www.dortmunder-hafen.de DOCK. 4|2015 Hafenmagazin Große Fahrt bis Kilometer 1,44 W enn das Hafenboot zur Kontrolle ausläuft KV-ANLAGE LIEGT VOLL IM ZEITPLAN Neuer Umladebahnhof nimmt im Januar den Betrieb auf www.dortmunder-hafen.de Inhalt 4|2015 WENN DIE GROSSEN FRACHTER KOMMEN AUF DEM WEG ZUR KV-ANLAGE Ein Jahr nach dem ersten Spatenstich hat die KV-Anlage an der Franz-Schlüter-Straße Konturen angenommen. Im Januar geht der neue Umladebahnhof in Betrieb – mit dem Angebot, neben Containern künftig auch Wechselbrücken und Sattelauflieger umzuschlagen. 07 Die Hamburger Terminalbetriebe bereiten sich auf immer größere Containerschiffe vor, die mindestens 330 Meter lang und/oder 45 Meter breit sind. In einem Gastbeitrag schildert Hafen Hamburg, wie solche Frachter gemanagt werden. 10 GETREIDEHANDEL HAT TRADITION AUF TOUR MIT DEM HAFENBOOT Große Welt, kleine Fahrt: Für das Hafenboot „Stadt Dortmund“ enden die meisten Fahrten schon bei Kilometer 1,44. Aber selbst auf dieser vermeintlich kurzen Strecke haben Hafenmeister Sven Middelhoff und Hartmut Oeke reichlich zu tun. Seit mehr als 100 Jahren wird zwischen Baustoffen, Containern und Coils am Hafen auch Getreide gelagert und gehandelt. Die schwarzen Rapskörner gehören zu den Geschäftsgrundlagen der Agravis Kornhaus Westfalen-Süd GmbH. 08 THEA JURETZKY: IM NEBENJOB KÜNSTLERIN SCHLIESSUNG VON HSP TRIFFT AUCH DEN HAFEN ENVIO: DREHBUCH FÜR DIE SANIERUNG IST FERTIG 05 07 14 Seit 1993 arbeitet Thea Juretzky (55) als Assistentin der Geschäftsführung der Deutschen Gasrußwerke. Präsent ist sie aber in vielen Hafen-Büros: Die Professionalität ihrer Gemälde und Portraits hat sich herumgesprochen. 2 12 Die Folgen der voraussichtlichen Schließung von Hoesch Spundwand und Profil GmbH (HSP) zum Jahresende werden auch im Hafen zu spüren sein. Die neue KV-Anlage soll helfen, die drohenden Verluste aufzufangen. In die Hängepartie um die Sanierung des Envio-Geländes könnte in Kürze Bewegung kommen: Das Drehbuch ist längst geschrieben, die Arnsberger Bezirksregierung erwartet in diesen Wochen eine Entscheidung des OVG in Münster. 4 | 2015 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser! D er Herbst 2015 steht bevor: Wie schnell doch die Zeit vergeht! Vorbereitung und Entwicklung unseres ersten Hafenmagazins DOCK sind nun fast ein Jahr her. Jetzt erscheint bereits die vierte Ausgabe und die positive Resonanz begeistert uns alle. Vielen Dank dafür! Der Dortmunder Hafen zeigt sich im neuen Heft wieder in den unterschiedlichsten Facetten: Die Themen reichen von Kunst über Technik und Wirtschaft bis zu kulturellen Veranstaltungen. Beispielsweise gibt es Neuigkeiten zum Thema der neuen Anlage für den kombinierten Verkehr, die auf dem Gelände des „Alten Hafenbahnhofs“ seit gut einem Jahr gebaut wird. Wir freuen uns als Dortmunder Hafen sehr, dass die Container Terminal Dortmund GmbH (CTD) den Betrieb der neuen Anlage übernehmen wird. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der CTD GmbH weiterzuführen ist aus unserer Sicht der beste Weg. In Zukunft wird die neue Anlage in ihrer vollen Ausbaustufe bis zu 150.000 Ladeeinheiten im Jahr stemmen – ein wirklich wichtiger Aspekt, da die CTD GmbH heute bereits an ihre Kapazitätsgrenzen stößt. Es brummt im Hafen, und das wahrscheinlich auch in Zukunft. Die Umschlagzahlen des ersten Halbjahres 2015 halten den Dortmunder Hafen auch weiter auf Erfolgskurs. Im ersten Halbjahr lag der Schiffsgüterumschlag inklusive der Container bei 1.438.000 Tonnen. Das sind 10 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des letzten Jahres. Die Zukunft von Hoesch Spundwand und Profil GmbH wird hingegen für den Dortmunder Hafen auch wirtschaftliche Auswirkungen haben, die wir ausgleichen müssen. Mit Hilfe aller Mitarbeiter der Dortmund Hafen Gruppe wird uns auch das gelingen – da bin ich mir ganz sicher. In dieser Ausgabe gehen wir mit unserem Blick auch über die Grenzen des Dortmunder Hafens hinaus und schauen den Kolleginnen und Kollegen in Hamburg über die Schulter. Worauf muss ein Seehafen wie Hamburg beim Handling von besonders großen Schiffen eigentlich beachten? Darauf bekommen Sie, liebe Leser, in dieser Ausgabe spannende Antworten. Am Ende möchte ich noch auf ein Thema hinweisen, das mir besonders am Herzen liegt. Bald werden zwei Schiffe im Dortmunder Hafen liegen, die Menschen Zuflucht bieten, die als Flüchtlinge zu uns nach Deutschland gekommen sind. Auf Anfrage der Stadt Dortmund haben wir die Flächen bereitgestellt. Als kommunales Unternehmen sind wir uns unserer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Zum einen gehört die Aufrechterhaltung der regulären Abläufe des Dortmunder Hafens dazu. Zum anderen aber auch eine humanitäre Verantwortung in Notsituationen. Die Bürgerinnen und Bürger zeigen, wie unbürokratisch und schnell man den Flüchtlingen helfen kann – wir möchten einen Teil dazu beitragen. Jetzt, da die Tage wieder kürzer werden, eignet sich die Zeit besonders gut, um in unserem Magazin zu schmökern. Dabei wünsche ich Ihnen viel Freude. Ihr Uwe Büscher / Vorstand der Dortmunder Hafen AG ZAHL DES QUARTALS 1.438.000 Tonnen Güter… … wurden am Dortmunder Hafen im ersten Halbjahr 2015 umgeschlagen. Das sind zehn Prozent mehr als im ersten Halbjahr des Vorjahres. IMPRESSUM Herausgeber V.i.S.d.P.: Uwe Büscher, Dortmunder Hafen AG Speicherstr. 