November 2015 Wie eng möchten Menschen in Europas Städten leben? WOHNRAUMSCHAFFUNG Foto: Wikimedia Commons RHEIN-MAIN-GEBIET Von der Gewerbeimmobilie zum Wohnraum. Foto: stefan welz - fotolia BALLUNGSZENTREN Foto: Dmitry Nikolaev - fotolia SCHWERPUNKTTHEMA Frankfurt und Offenbach wollen stärker zusammenwachsen. Stadt 4.0: Wo führt die Zukunft hin? Foto: @1000words - fotolia (bearbeitet) Wer heute über neuen Wohnraum spricht, muss Quartiere und Städte gleich mitdenken. Denn Einflussgrößen wie Klima- und Umweltschutz, Wirtschafts-, Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung verändern nicht nur den Wohnungsbau, sondern beeinflussen die Entwicklung ganzer Quartiere. Wie und vor allem wo wollen wir leben, wohnen, arbeiten? Von Prof. Dr. Rainer Winkel Nicht nur die Fachwelt fragt sich, wie Stadtentwicklung künftig gestaltet werden kann, auch Politik und Öffentlichkeit. Und das nicht erst seitdem bezahlbarer Wohnraum in Ballungsräumen knapp wird, Flüchtlingsströme den Bedarf an Unterkünften ad hoc erhöhen und der Autoverkehr nicht nur Verkehrsadern, sondern auch immer mehr Innenstädte lahmlegt. Wirtschaftliche, klimatische und demografische Trendwechsel sowie die Folgen der Digitalisierung verändern den Anspruch der Menschen an private und öffentliche Räume, quantitativ und qualitativ. Doch wie wollen wir leben? Im Zentrum der diskutierten Zukunftsszenarien steht das Verhältnis zwischen Wohnen und Arbeiten und der Organisation dieser Bereiche im städtischen Kontext. Denn hier sind große Veränderungen zu erwarten, nicht zuletzt als Folge der Digitalisierung. Und schon die heutigen Stadtstrukturen lassen sich als Folgen technologischer Innovationsschübe interpretieren. So bildeten Arbeit, Kost und Logis noch bis zur Indus- trialisierung eine Einheit. Durch die Entstehung der Industriearbeit wurde diese Einheit aufgehoben. Zugleich wuchsen die Umweltbelastungen. Das führte dann bereits Ende des vorletzten Jahrhunderts zu einer grundlegenden Neustrukturierung der Städte, deren Räume nun nach Nutzungsarten aufgeteilt wurden. Beeinträchtigungen sollten auf diese Weise eingegrenzt und Wohnviertel von Emissionen freigehalten werden. Dieses Konzept gilt noch heute und ist in der BauNVO manifestiert. Es schließt gewerbliche Nutzungen in reinen Wohngebieten weitgehend und in allgemeinen Wohngebieten in erheblichem Maße aus. DER NÄCHSTE INNOVATIONSSCHUB: ERST BAHN, DANN AUTO, NUN INTERNET Die so entstandenen Stadtstrukturen haben zu einer weitgehenden Entmischung der Nutzungen geführt und die Distanzen zwischen Arbeits- und Wohnorten schrittweise wachsen lassen. Beflügelt wurde der Prozess der städtischen Ausdehnung mit großzügigen Grundstückszuschnitten und steigenden Flächenverbräuchen zunächst durch die Ausbreitung des » Fortsetzung auf Seite 2 November 2015 | Seite 2 EDITORIAL » Fortsetzung von Seite 1 Liebe Leserinnen und Leser, vor einiger Zeit haben wir uns mit schrumpfenden Räumen beschäftigt. In dieser Ausgabe setzen wir unseren Themenschwerpunkt in die Wachstumsregionen und diskutieren, wie der Wohnungsknappheit in den Ballungszentren begegnet werden kann. Dringend wird mehr Wohnraum benötigt – der einerseits bezahlbar und andererseits energieeffizient und möglichst barrierearm sein soll. Und die Gestaltung muss dem kritischen Blick der inzwischen fast schon obligatorischen Gestaltungsbeiräte gefallen... Wo und wie werden wir also in den kommenden Jahren leben? Diese Frage haben wir einer ganzen Reihe renommierter Wissenschaftler und Praktiker gestellt, die für die vorliegende Ausgabe der DepescheAktuell den Blick in die Glaskugel gewagt und skizziert haben, wie Leben und Wohnen im Jahr 2030 aussehen kann. Herausgekommen ist dabei eine bunte Sammlung von Beiträgen, für die allesamt gilt, was Mark Twain schon von mehr als 100 Jahren sagte: „Prognosen sind schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen.“ Viele Artikel beleuchten zum Teil ganz unterschiedliche Aspekte der Zukunft des Wohnens, nur einige davon möchte ich herausheben: In einem inspirierenden Artikel analysiert Rainer Winkel die Veränderung der Beziehung von Wohnen und Arbeiten im Zeitablauf und beschreibt, wie technologische Innovationsschübe zu einer Distanzierung von Arbeitsund Wohnstätten geführt haben. Dies, so seine These, werde weiter zunehmen und erhebliche Folgewirkungen für Stadtentwicklung und Verkehr entfalten. Elke Pahl-Weber gibt in ihrem Beitrag zu Smart Cities einen faszinierenden Ausblick in die Welt des technisch Möglichen – da staunt der Praktiker und wundert sich über ganz alltägliche Probleme, beispielsweise ein neues Baugebiet mit schnellem Internet zu versorgen... Tong-Jin Smith zeigt an einem konkreten Beispiel die Umwandlung von vormals gewerblich genutzten Immobilien in Wohnungen. Ein Modell, durch das in der „Stadt der kurzen Wege“ neue Wohn- und Lebenskonzepte entstehen. Und einen Artikel – in dem wir uns einmal nicht mit der von Planern präferierten Außenansicht der Quartiere und Gebäude auseinandersetzen – möchte ich Ihnen besonders ans Herz legen: In einem amüsanten Streifzug durch die Jahre zeigt unsere Kollegin Inga Precht, wie sich das Innere von Wohnungen verändert hat und welche Themen eigentlich den Nutzer von heute bewegen. Besonders spannend wird die Diskussion aber immer dann, wenn unsere Autoren gleiche Sachverhalte ganz unterschiedlich bewerten: So vertritt Rainer Nagel die Meinung, dass besonders viel Potenzial zur Schaffung von Wohnraum in Innenstädten in der (Nach)-Verdichtung liege – ein Argument, das in nahezu jeder Diskussion angeführt wird. Diese Argumentation ist mir manchmal zu pauschal, und ich fühle mich durch den Beitrag von Miriam Beul-Ramacher bestätigt, die bei einem Blick in europäische Nachbarstädte deutlich die Grenzen der Nachverdichtung aufzeigt. Bei aller Vielfalt der Argumente, die wir in diesem Heft abbilden, fehlt mir allerdings ein ganz wesentlicher Aspekt: Es ist unstrittig, dass sich unsere Gesellschaft in den vergangenen Jahren immer pluralistischer entwickelt und die Koexistenz unterschiedlicher Lebensstile zugenommen hat. Dies gilt auch – und vielleicht sogar ganz besonders – für die Generation derer, die aus dem Erwerbsleben scheiden und die ganz eigene Ideen haben, wo und wie sie ihren Lebensabend verbringen werden. Und auch durch die im Moment erlebte Einwanderung von Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen wird sich dieser Pluralismus eher noch verstärken und Einfluss auf unsere Gesellschaft und das Leben darin nehmen. Dies gilt es zu berücksichtigen: Wenn wir heute über das Wohnen von morgen nachdenken, dürfen wir uns nicht an der Gesellschaft von gestern orientieren. Aber vielleicht brauchen wir beim Blick in die Zukunft auch nur andere Glaskugeln. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und stehe, wie immer, für die Diskussion zur Verfügung. Ihr Dr. Marc Weinstock Schienenverkehrs. Nach der Bahn kam das Auto. In den fünfziger und sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts eiferten Stadtplaner in Verbund mit Verkehrsplanern dem Leitbild der autogerechten Stadt nach. Nicht nur neue Siedlungen entstanden, auch neue Städte. Der künftige Städtebau wird technologischen Innovationen und deren Einfluss auf die Arbeitswelt ebenfalls Rechnung tragen müssen. Nach der Bahn und dem Auto kommt nun die IT-Technik. Denn Arbeitsleistungen – vor allem in Dienstleistungsberufen – können heute ohne feste Ortsbindung überall erbracht werden. Die tatsächlichen Leistungen von Arbeitnehmern lassen sich über ihre messbaren Computeraktivitäten sogar weitaus besser erfassen als über das traditionelle System von Anwesend-Zeiten. Daher ist zu erwarten, dass die Zahl der „Heimarbeitskräfte“ in den kommenden Jahren weiter zunimmt. Selbst Termine und Besprechungen müssen heute nicht unbedingt im reellen Leben stattfinden: Visuelle Konferenzschaltungen lassen sich mit der entsprechenden Hardware problemlos einrichten. NUTZUNGSTRENNUNG AUFHEBEN – GELTENDES BAURECHT ANPASSEN Sind weniger Menschen unterwegs, dürfte sich mittelfristig auch das Verkehrsaufkommen verringern. Spätestens an dieser Stelle könnte die strikte Nutzungstrennung der BauNVO zu einem hemmenden Anachronismus werden, der zu überdenken ist und modifiziert werden sollte. Die seit Ende des vorletzten Jahrhunderts angestrebte Nutzungsentflechtung in den Städten könnte also hinfällig werden oder ist zumindest zu revidieren und wesentlich großzügiger zu gestalten. Das hätte erhebliche Auswirkungen auf die weitere Entwicklung von Stadtstrukturen. Diese Veränderungen könnten auch den Wohnungsmarkt betreffen. Denn in der Arbeitswelt 4.0 sind sowohl ein leistungsstarker Kommunikationsanschluss wie auch ein hoher Schallschutz für Wohnungen unverzichtbar. Machbar ist beides, im Neubau durch höhere Anforderungen, im Bestand durch Umbau und entsprechendes Nachrüsten. DEPESCHEAKTUELL – Fachzeitung der führenden deutschen Stadtentwicklungsunternehmen Anforderungen an Grundrisse und Raumfunktionen ändern sich ebenfalls. Aufgrund der wachsenden Zahl visueller IT-Kontakte könnte beispielsweise das Erscheinungsbild des Arbeitsraums in der Wohnung wichtiger werden, um das zu repräsentieren, was man in der heutigen Berufswelt unter einer „guten Geschäftsadresse“ versteht. DEMOGRAFISCHER WANDEL MODIFIZIERT NACHFRAGE Beim Wohnflächenverbrauch belegt die bisherige Erfahrung, dass sich dieser weit weniger nach der Haushaltsgröße als vielmehr nach den finanziellen Möglichkeiten richtet. Das zeigt die hohe Flächenausstattung von gut situierten Ein- und Zweipersonenhaushalten und die niedrige Flächenausstattung je Person von Haushalten mit geringeren Einkommen. Wir dürfen demnach auch für die Zukunft von einem zweigeteilten Nachfragemarkt ausgehen, wobei es natürlich auch Interessenten für mittelgroße Wohnungen geben wird. Die verbrauchstarken, gut situierten Haushalte werden eher großzügig geschnittene Wohnungen nachfragen und weniger große Wohnungen mit einer Vielzahl kleiner Räume. Das gilt zumal, da es sich bei diesen Haushalten nach heutigem Erkenntnisstand eher um Ein- bis Zweipersonenhaushalte handelt. Da die Kosten für Wohnen stark von den lokalen Gegebenheiten abhängen, werden sich große regionale Unterschiede ergeben. In Ballungsräumen mit hoher Wohnungsnachfrage könnte die Nachfrage nach großzügigen Wohnungen aufgrund hoher Preise geringer ausfallen. Umgekehrt werden sich in strukturschwachen Räumen mit deutlichem Wohnungsleerstand mehr Menschen eine höhere Wohnflächenausstattung leisten können. Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass die Zahl der Haushalte mit geringeren Einkommen künftig zunehmen wird, allein schon aufgrund der wachsenden Anzahl von Rentnern. Viele von ihnen werden selbst mit Unterstützung der Sozialhilfe lediglich am Rande eines Mindesteinkommens stehen. Da die Zahl der Personen über 65 Jahre in Deutschland in absehbarer Zeit ein Viertel der Bevölkerung, langfristig sogar ein Drittel, Fotos: Ralf Gerard, DSK November 2015 | Seite 3 Es ist abzusehen, dass der Bedarf an kleinen und preiswerten Wohnungen steigen wird. stellt, wird sich diese Entwicklung tendenziell weiter verschärfen. Daher ist absehbar, dass der Bedarf an kleinen und preiswerten Wohnungen für diesen Personenkreis zunehmen wird. Unterschätzt wird zusätzlich der Bedarf an seniorengerechten Wohnungen. Statt dem heute oft noch gebräuchlichen Orientierungswert von drei Prozent barrierefreien Wohnungen im Bestand, wurde zum Beispiel in einem Wettbewerb des „Aktionsprogramms regionale Daseinsvorsorge – Modellregion des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur“ (MORO) ein Bedarf von 30 Prozent und mehr ermittelt. Diese Größenordnung dürfte realistisch sein, zumal barrierefreie Wohnungen mit größeren Türöffnungen auch für jüngere Nutzer keinen Nachteil darstellen. Eine völlig neue Dimension in den Nachfragemarkt bringen die kaum vorhersehbaren Flüchtlingsströme. Auch hier geht es um quantitative und qualitative Anforderungen. Neben dem Mehr an Erstunterkünften und Wohnungen, die benötigt werden, müssen sich Entwickler auch auf andere Bedürfnisse bei den Wohnungen selbst einstellen, unter anderem bei den Grundrissen. Für strenggläubige Muslime etwa sollte die Küche nie neben unreinen Räumen, also den Sanitärräumen, liegen. Ein Wunsch, der mit der üblichen rationalen Zuordnung zusammengefasster Ver- und Entsorgungsleitungen in deutschen Wohnungen im Grunde nicht vereinbar ist. Bislang gibt es aber dennoch keine Hinweise, dass deshalb Wohnungsvermietungen gescheitert wären. Aufgrund des Kinderreichtums vieler Migrantenfamilien werden zunächst auch größere Wohnungen mit einer höheren Anzahl kleiner Zimmer gefragt sein. Die bisherigen Erfahrungen zeigen jedoch, dass sich die Nachkommen von Migranten tendenziell der deutschen Geburtenrate anpassen, so dass langfristig auch diese Unterschiede an Bedeutung verlieren dürften. RESÜMEE Die Erfahrungen aus der Entwicklungsgeschichte von Städtebau und Wohnungsbedarf zeigen, dass sich Wohnbedürfnisse stetig wandeln. Gesellschaftliche Veränderungen und der technische Fortschritt waren und sind dafür entscheidende Motoren. Neu ist vielleicht das Tempo, in dem die Versorgung mit Wohnraum für alle Teile der Bevölkerung angegangenen werden muss. So bewegt sich das jährliche Neubauvolumen seit längerer Zeit zwischen 250 und 370 Tausend Wohnungen und Einfamilienhäusern. Das entspricht einer Größenordnung von ca. 0,63 bis 0,93 Prozent des Bestands. Al- lein schon dieses Verhältnis zeigt, dass es sich um langwierige Prozesse handelt. Mehr Dynamik bei der Wohnraumproduktion könnte freilich eine Intensivierung von Umnutzungsaktivitäten bringen. Stadtstrukturen werden sich dadurch aber kaum verändern, Wohnungen hingegen – je nach Intensität der Maßnahmen – schon. WEITERE INFORMATIONEN Prof. Dr. Rainer Winkel Vorstandsvorsitzender DISR Deutsches Institut für Stadt und Raum Telefon 06127 62 388 [email protected] November 2015 | Seite 4 In der Dichte der Stadt In Europas Großstädten leben immer mehr Menschen auf immer weniger Raum. Auch hierzulande werden eifrig Baulücken geschlossen. Doch vielen wird es allmählich zu eng. Von Miriam Beul-Ramacher „Die Türme werden jeden Tag höher und stehlen mir das Licht“. Ulla Wasser ist bestürzt. Seit 50 Jahren lebt die Pensionärin im Westen von Paris. Vom Wohnzimmer aus blickt sie auf die Villa Montmorency, ein eingezäuntes Reichenquartier. Zur Straße hin genoss sie bislang einen unspektakulären Ausblick auf eine Brachfläche des Gare d’Auteuil. Mit der Ruhe vor ihrem Küchenfenster ist es aber seit ein paar Monaten vorbei. Der Verkehrsbetrieb SNCF hat das seit Jahrzehnten ungenutzte Bahngrundstück an Paris Habitat OPH verkauft. Der städtische Wohnungsbaukonzern errichtet dort rund 350 Wohnungen verteilt auf vier Gebäude. Die Rohbauten stehen inzwischen. Dass die frisch gebauten 12-Geschosser ihre Wohnung verdunkeln, beklagt Frau Wasser schon jetzt. Doch noch größer ist ihre Sorge, dass sich schon bald noch mehr Menschen als heute im 16. Arrondissement aufhalten, einkaufen gehen, parken wollen, Lärm machen. „Ich erkenne mein Viertel bald nicht wieder“, sagt die 80jährige Wahl-Pariserin. Seit langem ist Paris die am dichtesten besiedelte Großstadt Europas. Mehr als 21.000 Menschen drängen sich in der Seine-Stadt im Schnitt auf einem Quadratkilometer, im 11. Arrondissement sind es sogar mehr als 41.000 Einwohner. Mit seinen rund 10.000 Einwohnern pro Quadratkilometer zählt der 16. Bezirk rein statistisch noch zu den Stadtteilen mit dem meisten Platz pro Nase. Aber nur, weil im Westen der Bois de Boulogne liegt, mit 8,4 Hektar Fläche einer der größten Stadtparks der Welt. Doch auch dem geht es aufgrund der vielen Bauprojekte an den Kragen. So sollen Grünflächen sowie die berühmten Gewächshäuser der Erweiterung des Tennisstadions Roland Garros weichen. Immer mehr Bewohner im Viertel sehen die zahlreichen Neubauprojekte für noch mehr Menschen kritisch. Und formieren Widerstand. Aktiv im 16. Arrondissement ist unter anderem der Verein „Sauvegarde Auteuil Bois de Boulogne“. „Die Stadionerweiterung lag aufgrund von Bürgerprotesten über Monate auf Eis. Nun kommt das neue Stadion doch. Auch den Kampf gegen die neuen Wohntürme am Gare d’Auteuil haben wir nach fast zwei Jahrzehnten Widerstand verloren“, bedauert Vereinssprecher Christian Chollet. Die Hauptkritik des pensionierten Architekten: Es gebe zu viele neue Bauprojekte im 16. Arrondissement. „Dadurch wird es für alle zu eng.“ Makler sehen das erwartungsgemäß anders. „Die Bauvorhaben werden die Lebensqualität im Stadtbezirk nicht negativ beeinflussen“, hält Eric Decailly, geschäftsführender Gesell- schafter vom Engel & Völkers Shop in Paris, dagegen. Daher rechnet der Makler auch weiterhin mit stabilen Preisen. 9.210 Euro pro Quadratmeter kostet eine Wohnung in diesem Teil von Paris im Schnitt. Damit rangiert das 16. Arrondissement stadtweit im oberen Drittel. Was eng ist, oder gar zu dicht, entscheiden außerdem nicht allein Zahlen oder Durchschnittswerte. Auch in deutschen Großstädten haben einzelne Viertel bei der Einwohnerdichte die 4.000er-Marke längst übersprungen, so unter anderem Hamburg und Berlin. „Es gibt eine urbane Dichte mit sehr vielen Menschen, die nicht als unangenehm empfunden wird“, sagt Markus Radermacher, Architekt und stellvertretender Leiter des Stadtplanungsamtes Frankfurt am Main. Bautraditionen und kulturelle Prägungen beeinflussen das individuelle Enge-Gefühl oder das einer Gruppe ebenfalls. Über mehr als 5.000 Einwohner pro Quadratkilometer werden zum Beispiel asiatische Großstadtbewohner kaum klagen. So drängen sich in Peking im Schnitt 20.700 Einwohner auf einem Quadratkilometer, in Tokio sind es 15.000 Menschen und in Singapur 7.600. Auch New York City zählt zu den Metropolen mit eher hoher Besiedlungsdichte. Rein rechnerisch muss sich jeder Big-Apple-Einwohner einen Quadratkilometer Stadtraum mit durchschnittlich DEPESCHEAKTUELL – Fachzeitung der führenden deutschen Stadtentwicklungsunternehmen 10.700 anderen Menschen teilen. In dieser Dichte-Liga spielt unter den europäischen Metropolen nur Paris. Schon London und Madrid wirken mit einer Bevölkerungsdichte rund 5.400 beziehungsweise 5.200 je Quadratmeter vergleichsweise „leer“. Doch während die britische und die spanische Landeshauptstadt ihre größten Wachstumsschübe längst hinter sich haben, holen andere erst seit kurzem nach. Neben den deutschen Metropolen vor allem Wien. Zwar leben in der österreichischen Hauptstadt derzeit „nur“ 4.315 Personen auf einem Quadratkilometer. Doch auch hier werden es jährlich mehr. Nach Angaben der Bundesanstalt Statistik Austria lag das Bevölkerungswachstum in Wien zwischen 1992 und 2012 bei 12,8 Prozent und damit sogar über dem von München, wo die Einwohnerzahl im selben Zeitraum um rund neun Prozent zulegte. Und der Run hält an: 2029 sollen bereits zwei Millionen Menschen rund um Prater und Stephansdom leben. „Aktuell wächst die Wiener Bevölkerung um rund 20.000 bis 25.000 Einwohner jährlich. Gleichzeitig werden lediglich 7.000 Wohneinheiten pro Jahr fertiggestellt. Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem“, rechnet Marc K. Tiel, Geschäftsführer des Projektentwicklers Soravia Group, vor. Der Druck, durch Verdichtung der bestehenden Substanz auf Foto: @eyetronic - fotolia November 2015 | Seite 5 Rund 15.000 Menschen teilen sich einen Quadratkilometer in Tokio. an der Isar derzeit auf einem Quadratkilometer, auch hier ist es in einigen Quartieren schon deutlich gedrängter. Damit ist die Bayernmetropole ähnlich dicht besiedelt wie Wien - und für ihre Bewohner in weiten Teilen ähnlich teuer. Eine Neubauwohnung kostet laut Immowelt.de im Schnitt gut 6.450 Euro pro Quadratmeter – im Luxussegment reicht die Preisskala über 20.000 Euro pro Quadratmeter und mehr hinaus. Mietobjekte liegen bei um die 16 Euro, kleine Wohnungen werden für um die 20 Euro pro Quadratmeter angeboten. Eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht. Denn der Zuzug hält auch hier an und erhöht den Druck, entweder Verdichtungsflächen aus dem Hut zu zaubern – oder aber Grundstücke an den Rändern der Metropole für neue Nutzungen zu aktivieren. Dies geschieht unter anderem durch die Neunutzung von Brachflächen, vor allem aufgegebener Militärstandorte im Norden der Metropole. Aber auch engeres Bauen, das mehr Menschen pro Fläche unterbringt und die Rendite erhöht, wird immer häufiger praktiziert. Und regelmäßig kritisiert. Durch eine überzogene Nachverdichtung würden immer mehr Grünflächen und Bäume aus den Städten verschwinden, die gute Wohnqualität Münchens bedroht, monieren Bürgervereinigungen. „Überall warnen Umweltverbände mittlerweile vor den Folgen unge- bremster Innenverdichtung, weil sie schädlich für das Klima der Städte ist und damit für die dort lebenden Menschen. In Berlin zum Beispiel gibt es einen messbaren Temperaturanstieg, der auch mit Versiegelung und Bebauung einhergeht“, berichtet Tim Holborn von der LEG Entwicklung GmbH. Ist eine Lösung in Sicht? Im Falle eines Flächenmangels geht der Trend in das natürliche Höhenwachstum. Das Geschäft mit dem Ausbau von Dachgeschossen brummt – und zwar nicht nur in den deutschen Großstädten. Auch in sogenannten B-Cities sind darauf spezialisierte Unternehmen aktiv. Die meisten Städte zeigen sich für solche Ausbaulösungen sehr aufgeschlossen, weil in dieser Option die schnellste Möglichkeit besteht, zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Nicht zuletzt finden solche ungewöhnlichen und deshalb attraktiven Wohnungen viele Abnehmer. Auch über Umnutzungen wird häufiger nachgedacht. Vor allem in Städten mit hohen Büroleerständen. Vorreiter in Deutschland ist Frankfurt am Main. Dort haben sich fallende Büro- und steigende Wohnungsmieten in den vergangenen zehn Jahren immer weiter angenähert und nun einen