c he f s a c he Das Salitaris-Netzwerk lebt vom Know-how-Austausch zwischen Handel und Industrie und dem Gemeinschaftsgeist. „Attraktivität entscheidet“ 6. Gipfeltreffen des Branchen-Netzwerks Salitaris in Mettmann Für ihr diesjähriges Gipfeltreffen am 20. und 21. September in Mettmann wählten die Partner des Netzwerks Salitaris ein prägnantes Motto: „Attraktivität entscheidet!“ Dabei thematisierten die Beiträge nicht das Außenbild der Branche auf den Kunden. Im Mittelpunkt stand die Frage nach der Attraktivität der Unternehmen auf Mitarbeiter und Bewerber. Eine hochkarätig besetzte Runde mit Vertretern aus der Politik, von Kostenträgern und Verbänden diskutierte außerdem über die Situation und Entwicklung des Hilfsmittelmarktes. I st der Ruf erst ruiniert, dann lebt sich’s gänzlich ungeniert. Das gilt nicht für Unternehmen. Rainer Volkmer von Salitaris-Initiator Volkmer Management berichtete in seinem Einführungsvortrag von den Erfahrungen bei der Personalsuche. Demnach sei bei der direkten Ansprache potenzieller Kandidaten das „schlechte Image eines Unternehmens“ der am häufigsten genannte Grund gegen einen Wechsel des Arbeitgebers. Gleichzeitig fühlen sich knapp zwei Drittel der Mitarbeiter emotional gering an ihr Unternehmen gebunden und leisten nur „Dienst nach Vorschrift“. 36 Ein verbesserungswürdiger Zustand: Die Sanitätsfachgeschäfte und orthopädietechnischen Betriebe stehen laut Volkmer vor der Herausforderung, ihre Attraktivität für Mitarbeiter und Bewerber zu erhöhen. Erste Voraussetzung: die Kenntnis der Mitarbeiterinteressen. Im Anschluss stehen den Führungskräften verschiedene Stellschrauben zur Verfügung. Dazu zählt neben nahe liegenden Aspekten wie einer offenen Kommunikationskultur, einem respektvollen Umgang untereinander oder individuellen Vergütungssystemen auch die interessante Frage, wie Teams mit Misserfolgen umgehen und sich darauf vorbereiten. Außerdem wichtig: Wie wird die Attraktivität nach innen und außen kommuniziert? Themen der Branche Für den BIV-Präsidenten Klaus-Jürgen Lotz steht die Attraktivität der technischen Orthopädie außer Frage. Das Lächeln eines Kunden zum Abschied an der Tür, wenn dieser dank seiner Versorgung wieder auf zwei Beinen das Geschäft verlassen könne, „das hat jeder Techniker erlebt“. Verdruss bereitet Lotz dagegen die aktuelle Situation der Branche. Während früher der Patient im Mittelpunkt gestanden habe, drehe sich heute alles um das System. GesundheitsPROFi 10/2012 BIV-Präsident Klaus-Jürgen Lotz will die Zusammenarbeit zwischen den Fachdisziplinen weiter ausbauen. Lotz will den Stellenwert der konservativen technischen Orthopädie erhöhen. „Muss so viel operiert werden?“, hinterfragte er den Anstieg u.a. bei Wirbelsäulenoperationen. Bei einem Anteil der Verwaltungskosten von mehr als 25 Prozent an den GKV-Gesamtkosten und einem Ausgabenanteil von 1,73 Prozent für rund 30.000 Leistungserbringer stelle sich zudem die Frage nach einer gerechteren Verteilung der Gelder. Er forderte, „nicht die bestehende Versorgung billiger zu machen, sondern veränderte Bedürfnisse und neue Möglichkeiten an die Gesamtsystematik anzupassen“. Neben einer adäquaten Vergütung will Lotz die Bürokratie eindämmen. Ein langer Weg, auf dem er aktuell aber einen Erfolg verbuchen kann. Zusammen mit den Leistungserbringergruppen verständigte sich der BIV auf einen einheitlichen Rahmenvertrag, der Ende Oktober dem GKV-Spitzenverband übermittelt wird und im Anschluss dann hoffentlich Anwendung findet. Bis zum Frühjahr 2013 soll der „Spibu“ von der Vereinbarung überzeugt sein. Nicht zuletzt mahnte Lotz einen professionelleren Außenauftritt an. „Unser Fach fetzt sich in aller Öffentlichkeit. Das kann nicht sein.