Clermont-Ferrand, Université Blaise Pascal II Erfahrungsbericht für das Wintersemester 13/14 Vorbereitung und Bewerbung Anfang des Jahres 2013 ging es für mich mit den Vorbereitungen für das Auslandssemester los. Im Rahmen meines Studiengangs war es vorgesehen ein Semester in einem frankophonen Land zu studieren. Da ich vorher nie die Möglichkeit hatte, für einen längeren Zeitraum in Frankreich zu leben, entschied ich mich schnell für Frankreich. Hier war zudem die Auswahl der Universitäten am größten und ich konnte eine Universität auswählen, in der auch mein Zweitfach angeboten wird. Dieser Aspekt war mir sehr wichtig und so standen schließlich 3 Universitäten in Frankreich zur Auswahl und ich schickte meine Bewerbungsunterlagen für das Erasmusprogramm Mitte Februar ab. Etwa einen Monat später bekam ich per Email die Zusage für die Université Blaise Pascal II in Clermont-Ferrand. Dies war zwar nur meine Drittwahl, doch dies sollte einem tollen und erfolgreichen Auslandssemester nicht im Wege stehen. Ich fing voller Neugier an, mich über die Stadt zu informieren. Auf den ersten Blick fand ich eher weniger Interessantes heraus: ClermontFerrand ist bekannt für den großen Reifenhersteller Michelin, der dort ansässig ist und im Stadtzentrum befindet sich eine bekannte gotische Kathedrale. Umso interessierter war ich, als ich las, dass Clermont-Ferrand eine richtige Studentenstadt sei und der Wohnungsmarkt deutlich angenehmer, als in anderen französischen Städten sei. Außerdem schien mir die zentrale Lage in Frankreich praktisch zum Reisen und die umliegende Natur reizte mich sehr. Für mich, als Norddeutsche, sind Berge immer etwas Besonderes und ich freute mich, ein halbes Jahr in einer Stadt verbringen zu dürfen, die eingekesselt von erloschenen Vulkanen liegt. Anfang April kam dann die erste Nachricht von meiner Gasthochschule in Clermont-Ferrand. Ich fühlte mich bereits bei dieser ersten Email gut aufgehoben, denn alles war sehr gut erklärt: Man musste sich in einem Online-Portal registrieren („Moveonline“), um dort eine Bewerbung auszufüllen. Diese dort ausgefüllten Formulare mussten ausgedruckt und unterschrieben werden und schließlich zusammen mit einem Passfoto, einer Kopie des Ausweises und dem Learning Agreement bis zum 31. Mai an die Uni in Frankreich geschickt werden. Das Schwierigste hierbei war das Erstellen des Learning Agreements, denn dazu sollte erst einmal das Kursangebot meiner Gasthochschule gefunden werden. Hierzu muss man auf der Internetseite der Universität Blaise Pascal nach sogenannten „livrets“ schauen, dieses Vorlesungsverzeichnis lässt sich dort für jeden Studiengang finden. Auch, wenn es sich nicht exakt um die Kurse handelte, die später im Wintersemester 13/14 angeboten werden würden, erstellte ich anhand dieser Vorlesungsverzeichnisse mein vorläufiges Learning Agreement und schickte es nach ClermontFerrand. Mitte Juli kamen dann die nächsten Schritte. Die Erasmus-Annahmeerklärung musste pünktlich eingereicht werden und mich erreichten einige informative Emails der Gasthochschule. Es wurde eine „journée d'accueil“ für den 12. September angekündigt und im Anhang fand ich den „Academic Calendar“ und den „Guide international students“. Beides empfand ich als sehr hilfreich, denn dem Academic Calendar konnte man den Semesterstart der einzelnen Fachbereiche entnehmen und der Guide enthielt viele wichtige Informationen für aufgeregte, ausländische Studenten. So war dort erklärt, was bei der Ankunft zu tun sei, wie man einen französischen Bankaccount eröffne, wie man eine Unterkunft finde, usw. - also