Gleichstand erreicht. „Von Umwidmungen wollten die Eigentümer leerer Bürokomplexe lange Zeit nichts wissen. Inzwischen ist der politische Druck hoch und das Preisgefüge so, dass sich Umnutzungen auch rechnen“, sagt Markus Radermacher vom Stadtplanungsamt Frankfurt. Einige Einzelprojekte gibt es bereits. Doch mit dem Umbau der Bürostadt Niederrad sowie des ebenfalls von Büroleerständen gepeinigten Mertonviertels geht es am Main bereits an die Umwidmung ganzer Quartiere. Denn auch die Mainmetropole muss sich auf weitere Einwohnerzuwächse einstellen. Im Jahr 2030 werden voraussichtlich 724.000 Menschen in Frankfurt leben, für diese werden gut 52.000 neue Wohnungen gebraucht. An den Rändern kann die Stadt nicht wachsen. Die Ausnutzung vertikaler Lösungen liegt darum nahe. Und wird die Einwohnerdichte über kurz oder lang erhöhen. Doch am Main ist – zumindest aus internationaler Sicht – noch viel Luft. Derzeit trifft man in Frankfurt auf einem Quadratkilometer „nur“ 2.840 Menschen. Foto: Steffen Hauser die steigende Wohnungsnachfrage zu reagieren, erhöhe sich spürbar. Was in vielen Fällen aber durchaus sinnvoll sei, so etwa, wenn es zur Bebauung von brachliegenden oder untergenutzten innerstädtischen Flächen kommt. „Die Stadt weiß aber auch, dass bereits zu dicht bebauten Gebiete nicht weiter verdichtet werden können. Damit würden bestehende Strukturprobleme weiter verschärft“, so Tiel. Mit der Ausgestaltung der Wohnraumbeschaffung zeigt sich der Entwickler insgesamt zufrieden. „Die Verdichtung wird immer auch genutzt, um die Wohnumgebung zu verbessern. Man versucht also gleichzeitig, den Verkehr zu beruhigen, Parkraumprobleme zu mildern anstatt zu verschärfen, Grün- und Freiflächen zu erhalten oder zu verschönern“, berichtet der Entwickler. Und das zahlen nicht zuletzt die Immobilienkäufer. Im Luxussegment werden Wohnungen für 20.000 Euro pro Quadratmeter und mehr angeboten. Ausgebaute Dachgeschosse in den beliebten Wiener Innenstadtlagen erzielen laut Tiel Preise von bis zu 25.000 Euro pro Quadratmeter. Im unteren Segment werde man aber auch „schon“ für 3.800 Euro pro Quadratmeter fündig. Schulen, Kindergärten, Neubauviertel: Viele Städte wissen gar nicht, wo sie den Raum für so viele neue Gebäude hernehmen sollen. In Deutschland platzt vor allem München bald aus allen Nähten. 4.355 Menschen leben WEITERE INFORMATIONEN Miriam Beul-Ramacher Journalistin (ma) Telefon 0179 3933 531 www.miriambeul.de November 2015 | Seite 6 Die Stadt der Zukunft existiert schon Energiewende, demografischer Wandel, neue Lebens- und Arbeitsmodelle und die stark angestiegene Zuwanderung: Diese aktuellen Herausforderungen werden Auswirkungen auf das Wohnen haben. Wir werden dichter zusammenrücken müssen und öffentliche Freiräume werden stärker beansprucht. Was wir bis jetzt beim Wohnen erleben, ist eine immer noch zunehmende Wohnfläche pro Kopf, die vor allem auf die Zunahme von Single-Haushalten zurückzuführen ist. Aber dem gegenüber steht auch der Wunsch nach neuen gemeinschaftlichen Wohnformen. Das Wohnen verändert sich, so wie sich unsere Gesellschaft verändert. Die Stadträume und Gebäude, in denen das geschehen wird, sind aber die uns bekannten. Von Reiner Nagel Die aktuellen Wohnungsbauprogramme gehen meist von der kaum noch existierenden klassischen Kleinfamilie als Zielgruppe aus und greifen auf herkömmliche Grundrissmuster zurück. Oder sie produzieren fantasielose Mikroappartements für Studenten und später Senioren. Erfolg wird an Realisierungszahlen gemessen. Dabei ist der gesellschaftliche Nutzen ganz wesentlich nicht nur von der Quantität, sondern von der Qualität des Wohnraums, von seiner Lage, seiner Anbindung und den umgebenden Freiräumen abhängig. Im Baukulturbericht 2014/15 widmet sich die Bundesstiftung Baukultur dem Wohnen in gemischten Quartieren und definiert die Ebene der Nachbarschaft als Voraussetzung für Urbanität und Schlüssel zur lebenswerten Stadt. Dass Lebendigkeit, Durchmischung und kurze Wege gewünscht sind, hat eine für den Baukulturbericht durchgeführte Forsa-Umfrage bestätigt. Demnach hat, befragt nach den wichtigsten Kriterien für Wohnqualität, mit 96 Prozent die Erreichbarkeit von Infrastruktur und Versorgungsangeboten die höchste Priorität. Eine Lebendigkeit des Viertels durch funktionale Mischung wünschen sich 70 Prozent und 55 Prozent eine Mischung von Bewohnern unterschiedlicher sozialer Herkunft. Wohnungsbau ist also nicht nur eine Herausforderung der Daseinsvorsorge, sondern bietet gleichzeitig das größte Gestaltungspotenzial für unsere Lebensräume insgesamt. Es ist eben nicht egal, welche baulichen Qualitäten Neubauten haben, wie sie aussehen und ob sie in einigen Jahren noch marktfähig sind. Durch kluge Grundrisse, die offen für sich ändernde Lebensmodelle und Nutzungswünsche bleiben, eine Gestaltung, die Identifikation mit dem eigenen Wohnort schafft und zugängliche Erdgeschosse als Schnittstelle zum öffentlichen Raum entstehen über den eigentlichen Wohnraum hinaus gesellschaftliche Mehrwerte. Doch ausgerechnet im Wohnungsbau, dort wo man hautnah mit Gebau- tem in Berührung kommt, erleben wir eine Abwesenheit von Gestaltung – und von Architekten. Nach Schätzungen des Bundes Deutscher Architekten sind sie bei weniger als 20 Prozent aller Wohnungsbauten beteiligt. Und tatsächlich wird integrierte Planung und gute Gestaltung immer noch, oder gerade jetzt als Kostentreiber, Zeitfresser und Luxus verstanden. Bei großen Wohnungsbauprogrammen sind deshalb häufig politische Rahmenbedingungen entscheidend und bei Einfamilienhäusern wird auf die Kataloge der Fertighausanbieter und ihre vermeintlich individuellen Zusatzoptionen zurückgegriffen. Genau hier, in den Einfamilienhausgebieten, entsteht noch immer der meiste Wohnraum. Dabei kann das freistehende Haus, zumindest das im Neubaugebiet, kein Modell für das Wohnen der Zukunft sein. Flächenverbrauch, Fahrtwege und Energiebilanz sprechen eindeutig dagegen. Die Lösung wird auch weder im vollautomatisierten so genannten Smart Home zu finden sein, noch im wieder in Mode gekommenen Wohnhochhaus oder in hybrid genutzten Großstrukturen mit erheblichen wohnfremden Unterhaltungskosten. Der Wohnraum der Zukunft liegt direkt vor uns: Ich spreche vom „normalen“ städtischen Wohnhaus mit vier bis fünf Etagen und den zentrumsnahen Siedlungen der Nachkriegszeit mit Verdichtungspotenzial. Wie so oft muss also der Bestand Vorrang haben und dieser Begriff auch auf die Nachkriegsmoderne ausgedehnt werden, denn diese zwischen 1949 und 1978 errichteten Gebäude, machen den Großteil unserer gebauten Umwelt aus. Hier können und müssen wir ansetzen und diese Gebäude gestalterisch, funktional und energetisch heutigen Bedürfnissen anpassen, wobei die Vorteile bestehender Nachbarschaften und Versorgungseinrichtungen erhalten und genutzt werden können. Die Stadt der Zukunft wird also kaum anders aussehen als bisher. Aber wir müssen einen geringeren individuellen Flächenverbrauch akzeptieren und uns mit mehr städtebaulicher Dichte anfreunden, damit nicht wieder archi- Foto und Portrait: Till Budde für die Bundesstiftung Baukultur DEPESCHEAKTUELL – Fachzeitung der führenden deutschen Stadtentwicklungsunternehmen November 2015 | Seite 7 Wohnen auf mehr Raum Entwicklung der Wohnfläche pro Person Quelle: INSM 2009, Destatis 2012b m² pro Person 45,0 2013 41,9 40 2007 36,7 34,4 1995 1986 28,8 30 1975 1965 14,0 1950 1955 1965 1975 1985 tektonische und soziale Monostrukturen, etwa Großsiedlungen auf der grünen Wiese, entstehen. Gebraucht wird nicht eine Lösung, sondern ein Zusammenspiel unterschiedlicher Maßnahmen: etwa Aufstockungen, der intelligente Einsatz industrieller Vorfertigung, Konversion von Büround Gewerbeflächen, aber auch die Bebauung von Restflächen an Verkehrswegen beziehungsweise der 1995 2005 2015 teilweise Rückbau der autogerechten Stadt. Dazu gehört auch, dass unsere öffentlichen Freiräume statt als Verkehrsräume, als Lebensräume gestaltet und mit Zusatzfunktionen und weiterem Grün in der Stadt belegt werden. Lebendige, gemischte Wohnmilieus mit einer hohen Dichte sozialer Kontakte begünstigen dann wiederum Bestandsentwicklung ist zentral Struktur des Wohnungsbaus nach Neubau und Sanierung in Deutschland 2012 Quelle: BMVBS 2012a Neubauvolumen 26,0% kann wegen unserer strengen Lärmschutzvorschriften in zentralen Lagen kaum kostengünstiger Wohnraum entstehen. Vorrangig entscheidend ist außerdem der Grundstückspreis, weshalb Stadtentwicklung unbedingt eine aktive und aktivierende Bodenpolitik als Steuerungsinstrument einsetzen sollte. Die Vergabe öffentlicher Grundstücke an Höchstbietende sollte die Ausnahme sein und stattdessen von Festpreisverfahren mit Qualitätskriterien abgelöst werden. Dann ist es möglich Finanzierungswege für ein Bauen zu finden, dass an Kriterien der Baukultur und der entstehenden Mehrwerte für die Stadt gemessen werden kann. 22,3 20 nutzerbezogene oder -getragene architektonische Fantasie und individuelle, bedarfsgerechte Lösungen. Wenn das Einfamilienhaus nicht die einzige vorstellbare Wohnform mit Identifikationswert bleiben soll, muss es Möglichkeiten zur Einflussnahme auf die Gestaltung und des individuellen Grundrisszuschnitts auch im Geschosswohnungsbau geben. Auf diesem Gebiet haben sich in den letzten Jahren in vielen Städten Baugruppen und Genossenschaften engagiert, und durch Eigeninitiative keineswegs nur die eigenen Wohnvorstellungen realisiert, sondern nicht selten Bestandsentwicklung für ein ganzes Quartier geleistet, also bleibende Mehrwerte für Stadt und Gesellschaft geschaffen. Den Mut dieser Gemeinschaften zu ungewöhnlichen Nutzerkonstellationen, Wohnkonzepten und Grundstücksentwicklungen wünsche ich mir auch öfters von professionellen und institutionellen Projektentwicklern und Bauherren, denn Wohnwünsche unterscheiden sich: Es gibt Menschen, die lieber auf eine Eisenbahnstrecke oder eine belebte Straße blicken als in einen ruhigen, abgeschlossenen Hinterhof. Und genauso gibt es Interessenten für tiefe Grundrisse, die etwa als Arbeitsoder Lagerflächen innerhalb der Wohnung dienen können. Voraussetzung für mehr planerische Spielräume ist aber, dass sich die Baugesetzgebung heutigen Erfordernissen anpasst und einige Normen überprüft werden. So Lagergebäude Diese und weitere Handlungsempfehlungen versammelt der Baukulturbericht 2014/15. Der Bericht kann unter www.bundesstiftung-baukultur.de/baukulturbericht kostenlos heruntergeladen werden. WEITERE INFORMATIONEN Reiner Nagel Bundesstiftung Baukultur Telefon 0331 2012 590 [email protected] Nachkriegsmoderne Schwerpunkt Nachkriegsmoderne (1949–1978) (1949–1978) Anteil der Gebäude mit Wohnraum nach Baujahr in Deutschland 2011 Quelle: Destatis 2013a 2009 und später B uu b Gb u 74,0% 1,2% 2001–2008 7,3% Vor 1919 14,0% 1991– 2000 1919–1948 13,7% 1979 –1990 13,6% 12,2% 1949–1978 38,0% © Bundesstiftung Baukultur, Design: Heimann und Schwantes November 2015 | Seite 8 Wohntrends gestern