B ereitschafts – pflegeeltern ein B eispiel

M
aria Malinowsky hat große persönliche Probleme. Immer wieder durchlebt sie schwere depressive Phasen, in denen sie ihre Kinder Robert, 8 Jahre, und
Jaqueline, 4 Jahre, nicht angemessen versorgen kann.
Auch für den Haushalt hat sie keine Kraft übrig. In ihrer
Wohnung stapeln sich die Müllberge, so dass die Kinder
kaum Platz zum Spielen haben. Frau Malinowsky lässt
aus Scham niemanden mehr in die Wohnung hinein.
Robert und Jaqueline sind Kinder von unterschiedlichen
Vätern. Beide zeigen nur wenig Interesse an der Lebens­
situation ihrer Kinder. Von Roberts Vater trennte sich
Frau Malinowsky, weil er zu viel Alkohol trank und
nichts zur Versorgung der Familie beitragen konnte.
Der Vater von Jaqueline verließ Frau Malinowsky
noch während der Schwangerschaft. Die Familie ist
dem Jugendamt seit langem bekannt. Die angebotene Unterstützung durch das Jugendamt hat Frau Malinowsky seinerzeit nicht angenommen. Nun weiß sie
nicht mehr ein noch aus. Ihre Träume von einer „richtigen“ Familie haben sich zer­schlagen – Frau Malinowsky
versinkt immer weiter in ihrer Depression.
Als Robert und Jaqueline nicht mehr in die Kindertagesstätte gebracht werden, schlagen die MitarbeiterInnen
Alarm. In den folgenden Gesprächen beim Jugendamt
willigt Frau Malinowsky ein, ihre Kinder vorerst in einer
Bereitschafts­pflegefamilie unterzubringen, um ihre per-
B
sönliche Situation zu klären. Zu diesem Zeitpunkt ist
die Perspektive für die ganze Familie unklar.
Eine Möglichkeit besteht darin, dass sich Frau Malinowsky bereit erklärt, an sich zu arbeiten – mit Unterstützung
von PFIFF oder einem anderen Träger. Ziel dieses Prozesses ist es, die Situation in ihrer Familie so zu verändern
und zu stabilisieren, dass ihre Kinder dauerhaft zu ihr
zurückkehren können.
In diesem Prozess spielen Pflegefamilien eine ganz wichtige Rolle. Nicht nur, indem sie die Kinder befristet bei
sich aufnehmen und sie in dieser für sie schwierigen
Lage auffangen. Sondern auch, indem sie durch Aufnahme der Kinder deren Eltern Luft verschaffen, mit Abstand
auf die eigene Situation zu schauen und Veränderungen
E i n
b e i sp i e l
Eltern können nicht
immer „gute“Eltern sein.
anzugehen. Und indem sie die Eltern unterstützen und
bestärken, den neu eingeschlagenen Weg weiter zu
gehen. Dieser Prozess kann gelingen, wenn alle Beteiligten zum Wohle der Kinder gut zusammenarbeiten.
B
ereitschaftspflege ist die kurzfristige und zeitlich begrenzte Aufnahme eines oder mehrerer
Kinder in eine Familie. Es gibt in Hamburg viele Kinder, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht von
ihren Eltern versorgt werden können. Meistens stecken traurige Geschichten dahinter. Da ist die alleinerziehende Mutter, die wegen ihrer psychischen
Krankheit den Alltag mit Kindern nicht bewältigen
kann – wie in unserem Beispiel.
Häufig haben die Kinder auch Vernachlässigung
erfahren, etwa weil die Eltern drogen- oder alkoholabhängig sind. In diesen Fällen ist vielfach unklar, ob
die Kinder wieder nach Hause zurückkehren oder ob
ein neuer Lebensmittelpunkt in einer anderen Familie für sie gesucht werden muss.
„Ein Mal pro Woche besuche ich meine Kinder in der Bereitschaftspf legefamilie. Ich weiß, dass es ihnen dort gut geht, aber ich vermisse sie sehr.
Ich hoffe, dass ich sie bald wieder bei mir habe.“ Maria Malinowsky
B e r e i t s c h a f t s – p f l e ge e lt e r n
Begleiter auf Zeit.
Bereitschaftspflege ist der erste Schritt heraus aus
einer untragbaren Situation. Auch wenn die Kinder
nur kurz bei Ihnen bleiben, können Sie viel bewegen.
Die Lebensgeschichten, die so unglücklich begonnen
haben, müssen nicht so weitergehen.
ereitschaftspflegemutter oder -vater können
Sie in der Regel unabhängig von Ihrem Alter,
von Ihrem Familienstand oder von Ihrer Ausbildung werden. Was aber für die Tätigkeit wichtig ist:
Wir suchen Menschen, die belastbar, geduldig und
flexibel sind, Menschen, die Grenzen setzen und
Grenzen respektieren können.
