Einfluss potentieller Störquellen auf einen hochdynamischen bildverarbeitungsbasierten Detektionsalgorithmus für Deflagrationen Dipl.-Ing. Thomas Schrödera, B.Eng. Sebastian Cepelaka, Dr.-Ing. Vico Haverkampa, Prof. Dr.-Ing. Klaus Krügera, Dipl.-Phys. Felix Kümmerlenb a Institut für Automatisierungstechnik, Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg, Holstenhofweg 85, 22043 Hamburg; [email protected]; [email protected]; [email protected]; [email protected] b Wehrwissenschaftliches Institut für Schutztechnologien - ABC-Schutz (WIS), Humboldtstrasse 100, 29633 Munster; [email protected]; +49-5192-136-242 Kurzfassung: Zur Erfassung von stationären Verbrennungsvorgängen wie Bränden und Feuern stehen heutzutage vielfältige Möglichkeiten zur Verfügung. Im Gegensatz dazu basiert die Detektion von dynamischen Verbrennungsvorgängen (Deflagrationen) beinahe ausschließlich auf Fotodioden (oder Fotorezptoren). Mit dieser Art von Detektoren kann zwar eine frühzeitige Erfassung und somit eine rechtzeitiges Unterdrücken der Deflagrationen in deren Anfangsstadien realisiert werden. Die Sensoren generieren dabei jedoch nur ein Detektionssignal und liefern keine weiteren Informationen (wie z. B. Ausmaß, Position) über die erfasste Gefahr. Darüber hinaus ist die Fehlalarmanfälligkeit solcher Detektionssysteme, insbesondere wenn die Sicherheit von Menschen von ihnen abhängt, nicht vernachlässigbar. Dies wiederum macht die Entwicklung alternativer Detektionsmöglichkeiten für Deflagrationen erforderlich. Ein sehr großes Potential bietet dabei die Detektion von Verbrennungsvorgängen mittels Bildverarbeitung, wie sie bereits sehr erfolgreich bei der Überwachung von großen Waldgebieten oder infrastrukturellen Einrichtungen (wie z. B. Tunneln, Raffinerien) eingesetzt wird. In Zusammenarbeit mit dem WIS Munster entstand an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg ein zweistufig ausgeführter bildverarbeitungsbasierter Detektionsalgorithmus zur Erfassung von Deflagrationen in deren Anfangsstadien. Dabei werden in einer ersten Stufe anhand der chromatischen Eigenschaften und des dynamischen Intensitätsverlaufes der einzelnen Bildpunkte deflagrations- bzw. feuerähnliche Pixel identifiziert. Anschließend wird die Ausbreitung der Deflagration durch die Bewertung des zeitlichen Verlaufes der Gesamtanzahl an identifizierten Pixeln pro Bild ermittelt. Parallel dazu kann ebenso ein Feuer erkannt werden, indem der zeitliche Verlauf der Anzahl der identifizierten Pixel in den Frequenzbereich überführt und auf typische Flackerfrequenzen (1-20 Hz) untersucht wird. Sowohl für die Deflagrations- als auch für die Feuererfassung werden mithilfe von Methoden der künstlichen Intelligenz entsprechende Auftrittswahrscheinlichkeiten berechnet. Die Leistungsfähigkeit des Algorithmus wurde an selbstentwickelten Versuchsständen in Hamburg oder Munster untersucht. Es zeigt sich, dass der Algorithmus in der Lage ist, Deflagrationen und Feuer frühzeitig und mit einer hohen Zuverlässigkeit zu erfassen. Zudem liefert der Algorithmus Informationen über den Grad der Ausbreitung der Deflagration und ist gegenüber stationären Störquellen (z. B. Zigarette, Streichholz, Mündungsfeuer) unempfindlich. Instationäre, intensitätsstarke Licht- und Störquellen (z. B. Rundumleuchte, Taschenlampe, Blitzlicht, einfallendes direktes Sonnenlicht) führen jedoch zunächst zu ungewünschten Fehlalarmen. Dementsprechend wurden weitere Untersuchungen an speziellen Vorrichtungen unternommen, die einzelne Störquellen reproduzierbar nachbilden können. Hierbei zeigt sich, dass Deflagrationen im Vergleich zu den Störquellen ein typisches exponentielles Anstiegsverhalten im zeitlichen Verlauf der identifizierten Pixel aufweisen. Die Mehrheit der Störquellen weist dagegen ein lineares bzw. sprunghaftes Ausbreitungsverhalten auf. Anhand dieser Charakteristiken lassen sich Deflagrationen und Störquellen mittels einer exponentiellen Modellierung des zeitlichen Verlaufes der identifizierten Pixel voneinander unterscheiden. Dabei wird auf Basis der Zeitkonstante des jeweils erfassten Ereignisses ein Regressionskoeffizient berechnet und mit dem empirisch ermittelten typischen Wertebereich der Zeitkonstanten von Deflagrationen verglichen. Bei der Feuerdetektion verursachen die Störquellen, insbesondere periodisch blinkende Warn- und Rundumleuchten hoher Intensität, das Auftreten von Harmonischen im typischen Flackerfrequenzbereich. Hier lässt sich der Einfluss der Störquellen verringern, indem das Verhältnis von Grund- und Oberschwingungsgehalt des zeitlichen Verlaufes der identifizierten Pixel untersucht wird. Durch diese in einem weiteren Algorithmus entsprechend implementierten Optimierungsmaßnahmen kann die bisherige Fehlalarmrate bei der Deflagrationsdetektion um 70 % und bei der Feuerdetektion um 66 % gesenkt werden. 