Predigt zur Konfirmation, 26. April 2015 - Ev.

Predigt im Konfirmationsgottesdienst | Maria und Martha Kirche | 26. April 2015
Pfn. Maria Heinke-Probst und Pf. Christian Tiede
Kämpfe den guten Kampf des Glaubens;
ergreife das ewige Leben, wozu du berufen bist
und bekannt hast das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen.
1 Tim 6,12
I. (Pfn. Maria Heinke Probst)
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Gemeinde,
wir möchten mit Euch, mit Ihnen, in 3 Schritten diesen Vers bedenken.
Kämpfe den guten Kampf des Glaubens!
Da sitzt Ihr hier so schick in den vorderen Reihen!
An der Schwelle zum Erwachsenwerden. Sicherlich gespannt auf das, was die kommenden
Jahre bringen werden. Das Leben liegt offen vor Euch. Noch wisst Ihr nicht, was da auf Euch
wartet. Welche Abenteuer, Aufgaben und Herausforderungen…
Sollen wir das Leben als Kampf verstehen, wie dieser Vers es tut? Ist das nicht eine zu enge
Vorstellung, ein zu hartes Bild, bei dem Gewinner und Verlierer dazugehören? Und wenn wir
dann auch noch das Christsein als Glaubenskampf bezeichnen, kommen wir da nicht in die
Nähe von religiösem Fanatismus, dem wir ja wahrscheinlich alle nichts Gutes abgewinnen können?... Das Leben ist vielfältig, manchmal leicht wie ein Spaziergang im Frühling, dann wieder beängstigend wie eine stürmische Bootsfahrt auf offenem Meer, manchmal wie ein großes Abenteuer,
dann wieder wie eine Wüstenwanderung. Aber manchmal müssen wir tatsächlich auch kämpfen. Kämpfen im Sinne von Eintreten für das Gute und gegen das Böse. Statt sich wegducken
oder wegsehen oder schweigen eben hinsehen, reden und handeln. Wo Schwächere erniedrigt, ausgenutzt und gemobbt werden, gehört Mut dazu, gegen die Macht des Bösen anzutreten. Das kennt Ihr selbst (nicht nur aus Filmen), sondern aus Eurem Schulalltag zur Genüge. ..
„Kämpfe den guten Kampf!“
Im vorigen Jahr verbrachten wir unseren Urlaub in Nordengland, wanderten in der Gegend, wo
der englische Literaturwissenschaftler J.R. Tolkien sein berühmtes Buch „Herr der Ringe“
schrieb. Manche von Euch werden sich damit auskennen: Frodo und Sam sollen jenen Ring,
der so machtgierig macht, vernichten. Die für mich wichtigste Stelle in diesem Buch möchte
ich Euch vorlesen: da sagt Gandalf, der das Gute verkörpert: „Ein großes Übel wäre damit aus
der Welt…(wenn der Ring vernichtet ist) Andere Übel mögen kommen … Doch unsere Sache
ist es nicht, die Welt durch alle Zeiten zu steuern, sondern in den Jahren, auf die wir beschränkt sind, zu tun, was wir tun können, um das Übel auszujäten, damit jene, die nach uns
kommen, einen guten Boden vorfinden.“
Auch wir können nicht die Welt durch die Zeiten steuern. Das ist Gottes Sache. Aber wir können in der Zeit, die uns geschenkt ist, gegen das Böse und für das Gute eintreten, damit das
Leben geschützt und bewahrt wird.
Der Apostel Paulus bringt gerade das christliche Leben mit dem Bild des Kampfes zusammen.
„Kämpfe den guten Kampf des Glaubens!“ Einem seiner wichtigsten Mitarbeiter mutet er dies
zu.
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Mit anderen Worten: ein Leben in der Nachfolge Jesu wird nicht nur Züge eines Frühlingsspaziergangs haben. Dieser Weg wird Euch auch in Auseinandersetzungen führen. Auch als Christinnen und Christen brauchen wir Mut, wenn wir im Sinne Jesu etwas von Gottes umfassender
Menschenliebe weitersagen. Wir brauchen Widerstandskraft, wenn wir im Sinne Jesu Grenzen
überwinden und uns für Schwächere und Verfolgte einsetzen. Und Besonnenheit, wenn wir
versuchen, dabei gewaltfrei zu bleiben.
Aber hören wir, wie der Vers weiter geht:
II. (Pf. Christian Tiede)
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,
Wenn du groß bist...
dann darfst du dieses oder jenes tun. Allein zur Schule gehen. Soviel Eis essen, wie du willst.
Abends länger wegbleiben. Einen späten Film sehen.
Wenn du groß bist! Den Satz habt Ihr sicher alle schon ziemlich oft gehört.
Ich erinnere mich jedenfalls bis heute daran. Und ich erinnere mich, dass ich als Kind dann oft
nachgerechnet habe und zu der erschütternden Erkenntnis gekommen bin: bis ich groß bin,
das dauert noch eine ganze Ewigkeit.
Heute ist Eure Konfirmation. Heute seid Ihr mit einem Mal ein ganzes Stück größer geworden.
Dem Erwachsensein seid Ihr ein Stück näher gerückt.
Ob Ihr jetzt abends allerdings länger wegbleiben dürft oder den späten Film sehen könnt, da
muss ich Euch leider sagen: Ihr müsst auch weiterhin mit Euren Eltern ins Gespräch kommen.
Aber: der Ewigkeit, der seid Ihr ein ganzes Stück näher gerückt. Oder genauer: Gottes Ewigkeit ist Euch ein Stück näher gekommen. Und Ihr sollt sie ergreifen.
„Ergreife das ewige Leben, wozu du berufen bist.“
Wie soll das gehen?
