Thema: Auf der Flucht (Jona I)

Gottesdienst am Sonntag, 21. Juni 2015
Thema: Auf der Flucht (Jona I)
Text: Jona 1,1-6a
Predigt: Pastor Gero Cochlovius
Liebe Gemeinde,
an einem Lieferwagen eines Handwerkers steht hinten auf einem Aufkleber deutlich für alle Eiligen
und Ungeduldigen zu lesen: „Immer mit der Ruhe. Wir sind auf der Arbeit, nicht auf der Flucht!”
Wer will schon gerne auf der Flucht sein? Das klingt gehetzt, das klingt unbequem, und wenn wir
die Bilder von überfüllten Flüchtlingsbooten aus dem Mittelmeer sehen, die wir täglich vor Augen
haben: Nein, da will keiner tauschen! Und doch glaube ich, dass es viele Menschen gibt, die auf
der Flucht sind, und das selber gar nicht wissen. Menschen, die eigentlich satt und erfolgreich sind,
und die dennoch tief in ihrem Innern getrieben und gejagt sind - von wem eigentlich? - und
irgendwie auf der Flucht - vor was eigentlich? Getrieben und gejagt von ihrem Ehrgeiz, von der
Sucht nach Anerkennung und Erfolg, von den Erwartungen anderer, von dem überfordernden
Anforderungen des Alltags… Auf der Flucht vor ihrer eigentlichen Bestimmung. Auf der Flucht vor
der einen wesentlichen Entscheidung, die das Leben ändern würde, die man zugleich ersehnt und
fürchtet. Auf der Flucht vor sich selbst. Letztlich auf der Flucht vor Gott.
"Auf der Flucht" - so ist der Titel eines spannenden Thrillers mit Harrison Ford. Und die biblische
Geschichte, die wir mit dieser Predigtreihe heute beginnen, hat auch Züge eines
Hochspannungsthrillers. In der Hauptrolle: Jona. Jona ben Ammitai, der Prophet. Auf der Flucht.
Vor seinem Auftrag, auf der Flucht vor Gott… Wir wollen uns heute Morgen mal die ersten 2
Folgen dieses Thrillers ansehen: 1) Der Auftrag, 2) Die Flucht.
1) Der Auftrag
So geht ja meistens ein guter Thriller los. Irgendeiner kriegt einen Auftrag. Und so geht es auch im
Buch Jona los:
1 Es geschah das Wort des HERRN zu Jona, dem Sohn Amittais:
2 Mache dich auf und geh in die große Stadt Ninive und predige wider sie; denn ihre Bosheit ist vor
mich gekommen.
Es geschah das Wort des Herrn. Das ist schon mal sehr wichtig. Hier steht nicht einfach: Gott sagte.
Ich denke manchmal: Mensch, wäre das schön, wenn ich Gottes Stimme mal so richtig hören
könnte! So akustisch, so eine Stimme vom Himmel. Hm, ich denke schon, dass es so etwas gibt.
Doch Gottes Reden ist oft nicht einfach ein Reden und Sprechen. Sondern es ist anders, es ist ein
Ereignis. Da geschah… Es passiert was. Da spürt man in seinem Leben, in seinem Herzen, dass da
was rumort, dass da was geschieht. Du merkst auf einmal: Jetzt muss sich was ändern. Und das
kann geschehen, wenn du in der Bibel liest, wenn du eine Predigt hörst, in einem Lied, in einem
Gespräch. Worte sind Schall und Rauch? Nicht bei Gott. Wenn Gott redet, geschieht etwas.
