veröffentlicht, unter anderem: »Affentöter« (2000), »Der Kaiser vom
Knochenberg« (2002) und »Heimgehen« (2009). Auch gab er zahlreiche Anthologien heraus. Zuletzt erschien von ihm der
Roman »Wasserstand und Tauchtiefe« im Verbrecher Verlag.
SACHBUCH
15
Karsten Krampitz
Der Fall brüseWitz
KARSTEN KRAMPITZ
staat unD Kirche in Der DDr
Die ursprüngliche Kontroverse, ob der
Pfarrer aus Rippicha nun ein Märtyrer
im Kampf gegen den Kommunismus gewesen ist oder ein Psychopath, wurde nie
geklärt. Vierzig Jahre später geht Karsten
Krampitz in seiner Promotionsschrift
den Gründen nach, die Oskar Brüsewitz
zu seiner radikalen Tat bewegt haben
könnten. Er stellt fest: Nicht der öffentliche Feuersuizid war das die DDR erschütternde Ereignis, sondern die
Reaktionen der Bevölkerung auf den
Brüsewitz diffamierenden Kommentar
im Neuen Deutschland »Du sollst nicht
falsch Zeugnis reden« vom 30. August
1976. Dieser eine Artikel im SED-Zentralorgan (flankiert von einem ähnlichen
Kommentar im CDU-Blatt Neue Zeit)
löste in der DDR-Gesellschaft eine Welle
der Kritik und des Protests aus, die das
Verhältnis von Staat und Kirche nachhaltig veränderte.
DER FALL
BRÜSEWITZ
Staat und Kirche in der DDR
Karsten Krampitz
DER FALL BRüSEWITZ
Staat und Kirche in der DDR
Broschur
ca. 480 Seiten, 42 €
ISBN 978-3-95732-159-6
Erscheint im Februar 2016
Auch als E-Book erhältlich
TEXTAUSZUG
Ausgerechnet der damalige CDU-Kreisvorsitzende Alfred Lautenschläger gab
der Volkspolizei zu Protokoll, sich zur
Tatzeit in unmittelbarer Nähe der
Michaeliskirche aufgehalten zu haben,
an jenem 18. August 1976 im provinzsächsischen Zeitz. Er habe gesehen, wie diese
Person aus dem Auto gestiegen sei, bekleidet mit einem langen schwarzen
Talar, und die hintere Klappe des PKWKombi geöffnet habe, »und ich sah, wie
er Schilder herausnahm und diese auf das
Dach seines Autos befestigte«. Danach
habe der Mann eine Milchkanne aus dem
Wagen geholt, eine Flüssigkeit über sich
geschüttet und im nächsten Moment in
Flammen gestanden. Daraufhin habe
Lautenschläger umgehend im naheliegenden VP-Revier die Polizei geholt:
»Mit zwei VP-Angehörigen ging ich sofort zum Ort des Geschehens zurück, um
zu helfen. Ich machte diese auf die Transparente aufmerksam und beseitigte diese
mit. Meines Erachtens können nicht viele
dieses Transparent gelesen haben, da es
nur kurze Zeit auf dem Auto stand und
falsch zusammengestellt war.« Während
ein Mensch in Flammen über den Platz
lief, räumte ein CDU-Politiker mit der
Polizei erst einmal die Plakate weg.
Nach der Wende erinnerte sich noch
ein anderer CDU-Funktionär, der seinen
Namen nicht genannt haben wollte: »Er
sah uns wortlos an, blickte von einem
zum anderen mit seinem verbrannten
Gesicht, die gelblich pergamentfarbenen
Hände in seinem Schoß.« Der zweite
CDU-Mann war es auch, der Oskar
Brüsewitz einen Stuhl heranschaffte, auf
dem der schwer verletzte Pastor in eine
Decke gehüllt Platz nahm, bis sechs Minuten später der Rettungsdienst eintraf.
Brüsewitz stand auf und ging zum
Krankenwagen.