alles in allem sehr hilfreich und beruhigend, ich fühlte mich sehr gut vorbereitet! Formalitäten in Frankreich, Kursangebot Angekommen in Frankreich mussten dann die Formalitäten erledigt werden. Als erstes meldete ich mich im International Office bei Brigitte Meilleroux, der Beauftragten für incoming students. Sie ist wirklich sehr nett und empfing mich sehr freundlich, obwohl ich leider über eine Woche zu früh dran war. Das Büro öffnet offiziell in der ersten Septemberwoche. In diesem Büro muss man normalerweise auch sein Arrival Certificate ausfüllen lassen, was für die Uni Bremen jedoch nicht nötig war. Also schickte mich Mme Meilleroux in ein anderes Gebäude, wo die Einschreibung getätigt werden sollte. Nachdem ich mich zunächst eine Stunde in der falschen Schlange und dann nochmal eine halbe Stunde in der richtigen Schlange angestellt hatte, war die Einschreibung relativ einfach. Ich musste ein Dossier mit vielen, teils mir unwichtig erscheinenden, Informationen ausfüllen. Danach in einem anderen Gebäude einen Semesterbeitrag von 5€ (dazu kommen auf Wunsch 7€ für sportliche Angebote und 7€ für kulturelle Angebote) bezahlen und schließlich mit der Zahlbescheinigung und dem ausgefüllten Dossier zurück in das erste Gebäude gehen. Dort wurde dann schnell ein Foto gemacht und ich hielt meinen französischen Studentenausweis in der Hand. Danach musste ich mich nur noch um mein endgültiges Learning Agreement kümmern. Dazu holte ich mir die „Livrets“ in den Sekretariaten der beiden von mir gewählten Fächer ab und suchte dort die passenden Kurse heraus. Für das Fach Französisch wählte ich zwei Kurse aus dem Bereich „Lettres modernes“, dazu kamen noch zwei Sprachkurse und zwei Kurse für mein Zweitfach. Diese Sprackurse waren extra für ausländische Studenten und ein besonderes Angebot der Université Blaise Pascal. Zunächst wurde Anfang September dafür ein Einstufungstest durchgeführt, danach konnte man zwei Kurse aus dem Angebot für das jeweilige Sprachniveau wählen. Diese Sprachkurse à 2,5 Stunden fanden jeweils einmal pro Woche statt und wurden von den meisten Studenten als sehr hilfreich angesehen. Am Ende des Semesters besteht zudem die Möglichkeit einen DELF-Sprachtest zu absolvieren. Ein weiteres sehr attraktives Angebot der Universität in Clermont-Ferrand ist der sogenannte STAR-Kurs („studying the Auvergne as a region“). Dieser ebenfalls extra für ausländische Studenten stattfindende Kurs wird in Englisch gehalten und befasst sich mit der Region um Clermont-Ferrand herum. Ich habe leider nicht an diesem Kurs teilnehmen können, doch ich würde ihn Jedem empfehlen, denn es ist eine tolle Möglichkeit, die Region, die Leute, die Kultur kennenzulernen. Zudem tritt man dort in Kontakt mit Studenten aus vielen verschiedenen Ländern und unternimmt Ausflüge in der Region. Die Prüfungsleistung dieses Kurses ist schließlich ein Reisetagebuch, ebenfalls eine tolle Erinnerung, die man am Ende des Aufenthalts mit nach Hause nehmen kann. Sobald das Learning Agreement ausgefüllt und von dem Erasmus-Koordinator im Gastland unterschrieben ist, wird es nach Deutschland geschickt und alle Uni-Formalitäten sind erledigt. Nun konnten andere Formalitäten folgen. Ich entschied mich zum Beispiel ein Konto in Frankreich zu eröffnen. Hierzu ging ich in die mir empfohlene Bank („Bnp Paribas“) und wurde dort gleich an eine Mitarbeiterin weitergeleitet, die sich um Studenten kümmert. Für die Kontoeröffnung braucht man lediglich einen Personalausweis und einen Mietvertrag. Da ich dank des Handbuches für internationale Studenten alles dabei hatte, war