Hier spiele ich: Martin Luther als Playmobil-Figur

Feiern Sie mit uns das Jubiläum der Reformation, Alt und Jung sind herzlich dazu eingeladen!
Hier spiele ich: Martin Luther als Playmobil-Figur
Noch gut zwei Jahre ist es bis zum Reformationsjubiläum. Doch schon jetzt entpuppt sich Martin
Luther als Star: Mit Bibel, Schreibfeder und schwarzem Talar ausgestattet stellt der kleine PlaymobilLuther einen Verkaufsrekord auf. In 72 Stunden Anfang des Jahres waren die ersten 34.000
Exemplare des "Kleinen Luther" ausverkauft.
Die 7,5 Zentimeter Plastikfigur mit dem „Pottschnitt“ soll schon einmal für das Reformationsjubiläum 2017 werben. Die Reformation feiert dann ihren 500. Jahrestag, und deshalb haben die
Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, die Deutsche Zentrale für Tourismus und die TourismusZentrale Nürnberg die Sonderfigur bei Playmobil in Auftrag gegeben. Der Reformator ist zwar die
bisher am schnellsten, aber (noch) nicht am häufigsten verkaufte historische Figur im PlaymobilSortiment. Im Jahr 2012 wurde der Maler Albrecht Dürer als Plastikfigur mehr als 80.000 Mal
verkauft. Die Chancen stehen dennoch gut, dass der beliebte Reformator spätestens bis zum 31.
Oktober 2017 auch diesen Rekord brechen kann.
Was reizt eigentlich an der Playmobil-Luther, was fällt an der Spielfigur auf – und was macht
nachdenklich?
•
4 - 99. Mag die Spielfigur als schlicht, brav oder naiv erscheinen, staunt man dennoch nicht
schlecht vor dem Anspruch, mit dem Luther-Männchen (fast) alle Menschen („4 - 99“) ansprechen zu
wollen. Erzählt die Figur in ihrer Schlichtheit etwas von der menschlichen Sehnsucht nach einem
hands-on Glauben, also nach etwas, was man begreifen und festhalten kann? In einer zunehmend
komplizierten Welt vermittelt die verspielte Figur Leichtigkeit und Naivität und verkörpert
heldenhaften Mut. Es wäre sicherlich zu kurz gegriffen zu behaupten, dass das Volk – sozusagen Ochs und Esel will, dazu den niedlichen Reformator. Fordert uns die einnehmende Darstellung nicht
viel mehr auf, die Verständlichkeit der eigenen Kommunikation und die Attraktivität unserer
Botschaft zu überprüfen?
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Hier stehe ich – allein. Der einzelne Mensch, mutig und engagiert, das Individuum, von Gott
unendlich geliebt und durch Gnade gerecht gesprochen, steht hier im Mittelpunkt. Wo bleibt aber
das „Wir“ des Glaubens, fragen nicht wenige: Katharina von Bora und der Familien- und
Freundeskreis, Philipp Melanchthon und die zahlreichen Mitstreiter, die Wartburg und der
Reichstag? Kritiker bemängeln nicht zuletzt, dass der allein-stehende Luther einsam wirke und ihm
die Spielfreude fehle. Denn der Glaube und die Vision bedürfen der Gemeinschaft, die Hoffnung und
die Freude brauchen andere Menschen. Koste es, was es wolle.
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Die Bibel und der Reformator – wer trägt wen? Ein übergroßer Federkiel unter-streicht den
Verdienst Luthers als Bibelübersetzer. Die (deutsche) Bibel, in der Hand gehalten, nimmt einen
prominenten Platz ein. Die Bezeichnung „ENDE“ unter „Bücher des Alten Testaments“ auf der linken
Seite der aufgeschlagenen Bibel kann allerdings missverstanden werden. Ein impliziertes „Ende“ des
Alten Testaments käme beim Bibelübersetzer Luther gar nicht in Frage, auch wenn er – nicht
ungewöhnlich für seine Zeit – das Alte Testament stark christologisch auslegte.
„Das Neue Testament übersetzt von Doktor Martin Luther“, auf der rechten Seite der
von Luther gehaltenen Bibel zu lesen, könnte für Unkundige den Eindruck erwecken, dass
Luther sich primär für das Neue Testament interessiere oder dass durch Luther das „Alte“
Testament überholt sei. Im Gegenteil hält der Theologe fest, dass der Grund unseres
Glaubens das Alte Testament allein sei.
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Luther lächelt. Zahlreiche Darstellungen vom Reformator gibt es, allem voran die von Lukas
Cranach. Aber ein Luther, der lächelt?
Selbst der große Reformator hat manchmal Gottes Macht und Gnade aus den Augen
verloren, und meinte, er müsse selber die Welt retten. Als Luther einmal mehrere Tage
sehr niedergeschlagen war, trat seine Frau Käthe plötzlich in schwarzer Trauerkleidung
in sein Zimmer. "Wer ist gestorben?" fragte Luther erschrocken. "Gott ist gestorben",
antwortete sie, "denn du willst ja nicht aufhören, dir Sorgen zu machen".
Da musste Luther lachen und wurde wieder froh.
Einen Sinn für Humor – und ein Lächeln – kann sich ein fester Glaube leisten.
Und es gibt vieles mehr an der Figur, das die Betrachtenden erfreut oder irritiert, begeistert oder
neugierig macht!
In der Tat: Fast 500 Jahre nach Beginn der Reformation hat das Interesse an der Person von Martin
Luther nichts eingebüßt. Jene Faszination mit dem Reformator wird nicht zuletzt am derzeitigen
Playmobil-Phänomen deutlich. Dass eine solche Faszination in eine Erneuerung, spricht: Reformation,
der Kirche Jesu Christi umgesetzt wird, darüber würde sich Martin Luther gewiss am meisten freuen.
Das ist wahr.
Dr. Jeffrey Myers