23, 44147 Dortmund Tel.: 0231 / 98 39 68 1 Textbeiträge: Gregor Beushausen Layout/Grafik/Satz: Büro für Gestaltung, Münster Fotos: Helmuth Voßgraff, HHM, Dortmunder Hafen AG Druck: Hitzegrad, Print/Medien & Service Feldbachacker 16, 44149 Dortmund Erscheinung: Das Hafenmagazin erscheint jeweils zu Beginn eines Quartals in einer Auflage von 2.500 Exemplaren. 3 www.dortmunder-hafen.de PoH_187_x_257.Image.qxp_(DOCK) 21.07.15 12:07 Seite 1 www.portofhamburg.com PYour general and bulk cargo partner PYour intermodal port partner, handling all modes PYour logistics hub partner PA real partner in your green supply chain PYour hub port partner, handling ultra large containerships and serving all of Europe Port of Hamburg Marketing Pickhuben 6, 20457 Hamburg, Germany Phone: +49 40 37709-0, E-Mail: [email protected] 4 4 | 2015 Serie Von der Bürowand lacht ihr der kubanische Musiker Compay Segundo entgegen, den Strohhut auf dem Kopf, die Zigarre in der Hand. Segundo, (Buena Vista Social Club) ist 2003 in Havanna verstorben. So, wie Thea Juretzky ihn gemalt hat, mit hellen, fröhlichen Farben, versprüht er selbst nach seinem Tod noch pure Lebensfreude. GESICHTER DES HAFENS Die Autodidaktin Thea Juretzky: vom Schreibtisch zur Staffelei T hea Juretzky (55) arbeitet seit 1993 als Assistentin der Geschäftsführung der Deutschen Gasrußwerke. Präsent ist sie aber in vielen Büros im Hafengebiet. Ihre Gemälde, hauptsächlich auf Leinwand und mit Acrylfarben, schauen den Chefs über den Rücken und erwecken Aufmerksamkeit beim Besucher. Längst hat sich die quirlige Frau einen Namen als Malerin gemacht, die sich in Kursen fortgebildet hat und deren Motive weit über Dortmund hinaus ausgestellt werden – Verkauf inbegriffen. groß und spornte die Autodidaktin an, sich Manchmal beginnt sie frühmorgens um mit Fachliteratur einzudecken, Kursen ansechs in ihrem Atelier zuhause. Dann spannt zuschließen und als Gaststudentin den Vorsie die Leinwand auf und grundiert sie. Kann lesungen an der Uni zu folgen. Es folgten aber auch sein, dass sie nachmittags auf der Workshops im Ausland mit Szene-Künstlern Empore in der Textildruckerei im Dortmun- und Malreisen zur Inspiration und zum Üben. der Hafen weitermacht, ihrem zweiten Ate- Mit Ölfarben ist sie damals gestartet. Da sich lier. Ihre Vorlagen bringt sie meist von Rei- aber der Prozess des Trockenwerdens nur sen mit: Postkarten und Fotos von Kindern, schwer mit der „Ungeduld“ der KünstleLandschaften und Bewohnern. Ihre hel- rin vereinbaren ließ, stieg Thea Juretzky auf len, fast fröhlichen Farben lassen erahnen, Acryl und Aquarell um. Material, das sie viel dass sie das südländische Flair und vor al- lieber nutzt bei ihrer Schaffensperiode, die zwischen 10 und 30 Stunden lem Kuba mag. Dabei bietet ihr „Ich liebe den pro Bild betragen kann. auch das Hafengebiet jede MenHafen, Wasser ist Wer fragt, wie sie ihre Arbeige Motive – das Alte Hafenamt mein Element.“ ten einordnen würde, erntet ein darf in ihrer rund 90 Motive großen Sammlung ebenso wenig fehlen wie Lächeln und die Antwort: „Realismus, aber das Containerterminal. „Ich liebe den Hafen“, spontan.“ Sie weiß, was Kunden und Betrachter einem Künstler antun können mit sagt Thea Juretzky. Seit 2004 frönt sie ihrem Hobby, dem sie der Frage „Und wie muss ich das Bild aufanfangs eher skeptisch entgegenstand. hängen?“ „Aus meiner Welt“ hat Thea JuAls ihr jemand zum Geburtstag eine Staf- ritzky eine Reihe von Werken überschriefelei schenkte, „hab‘ ich das erst mal in die ben, die auf ihrer Homepage im Internet zu Ecke gestellt.“ Doch die Neugier siegte, und sehen sind. „Ihre Welt“ zeigt unter anderem in Internetforen fand sie alsbald Mitstreiter, eine Szene aus der Kampstraße, sie zeigt das die ihr erklärten, wie man arbeitet mit Far- Dortmunder U, Phoenix-West und die Uni. ben, mit Licht und Schatten. Der Zuspruch Dabei schafft sie es, auch ein eher unspekfürs erste Bild, das sie ins Netz stellte, war takuläres Motiv wie die Fernwärmestation Frohe und helle Farben, ein Hauch von Mediterranem: Das ist die Handschrift von Thea Juretzky. der Deutschen Gasrußwerke in helle, kräftige Farben zu tauchen und der technischen Anlage etwas Mediterranes zu verleihen. Am 16. Oktober um 17 Uhr lädt Thea Juretzky zur Vernissage ins e-port-Gebäude an der Mallinckrodtstraße. Bis dahin sollen weitere Werke geschaffen sein: das Alte Hafenamt aus neuer Perspektive und der Deutschland-Achter der Ruderer. Was sie nach dem Ende ihres Berufslebens macht, weiß sie auch schon: „Auf Mallorca leben.