1. Einleitung Die Erkennung von Verpuffungen und Deflagrationen ist ein spezielles Feld der Identifikation von Verbrennungsprozessen. Ziel ist die Erkennung und möglichst auch Charakterisierung von Deflagrationen, bevor diese ihre Gefährdungswirkung voll entfalten können. Auf Basis von vorangegangenen Untersuchungen muss eine Deflagration innerhalb von 150 ms erfasst und unterdrückt werden, um letale Verletzungen zu vermeiden. Stand der Technik sind Systeme auf der Basis von Fotodioden, die beispielsweise für die Überwachung von Räumen in der Explosivstoffverarbeitung verwendet werden. Eine weitere Anwendung ist die Überwachung des Innenraums militärischer Fahrzeuge. Insbesondere bei Angriffen sind die Insassen der Gefahr von Verletzungen ausgesetzt, die durch die Hitzeeinwirkung und den Druckanstieg von Deflagrationen im Innenraum entstehen können. Sehr schnelle Löschsysteme stellen hier das Unterdrücken von Deflagrationen sicher, bevor diese lebensbedrohende Wirkungen entfalten. Problematisch können aber Fehlalarme sein, die aufgrund der Vielzahl möglicher Lichtquellen in einem Fahrzeuginnenraum auftreten können. Daher ist die Zuverlässigkeit der Deflagrationserkennung sehr wichtig. Ein verlässlicher Detektionsprozess sollte zwischen Deflagrationen und anderen Verbrennungsprozessen unterscheiden können und Fehlerquellen (z.B. eingespiegeltes Sonnenlicht) ignorieren. Weitere Informationen über die entdeckte Verbrennung wie ihre Ausmaße oder Lokalisation innerhalb des Innenraums wären wünschenswert. Bildverarbeitende Methoden können genau diese Informationen liefern und sind aus diesem Grund auch schon seit langem bei der Entdeckung konventioneller Brände etabliert [1]. Viele dieser Verfahren nutzen die von den entsprechenden Kameras gelieferten Farbinformationen, um die Brände zu entdecken und zu charakterisieren, beispielsweise über die typische Färbung und Bewegung des Feuers oder der Flamme [2]. Gemeinsam ist diesen Verfahren aber, dass sie die Flammenbewegung mindestens über einen Zeitraum im Sekundenbereich beobachten müssen, da die typischen Merkmale der Flammenbewegung in dieser Größenordnung liegen (Flackerfrequenzen im Bereich 1-20 Hz). Aus diesem Grund sind bisherige bildverarbeitende Branderkennungsalgorithmen nicht für die Deflagrationserkennung geeignet. 2. Erkennungsalgorithmus Der in Zusammenarbeit mit dem Wehrwissenschaftlichen Institut für Schutztechnologien – ABCSchutz in Munster an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg entwickelte Detektionsalgorithmus zur Erfassung von Deflagrationen ist zweistufig ausgeführt [3]. In einer ersten Stufe werden anhand der chromatischen Eigenschaften und des dynamischen Intensitätsverlaufes der einzelnen Bildpunkte deflagrations- bzw. feuerähnliche Pixel identifiziert. Anschließend wird die Ausbreitung der Deflagration durch die Bewertung des zeitlichen Verlaufes der Gesamtanzahl an identifizierten Pixeln pro Bild ermittelt. Parallel dazu kann ebenso ein Feuer erkannt werden, indem der zeitliche Verlauf der identifizierten Pixel in den Frequenzbereich überführt und auf typische Flackerfrequenzen untersucht wird. 2.1. Identifizierung von deflagrations- und feuerähnlichen Bildpunkten Da eine Deflagration ein hochdynamischer Prozess ist, werden in einem ersten Schritt zur Identifizierung der deflagrationsrelevanten Pixel diejenigen Pixel im Bild erfasst, die eine hohe Dynamik aufweisen. Um diese zu identifizieren, werden zunächst alle Pixelpositionen im Bild einer Hochpassfilterung unterworfen: n n 1 (1) IHP ( x, y ) IHP ( x, y ) (I n ( x, y ) I n 1( x, y )) Hierbei repräsentiert I die Pixelintensität des Bildpunktes mit den Koordinaten x, y. Der Gewichtungsfaktor α ist folgendermaßen mit der Zeitkonstante des Filters verknüpft: 1 T t (1) 2 fCOF 1 Dabei stellt fCOF die Grenzfrequenz des Hochpassfilters dar und t repräsentiert den durch die Hardware vorgegebenen zeitlichen Abstand der Bilder. Da bei allen nachfolgend dargestellten Untersuchungen immer die gleiche Kamera mit 210 fps eingesetzt wurde, beträgt t in den dargestellten Fällen immer 4,76 