Nun, zu dem geschieht hier das Wort des Herrn? Zu Jona, dem Sohn Amittais. Was war das für ein
Knabe? Viele sagen ja: Na ja, das Jona-Buch, das klingt an einigen Stellen doch recht
unglaubwürdig. Das ist wohl eher so eine Art Märchen. Eine Beispielgeschichte. Eine Legende. "Es
war einmal…" Dagegen spricht, dass dieser Jona eine Person ist, die auch in 2. Könige 14 erwähnt
wird, und dort historisch sehr genau verortet: Jona, der Sohn Amittais, der Prophet, der von Gat-
Hefer war (ein Ort zwischen Mittelmeer und See Genezareth) und der wirkte in der Regierungszeit
von Jerobeam II., im 8. Jahrhundert v. Chr. Also, diesen Jona hat es tatsächlich gegeben. Und nun
ist es interessant, seinen Namen zu betrachten. Die hatten ja damals keine Nachnamen, sondern
da gab's einfach den Namen von Papa dazu. Also: Jona, Sohn des Ammitai. "Ammitai" kommt von
"Ämmät", d.h. Treue, Beständigkeit, Zuverlässigkeit. Gottes Treue, der wir vertrauen können. Und
"Jona" heißt allerdings genau das Gegenteil. "Jona" heißt: Taube. Also, ein sehr flatterhaftes Ding,
das mal hier, mal dort ist. Man könnte den Namen etwas frei eindeutschen, dann hieß der Kerl:
Traugott Flattermann.
Sind wir vielleicht auch Traugott Flattermann? Jemand, der selber oft unbeständig, flatterhaft,
ängstlich ist, der aber einen Vater hat, der dennoch treu und zuverlässig ist, dem wir vertrauen
können. Paulus sagt: Sind wir untreu - so bleibt Gott doch treu! (2. Tim. 2,13) Und wir haben eben
gesungen: "Du bist treu, Herr, an jeden neuen Tag, du bist treu, Herr, auch wenn ich versag." Also:
schon der Name ist eine Ermutigung: Trau auf Gott, du Flattermann, oder du Flatterfrau!
Und ausgerechnet so jemand bekommt einen Auftrag, einen großen Auftrag. Konnte Gott sich
nicht jemand anderen raussuchen? Warum ausgerechnet so einen Typen, der das Potential zum
Versager bereits in sich trägt? Aber genau das ist doch das Markenzeichen Gottes: Genau solche
Leute sucht laufend. Was hat denn Jesus für Typen in seinen Dienst gerufen? Schauen wir uns
Petrus an, der eine so große Klappe hatte und dann doch die Biege machte, als es brenzlig wurde.
Schauen wir uns Jeremia an, der sagte: Ich bin viel zu jung! Oder Mose - ein Totschläger und noch
dazu jemand, der sagte: Ich kann überhaupt nicht gescheit reden… Und und und. Gott beauftragt
keine Helden! Das find ich so tröstlich. Als ich vor der Entscheidung stand, Theologie zu studieren,
da hab ich mich das auch gefragt: Bin ich dafür überhaupt fromm genug, gläubig genug, um Pastor
zu werden? Ich fühlte mich so "normal". Ich hatte auch keine Stimme von Gott gehört: Du sollst
Pastor werden. Und dann hab ich irgendwie gesehen: Leute, die für Gott unterwegs sind, sind
eigentlich ganz normale Leute. Die haben auch ihre Fehler und Schwächen. Die sind nicht
besonders heilig und perfekt. Toll, dass Gott ausgerechnet Jona auswählt für seinen großen
Auftrag. Und dich! Vielleicht spürst du genau: Ich sollte mich mal um meine Nachbarin kümmern.
Ich sollte sie mal ansprechen, mal einladen zum Gottesdienst. Aber ich trau mich nicht. Ach, das ist
gar nicht meine Gabe, so auf andere zuzugehen. Andere können das besser. Nein! Gott traut dir
das zu! Gott beruft nicht die Befähigten, sondern er befähigt die Berufenen!
Und dann beschreibt Gott den Auftrag an Jona: Geh in die große Stadt Ninive.
Mache dich auf und geh in die große Stadt Ninive und predige wider sie; denn ihre Bosheit ist vor
mich gekommen.