“ KONTAKT www.thea-juretzky.de [email protected] 5 Energie gibt’s bei mir nur aus dem Pott. Unsere Energie für unsere Region ≥ dew21.de 4 | 2015 Voll im Zeitplan Neue KV-Anlage: Im Januar rollen die ersten Züge Nach nur einem Jahr Bauzeit hat das neue Terminal für den Kombinierten Verkehr (kurz KV-Anlage) am Alten Hafenbahnhof Konturen bekommen. Einem riesigen Tor gleich, erhebt sich der neue Portalkran mit 40 Metern Spannweite am Gleisende. D er Verkehr kommt im Januar 2016. Dann laufen die ersten Züge und Lkw im neuen Umladebahnhof an der Franz-Schlüter-Straße in Deusen ein – der Startschuss für den Betrieb der KV-Anlage. „Wir sind voll im Zeitplan“, sagt Projektleiterin Kristina Rummeld von DSW21. „Das Gros der Bauarbeiten wird pünktlich in diesen Wochen beendet sein.“ Am Anschluss folgt eine zweimonatige Testphase des Portalkrans, im Dezember die endgültige Fertigstellung. Mit der Inbetriebnahme des neuen Umladebahnhofs macht der Dortmunder Hafen einen wichtigen Schritt nach vorn: Er erweitert sein Leistungsangebot. Auf vier je 700 Meter langen Gleisen können neben Con tainern erstmals auch Sattelauflieger und Wechselbrücken vom Lkw auf die Schiene umgeschlagen werden (und umgekehrt) – insgesamt 103.000 Ladeeinheiten/Jahr in der ersten Baustufe. „Für den Umschlag von Wechselbrücken und Sattelaufliegern gibt es in der Region Dortmund kein zweites Terminal“, sagt Rainer Pubanz, Prokurist der Neue Herausforderung Schließung von HSP trifft auch den Hafen Das vom Salzgitter-Konzern beschlossene Aus für das Dortmunder Traditionsunternehmen Hoesch Spundwand und Profil GmbH (HSP) zum Jahresende wird auch bei der Dortmunder Hafen AG zu spüren sein. „Wir verlieren einen guten Kunden“, bedauert Uwe Büscher, Vorstand der Dortmunder Hafen AG. „Über einen neuen Investor für HSP und die 343 Mitarbeiter würden wir uns natürlich freuen, aber zum jetzigen Zeitpunkt rechnen wir nicht mehr damit.“ Sollten die Werkstore vor dem 45,6 Hektar großen Areal an der Alten Radstraße in der westlichen Innenstadt Ende des Jahres geschlossen werden, reduzieren sich die Transportmengen und der damit verbundene Umsatz der Dortmunder Eisenbahn. „Bereits in den kommenden Wochen und Monaten wird sich das bemerkbar machen“, schätzt Hafen-Vorstand Büscher. Der Dortmunder Eisenbahn gingen neben den von HSP beauftragten Transporten auch die Verkehre der Zulieferer sowie die Ausgangszüge verloren. Die nach der Schließung nicht mehr benötigten Waggons und Loks sollen vermietet, verkauft oder an anderen Stellen eingesetzt werden. Feste Mitarbeiter der Dortmunder Eisenbahn, die für die Verkehre rund um HSP Sie freuen sich auf Januar: Hafen-Vorstand Uwe Büscher, Projektleiterin Kristina Rummeld und Hafen-Prokurist Rainer Pubanz (v.l.) Hafen AG. „Damit können wir Bestandskunden wie Ikea, aber auch Neukunden, erhebliche logistische Vorteile bieten und weitere Marktanteile gewinnen“, ergänzt Uwe Büscher, Vorstand der Hafen AG. 40 Meter hohe Lichtmasten signalisieren, dass bei Bedarf rund um die Uhr gearbeitet wird. Neben vier Umschlaggleisen sind bereits auch die Lade-, Fahr- und Abstellspuren für Container gelegt. Die Regie der KV-Anlage übernimmt des Container-Terminal Dortmund (CTD), das nach europaweiter Ausschreibung den Zuschlag erhalten hat. Der Umladebahnhof wird neben dem eigentlichen Standort an der Kanalstraße die zweite Betriebsstätte des CTD. zuständig waren, erhalten dann neue Aufgaben. Auch für die DI Infrastruktur GmbH gehört HSP zu den wichtigsten Kunden. Im Falle der Schließung fällt das Trassenentgelt weg, das HSP an DI Infrastruktur zahlt. „Das wirkt sich natürlich auf den Umsatz aus“, sagt Hafen-Vorstand Büscher. Gleichzeitig aber müssen die von den HSP-Zügen befahrenen Gleisanlagen im Hafen weiter betrieben werden – sowohl für die anderen Anrainer als auch für die neue Anlage für den Kombinierten Verkehr (KV), die Anfang 2016 am Alten Hafenbahnhof den Betrieb aufnimmt. Mit dem neuen „Umladebahnhof“ entstehen allein im ersten Bauabschnitt und zusätzlich zum Container-Terminal weitere Kapazitäten für 103.000 Ladeeinheiten/Jahr. Somit sorgt die KV-Anlage neben steigendem Umschlag auch für zusätzliche Einnahmen aus Trassenentgelten des CTD, das die Umladestation betreibt. „Das werden wichtige Bausteine in unserem Bemühen, die durch das Aus von HSP bedingten Einnahmeverluste auszugleichen“, sagt Büscher. „Wir sind zuversichtlich, dass uns das mittelfristig gelingen wird.“ 7 www.dortmunder-hafen.de Die Wacht auf dem Wasser Wenn die Hafenmeister zur Kontrolle auslaufen – Große Fahrt bis Kilometer 1,44 Das Schiff gibt sich nüchtern, schon der Name „Stadt Dortmund“ lässt nicht an große Fahrt denken, und doch gibt es „Stadt Dortmund“ etwas dicker auftragen, als es ihrem Auftrag als Hafenboot entspricht. „ Vor Fahrtbeginn Seeventil öff Sven Middelhoff muss fast selber schmunzeln, als er das Boot vom Kai des Stadthafens ablegen lässt. G roße Welt und große Fahrt enden für das fünf Jahre alte Schiff bei Kilometer 1,44 – und für Sven Middelhoff sowie seinen Kollegen Hartmut Oeke auch. Aber Hafen ist Hafen, und die zehn Hafenbecken nebst den Unternehmen als Anrainern, den Partikulierern, die Schüttgut, Schrott und Container holen und bringen, erfordern Kontrolle oder mindestens Beobachtung von, ja sagen wir es deutlich – seewärts. So ist es nicht nur Vergnügen, sondern auch Arbeit, wenn das Hafenboot kleine Fahrt aufnimmt. „Wir stellen mithilfe von Eichbuch und Eichmarken fest, wie viel Tonnen ein Schiff geladen oder entladen hat“, sagt Middelhoff, während die beiden jeweils 130 PS-starken Volvo-Penta-Motoren die „Stadt Dortmund“ durch das im Sonnenlicht glitzernde Wasser schieben. Am Vortag bat der Lüner Hafen um Hilfe „Da fahren wir allerdings mit dem Auto hin“, stellt Middelhoff fest. Grundsätzlich ist es so: Liegezeit kostet, „und die Partikulierer sehen zu, dass sie schnell rein und wieder raus kommen“. Die zehn Hafenbecken mit einer Uferlänge von rund elf Kilometern umfassen eine Fläche von 34,5 Hektar, 2.000 beladene Schiffe im Ein- und Ausgang besuchen Dortmund jährlich und der Schiffsgüterumschlag beträgt etwa drei Millionen Tonnen per anno. Der Hafen belebt aber nicht nur den Wirtschaftsraum Dortmund, seine Hauptumschlaggüter Container, Baustoffe, Mineralöle, Eisen und Stahl, Schrott, Zellstoff und Papier sowie Importkohle versorgen über den Weitertransport mit Lkw und Bahn auch Ostwestfalen, das Sauer- und das Siegerland sowie Nordhessen. Kurz hinterm Stadthafen sieht Middelhoff einen C-Schlauch im Ufergras liegen, aus dem armdick Wasser in den Kanal geleitet wird. Ein Anruf beim Unternehmen, keine Aufregung, es ist Kanalwasser aus der fir- 8 4 | 2015 s ein kleines Schild, da möchte selbst die fnen“, steht da zu lesen, und Hafenmeister meneigenen Sprinkleranlage, das vorher aus dem Kanal entnommen worden ist. Die Wasserqualität ist der Stolz des Hafens. Nicht nur, dass man vom Ufer aus manchmal bis auf den Grund gucken kann, Fischreichtum und meterlange Algenfahnen signalisieren, dass das Wasser in Ordnung ist. „Es ist reines Lippewasser, was hier zugeführt wird.“ Das mit den Algen ist nicht so schön, weil sie sich manchmal in den Schrauben der Schiffe verheddern, aber kaum zu verhindern, weil das Sonnenlicht bis auf den Grund scheint und das Wachstum anregt. Links, nee, steuerbord, liegt die „Edwina“ aus Berlin. Zusammen mit der „Edlena“ sind es die beiden Schubboote, die hinter Kilometer 1,44 die Uferböschungen mit Steinen versorgen. Middelhoff grüßt rüber. Er verteilt Lob: „Die melden sich jedes Mal an und ab – das kann man nicht von jedem sagen.“ Middelhoff und Oeke haben immer einen Blick auf die Schiffe, die anlegen und auch auf das gesamte Umfeld. Mal macht ein Schiff fest, indem es vier Stützen ausfährt, die es quasi auf den Kanalboden stellen, was verboten ist, weil das den Untergrund der Wasserstraße beschädigen könnte. Mal machen sie wilde Müllkippen an Land aus und auch welche im Wasser. Motorräder, Fahrräder, Autos, Tresore, „leider alle aufgebrochen“. Hafenmeister Sven Middelhoff und sein Kollege Hartmut Oeke nehmen das gesamte Hafengebiet in den Blick. Sie wissen genau, wie viel Tonnen ein Schiff ge- und entladen hat. Hinter Kilometer 1,44, also auf der Wasserfläche, für die das Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg zuständig ist, nimmt die „Stadt Dortmund“ kurz Fahrt auf. Das Echolot zeigt ständig die Wassertiefe an, die mindestens 3,50 m betragen muss, allerdings fast immer über vier Meter liegt. „Kein Schiff darf mehr als 2,80 Meter im Wasser liegen“, sagt er, „wenn doch, gibt’s ein Knöllchen.“ Middelhoff hält auf den Industrie- und den Hardenberghafen zu. Er passiert den Ort der Ölsperre, einen nach oben porösen Schlauch, der auf dem Kanalgrund liegt, und der im Notfall mithilfe hineingepumpter Luft für eine knapp 20 Zentimeter hohe Verwirbelung auf der Wasseroberfläche sorgt. Der Wirbel von Ufer zu Ufer stellt sicher, dass das Öl das Hafenbecken nicht verlassen und abgesaugt werden kann. Die „Labe 20“ aus Tschechien folgt ihm, um beim Rohstoff-Recycling-Center Schrott zu laden. Sie pumpt einen dicken Schwall aus den Ballasttanks. „Die leeren Schiffe müssen das Wasser aufnehmen, damit sie tiefer liegen, um unter den Brücken herzukommen“, erklärt er. Jetzt muss das Wasser wieder raus, der Schrott übernimmt die Aufgabe. Middelhoff ist am Ende der Tour und lenkt das Schiff Richtung Stadthafen. Ein Ruderer fängt zu schimpfen an, dass ihn die Wellen der „Stadt Dortmund“ aus dem Rhythmus gebracht haben. „Die Berufsschifffahrt hat nun mal Vorrang“, erklärt Middelhoff. Er grüßt zur „Mirage“ rüber, die im Marx-Hafen Zement lädt, und auch die „Jacoba“ hupt er kurz an, die bei „Chronimet“ mit Schrott beladen wird. „1150 Tonnen darf sie bekommen“, sagt Middelhoff – am Nachmittag wird er sie eichen, bevor das Schiff den Dortmunder Hafen verlässt. Sie geht auf große Fahrt – weit über Kilometer 1,44 hinaus. 9 www.dortmunder-hafen.de Die Ozeanriesen Wie Hafen Hamburg die großen Schiffe managt Die steigende Zahl großer Container- und Kreuzfahrtschiffe stellt den Hamburger Hafen vor logistische Herausforderungen. Wie die gemanagt werden und welche Rolle die Lotsen dabei spielen, zeigt unser Gastbeitrag von Hafen Hamburg Marketing. 