Nachwuchs liefert sich ein Laufduell

Montag, 7. September 2015 / Nr. 205
Obwalden
Nidwalden
N E U E LUZ E R N E R Z E I T U NG
N E U E Z U G E R Z E I T U NG
N E U E N I DWAL D N E R Z E I T U N G
N E U E O B WA L D N E R Z E I T U N G
N E U E U R NE R Z E I T U NG
13
B OT E D E R U R S C H W EI Z
Nachwuchs liefert sich ein Laufduell
SARNEN Marathonstar Viktor
Röthlin hat alle Obwaldner
Primarschüler zum Klassen­
duell eingeladen. Jedes dritte
Schulkind machte mit.
KATHARINA SCHÄDLER
[email protected]
Es ist ein eher kühler, bedeckter
Morgen, was aber der Vorfreude und
fröhlichen Stimmung der Teilnehmer
keinen Abbruch tut. Es haben sich
zahlreiche Zuschauer am Strassenrand
versammelt, die die Kinder frenetisch
anfeuern und mit grossem Applaus
unterstützen. Sie laufen beim Klassenduell im Rahmen des Switzerland Marathons light mit.
Zuerst starten die Kinder der 6. Klasse. Die Begeisterung der Schüler am
Start ist spürbar, und sie begrüssen
Viktor Röthlin lautstark. Dieser nimmt
sich Zeit für die jungen Läufer, begrüsst
die Kinder persönlich und macht mit
ihnen einige Minuten ein kurzes Aufwärmtraining.
Der Spass steht im Vordergrund
«Für mich ist es wichtig, dass die
Kinder Freude an der Bewegung haben
und nicht, dass sie hier eine Spitzenleistung abliefern», meint der ehemalige Europameister.
«Es freut mich sehr, dass wir die Teilnehmerzahl beim Klassenduell vergrössern konnten. Letztes Jahr nahm jedes
vierte Kind aus dem Kanton teil, dieses
Jahr ist es schon jedes dritte. Mein
Wunsch wäre es, dass es nächstes Jahr
50 Prozent sind», sinniert er laut. Diese
Mit viel Einsatz laufen Obwaldner Primarschüler am Klassenduell beim
Switzerland Marathon light mit.
Bilder Roger Zbinden
«Ich habe grosse
Freude am Sport»
«Für mich ist
es wichtig, dass
die Kinder Freude
an der Bewegung
haben.»
V I KTO R R ÖT H L I N ,
M A R AT H O N LÄU F E R
Quote wurde von den Kindern aus der
diesjährigen Gastgemeinde Ennetmoos
schon fast erfüllt. 42 Prozent der dortigen Schulkinder waren mit dabei.
Matteo Bodenmüller, 3. Klasse
aus Ennetmoos: «Ich habe grosse Freude am
Sport, und natürlich bin ich
ein Fan von
Viktor Röthlin.
Ich bewundere ihn sehr,
und es freut
mich
sehr,
dass ich ihn
hier so direkt vor mir habe. Vorbereitet haben wir uns mit dem
Schulleiter, und ich habe noch zusätzlich mit meinem Papa trainiert.»
«Pokal ist für mich
Nebensache»
Tim Aufdermauer, 3. Klasse,
Kerns: «Mir hat es grossen Spass
gemacht, mich
im Team vorzubereiten,
und ich renne
sehr gerne.
Leider konnte
ich letztes Jahr
nicht teilnehmen, und ich
freue mich
sehr, dass ich dieses Jahr mit dabei
sein kann. Für mich ist das Dabeisein das Wichtigste. Der Wanderpokal ist für mich Nebensache.»
«Klassenduell ist
cool wegen Viktor»
Jael Kunza, 1. Klasse, Kerns:
«Ich finde das Klassenduell besonders wegen
Viktor cool. Er
ist wie ich
auch in Kerns
aufgewachsen. Und mir
gefällt es, dass
er mit einer
Kinderärztin
verheiratet ist.
Trainiert habe ich beim Fit Sport.
Falls wir den Wanderpokal gewinnen, hätte ich den am liebsten für
mich allein im Kinderzimmer.»
«Ich will es meinem
Papa zeigen»
Shari Bieri, 2. Klasse, Giswil:
«Ich mache heute mit, weil ich es
meinem Papa
zeigen will.
Zuerst wollte
ich gar nicht
teilnehmen.
Als er mich
dann mit der
Bemerkung,
dass ich die
700 Meter
nicht schaffe, herausgefordert hat,
habe ich mich sofort angemeldet.
Denn ich bin mir sicher, dass ich
das schaffen kann.»
Das Duell der Wohngemeinden
Jede Klassenstufe entspricht einer
Kategorie, und die Kinder laufen im
Team für ihre Wohngemeinde. Für die
erste und zweite Klasse gilt es eine
Rennstrecke von 700 Metern zu meistern, während die grösseren Kinder eine
Distanz über 1100 Meter laufen müssen.