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, Gott sagt nämlich nicht: „Wenn Ihr groß seid...“ Ihr
müsst nicht erst eine ganze Ewigkeit warten. Gottes Ewigkeit oder Gottes Reich ist mitten unter euch, hat Jesus einmal gesagt.
Das ist zuallererst so, als wenn sich Euer Horizont erweitert. Ihr seht weiter. Und mehr. Denn
Ihr wisst, wie Gott sich das Zusammenleben der Menschen von uns wünscht. Und Ihr wisst,
wie Jesus gelebt hat. Wie er Menschen eingeladen hat, egal wer sie waren, woher sie kamen
und was andere über sie gedacht haben. Wer andere Menschen mit Jesu Augen anschaut,
bekommt einen weiten Blick und sieht mehr.
Mit der Konfirmation seid Ihr ein ganzes Stück grösser geworden. Und selbst wenn Ihr deshalb
ab heute noch nicht alles selber entscheiden dürft - Gott traut Euch schon jetzt eine ganze
Menge zu: Gott beruft euch zum ewigen Leben.
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Das heißt: Gott sagt Ja zu Euch. Ohne wenn und aber.
Euer Blick kann froh und in die Weite gehen.
Das heißt auch: Gott hat etwas mit Euch vor. Ihr seid Teil von Gottes Ewigkeit. Gott möchte,
dass Ihr so miteinander lebt, wie Gott es sich von uns Menschen wünscht: achtsam, liebevoll,
vergebend, aufmerksam für die Menschen, denen Ihr begegnet aber auch für die, welche ganz
fern sind. Erinnert Euch an die Geschichten, die wir im Konfiunterricht besprochen haben, die
Ihr längst aus der Christenlehre kennt.
Ergreife das ewige Leben, wozu du berufen bist.
So oder so wird es euren Horizont erweitern. Dessen dürft Ihr gewiss sein.
III. (Pfn. Maria Heinke Probst)
Der Predigtvers endet mit: „du hast bekannt das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen“
Hier geht es um das Bekenntnis.
Wir werden gleich alle gemeinsam das Glaubensbekenntnis sprechen. Vor vielen Jahren haben
das bei Eurer Taufe Eure Eltern stellvertretend für Euch getan. Und nun ihr.
Als Konfirmierte steht Ihr selbst für Euren Glauben ein. Ihr seid religionsmündig. Ihr sprecht
selbst, denkt selbst, zweifelt an manchem und sucht selbst nach Antworten.
Was ihr selbst für wahr haltet, wird sich im Laufe Eures Lebens immer wieder ein bisschen verändern. Aus manchem werdet ihr herauswachsen, andere Einsichten werden dazu kommen.
Unser Glaube verändert sich. Das ist nicht schlimm und nicht gefährlich.
„Das gute Bekenntnis“ kann zu verschiedenen Zeiten Unterschiedliches beinhalten. Denn den
Glauben bekennen heißt mehr als einen Text lernen und aufsagen.
Es hat etwas zu tun mit „Farbe bekennen“.
Neben dem Apostolischen Glaubendbekenntnis gibt es verschiedene andere Bekenntnisse.
Sie entstanden in 2000 Jahren aus unterschiedlichen Gründen.
3 Beispiele möchte ich nennen:
Kyrios Jesus – „Herr ist Jesus“ eines der ältesten Bekenntnisse überhaupt. Es entstand, als der
damalige Imperator des Römischen Reiches, der Kaiser, verlangte, dass möglichst alle ihm
dienen und ihn wie einen Gott verehren sollten. Dagegen setzten die Christen dieses Bekenntnis: „Herr ist Jesus!“
Ein zweites Beispiel: Martin Luther 1521 vor dem Reichstag in Worms, als er seine Schriften
widerrufen sollte. Z.B. die Einsicht, dass wir vor Gott nicht durch irgendeine Leistung gerecht
werden, dass wir unser Heil nicht selbst erarbeiten können, Gott beschenkt uns damit.: „Hier
stehe ich, ich kann nicht anders!“ – so Martin Luther, denn so fand er es in der Bibel wieder. –
Und daraus entwickelten sich später die lutherischen Bekenntnisschriften (1530 die Confessio
Augustana u,a.)
Und drittes Beispiel: als in den 30er Jahren des 19. Jh ein anderer am liebsten nicht nur
Deutschland, sondern die ganze Welt beherrscht hätte und dies auf seine tödliche Rassenideologie stützte, entstand die Barmer Theologische Erklärung. 1934 formulierten Christen gegen
Adolf Hitlers Machtanspruch: Gott selbst gegenüber sehen wir uns verpflichtet. Ihm sollen alle
Bereiche unseres Lebens untergeordnet sein…
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Als Christen müssen wir manchmal auch kämpfen.
Und auch heute sind wir gerufen, Farbe zu bekennen.
- vielleicht mit Worten: „Ja, ich lasse mich konfirmieren. Ich möchte gern in den Spuren Jesu
gehen. Das ist mir wichtig.“
- Vielleicht mit einem Symbol, einem Kreuz oder Fisch – ich gehöre zu Christus
- vielleicht, wenn Unrecht beim Namen genannt wird (eine Lüge als Lüge bezeichnet wird und
Völkermord als Völkermord)
- oder auch mit Zivilcourage, dazwischen zu gehen, wenn jemand wegen seiner Hautfarbe oder Herkunft schikaniert wird.
Wichtig finde ich, dass ihr Euch immer wieder fragt:
Was würde Jesus dazu sagen? Welchen Weg würde er mir empfehlen? Was entspricht dem
Willen Gottes?
Diese Rückbindung an Gott und dieser Mut mögen Euch geschenkt werden, wenn ihr den
Spuren Jesu folgt!
Amen.
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