An etwa 80 Prozent der Körperoberfläche hatte er überwiegend Verbrennungen zweiten Grades erlitten. Ohne dass
seine Angehörigen noch einmal zu ihm
gelassen wurden, erlag Oskar Brüsewitz
vier Tage später, am 22. August gegen
18 Uhr, seinen Verletzungen.
16
VERBRECHER VERLAG
philipp staDelmaier
Die mittleren
regionen
P H I L I P P S TA D E L M A I E R
DIE MITTLEREN
REGIONEN
Über Terror und Meinung
Philipp Stadelmaier
DIE MIttLEREN REGIONEN
Über Terror und Meinung
Essay
Broschur
144 Seiten, 13 €
ISBN 978-3-95732-155-8
Erscheint im Januar 2016
Auch als E-Book erhältlich
über terror unD meinung
»Die mittleren Regionen« ist ein aufrüttelnder Essay, entstanden unmittelbar in
der Folge des Anschlags auf die Redaktion von Charlie Hebdo am 7. Januar
2015.
In Form eines Tagebuchs nimmt
Philipp Stadelmaier eine polemische
Dekonstruktion der Konzepte »Meinung«, »Karikatur« und »Terror« vor.
Dabei zeichnet er die Metapsychologie
der Figur der Meinung nach. Dieser wird
mit den »mittleren Regionen« ein unstabiles, geografisch-geschichtliches
Gefüge gegenübergestellt, das essenziell
von einem Mangel an Sicherheit, »Meinung« und »Identität« bestimmt wird.
Nach den Anschlägen vom 13. November 2015 überprüft Stadelmaier die Gültigkeit seiner zu Jahresbeginn entwickelten
Thesen.
Philipp Stadelmaier, geboren 1984 in
Stuttgart, lebt in Paris. Er arbeitet an
einer Dissertation über Serge Daney und
veröffentlicht regelmäßig Filmkritiken in
der Süddeutschen Zeitung.
tomas bächli
THOMAS BÄCHLI
ICH HEISSE
ERIK SATIE
WIE ALLE
ANDEREN
AUCH
Tomas Bächli
ICH HEISSE ERIK SATIE WIE
ALLE ANDEREN AUCH
Broschur
ca. 200 Seiten, 22 €
ISBN 978-3-95732-161-9
Erscheint im April 2016
Auch als E-Book erhältlich
ich heisse eriK satie
Erik Saties Musik kommt aus der Einsamkeit und berührt uns tief. »Es ist
mein Herz, das schaukelt«, heißt es in
seinem Kommentar zu »Balançoire«,
während die linke Hand des Klavierspielers über die rechte hin und her hüpft.
Das ist musikalisch präzise formuliert
und doch offen in seiner Bedeutung.
Der Pianist und Musikschriftsteller
Tomas Bächli erklärt die Musik Saties am
Klavier: zudätzlich gibt es eine Web-Version mit Audio- und Videofiles. Bächli
betrachtet den legendären Erik Satie allerdings auch unter anderen Aspekten –
als Beteiligen an Filmproduktionen, als
bildenden Künstler, als Messie.
Tomas Bächli wurde 1958 in Zürich geboren und studierte Musik am Konservatorium
Zürich. Ohne sich darauf zu spezialisieren, führt er in seinen Konzerten vorwiegend
Werke der jüngeren und jüngsten Musikgeschicht e auf. Auf der Suche nach einer Vermittlung, die sowohl der Musik als auch dem Publikum gerecht wird, experimentiert
er dabei oft mit neuen Konzertformen.
HÖRBUCH
17
zoni Weisz
ein gutes leben
Der 1937 in Den Haag geborene Sinto
Zoni Weisz muss als Kind miterleben,
wie seine Eltern und seine Geschwister
von den Nazis deportiert werden, er
selbst kann Dank der Hilfe eines niederländischen Polizisten in letzter Minute
gemeinsam mit seiner Tante entkommen. Seine Eltern und seine Geschwister
werden allesamt ermordet.
Nach dem Krieg beendet Weisz die
Schule und wird Florist – schließlich
sogar einer der wichtigsten Repräsentanten der niederländischen Floristik. So erstellt er etwa das größte
Blumenarrangement der Welt und erhält
dafür einen Eintrag in das Guinnessbuch
der Rekorde. Die niederländische Königin Beatrix ernennt Zoni Weisz zum Offizier des Ordens von Oranien-Nassau.
Seit vielen Jahren bemüht sich Weisz,
der lange über seine Vergangenheit geschwiegen hatte, um die Erinnerung an
die Opfer des Nationalsozialismus und
engagiert sich sehr für die Wahrnehmung der Rechte von Sinti und Roma
in Europa.