ms. Zusätzlich zur hochpassgefilterten Intensität IHP des Bildpunktes wird auch die aktuell bestimmte, ungefilterte Pixelintensität, bezeichnet als statische Intensität Ist, zur Klassifizierung eines Bildpunktes als deflagrations- und feuerähnlich herangezogen. Für die Klassifizierung steht ein fuzzylogikbasiertes Modell zur Verfügung, das die Möglichkeit bietet, Erfahrungswissen in Form von unscharfen Mengen, die als linguistische Terme vorliegen (bspw. „sehr niedrig“ oder „hoch“), in die Evaluierung der generierten Kennzahlen mit einfließen zu lassen. Eine zusammenfassende Darstellung des Modells bietet Abbildung 1. Dort sind die beiden Eingangsvariablen sowie die sich aus den Inferenzen ergebende Wahrscheinlichkeit eines deflagrations- und feuerähnlichen Pixels XP(x,y) dargestellt. Es zeigt sich, dass die ausgegebene Wahrscheinlichkeit bei sehr großen hochpassgefilterten Intensitätswerten (> 0,5) auch am höchsten ist. Eine sich kontrahierende Deflagration, dargestellt durch eine negative hochpassgefilterte Pixelintensität, wird in diesem Modell nicht berücksichtigt und ist für den Detektionszweck auch nicht von Bedeutung [9]. Abb. 1: Oberfläche des Fuzzy-Klassifizierungsmodells zur Identifizierung von deflagrations- und feuerähnlichen Bildpunkten Zusätzlich zur Intensität wird auch die Farbinformation der Pixel ausgewertet, indem das Verhältnis von Rot- und Blauwert des entsprechenden Pixels berechnet wird. Ein Wert größer oder gleich eins entspricht einem rötlichen oder farbgesättigtem Pixel, wie sie unter anderem für ein Feuer oder eine Deflagration typisch sind. Die entsprechende Bedingung lautet: R( x, y ) 1. (3) B( x, y ) Ein deflagrations- und feuerähnlicher Pixel gilt als erkannt, wenn eine Wahrscheinlichkeit größer als 70 % vorliegt und das dem Klassifizierungsmodell nachfolgendem Rot-Blau-Verhältnis gemäß Gleichung (3) erfüllt ist. Das Ergebnis dieser Stufe ist die Anzahl der identifizierten Pixel m für das Bild i. 2.2. Expansionsparameter In der nächsten Stufe des Algorithmus wird die notwendige Unterscheidung zwischen einem Feuer und einer Deflagration getroffen. Dazu wird der Zeitverlauf der Anzahl der identifizierten Pixel 𝑚 ausgewertet und darauf basierend ein räumlicher Expansionsparameter (Spatial Expansion Parameter, SEP) gebildet, indem mittels eines modifizierten Rückwärtsdifferenzenquotienten die Ableitung dieser Anzahl nach der Zeit berechnet wird: (4) n mn mn 2 . SEP m 2t Die Klassifizierung dieses Zeitverlaufes als eine expandierende Deflagration erfolgt wiederum durch ein fuzzylogikbasiertes Modell. Neben der generierten Kennzahl zur Expansionserfassung nach Gleichung (4) dient auch die Anzahl der identifizierten Pixel pro Bild als Eingangsvariable. Die anschließende Verknüpfung der unterschiedlichen Wertebereiche beider Variablen und die Inferenz einer jeden Verknüpfung ergibt wieder ein spezifisches Kennfeld, dargestellt in Abbildung 2. In diesem Fall ist das Ergebnis des Modells die Wahrscheinlichkeit einer Deflagration XD für das Bild i. Die Abbildung zeigt nur einen kleinen Ausschnitts des Wertebereiches beider Eingangsvariablen, um den schmalen Bereich des Übergangs von niedriger zu hoher Wahrscheinlichkeit besser darstellen zu können [9]. Abb. 2: Oberfläche des fuzzylogikbasierten Klassifizierungsmodells zur Verifizierung einer Deflagration mittels der Kennzahl zur Expansionserfassung SEP und der Anzahl der identifizierten Pixel pro Bild mi Bei Betrachtung der Modelloberfläche zeigt sich, dass die Evaluierung maßgeblich von der Expansionskennzahl SEP abhängt. Der Wertebereich des Expansionsparameters von null bis fünf beschreibt den Übergang von einem statischen zu einem dynamischen Ereignis. Ab dem Wert fünf der Kennzahl SEP wird mit eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen dynamischen deflagrationsähnlichen Prozess ausgegeben. Basierend auf empirisch ermittelten Erkenntnissen kann letztendlich ab einer Wahrscheinlichkeit von 80 % von einer Deflagration ausgegangen werden [9]. 