Ausgerechnet Ninive! Die Hauptstadt des damals aufstrebenden assyrischen Reichs. Der Inbegriff
der Bosheit. Die Assyrer galten als das grausamste Volk des Altertums. Und dort Gottes Gericht
predigen? Also, dieser Auftrag war sicher nicht vergnügungssteuerpflichtig! Eine Zumutung! Die
ziehen mir bei lebendigem Leib das Fell über die Ohren (so was haben die Assyrer übrigens
tatsächlich mit Gefangenen gemacht!). Wenn es wenigstens eine andere Botschaft wäre, so von
der unerschöpflichen Liebe Gottes. "Hallo, ihr Niniviten, Entschuldigung, ich will ja nicht stören,
aber nur mal so ganz nebenbei: Wusstet ihr schon, dass Gott euch auch lieb hat! Vielleicht, äh,
wenn's euch nichts ausmacht, äh, ja, dann könntet ihr eventuell mal überlegen, ob ihr so die eine
oder andere Sache mal ändern könntet. Aber wenn nicht, ist auch nicht schlimm, Gott mag euch
trotzdem…" - Das wäre eine Botschaft, die man vielleicht noch ertragen könnte. Aber so ist der
Auftrag nicht. "Ninive wird untergehen!" - so lautet seine Botschaft! Dazu gehört Mut. Haben wir
eigentlich Mut, in unserer Zeit auch anzuecken mit unserer Botschaft? Ja, sicher gilt: Gott liebt
jeden. Aber er hat auch einen Anspruch auf unser Leben. Und wir sind gefordert, ihm zu folgen.
Und es gibt auch ein Gericht, wenn wir uns ihm verweigern! Er verlangt Gehorsam. Jesus hat
seinen Leuten nicht versprochen: Die Welt wird euch lieben, alle werden euch nachrennen. Die
Massen werden strömen in eure Gottesdienst und Gemeindeveranstaltungen. Nein, er hat gesagt:
Die Welt wird euch hassen!
Und das gefiel Jona nun gar nicht.
2) Die Flucht
Mache dich auf! war sein Auftrag.
3 Und Jona machte sich auf - bis hierher klingt es gut! und wollte vor dem HERRN nach Tarsis
fliehen und kam hinab nach Jafo. Und als er ein Schiff fand, das nach Tarsis fahren wollte, gab er
Fährgeld und trat hinein, um mit ihnen nach Tarsis zu fahren und dem HERRN aus den Augen zu
kommen.
Jona macht also genau das Gegenteil. Jona will vor Gott fliehen. Tarsis - das ist eine Hafenstadt in
Südspanien. Nach den Vorstellungen der Antike war da in der Nähe die Welt zu Ende! Weiter ging
es nicht. Man könnte eigentlich diese ganze Geschichte in drei kurze Sätze zusammenfassen: "Gott
sagt: Geh! Nach Ninive. Jona: Nee!" Warum? Es ist nicht so, dass er Gott missverstanden hätte.
Aber der Auftrag war ihm einfach zu unbequem. Er musste seine Komfortzone verlassen und ein
Wagnis, ein Risiko eingehen mit ungewissem Ausgang. Ich habe es schon manchmal erlebt, dass
Leute in sich ganz klar gespürt haben: Ja, Gott ruft mich. Ich muss ihm folgen, ich muss jetzt
endlich mal ganze Sache machen mit ihm. Und dann macht man einen ALPHA-Kurs mit, und dann
besucht man eine Zeitlang Gottesdienste oder geht zur Knautschzone… Aber dann merkt man: Ich
muss mich entscheiden. Wenn ich ganz an Jesus glauben will, dann bedeutet das auch, manches
zu lassen. Und dann lässt man lieber den Glaube… Es ist die Angst, zu viel zu verpassen. Es könnte
unbequem werden. Es ist die Angst vor den Folgen, wenn wir Jesus folgen. Und dann taucht man
wieder ab, dann taucht man wieder unter.