“ Bei der Verbandsarbeit setzt der BIV-Präsident verstärkt auf Transparenz und die branchenübergreifende Zusammenarbeit mit Ärzten, Orthopädie-Schuhtechnikern, Therapeuten, Verbänden und Institutionen. Im Fachbeirat Technische Orthopädie erarbeite man derzeit Weißbücher für Versorgungsleitfäden. Transparenz biete die Chance, Verhandlungspartner zusammenzubringen. Sein abschließender Appell: Man dürfe sich nicht als „Handwerker“ verstecken, sondern müsse sich weiterentwickeln zum „Versorgungstechniker“. Trends in der Gesundheitsversorgung „Sie leben im demographischen Sog“, beglückwünschte Prof. Dr. Günter Neubauer vom IfG Institut für Gesundheitsökonomik die Salitaris-Partner in seinem Vortrag zu Trends in der Gesundheitsversorgung und Perspektiven für Hilfsmittelanbieter. „Es kommt ein riesiger Bedarf – aber wer finanziert diesen?“ GesundheitsPROFi 10/2012 Die Betriebe müssen ihre Attraktivität für Mitarbeiter und Bewerber weiter erhöhen, ist Rainer Volkmer überzeugt. Nachdem Neubauer auf die grundlegenden Rahmenbedingungen und Entwicklungen des Gesundheitssystems eingegangen war, hob er das seit 2010 geltende Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz AMNOG hervor. Dessen Stoßrichtung stehe für eine Neuorientierung bei der Bewertung von Arzneimitteln. Während in der Ver- INA Therapiestuhl Die etwas andere Lösung NJetzEt soUgöaßren r in 3 G Individuell Natürlich und Aktiv, dafür steht unser INA Wählen Sie zwischen: - Standgestell (Basis) - Fahrgestell (Mobil) - Schaukelgestell (Plus) Ihre Vorteile: - ohne Werkzeug verstellbar - umfangreiches Zubehör - Sitzbreiten 30 – 50 cm - Standard Beckengurt - auch als Trippelstuhl - bis 75 kg belastbar Reha Partner GmbH Carl-Zeiss-Str. 9, 30827 Garbsen Tel.: (0 51 31) 49 49-0 Fax: (0 51 31) 49 49-49 www.reha-partner.de 37 C he f s a c he gangenheit ein neues Produkt mit einem Placebo verglichen wurde, werde jetzt gegen den „Standard of Care“ getestet. Je wirksamer es sei, umso mehr dürfe es kosten. Mit diesem Thema müsse sich auch die Hilfsmittelbranche auseinandersetzen. Die CE-Kennzeichnung reiche nicht aus. „Sie müssen zeigen, was das Produkt im System mit dem Patienten leisten kann und wie Mehrkosten vermieden werden.“ Seine Botschaft: „Verkaufen Sie keine Produkte, sondern Systeme.“ Neubauer prognostiziert eine Dreiteilung des Gesundheitsmarkts. Neben die Basisversorgung, bei der sich GKV und PKV nicht unterschieden, treten Leistungen einer freiwilligen Zusatzabsicherung. Sie finanziere Medikamente, Produkte und Therapien, bei denen die Wirksamkeit nicht eindeutig nachgewiesen sei. Der Selbstzahlerbereich runde den Markt nach oben hin ab. Mit der nächsten Gesundheitsreform rechnet Neubauer im Jahr 2015. Diese werde wieder umfassend sein, da sich in der Vergangenheit „kleine“ und „große“ Reformen immer abwechselten. Talkrunde „Ich finde es positiv, dass man sich inzwischen Gedanken über die Versorgungssituation macht“, kommentierte Klaus-Jürgen Lotz die Ausführungen der politischen Vertreter in der Talkrunde zur Zukunft des Hilfsmittelmarktes. Erwin Rüddel, der für die CDU im Gesundheitsausschuss sitzt, zeigte sich über die Preisentwicklung aufgrund von Ausschreibungen „besorgt“. Der Anspruch „beste Qualität zu günstigsten Preisen“ passe nicht zu- Prof. Dr. Günter Neubauer vom IfG Institut für Gesundheitsökonomik. sammen. Grundsätzlich setzt er auf die Institutionen der Selbstverwaltung. Doch er stellt fest: „Leider müssen wir immer wieder die Keule rausholen.“ In der Tat: Der GKV-Spitzenverband zeichne sich durch Inaktivität aus, so Lotz. Die Vereinbarung zur Zweckmäßigkeit von Ausschreibungen werde „massiv mit Füßen getreten“. Demente Patienten mit einer Anti-Dekubitusmatratze für 98 Euro zu versorgen, sei „Körperverletzung“. Bei einer Monatspauschale von 16,57 Euro für die Inkontinenz-Versorgung dürfe man sich nicht hinter Formalia verstecken. Dr. Mitarbeitermotivation – eine Herausforderung für die Führungskräfte Wenn Mitarbeiter über einen langen Zeitraum eine hohe Leistung bringen sollen, darf sie ihre Arbeit nicht anstrengen. Voraussetzung dafür ist, dass sie ihre Aufgaben gerne erfüllen und mit „körpereigenen Drogen“ belohnt werden. Diese Überzeugung vertritt Trainer Peter Boltersdorf, der sich seit vielen Jahren mit Fragen der Führung und Motivation auseinandersetzt. Seinen Ansatz leitet er aus den Erkenntnissen der Hirnforschung ab (siehe ausführlich in GP 8/2012). Den Tagungsteilnehmern gab er fünf Thesen mit auf den Weg: 1. Moderne Führung erkennt an, dass sie die Persönlichkeitsstrukturen bzw. den inneren Antriebsmotor von Mitarbeitern nicht verändern kann. Stattdessen schafft sie individuell passende Rahmenbedingungen, um das Verhalten zu beeinflussen. 