2.3. Frequenzbasierte Branddetektion Parallel zu dem in Abschnitt 2.2 beschriebenen Deflagrationserkennungsalgorithmus kann auch das mögliche Auftreten von Bränden erfasst werden. Dieser Erkennungsmechanismus basiert auf der bekannten Tatsache, dass die Flackerfrequenz eines Brandes sich in einem bestimmten Frequenzbereich befindet [4]. Bereits bekannte Verfahren zur Feuerdetektion separieren Objekte mit rötlicher Farbgebung vom Hintergrund um anschließend deren Zeitverhalten mittels Fourier- oder Wavelet-Transformationen auf Flackerfrequenzen zu untersuchen [5, 6]. Da in der vorliegenden Anwendung der Schwerpunkt auf einer schnellen Erkennung liegt, wurde auf ein Verfahren gesetzt, in dem mittels schneller Fouriertransformation (Fast Fourier Transform, FFT) die Zahl der identifizierten Pixel m in den Frequenzbereich überführt wird. Für den interessierenden Frequenzbereich von 2 bis 8 Hz wird ein Gewichtungsfaktor a berechnet: 8 Hz X (f ) ² a f 1 Hz fmax . (6) X (f ) ² f 1 Hz Die Variable a kennzeichnet das Verhältnis der im Frequenzband von 1-8 Hz enthaltenen Signalanteile zum Gesamtsignal und X(f) den Amplitudenwert bei der jeweiligen Frequenz f. Die obere Frequenz fmax ist gemäß dem Nyquist-Theorem auf die halbe Bildaufnahmefrequenz limitiert, die bei den weiter unten vorgestellten Untersuchungen immer bei 210 Hz lag. Diese liegt damit weit oberhalb des interessierenden Frequenzbereiches. Die Überführung des zeitlichen Verlaufes der identifizierten Pixelanzahl pro Bild in den Frequenzbereich mittels FFT erfordert eine Anzahl an Abtastpunkten, die einer Zweierpotenz entspricht. Im Hinblick auf eine akzeptable Auflösung der dargestellten Frequenz wird die Anzahl der Abtastpunkte für die Auswertung auf 1024 Bilder festgelegt. Dies entspricht bei 210 Bildern/s einer Detektionszeit von ca. 4,9 s bzw. einer Frequenzschrittweite von 0,2 Hz. Abb. 3: Oberfläche des fuzzylogikbasierten Klassifizierungsmodells zur Verifizierung von Feuern mittels frequenzbasierter Feuerdetektion Als Eingangsvariablen dienen der erzeugte Gewichtungsfaktor und der Mittelwert der Anzahl der identifizierten Pixel pro Sequenz (Länge der Sequenz entspricht der Anzahl an Abtastpunkten). Das entsprechende Kennfeld des fuzzylogikbasierten Modells ist in Abbildung 3 dargestellt. Das Ergebnis der Klassifizierung ist die Wahrscheinlichkeit eines Feuers XF innerhalb der Sequenz j. Wie in der Abbildung zu sehen, ist die Wahrscheinlichkeit zum großen Teil abhängig vom Gewichtungsfaktor. Ab einen Gewichtungsfaktor von 0,4 steigt die Wahrscheinlichkeit eines Feuers stark, fast unabhängig von der mittleren Anzahl der identifizierten Pixel, auf den maximalen Wert an. Nur zur Prävention von Fehlalarmen, wie beispielsweise ungefährliche Kerzen- oder Streichholzflammen, sinkt die Wahrscheinlichkeit bei einer geringen mittleren Pixelanzahl stark ab. Übersteigt die ausgegebene Wahrscheinlichkeit einen Wert von 80 %, so kann angenommen werden, dass ein Brand vorliegt [9]. 3. Versuchseinrichtungen Die Leistungsfähigkeit des oben beschriebenen Algorithmus wurde an zwei verschiedenen selbstentwickelten Versuchsständen in Hamburg [7] und Munster untersucht. Der erste Teststand erzeugt reproduzierbare Deflagrationen in einem kleinen Maßstab. Zusätzlich wurde ein maßstabsgerechtes Modell des Innenraums eines gepanzerten Fahrzeuges genutzt, um Messungen unter realitätsnahen Bedingungen durchführen zu können. Abb. 4: (links) Testraum mit Verpuffungskammer (Abmessungen Testraum 100×50×50 cm³); (rechts) Verpuffungskammer mit einem Volumen von 2,0 L 3.1 Kleinskalige Versuchseinrichtung Die kleine Testeinrichtung besteht aus einer Verpuffungskammer mit einer Brennstofffülleinheit, einer Zündeinheit und Drucksensoren. Die Verpuffungskammer hat ein Volumen von 2,0 L und eine große, mit einer Aluminiumfolie von 13 oder 25 m Dicke abgedeckte Öffnung. Sie ist in einem abgeschlossenen Raum untergebracht, der immer gleichbleibende Testbedingungen sicherstellt (Abbildung 4). Wird die Kammer mit einer definierten Luft/Brennstoff-Mischung gefüllt, so stellen sich bei Zündung weitgehend reproduzierbare Verpuffungen ein, an denen der vorgestellte Algorithmus untersucht werden kann. In Abbildung 5 ist das Anfangsstadium einer in der beschriebenen Versuchseinrichtung erzeugten Deflagration dargestellt. Es ist deutlich die Entwicklung der Flammenfront der Deflagration sowie deren Expansion in den Raum zu erkennen. Abb. 5: Bildersequenz einer Propan-Luft-Deflagration in der Verpuffungskammer (Belichtungszeit 600 µs); Zeitangaben beziehen sich auf Beginn der Zündung des Gemisches; Abstand KameraDeflagration 0,6 m 3.2 Realitätsnahes Testmodell Um realitätsnähere Verpuffungen reproduzierbar zu erzeugen, wird in das maßstabsgerechte Modell des Innenraums eines gepanzerten Fahrzeuges eine Kugelkappe aus Metall platziert, die einen Durchmesser von 47,5 cm hat und in deren Zentrum sich eine beheizbare Glühwendel befindet. Im