Für die Klassierung ist einerseits die
Durchschnittszeit der Klasse massgebend sowie auch die Anzahl der angetretenen Kinder. Je mehr Klassenkameraden jeder Schulstufe teilnehmen,
desto mehr steigt die Gewinnchance
– es soll für die Kinder ein schönes
Teamerlebnis sein. Ihnen wird dieser
Anlass mit dem lokalen Sportidol bestimmt noch sehr lange in Erinnerung
bleiben.
Am Ende waren alle bunt gemischt
Waren sie beim Start noch alle farblich
mit ihren T-Shirts nach ihrer Wohngemeinde getrennt eingereiht, sind sie
am Ende alle bunt vermischt. Atemlos
und ausgepowert, aber mit glücklichen
Gesichtern, laufen sie gemeinsam ins
Ziel ein.
Weiterer Bericht zum Switzerland Marathon light
auf Seite 30.
Rockgruppen und Ländlermusik feuern an
SARNEN Was unterscheidet die Wahrnehmung des Switzerland Marathons
light zwischen Zuschauern und den
Läufern? Während die Zuschauer die
Stimmung am Strassenrand nur punktuell wahrnehmen, erleben die Läufer
die ganze Palette an Darbietungen.
Nebst der sportlichen Herausforderung
erlebt man auf den 21,1 Kilometern
fast einen halben Kulturlauf mit Ländlermusik, Rockgruppen, Trachtengruppen, Trichlern, Alphornbläsern, Tambouren und vielem mehr. Allein die
Trichlergruppe in Giswil umfasste
32 Trichler und passte so perfekt in die
Landschaft, dass sie fast wie etwas
Mystisches wirkte.
Im Grossteil Giswil spielte eine ganze Ländlerkapelle mitten auf dem Verkehrskreisel. Dieser wurde damit zum
originellsten und lebendigsten Kreisel,
den ich je gesehen habe. In Sachseln
liegt ein riesiger roter Teppich mitten
auf der Hauptstrasse, den die Sachsler
nicht mal einem Bundesrat oder dem
Papst ausbreiten. Als Neuerung zum
letzten Jahr gibt es in Sachseln eine
Mikrofonanlage, sodass Speakerin Danja Spichtig die Läufer schon von weitem
begrüsste und das Publikum bestens
unterhielt.
Perfekte Organisation
Gestartet wird in Sarnen. Bekanntlich
steht das OK mit Viktor Röthlin in
enger Zusammenarbeit mit dem OK
des Jungfrau-Marathons. Entsprechend
verläuft auch das Startprozedere. Wie
in Interlaken traten im Startbereich
Alphornbläser und Fahnenschwinger
auf. Wunderschön, wie die Alphornbläser gar «Amazing Grace» intonierten, das wohl beliebteste Kirchenlied
der Welt. Nur etwas fehlte im Gegensatz
zum Jungfrau-Marathon – die Schweizer Landeshymne. Stattdessen erklang
die letzten drei Minuten vor dem Start
eine undefinierbare Musikkonserve.
Viktor Röthlin mag diese Kritik sicher
verzeihen, denn ich jammere auf einem
sehr hohen Niveau. Mit anderen Worten: Die ganze Organisation der zweiten Austragung des Switzerland Marathons light war Spitzenklasse. Das bestätigen auch rundum Läufer und
Läuferinnen. Kinderkrankheiten der
ersten Austragung wurden behoben,
wie etwa, dass einige Wasserstellen
Probleme mit dem Nachschub hatten.
Dieses Jahr erwies sich die Verpflegung
fast schon als «zu viel des Guten». Da
blieben keine Wünsche offen, es hatte
Getränkeposten noch und noch. Und
sogar noch Private, die an der Stecke
wohnen, warteten mit Getränken auf.
Dauerlächeln auf Wahlplakaten
Und was haben die National- und
Ständeratswahlen mit dem Halbmara-
thon zu tun? Eigentlich nichts, wenn
da nicht die unzähligen Wahlplakate
rund um den Sarnersee auf allen Wiesen stehen würden. Das Dauerlächeln
der Kandidaten wirkt auf die Läufer
ansteckend, selbst wenn diesen nicht
zum Lachen zu Mute ist – vor allem
auf der zweiten Streckenhälfte. Von der
Anzahl der Wahlplakate erhält man den
Eindruck, Obwalden bestehe fast nur
aus SVP. Da passte es sogar, dass ich
per Zufall plötzlich neben dem Alpnacher SVP-Kantonsrat Willy Fallegger
lief. Da war natürlich absolut keine Zeit
zum Plaudern, denn wir hatten noch
rund 10 Kilometer vor uns. Erst viel
später, bei Kilometer 18, kam mir in
den Sinn, dass Fallegger eigentlich den
idealen Vornamen für den Wahlkampf
trägt. Aber er kann dies ja jetzt in der
Zeitung lesen.
KURT LIEMBD
[email protected]