Fraktionsvorsitzender und Kreisvorsitzender. Tom Høyem FDP Wahlkreis-Konferenz Neureut, Mittwoch, 30.09.2015 WIR Liebe Parteifreunde, liebe Freunde, „Wir“ ist ein wunderbares Wort. Heute Abend sage ich „wir“ mit einem ganz besonderen Gefühl, mit einem ganz besonderen Stolz und großer Dankbarkeit. Am 16.09.2015 bin ich deutscher Staatsbürger geworden. 2014 hat mein Heimatland Dänemark die Gesetze geändert und erlaubt nun die doppelte Staatsbürgerschaft. Ich wohne und arbeite in Deutschland seit 1994. Ich bin seit 2002 mit Gerlinde aus Nürnberg verheiratet. Wir haben Kinder und Enkelkinder in München und in Ettlingen. Ich lebe seit dem Jahr 2000 in Karlsruhe und ich habe niemals, auch nicht in Dänemark und auch nicht als Kind, so viele Jahre in einer Stadt gelebt. Ich bin Wahl-Karlsruher und jetzt also auch ganz offiziell Wahl-Deutscher. Für mich war das keine oberflächliche oder kosmetische Entscheidung. Nahezu 50 Prozent meines Lebens habe ich im Ausland gelebt und gearbeitet. Ich habe viele Jahre in Schweden und in United Kingdom gelebt und gearbeitet und mich auch mit diesen Ländern identifiziert, und ich habe meine Tochter mit Enkelkindern in London. Dänemark hat besonders mit United Kingdom sehr viel gemeinsam. Aber ich habe Deutschland gewählt. Ich bin in einem von Deutschland besetzten Dänemark geboren. In Dänemark haben wir nach dem Zweiten Weltkrieg ungefähr 250.000 deutsche Flüchtlinge gehabt, die wir nicht in das ruinierte Deutschland zurückschicken konnten. Diese deutschen Flüchtlinge waren – ohne eigene Schuld – in Dänemark doch als Feinde angesehen. Trotzdem waren sie selbst Opfer. Letzten Samstag haben wir gerade hier unten in der Badnerlandhalle das Jahresfest für die Vertriebenen gefeiert.60.000 Flüchtlinge sind 1946 nach Karlsruhe gekommen. 60.000! Heute sind sie unsere Familien, Nachbarn und Kollegen. Nein, ich weiß, man kann die verschiedenen historischen Situationen überhaupt nicht mit heute vergleichen. Aber ich persönlich kenne viele Länder, aus denen wir heute auch in Deutschland viele Flüchtlinge haben. Auch deshalb könnte ich weinen, wenn ich die oberflächliche und oft vulgäre Pauschaldebatte verfolge. Die NaivGutmenschlichen laden alle Flüchtlinge der Welt nach Deutschland ein. Die populistischen Angstmacher wollen Mauern und Zäune rund um unsere Länder, rund um unser Europa, bauen. Die liberale Antwort auf die größte Herausforderung Europas in unserer Zeit ist klar. Herzlich willkommen an alle Menschen in Not. Wir wollen euch helfen und euch integrieren. Ihr müsst unsere Kultur und den Rechtsstaat respektieren, unsere deutsche Sprache lernen und eure Leistungen auf unserem Arbeitsmarkt – und wahrscheinlich auch eure Träume –realisieren. Zu den Menschen, die vielleicht aus armen, aber sicheren Ländern kommen – und ich persönlich kenne diese Länder sehr gut – sagen wir: geht zurück und helft euer eigenes Land aufzubauen. Und zu Leuten, die auf eine oder andere Weise die chaotische Situation in Europa für eigene kriminelle Ziele missbrauchen wollen, sagen wir: vergiss es. Wir sind nicht naiv. Aber noch wichtiger, und leider in der deutschen Pauschaldebatte gänzlich vergessen: die vielen vielen Flüchtlinge sind nicht in Deutschland und nicht in Europa, sondern in großen Flüchtlingslagern im Nahgebiet. Wir Liberalen sagen, ihr seid vielleicht aus den Augen, aber nicht aus dem Sinn. Deutschland ist ein multikulturelles Land. Hier wohnen sogar Dänen. Deutschland war historisch und Deutschland ist heute absolut hilfsbereit. Es ist fantastisch zu erleben, wie sich tausende von ehrenamtlichen Helfern mit viel Herzblut in dieser Krisensituation engagieren. Die Flüchtlinge sind keine homogene Gruppe, sondern sehr heterogen. Deshalb ist die liberale Antwort auch keine kalte oder eine naive Pauschaldebatte. Unsere Antwort ist konkret, realistisch und