und heute Foto: Christian Hillebrand - fotolia Geblümte Tapeten, wilde Muster und schrille Farben – vielen von uns sind die 70er so in Erinnerung. Eine Revolution der Freiheit und Freizügigkeit tobte durch deutsche Wohnungen. Was ist heute in unseren Wohnzimmern im Trend? FLOWER-POWER UND PRIL-BLUMEN In den 70er Jahren war das dominierende Lebensgefühl ein Bedürfnis nach Freiheit, insbesondere von veralteten Konventionen. Dies übertrug sich in alle Lebensbereiche: Auffällige Farben wie Apfelgrün, Gelb und Orange, geschwungene Formen, auffällige grafische Muster, hochflorige Teppiche, Kunststoffmöbel und ausgefallende Tapeten waren der Hit und in allen Wohnbereichen zu finden. Im Vergleich zu den verstaubten 50er Jahren gönnte man sich im Bad mehr Platz und Ausdruck: Jeder experimentierte mit Farben, Formen, Materialien und Techniken. Deckenhoch wurden kleine Wandfliesen in kräftigen Farben und mit Mustern verlegt, oft mit farblich passenden Sanitärobjekten. Toilettendeckelbezüge und Teppiche auf bunten Fliesen sollten das Bad einzigartig machen und von einem bloßen Nutz- in einen Wohnraum verwandeln. Die ersten Handbrausen mit Kunststoffgriff und –brausekopf, Toiletten mit Spülkasten, Doppelwaschtische und Bidets machten aus dem Aufenthalt im Bad im Vergleich zu früher ein Erlebnis, das über die bloße Körperreinigung hinausging. Auch in den Küchen der Nation herrschte die Farbe als Ausdrucksform der Persönlichkeit. Trotz bunter Fliesen und Foto: Daniel Karmann - dpa Von Inga Precht abwaschbarer Tapeten in wilden Mustern war die Küche aber immer noch ein Arbeitsbereich – oft als kleiner, länglicher, abgetrennter Raum geplant und als Wirkungsbereich den Frauen vorbehalten. WOHNEN MIT NEUER STRUKTUR Der Grundriss eines Wohngebäudes seit den Siebzigern war meist geprägt von einem großzügigen Wohnbereich und kleinen Individualräumen, die sich darum anordneten. Betrug der Anteil der Wohnungen mit Bad 1960 noch zirka 43 Prozent, war er 1978 schon auf etwa 90 Prozent angestiegen. Die Wohnaufteilung sollte in den 70er-Jahren schon als funktionsneutraler Grundriss mit flexibler Nutzung gelten – ganz anders als noch in den Fünfzigern mit einer rigiden Funktionszuweisung zur Nutzung einzelner Räume. Heutzutage sind Küchen viel zu schön, um sie in einem abgeschlossenen Raum zu verstecken. Zudem dienen sie zunehmend als Statussymbol und Imagepflege. Selbst in Haushalten in denen nie gekocht wird, findet man häufig eine hochwertige und umfangreich ausgestattete Küche: DEPESCHEAKTUELL – Fachzeitung der führenden deutschen Stadtentwicklungsunternehmen Der teure Wagen vor der Tür wurde vom Thermomix als Statussymbol abgelöst. Heute ist die Küche zum Gemeinschaftsraum geworden und hat den rein funktionalen Look abgelegt. Sie dient als Wohn- und Erlebniszentrum in einem offenen Wohnkonzept. Der Wohn-, Ess- und Kochbereich soll ineinander übergehen und hell und großzügig wirken. Über einen durchgängig verlegten Boden wird eine Verbindung geschaffen, die die Grenze zwischen Wohn- und Kochbereich verschwimmen lässt. Das Kochen soll integraler Bestandteil des täglichen Lebens sein. Immer größer werden- November 2015 | Seite 9 de Esstische kommen dem Bedürfnis nach einem gemeinschaftlicheren und sozialer orientierten Leben nach. Teilweise finden zwölf Leute an einem Tisch Platz, an dem in der Regel dann doch nur maximal drei Personen sitzen. Die hochwertige Einbauküche, die kostspieligen japanischen Messer und die zusätzlichen Elektrogeräte, wie die in die Arbeitsplatte eingelassenen Grill- oder Wokplatten oder der Dampfgarer, unterstreichen das genussvolle Leben und den Willen, sich gesund zu ernähren. Seit den Neunzigern nimmt auch der Anteil von Badewannen aus Kunststoff stetig zu. Heutzutage sind sie in jeder erdenklichen Form erhältlich, selbst als freistehende Wanne im Raum oder umfunktionierbar zur Ruheliege. Wo in den 70ern deckenhoch kleine bunte Kacheln den Raum optisch kleiner machten, werden Wände heute nur noch in Teilbereichen gefliest, oft mit großformatigen Fliesen und gerne in hellen, neutralen Tönen oder Natursteinoptik. Muster oder auffällige Fliesen setzen einzelne Akzente. Holzoberflächen wie Fotos: Hansgrohe SE / KARLHUBERFOTODESIGN www.studio-khf.de ; slavun - fotolia Auch das Bad von heute ist immer mehr Wellness-Oase und Wohlfühlzentrum in einem, man will im wahrsten Sinne aus dem Alltag abtauchen. Die Übergänge zwischen Wohnbereich und Bad sind dabei fließend. Waschtische sind häufig als lange Sideboards mit Aufsatzschalen gestaltet und haben eine spezielle kalkabweisende Beschichtung. Die transparent, ebenerdig und frei begehbaren Du- schen sind geradezu Erholungszonen geworden, deren Multifunktionseinrichtungen mit diversen Brausekopfkombinationen sogar die Nutzung als Dampfbad oder zur Aroma- und Lichttherapie ermöglichen. Ohne Türen und als Walk-in-Dusche konzipiert, haben sie oft nur noch wenig gemein mit den schrankgroßen Plastikkabinen mit Schiebetüren von früher. gekalkte Eiche, Kirsche, Mooreiche oder Wenge werden bevorzugt, um einen natürlichen, warmen Kontrast zu den weißen Keramik- und Acrylflächen von Waschtischen, Wannen und WCs zu erzielen. Funktionalität, Technik und Komfort gehen heutzutage auch in Küche und Bad Hand in Hand. DIE „NEUE GEMÜTLICHKEIT“ Das Bedürfnis nach Erholung im Bad und Gemeinschaft im Koch-Wohnbereich spiegelt einen heutzutage dominierenden Wunsch nach Entschleunigung von Berufsstress und Alltagshektik wider. In Beruf und Familie wird mehr Flexibilität gefordert und auch häufige, meist berufsbedingte, Wohnungswechsel belasten das Privatleben. Die Sehnsucht nach Beständigkeit und Kontinuität spiegelt sich nun in der Wohnform wieder. Das Comeback der Gemütlichkeit wird uns wohl noch eine ganze Weile erhalten bleiben. Damit ist jedoch nicht eine biedere Behaglichkeit gemeint, sondern vielmehr der langsame Abschied von Purismus und der Reduktion: das Gemütliche in Verbindung mit dem Frechen und Frischen. Auffällige Muster und kräftige, reine Farben wie etwa Zitrone, Orange, Aquamarin, Veilchenblau oder ein kräftiges Pink setzen einzelne Akzente. In Kombination mit großzügigen Weißflächen und natürlichen Materialien wie Holz und Stein entsteht ein ausgewogenes Verhältnis aus Rationalität und individuellem Chic. Runde, sanfte Formen und kuschelige, riesige Sofalandschaften mit vielen Kissen und Decken schaffen eine wohnliche Atmosphäre – hochwertig und traditionsbewusst, ohne spießig zu wirken. Auf der Suche nach der Geborgenheit und Sicherheit des Traditionellen greifen die Menschen immer häufiger auf Einrichtungsgegenstände zurück, deren eingearbeitete Gebrauchsspuren eine Geschichte zu erzählen scheinen. So revidiert sich die Stil-Revolution der wilden Siebziger ein wenig. SEHNSUCHT NACH ALTEN WERTEN Ob nun mit neuartigen Recyclingtrends, die aus Alt Neu machen oder Handwerksbetriebe, die altes Mobiliar nach Kundenwunsch aufarbeiten: Die Menschen sehnen sich nach Einrichtungsgegenständen mit Geschichte, nach Dingen, die aussehen, als ob sie lange im Familienbesitz wären und Im Gegensatz zu den Farb- und Formexeperimente der 70er Jahre dominieren heute helle und neutrale Töne und der Einsatz von Naturmaterialien. den Bewohnern damit selbst eine Identität geben könnten. Diesem Bedürfnis nach einem identitätsstiftenden Zuhause kommen auch Co-Housing-Projekte nach, die für gemeinschaftliches Wohnen oder Arbeiten stehen. In der Wahrnehmung vieler Menschen ist die Anonymität der Großstadt ein Problem. Von einer Masse Unbekannter umgeben, fühlen sie sich einsam und haben das Gefühl im großen Ganzen keine Bezugspunkte zu haben. Dies gehört in vielen Städten heutzutage zur Normalität. Deswegen sind viele Wohn- und Arbeitsformen entstanden, die auf Gemeinschaft setzen: mehr Miteinander und weniger Ressourcenverschwendung. Es wird gemeinsam geplant, finanziert, bewirtschaftet und bewohnt, jedoch in eigenen Wohneinheiten. Neuste Zahlen belegen, dass die Haushalte tendenziell immer kleiner werden und die Anzahl der Singlehaushalte stetig wächst. Dieser Trend ist seit den 50er-Jahren klar erkennbar. Auch die Anzahl der Zweipersonenhaushalte ist kontinuierlich gestiegen. Während die durchschnittliche Haushaltsgröße 1970 noch bei 2,74 und 2011 bei 2,02 Personen lag, gehen Studien des Statistischen Bundesamtes davon aus, dass es 2030 nur noch 1,88 Personen je Haushalt sein werden. Grund dafür ist jedoch nicht nur der demografische Wandel. Auch die zunehmende Lebenserwartung, die geringere Geburtenrate, die Zunahme von separaten Haushaltsführungen in Partnerschaften sowie die hohe berufliche Flexibilität tragen zu dem Trend der kleinen Haushalte bei. Bei der Planung zukünftiger Wohnbereiche werden diese Veränderungen berücksichtigt werden müssen. WEITERE INFORMATIONEN Inga Precht, BIG-IMMOBILIEN GmbH Sonderwunschmanagement Telefon 0431 5468 284 [email protected] November 2015 | Seite 10 Neues zum Thema Stadtentwicklung: Ein Blick in die Kommunen OBERES RODACHTAL (BAYERN) Gemeinsam gegen den demografischen Wandel LEIPZIG (SACHSEN) Leipzig startet Klimaschutz mit zwei Modellquartieren Das Energetische Sanierungsmanagement durch die DSK umfasst folgende Leistungen: Foto: electriceye - fotolia — Energie- und Gebäudechecks für Hauseigentümer mit Information über wirtschaftlichen Sanierungsmaßnahmen und entsprechende Fördermöglichkeiten — Unterstützung bei Gemeinschaftslösungen zu Energieversorgung Der Markt Nordhalben, der Markt Die Klimaschutzanstrengungen der vernetzte Arbeitsweise mit anderen (Nahwärmenetze) inklusive Wirt- Steinwiesen und die Stadt Wallen- Stadt Leipzig sollen durch das Energe- Instrumenten der Stadtteilentwicklung schaftlichkeitsbetrachtung und Be- fels arbeiten mit Unterstützung der tische Sanierungsmanagement (ESM) (bspw. Stadtumbaumanagement, Quar- ratung zu Betreibermodellen Städtebauförderung im Rahmen des auch auf Quartiersebene vorangebracht tiersrat) ermöglicht es, klimabezogene interkommunalen Verbundes „Obe- werden. Das ESM ist deshalb in den bei- Impulse in die verschiedenen relevanten — Beratungs- und Informationsangebo- res Rodachtal“ eng zusammen. den Projektgebieten Ansprechpartner o.