Transitorische ischämische Attacken des menschlichen Gehirns: Pathophysiologische Erklärungsversuche mit dem neuen Marburger Liquor-Modell T. O. Kleine, Institut für Laboratoriumsmedizin und Pathobiochemie, Molekulare Diagnostik, Universitätsklinikum Giessen und Marburg, Referenzlabor für Liquordiagnostik,Baldingerstrasse, 35033 Marburg [email protected] Definition von Transitorischen Ischämischen Attacken (TIAs): Transitorische Ischämische Attacke (TIA; ZNS-Durchblutungsstörung) ist ein plötzlicher, kurzer Mini-Schlaganfall im Zentral-Nerven-System (ZNS) von wenigen Minuten bis 30 min Dauer mit völliger Rückbildung der ZNS-Funktionsausfälle. Symptome von Transitorischen Ischämischen Attacken (TIAs): Vorübergehende Schwäche in Arm oder Bein, Verwirrtheit, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen; Vorübergehende Schwierigkeiten beim Sprechen, Verstehen, Sehen, Gehen; Anfall von starken Kopfschmerzen ohne Erklärung Marburger Modell für Liquor cerebrospinalis (CSF) erklärt die Bildung von Nervenwasser Funktionen im Zentralen-Nerven-System (ZNS) des Menschen (unvollständig) Blut-Hirn-Schranke (BHS) Ventrikel: bis 110 mg/L ges.-Protein Motorische Rinde Gefühl, Urteilen, Planen, Differenzieren,Charakter Blut-Liquor-Schranke (BLS) be Lo Parie tal Lo be Okzipital Lobe l nt a Fro CSF - Bildung in Plexus choroidei (Adergeflechte rot) durch Filtration von Blut-Proteinen (Albumin, Immunglobuline, Hormone) durch das Molekular-Sieb von 1 tight junction (BLS) im Plexus-Epithel in Gehirn-Ventrikel (V): Molekulares Protein-Verhältnis in V-CSF: ral Lobe Tempo Klein-Hirn Subokzipital: bis 200 mg/L ges.-Protein Albumin : lgG : lgA : lgM 28000 : 1600 : 50 : 1 V-Liquor fließt aus den inneren Liquor-Räumen (Ventrikel) in die äußeren und hat Kontakt mit Nervenzellen der Hirnrinde und Rückenmark Kurz-Zeit-Gedächtnis, Bedeutungs-Finden, Zeit-Raum-Bewußtsein, Geschicklichkeit Läsion rechte Seite : Fehler bei: Geschicklichkeit beim Waschen, Ankleiden, Zeichnen, Berühren Läsion linke Seite: Koordination von Schreiben, Rechnen, Sprechen, Objekt-Wahrnehmung links, rechts Wort-Findungs-Störung Gross–Hirn v Alle Hirn-Kapillaren sind durch 2 Verschluß-Kontakte (tight junctions) undurchlässig für Blut-Proteine, Hormone, Transmitter, Elektrolyte des Blutes. Lumbal: bis 400 mg/L ges.-Protein Lang-Zeit-Gedächtnis Verarbeitung von Hören und Sehen Sprachverständnis Persönliche Ausstrahlung visuelle Wahrnehmung Erkennen von Worten, Bewegungen, Sprache: linke Seite: Identifizierung von Buchstaben, Verarbeitung Worte, Zahlen rechte Seite: Erkennen von Formen, Gesichtern; Lösen von Problemen Koordination von Bewegung, Haltung, Balance Rückenmark r o t unterstrichene Funktion ist verändert durch Thia BHS und BLS sind Barrieren für 2 Pools von Elektrolyten, Transmittern, Hormonen in Liquor (CSF) und Blut-Plasma Pathophysiologische Erklärungsversuche von Transitorischen Ischämischen Attacken (TIAs) Ursache A für TIAs: Vorübergehende Stenose