2011 hielt Zoni Weisz eine viel beachtete
Rede vor dem Deutschen Bundestag, im
Januar 2016 wird er vor den Vereinten
Nationen in New York sprechen.
Auf den beiden CDs erzählt Zoni Weisz
ohne Skript aus seinem Leben. Er spricht
über seine Eltern und seine Geschwister,
über das freie Leben im Pferdewagen, über
die Angst während der Besatzungszeit,
über seine Zeit als Lehrling und das Wunder der Pflanzenwelt sowie über sein
politisches Engagement. So entsteht ein
vielschichtiges Porträt dieses ganz besonderen Menschen.
EIN GUTES LEBEN
Z O N I W E I S Z E R Z Ä H LTT S E I N E B I O G R A F I E
Zoni Weisz
EIN GUTES LEBEN
Zoni Weisz erzählt seine Biografie
Produziert von Isabel Raabe und
Andreas Roth unter Mitarbeit von
Tobias Hülswitt und Jörg Sundermeier
2 CDs
ca. 100 Minuten Spieldauer,
25 Euro
ISBN 978-3-95732-168-8
Erscheint im Februar 2016
18
VERBRECHER VERLAG
VOLKER ISSBRÜCKER UND
CHRISTIAN HIPPE (HG.)
BRECHT UND
NATURWISSENSCHAFTEN
Volker Ißbrücker und Christian
Hippe (Hg.)
BRECHT UND NATURWISSENSCHAFTEN
lfb texte 2
Broschur
ca. 250 Seiten, 19 €
ISBN 978-3-95732-156-5
Erscheint im März 2016
INGAR SOLTY UND
ENNO STAHL (HG.)
RICHTIGE
LITERATUR
IM FALSCHEN
Ingar Solty / Enno Stahl (Hg.)
RICHTIGE LITEraTUR
IM FALSCHEN?
Schriftsteller – Kapitalismus – Kritik
lfb texte 3
Broschur
ca. 300 Seiten, 21 €
ISBN 9783957321633
Erscheint im Mai 2016
volKer issbrücKer
unD christian hippe (hg.)
brecht unD
naturWissenschaFt
Brechts Affinität zu den Naturwissenschaften griff so tief, dass er sich bisweilen selbst als Naturwissenschaftler zu
inszenieren pflegte. Er behauptete sogar,
dass er »ursprünglich Naturwissenschaften studiert habe« – eine wohlwollende
Auslegung seiner Studienlaufbahn. Später wähnte sich Brecht in der Rolle eines
»Einsteins der neuen Bühnenform«.
Die hier versammelten Beiträge beleuch-
ten den Schnittpunkt zwischen Literatur
und Naturwissenschaften und verfolgen
Brechts Faszination für die Naturwissenschaften als substanzielle Dimension seines Schaffens.
Mit Beiträgen von Reinhard Jirgl,
Alexander Karschnia, Armin Petras,
Holger Teschke, B. K. Tragelehn,
Florian Felix Weyh und anderen.
ingar solty / enno stahl (hg.)
richtige literatur
im Falschen?
Was ist die Rolle von Literatur im globalen Kapitalismus? Dieser Frage widmete
sich im April 2015 eine Schriftstellertagung, die im Literaturforum im BrechtHaus stattfand. Moderiert von Ingar
Solty und Enno Stahl diskutierten Ann
Cotten, Annett Gröschner, Joachim Helfer, Thomas Meinecke, Norbert Niemann, Monika Rinck, Kathrin Röggla,
Stefan Schmitzer, Erasmus Schöfer, Ingo
Schulze, Michael Wildenhain und Raul
Zelik mit den Theoretikern Jan Loheit,
Helmut Peitsch, David Salomon und
Thomas Wagner – unter lebhafter Beteiligung des Publikums.
Dieser Band zeichnet die Tagung nach
und präsentiert darüber hinaus aktuelle
Statements der Beteiligten.
KUNST
19
Die schWarzen jahre
In »Die schwarzen Jahre« sind Kunstwerke der Nationalgalerie versammelt
und umfangreich kommentiert, die zwischen 1933 und 1945 entstanden, damals
in die Sammlung kamen oder aber durch
die Nationalsozialisten beschlagnahmt
wurden.