ä. Themenfelder einfließen zu lassen. te für Bürger, Vermittlung von Exper- Um den Herausforderungen des und Schnittstelle für die Umsetzung von Dies geschieht beispielsweise bei der ten für weitergehende Unterstützung demografischen Wandels in städ- Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaß- Weiterentwicklung und Anpassung des (Verbraucherzentrale, Energieplaner) tebaulicher, sozialer, ökonomischer nahmen und somit eine Ergänzung zu öffentlichen Raums, der Verbesserung und wirtschaftlicher Sicht optimiert bestehenden Instrumenten der Stadt- der Anbindung von ÖPNV-Haltestellen — Informationsangebote in Schulen entsprechen zu können, wurde unter teilentwicklung. durch neue Wegeverbindungen oder (z.B. im Rahmen von Projektwochen) Hinzuziehung eines interkommuna- Die Konzeptionen der beiden durch das Schaffen alternativer Mo- len Stadtumbaumanagements ein Modellquartiere konkretisieren die bilitätsangebote (Car-Sharing, Mobili- — Projektbegleitung und Moderation koordinierter Entwicklungsprozess gesamtstädtische Energie- und Klima- tätsstationen). Ziel ist die nachhaltige von Beteiligungsprozessen bei der eingeleitet. schutzstrategie des integrierten Stadt- CO 2-Reduzierung und die Schaffung Umsetzung von Maßnahmen Hierbei hat sich gezeigt, dass entwicklungskonzepts und sind Be- lebenswerter Stadtquartiere mit hoher auch eine spezifische Analyse des standteil des Maßnahmenkatalogs zum Resilienz gegenüber klimatischen Verän- — Stadtteilakteure und engagierte Bür- Wohnungsmarktes erforderlich ist. städtischen Energie und Klimaschutzpro- derungen (z.B. Extremwetterereignisse). ger werden aktiv einbezogen, um Zur Stärkung des Stadtumbaupro- gramm 2014 bis 2020 im Rahmen des Aufgrund der unterschiedlichen neue Projektideen zu identifizieren zesses soll nun für Steinwiesen und European Energy Award. Entwicklungsstände und Stadtstruktu- und voranzubringen. Dazu werden Wallenfels ein generationenüber- Zentrale Aufgabe des ESM in ren der ausgewählten Projektgebiete themenbezogene Workshops sowohl greifendes Wohnungsmarktkonzept den beiden Projektgebieten ist die Vor- sollen möglichst ausgiebige Erfahrun- im Quartier als auch übergreifend or- erarbeitet werden. Ziel des Konzepts bereitung, Planung und Umsetzung von gen gesammelt werden, um diese im ganisiert und die Internetauftritte von ist eine komprimierte Bedarfsermitt- Maßnahmen zur Reduzierung der Emis- Anschluss zu verschneiden und in an- Stadt und Stadtteilen genutzt. lung der tatsächlich nachgefragten sionsbelastung sowie zur Anpassung an deren Quartieren respektive stadtweit und marktgängigen Nutzungen im den Klimawandel. Eine integrierte und einsetzen zu können. www.leipziger-westen.de Kommunalverbund. Auf dieser Basis sollen dann die bisher erfolgten Aktivitäten des nicht-investiven Leer- KERPEN (NORDRHEIN-WESTFALEN) standsmanagements ausgebaut und in ein Investives überführt werden. Investorenauswahlverfahren für ein Wesentlicher Inhalt des Wohnungsmarktkonzepts ist deshalb die Die Kolpingstadt Kerpen beabsichtigt die Realisierung Erarbeitung von individuellen Um- eines Quartiers mit kleinteiligen und barrierefreien nutzungskonzepten für mehrere Wohnformen zu ermöglichen – vorrangig für Senioren bereits leerstehende Immobilien und Menschen mit Behinderungen. (Impulsobjekte). Bei der Auswahl Um auch dem demografischen Wandel Rech- der Impulsprojekte beziehungswei- nung zu tragen und auf individuelle Wohnbedürfnisse se -objekte spielen zum einen die dieser Zielgruppen eingehen zu können, soll im fünften Ergebnisse der Bedarfsermittlung, Bauabschnitt der durch die DSK betreuten Städtebauli- zum anderen jedoch auch die Poten- chen Entwicklungsmaßnahme „Kerpen-Sindorf, Vogel- ziale und Restriktionen der Immobi- rutherfeld“ auf einer Fläche von etwa 1,3 Hektar eine lien eine Rolle. Durch die frühzeitige kleinteilige Bebauung aus Wohneinheiten mit 70 bis 100 Einbindung potentieller Investoren Quadratmeter Wohnfläche und geringem Gartenanteil soll die Umsetzung der Impulspro- sowie einem Gemeinschaftshaus geschaffen werden. In jekte gesichert werden. ihrer Funktion als treuhänderischer Entwicklungsträger der Kolpingstadt Kerpen hat die DSK im Frühsommer Abbildung: Stadt Kerpen DEPESCHEAKTUELL – Fachzeitung der führenden deutschen Stadtentwicklungsunternehmen November 2015 | Seite 11 BERLIN NEUSTRELITZ (MECKLENBURG-VORPOMMERN) Nachnutzung des Flughafens Tegel Das Bauherrenmodell Neustrelitz Voraussichtlich im Jahr 2017 wird Wohnungen für ca. 10.000 Einwohner Die Beseitigung des Leerstands in der verzahnt zwischen den beauftragten der Flugbetrieb auf dem Gelände unterschiedlicher Bevölkerungsgrup- barocken Innenstadt von Neustrelitz, Architekten, der Stadt Neustrelitz und des Flughafens Berlin Tegel ein- pen. Die urbanen Grundfunktionen insbesondere bei großen, denkmal- ihrem Sanierungsträger BIG-STÄDTE- gestellt. Hierdurch ergibt sich die Wohnen, Arbeiten, Versorgung und geschützten Gebäuden in zumeist BAU begleitet. einmalige Chance, ein 495 ha gro- Erholung durchmischen sich, der öf- schlechtem baulichen Zustand, ge- Insbesondere der Aufbau eines ßes innenstadtnahes Areal nachzu- fentliche Raum bietet hohe Aufent- bot die Entwicklung von alternati- für die Bauherren attraktiven Finan- nutzen und städtebaulich zu entwi- halts- und Nutzungsqualitäten und ven Investitionsmodellen. Die Stadt zierungsmodells unter Nutzung der ckeln. Der Planungsprozess hatte fördert als Ort der Begegnung die Neustrelitz hat mit Unterstützung der Städtebauförderung und anderer Fi- bisher die Entwicklung des 220 Kommunikation. Die Nahmobilität BIG-STÄDTEBAU und in Kooperation nanzierungsmöglichkeiten steht dabei Hektar großen Forschungs- und In- wird durch ein kompaktes Verkehrs- mit engagierten Architekten (A2 An- im Fokus. Bisher konnten mit diesem dustrieparks „Urban Tech Republic“ netz und kurze Wege zu Versorgungs- dersson Architekten) das Bauherren- beispielgebenden Modell fünf Objekte im Fokus. Rund um die ehemaligen und Infrastrukturangeboten gefördert. modell Neustrelitz entwickelt. realisiert werden. Terminalgebäude soll ein Kristallisa- Im Sinne eines nachhaltigen, Städtische Immobilien mit ho- Ein Modell, das beispielge- tionspunkt für die Entwicklung und innovativen Städtebaus spielt der hem Sanierungsbedarf werden dabei bend für andere Städte, vor allem in Anwendung urbaner Technologien sparsame und effiziente Umgang an modernisierungswillige Bauherren- Regionen mit nicht so hohem Nach- von morgen entstehen. Im östlichen mit vorhandenen Ressourcen wie gemeinschaften von vier bis zu derzeit fragedruck, sein kann, um die Innen- Teilbereich des Flughafenareals ist Boden und Wasser ebenso eine Rol- acht Bauherren veräußert und der Pla- stadtentwicklung anzukurbeln und die auf circa 48 Hektar die Entwicklung le wie die Auseinandersetzung mit nungs- und Realisierungsprozess eng Selbstnutzerquote zu stärken. eines kompakten städtischen Wohn- klimatischen und energetischen As- quartiers angestrebt. pekten. Darüber hinaus profiliert sich Die DSK hat im Juli 2015 ge- das „Kurt-Schumacher-Quartier“ als meinsam mit Lahmeyer Berlin den SmartCity und fördert durch IKT-ba- Auftrag für das Projektmanagement sierte Anwendungen die Entwicklung bekommen. Mit dem „Kurt-Schu- eines zukunftsweisenden Stadtquar- macher-Quartier“ wird bis zum Jahr tiers. Um die Qualitätskriterien eines 2030 ein zukunftsweisendes Stadt- nachhaltigen Stadtquartiers bereits quartier entwickelt, das sich durch im Planungsprozess zu verankern eine hohe städtebauliche Qualität und langfristig zu sichern, wird die und gelungene baulich-räumliche Zertifizierung des Projekts nach den sowie sozioökonomische und öko- Kriterien der Deutschen Gesellschaft logische Strukturen auszeichnet. für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) Das Stadtquartier bietet etwa 5.000 angestrebt. „Seniorendorf“ WUSTERMARK (BRANDENBURG) Planungskonzept für Olympisches Dorf von 1936 Im westlichen Speckgürtel Berlins, in Um das schützenswerte Denk- der Gemeinde Wustermark, befindet malensemble von nationaler Bedeu- sich das für die Olympischen Spiele tung für die Nachwelt zu sichern, einer 2015 ein Investorenauswahlverfahren in Form Ziel des Auswahlverfahrens ist es, 1936 errichtete Olympische Dorf. Als zukunftsweisenden Nutzung zuzufüh- eines Einladungswettbewerbes ausgelobt. Mit Bewerbungen geeigneter Investoren für den Ort des Zusammenkommens für ca. ren und es wieder zu einem wesent- diesem Verfahren soll der demografischen Ent- Grundstückserwerb, die Bebauung mit hoher 4000 männliche Athleten geplant, lichen Teil der Siedlungsstruktur des wicklung folgend ein neuer Ansatz gefunden städtebaulich-architektonischer Qualität und die liegt das Ensemble eingebettet in ei- Ortsteils Elstal werden zu lassen, gilt werden, den genannten Personenkreis mit Vermarktung oder Vermietung der Eigentums- nem Idyll märkischer Landschaft. Auf es, eine ansprechende Planungskon- nachfragegerechtem Wohnraum zu versorgen. oder Mietobjekte zu erhalten. Die Auslobung der ca. 54 ha großen Anlage wurden zeption zu entwickeln und mit den Bekannt und bewährt sind Wohnformen wie schließt auch genossenschaftliche Modelle neben den Sportlerunterkünften und Akteuren vor Ort umzusetzen „betreutes Wohnen“, „Senioreneinrichtungen“ ausdrücklich ein. Trainingsgebäuden das unter Denk- Die Teilnahme am Bundespro- malschutz stehende Speisehaus so- gramm „Nationale Projekte des Städ- wie Hügel und ein See geschaffen. tebaus“ und die Beauftragung der DSK und „Mehrgenerationenhäuser“, die vorrangig Nach Eingang der Bewerbungen Mit- Angebote im Geschosswohnungsbau darstel- te August läuft momentan ein mehrstufiger len. Die Variante, ein ganzes Quartier in Form Bewertungs- und Auswahlprozess unter Ein- Nach den Olympischen Spielen mit der Projektsteuerung sind erste kleiner barrierefreier Häuser und angepasster bindung einer Empfehlungskommission beste- wurde das Gelände militärisch von den Schritte, die komplexe Gesamtaufga- Infrastruktur für Senioren und Menschen mit hend aus politischen Entscheidungsträgern, Nationalsozialisten sowie der Sowjet-Ar- be von Konzeption, planungsrechtli- Behinderungen anzubieten, ist noch immer Vertretern der Senioren- und Behindertenbei- mee genutzt. Seit dem Mauerfall verfällt cher Vorbereitung sowie Projektab- eine Seltenheit. räte sowie Bau- und Planungsfachleuten. die historisch bedeutsame Anlage. wicklung zielführend umzusetzen. November 2015 | Seite 12 Auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum Spätestens seit der UN-Habitat-Konferenz II 1996 hat sich das urbane Leitbild gewandelt. Es geht zunehmend um die Entwicklung innerstädtischer Quartiere, wo Wohnen, Arbeiten und Freizeit im Einklang existieren. Weg von funktional aufgeteilten Stadtbezirken mit klar zugewiesenen Funktionen. Von Tong-Jin Smith Anfang machten Künstler in den 70er Jahren in Städten wie New York und San Francisco, die ehemalige Fabriketagen zu bewohnbaren Ateliers ausbauten. Der Trend schwappte in den nächsten Jahrzehnten im Zuge wirtschaftlicher Verschiebungen vom produzierenden Gewerbe zu mehr Dienstleistungen in europäische Städte über. So findet man dann auch hier eine neue Nutzung für leer stehende Speicher, Werkstätten und Fabriken. Man entdeckt ehemalige Industriegebiete und Hafengebäude als begehrte urbane Wohnstätten. Loft-Living wird ab Mitte der 90er Jahren zum Ideal der kreativen Mittelschicht. Wenn es nach Le Corbusier gegangen wäre, würden wir heute alle in Ville Radieuse leben. Utopische Städte, in denen die Bereiche Wohnen, Arbeiten und Freizeit im urbanen Raum strikt voneinander getrennt wären, wo funktionale Wohnblöcke mit viel Grün umgeben, aber beziehungslos zueinander und