Erste Gedanken für ein Konzept zum besseren Umgang mit mobilen

 Erste Gedanken für ein Konzept zum besseren Umgang mit mobilen elektronischen Geräten am Landfermann­Gymnasium Mobile persönliche Elektronik, wie Handys, Tablets, Smart Watches oder künftig Smart Glasses und andere ‘Wearables’, spielt heute eine große Rolle im Leben der meisten Menschen. Die Geräte eröffnen neue Wege für Kommunikation und Unterhaltung, vom Chat über soziale Netzwerke bis zum Online­Game, integrieren aber auch zahllose Alltagsfunktionen vom Nachsehen der Uhrzeit über den Einkauf bis zur Navigation. Ihre Dominanz wird aufgrund der vielen Möglichkeiten künftig weiter wachsen und unsere Gesellschaft dramatisch verändern. Schon bald werden die Geräte allgegenwärtig sein: Für das Jahr 2020, in nur fünf Jahren, wird mit durchschnittlich sieben mobilen Internet­Geräten pro Weltbürger gerechnet ­ vom Baby bis zum Greis, quer über alle unterschiedlich entwickelten Länder. Pro Jugendlichem in Deutschland werden es eher mehr sein. Wenn das so kommt, dürfen wir unsere Kinder dieser Welle nicht unvorbereitet aussetzen. Wir können nicht von ihnen erwarten, von selbst einen verantwortlichen, gesunden Umgang mit all den neuen Möglichkeiten zu entwickeln; wir müssen ihnen dabei helfen. Dabei haben aber auch wir Eltern und andere Erwachsene meist noch nicht zu einem angemessenen Umgang mit mobiler persönlicher Elektronik gefunden, der als Vorbild dienen könnte. Es gibt noch keine gesellschaftlich breit akzeptierten “digitalen Tischsitten”. In dieser Situation messen wir der Schule eine wichtige Rolle bei, unsere Kinder auf das Leben in der vernetzten Welt vorzubereiten. Der Umgang mit Handy, Tablet & Co. wird eine erstrangige Kulturtechnik werden, die gründlich erlernt werden muss. Viele der neuen Funktionen erschließen sich dabei von selbst und bedürfen keiner Begleitung durch Lehrer. Jedoch kann Unterricht bewirken, neben den verführerischen Anwendungen wie Gaming, Video­Streaming oder Musik hören andere Angebote in den Fokus zu rücken, wie Online­Recherche und ­Zusammenarbeit. Auch aus dem allgemeinen Unterricht selbst wird mobile persönliche Elektronik in wenigen Jahren nicht mehr wegzudenken sein. Lehrmaterialien werden darauf genutzt werden, schon weil sie auf diese Weise viel billiger herzustellen und zu verteilen sind als ein Buch, weil sie interaktiv sein können, weil man immer alles dabei hat, ohne dass es etwas (zusätzlich) wiegt, und weil die Geräte insgesamt in unserem Leben so selbstverständlich sein werden, dass es anachronistisch erscheinen wird, Schulbücher oder Arbeitshefte auf Papier zu drucken. Darüber hinaus hat die Verbreitung mobiler digitaler Geräte aber auch viele negative Seiten, und es ist eine wichtige Aufgabe der Schule, Kindern und Jugendlichen diese vor Augen zu führen und davor zu warnen. In der Vergangenheit wurden Handys in Schulen oft auf ihre ablenkende und oft auch störende Wirkung reduziert wahrgenommen; deshalb wurde Ihre Nutzung weitgehend verboten. Generelle Verbote sind jedoch kontraproduktiv, denn sie verhindern, einen angemessenen und gesunden Umgang damit zu erlernen. Handys aus der Schule zu verbannen, löst das Problem der Schule, bringt unseren Kindern jedoch nichts. Am Schulzaun endet das Verbot, und die Schüler nutzen die ab da nicht mehr verbotenen Geräte dafür umso unreflektierter. Ein generelles Verbot trägt auch weder den vielfältigen und sehr unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten der Geräte Rechnung, noch erlaubt es eine differenzierte Auseinandersetzung mit deren Chancen und Risiken. Es ist für die Schüler nicht nachvollziehbar, wird deshalb nicht verstanden und erzielt keine pädagogische Wirkung; vielmehr stellt es in den Augen der Schüler die Kompetenz der Schule und der Lehrer bei diesem Thema in Frage, weil sie als rückständig wahrgenommen werden. Statt Handys in der Schule zu verbieten, muss es deshalb im Gegenteil gerade darum gehen, möglichst viele Anknüpfungspunkte für die Auseinandersetzung mit dem Thema zu schaffen, damit die Schüler im Laufe ihres Heranwachsens lernen, selbst zu entscheiden, welcher Umgang mit einem mobilen elektronischen Gerät hilfreich ist und welcher nicht. Dazu müssen die Geräte im Grundsatz auch in der Schule erlaubt sein; solange Schüler die Angemessenheit ihrer Handy­Nutzung selbst nicht richtig einschätzen können, müssen jedoch im Einzelfall Verbote ausgesprochen werden können. Diese müssen jeweils passgenau sein, und ihr Sinn muss erklärt werden. Besser als Einzelregeln sind Prinzipien, die anhand von Beispielen erläutert werden, damit die Kinder eigene, angemessene Entscheidungen treffen können. Übergeordnetes Ziel muss es sein, Verbote bis zum Ende der Schullaufbahn bzw. zum Erreichen des 18. Lebensjahres überflüssig zu machen. Dazu ist es auch erforderlich, dass die Schule ein differenziertes Bild vermitteln kann. Um als glaubwürdige und kompetente Mentoren im Umgang mit mobiler persönlicher Elektronik akzeptiert zu werden, müssen Lehrer die Vor­ und Nachteile ausgewogen darstellen und dürfen nicht den Eindruck vermitteln, ihr pauschal ablehnend gegenüber zu stehen. Sie müssen sich auch selbst mehr mit mobiler persönlicher Elektronik, ihren Chancen und Risiken befassen, um ihren Schülern in der Medienkompetenz nicht hinterher zu hinken. Und sie müssen in der Lage sein, mit ihrem eigenen Verhalten ein Vorbild zu geben, gemeinsam mit ihren Schülern einen sinnvollen Umgang mit den Geräten zu diskutieren und zu erproben. Die grundsätzliche Botschaft sollte dabei eine positive sein: Wenn man die neuen Möglichkeiten der Technik umsichtig nutzt, ist sie eine Bereicherung für das Leben. Vor einem solchen Hintergrund ist dann auch Kritik an negativen Folgen und Mahnungen im Umgang mit den Geräten glaubwürdig. Zusammengefasst muss die Schule eine aktivere Rolle spielen, um den Schülern einen konstruktiven, differenzierten Umgang mit mobiler persönlicher Elektronik zu ermöglichen. Um diese auszugestalten, bevor die Entwicklung ungesteuert über uns hinweg rollt, schlagen wir vor, ein differenziertes Konzept zur Handhabung mobiler persönlicher Elektronik im Schulkontext zu entwickeln, welches unter anderem folgende Aspekte abdecken soll: ● Bewusster Umgang mit mobiler persönlicher Elektronik im Schulalltag ­ Grundsätze, Richtlinien und Regeln ● Lerninhalte zu mobiler persönlicher Elektronik und ihre Zuordnung zu Schulfächern oder schulischen Veranstaltungen ● Erforderliche Formen der Planung (Curricula) und Weiterbildung (Lehrer) Ein solches Konzept für das LfG sollte ausgerichtet sein an humanistischen Idealen, orientiert am ganzheitlichen Menschenbild des eigenständigen, respektvollen und verantwortungsbewussen Handelns in der Gemeinschaft, wie es in unserem Leitbild verankert ist. Mögliche Unterrichtsinhalte / Lernziele zu mobiler persönlicher Elektronik [Beginn einer Stoffsammlung:] Technische Hintergründe und darin liegende Chancen und Risiken: ● wie funktionieren die Geräte und die Netze ● welche Daten werden erfasst und übertragen ● Welche Auswertungsmöglichkeiten bestehen ● Vergleich mit älterer Literatur, z.B. “1984” und Herstellen von Bezügen ● … Chancen und Risiken jenseits des Offensichtlichen: ● Einflüsse der Online­Kommunikation auf die demokratische Willensbildung ­ Verfügbarkeit von Information und Diskurs für jeden ● Das ganze Menschheitswissen für alle ständig verfügbar ­ eine neue Qualität von Kommunikation ­ vielleicht die wichtigste Innovation der Menschheit nach der Erfindung des Buchdruck ­ z.B. in Bezug auf die Wissenschaft ● Online­Medien werden zum Recherchetool Nr. 1 ­ aber wie unterscheidet man vertrauenswürdige Nachrichten von Desinformation, Propaganda oder Nonsens? ● Möglichkeit, persönliche Beziehungen auch im Zeitalter der Globalisierung zu pflegen ● ... Angemessene Nutzung in unterschiedlichen sozialen Situationen und an verschiedenen Orten: ● Nutzung während Gesprächen, beim Zusammensein mit anderen, auf privaten Feiern ... ● Nutzung im professionellen Umfeld (Schule, Meetings, ...) ● Nutzung in öffentlichen Räumen (Kino, Theater, Restaurant, Kaufhaus, Behörde, Zug, ...) ● Angemessenheit in Bezug auf die jeweilige Nutzung in einer Situation, z.B. auf den Unterricht bezogen unangemessen: telefonieren, chatten, surfen, spielen, fotografieren, Musik hören, Videos schauen, facebooken…, im Gegensatz zu: recherchieren, mitschreiben, auf die Uhr sehen, ... ● Notsituationen (wann darf man sich über Regeln hinweg setzen, und wie?) ● … Psychische Folgen und andere gesundheitliche Begleiterscheinungen: ● Phänomene von Sucht und Abhängigkeit ● ständiger Druck, online und verfügbar zu sein, Gefühl des Ausgeliefertseins ● dauerhafte Ablenkung vom “richtigen” Leben ● Neid, Aggression und Depression ● körperliche Auswirkungen, wie z.B. Handy­Nacken ● … (Eigen­)Verantwortlicher, gesunder Umgang mit digitalen Geräten und (Selbst)Disziplin ● Erkennen lernen: Was ist gut für mich? Wieviel? Maß halten lernen! ●
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Höflichkeit und Rücksicht als Maßstäbe für die Nutzung in Gesellschaft (wenn man mit anderen zusammen ist, sollte man sich mit denen beschäftigen, nicht mit dem Handy) Unterschiedliche Empfindungen, was angemessen ist und was nicht ­ Mancher findet es schon unhöflich, wenn ein anderer in seinem Beisein auf die Handy­Uhr schaut; andere finden es normal, nebeneinander auf dem Sofa zu sitzen und dabei mit Dritten zu chatten). Beurteilung von Situationen: Welche Nutzungsarten sind hilfreich, welche ablenkend oder störend? Persönlichkeitsrechte: Umgang mit Bildern, Filmen oder Tonaufzeichnungen, an denen andere zu sehen sind Bewusstes zeitweises “Abschalten”, erleben von Selbstbestimmung vs. Zwang zur Kommunikation Hier und jetzt leben (Kreative Auseinandersetzung im Netz mit der Thematik, z.B. anhand von Online­Videos wie “Look up” oder “Otherwise Engaged”) ... Missbrauch: ● Cyber­Mobbing vs. Scherze machen ● Verletzung der Privatsphäre ● Viren & Co. ● Cyber­Kriminalität ● ... Regeln für die Nutzung an der Schule: ● Was, wann und wo gar nicht? (z.B.: angerufen­werden im Unterricht ­ Flugmodus einschalten; Handy­Nutzung “unter der Bank”; ...) ● Was geht? (z.B. auf die Uhr gucken in der Stunde; Recherchieren im Rahmen des Unterrichts; …) ● Geräte stets so nutzen, dass für andere offensichtlich ist, was man gerade tut und warum ● … Schulpflegschaft LfG Alexander Kranki Stand: 05.11.2016