10 be, Reedereien und Behörden vor große Herausforderungen. Mit der Nautischen Terminal Koordination (NTK) gibt es seit Ende 2014 eine Einrichtung, die sich um die zentrale Abstimmung der Großschiffsanläufe kümmert – lange bevor das Schiff die Revierfahrt auf der Elbe antritt. Die Schiffe unterliegen bei der Revierfahrt von und nach Hamburg unterschiedlichen Beschränkungen, etwa durch den Wasserstand der Elbe oder die Breite der Fahrrinne. Das führt zu Wechselwirkungen mit der Ankunft oder Abfahrt anderer Schiffe. Die NTK beobachtet diese Wechselwirkungen während des gesamten Schiffszulaufs in Nordeuropa, erkennt Konfliktsituationen und kann die Auswirkungen auf das Gesamtsystem Hafen reduzieren. Damit die Zeitfenster der Tide (Ebbe und Flut) effizient genutzt werden, bedienen sich Terminalbetriebe, Lotsen und die Hamburg Port Authority elektronischer Hilfsmittel. Elektronische Seekarten etwa, die vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH) in Hamburg herausgegeben werden und ein unverzichtbares Werkzeug sind. Zudem sind alle Beteiligten über ein Foto: HHM/Peter Glaubitt ie Zahl der außergewöhnlich großen Schiffe, kurz AGF, nimmt im Hamburger Hafen von Jahr zu Jahr zu. 2014 wurden hier 1.000 Frachter dieser Größenklasse gezählt, die mindestens 330 Meter lang und/ oder 45 Meter breit sind. 2007 waren es gerade mal 597. Zu den AGF zählen neben den neuen Generationen der Containerschiffe große Massengut- und Kreuzfahrtschiffe. Die Hamburger Terminalbetriebe haben sich auf diesen Trend eingestellt und bauen ihre Anlagen aus. Besonders das Größenwachstum in der Containerschifffahrt hält unvermindert an. Dominiert werden die Auftragsbücher von Großcontainerschiffen mit mehr als 10.000 TEU (1 TEU = 20 Fuß-Container). Zirka 150 Bestellungen sind in diesem Segment 2014 beauftragt worden. Durch den Einsatz von größeren Schiffen erwarten die Reeder Skaleneffekte, weitere Kostenvorteile und weniger Umweltbelastung. In Hamburg machten 2014 mehr als 500 ultragroße Containerschiffe fest. Die steigenden Zahlen stellen Hafenbetrie- Foto: HHM/Peter Glaubitt D Foto: HHM/Multhaupt 4 | 2015 weiteres System verbunden. Durch eine IT-Plattform, die alle Veränderungen in den Abläufen in Echtzeit anzeigt. Das weltweit einmalige System, durch das die Planbarkeit der Revierfahrt auf der Elbe und der Schiffsbewegungen im Hamburger Hafen verbessert wird, wurde durch die Terminalbetreiber HHLA und EUROGATE entwickelt und finanziert. Dabei werden Informationen aus den Bereichen Schiffsanlauf und Schiffsabgang zusammengeführt und Umschlagterminals, Assistenzschleppern, Hafen- und Elblotsen sowie Festmachern zur Verfügung gestellt. Zu den Statusinformationen gehören beispielsweise die Liegeplatzplanung und -anmeldung der Terminals, die Schiffspositionen auf der Elbe ab „Deutscher Bucht“ bis zum „Leinen fest“, die Schiffsanmeldungen der Elblotsen, die Zuständigkeitsmeldungen der Assistenzschlepper sowie Festmacher und die Wasserstandsvorhersagen des Bundesamtes für Seeschifffahrt. Eine Schlüsselstellung im Schiffsverkehr nehmen die Lotsen ein. Sie sorgen rund um die Uhr bei jedem Wetter für Verkehr einen sicheren Verkehrsfluss auf der Elbe und im Hafen. Zu Ausbildungszwecken trainieren die Lotsen alle möglichen Szenarien am Schiffssimulator. Das Marine Training Center (MTC) in Hamburg-Stellingen verfügt über eine solche Anlage. Hier werden von den Hafen- und Elblotsen auch die Anläufe neuer Schiffstypen vorbereitet und berechnet. Das MTC erlaubt dabei die Darstellung verschiedener Schiffsbrücken. Es geht darum, in der Simulation so nah wie möglich an die realen Szenarien heranzukommen. Mit dem Simulator werden die Auswirkungen unterschiedlichster Windstärken, von Strömungen, Eisgang, Nebel oder komplexe Begegnungssituationen für den jeweiligen Schiffstyp berechnet. Anhand der Simulationsvarianten erarbeiten die Lotsen gemeinsam mit der HPA ein maßgeschneidertes Einsatz-Konzept. Von zentraler Bedeutung für den Hamburger Hafen ist die Fahrrinnenanpassung der Unter- und Außenelbe. 2001 beantragte der Hamburger Senat beim Bund eine Anpassung der Fahrrinne – es handelt sich um eine Bundeswasserstraße. Die Planfeststellung für die Fahrrinnenanpassung auf der Strecke zwischen dem Hamburger Hafen und dem Mündungstrichter der Elbe in der Deutschen Bucht bei Cuxhaven ist bereits beschlossen. Bei einer positiven Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig werden den Schiffen bald rund 100 Zentimeter mehr Wassertiefe unterm Kiel auf der Elbe zur Verfügung stehen. Derzeit können Schiffe mit einem maximalen Tiefgang von 12,80 Metern unabhängig von den Gezeiten in Hamburg ein- und auslaufen. Gezeitenabhängig dagegen sind einkommend von der Nordsee unter Ausnutzung der Flutwelle 15,10 Meter und ausgehend 13,8 Meter möglich. Überdies ist im Zuge der Maßnahme geplant, das Flussbett zwischen Glückstadt und dem Hamburger Hafen um 20 Meter zu verbreitern, um den Begegnungsverkehr besonders großer Seeschiffe zu erleichtern. Bei Wedel ist eine gut sieben Kilometer lange und 385 Meter breite Begegnungsbox vorgesehen. In diesem Abschnitt der Elbe kurz vor Hamburg können nach Fertigstellung