Nanopartikel aus glasartigem Eisen vernichten Tumorzellen

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Journal Onkologie; 22. Januar 2016
Nanopartikel aus glasartigem Eisen
vernichten Tumorzellen
Amorphe Nanopartikel aus Eisen können in Tumorzellen eine tödliche Wirkung entfalten.
Nanopartikel, die aus Eisen in einem glasartig-amorphen, das heißt nicht metallischen
Zustand bestehen, setzen im sauren, wasserstoffperoxidreichen Milieu von Krebszellen
selektiv reaktive Eisenionen frei. Dies bietet neue Perspektiven für chemodynamische sowie
theranostische Ansätze in der Krebstherapie.
Trojanisches Pferd für Krebszellen
Krebszellen haben im Vergleich zu gesunden Zellen einen leicht saureren pH-Wert, zudem
produzieren sie Wasserstoffperoxid in nicht unbeträchtlicher Menge. Dies bietet die
Möglichkeit, Eisenionen in der Zelle mit dem Wasserstoffperoxid reagieren zu lassen, um
durch die bekannte Fenton-Reaktion reaktive Sauerstoffspezies (ROS) zu produzieren. Diese
ROS können dann die Krebszellen angreifen und zerstören. Problematisch bei diesem Ansatz
ist jedoch der Transport der empfindlichen Eisenionen bis hin zum Zielgewebe. Auch
Nanopartikel aus Eisen eignen sich aus verschiedenen Gründen nicht gut. Jianlin Shi, Wenbo
Bu und ihren Teams am Shanghai Institute of Ceramics gelang es nun, in Zusammenarbeit mit
Gruppen an der Fudan University Shanghai (China) Nanopartikel aus Eisen in einem
amorphen, glasartigen Zustand herzustellen.
"Interessanterweise weisen die
Nanopartikel aus amorphem
Eisen(0) verschiedene besondere
physikalisch-chemische
Eigenschaften auf", schreiben die
Wissenschaftler. So bieten sie
einen guten Kontrast für die
kernspintomographische
Bildgebung, und es sollte
möglich sein, sie durch Magnetic
Targeting mit Magneten gezielt
an ihren Wirkungsort zu lenken.
Durch Kernspintomographie lässt
sich die Freisetzung von
Eisenionen in der Zelle direkt
sichtbar machen. "Idealerweise
sollte der perfekte Trägerstoff
Abb.: Wirkung amorpher Nanopartikel aus Eisen in Tumorzellen (© Wiley-VCH)
seine Ladung genau dann
absetzen, wenn er von der neutralen in die leicht saure Mikroumgebung des Tumors kommt",
schreiben die Autoren. In In-vitro- und In-vivo-Tests wiesen sie somit nach, dass der FentonMechanismus wirksam ist. "Die Ergebnisse bestätigen, dass die amorphen Eisen-
Nanopartikel, Wasserstoffperoxid und die saure Umgebungsbedingung synergistisch
zusammenwirken und die Zelle abtöten", sagen die Autoren.
Durch Magnetic Targeting lassen sich die Eisen-Nanopartikel zudem in ihrem Zielgewebe
konzentrieren. Die Wissenschaftler beobachteten, dass "durch die Magnete ein effizientes
Targeting und eine effiziente Konzentration in vivo erreicht wurden, was eine gute Basis für
chemodynamische Therapieansätze ist". Oberflächenmodifikationen an den Partikeln sollen
die magnetische Zielführung weiter verbessern. Insgesamt haben also Shi und Bu mit ihrer
eleganten "Hubble-Bubble"-Synthesemethode, die sie als Synthese ihrer glasartig-amorphen
Eisen- Nanopartikel innerhalb der Doppelmembran von sehr feinen Bläschen beschreiben, ein
kleines, aber sehr effektives trojanisches Pferd für Tumorzellen geschaffen. Es könnte, wie im
Mausmodell gezeigt, sich für eine chemodynamische Krebstherapie eignen, indem es seine
todbringende Wirkung erst in der Zielzelle entfaltet.
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.
Literatur:
Jianlin Shi, Synthesis of Iron Nanometallic Glasses and Their Application in Cancer Therapy
by a Localized Fenton Reaction. Angewandte Chemie, 6 January 2016
http://dx.doi.org/10.1002/ange.201510031