Es geht um Hauptwerke von Pablo
Picasso oder Ernst Ludwig Kirchner
ebenso wie um neu in die Sammlung
gekommene Stücke sowie Arbeiten, die
seit über 75 Jahren nicht mehr ausgestellt
waren. Im Prolog wird ein Bildertausch
mit dem faschistischen Italien unter
Mussolini dokumentiert, durch den
1932/1933 fünfzehn Gemälde italienischer
Künstler wie Giorgio de Chirico, Carlo
Carrà oder Mario Sironi in die Nationalgalerie kamen.
Aus den Geschichten der einzelnen
Objekte ergibt sich so ein vielgestaltiger
Blick auf Kunst, Politik und Museumsgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus.
Die Ausstellung »Die schwarzen Jahre. Geschichten einer Sammlung. 1933–1945«
findet bis zum 31. Juli 2016 in der »Neuen Galerie« im Hamburger Bahnhof Berlin
– Museum für Gegenwart – Berlin statt.
DIE SCHWARZEN JAHRE
Geschichten einer Sammlung.
1933–1945
Für die Nationalgalerie, Staatliche
Museen zu Berlin, herausgegeben
von Dieter Scholz und Maria
Obenaus
Broschur, 288 Seiten, zahlreiche
vierfarbige Abbildungen, 25 €
ISBN 978-3-95732-150-3
Bereits erschienen
im DicKicht
Der haare
IM DICKICHT DER HAARE
Herausgegeben von GRIMMWELT Kassel und A. Hürlimann,
M. Frye, N. Lepp
Broschur, 80 Seiten, zahlreiche
vierfarbige Abbildungen, 19,90 €
ISBN 978-3-95732-133-6
Bereits erschienen
Ob seidig und glatt, verzottelt oder widerspenstig – Haare sind eine alltägliche
Herausforderung, die wir morgens vor
dem Spiegel in Ordnung bringen. So unscheinbar ein einzelnes Haar zunächst
wirken mag, bei genauerer Betrachtung
zeigt es sich als ein schillerndes Ding
und als ein machtvolles Symbol. Haare
sind Teil unseres Körpers, sie können
Objekt unseres Begehrens ebenso sein
wie politische, modische und soziale
Zeichen, wissenschaftlicher Forschungsgegenstand, juristisches Beweisstück und
zauberhaftes Ding mit magischen Qualitäten. Mit Blick auf diese Vielfalt und
Fülle ihrer Erscheinungsformen lädt das
Buch »Im Dickicht der Haare« ein, sich
ausgehend vom Kosmos der Brüder
Grimm den mannigfaltigen Bedeutungen der Haare zu nähern.
20
VERBRECHER VERLAG
michael Dreyer
theorie unD plastiK
Michael Dreyer
THEORIE UND PLASTIK
Herausgegeben von
Helmut Draxler
Hardcover, durchgehend vierfarbig
ca. 192 Seiten, 32 €
ISBN 9783957321640
Erscheint im April 2016
»Theorie und Plastik« ist ein Beitrag zur
»Plastizität« aktueller Vorstellungsweisen von Publikum, Autorschaft,
»künstlerischer Forschung« und institutionellen Bedingungen am Beispiel der
Arbeit des Künstlers, Gestalters und
Hochschullehrers Michael Dreyer. Der
Anklang des Titels an »Soziale Plastik«
(Beuys) wird von Dreyer kritisch-interessiert in Kauf genommen. Die
Autor_innen befragen Aspekte wie die
Rolle und Darstellbarkeit des Publikums
(Kai van Eikels), Selbstfiktionalisierung
(Barbara Buchmaier) und die Performativität im Künstlerfilm (Felix Ensslin).
Helmut Draxler korrespondiert mit
Michael Dreyer über die Werke und
Werkbezüge, die der Künstler in 25 Jahren geschaffen hat.
Kommunikative Situationen bilden in
Dreyers Arbeit stets den Ausgangspunkt
einer ebenso theatralen wie medialen,
psychologischen wie sozialen Problematisierung.