der Box auch besonders große Seeschiffe ohne Warte- HAFEN HAMBURG • Der Hamburger Hafen ist der größte deutsche Seehafen und der drittgrößte Containerhafen Europas. • 145,7 Millionen Tonnen wurden 2014 umgeschlagen, darunter 9,7 Millionen Standardcontainer (TEU). • Rund 10.000 Schiffe laufen den Hamburger Hafen pro Jahr an sowie wöchentlich mehr als 1200 Güterzüge. • Vier Containerterminals stehen den Kunden des Hamburger Hafens zur Verfügung. Überdies gibt es 50 weitere, spezielle Umschlaganlagen für Projektverladungen und Massengüter. • Der Dortmunder und der Hamburger Hafen sind durch eine Repräsentanz verbunden, die Hafen Hamburg Marketing im Verwaltungsgebäude der Hafen AG eröffnet hat. zeiten passieren. Auf der Unterelbe dürfen sich nach Vorschrift der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt auf einigen Abschnitten nur Schiffe mit einer Gesamtschiffsbreite von maximal 90 Metern begegnen. Foto: Foto: HHM/Zilski · Grafik: MSC Foto: HHM/ Lindner Es bedarf einer ausgeklügelten Logistik, um vor allem die großen Containerschiffe sicher in den Hafen zu lotsen. Das weltweit größte Containerschiff (MSC ZOE) wurde in Hambur am 3. August getauft. 11 www.dortmunder-hafen.de Serie UNTERNEHMENSPORTRAIT Wenn die Körner rieseln Agravis pflegt eine mehr als 100 Jahre alte Tradition am Dortmunder Hafen Der Dortmunder Norden – und dies besonders in Hafennähe – nimmt für sich in Anspruch, an die große industrielle Historie der Stadt zu erinnern, ohne die Bedeutung gering zu schätzen, die der Hafen als Waren-Umschlagsort immer noch hat. Container und Coils prägen das Bild, Unternehmen lassen Baustoffe löschen, und was so gar nicht dazu zu passen scheint, ist ein Landhandel nebst Getreidelager, die besonders in den Sommermonaten zu Zielpunkten der Landwirte werden, die in der Industrieregion zwischen Ruhr und Dortmund-Ems-Kanal noch wirtschaften: Raiffeisen und Agravis. U nd doch blickt der Standort am Stadthafen auf eine mehr als 100 Jahre alte Tradition zurück. „Seit 1910 wird hier Getreide gelagert und gehandelt“, sagt Frederik Fischer-Neuhoff, Zweigstellenleiter Dortmund der Agravis Kornhaus Westfalen-Süd GmbH. 13 000 Tonnen umfasst die Kapazität der Häuser an der Speicherstraße – und damit gleichzeitig das jährliche Handelsvolumen. Denn einmal im Jahr müssen die Speicher restlos leer sein. Besenrein. Wir reden schließlich von Nahrungsmitteln. Am 1. Januar 2010 ist das Unternehmen als Vertriebsorganisation gegründet worden. Hervorgegangen aus der Agravis Kornhaus Sieger-Sauerland GmbH und der Agravis Kornhaus Kamen-Dortmund GmbH – tätig an elf Standorten in den Regionen Ruhr-Lippe und dem Sieger- und Sauerland. Neben dem Kerngeschäft des Getreidehandels gehört das Betreiben der Raiffeisen-Märkte sowie der Handel mit Heizöl, Diesel, Gas und Holzpellets dazu. Er spricht kurz mit einem Mitarbeiter, der eine Anhängerladung schwarzer Rapskörner in den Getreidesumpf rieseln lässt. „Mal ein anderes ,schwarzes Gold‘“, sagt er und grinst. Landwirte, die nicht über ausreichend Lager verfügen, müssen ihr Getreide direkt nach der Ernte verkaufen – Agravis lagert es ein und verkauft es später, wenn die Speicher auf den Höfen leer sind, an die Landwirte zurück. „Vor der nächsten Ernte müssen sie zukaufen, und dann haben wir noch etwas vorrätig.“ Verkauft wird das Getreide aber auch an Großabnehmer wie Mühlen und Brotfabriken. Etwa 30 Landwirte würden den Standort beliefern – eine sinkende Zahl. Frederik Fischer-Neuhoff: „Die meiste Ware wird per Schiff transportiert.“ 12 4 | 2015 Der zehn Stockwerke hohe Kornspeicher ist zu einer Landmarke am Hafen geworden. Der Verkauf findet im lang gestreckten Gebäude statt. Anlieferung per Trecker oder Lkw, Weitertransport per Schiff. „Etwa 70 bis 80 Prozent der Ware geht über den Schiffstransport wieder raus“, schätzt Fischer-Neuhoff. Etwa zu den Kraftfutterwerken in Münster und Dorsten, den Mühlen Jeckering und Bröckelmann in Hamm. Bis zu 1000 Tonnen könne ein Schiff laden, das verbillige den Transport: „Der Lkw ist etwa drei Euro pro Tonne teurer.“ Die zehn Stockwerke des Raiffeisen-Speichers und der flachere, lang gestreckte ehemalige Rhenus-Speicher von 1910 bergen derzeit 2000 Tonnen Raps für die Hammer Ölmühle, 4000 Tonnen Weizen und 3000 Tonnen Gerste für die Verarbeitung zu Tierfutter, 2000 Tonnen Brotweizen und ein paar 100 Tonnen Roggen für den Verkauf. „Die Böden hier sind keine klassischen Roggenböden“, so der Filialchef. Zu gut für Roggen im Grunde genommen, mit dem man auch auf leichteren Böden gute Erträge erzielen kann. Hier baue man lie- nigungen zu vermeiden. „Bodenlagerung ist schon lange nicht mehr erlaubt“, so der 25-Jährige, der das Lager mit drei Mitarbeitern bewirtschaftet. Er selber stammt von einem Hof in Löttringhausen und wenn man sieht, wie er sich über die Lüftungsklappen der Speicher bückt, um den warmen Duft des Getreides zu riechen, dann nimmt man ihm die Herkunft ab. Eigentlich ist der gesamte Speicher mit diesem würzigen Duft erfüllt. Eine Folge der unablässig arbeitenden Kühlung. „Das Getreide hat bei Anlieferung an einem Hochsommertag eine Temperatur von 30 Grad Celsius“, erklärt Fischer-Neuhoff, „und muss auf 13, 14 Grad herunter gekühlt werden.