einer Hirn-Arterie durch Blutgerinnsel oder abbröckelnde Plaque-Teile (Cholesterin, Lipide) verursacht: akuten O2-Mangel, verminderte Glucose-Verbrennung, verminderte Engergie-Versorgung der Nervenzellen und dadurch Inaktivierung von Nervenzellen, lokalisierbar im Versorgungsgebiet der Hirn-Arterie: Vorübergehende Primär-Defekte: verminderte Funktionen von Hören, Sehen, Fühlen, Bewegung, Sprechen; Vorübergehende Sekundär-Effekte durch lokale hypoxische Schädigung von Hirn-Kapillaren im ZNS: Öffnen der BHS für : Elektrolyte, Transmitter, Hormone, Proteine des Blut-Plasmas verursachen Sekundär-Effekte im ZNS: s. Kurz-Zeit-Defekte in Abbildungen unten. Ursachen B für TIAs: Blut-Hochdruck-Krisen (RR >180 mm Hg) öffnen vorübergehend HirnKapillaren der BHS: tight junctions werden auseinander gepresst und durchlässig für Elektrolyte, Transmitter, Hormone, Proteine z.B. PAI-1, Plasminogen des Blut-Plasmas. K+; Na+ Albumin >> PAI-1 > Plasminogen >IgG >IgA >>IgM Cerbralem Cavernom (Blutschwamm im Gehirn; selten) f e h l t die BlutHirn-Schranke (BHS) in Gefäßen mit Endothel ohne tight junctions. Stress, physikalisch und mental (psychisch), erhöht Herzfrequenz und Blutdruck und damit das Füll-Volumen von Hirn-Kapillaren, aus denen vorübergehend Proteine, Hormone, Transmitter, Elektrolyte aus dem Blut ins Nervengewebe gedrückt werden. CSF / Blut Konzentrationen von Elektrolyten, Transmittern, Hormonen: Veränderungen bei TIA (Kurz-Zeit-Defekte) Z N S L A N G Z E I T - D E F E K T E durch Total-Verschluss einer ZNS-Arterie: TIA wird zu I n s u l t (Schlaganfall): Öffnen von ZNS-Kapillaren durch O2-Mangel um das Versorgunsgebiet der verstopften Hirn-Arterie mit Austritt aus dem Blut von: - Serin-Protease Plasminogen : inaktive Vorstufe (MG ~92 kDa), - Plasminogen activator inhibitor-1 (PAI-1: MG 88-105 kDa). - - Austritt aus stark Hypoxie-geschädigten Endothel der ZNS-Kapilaren: - Serin-Protease tissue plasminogen activator (tPA; MG 66). tPA Fazit: Plasminogen inaktiv (Blut, CSF) → Plasmin aktiviert lokal in ZNS. Inaktives Plasminogen wird lokal im ZNS aktiviert zur aktiven Protease Plasmin PA durch plasminogen activator tPA, wenn die tPA-Aktivitäts-Hemmung durch PA activator inhibitor-1 ungenügend ist!! Aktivierte Protease Plasmin verursacht proteolytische Zerstörung von Nervenzellen und von BHS: Lokale ZNS-Funktions-Dauer-Ausfälle sind Arterien-Verschluss lokalisierbar (Lang-Zeit-ZNS-Defekte bei Insult mit Protein-Vermehrung in CSF). Schlussfolgerung: Die pathophysiologischen Erklärungsversuche mit dem neuen Marburger Liquor-Modell können die klinischen Defekte von TIAs erklären (sowie den Übergang von TIAs zu Insulten mit Hirn-Arterien-Dauer-Verschluss) und dadurch zu neuen Therapie-Ansätzen führen: - vorbeugende Verminderung von Hyper-Cholesterin-Aemie, von Hyper-Lipid-Aemie, - akut: Infusion von Proteasen-Inhibitoren; Infusion von Plasminogen activator inhibitor-1 (PAI-1).
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