Abstand von ca. 1,5 m wird eine Einspritzdüse auf die Öffnung der Kugelkappe gerichtet. Zur Erzeugung einer Deflagration wird die Glühwendel rotglühend erhitzt. Anschließend wird ein auf ca. 81 °C erhitztes 1:7 Gemisch aus n-Heptan und JP-8 aus der Einspritzdüse in Richtung Glühwendel gesprüht. Das entstehende Brennstoffaerosol entzündet sich in weniger als einer Sekunde. Nach einer Sprühzeit von 3 Sekunden wird die Brennstoffzufuhr abgestellt (Brennstoffverbrauch in dieser Zeit ca. 0,2 L). Einen Eindruck vom Aufbau der Versuchseinrichtung und von der entstehenden Verpuffung gibt Abbildung 6. Abb. 6: Bildreihe von einer typischen Verpuffung im Modellinnenraum; Zeitangaben beziehen sich auf den Beginn des Sprühvorgangs Das Anfangsstadium einer im maßstabgerechten Versuchsstand erzeugten Deflagration ist in Abbildung 7 dargestellt. Dort ist deutlich zu erkennen, wie sich innerhalb der Kugelkappe das Brennstoffaerosol an der Glühwendel entzündet und die Flammenfront sich entlang des Sprühvektors in den Raum expandiert. Zudem ist in der dargestellten Bildersequenz die schnelle Zunahme der Intensität sehr gut beobachtbar, was sich die erste Stufe des Algorithmus (Identifizierung von deflagrations- und feuerähnlicher Pixel) zu Nutze macht. Abb. 7: Bildersequenz einer Verpuffung in der realitätsnahen Versuchseinrichtung (Belichtungszeit 600 µs); Zeitangaben beziehen sich auf das Kamerabild mit Beginn der Verpuffung; Abstand Kamera-Deflagration 2,3 m 4. Leistungsfähigkeit Die beiden Teststände erlauben es, mit dem vorgestellten Algorithmus zu arbeiten und diesen hinsichtlich des Leistungsvermögens zu optimieren. Dabei dienen die Deflagrationen der kleinskaligen Versuchseinrichtungen als Referenzdeflagrationen für die Entwicklung des Algorithmus. Die mit dem realitätsnahen Testmodell erzeugten Deflagrationen werden zur Überprüfung der Leistungsfähigkeit des Algorithmus im realitätsgetreuen Umfeld verwendet. Anhand der aufgenommenen Bildersequenz einer Propan-Luft-Deflagration in Abbildung 5 lässt sich allgemein die Leistungsfähigkeit der einzelnen Stufen des Algorithmus aufzeigen. Das Ergebnis der Pixelidentifizierung kann anschaulich über binäre Bilder dargestellt werden (Abbildung 8). Es zeigt sich, dass die potentiellen Pixel vom Algorithmus erkannt und entsprechend auch als deflagrationsund feuerähnlicher Bildpunkt identifiziert werden. Besonders die Verwendung der Intensitätsdynamik erweist sich als effektives und zuverlässiges Merkmal bei der Pixelidentifizierung. Abb. 8: Ergebnis der Pixelidentifizierung für die in Abbildung 5 dargestellte Bildersequenz; Weißes Pixel – deflagrations- und feuerähnlich; Schwarzes Pixel – ungefährlich Die quantitativen Ergebnisse der Pixelidentifizierung und der Expansionserfassung sowie die entsprechende Wahrscheinlichkeit einer Deflagration der in Abbildung 5 dargestellten Deflagration sind in Tabelle 1 aufgelistet. Die ermittelte Wahrscheinlichkeit einer Deflagration überschreitet bereits nach 14,3 ms die Detektionsschwelle von 80 %. Tabelle 1: Quantitative Ergebnisse der einzelnen Algorithmusstufen für das in Abbildung 5 dargestellte Anfangsstadium einer Propan-Luft-Deflagration Zeit in ms 0 4,8 9,5 14,3 19,0 23,8 Anzahl identifizierter Pixel 66 771 2959 4929 5458 4534 Expansionskennzahl (SEP) 0,00 0,00 3,04 4,37 2,62 -0,41 Wahrscheinlichkeit einer Deflagration in % 11 12 57 85 57 11 Wie in Abbildung 9 aufgezeigt, ist der Algorithmus auch bei realitätsgetreuen Deflagrationen in der Lage potentielle Pixel zu detektieren. Im Gegensatz zur vorherigen Referenzdeflagration sind die Ausmaße dieser Deflagrationsart deutlich größer. UnterVerwendung des Abbildungsmaßstabs für diese Aufnahme als Grundlage für die Berechnung der zweidimensionalen Größe der Deflagration, ergibt sich für den Zeitpunkt 57,1 ms eine projizierte Fläche von 0,1 m². Zum Vergleich weist die Referenzdeflagration in Abbildung 8 zum Detektionszeitpunkt von 14,3 ms eine Fläche von 0,003 m² auf. Abb. 9: Ergebnis der Pixelidentifizierung für die in Abbildung 7 dargestellte Bildersequenz; Weißes Pixel – deflagrations- und feuerähnlich; Schwarzes Pixel – ungefährlich Aufgrund dieser perspektivischen Verzerrung ist auch die Detektionszeit (Zeitpunkt, wenn die Wahrscheinlichkeit einer Deflagration die Detektionsschwelle von 80 % überschreitet) im Vergleich zur Referenzdeflagration deutlich größer (Tabelle 2). Trotzdem detektiert der Algorithmus anhand der durch das Klassifizierungsmodell