differenziert. Mein Dänemark war von Deutschland besetzt, aber heute identifiziere ich mich total mit Deutschland. Politisch und kulturell. Und ich bewundere, wie Deutschland seine Vergangenheit mit zwei Weltkriegen bewältigt und wie die Wiedervereinigung von Ost-und Westdeutschland erreicht wurde. Deutschland hat – besonders mit dem Bundesgerichtshof und dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe – eine fest verankerte Tradition und hat Respekt vor Menschenrechten, Verfassung und Demokratie, was ich bewundere. Ich war und ich bin sehr dankbar und stolz als Däne Träger des Bundesverdienstkreuzes zu sein. Deutschland ist das mächtigste und wichtigste Land in Europa geworden und hat mit German Mut seine Verantwortung in Europa und in der Welt übernommen. In dieser Entwicklung haben wir, wir Liberalen, eine wichtige, ja eine maßgebliche Rolle gespielt. Vom ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss an und mit Persönlichkeiten wie Walter Scheel und HansDietrich Genscher und Herrn Klaus Kinkel und, auch wenn es nicht immer gut ankommt, nenne ich Herrn Guido Westerwelle im gleichen Zusammenhang. Mit Herrn Genscher und Herrn Kinkel habe ich eine hervorragende Zusammenarbeit als Kollegen erlebt und unter Herrn Guido Westerwelle hat unsere Partei die Größe, die in Deutschland für eine liberale Bewegung selbstverständlich ist, erreicht. Mit historischen Wurzeln im Ständehaus in Karlsruhe und vom Bundespräsidenten Theodor Heuss bis hin zum heutigen Bundespräsidenten Herrn Gauck sind die liberalen Gedanken ein nicht weg zu denkender Teil der Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland, über das ich jetzt mit Stolz WIR sagen kann. Liberal heißt WIR, denn Liberal bedeutet einfach Dialog, lokal und international, und zwischen dir und mir. Liberal zu sein heißt nicht nur, einem politischen Programm folgen. Liberal zu sein bedeutet auch, Teil einer internationalen und historischen Bewegung zu sein. Und: stolz auf den liberalen Einfluss zu sein, nicht nur in Karlsruhe und Baden, wo liberale Demokratie dazu beigetragen hat, die Fächerstadt und die Region so zu entwickeln, wie wir sie heute kennen. Liberal zu sein, heißt auch stolz auf die Entwicklung der Bundesrepublik zu sein. Verantwortung hier und weltweit zu übernehmen, ist auch liberal. Genauso wie der individuellen Freiheit und Verantwortung zu vertrauen. Liberal zu sein bedeutet, klare Grenzen für die öffentliche Macht über das eigene Leben festzulegen. Subsidiarität ist für uns Liberale ein wichtiges Wort. Entscheidungen sollten so nah am Bürger wie möglich getroffen werden. Ortschaftsräte, Gemeinderäte, Länder, Bundestag, Bundesrat oder das Europäische Parlament haben jeweils ihre Rolle, aber jede Institution sollte ihre Grenzen kennen und auch die anderen Ebenen respektieren. Wir Liberalen werden immer für die Freiheit des einzelnen und damit gegen den ständig öffentlich wachsenden Wunsch, in unser Privatleben einzudringen, kämpfen. Wir Liberalen haben für den kommenden Wahlkampf sehr detailliert ein Wahlprogramm mit 121 Seiten ausgearbeitet. Die kommenden Monate wollen wir mit diesem Programm den Bürgerinnen und Bürgern in Baden-Württemberg deutlich machen, wie wir die Zukunft ,nach dieser gegenwärtigen temporären, unglücklichen und schädigenden Regierung, zusammen gestalten werden, aber immer mit dem liberalen WIR als Ausgangspunkt. Daran werden ich und wir gemessen und darauf sollen ich und wir gemessen werden. Liebe Parteifreunde, liebe Freunde. Mit diesem Hintergrund stelle ich mich als Kandidat für die Landtagswahl am 13.März 2016 zur Verfügung. Ich kämpfe nicht nur für einen Sitz im Landtag von Baden-Württemberg. Für eine liberale Zukunft unseres Landes kämpfen Sie und ich, für diese liberale Zukunft kämpfen WIR. Tom Høyem
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