Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Institut für Psychologie Institutskolloquium Montag, den 9. Mai 2016, 18 Uhr c.t. IPN-Hörsaal, Olshausenstr. 62 Motivierte Informationsverarbeitung und die Folgen für wissenschaftsbezogene gesellschaftliche Meinungsverschiedenheiten am Beispiel der „Killerspiel-Debatte“ Dr. Peter Nauroth Philipps-Universität Marburg Unabhängig davon, ob es sich um die Reduktion von Treibhausgasen oder die Prävention von Aggression und Gewalt bei Jugendlichen handelt, mögliche Lösungen für die heutigen gesellschaftlichen Probleme basieren meist auf wissenschaftlichen Untersuchungen und Daten. Aber gerade jene wissenschaftlichen Ergebnisse, die Implikationen für wichtige gesellschaftliche Themen haben (z.B. zum Klimawandel oder zu Impfungen), werden von wissenschaftlichen Laien manchmal rigoros abgelehnt und werden in der Gesellschaft häufig kontrovers diskutiert. Ein psychologischer Prozess der solch starke Meinungsverschiedenheiten über die Validität von Forschungsergebnissen begünstigt, ist eine motivierte Rezeption wissenschaftlicher Information. Motivierte Wissenschaftsrezeption ist dadurch gekennzeichnet, dass Ziele, Bedürfnisse oder allgemein motivationale Zustände, die Schlussfolgerungen die Menschen aus und über wissenschaftliche Evidenz ziehen, beeinflussen. Unterschiedliche motivationale Zustände können dabei zu fundamental unterschiedlichen Bewertungen vorliegender wissenschaftlicher Evidenz führen. Wenn solche unterschiedlichen Bewertungen entlang gesellschaftlicher und sozialer Gruppen (z.B. politisch Konservative vs. Liberale) verlaufen, können solche Prozesse zur Polarisierung von Debatten zu sozio-wissenschaftlichen Themen beitragen. Neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass die soziale Gruppenzugehörigkeit tatsächlich eine maßgebliche Rolle in der Wahrnehmung von Forschungsbefunden spielt. Beispielsweise werden Forschungsergebnisse, die eine aggressionsförderliche Wirkung gewalthaltiger Videospiele nahelegen, von Videospielern fundamental negativ bewertet, im Internet abfällig kommentiert und die publizierenden Forscher als inkompetent wahrgenommen. Dabei werden die Wissenschaftler selbst als eine bedrohliche Fremdgruppe wahrgenommen, was zu einer konflikthaften und schwer auflösbaren Intergruppensituation führen kann. Im Vortrag werden verschiedene Erklärungsansätze für eine motivierte Wissenschaftsrezeption und Implikationen für wissenschaftsbezogene gesellschaftliche Meinungsverschiedenheiten vorgestellt und mögliche wissenschaftskommunikative Lösungsansätze diskutiert. Alle interessierten Mitarbeiter, Studierenden und Gäste sind herzlich willkommen!
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