ausgegebenen Wahrscheinlichkeit einer Deflagration in einem angemessenen Zeitraum die dargestellte Deflagration in einsatzzweckgetreuer Umgebung. Tabelle 2: Quantitative Ergebnisse der einzelnen Algorithmusstufen für das in Abbildung 7 dargestellte Anfangsstadium einer Deflagration in realitätsnaher Anwendungsumgebung Zeit in ms 0 23,8 38,1 47,6 57,1 71,4 Anzahl identifizierter Pixel 0 1047 4781 6257 12919 28156 Expansionskennzahl 0,00 1,06 2,85 1,55 7,00 11,10 Wahrscheinlichkeit einer Deflagration in % 11 23 64 33 88 89 Als weiteres Ereignis, das zwingend durch den Algorithmus detektiert werden muss, ist der statische Verbrennungsvorgang in Form eines Brandes zu betrachten. Exemplarisch für verschiedene Brennstoffe wird im weiteren Verlauf für ein Feuer auf Basis des Brennstoffes Benzin die Leistungsfähigkeit des Algorithmus im Bereich der Feuerdetektion aufgezeigt. Abbildung 10 zeigt ausgewählte Bilder einer 10 s-Sequenz eines Benzin-Feuers und die entsprechend durch den Algorithmus identifizierten Pixel. Im Gegensatz zu den Deflagrationen detektiert der Algorithmus nicht das gesamte Feuer, sondern nur die sich mit einer hohen Intensität dynamisch ändernden Teile des Feuers. Abb. 10: Bildersequenz einer 10 s langen Aufnahme eines Benzin-Feuers und der entsprechenden Ergebnisse der Pixelidentifizierung; Abstand Kamera-Feuer: 2,3 m Die quantitativen Ergebnisse des Leistungsverhältnis und des Fuzzy-Modells sind in Tabelle 3 aufgeführt. Die Verzögerung bei der Ermittlung der Wahrscheinlichkeit durch das Fuzzy-Modell resultiert aus den für eine Analyse notwendigen 1024 Abtastpunkten. Unter Berücksichtigung der Bildaufnahmefrequenz der Kamera von 210 fps entsprechen die 1024 Abtastpunkte bzw. Bilder ca. 5 s Aufnahmezeit. Das Feuer wird mithilfe des Fuzzy-Modells in der verbleibenden Zeit sicher detektiert (Wahrscheinlichkeit eines Feuers >80 %). Tabelle 3: Quantitative Ergebnisse des Leistungsverhältnis und des Fuzzy-Modells zur Feuerdetektion für das in Abbildung 10 dargestellte Feuer Zeit in s 0 1,0 2,5 5,0 7,5 10,0 Anzahl identifizierter Pixel 8714 13764 19086 18021 9737 12851 Leistungsverhältnis - - - 0,91 0,91 0,90 Wahrscheinlichkeit einhes Feuers in % - - - 81 83 77 5. Untersuchung der Störquellenanfälligkeit des Detektionsalgorithmus Der vorgestellte Algorithmus für die Detektion von Deflagrationen soll diese nicht nur schnell und sicher erkennen können, er soll auch unempfindlich gegen Störsignale sein und bei deren Auftreten kein falsch-positives Signal geben. Anwendungsbezogen ergeben sich eine Reihe von potentiellen Störquellen, die nach ihrer Art in verschiedene Gruppen eingeteilt werden können. Eine entsprechende Auflistung dieser Störquellen ist in Tabelle 4 gegeben. Tabelle 4: Einteilung der potentiellen Störquellen in vier verschiedene Gruppen Gerichtete Lichtabgabe: Taschenlampen (Glühlampe oder LED) und Gruppe A Laserpointer (werden nur kurzfristig im Rahmen einer Bewegung auf die Kamera gerichtet) Ungerichtete Lichtabgabe: Lichtbogen- und Autogenschweißgerät, brennendes Gruppe B Streichholz, Feuerzeug, Zigarette, Rundumleuchte Gruppe C Eingespiegeltes Sonnenlicht Gruppe D Mündungsfeuer Um die Wirkung der verschiedenen Störquellen auf den oben dargestellten Algorithmus zu untersuchen, wurde eine Reihe von Versuchen durchgeführt, in denen mit den oben dargestellten Störquellen Licht erzeugt und aufgenommen wurde. Die Störquellen der Gruppe A werden dazu auf einen Drehteller montiert und dabei Drehzahl sowie Abstand so gewählt, dass die Geschwindigkeit der Überstreichung des Störsignals über die Kamera 0,5 m/s, 1,0 m/s und 2,0 m/s beträgt. Für Gruppe B wird ein modifizierter Schweißstand als Versuchsstand verwendet, um das für dieses Störquellen typische Licht zu erzeugen. Bei der Versuchsdurchführung wurde der Raum abgedunkelt und darauf geachtet, dass keine weiteren Lichtquellen im Raum vorhanden waren. Abb. 11: Lichtbox zur Untersuchung der Auswirkung von eingespiegeltem Sonnenlicht Für die Störquellen der Gruppe C wurde eine spezielle Einrichtung konstruiert, um auf die Kamera eingespiegeltes Sonnenlicht zu simulieren. Dieses kann in gepanzerten Mannschaftsfahrzeugen insbesondere bei sich öffnenden Türen auftreten. Der Versuchsstand ist in Abbildung 11 dargestellt. Die Aufnahmen für die Gruppe D wurden aufgrund der besonderen Sicherheitserfordernisse auf einem Schießstand durchgeführt. Für jede Störquelle wurden mindestens fünf Versuche durchgeführt. Einen Überblick