Flexible Schichten für junge Eltern

Lausitzer Rundschau vom 20. Juli 2015
Flexible Schichten für junge Eltern
Sana-Herzzentrum erneut mit Qualitätssiegel für Familienorientierung ausgezeichnet
Familienfreundlich – in Zeiten des Fachkräftemangels werben viele Firmen
mit diesem Titel. Um zu zeigen, welche Fakten sich hinter diesem Begriff verbergen,
ließ sich das Cottbuser Sana-Herzzentrum jetzt zum zweiten Mal von der
gemeinnützigen Hertie-Stiftung prüfen – und wurde erneut mit einem Qualitätssiegel
ausgezeichnet.
Nicole Herold ist Intensivschwester aus Leidenschaft. Sie liebt ihren Job, auch in
stressigen Zeiten. "Unsere Patienten geben viel zurück."
Nicole Herold, 35, arbeitet als Schwester auf der Intensivstation des SanaHerzzentrums, seit fast genau 17 Jahren. Ebenso wie ihr Mann geht sie auf Schicht,
40 Stunden die Woche. Ihr Sohn ist inzwischen zwölf Jahre alt – und kommt
glänzend damit klar, dass beide Eltern sehr ungewöhnliche Arbeitszeiten haben. "Wir
haben Glück, dass mein Arbeitgeber so familienfreundlich ist", sagt Nicole Herold,
"sonst würde unser Familienleben nicht funktionieren". Sie selbst kann ihre Schichten
so einteilen, dass sie zum Einsatzplan ihres Mannes passen. "So schaffen wir es,
dass fast immer einer von uns zuhause ist, wenn unser Junge uns braucht." Nur
während seiner ersten Lebensjahre war eine zusätzliche Betreuung nötig, um einige
Stunden am frühen Morgen und am späten Abend zu überbrücken. "Irgendwann war
er dann alt genug, dass er morgens vor der Schule allein bleiben konnte", erinnerst
sich die stolze Mutter.
Der Junge hatte das Telefon neben sich, seine Meerschweinchen als Gesellschaft
und eine Taschenlampe für Notfälle. Wenn es Zeit war, um zur Schule zu gehen,
machte er sich allein auf den Weg. Inzwischen geht er auch abends allein ins Bett,
wenn die Mutter noch in der Spätschicht, der Vater schon in der Nachtschicht ist. Als
ich angefangen habe, waren wir auf der Station nur wenige Mütter, inzwischen haben
sehr viele Kollegen Kinder", so Nicole Herold. Dennoch sei es immer möglich, die
Schichtpläne optimal aufeinander abzustimmen. Klinik-Sprecherin Irene Göbel: "Wir
haben sogar ein Paar, bei dem beide Elternteile auf der Intensivstation arbeiten,
auch das funktioniert." Junge Eltern können bei Bedarf später zur Frühschicht
kommen, arbeiten die verlorene Zeit später nach. Zur Kita gibt die Klinik hundert Euro
monatlich Zuschuss, seit zwei Jahren können die Mitarbeiter einen
„Gesundheitszuschuss" beantragen. Hundert Euro im Jahr können die Mitarbeiter für
Wellnessangebote, Massagen oder Fitness ausgeben. "Wäre dumm, das nicht zu
nutzen, es hilft, den Arbeitsstress abzubauen." Bis zur nächsten Zertifizierung in drei
Jahren will das Herzzentrum die Gesundheitsangebote ausbauen und mehr
Teilzeitmodelle entwickeln, um der gestiegenen Nachfrage gerecht zu werden.
Nicole Herold ist schon jetzt mit den Angeboten zufrieden. Noch nie habe sie daran
gedacht, ihre Arbeit aufzugeben oder nur noch Normalschicht zu gehen. Sie ist ein
positiv gestimmter Mensch, das Meckern liegt ihr nicht. "Klar sind Schichten
anstrengend. Aber es hat ja auch Vorteile, wenn man mal den Vormittag für sich
nutzen kann." Ihr Sohn jedenfalls fühle sich sehr wohl mit der Situation.
Ein zweites Kind sei allerdings niemals infrage gekommen. "Wir sind so glücklich,
dass alles mit unserem ersten Kind so wunderbar geklappt hat, da wollten wir unser
Glück nicht noch einmal auf die Probe stellen."
Zum Thema:
Zum zweiten Mal wurde das Sana-Herzzentrum Cottbus durch die Gemeinnützige
Hertie-Stiftung als eine familienorientierte Klinik ausgezeichnet. Unter den 294
Arbeitgebern aus dem gesamten Bundesgebiet, die das Zertifikat zum Audit
"berufundfamilie" erhalten haben, befanden sich in diesem Jahr zwölf Unternehmen
aus dem Land Brandenburg und ein einziges Cottbuser Unternehmen.
Andrea Hilscher