Überzeugen durch Wissen - Theodor-Heuss

Durchweg überzeugende Konzepte fürs Biotonnen-Marketing, drei Gewinnerteams von der Theodor-Heuss-schule: 1. Preis (Mitte) Alina Sauer, Melanie Zirkel und Jürgen
Bufi, 2. Preis (rechts) Aycan Durna, Parvez Widi und Tugce Oender, 3. Preis (links) Andrea Krüger, Jennifer Barschow und Oliver Bretzigheimer. Beeindruckt sind Projektleiter
Jörg Eckert, Schulleiter Heinrich Kößler sowie die ESO-Männer Oliver Gaksch und Markus Patsch. J Foto: Georg
Überzeugen durch Wissen
Marketingprojekt an Theodor-Heuss-Schule zielt auf höhere Akzeptanz der Bioabfalltonne
Von Harald H. Richter
OFFENBACH J Wie lässt sich bei
Offenbachs Bürgern die Akzeptanz der Biomülltonne erhöhen?
Antworten lieferten Absolventen der Fachoberschule der
Theodor-Heuss-Schule. Sie entwickelten ein Marketingkonzept
mit Handlungsempfehlungen für
den Stadtienstleister ESO.
Am Ende des fast dreistündigen
Präsentationsmarathons löst sich bei den Schüler alle Anspannung in Umarmung und gegenseitiges Abklatschen auf. Das siegreiche
Trio strahlt vor Glück, als der
Geschäftsführer der ESO
Stadtservice GmbH, Markus
Patsch, die Namen der Gewinner aufruft. Alina Sauer,
Melanie Zirkel und Jürgen
Bufi haben mit ihrem Projekt
„Umwelt wird zur Unwelt“
die Jury überzeugt und bekommen die ausgelobte 300Euro-Siegprämie zuerkannt.
Doch auch die Zweit- und
Drittplatzierten gehen nicht
leer aus.
Wie sich die Akzeptanz der
vor einem Jahr in Offenbach
eingeführten Bioabfalltonne
in der Bevölkerung erhöhen
lässt, war Aufgabe einer Projektarbeit der Abschlussklassen der Fachoberschule an
der
Theodor-Heuss-Schule
(THS). Seit dem Schuljahr
2007/08 gibt es jeweils für
den
Absolventenjahrgang
eine Projektaufgabe, von der
wechselnde Partner profitieren. Diesmal ist es der ESO.
Anfang des Jahres hatte es
eine Anstoßveranstaltung gegeben. Danach stiegen die Jugendlichen ins Thema ein,
stellten eigene Überlegungen
an, befragten Menschen auf
der Straße, trugen Anregungen zusammen. Nun sind
Mitschüler und Lehrer gespannt zu erfahren, worauf
die Jugendlichen bei der Betrachtung des Themas den
Fokus gerichtet und welche
Lösungsansätze sie entwickelt haben.
„Insgesamt sieben Teams
sind heute dabei“, berichtet
der stellvertretende Fachgruppenvorsitzende
Wirtschaft an der Fachoberschule,
Jörg Eckert. Bei ihm liefen die
Fäden zur Koordination aller
Projektarbeiten zusammen.
Neben den sechs Klassensiegern bekam ein zweitplatziertes Team eine „Wild
Was darf rein?
Späne aus unbehandeltem Holz,
Blumen, Topf- und Balkonpflanzen, Rasenschnitt, rohe Gemüseund Obstreste, Küchen-, Hygiene- und Zeitungspapier, Kaffeeund Teesatz mit Filterpapier bzw.
–tüten, Gartenabfälle wie Laub,
Baum- und Strauchschnitt, Reisig, Tannenzweige, Nuss- und Eierschalen, Schalen von Zitrusfrüchten, Bananen, Brot, Butterbrotpapier, rohe und gekochte
Fleischreste, gekochte Gemüseund Speisereste, Fisch, Wurst,
Käse, Süßigkeiten, dickflüssige
Speisereste, verschimmeltes Essen, (Obst)kerne, biologisch abbaubares Katzenstreu und Kleintierstreu, Knochen
Card“ für die Endausscheidung. Herausgekommen sind
spannende Konzepte, die sich
mit einem verträglichen Finanzierungsaufwand in die
Tat umsetzen lassen. Alle
Gruppen halten sich an den
Kostenrahmen von 15 000
Euro, nutzen zur Umsetzung
bestehende Synergieeffekte.
„Alle vorgestellten Projek-
te enthalten interessante Ansätze und zeugen von Ideenreichtum“, lautet denn auch
Markus Patschs Einschätzung, der gemeinsam mit Oliver Gaksch die Arbeiten auszuwerten hat und sich nicht
leicht tut mit der Entscheidung. Wie ein roter Faden
zieht sich durch sämtliche
Präsentationen, dass die
Fachoberschüler bereits die
Jüngsten als wichtige Zielgruppe ausgemacht haben,
vor allem als Multiplikatoren.
„Schon die Kleinsten im
Kindergartenalter sind lernfähig und vermögen ihr Wissen sehr gut in die Familien
hinein zu tragen“, sagt Alina
Sauer. Mit ihnen lassen sich
auch bestehende Sprachbarrieren am ehesten abbauen,
wenn es darum geht, die Bedeutung der Biomülltonne
möglichst vielen Menschen
zu verdeutlichen. „Gerade in
Familien mit Migrationshintergrund wird oftmals nicht
ausreichend auf die richtige
Abfalltrennung
geachtet,
weil das Bewusstsein dafür
nur unzureichend ist“, ergänzt Jürgen Bufi. „Genau da
können die Kleinen positiv
auf die Eltern einwirken“, ist
Melanie Zirkel überzeugt.
Diese Einschätzung lässt
sich auch aus den Ergebnissen mehrerer Befragungen
ableiten, welche die Schülerteams in der Bevölkerung angestellt haben. Besonders in
Großwohnanlagen wird das
Getrennt-Entsorgen
nicht
ernsthaft genug betrieben.
Durch effektive und effiziente Print- und Online-Marketing sollen Erwachsene erreicht werden, etwa durch
mehrsprachig aufgelegte Flyer, Anzeigen in der Offenbach-Post sowie in den sozialen Medien des Internets.
Das von den Lehrern Annika Koch und Markus Koch betreute Siegerteam überzeugt
mit weiteren Vorschlägen,
etwa zu Projekttagen an den
zwölf Grundschulen der
Stadt durch Gruppenbesuche
auf Bauernhöfen oder in der
Biogasanlage sowie zur spielerischen Vermittlung des
Umweltgedankens. Dazu hat
das Trio eigens einen Müllkoffer sowie ein Maskottchen
als Werbebotschafter entwickelt. Auch diese Ideen hinterlassen nachhaltig Eindruck bei der Jury und sichern der Gruppe den Sieg.