So ging es Jona.
Nun, wie ist das bei so einem Thriller? Da gibt es ja mitunter solche Szenen einer Verfolgungsjagd.
Und dann sitzt der Fliehende vorne im Auto am Steuer und er tritt die Pedale voll durch, immer
schneller, quietschende Reifen. Und er denkt: Er kann seine Verfolger irgendwie abhängen. Und
plötzlich eine andere Kameraeinstellung, und der Zuschauer sieht: Sein Verfolger, der ist direkt
hinter ihm, er war versteckt auf der Rückbank. Er fährt die ganze Zeit mit, und irgendwann taucht
er auf, wie aus dem Nichts. Er war die ganze Zeit da. Und so geht es Jona auch. Er will abhauen, er
will fliehen, so schnell, so weit wie möglich. Er gibt Gas. Fliehen vor Gott. Und er merkt dabei nicht,
dass Gott die ganze Zeit mitfährt, dass Gott ihm die ganze Zeit nahe bleibt, dass er auf der
Rückbank sitzt und bei ihm ist. Du kannst noch so viel Gas geben, du kannst Gott nicht entfliehen.
Das ist ja genau die Botschaft von Psalm 139, den wir vorhin gebetet haben. Da heißt es doch:
"Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer - bis nach Tarsis, in Südspanien,
so würde auch dort deine Hand mich führen. Wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?" (Psalm
139,9.7). Es gibt keinen Ort auf der Welt, es gibt keinen Ort in unserm Leben, wo wir Gott
abhängen könnten! Ich finde das kurios, dass der Jona denkt, er könne "dem Herrn aus den Augen
kommen" (Jona 1,3). Dabei sind Gottes Augen überall.
Wie ist diese Vorstellung für Sie, für dich? Dass wir Gott nicht entkommen können, dass er uns
überall sieht. Erinnert das an "Big Brother is watching you" - überall Überwachungskameras, totale
Kontrolle? Nicht nur auf allen Bahnhöfen und öffentlichen Plätzen, nein, auf einmal auch in
unserm Wohnzimmer, in unserm Schlafzimmer, in unsern Gedanken…? Nirgendwo sind wir sicher
vor diesem Gott? Das kann uns Angst machen, in der Tat. Wenn wir nämlich vor ihm fliehen
wollen. Aber man kann es auch ganz anders sehen: Es bedeutet doch eine unglaubliche
Geborgenheit, einen großen Trost, weil Gottes Augen Augen der Liebe sind, die uns voller Liebe
anschauen. Und dabei zu spüren: Ich bin nicht allein, egal wo und in welcher Situation ich bin: Er
ist da, er ist bei mir, er sieht mich. Auch den Jona schaut er mit Augen der Liebe an. Diesen
Versager, diesen Untreuen, diesen Kerl! Bei Gott ist er nicht abgeschrieben. Gott bleibt ihm auf
den Fersen, nicht weil er ihn fertig machen will, sondern weil er noch nicht fertig mit ihm ist. Weil
er noch etwas aus seinem Leben machen kann. Wie gut zu wissen: Es gibt keinen Platz in der Welt,
wo mich Gottes Augen nicht sehen. Selbst wenn mich kein Mensch sieht, und kein Mensch kann in
mich hineinsehen. Selbst, wenn ich heimlich nachts ins Kopfkissen meine Tränen heule, selbst
wenn ich am Ende bin und nicht mehr weiter weiß: Er ist da! Er ist bei mir. Er ist bei mir am Abend
und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag! (Bonhoeffer). Das ist doch ein Trost, der
uns hilft. Gott meint es letztlich gut mit Jona - und mit mir. Er ist bei mir, selbst im Tod! Im Alten
Testament ist ja nur sehr, sehr selten vom Thema Auferstehung die Rede, aber hier im Psalm 139
heißt es: "Bettete ich mich bei den Toten" also, selbst wenn ich mich irgendwann auf dem
Friedhof zu Grabe tragen lassen muss, "siehe, so bist du auch da." Und wenn der Gott des Lebens
im Tod bei mir ist, dann hat der Tod keine Chance gegen Gott.