Michael Dreyer, geboren 1953 in Coburg,
ist Künstler und Gestalter. Er ist zudem
Professor für Visuelle Kommunikation
an der Merz Akademie, Stuttgart. Seit
2006 leitet Dreyer den Ausstellungsraum
W. O. Scheibe Museum in Stuttgart.
staDt / bilD
STADT/BILD
Ein Lesebuch
Herausgegeben von Berlinische
Galerie – Landesmuseum für
Moderne Kunst, Fotografie und
Architektur; Deutsche Bank
KunstHalle; KW Institute for
Contemporary Art; Nationalgalerie – Staatliche Museen zu
Berlin
Broschur, 304 Seiten, zweisprachig englisch/deutsch, mit Abbildungen, 16 €
ISBN: 978-3-95732-132-9
Bereits erschienen
Das Lesebuch »STADT/BILD« nähert
sich dem Themenkomplex »Stadt« aus
verschiedenen Blickwinkeln. In Bildstrecken, Geschichten, Essays und Gedichten werden Strukturen und Prozesse der
Institution Museum, bauliche Entwicklungen sowie soziale, ästhetische und
kulturelle Aspekte untersucht. Die Grenzen zwischen Öffentlichem und Priva-
tem sowie Stadtraum werden ausgelotet
und Fragen der Partizipation und Gemeinschaft erörtert. Das Lesebuch
»STADT/BILD« ist die Begleitpublikation zu vier gemeinsam und unter einem
thematischen Dach eröffneten Ausstellungen der herausgebenden Institutionen. Es ist gewissermaßen die »fünfte
Ausstellung«.
Mit Texten von Ellen Blumenstein, Daniel Cremer, Sarah Diehl, Jörg Fauser, Marie
Gamillscheg, Annett Gröschner, Tamami Iinuma, Manuel Karasek, Thomas Köhler,
Karsten Krampitz, Léa Lescure, Olga Martynova, Michael Müller, Simon Njami, Luc
Oggier, Manja Präkels, Filipa Ramos, Jovana Reisinger, Kathrin Röggla, Thibaut de
Ruyter & Jörg Sundermeier, Lisa Marei Schmidt, Yuliya Sorokina, Anke Stelling und
Stephan Wackwitz sowie zahlreichen Bildbeiträgen.
KUNST 21
barbara breitenFellner
FaKe territories
Barbara Breitenfellner hat in den letzten
siebzehn Jahren Träume, die von Kunst
handeln, notiert. Ihre Installationen sind
Inszenierungen dieser nächtlichen Aufzeichnungen. Der Traumtext ist oft zugleich Arbeitsanweisung und Titel des
Werks. In der Tradition anderer Künstler
und Schriftsteller, die sich mit Traumerinnerungen auseinandersetzen (William
S. Burroughs, Heinar Kipphardt, Jim
Shaw, Unica Zürn u. a.), benutzt sie ihre
Protokolle für verdichtete und verfremdete, oft absurde oder ironische Darstellungen des Kunstmachens, Kunstzeigens
und Künstlerseins.
Barbara Breitenfelnner, 1969 in Kufstein
geboren, Master of Fine Art an der Glasgow School of Art, lebt und arbeitet in
Berlin.
Barbara Breitenfellner
FAKE TERRITORIES
Leinen, durchgehend vierfarbig
184 Seiten, 28 €
ISBN 978-3-95732-151-0
Erscheint im Januar 2016
re-Discovery
»Re-Discovery« dokumentiert eine Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe, in der
die Arbeiten von älteren Künstlern in den
Dialog mit denen von jungen treten. Sie
fand im Autocenter Berlin von März 2014
bis Dezember 2015 statt. Von Inke Arns,
Janneke de Vries, Francesca Gavin, Martin Germann und Ulrich Loock konzipiert, handelt es sich bei den älteren
Positionen wie David Hammons, Ivan
Kožarić, Sture Johannesson, Peter Rose
und Marianne Wex um Künstler, die in
Deutschland unbekannt, wenig bekannt
oder eher dafür bekannt sind, blinde Flecken in der zeitgenössischen Kunstgeschichtsschreibung zu sein.
»Re-Discovery« beschränkt sich jedoch
nicht allein auf das Ausstellen dieser Positionen im Sinne einer verdienten Wiederentdeckung. Vielmehr wurde ein
Resonanzraum geschaffen, in dem ältere
Arbeiten auf zeitgenössische Werke
stoßen, mit ihnen korrespondieren oder
Spannungen hervorbringen, durch die
neue Sichtweisen und Kontexte entstehen.