zum Rest der Stadt aneinandergereiht wären. Von lebendigen Quartieren keine Spur. Zwar hat sich der Schweizer Architekt letztlich nicht durchsetzen können, aber Stadtplaner in aller Welt haben über Jahrzehnte seine Prinzipien befolgt. Das Ergebnis sind Städte, die in Cluster aufgeteilt sind: Innenstädte zum Arbeiten, Vororte zum Schlafen und irgendwo dazwischen Parks und Freizeitangebote, die nicht selten wie hilflose Brücken wirken – von Einkaufszentren mit Autobahnanbindung als Höhepunkt der funktionalisierten Stadt ganz zu schweigen. Spätestens seit der UN-Habitat-Konferenz II 1996 hat sich nun das urbane Leitbild wieder gewandelt. Die traditionell kompakte europäische Stadt der kurzen Wege und der gemischten Nutzung sind das neue alte Ideal der Stadtplaner. Zunehmend geht es um die Entwicklung innerstädtischer Quartiere, wo Wohnen, Arbeiten und Freizeit im Einklang existieren – nicht zuletzt auch aus ökologischen Gründen. Moderne Wohn- und Lebenskonzepte sind gefragt. Foto: Wikimedia Commons Dabei setzt man nicht nur auf den Neubau, sondern auch auf die Umwandlung von Nichtwohnbauten. Den Aber heute geht es längst nicht mehr nur um schicke, kreative Lösungen. Der Druck auf die Wohnungsmärkte in Wachstumsstädten und Ballungszentren ist hoch. Bezahlbarer Wohnraum wird stark nachgefragt, während gleichzeitig die Mieten in Deutschland vor allem seit 2010 rapide ansteigen. Der Wohnungsneubau reicht längst nicht mehr aus, um den Bedarf zu decken. Gleichzeitig verändern sich Städte durch den Disruptor Internet. E-Commerce verdrängt vielerorts den stationären Handel, Home-Office ersetzt zunehmend Präsenzzeiten im Büro. Hinzu kommt eine neue, junge Generation, für die Geldverdienen nicht mehr das alleinige Lebensziel ist. Work-Life-Balance ist das neue BuzzWord. Und so entsteht neben urbaner Wohnraumknappheit auf der einen Seite „ein erheblicher struktureller Leerstand bei Nichtwohngebäuden“, wie das Bundesinstitut für Bau-, Stadtund Raumforschung (BBSR) in einem Bericht 2014 festhält. Es standen 2012 in Frankfurt/Main etwa 14 Prozent der Bürogebäude leer, vor allem in Niederrad. Aber nicht nur Bürohäuser sind betroffen, auch Krankenhäuser, Hotels, Anstalten und Verwaltungsgebäude suchen vielerorts nach einer neuen Nutzung. In Wohnraum umgewandelt, revitalisieren sie nicht nur ihre Hüllen, sondern bei weitsichtiger Stadtplanung auch ihre Quartiere. Eine besondere Herausforderung stellen in diesem Zusammenhang Kaufhäuser dar. Das gilt insbesondere für die Handelsbauten, die nach dem Zweiten Weltkrieg die Konsumkathedralen der Gründerzeit ersetzten. Diese quadratischen Verkaufsmaschinen, die sich vom traditionellen Stadtbild abheben und auf der grünen Wiese genauso gut funktionieren wie in der Innenstadt, sind bis in den letzten Winkel auf die Präsentation von Waren flächenoptimiert und in der Regel fensterlos. Wie kann man diesen Häusern, die vor allem in B-Lagen in ihrer Existenz als Einkaufskästen bedroht sind, neues Leben einhauchen? Nicht immer ist ein Abriss die sinnvollste Lösung. Neue Ideen sind also gefragt. Etwas, das Lutz Lakomski und Arndt Ulrich, ein Investoren-Duo aus dem Westerwald, haben. Sie kauften 2009 am Anton-Saefkow-Platz in Berlin-Lichtenberg ein ehemaliges Kaufhaus, das zuletzt von Kaufhof genutzt worden war und entwickelten ein gemischtes Nutzungskonzept. Nach dem Umbau für 15 Millionen Euro befinden sich seit 2010 im Erdgeschoss des 70er-Jahre-Baus ein Nahversorgungszentrum und in den drei Stockwerken darüber auf 5.200 Quadratmetern die „Star Lofts“: 86 Wohnungen mit vier Meter hohen Decken, einem innenliegenden Abstellraum, Lastenaufzug und Loggia. Bei Bruttowarmmieten von rund 10,50 Euro und einer guten Verkehrsanbindung waren sie sofort vermietet. „Ich würde ein solches Konzept jederzeit wieder realisieren“, sagt Lutz Lakomski. „Die Kombination von Wohnen und Handel funktioniert an innerstädtischen Standorten sehr gut, vor allem in Berlin, wo es einen Mangel an bezahlbarem Wohnraum gibt.“ So kaufen er und sein Partner Arndt Ulrich weitere alte Immobilien in Lichtenberg auf und wandeln sie um, zuletzt die zum Abriss freigegebene Ex-Reichsbahn-Verwaltung. 440 Apartments mit Pantryküche und einer Größe von 25 bis 35 Quadratmetern füllen nun den alten Plattenbau. Bei einer Warmmiete ab 299 Euro war das Haus schnell vermietet, vor allem an Studenten. Gewerbeimmobilien Das ehemalige Kaufhaus Breuer in Eschweiler (NRW) wird heute als Wohnraum genutzt. DEPESCHEAKTUELL – Fachzeitung der führenden deutschen Stadtentwicklungsunternehmen seien aufgrund ihrer Substanz und Statik für die Umwandlung in Wohnraum gut geeignet, so Lakomski. Und bei lichter Raumhöhe habe man einfach mehr Möglichkeiten. Auch andere Investoren sehen in alten Kaufhäusern neue Wohnungen. So wie Familie Breuer, die ihr Kaufhaus in Eschweiler bei Köln mangels Rentabilität umbaute. Seit 2006 gibt es im Erdgeschoss Einzelhandelsflächen, darüber eine Büroetage und im zweiten und dritten Stock acht barrierefreie Wohnungen mit einer Gemeinschaftsterrasse auf dem Dach. In Delmenhorst ist ein ehemaliges Kaufhaus zum Mehrgenerationenhaus, inklusive einer Gästewohnung, umgewandelt worden. Im ehemaligen Kaufhaus Hotex in Bitterfeld sind 23 Ein- bis Zweiraumwohnungen für Ältere entstanden. Auch in Andernach bei Koblenz leben heute Senioren, wo einst Waren aller Art verkauft wurden. Und in Wuppertal-Cronenberg entstehen im alten Kaufhaus Buß drei Wohnungen mit 50 und rund 100 Quadratmetern Wohnfläche, neben Büros oder Praxen. Aber nicht jedes alte Kaufhaus eignet sich aufgrund seiner Lage als künftiges Wohnhaus. Hoch frequentierte Straßen und Plätze sind laut. Dafür gibt es andere Konzepte der Nachnutzung. So beherbergt in Neuss das ehemalige Kaufhaus Merkur heute das Rheinische Landestheater und das Kreishaus, während in Hamburg ein Kaufhaus zum Geschäftshaus mit Kita umgenutzt worden ist. Man muss nur gute Ideen haben. WEITERE INFORMATIONEN Dr. Tong-Jin Smith Journalistin/Redakteurin Telefon 030 44 017 160 [email protected] November 2015 | Seite 13 Wettbewerb „Zukunftsstadt“ – Empfehlungen für die Zukunft unserer Städte Im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2015 hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) den Wettbewerb „Zukunftsstadt“ ausgerufen. Ziel ist es, für bis zu 50 Gemeinden und Landkreise ganzheitliche und nachhaltige Visionen zu entwickeln – und dies mit Hilfe von Städten, Kommunen, Wissenschaft, Verwaltung und vor allem mit den Bürgerinnen und Bürgern. Insbesondere Groß- und Universitätsstädte stehen vor dem Problem, bezahlbare Wohnungen schaffen zu müssen. Im Kontrast dazu weisen strukturschwache ländliche Regionen und Altindustriestandorte einen Leerstand in der Größenordnung von circa 1,7 Millionen Wohnungseinheiten auf. Allein in Sachsen-Anhalt wurden in den vergangenen 23 Jahren 200.000 Wohnungen abgerissen. Städte und Gemeinden sind daher höchst unterschiedlichen Herausforderungen ausgesetzt. Immer mehr Kommunen stoßen im Laufe dieses Jahres bei der erforderlichen Unterbringung für die erwarteten über 800.000 Flüchtlinge an ihre Grenzen. Foto: Christian Buck Angesichts der verschiedenen gesellschaftlichen Herausforderungen bedarf es zukünftig neuer Lösungen, bei der die Forschung einen wertvollen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Städte leisten kann. Über 100 Experten aus Wissenschaft, Kommunen, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik haben auf der Plattform „Zukunftsstadt“ am 19. Februar 2015 ihre Empfehlungen in sieben Innovationsfeldern vorgestellt. sche Städte- und Gemeindebund fordert, dass der Bund die von ihm derzeit bereitgestellten Kompensationsmittel von 518,2 Millionen Euro pro Jahr auf mindestens zwei Milliarden Euro aufstockt und die Länder diese Summe in gleicher Höhe für die soziale Wohnraumförderung kofinanzieren. Neben der in Metropolregionen ohnehin angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt kommen daher noch Anforderungen in den Bereichen Gesundheitsschutz, Sicherheit, Bildung und Integration dazu. Dies darf jedoch nicht dazu führen, dass die „positive Zuwanderungskultur“ in den Kommunen beeinträchtigt wird. Die Europäische Union sowie Bund und Länder sind daher gefordert, die Städte und Gemeinden nicht alleine zu lassen, sondern durch gezielte Programme auch finanziell zu unterstützen. Angesichts der demografischen Entwicklung muss gezielt gebaut werden, nicht nur um zukünftige Leerstände zu vermeiden, sondern auch um in den Innenstädten bereits vorhandene Angebote an Einkaufs-, Freizeit- und Gesundheitseinrichtungen zu nutzen: ganz gemäß dem Leitbild der „Stadt der kurzen Wege“. Aktuell nicht als Wohnungen genutzte Bestandsbauten wie etwa Konversionsliegenschaften könnten – neben einer alters- und barrieregerechten Umbauung – auch gerade von jungen Familien mit Kindern genutzt werden. In Anbetracht der wachsenden Zahl älterer Menschen und der Nachfrage nach Barrierefreiheit sollten alternative Wohnformen ohnehin mehr Berücksichtigung erfahren. Gezielte Programme und Förderungen des Bundes sowie die Förderung von Mehrgenerationenhäusern können zukünftig das Wohnen in den „eigenen vier Wänden“ länger ermöglichen. In Regionen mit Wohnungsknappheit bedarf es eines gezielten Wohnungsbaus. In den letzten Jahren ist der soziale Wohnungsbau auf nur noch 1,4 Millionen (Sozial)wohnungen zurückgegangen und entspricht bei weitem nicht dem aktuellen Bedarf. Der Deut- Preiswerten Wohnraum für breite Kreise der Bevölkerung zu schaffen – dieses Ziel haben sich kommunale Wohnungsunternehmen in ihren Satzungen vorgegeben. Im Zuge dieser sozialgerechten Wohnungspolitik koppeln immer mehr Städte ihre Baulandausweisung gegenüber Privatinvestoren an die Forderung, dass diese mindestens 30 Prozent ihrer Wohnungen an sozialschwache Personen und über eine öffentliche Förderung bauen müssen. Auch kommunale „Einheimischenmodelle“, über die sozialschwache und ortsansässige Bürger Baugrundstücke beim Verkauf durch die Stadt preisgünstiger erhalten, dienen der Schaffung bezahlbarer Wohnungen. Die Kommunen wollen sozial stabile Bewohnerstrukturen schaffen. Um dies zu erreichen, muss auch das Land aktiviert werden, Wohnungen zu bauen: Konflikte mit dem Umwelt-, Arten- und Naturschutz, sowie das Ziel, die Flächeninanspruchnahme zu reduzieren, sind oft ebenso Hemmnisse für eine Bebauung wie die rechtlichen Rahmenbedingungen bei Energiestandards. In Anbetracht der durch die Zuwanderung gestiegenen Bedarfe braucht es in Zukunft mehr Anreize und weniger Hemmnisse. WEITERE INFORMATIONEN Norbert Porz, Beigeordneter Deutscher Städte- und Gemeindebund Telefon 0228 9596 220 [email protected] INTERKOMMUNALE ALLIANZ „THÜRINGER BECKEN“ STÄRKT REGION Ein Beispiel für eine erfolgreiche Teilnahme am Bundesprogramm Zukunftsstadt ist die interkommunale Allianz „Thüringer Becken“. Sie erhält Fördermittel für die Erstellung einer gemeinsamen interkommunalen