Außerdem erfordern die jeweiligen Lebensgeschichten und familiären Hintergründe eine Auseinandersetzung mit sich selbst sowie die Bereitschaft
zur Fortbildung. Weitere wichtige Voraussetzungen:
Alle Familienmitglieder sind mit der Aufnahme
eines Pflegekindes einverstanden, die Hauptbetreuungsperson ist nicht berufstätig und die eigenen
Kinder sind älter als 2 Jahre.
„Sicherlich können wir keine Berge versetzen. Aber wir sind
vielleicht das Fünkchen, das die Weiche in eine andere Richtung stellt.“
Margot Finken, 38 Jahre, Bereitschaftspflegemutter
Vor aus se t z u nge n
Offenheit, Geduld
und Flexibilität.
Wir wünschen uns auch, dass Sie den Eltern der Pflegekinder nicht mit einem vorgefassten Urteil begegnen,
auch wenn Ihnen vielleicht manche Verhaltensweisen
der Eltern fremd und nicht nachvollziehbar erscheinen.
Fotos: Ille Oelhaf, Markus Scholz
R
P F I F F gGmbH
Brauhausstieg 15-17
22041 Hamburg
Telefon 040 . 41 09 84 -60
Fax 040 . 41 09 84 - 89
E-Mail: Bereitschaftspflege@ pfiff-hamburg.de
www.pfiff-hamburg.de
ufen Sie uns an, wenn Sie Interesse haben, Kindern wie Robert und Jaqueline dabei zu ­helfen,
ihre unsichere und irritierende Lebens­situation unbeschadet zu überstehen und sie – wenn nötig – zu
einem neuen Lebensort zu begleiten. Zur Vorbereitung auf Ihre zukünftige Tätigkeit ist es nötig, dass
Sie einen Informationsabend und zwei Vorbereitungsseminare bei PFIFF besuchen. Wir möchten Sie
kennen lernen, denn wir wollen, dass die Kinder bei
Ihnen gut aufgehoben sind. Umgekehrt können Sie
sich bei uns ein realistisches Bild davon machen, was
auf Sie als Pflegefamilie zukommt. Ein Besuch bei
Ihnen zu Hause und einige Gespräche mit unserer
Fachkraft sollen für beide Seiten klären, welche Wünsche und Erwar­tungen aneinander bestehen und wo
S o
ge h t ’ s
Wie Sie Bereitschaftspflegefamilie werden.
Grenzen liegen, denn schließlich soll die Bereitschaftspflege zu einer guten Sache für alle Beteiligten werden.
Bei Interesse und Eignung stellen wir Ihnen gern auch
eine Pflegeform vor, die der Bereitschaftspflege ähnelt,
aber intensive Arbeit mit den Eltern beinhaltet. Sprechen Sie uns an!
E
„Bei unserer Bereitschaftspf legefamilie ist es toll. Stefan geht regel-
in Zuhause auf Zeit – wie kann das gehen? Wie
kann man sich von einem Kind wieder trennen,
wenn man es erst einmal liebgewonnen hat? Um
eine persönliche Antwort auf diese und ähnliche Fragen zu bekommen, steht Ihnen bei PFIFF ein professionelles Netzwerk zur Verfügung. Ihre BeraterInnen
unterstützen Sie dabei, einen Weg zwischen Nähe
und Distanz, Bindung und Trennung, Fluktuation
und Beständigkeit zu finden. Sorgen und Pro­bleme
können Sie in den regelmäßig stattfindenden Pflegeelterngruppen zur Sprache bringen oder in einer
Supervision reflektieren. Außerdem bieten wir Ihnen
Seminare und Weiterbildung zu pädago­gischen Fragestellungen an. PFIFF schließt mit Ihnen einen Vertrag, in dem Urlaub und Belegzeiten geregelt sind.
Wa s
P f i f f
b i e t e t
Supervision und
Begleitung.
Je nach Alter des Pflegekindes und nach Intensität der
Zusammenarbeit mit den Eltern erhalten Sie ein Pflegegeld von 1233 bis 1979 Euro pro Monat für die Zeit, in
der Sie ein Kind betreuen.
mäßig mit mir auf den Fuß­b allplatz oder zum Schwimmen. Das ist echt
cool. Dann gibt es noch Nina und den Hund Leo. Leo ist echt klasse, mit
ihm spiele ich viel. Meine Schwester findet die Katzen besser. Also das
ist ganz gut hier, weil wir auch viel machen und so, aber zu Hause sind
meine Freunde. Da würde ich am liebsten wieder hin.“
Robert, 8 Jahre, über seine Bereitschaftspflegefamilie.
Nina und Robert sind Geschwister auf Zeit.
Vielleicht kann Robert mit seiner Schwester Jaqueline
bald zur Mutter zurückkehren.
E i n
Z u h ause
au f
Z e i t.
Die Bereitschaftspflege.