das Bankkonto schnell eröffnet und konnte nach ca. einer Woche Bearbeitung benutzt werden. Danach fehlte nur noch eine französische Simkarte, um voll und ganz im französischen Leben anzukommen. Diese kaufte ich mir und unterschrieb später einen Vertrag beim Anbieter free, der sehr günstige Angebote hat und den ich nur weiter empfehlen kann. Ankommen in der Gasthochschule Alle Formalitäten erledigt, konnte Mitte September das Uni-Leben in Clermont-Ferrand starten. Hierzu gab es zunächst eine Begrüßungsveranstaltung für alle ausländischen Studenten, in der im Prinzip all das erklärt wurde, was ich in der vorangegangenen Woche schon erledigt hatte. Entweder war ich zu früh, oder die Veranstaltung zu spät gewesen. Insgesamt war die Veranstaltung aber nett gemacht, jeder bekam ein kleines Begrüßungsgeschenk und man konnte sich kostenlos und ohne Verpflichtungen für ein Programm namens „WorldTop“ einschreiben. Dieses Programm veranstaltet verschiedenen Unternehmungen für ausländische Studenten, ich kann es daher nur empfehlen. Außerdem wurde ein Patenprogramm vorgestellt, für das man sich eintragen konnte. Hier erhielt man einen Paten, der einem bei allen Angelegenheiten des französischen Lebens zur Seite stehen sollte. Eine nette Sache um sich in der Stadt zurecht zu finden und Fuß zu fassen. Nach der Begrüßungsveranstaltung gab es zudem ein riesiges Buffet, da wurde uns ausländischen Studenten definitiv bewusst, wie gut man in Frankreich isst! Danach begann der zunächst sehr aufregende Studenten-Alltag, in dem man sich jedoch schnell zurecht fand. Die Universität Blaise Pascal gliedert sich in 3 Campus: Gergovia, Carnot und Cézaux. Cézaux liegt außerhalb und ist nur mit der Tram erreichbar. Dort war ich jedoch nie, da alle meine Kurse entweder in Carnot oder Gergovia stattfanden, die ca. 5 Gehminuten voneinander entfernt liegen. Zudem befindet sich in der Nähe dieser beiden Campus die andere staatliche Universität Clermont-Ferrands: Die Université d'Auvergne I. Am Campus Carnot gibt es außerdem eine Mensa, die im Vergleich zur Mensa in Bremen sehr klein ist. Die Gerichte kosten in etwa 3€ und man darf das Essen aus 5 Teilen zusammenstellen. So bestand ein Gericht zum Beispiel aus einer Portion Gemüse, einer Portion Fleisch, einer Beilage, einer Vor- und einer Nachspeise. Ich habe nur einmal dort gegessen und zwar als das Weihnachtsmenü angeboten wurde, da empfand ich die Qualität als gut und die Portionen als sehr ausreichend. Auch die Möglichkeiten der Internetnutzung in der Uni empfand ich als ausreichend. Der Empfang reichte zwar nicht in jeden Winkel des Uni-Gebäudes, dafür war das Verbinden mit dem Netzwerk jedoch sehr einfach, da es sich um das gleiche System wie an meiner Heim-Uni handelte. Zudem findet man verschiedene W-Lan-Hotspots an größeren Plätzen der Stadt. Zum Beispiel im Jardin Lecoq, dem Stadtpark, der direkt gegenüber des Campus Gergovia liegt und in dem man gut seine Pausen verbringen kann. Freizeitangebote und Kulturelles Neben dem Jardin Lecoq gibt es natürlich noch zahlreiche andere Möglichkeiten, seine Freizeit in Clermont-Ferrand zu verbringen. Zum Beispiel die universitären Vereine SUAPS und SUC, für die man zu Beginn des Semesters einen geringen Betrag zahlen muss, die aber sehr zu empfehlen sind. SUAPS (Service Universitaire des Activités Physiques et Sportives) bietet ein breites Angebot an sportlichen Aktivitäten. Zudem gibt es im Laufe des Jahres besondere Aktivitäten, wie Wanderungen oder die „Semaine de la Glisse“, die Anfang Februar stattfindet. Dabei handelt es sich um eine Woche, in der man