Responsivität in Wissenschaft, Politik und Wirtschaft

Call for Papers:
„Responsivität in Wissenschaft, Politik und Wirtschaft“
Was haben die ‚soziale Verantwortung‘ von Unternehmen (Corporate Social Responsibility), zunehmende
Demokratisierungstendenzen
(Responsive
Representation)
und
die
Postulierung
wissenschaftlicher
und
gesellschaftlicher ‚Großprobleme‘ (Grand Challenges) gemeinsam? Es handelt sich um Phänomene, die einerseits
innerhalb der ausdifferenzierten Sphären von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft stattfinden, zugleich aber auf
gesamtgesellschaftliche Erwartungen und Probleme hinweisen – es handelt sich, mit anderen Worten, um Strukturen
der ‚Responsivität‘, mit denen scheinbar geschlossene gesellschaftliche Systeme auf gesamtgesellschaftliche
Realitäten antworten.
Der Begriff der Responsivität hat unterschiedliche Wurzeln in der Medizin, der Politikwissenschaft, der Psychologie,
der Pädagogik und der Philosophie. Während er sich in diesen Bereichen meist auf individuelle Akteure und deren
Integration von externen, an sie herangetragenen Erwartungen bezieht, möchten wir vorschlagen, den Begriff
gesellschaftstheoretisch zu wenden und damit die Perspektive und Vergleichbarkeit zu erweitern: Das Konzept der
Responsivität soll Strukturen und Mechanismen erfassen, die systemintern erzeugt werden, um externe
gesellschaftliche Problemlagen zu reflektieren und zu bearbeiten.
Das Ziel des Workshops „Responsivität in Wissenschaft, Politik und Wirtschaft“ ist es, die Entstehung,
die
Funktionsweise und die Effekte dieser responsiven Strukturen in einer vergleichenden und gesellschaftstheoretischen
Perspektive zu diskutieren, nicht zuletzt im Hinblick auf die klassische Frage nach dem Verhältnis zwischen
Differenzierung und Integration. In Anlehnung an das Profil des FIW liegt ein Schwerpunkt auf Fragestellungen mit
Bezug zu Wissenschaft, Politik oder Wirtschaft nahe, wir vermuten darüber hinaus aber, dass Phänomene der
Responsivität im Prinzip in jedem sozialen System zu finden sind. In diesem Sinne möchten wir alle interessierten
WissenschaftlerInnen zu konzeptionellen oder empirischen Beiträgen einladen.
Mögliche Beiträge könnten sich u.a. mit folgenden Fragen befassen:
• Wie stellt sich das Phänomen der Responsivität in historischer Perspektive dar? Gibt es beispielsweise in
bestimmten gesellschaftlichen Bereichen typische Entwicklungen hin zu mehr oder weniger Responsivität?
• Inwiefern unterscheiden bzw. gleichen sich responsive Strukturen verschiedener Funktionssysteme? Sind
diese Strukturen im Sinne ihrer gesamtgesellschaftlich integrativen Funktion grundsätzlich begrüßenswert,
oder gibt es auch problematische Responsivitätsphänomene?
• Wie werden Probleme innerhalb der Funktionssysteme als ‚gesellschaftliche‘ Probleme konstruiert? Unter
welchen Umständen kann man diese Problemkonstruktionen ‚responsiv‘ nennen?
• Welche gesellschaftlichen Problemlagen werden jeweils reflektiert? Gibt es in sachlicher Hinsicht Themen, die
mehr und vielfältigere Responsivität erzeugen als andere, und wenn ja warum?
• Inwiefern werden potentiell erst entstehende Probleme über responsive Strukturen und Mechanismen
bereits vorweggenommen? Kann man reaktive und antizipative Formen der Responsivität unterscheiden?
Der Workshop findet von 17.-19. September 2015 im Forum Internationale Wissenschaft in Bonn statt. Zugesagt sind
Eröffnungsvorträge von Bernhard Waldenfels und Rudolf Stichweh. Ideen für Beiträge können kurz zusammengefasst
(ca. 500 Wörter) bis 30. April 2015 bei [email protected] und [email protected] vorgeschlagen
werden. Die finalen Paper der ausgewählten Beiträge sollten dann bis Mitte August eingereicht werden. Reise- und
Übernachtungskosten können in begrenztem Umfang übernommen werden.