Jona, er hatte das zu der Zeit nicht kapiert. Er dachte: Ohne Gott ist das Leben besser! Ich will die
Bootsfahrt meines Lebens selber in die Hand nehmen, selber das Steuer meines Lebens in der
Hand halten, bestimmen, wo es lang geht. Gott lass ich zu Hause. Ich lasse alles zurück, was mich
an Gott erinnert. Auf zu neuen Ufern! Ade, Jaffa-Orangen! Ade, Dattelpalmen! Ade, du Land des
Herrn mit dem Ernst des Wortes und dem Druck des Gewissens! Ade, du mein Kinderglaube!
Wohin ist mir eigentlich egal! Mir ist schnuppe, wohin die Reise geht, Hauptsache ich schnuppere
den Duft der großen, weiten Welt. Ich will Freiheit und Abenteuer! Ich will Spaß und Urlaub in
Spanien, jawoll! Auf nach Malle! Let's go West!
Er will Gott loswerden, aber Gott lässt ihn nicht los!
Und dann lesen wir hier: "Er bezahlte Fährgeld, um mit ihnen nach Tarsis zu fahren." (Jona 1,3).
Und das wird eine ganze Menge, vermutlich sein ganzes Vermögen gewesen sein. Geht es doch
um nichts weniger als einmal übers gesamte Mittelmeer von Ost nach West. Da stand er nun am
Mittelmeer und hatte keine Mittel mehr! Aber das war ihm egal. Das war ihm die Freiheit wert!
Jona ist bereit, das zu bezahlen!
Und ich sehe darin auch eine Parallele zu vielen Menschen in unserer Zeit! Was ist man nicht
bereit, alles zu bezahlen, um das eigene Glück zu finden, die eigene Freiheit! Was sind Menschen
bereit, alles aufs Spiel zu setzen, einen hohen Preis zu bezahlen, etwa für den Erfolg im Beruf setzt
man seine Gesundheit aufs Spiel. Etwa für das Vergnügen einer lustvollen untreuen Nacht setzt
man seine Ehe aufs Spiel. Oder: Um vielleicht ein wenig Halt zu finden in andern Religionen, in der
Esoterik, im Aberglauben, setzt man sein Seelenheil aufs Spiel! Ein viel zu teurer Preis für das
Fährgeld für die Flucht in eine vermeintliche Freiheit. Und dann heißt es:
4 Da ließ der HERR einen großen Wind aufs Meer kommen, und es erhob sich ein großes
Ungewitter auf dem Meer, dass man meinte, das Schiff würde zerbrechen.
5 Und die Schiffsleute fürchteten sich und schrien, ein jeder zu seinem Gott, und warfen die
Ladung, die im Schiff war, ins Meer, dass es leichter würde. Aber Jona war hinunter in das Schiff
gestiegen, lag und schlief.
6 Da trat zu ihm der Schiffsherr und sprach zu ihm: Was schläfst du? Steh auf, rufe deinen Gott an!
Ich finde das so bezeichnend, was Jona jetzt macht. Mitten im Sturm. Ja, es gibt doch in jedem
Leben Stürme, beim einen heftiger, beim andern erträglicher.
Stürme, die uns eigentlich aus der Bahn werfen müssten. Und was macht Jona? Er schläft! Aber es
ist nicht der Schlaf des Friedens, der Ruhe, der Geborgenheit. Sondern es ist der Schlaf der
Gleichgültigkeit. Ach, jetzt ist mir auch alles egal! Augen zu - im wahrsten Sinne des Wortes Augen zu und durch! Und dann schläft er da, während es um ihn herum drunter und drüber geht.