über die Ergebnisse der Versuchsreihen hinsichtlich der Fehlalarmrate bei der Deflagrations- und Feuerdetektion gibt Tabelle 5. Bei der Deflagrationserfassung werden bei 32,8 % aller Versuchsreihen die Störquellen durch den Algorithmus falsch-positiv erkannt. Die Ergebnisse zeigen jedoch auch, dass der bisher nicht optimierte Algorithmus bei der Erkennung von Deflagrationen bereits gegenüber sehr kurzfristigen Ereignissen wie Mündungsfeuer unempfindlich ist. Tabelle 5: Ergebnis der untersuchten Störquellen bei der Erfassung von Deflagrationen und Feuer hinsichtlich der auftretenden Fehlalarmrate Störquelle Anzahl Versuchsreihen Fehlalarme Deflagration Fehlalarme Feuer 45 18 0 Gruppe A 120 41 10 Gruppe B 10 5 5 Gruppe C 20 0 0 Gruppe D 195 64 15 Gesamt 100 32,8 7,7 % Noch deutlicher sind die Ergebnisse bei der Untersuchung der Störquellenanfälligkeit des Algorithmus bei der Feuerdetektion. Nur 7,7 % aller Störquellen werden irrtümlicherweise als Feuer erkannt. Störquellen mit gerichteter Lichtabgabe oder Mündungsfeuer werden überhaupt nicht detektiert. Bei den restlichen Störquellenarten zeigt sich, dass periodisch auftretende intensitätsstarke Lichtquellen wie beispielsweise eine Rundumleuchte aufgrund der Rotationsfrequenz des Lichtkegels durch die Kennzahl nach Gleichung (6) einem Feuer zugeordnet werden. 6. Optimierungsmaßnahmen Die untersuchten Störquellen, die zu einem Fehlalarm führen, werden nachfolgend auf Charakteristiken analysiert um eine Differenzierung zwischen einem Verbrennungsvorgang und einer Störquelle zu ermöglichen. Eine zusammenfassende Darstellung der zeitlichen Verläufe der Anzahl identifizierter Pixel pro Bild aller bei der Deflagrationsdetektion kritischen Störquellen, einer Deflagration und eines Molotow-Cocktails ist in Abbildung 12 zu sehen. Hierbei zeigt sich, dass die verschiedenen Verläufe in drei Kategorien eingeteilt werden können. Tatsächliche Verbrennungsvorgänge wie eine Deflagration oder ein Molotow-Cocktail weisen ähnliche exponentielle Anstiege auf. Hochdynamische Störquellen wie das Blitzlicht einer Digitalkamera oder der Zündvorgang eines Schweißgerätes zeigen einen nahezu impulsartigen Verlauf. Die restlichen Störquellen weisen eine nahezu lineare Zunahme der Pixelanzahl auf. Abb. 12: Zeitlicher Verlauf der Anzahl identifizierter Pixel für die bei der Deflagrationsdetektion kritischen Störquellen, einer Deflagration und eines Molotow-Cocktails Wird für die Zunahme der identifizierten Pixel einer Deflagration unmittelbar vor Überschreitung der Schwellwerte einen exponentiellen Verlauf angenommen, so kann dieser durch m(tn ) a b e tn (7) t0 beschrieben werden. Für die Differenzierung der Störquellen von einer Deflagration ist im weiteren Verlauf der Parameter b von Interesse. Dieser Parameter beschreibt die Stauchung bzw. Dehnung der Exponentialfunktion in Richtung der Abszisse und definiert somit den entsprechenden Verlauf der Funktion. Zur Ermittlung des Parameters b bedarf es vorher der Kenntnis über den ebenfalls unbekannten zeitlichen Änderungsparameter der Pixelanzahl t0. Nach Differenzierung von Gleichung (7) erhält man die Form: tn (t n ) b e t 0 . m (8) t0 Unter Berücksichtigung der Annahme, dass der Parameter b über den gesamten Verlauf der Exponentialfunktion konstant ist (b(tn) = b(tn+1)), erhält man die Verhältnisgleichung: (t n ) m (t ) m t n 1 . tn (9) n 1 e t0 e t0 Anschließend wird Gleichung (9) unter Berücksichtigung des Differenzenquotienten von m(tn) und m(tn-1) nach dem Änderungsparameter der Pixelanzahl t0 aufgelöst: t . t0 m(t t ) m(t 2t ) (10) ln m(t ) m(t t ) 𝑡𝑛 Mit Kenntnis von t0 lässt sich unter Verwendung der Substitution, 𝑋(𝑡𝑛 ) = 𝑒 𝑡0 , Gleichung (7) zu folgender linearen Funktion m(tn ) a b X (tn ) (11) reduzieren. Aus dieser vorliegenden Gleichung kann der zur Beschreibung des Verlaufes einer Exponentialfunktion notwendige Parameter b mittels linearer Regression bestimmt werden, wobei ausschließlich die fünf unmittelbar einer Deflagrationserkennung vorausgehenden Bilder betrachtet werden. Eine Analyse von realitätsnahen Testreihen, wie sie in Abschnitt 3.2 vorgestellt wurden, zeigt, dass der den Verlauf einer Exponentialfunktion definierende Parameter b für Deflagrationen im Bereich von 400 bis 20.000 liegt. Werte außerhalb dieses Bereiches lassen daher nicht auf eine Deflagration schließen. In diesen Fällen ist es nicht notwendig das Löschsystem zu aktivieren. Bei der in Abschnitt 2.3. vorgestellten frequenzbasierten