Künstler_innen waren Gerry Bibby, Shannon Bool, Laura Buckley, Erik Bünger,
Carla Filipe, David Hammons, Nina Hoffmann, Sture Johannesson, Matt Keegan,
Ivan Kožarić, Julika Rudelius, Jeremy
Shaw, Peter Rose, Marianne Wex und
Katarina Zdjelar.
RE-DISCOVERY
Herausgegeben von Maik Schierloh und Joep van Liefland, Autocenter Berlin
Broschur, durchgehend vierfarbig
80 Seiten, 20 €
ISBN 978-3-95732-154-1
Bereits erschienen
22
VERBRECHER VERLAG
clauDia reinharDt
tomb oF love
Claudia Reinhardt
TOMB OF LOVE
Broschur, durchgehend vierfarbig
96 Seiten, 29,90 €
ISBN 978-3-95732-153-4
Erscheint im Februar 2016
In ihrer Arbeit »Killing Me Softly«
(2004) inszenierte die Fotografin Claudia Reinhardt den Freitod von berühmten Künstlerinnen. Hier geht es nun um
Paare, die sich gemeinsam töteten. Die
meisten starben in Liebe.
Sich mit dem Tod zu beschäftigen
heißt, sich für das Leben zu interessieren.
Wer waren diese Menschen? Was bedrängte sie? Bei vielen der Freitode
waren politische Zwänge die Ursache. So
drohte der Familie Gottschalk die Deportation durch die Nationalsozialisten.
Stefan Zweig konnte zwar emigrieren, ertrug aber »die Zerstörung seiner geistigen Heimat Europa« nicht, und seine
Frau Lotte Altmann, erst dreißig Jahre
alt, folgte ihm in den Tod.
Claudia Reinhardt untersucht diese
Doppelsuizide als Fotografin und schafft
intime Bilder, die die Toten nicht denunzieren, sondern ihre Würde betonen.
Claudia Reinhardt, geboren 1964 in
Viernheim, begann nach einigen Jahren
Lehrerfahrung als Fotoassistentin in diversen Fotostudios ihr Studium an der
Kunst Akademie Hamburg. Sie arbeitet
seit 2000 als freie Künstlerin in Berlin
und als Assistant Professor an der National Art Akademie/Bergen in Norwegen.
Ihre Arbeiten werden national und international in Gruppen- und Einzelausstellungen gezeigt. Im Verbrecher Verlag
erschien zuletzt ihr Band »No place like
home« (2005).
oliver grajeWsKi
abenD im abenDlanD
Oliver Grajewski
ABEND IM ABENDLAND
Broschur, durchgehend vierfarbig
ca. 164 Seiten, 28 €
ISBN 978-3-95732-149-7
Bereits erschienen
»Neo Rauch würde ich den Arsch abmalen!« Im Widerstreit zu den etablierten
Künsten zeichnet Grajewski ein Bild von
Europa, wie es knalliger kaum sein
könnte. Mit überraschenden grafischen
Details, abstrusen Bild-Text-Kombinationen und starker visueller Poesie. Der
Autor überschreitet die üblichen Grenzen des Mediums und schafft ein Buch
GEGEN den Dämmerzustand der Bourgeoisie und FüR den Reichtum unserer
populären Alltagskultur.
Oliver Grajewski, geboren 1968, lebt in
Berlin und arbeitet als bildender Künstler konzeptionell mit dem Medium
Comic. 2009 erschien »tokio, rückwärtstagebuch« zusammen mit Kathrin
Röggla. 2014 erschien seine Graphic
Novel »Ein Tag im Moor«. Seit 1999
sind fünf »Tigerboy«-Ausgaben autobiografischer Geschichten im Verbrecher
Verlag erschienen.
»Abend im Abendland« erscheint in
Kooperation mit Breitkopf Editionen.
FILIT
23
rolF aurich
Kalanag
Helmut Schreiber (1903–1963), der seit
den 1920er-Jahren untern dem Namen
»Kanalag« auftrat, pflegte nicht nur
Umgang mit den Größen des Films und
des magischen Metiers, sondern auch
mit denen des Naziregimes.
Mehrere Auftritte vor Hitler auf dem
Obersalzberg waren die Höhepunkte seiner Karriere als Magier. Zudem hatte
sich Schreiber des Films bemächtigt und
begegnete als Aufnahmeleiter in München um 1923 unter anderem Alfred
Hitchcock.