Leitvision. Metropolen entwickeln sich wieder zu gefragten Wohn-, Arbeits- und Lebenszentren. Doch auch kleine und mittelgroße Städte stehen vor der Herausforderung, sich attraktiv aufzustellen. In Mittelthüringen haben sich daher die vier Gemeinden Buttstädt, Kindelbrück, Sömmerda und Straußfurt zu der Allianz „Thürin- ger Becken“ zusammengefunden, um bestehende Strukturen nachhaltig und lebenswert gemeinsam und zukunftsorientiert auszurichten und eine „interkommunale Leitvision 2030+“ zu entwickeln. Die Erarbeitung gemeinsamer Ideen erfolgte dabei von Anfang an in enger Zusammenarbeit mit der Bevölkerung. Um die Leitvision zu entwickeln, laufen in den vier Kommunen parallele Beteiligungsprozesse in Form von Dialogbausteinen wie Konferenzen, Foren, Stakeholdergesprächen und einer Online-Plattform ab. November 2015 | Seite 14 Wohnen und Leben 2030 – Smart City als Perspektive? Smart City ist ein Begriff, der in Rankings auftaucht und immer wieder mit der digitalen Zukunft verbunden wird. Smart City ist das Thema eines großen Aufrufs zur Bewerbung für Städte durch die EU (SCC1), die zweite Runde ist aktuell entschieden. Ist Smart City auch ein Thema für die Entwicklung der Städte zum Wohnen und Leben bis 2030? Von Elke Pahl-Weber Das Verhältnis von Innen- zu Außenentwicklung steht nicht im Fokus von Smart City, jedoch machen die Anforderungen der EU zur Beteiligung an der Ausschreibung deutlich, dass bei der Entwicklung von Zukunftsstädten Energie, Mobilität und Digitalisierung in Stadträumen zunehmend vernetzt werden sollen. Das knüpft an die großen Herausforderungen an, mit denen sich die zahlreichen und stets uneinheitlichen Definitionen von Smart City auseinandersetzen. wie der Endlichkeit der Ressourcen, kann die derzeit im Rückstand befindliche Erneuerung der Infrastruktur als Chance gesehen werden, neue Konzepte nicht nur zu denken, sondern auch umzusetzen. Smart City wird derzeit weltweit zum Thema, wobei dieses in Europa und besonders in Deutschland vor allem auf die Entwicklung der bestehenden Städte bezogen wird. Die Herausforderungen sind heute durchaus vergleichbar mit der Neuentwicklung der Städte bei der Einführung der ersten tech- nischen Großinfrastrukturen im Zuge der ersten industriellen Revolution. Damals ging es um die Stadterweiterung und das schnelle Bevölkerungswachstum in den Städten. Im Unterschied dazu ist die Zukunftsaufgabe der Stadtentwicklung heute die Transformation bestehender Städte. In der Nutzung vollkommen zu überformende Gebiete werden baulich und infrastrukturell umgewandelt und auch funktional ergänzt und erneuert werden müssen. WAS IST SMART CITY? Smart City ist ein offener Begriff, der von verschiedenen Akteuren aus Politik und Stadtentwicklung sowie aus Forschung, Industrie und Wirtschaft vielfältig benutzt wird, ohne dass es bislang zu einer einheitlichen Definition gekommen ist. An der TU Berlin versteht die Smart City Plattform darunter die Beziehung technischer Systeme, urbaner Räume und Menschen bei der Bewältigung der großen Aufgaben der nächsten Jahrzehnte. Dabei zeichnen sich insbesondere innovative Infrastrukturen durch digitale Steuerungssysteme mit dazugehörender Echtzeitdatenverarbeitung aus. Die Praxis zeigt, dass sich die über viele Jahre bewährten Ansätze integrierter Stadtentwicklung mit denen von Smart City gut verbinden lassen. Als neue Elemente kommen hierbei digitale Informations- und Kommunikationsinstrumente hinzu. Es zeigt sich jedoch auch, dass die Implementierung innovativer Technologien nicht gelingt, wenn dabei die Nutzerperspektive ausgeblendet wird. Beteiligung ist zwar ein konstitutiver Bestandteil der Stadtentwicklung, traditionelle Verfahren allein werden in Zukunft jedoch nicht ausreichen. Mit den großen Herausforderungen des Klimawandels, der demografischen und sozialen Entwicklung so- DEPESCHEAKTUELL – Fachzeitung der führenden deutschen Stadtentwicklungsunternehmen Die bestehende Stadt ist eine komplexe Verknüpfung von physischen und humanen Elementen, in welcher der städtische Raum durch Gebäude, Straßen, Plätze, Parks und vieles mehr und vor allem durch die darin agierenden Menschen gebildet wird. Dies ist ein radikaler Unterschied zur Stadterweiterung in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Bewohner einer Stadt sind daher bei der Realisierung innovativer Konzepte der Stadtentwicklung nicht nur zu fragen, sondern vielmehr als Partner einzubeziehen. November 2015 | Seite 15 UNSERE HERAUSFORDERUNGEN Eine der großen Herausforderungen besteht in der Erneuerung der Infrastruktur. Der Zusammenhang von technischen Großinfrastrukturen und räumlicher Stadtentwicklung ist eines der offenen Forschungsfelder der Stadtentwicklung. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat in ihrem Report über Infrastruktur 2030 in den Jahren 2006/2007 für die ihr angehörenden Länder einen Investitionsbedarf von etwa 50 Billionen US Dollar geschätzt. Für Deutschland hat das Deutsche Institut für Urbanistik (difu) ebenfalls den erforderlichen Bedarf ermittelt. Die große Anforderung an Infrastrukturinvestitionen macht deutlich, dass sich die über hundert Jahre alten Systeme zwar laufend erneuert haben, die technische Entwicklung und vor allem die Möglichkeiten digitaler Steuerung heute aber so weit entwickelt sind, dass über neue Systeme zu entscheiden wäre. in der Stadt wird es geben? Welche Möglichkeiten der Sicherung betrieblicher und persönlicher Daten bestehen, bei einer auf Datensammlung und -auswertung beruhenden Steuerung? Gibt es kritische Bereiche, in denen es absolut innovativerer Lösungen bedarf oder die sogar eher mechanisch und konservativ gesteuert werden müssen, um ihre Funktionsfähigkeit auch bei Störungen im Informations- und Kommunikationssystem zu sichern? Das neue Jahrhundert der Stadtentwicklung wird auch beschrieben als das Jahrhundert der neuen Industrie. Wie wird sich die neue Produktion von Gütern und Wissen darstellen? Welche Ausprägungen im Betrieb und welche Anforderungen an Standorte Foto: jesussanz - fotolia Smart City ist vor diesem Hintergrund als kooperative Stadtentwicklung zu verstehen. Ob Wohnungen, Arbeitsplätze oder Freiräume – mit ihrer Expertise in der Nutzung bewohnter Räume, sind Bewohnerinnen und Bewohner bei deren Gestaltung Akteure, ohne die das städtische Zukunftskonzept nicht gelingen kann, es aber vielleicht auch nicht muss. Die Antworten auf die großen Herausforderungen müssen aber gefunden werden. Die Geschichte der Stadtentwicklung und Stadtplanung zeigt, dass die hochkomplexen Systeme von Städten und Regionen immer wieder Brüchen und Visionen einer Stadt der Zukunft gegenübergestellt waren. Dies ist keine neue Herausforderung. Jedoch rückt die Notwendigkeit urbaner Koproduktion deutlicher in den Vordergrund. Nur im Zusammenwirken von Regierung, Unternehmen und Wissenschaft können die Herausforderungen bewältigt werden. Dieser in der Universität Stanford entwickelte Ansatz prägt die Handlungsmöglichkeiten von Smart City. Er charakterisiert auch den Dialog zu Smart Cities, den DIHK und TU Berlin in Form einer Plattform eingerichtet haben. Der Austausch muss zu Ergebnissen führen und dient dazu, sich über Ziele und Rollen zu verständigen, welche die einzelnen Akteure dabei spielen. Angesichts des sehr großen notwendigen Investitionsumfangs und der Unwägbarkeiten beim Einsatz neuer Technologien, gilt es Risiken abzuschätzen, Lösungsvarianten zu entwickeln und in der Entscheidungsfindung sicherer zu werden. Dafür schafft der Dialog die Grundlage. Er kann daher auch als ein urbanes Labor verstanden werden, das Raum für Verständigung bietet. Die TU Berlin baut derzeit ein UrbanLab auf, in dem die Abschätzung von Risiken und die Erprobung neuer urbaner Technologien auf breiterer Basis möglich sein soll. Dabei kann künftig noch stärker die Rolle der Unternehmen im Transformationsprozess adressiert werden. Wenn es um Wohnen und Leben in 2030 geht, wird das UrbanLab auch ein Ort sein, an dem die fachlichen Anforderungen und nutzer- und nutzerinnenbezogenen Bedarfe miteinander in Beziehung gesetzt werden können. Vollkommen neue Methoden der Zusammenarbeit erlauben die Entwicklung kreativer Ideen und deren Umsetzung. An der TU Berlin wurde dies in Studienprojekten an zwei Beispielen, der Gestaltung eines Bahnhofs und der Wohn- und Quartiersgestaltung für eine älter werdende Gesellschaft, erprobt. Es wurden die hier entwickelten Methoden des Urban Design Thinking angewandt, die weit über die üblichen Formate der Beteiligung hinausgehen: Die Smart City schafft Qualität für Wohnen und Leben 2030 durch urbane Koproduktion. WEITERE INFORMATIONEN Elke Pahl-Weber Technische Universität Berlin Institut für Stadt- und Regionalplanung Telefon: 030 31428 131 [email protected] November 2015 | Seite 16 Frankfurt und Offenbach rücken enger zusammen Im Mai 2015 widmete sich ein 14-köpfiges, international besetztes Expertengremium des Urban Land Instituts (ULI) der Frage, wie Frankfurt am Main seinen Flächenmangel und die Nachbarstadt Offenbach jeweils ihre Strukturschwäche beheben können. Ergebnis: Nur im Team werden die Mainschwestern wachsen und als international gefragte Metropolregion bestehen können. Gemeinsame Flächen- und Immobilienentwicklungen sollen diesen Prozess unterstützen. Doch auf welcher Grundlage? Von Miriam Beul-Ramacher „Gummibärchen zieht nach Grafschaft“ -„Haribo kehrt Bonn den Rücken“ – so titelten Bonner Lokalzeitungen im vergangenen Sommer. Überraschend kam der Schritt des berühmten Süßwarenherstellers zwar nicht. Trotzdem ist der Wegzug ins benachbarte Rheinland-Pfalz für die frühere Bundeshauptstadt eine bittere Pille. Mehr als 100 Jahre lang wurden die goldenen Bärchen in Bonn produziert. Doch Platz zum Wachsen fand das Unternehmen an seinem Sitz im Stadtteil Kessenich nicht. Es mangelt an Grundstücken. „Wir stoßen oft an die Grenze unserer Flächenkapazitäten. Auch unbebaute Flächen werden allmählich knapp. Unsere Strategie lautet dementsprechend Wachstum durch Verdichtung“, sagt die Bonner Wirtschaftsförderin Victoria Appelbe. Für kleinere Unternehmen sicher das richtige Rezept. Aus Sicht des süßen Weltkonzerns mit Raumbedarf für mehr als 300 neue Mitarbeiter am Ende aber ungenügend. Wie Bonn gehört auch Frankfurt am Main zu den Wachstumsregionen in Deutschland. Und hat ähnliche Sorgen: Dringend benötigter Raum für Wohn- und Gewerbeflächen ist Mangelware. So setzen Stadtplaner und Investoren auch am Main auf Verdichtung und Umnutzung, vor allem mit dem Ziel, neuen Wohnraum zu schaffen. Denn die Bankenmetropole wächst. Und sie will sich auch auf internationaler Bühne verstärkt als attraktiver Wirtschafts- und Lebensraum positionieren. WACHSEN JA, ABER WIE? Bei Politik, Stadtplanung und Verwaltung kommt verstärkt die Frage auf, ob eine verstärkte Innenentwicklung der einzige Weg sein kann, um alle diese Zukunftsaufgaben zu erfüllen. Denn anders als das eingekesselte Bonn könnte