Information Mogas Umstellung auf MOGAS – Unsicherheit wegen angeblicher Blasenbildung Geschätzte Fliegerkollegen Mit der Umstellung unserer Flotte auf umweltfreundliches bleifreies Benzin ist bei einigen Mitgliedern die alte Angst vor Blasenbildung bei hoher density altitude noch vorhanden. Was hat es damit zu tun: Der Unterschied von reinem bleifreien Benzin zu AVGAS ist nur, dass beim AVGAS Bleitetraethyl beigemischt wird. Dadurch wird einerseits die Klopffestigkeit erhöht, was eine höhere Verdichtung der Motoren erlaubt. Bei älteren Motoren benötigten zudem die Ventilsitze, Einspritzpumpen und Turbolader dieses Blei in dichtender und schmierender Funktion. Das Bleitetraethyl hat jedoch keinerlei Einfluss auf eine Blasenbildung. Dafür ist Alkohol im Benzin verantwortlich. Im 2. Weltkrieg war Benzin in vielen Staaten knapp (z.B. DE und CH) und es wurde nach Ersatztreibstoffen gesucht (synthetische Treibstoffe). In der Schweiz entstand damals in den heutigen Ems-Werken, die damalige „Holzverzuckerungs AG“ um aus Holz Äthylalkohol als Ersatztreibstoff für Motorfahrzeuge herzustellen. Damals wurde dem Benzin bis 50% Alkohol beigemischt, was schon bei Passfahrten mit Autos Blasenprobleme verursachte. Das Beimischen von Benzin hielt sich dann noch bis etwa 1960. Einzig bei Flugbenzin AVGAS wurde ganz auf das Beimischen verzichtet. In dieser Zeit wurde aber vereinzelt, meist weil AVGAS nicht verfügbar war, auch normales Autobenzin in Flugzeugen verwendet, was dann wegen des Alkoholanteils zu Problemen führte. Mit zunehmender Höhe nimmt die Dichte und somit der Druck ab. Jeder flüssige Stoff vergast, wenn die für ihn spezifische Dichte unterschritten wird (Siedepunkt). Alkohol vergast früher als Benzin, schon ab Höhen um die 10‘000 ft. Da die Alkoholherstellung teurer als die Benzinherstellung war und mittlerweile genug Benzin zur Verfügung stand, verschwand das Beimischen dann ganz. Ab diesem Zeitpunkt hätte man für Flugzeuge auch normales Autobenzin mit genügend hoher Oktanzahl verwenden können, ohne Blasenbildung! Da die Motoren aber wegen der Ventile etc. noch Blei benötigten, gab es auf den Flugplätzen nur bleihaltiges AVGAS. Erst mit dem Aufkommen der Rotax-Motoren, zuerst in der UL- und Eigenbauerszene, wurde begonnen bleifreies Autobenzin zu verwenden. Das gab anfangs auch keine Probleme, da die Treibstoffe keinen Alkohol enthielten. Erst in jüngster Zeit „im BIOZeitalter“ wurde nun begonnen, Alkohol als „nachwachsender“ Rohstoff wieder dem Benzin beizumischen. Das passiert aber nur dort, wo der Alkohol dafür subventioniert wird, z.B. in Deutschland. Ansonsten ist der Alkohol wesentlich teurer als Benzin und kein Benzinhändler käme auf die Idee, von sich aus teuren Alkohol beizumischen. Die Situation ist daher länderspezifisch unterschiedlich: Info Mogas Information Mogas Situation in der Schweiz: Bei uns wird in keinem Benzin Alkohol beigemischt, also kann jedes Autobenzin, welches eine für den Motor genügende Oktanzahl hat, auch im Flugzeug ohne Höhenbeschränkung und Gefahr für Blasenbildung eingesetzt werden (Typenbezeichnung: EN 228, Oktanzahl XX). Das Benzin, welches auf die Flugplätze geliefert wird, wird nochmals speziell darauf geprüft. Es kann mit 95 oder 98 Oktan bezogen werden. Für Rotax-Motoren genügt 95 Oktan, Lycoming und Continental benötigen 98 Oktan. Als Pilot muss in der Schweiz also nur darauf geachtet werden, ob die Oktanzahl stimmt; dann ist jeder Alpenflug, bei jeder Temperatur garantiert Blasenfrei möglich. Situation im Ausland: Je nach Vorgabe der Regierung muss Automobiltreibstoffen bis zu 10% Alkohol beigemischt werden. Auf mittleren bis grösseren Flugplätzen ist vielfach bleifreies Benzin ohne Alkohol erhältlich. Insbesondere bei kleineren Flugplätzen ist es jedoch nicht auszuschliessen, dass Benzin mit einem geringen Anteil an Alkohol vorhanden ist. Daher unsere Empfehlung: Im Ausland immer zuerst nachfragen, ob das Benzin frei von Alkohol ist. Ist das nicht klar sichergestellt oder die Betreiber sind sich nicht sicher, AVGAS tanken! Noch etwas zu der Bezeichnung MOGAS: MOGAS ist keine Bezeichnung einer bestimmten Benzinsorte, sondern der Überbegriff aller bleifreien Benzine, unabhängig der Oktanzahl oder des Alkoholgehaltes. Das für uns notwendige Benzin ist EN 228, 98 Oktan, ohne Alkoholzusatz. Ich hoffe, mit dieser Erklärung allfällige Unsicherheiten ausgeräumt zu haben und wünsche allen umweltschonende, bleifreie Flüge bis in die grössten Höhen. Urs Spuler, Vorstandsmitglied MFGT Info Mogas
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