“ Macht man es nicht, würde es anfangen zu stocken und Schimmel zu bilden. Außerdem drohe Selbstentzündung. Abgesehen davon schätzen Getreideschädlinge diese niedrige Temperatur ebenfalls nicht. Im Regal ber hochwertigeren Weizen an, der besser lagern in Beuteln Proben von jeder Charbezahlt werde. Er bringe etwa zwei Euro je ge angelieferten Getreides, um die Qualität Doppelzentner (100 Kilo) mehr. Insgesamt festzuhalten – oder auch den Verschmuteine durchschnittliche Ernte sei es diesmal zungsgrad. Die Reinigung erfolgt über Gegewesen. Gute Gerste, der Weizen nicht so bläse, Rütteln und Schütteln, über Siebe. gehaltvoll, der Brotweizen eher durchwach- Zu Umsätzen kann Fischer-Neuhoff nichts sen. Der Regen sei etwas spät gekommen. sagen, zu sehr würden die Preise schwanDer Raps ist abgekippt, ein ken. Mal bringe die Tonne „Etwa 70 bis 80 Prozent System von BecherwerWeizen 250 Euro, mal nur der Ware geht über den ken, Ketten und Schiebern Schiffstransport wieder raus“ 150. Der Raps erfreue eitransportiert ihn bis zum nen schon mal mit einem Elevator, der die Ernte bis ins höchste Ge- Preis von 520 Euro pro Tonne, derzeit liege schoss transportiert, wo sie über Schüt- er bei 350. „Bei Weizen und Raps richten ten in senkrecht stehende Getreidespeicher sich die Preise nach dem Weltmarkt. Und verteilt wird. Miag Mühlenbau hat 1910 of- die anderen Getreidearten ziehen mit rauf fenbar gut gearbeitet, es sind immer noch oder runter“, meint er. dieselben Geräte, die transportieren. Ach- Agravis und Raiffeisen an der Speichersen laufen in schwarzem Fett, halbzentime- straße, ein Standort, der zu den traditionsterdicke Bleche, die an Ketten geschweißt reichen am Kanal gehört. Zwar kein klassisind, schieben das Getreide an Sichtfens- scher für Coils und Container, für Legemehl tern vorbei, bis es in die zugedachten und Pferdemüsli. Aber immerhin einer, der Schächte fällt. Trecker und Schiff zusammenbringt. Hat Ein geschlossenes System, um Verunrei- man auch nicht so oft. Bolzplatz-Turnier S piel, Spaß und Spannung: Unter der Schirmherrschaft von Uwe Büscher, Vorstand der Dortmunder Hafen AG, haben die Jugendabteilung und der Förderverein des BV Viktoria Kirchderne 1911 auch in diesem Jahr ihr „Bolzplatz-Turnier“ gefeiert. Dabei haben elf Jungen- und vier Mädchenteams den Ball laufen lassen und Tore geschossen. Und das nicht zu knapp. Bei den Mädchen setzten sich die „Die wilden Kracher“ des SV Berghofen durch, bei den Jungs stand am Ende das Team „Berswordt 1“von der gleichnamigen Berswordt-Grundschule auf dem Siegertreppchen. Ausgepowert, aber überglücklich, nahmen die jungen Kicker die Pokale und Geldpreise von Hafen-Vorstand Uwe Büscher in Empfang. 13 www.dortmunder-hafen.de Menschen zieht es ans Wasser und zur Musik: Der Hafen und die Pauluskirche waren zwei herausragende Ankerpunkte im Veranstaltungsreigen. Das Flair des Hafens Jung und Alt gingen auf Entdeckungstour mannsknoten formen. Oder an der Drehbrückenstraße die Fotoausstellung im Hafen-Studio besuchen, um wenig später über die eigens aufgebaute Pontonbrücke auf wackeligen Füßen zur anderen Uferseite zu gelangen. Dort prosteten sich Hafen-Besucher Christel Brockhaus und Felix Ziolkiewicz mit Kräuterschnaps zu. „Sehr interessant hier. So kennen wir den Hafen gar nicht.“ D as Hafenviertel in Bewegung: Auch beim 5. Hafenspaziergang gab es für die Besucher an 26 Veranstaltungsorten reichlich zu entdecken. Ein Ankerpunkt war das Alte Hafenamt. Einmal mehr führte Kulturwissenschaftlerin Ute Iserloh staunende Besuchergruppen im Feuerschein der Fackeln durch den nächtlichen Dortmunder Hafen. Wer wollte, konnte tagsüber im Rücken des Hafenamtes sein Geschick beweisen und beispielsweise aus Tauen See- Nach kurzer Pause ging‘s für beide weiter, über die Gneisenaustraße zum Blücherpark, wo vorwiegend jüngere Besucher bei Live-Musik an der Bühne feierten. Die Licht-Klang-Installation am Projektspeicher (Speicherstraße 33) zu vorgerückter Stunde haben sie nicht mehr mitgenommen. Wer die Hafengegend per Schiff besichtigen wollte, war auf der Santa Monika II bestens aufgehoben. Kurz nach 20 Uhr legte sie erneut ab, an Bord rund 150 Geburts- tagsgäste für die beiden Brüder Wolfgang (30) und Frank Siegmund (35). „Wir fahren nur ein bisschen hin und her, schleusen geht um diese Uhrzeit leider nicht mehr.“ Am Tyde und auf dem Partyschiff Herr Walter ging dafür umso mehr, Tische und Stühle waren vollbesetzt. „Der Durchlauf ist gut, die Leute sind mega-entspannt“, meldete Lars Rüttge aus dem Tyde. Das waren sie auch beim Halleluyeah-Festival in der Pauluskirche an der Schützenstraße. Im Garten gab‘s nachmittags Akustikpop, bis es anschließend in der Kirche Punk und Schlager zu hören gab. Organisatorin Heike Schulz vom Quartiersmanagement zeigte sich zufrieden: „Für die Besucher war es eine echte Entdeckungstour.