mit SUAPS täglich nach Super Besse zum Skifahren fahren kann. Man zahlt für einen Tag ca. 20€ und bekommt dafür den Shuttle nach Super Besse, einen Skilehrer, Skiausrüstung und ein warmes Mittagessen. Also sehr empfehlenswert! Das kulturelle Pendant zu SUAPS ist SUC (Service université culture), in dem einem, ebenfalls gegen einen geringen Betrag, das ganze Semester über viele kulturelle Veranstaltungen offen stehen. Eine gute Möglichkeit also, sein Kunst-, Theater-, Kino-, Litteratur- oder Musikhobby auszuüben. Zudem gibt es in Clermont-Ferrand die Organisation WorldTop (s.o.), die sich wie gesagt speziell um Aktivitäten für ausländische Studenten kümmert. Dazu gehört zum Beispiel ein Weihnachtsessen, das vor allem von den vielen chinesischen Studenten gut angenommen wird, aber auch eine Rallye oder ein Speed-Dating mit Französischen Familien. Die Rallye fand im Rahmen der Woche „Clermont fête ses étudiants“ statt und war eine tolle Möglichkeit zum einen die Stadt noch einmal besser kennenzulernen und zum anderen Studenten aus den unterschiedlichsten Ländern kennenzulernen, da die Gruppen aus den verschiedensten Nationalitäten zusammengestellt wurden. Gegen 1€ Gebühr, hatten wir einen tollen Tag, der am Ende sogar mit einem Samba-Umzug durch die Stadt abgeschlossen wurde. Während der Woche „Clermont fête ses étudiants“ gab es neben der Rallye viele Angebote für Studenten. So gingen wir zum Beispiel für 2€ ins Kino, fuhren Schlittschuh oder besuchten Konzerte. Wer auch noch im Februar in Clermont ist, sollte eine Veranstaltung nicht verpassen: Anfang Februar veranstaltet Clermont-Ferrand das „Festival du court métrage“, das internationale Kurzfilmfestival soll das größte seiner Art weltweit sein. Zu dieser Zeit herrschte ein internationales Flair in der Stadt und viele Kulturinteressierte aus verschiedenen Ländern waren zu Gast. Während der ganzen Woche, die das Festival geht, ist viel Programm zu entdecken. Vor allem natürlich Kurzfilme, aber auch Musik und Kulinarisches gab es zu entdecken. Neben diesen fest organisierten Veranstaltungen gibt es in Clermont auch viel Anderes zu entdecken. Für Sportbegeisterte gibt es viele Schwimmbäder und ein altes Stadion, das nun jedem Hobby-Leichtathlet zur Verfügung steht. Außerdem ist die Stadt berühmt für den Rugby-Sport, ein Besuch eines Spiels des ASM ist also auch ein Muss für Sportfans. Ganz in der Nähe des RugbyStadions befindet sich zudem die „Coopérative de Mai“, ein Veranstaltungszentrum, in dem jeder Musik-Geschmack auf seine Kosten kommt. Hier lohnt es sich wirklich, das Programm zu verfolgen, da dort teils sehr bekannte, teils weniger bekannte Musiker spielen. Und dann gibt es in Clermont-Ferrand natürlich die Vulkan-Kette zu bestaunen. Am besten geht das, wenn man den Puy de Dôme, den höchsten der erloschenen Vulkane, besteigt. In den Sommermonaten, bis Ende September fährt ein Bus von Clermont zum Fuß des Puy de Dômes. Von da aus geht man noch ca. 2 Stunden, bis man die Spitze erreicht hat. Oben angekommen kann man viele Paraglider beobachten, für die der Puy ein gutes Terrain ist. Wem danach ist, der kann sich für 80€ die Vulkankette aus der Vogelperspektive angucken und selber das Paragliden in einem Tandemflug ausprobieren. Außerdem ist Clermont-Ferrand durch seine geografische Lage ein guter Ausgangspunkt für das Reisen in Frankreich. Lyon sollte man im Dezember zur „fête des lumières“ besuchen, andere Ausflugsziele sind Montpellier, Avignon, Marseille, Bordeaux, Toulouse oder Paris. Es empfiehlt sich für diese Reisen, entweder bei Bahnfahrt die „carte 15-25“ für