2. Ein Unternehmen ist kein Wunschkonzert. Wenn sich die gewünschten Rahmenbedingungen nicht mit den übergeordneten Unternehmensinteressen vereinbaren lassen, begegnet eine moderne Führungskraft ihren Mitarbeitern gleichwohl mit Wertschätzung und Respekt. 3. Selbsterkenntnis, -reflexion und -anerkennung sind die Basis effizienter Führung. 4. Dauerhaft gute Leistung entsteht aus individuellen 38 Peter Boltersdorf erläuterte die Grundprinzipien moderner Führung und Mitarbeitermotivation. und stabilen Anreizen, die in der Persönlichkeit des Mitarbeiters begründet liegen. 5. Moderne Führung toleriert unterschiedliche Wege zum Ziel. Dazu gehört auch das Verständnis für Menschen, die andere Wertvorstellungen haben als man selbst. GesundheitsPROFi 10/2012 Hochkarätig besetzte Diskussionsrunde (v.l.n.r.): Prof. Dr. Günter Neubauer, Maria Klein-Schmeink (Bündnis 90/Die Grünen, MdB), Rainer Volkmer, Moderatorin Ilona Bernhart, Erwin Rüddel (CDU, MdB), Dr. Hans-Georg Faust (Politischer Koordinator beim AOK-Bundesverband), BIV-Präsident Klaus-Jürgen Lotz. Hans-Georg Faust, Politischer Koordinator beim AOKBundesverband, pflichtete Lotz bei, stellte aber auch fest: „Die Krankenkassen überlegen sich zunehmend, wie sich Preis und Qualität in ein Verhältnis bringen lassen.“ Rüddels Kollegin im Gesundheitsausschuss, Maria Klein-Schmeink von Bündnis 90/Die Grünen, zeigte sich „entsetzt“ über die Prozessabläufe in der Hilfsmittelversorgung. Dass der Patient als „Geisel zwischen Leistungserbringer und Kostenträger“ zerrieben werde, sei nicht akzeptabel. Sie spricht sich dafür aus, die Versorgungsprozesse aus Sicht der Patienten zu definieren. Ihr Wunsch: Bei den Kassen sollte weniger das Antragsrecht im Fokus stehen als viel mehr Mitarbeiter, die Versorgungspläne aufstellen. In diesem Zusammenhang stellt sie fest: „Wir haben uns noch nicht angewöhnt, Hilfsmittel-Versorger nicht nur als Produktlieferanten zu betrachten.“ Zudem Salitaris in kürze Salitaris ist ein Verbund renommierter HilfsmittelHersteller, Sanitätsfachhändler und Dienstleister. Statt Einzelinteressen zu verfolgen, werden in Projekten und Arbeitsgruppen das Know-how gebündelt und gemeinsam effiziente Lösungen zur Bearbeitung des Hilfsmittel-Marktes entwickelt. Einmal jährlich trifft sich das Netzwerk zu seinem Gipfeltreffen. Die Firmen Anita, DJO Global, Opta Data, Schein, Sigvaris und Tigges unterstützten als Sponsoren die Veranstaltung auf Gut Höhne in Mettmann. GesundheitsPROFi 10/2012 fordert sie einen stärkeren regionalen Blickwinkel. „Dieser erleichtert auch die Qualitätskontrolle.“ Lotz begrüßte den Gedanken, verwies aber auf die zahlreichen überregionalen Kassen. „Hier fehlt mir das Controlling.“ Da der Sanitätsfachhandel als „kommunikative Schnittstelle“ fungiere, brauche es definierte Versorgungspfade, so Lotz weiter. „Wir sind dran, das aufzuarbeiten.“ Gesamte Behandlungsverläufe und deren Ergebnisqualität ließen sich auch leichter bewerten, ergänzte Faust. „Denn dann geht es weniger um das einzelne Hilfsmittel.“ Generell wünscht sich Lotz von den Politikern das Rückgrat für die seiner Meinung nach notwendige Definition von Basisleistungen. Bis es soweit ist, muss er sich aber wohl noch eine Weile in Geduld üben. Erwin Rüddel gab zwar zu, dass man auf eine Priorisierung von LeistunTK gen zusteuere. „Aber wir tun uns schwer.“ er nach Maß, d ie M e h c is d ä Orthop r Ihre Kunden fü d n a rh te is e aus M ig · flexibel ünst schnell · preisg he Beratung ng und fachlic ru de or nf ga lo Kata · 710 678 unter 0 26 32 MONIKA MEHLIS MIEDER MONIKA REEH-MEHLIS BANDAGISTEN-MEISTERIN Monika Reeh-Mehlis Bandagisten-Meisterin [email protected] 39
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