Ist das manchmal auch unsere Einstellung, wenn in unserer Umgebung, wenn in unserer
Gesellschaft Probleme da sind, wenn es drunter und drüber geht, wenn es anderen Menschen
schlecht geht? Ach, was geht mich das an! Lasst mich doch damit in Ruhe! Und wir merken gar
nicht, dass wir selber mit im Boot sind. Wir können doch nicht tatenlos zusehen, wie sich um uns
herum unsere Gesellschaft immer weiter von Gott entfernt! Wie Gottes Gebote mit Füßen
getreten werden, und wie da auch so manche Stürme kommen, bei allem Wohlstand, den wir
immer noch haben. Wir können doch nicht tatenlos zusehen, wenn Menschen ertrinken vor den
Toren unseres Kontinents im Mittelmeer. Wir können doch nicht tatenlos zusehen, wie Gottes
gute Erfindung der Ehe heute kaum noch etwas zählt. Wie sich Menschen das selber zurechtlegen
nach ihren eigenen Wünschen und Ideen. Wir können doch nicht tatenlos zusehen, wenn man
Kinder im Mutterleib tötet, nur weil sie stören. Da müssen wir doch aufwachen! Da dürfen wir
doch nicht schlafen! - Jona schläft. Und es gibt viele, die schlafen, wenn Gott zu uns redet.
Die Predigt ist ja heute ein bisschen länger geworden, vielleicht ist der eine oder andere auch
schon eingeschlafen. Geht es Ihnen vielleicht wie dem Opa, der immer regelmäßig mit seinem
Enkeljungen den Gottesdienst besuchte, aber genauso regelmäßig während der Predigt
eingeschlafen ist. Und noch dazu dabei mächtig gesägt. Das hat den Pastor irgendwann ziemlich
gestört. Und so hatte er eine Idee. Er sprach den kleinen Jungen nach dem Gottesdienst an: "Du,
pass auf, wenn dein Opa beim nächsten Mal wieder einschläft, dann gibst du ihm so'n kleinen Stoß
in die Seite und machst ihn wieder wach, ja? Wenn du das machst, kriegst du jedes Mal 50 Cent!"
Abgemacht! Der Junge machte mit. Und ein paar Wochen klappte das bestens! Immer, wenn der
Opa einschlafen wollte, zack, gab's den Stupps von der Seite. Doch eines Tages, der Pastor kann's
kaum glauben: Da schläft der Opa doch wieder ein! Nach dem Gottesdienst fragt der Pastor den
Enkel: "Was ist los? Hast du's vergessen?" Der Enkel grinst den Pastor an und sagt: "Nö, aber der
Opa hat gesagt: Wenn ich ihn schlafen lass, krieg ich 'n Euro."
Ja, so ist das manchmal: Wir wollen am liebsten schlafen, wenn Gott zu uns redet, weil es
unbequem werden könnte. So wie Jona. Lassen wir uns aufwecken! Und das ist schon stark, dass
hier ausgerechnet die Heiden, die mit Gott eigentlich nichts am Hut haben, die kommen hier zu
Jona und sagen: "Was schläfst du? Steh auf, rufe deinen Gott an!" (Jona 1,6a) Wir kommen nicht
mehr weiter in unserer Not. Vielleicht hast du einen andern Gott als wir.
Und ich glaube, dass auch heute viele Menschen um uns herum, die selber vielleicht gar keinen
Bezug mehr zu Gott haben, dass die sich danach sehnen, dass die Christen doch endlich mal
aufwachen und eintreten für ihr Land. Und so gilt dieser Ruf von dem Schiffsherr auch uns heute:
"Steh auf, rufe deinen Gott an!" Und dann wird's spannend.
Und an der spannendsten Stelle in diesem Thriller, da unterbrechen wir jetzt einfach mal und
sagen:
Fortsetzung folgt.
Amen.