Vergünstigungen zu kaufen, oder mit Mitfahrgelegenheiten zu fahren. So kommt man mit einer Mitfahrgelegenheit beispielsweise für 12€ nach Lyon oder für 22€ nach Paris. Wenn man in einer Gruppe reist habe ich zudem sehr gute Erfahrungen mit der Internetseite „airbnb“ gemacht, hier findet man tolle Unterkünfte für wenig Geld – daher eine gute Alternative zum üblichen Hostel! Unterkunft Eine feste Unterkunft in Clermont-Ferrand würde ich hingegen nicht über diese Seite suchen. Hier empfehle ich vielmehr die allgemein bekannte Seite leboncoin.fr. Die Registrierung ist kostenlos und die Kontaktaufnahme mit den Anbietern einfach. Ich hatte zunächst große Sorge, etwas in Clermont von Deutschland aus zu finden, doch diese Sorgen waren unbegründet. Wahrscheinlich hatte ich auch großes Glück, doch direkt nach meiner ersten WG-Anfrage bekam ich eine Zusage für eine nette WG. Ich würde jedem empfehlen, sich um eine WG mit Franzosen zu bemühen, denn so kann man auch Zuhause Französisch sprechen und hat eine Art „französische Familie“, die einem die neue Stadt zeigen kann. Und falls die Zusagen zunächst ausbleiben, lohnt sich immer noch eine WG-Suche vor Ort. Als Übergangslösung kann ich die Residenz „Home Dome“ empfehlen, dort würde ich 2, 3 Wochen buchen und von dort aus auf WG-Suche gehen. Aber auch für länger oder gar für den gesamten Aufenthalt ist diese Residenz nicht schlecht. Die Zimmer sind zwar klein und nicht besonders modern und die Miete vergleichsweise hoch, aber nach Beantragung des Wohnungsgeldes CAF, für das es hier ein extra Büro gibt, ist es eine bezahlbare und annehmbare Unterkunft, die zudem relativ zentrumsnah liegt. Von den Studentenwohnheimen habe ich hingegen eher weniger Gutes gehört. Die Zimmer haben 9qm, die Ausstattung ist sehr alt und die weniger schönen sanitären Anlagen werden mit allen Bewohnern des Flurs geteilt. Zudem soll der Strom und die Heizung im Winter oft ausgefallen sein. Dafür ist die Miete mit ca. 150€ aber auch einfach unschlagbar. Öffentliche Verkehrsmittel Um in Clermont-Ferrand von A nach B zu kommen, gibt es die üblichen öffentlichen Verkehrsmittel. Das wichtigste Verkehrsmittel bildet wohl die Tramlinie, die einmal quer durch die Stadt fährt. Zudem gibt es natürlich Busse, aber neuerdings auch Stadt-Fahrräder, die ausgeliehen werden können. Eine Fahrt mit Tram oder Bus kostet 1,40€. Viele haben sich außerdem auf dem Flohmarkt, der jeden Sonntag auf der Place Salins stattfindet, ein Fahrrad gekauft oder gegenüber vom Studentenwohnheim „Saint Jacques Dolet“ ein Fahrrad für einmalige 60€ gemietet. Im Allgemeinen hat die Stadt aber eine gute Größe, so dass man Vieles zu Fuß erreichen kann. Für mich hat daher ein 10-er Carnet mit 10 Bahntickets pro Monat ausgereicht, da ich beispielsweise die Uni zu Fuß erreichen konnte. Uni-Alltag So konnte ich zum Beispiel auch die beiden Uni-Gebäude mit 5 bzw. 10 Minuten Fußweg bequem erreichen. Das habe ich echt als Luxus empfunden, da so eine Wohnlage, mit gleichzeitiger Nähe zum Zentrum in Bremen unmöglich wäre. Aber auch in anderen Aspekten unterschied sich der französische Uni-Alltag von dem mir bekannten. Vor allem empfand ich die französische Uni als sehr viel schulischer. Besonders in kleineren Kursen arbeiten die Studenten weniger selbständig und es gibt sogar Hausaufgaben, die teilweise vom Dozenten kontrolliert werden. Die Art der französischen Dozenten gefiel mir hingegen überwiegend sehr gut, da sie das Wissen gut vermitteln konnten. Insgesamt denke ich auch, dass die Dozenten eher mehr Wissen vermitteln, als in Deutschland, dafür aber der