Feuerdetektion basiert die Erfassung von Bränden auf dem Auftreten von Flackerfrequenzen im Bereich von 2-8 Hz. Periodische Störsignale wie Rundumleuchten oder Blinklichter können ebenso wie die Flammenbewegung eines Feuers zu charakteristischen Amplituden im genannten Frequenzbereich führen. In Abbildung 13 sind die Frequenzspektren eines Feuers und einer Rundumleuchte exemplarisch nebeneinander gestellt. Aufgrund des niemals völlig gleichmäßigen Flackerverhaltens von Flammen ist das Spektrum eines Feuers im gesamten Frequenzbereich von 2 bis 10 Hz von null verschieden. Periodische Leuchtsignale dagegen sind deutlich regelmäßiger und weisen daher eine eindeutig zu erkennende Grundschwingung und ggf. deutlich ausgeprägte harmonische Oberschwingungen auf. Abb. 13: Frequenzspektrum eines Feuer (links) und einer Rundumleuchte (rechts) Demzufolge kann durch die Auswertung des Frequenzspektrums zwischen periodischen Störquellen und Feuern differenziert werden. Dazu wird in einem ersten Schritt im Spektrum die Frequenz der höchsten Amplitude fG ermittelt. Anschließend wird basierend auf Gleichung (6) der Quotient des Leistungsanteils dieses Signals aus der Amplitude der Grundfrequenz fG und den aufsummierten Amplituden des gesamten Frequenzspektrums gebildet. Die mathematische Formulierung dieses Verhältnisses lautet: E X (fG ) fmax 2 X (f ) . 2 (12) f 1 Hz Periodische Störquellen weisen bei diesem Quotienten typischerweise Werte von mindestens 50 % auf. Im Gegensatz dazu erreichen die Amplituden der Grundfrequenz eines Feuers nur maximal 5 % der gesamten Leistung des Signals. Folglich kann beim Auftreten einer Grundfrequenz mit dazugehöriger Amplitude, die mehr als 10 % der gesamten Leistung des Signals ausmacht, von einer periodisch ausstrahlenden, intensitätsstarken Störquelle ausgegangen werden. Durch die Anwendung der genannten Optimierungsmethoden bei der Bildauswertung lässt sich die Rate der Fehlalarme bei der Deflagrations- und Feuerdetektion deutlich reduzieren. In Tabelle 6 sind die Fehlalarmraten des optimierten Detektionsalgorithmus dargestellt. Die Erweiterung der Deflagrationserfassung um die Evaluierung der Pixelverläufe anhand einer Exponentialfunktion reduziert die Fehlalarmrate von ursprünglich 32,8 % (Vgl. Tabelle 4) auf 9,7 %, was einer Reduzierung um über 70 % entspricht. Allerdings führen Störquellen aus der Gruppe A (Taschenlampe), aus der Gruppe B (Zündvorgang eines Autogenschweißgerätes) und Deflagrationen zu nahezu identischen Pixelverläufe, die eine eindeutige Differenzierung nach der beschriebenen Methode unmöglich machen. Bei der Feuerdetektion beträgt die Reduzierung der Fehlalarmrate ca. 66 %. Die weiterhin als Feuer detektierten Störquellen (Autogenschweißgerät), weisen ähnlich wie ein tatsächliches Feuer keine erkennbaren Regelmäßigkeiten im Verhalten ihrer identifizierten Pixel bzw. ihrer Amplituden im Frequenzbereich auf. Daher ist eine Unterscheidung dieser Störquellen von Filterung durch die vorgestellte Methode nicht möglich. Tabelle 6: Fehlalarmrate der Störquellen nach Optimierung in Deflagrations- und Feuerdetektion Fehlalarme Deflagration Fehlalarme Feuer mit Störquelle Anzahl Versuchsreihen mit Optimierung Optimierung 45 10 0 Gruppe A 120 8 5 Gruppe B 10 1 0 Gruppe C 20 0 0 Gruppe D 195 19 5 Gesamt 100 9,7 2,6 % 7. Schlussfolgerungen Die verlässliche Erkennung von beginnenden Deflagrationen verbessert die Sicherheit in gefährdeten Bereichen. In dieser Arbeit wird ein zweistufiges Verfahren vorgestellt, das in der Lage ist, beginnende Deflagrationen schnell und sicher zu erkennen. Parallel können Brände durch die Analyse typischer Flackerfrequenzen erkannt werden. Durch Ergänzung des Basisverfahrens durch zusätzliche Signalanalysen können außerdem viele falsch positive Auslösungen durch typische Störsignale vermieden werden. Dennoch verbleiben einige Signale, deren Signatur im untersuchten Zeitbereich denen einer Deflagration zu ähnlich ist, als dass auch der optimierte Algorithmus diese als Störsignal erkennen könnte. Die Möglichkeiten der Auswertung der Bilder einer Kamera scheinen aber ausgeschöpft. Für weitere Verbesserungen sollte das Verfahren auf Stereosehen erweitert werden, da nur so Position und Größe der Deflagration bestimmt werden können. Dies bietet auch die Chance, die Fehlalarmrate nochmals deutlich zu verringern, indem der Einfluss des Kameraabstandes ausgeglichen wird. 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