“ Offen bleibt vorerst, ob es 2016 zur 6. Auflage des Hafenspaziergangs kommt. Heike Schulz gibt sich zuversichtlich: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es die Veranstaltung nicht mehr gibt.“ Das Drehbuch ist fertig Für die Sanierung des Envio-Geländes Wie die Sanierung des mit PCB verschmutzten Geländes der Firma Envio ablaufen soll, steht für die Bezirksregierung in Arnsberg fest. Wann die Sanierungsarbeiten starten – das hingegen liegt weiter in der Hand der Oberverwaltungsrichter in Münster (OVG). I n dem Rechtsstreit vor dem OVG geht es vor allem um die Frage, wer die Kosten der Sanierung zu tragen hat. ABB, die Vorgängerfirma von Envio? Oder letztlich doch die Stadt Dortmund als Eigentümerin des Grundstücks? „Wir warten auf das OVG“, sagt Joachim Schmied, zuständiger Hauptdezernent bei der Arnsberger Bezirksregierung. Er gehe davon aus, dass es innerhalb der nächsten Wochen zu einer Entscheidung kommen werde. Dabei könne es auch auf einen Vergleich hinauslaufen, der zunächst den Weg für den Sanierungsbeginn frei mache. Die 14 eigentliche Frage nach der Kostenübernahme werde dann später im Hauptverfahren geklärt. Mit Blick auf die aktuelle Hängepartie hat Arnsberg das weitere Verfahren zur EU-weiten Ausschreibung der Arbeiten erst einmal gestoppt. Dabei ist der eigentliche Ablaufplan für die Sanierung längst geschrieben. Arnsberg will in mehreren Schritten vorgehen: Nach der Räumung des Geländes, der beiden Hallen I und II sowie der weiteren Anlagen, werden die Aufbauten abgerissen. Danach kommen die Freiflächen an die Reihe. Auch sie seien teilweise so stark belastet, Alle Aufbauten auf dem Envio-Gelände werden abgetragen, auch die Trafos. dass die Oberfläche abgetragen werden müsse, sagt Schmied. Das geschehe unter Zelten und mit speziellen Maschinen. Allerdings: Selbst wenn die Arbeiten vorbehaltlich der OVG-Entscheidung in den kommenden Wochen und Monaten starten können – bis zu ihrem Abschluss, schätzt Umweltdezernent Schmied, dürften rund 1,5 Jahre ins Land ziehen. Die mit PCB belasteten Hallen sind für Dritte absolute Tabuzone: „Da kommt niemand hinein“, sagt Schmied, „die Hallen sind gesichert und werden regelmäßig kontrolliert.“ 4 | 2015 Serie SIEBEN FRAGEN er Hafen gilt als größtes, D zusammenhängendes Industriegebiet Dortmunds. Wie viel Hafenbecken gibt es eigentlich? 1. Der Dortmunder Hafen umfasst insgesamt 1,7 Millionen Quadratmeter mit 35 Hektar Wasserfläche und 11 Kilometer Uferlänge. Wie viel Becken hat er eigentlich? A B C Zehn. Fünf. Zwölf. 2. D ie Hafenbahn (heutige Dortmunder Eisenbahn) nahm 1899 ihren Betrieb auf. Ihr Zweck war es, . . . it Inbetriebnahme der neuen M KV-Anlage baut der Hafen sein Angebotsportfolio weiter aus. Was kann die KV-Anlage leisten, was das Containerterminal nicht kann? A A B C … das mit Binnenschiffen angelieferte Eisenerz in die umliegenden Stahlwerke zu transportieren. …die Stahlarbeiter zu den Produktionsstätten zu fahren. …Hafenrundfahrten anzubieten, die dann später aufs Wasser verlegt und von der Santa Monika übernommen wurden. B C 5. Wer offenen Auges durch das Hafengebiet wandert, stößt irgendwann unweigerlich auf welches Museum? A B C … Bremen. … Emden. … Wilhelmshaven B Auf das Industrielack-Museum. Auf das Automobilmuseum. Auf das Apothekenmuseum. 6. Die Anlage für den Kombinierten Verkehr (KV), die Am Alten Hafenbahnhof entsteht, erhöht die Kapazitäten des Containerterminals im ersten Schritt um weitere 100.000 Ladeeinheiten/Jahr. Hinzu kommt, dass mit der neuen KV-Anlage neben Containern erstmals auch… A 4. T ransporte per Schiff bieten sich vor allem an, wenn größere Mengen zu bewältigen sind. Schätzen Sie mal: Wie viel LKW macht ein einziges kanalgängiges Schiff im Durchschnitt überflüssig? 7. 3,50 Meter tief ist das Wasser in den Hafenbecken. Aus Gründen der Verkehrssicherheit muss der Hafen die Wassertiefe regelmäßig messen. Wie? A B A C 3. A m 11. August 1899 eingeweiht und 223 Kilometer lang, ist der Dortmund-Ems-Kanal der erste große Kanal, der in Deutschland gebaut worden ist. Die Wasserstraße führt von Dortmund nach . . . Rund 50 LKW. Rund 20 LKW Rund 10 LKW. B C …Wechselbrücken und Sattelauflieger (Trailer) umgeschlagen werden können. …das Roll-On-Roll-Off-Verfahren angewandt werden kann. Dabei wird die Ladung direkt aufs Schiff gefahren. …Autos von der Schiene aufs Schiff umgeladen werden. C Ganz einfach: Taucher gehen der Sache mehrmals im Jahr auf den Grund. Die Hafenbecken werden mit Echolot vermessen. Dafür ist das Wasser- und Schifffahrtsamt in Duisburg-Meidereich zuständig. Dessen Mitarbeiter messen die Tief mit Hilfe von am Boden befestigten Bojen, die über Sensoren verfügen. LÖSUNGEN 1 A//2A//3B//4A//5A//6A//7B Für jede richtige Antwort gibt es einen Punkt. 0-2 Punkte: Da ist noch deutlich Luft nach oben. 2-5 Punkte: Gutes Basiswissen. 5-7 Punkte: Glückwunsch: Sie sind auf dem Weg zum Hafen-Experten. 15 Dortmunds Traumstrände. Die neuen Wertstoffinseln für Altpapier, Altglas und Alttextilien. Entsorgung Dortmund GmbH / T (0231) 9111.111 / www.edg.de
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