In Berlin stand er in engem Kontakt
zu jüdischen Filmproduzenten und künstlern und stieg in der frühen Tonfilmzeit zum Produktionsleiter auf. Sein
einstiger Freund, Max Heilbronner, floh
schon aus Deutschland, die gemeinsame
Produktionsfirma gehörte nun Schreiber. Eine seiner letzten Berliner Produktionen war 1939 das antisemitische
Musical »Robert und Bertram«, im
Anschluss wurde er 1942 Bavaria-Produktionschef in München. 1943 reiste er
im Tross des Reichsministers Albert
Speer nach Nordeuropa und zauberte
zur »Weihnachtsfreude« der deutschen
Besatzungssoldaten.
Sein Entnazifizierungsverfahren blieb
voller Widersprüche. Mochte Schreibers
Filmkarriere auch beendet sein, gelang
ihm schon unmittelbar nach der Währungsreform 1948 als Berufszauberer
»Kalanag« ein sagenhafter Neuaufstieg,
seine Show wurde weltbekannt. Auf den
Film als bestes Kontrollinstrument seiner magischen Arbeit mochte er indes
nicht verzichten.
Unter Nutzung bislang unbekannten
Film- und Archivmaterials nähert sich
dieser Band dem rätselhaften Komplex
»Kalanag«.
Rolf Aurich, geboren 1960, ist Lektor,
Redakteur und Autor an der Deutschen Kinemathek, Berlin. Er lebt in
Potsdam.
Rolf Aurich
KaLANAG
Die kontrollierten Illusionen des
Helmut Schreiber
Filit Band 15
Broschur, ca. 120 Seiten, mit Abbildungen, 14 Euro
ISBN 978-3-95732-152-7
Erscheint im April 2016
24
VERBRECHER VERLAG IN DEN MEDIEN
»Imran Ayata lässt Trainer und Sponsor zu Wort kommen, einen deutschen Schiedsrichter von der Begegnung des Vereins mit einem sehr deutschen Club und dessen Fans berichten, eine Spielerinnenmutter ihren westlich-weißen Feminismus verteidigen, Ardas
Schwester laut über Sex nachdenken. [...] Ayata schafft es, dass man alle und keinen versteht, aber am Ende weiß man ganz sicher: Die Wahrheit liegt fast nie auf dem Platz.«
Zoë Beck / SWR 2 – Forum Buch
imran ayata: ruhm und ruin. roman in elf geschichten
hardcover, 200 seiten, 19 €, isbn: 978-3-95732-125-1
»Die für Schädlich typische feinnervige Beobachtungsgabe, mit der er das Verhältnis
zwischen den Mächtigen und den Un-Mächtigen beleuchtet, ist trotz des fragmentarischen Charakters der Aufzeichnungen deutlich herauszulesen.«
Cornelia Staudacher / Deutschlandfunk – Büchermarkt
hans joachim schädlich: catt. ein Fragment
leinen mit leseband, 112 seiten, 19 €, isbn: 978-3-95732-123-7
»Markus Liske und Manja Präkels geht es um eine kritische wie fundierte Analyse der
eingebildeten Angst angeblich besorgter Bürger vor einer vermeintlichen überfremdung
und um den Rassismus in der Mitte der Gesellschaft, der nicht zuletzt auch von der hegemonialen Europapolitik der Großen Koalition gespeist wird.«
Karla Klein / neues deutschland
markus liske / manja präkels (hg.): vorsicht volk! oder: bewegungen im Wahn?
broschur, 192 seiten, 18 €, isbn: 978-3-95732-121-3
»Sehr lesens- und bedenkenswert!«
Antje Schrupp / die Standard
Kirsten achtelik: selbstbestimmte norm. Feminismus, pränataldiagnostik, abtreibung
broschur, 224 seiten, 18 €, isbn: 978-3-95732-120-6
»Besonders stark macht das Buch, dass es objektive Tatsachen, Strukturen und Probleme benennt und aufdeckt – beispielsweise die amtliche Tendenz, die eingewanderten
Roma wieder loswerden zu wollen. Gleichzeitig schildert es aber auch die Vielfalt der
Hoffnungen, Wünsche, Charaktere.«
Rolf-Bernhard Essig / MDR Figaro
eva ruth Wemme: meine 7000 nachbarn
broschur, 240 seiten, mit abbildungen, 14 €, isbn: 9-783-95732-080-3