Student weniger selbständig Wissen erarbeiten muss. Auch die Prüfungsleistungen waren etwas anders. Alle Klausuren, die ich geschrieben habe, waren sehr lange Aufsätze, die sich mit einer relativ freien Fragestellung befassten. Den Geschmack des Dozenten dabei zu treffen, fand ich nicht immer einfach. Gut haben mir hingegen die sogenannten „Devoir sur table“ gefallen, die zweimal während des Semesters stattfanden. Das waren kurze Klausuren von 2 Stunden in denen eher wie in einem Test präzise Fragen gestellt wurden. Am Ende des Semesters hat sich dann die Gesamtnote aus den beiden Teilnoten errechnet. In einem Kurs habe ich auch eine Ausarbeitung verfasst, wobei man sich hierbei auf jeden Fall vorher beim Dozenten informieren sollte, da die Methoden von den deutschen abweichen können. Studenten-Jobs Insgesamt ist der Stundenplan eines Erasmus-Students nicht sehr voll gepackt. Da ich mittwochs nur eine Veranstaltung hatte und freitags sogar ganz frei, suchte ich nach einer Beschäftigung. Außerdem fand ich es sehr schwer, in den Vorlesungen Kontakt zu Franzosen aufzunehmen, da bereits feste Gruppen bestanden. Die wohl beste Bekanntschaft, die ich in einer Vorlesung gemacht habe, war ein älterer Herr, der sich sehr für mich deutsche Studentin interessiert hat – auch nett. Trotzdem kam es mir sehr gut gelegen, als im November ein neues großes Einkaufszentrum aufmachte, denn in diesem war auch eine große Bekleidungskette vertreten, für die ich bereits in Deutschland gejobbt hatte. Da ich schon für diesen Laden gearbeitet hatte, bewarb ich mich sofort und sah es als gute Möglichkeit, viele Franzosen kennenzulernen und gleichzeitig meine Reisekasse aufzubessern. Zusammen mit einer anderen Deutschen fing ich in diesem Laden an. Wir waren bei der großen Shop-Eröffnung dabei und waren Teil eines Teams, das sich neu bildete. Ich weiß, dass das normalerweise nicht Teil eines Erasmus-Semester ist, doch für mich war das eine große Bereicherung, die ich nie missen könnte. Durch den Kontakt mit meinen neuen Kollegen und den Kunden, habe ich meinen Wortschatz und meine Sprechflüssigkeit sehr gut verbessern können und zudem habe ich Freunde gefunden. Jetzt, wieder angekommen in Deutschland, ist es vielleicht sogar mein tolles Kollegen-Team und das gesamte Arbeitsumfeld, das ich am meisten vermisse. Daher möchte ich jedem Mut machen, der überlegt, sich auch während des Auslandssemesters einen Nebenjob zu suchen. Eine Freundin hat zum Beispiel in einem Restaurant für regional typische Küche gearbeitet und von vielen habe ich gehört, dass sie nebenbei ein Praktikum in einem französischen Collège gemacht haben. In jedem Fall gilt es, sich mit einem ausführlichen CV zu bewerben, der in Frankreich etwas anders gehalten wird, als in Deutschland. Fazit Die Stadt Clermont-Ferrand und das Auslandssemester selbst, haben mich sehr überrascht. Als es Ende August losging, fuhr ich eher mit missmutigen Gefühlen. Als ich Ende Februar zurückgekehrt bin, wollte ich am liebsten dort bleiben. Ich denke, es kommt immer darauf an, was man aus seinem Auslandssemester macht, jedoch kann ich sicher sagen, dass Clermont-Ferrand und die Université Blaise Pascal eine gute Basis bilden, aus seinem Auslandssemester das Beste zu machen. Die Stadt hat viele Freizeitangebote zu bieten und hat meiner Meinung genau die richtige Größe, um sich wohl zu fühlen. Und auch in der Universität findet man sich schnell zurecht. Sie hat eine gute Größe und ich hatte den Eindruck, dass die Université Blaise Pascal besonders viel für ihre ausländischen Studenten tut.
© Copyright 2024 ExpyDoc