sich Frankfurt theore- tisch auch in der Fläche ausdehnen. Areale mit Entwicklungspotenzial liegen vom Frankfurter Stadtzentrum kaum zehn Kilometer entfernt. Doch einen Haken gibt es dabei: Diese Flächen liegen in Offenbach, der kleinen, armen Mainnachbarin, mit der man aus Tradition nichts zu tun haben will. Im Internet wimmelt es von Stadtwitzen über die beiden ungleichen Schwestern. Keine lässt an der anderen ein gutes Haar. Doch das soll sich ändern. „Wir möchten, dass Frankfurt und Offenbach in den nächsten Jahren stärker zusammenwachsen und als Einheit agieren. Mit der Kleinstaaterei kommen wir in Anbetracht der vielen Zukunftsaufgaben nicht weiter“, sagt Frankfurts Bürgermeister Olaf Cunitz (Grüne). Offenbachs Oberbürgermeister Horst Schneider begrüßt eine engere Partnerschaft ebenfalls. „Wir brauchen eine gemeinsame Stadtentwicklungsvision“, sagt der SPD-Politiker. FRANKFURT OHNE KREATIVSZENE – OFFENBACH OHNE MIETER Die Ausgangsbasis könnte freilich unterschiedlicher nicht sein, wie der im September publizierte ULI Advisory Services Panel Report festhält. Frankfurt ist sowohl flächenmäßig als auch bevölkerungsmäßig deutlich größer als Offenbach, wohlhabender und infrastrukturell besser angebunden. Offenbach dagegen hat eine jüngere Bevölkerung und besitzt eine größere kulturelle Vielfalt. Geringere Beschäftigungsmöglichkeiten sowie eine höhere Arbeitslosigkeit gehören zu Schwächen des Standorts. Kaufkraft und Steuereinnahmen fallen daher auch geringer aus als in der benachbarten Bankenstadt. Zwar profitieren beide Städte von der Nähe zum Flughafen. Aufgrund des Fluglärms sind neue Bauprojekte in weiten Teilen beider Städte aber nur eingeschränkt möglich, heißt es in dem Report weiter. Doch während Frankfurt längst an seine Wachstumsgrenzen stößt, bietet Offenbach nach Auffassung des ULI-Expertenpanels noch Ressour- Nur wie kann man sich annähern? Wie lassen sich Aufgaben und Funktionen anders verteilen? Wie baut man Ressentiments ab? Welche neuen Stärken könnten entwickelt werden, wenn beide Stadträume als Einheit vermarktet würden? Wie vernetzt man Frankfurt und Offenbach rasch und nachhaltig miteinander? Diesen Fragen hat sich ein internationales Expertenpanel des Urban Land Institutes (ULI) gewidmet und ist dabei zu erstaunlichen Ergebnissen gekommen: „Wer über die Grenzen in den Köpfen hinwegsieht, erkennt rasch: Die eine hat, was der anderen fehlt. Frankfurt und Offenbach sind wie zwei Puzzleteile und ergänzen sich wie Yin und Yang“, sagt Jürgen Fenk, Mitglied des Vorstandes des Landesbank Hessen Thüringen, ULI Germany Chair und einer von 14 ehrenamtlichen Stadtentwicklungsexperten, die Schwächen und Stärken der beiden Städte in einem einwöchigen Workshop im Mai dieses Jahres analysiert haben. Frankfurt und Offenbach werden oft als Rivalen gesehen. Doch es gibt auch andere Ansätze. DEPESCHEAKTUELL – Fachzeitung der führenden deutschen Stadtentwicklungsunternehmen November 2015 | Seite 17 Kontakte zwischen den Universitäten, um Unternehmergeist und Kreativität in beiden Städten zu fördern. Ziel sollte es sein, sich auf diese Weise auch als zusammengehörige Arbeitsmarktregion mit internationaler Strahlkraft zu positionieren. Auch eine Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur kann nach Auffassung des Panels ein Katalysator sein, der vergleichsweise schnell erste Erfolge bringt. Dazu zählen unter anderem die Verknüpfung der Nord-Süd-Straßenbahnlinien, die Vereinfachung der S-Bahn-Tarifstruktur, die Schaffung zusätzlicher Verbindungen über den Fluss, zum Beispiel durch Wassertaxis sowie ein verbesserter Zugang zum Nahverkehr in Richtung Flughafen. VORURTEILE ABBAUEN, ENGER ZUSAMMENRÜCKEN Dazu gab das Panel den beiden Städten und ihren Verwaltungschefs gleich ein ganzes Bündel an Flächennutzungsvorschlägen und Umsetzungsempfehlungen mit auf den Weg. Eher einfache Maßnahmen, die das räumliche und funktionale Zusammenwachsen der beiden Städte rasch fördern können, wären etwa die Schaffung einer Außenstelle der Fachhochschule Frankfurt in Offenbach sowie die Verbesserung der In der Vorschlagsliste des ULI-Panels finden sich aber auch größere und auf mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte angelegte Entwicklungsprojekte. So sollten Frankfurt und Offenbach den Stadtteil Kaiserlei als Verbindungsglied zwischen den Städten anerkennen und daher auch eine gemeinsame Strategie zur Wiederbelebung dieses monostrukturierten und von Leerständen gepeinigten Bürostandortes entwickeln. „Erst vor kurzem hat die Europäische Zentralbank ihren neuen Sitz westlich von Kaiserlei eröffnet. Für die Wiederbelebung dieses Quartiers ein wichtiges Signal“, sagt Oberbürgermeister Schneider. Auch Olaf Cunitz setzt die Umwandlung des Kaiserlei-Viertels unter den zahlreichen Panel-Empfehlungen weit oben auf seine Agenda. „Kaiserlei steht stellvertretend für das bisher ungenutzte Potenzial zur räumlichen und funktionalen Verbindung von Frankfurt und Offenbach. Die tradierten Ressentiments und Abgrenzungstendenzen können wir uns nicht mehr leisten“, so der Grünen-Politiker. Nach Vorstellung des Panels könnte Kaiserlei gar zum Kern des „globalen Frankfurts“ ausgebaut werden und dadurch die Verbindung zwischen den ungleichen Schwesterstädten stärken. Dazu müsse der Bezirk ein positives Image bekommen, mit dem ein neues Identitäts- und Gemeinschaftsgefühl erst wachsen kann. Als neuen Vermarktungsnamen für das Kaiserlei-Gebiet schlagen die ULI-Experten den Namen „MainHöhe“ vor. Auffassung des Panels zwar die Zahl vermietbaren Flächen erhöhen (und eine Hand voll Investoren reicher machen), aber nicht zwangsläufig die Lebensqualität erhöhen. Freiräume und Freiflächen nehmen bei den Flächennutzungs-Empfehlungen des ULI daher eine zentrale Rolle ein. Vor allem, wenn sie das Zusammenwachsen der Städte fördern. So empfiehlt das Panel die Schließung der bestehenden Grüngürtellücke zwischen Frankfurt und Offenbach sowie eine „mutige und kreative Neugestaltung der Grünflächen entlang des Mainufers.“ Diese Fläche sei bisher den Oberränder Kräuterbauern als Ackerland vorbehalten. Die fehlende Freifläche bis zum Gürtel in Kaiserlei dagegen gehört zu Offenbach. „Mit dem ‚7-Kräuter-Park’ könnte an dieser Stelle ein spannendes Projekt geschaffen werden, das öffentliche Erholungs- und Freizeitflächen schafft und zusätzlich die beiden Städte optisch und faktisch zusammenführt“, sagt Olaf Cunitz. Zur Bewältigung und Steuerung dieser zahlreichen Aufgaben schlägt das ULI-Panel die Gründung einer gemeinsamen Entwicklungsgesellschaft vor. Cunitz und Schneider begrüßen diesen Vorschlag zwar. Doch sie sehen auch Hürden. „Eine gemeinsame Projektgesellschaft setzt voraus, dass wir dafür auch politische Mehrheiten bei den Stadtverordnungen bekommen“, sagt Cunitz. Manch einer sieht Frankfurt und Offenbach schon zu einer Stadt verschmolzen. „Das werden wir sicher nicht sehen. Dazu gibt es zu viel politischen Widerstand“, hält Schneider entgegen. So bleibt abzuwarten, wie beide Städte gemeinsame Zukunftsaufgaben angehen und organisieren wollen. Konkrete Ansatzpunkte liefert das ULI-Panel jedenfalls in Hülle und Fülle. Das Was ist klar – das Wie die große Frage. Foto: Steffen Hauser saturierten Frankfurt dagegen eher ein Nischendasein führt. „Das Panel erkannte Frankfurts Qualitäten und Eigenschaften, entdeckte aber gleichzeitig in Offenbach andere Potenziale, die sehr nützlich und eine sehr gute Ergänzung sein können“, hebt Bernhard H. Hansen vom ULI Chair Advisory Board hervor. Foto: Fritz Geller-Grimm, Wikimedia Commons cen für Neubebauungen außerhalb der vom Fluglärm betroffenen Beschränkungsgebiete. „Offenbach hat zum einen ein breites Spektrum an bezahlbarem Wohnungsbestand. Zum anderen aber zudem die Möglichkeit unausgelastete Büro- und Lagergebäude in einzigartige Wohnumgebungen umzuwandeln“, hebt Offenbachs Oberbürgermeister Schneider hervor. Dieses Potenzial hat ULI-Panel ebenfalls erkannt und wertet es als Pfund, mit dem Offenbach wuchern könne. Alte Industrieareale, stillgelegte Güterbahnhöfe und Fabriken könnten in urbane Wohn- und Arbeitswelten umgewidmet werden. Damit hätte Offenbach die Chance, neue Nutzergruppen zu mobilisieren, die in Frankfurt aufgrund der hohen Preise nicht fündig werden. Gestärkt werden könnte etwa Offenbachs Kultur- und Kreativszene, die bereits in zahlreichen Einrichtungen aktiv ist – im WEITERE INFORMATIONEN Miriam Beul-Ramacher Journalistin (ma) Mehr Immobilien und eine größere Bebauungsdichte allein würden nach Telefon 0179 3933 531 www.miriambeul.de November 2015 | Seite 18 STADTGESPRÄCH Es steht fest, dass die Großstädte in einem nie gekannten Umfang zur regelrechten Heimat der Menschen werden. Im Gespräch mit Olaf Cunitz, Bürgermeister der Stadt Frankfurt am Main Frankfurt und Offenbach wachsen zusammen – auch deshalb, weil Frankfurt eine starke Wachstumsregion ist. Welchen Bevölkerungszuwachs erwarten Sie in den kommenden Jahren? Cunitz: „Tatsache ist, dass seit rund einem Jahrzehnt die Bevölkerungszahlen in Frankfurt am Main stark wachsen. In dieser Zeit ist die Einwohnerzahl um rund 75.000 auf über 700.000 gestiegen. Damit wird die Bevölkerungsprognose, die für das Jahr 2020 rund 725.000 Einwohner vorausgesagt hat, spätestens im kommenden Jahr übertroffen. Eine kürzlich vorgelegte, aktualisierte Bevölkerungsprognose rechnet nun mit gut 810.000 Menschen, die im Jahr 2030 in Frankfurt leben werden. Es wird aber auch von unseren Weichenstellungen abhängen, ob Frankfurt so stark wachsen wird.“ Über wie viel Flächenpotenzial verfügt die Metropolregion in Bezug auf eine steigende Nachfrage an Wohnraum? Cunitz: „Nach Angaben des Regionalverbands FrankfurtRheinMain stehen noch rund 2.100 Hektar an geplanter Wohnbaufläche aus dem Regionalen Flächennutzungsplan von 2010 zur Verfügung. Ein Großteil dieser Flächen ist allerdings nicht unmittelbar verfügbar. Allein in unserem städtischen Wohnbauland-Entwicklungsprogramm sehen wir in Frankfurt ein Gesamtpotenzial von rund 30.000 Wohneinheiten.“ Wie stellen Sie sich die Region im Jahr 2030 vor? Welche Weichen müssen heute gestellt werden, um die Region der Zukunft zu schaffen? Cunitz: „In meiner Vorstellung von der Region Frankfurt RheinMain im Jahr 2030 werden weitreichende Entscheidungen wie zur Wohnund Gewerbeflächenentwicklung oder zur Verkehrsinfrastruktur gemeinschaftlich getroffen, in einer politisch verfassten Region, in der die Kommunen zwischen Mainz und Aschaffenburg und zwischen Darmstadt und Friedberg vertreten sind. Das müssen einerseits die betroffenen Landesregierungen ermöglichen, andererseits können wir Kommunen durch zahlreiche kleinere, aber konkrete Kooperationen eine Atmosphäre der Zusammenarbeit schaffen – so, wie wir es bereits mit der Stadt Offenbach praktizieren.“ Die Innenentwicklungsnovelle des BauGB von 2012 besagt, dass die städtebauliche Entwicklung vorrangig durch Maßnahmen der Innenentwicklung erfolgen soll. Wie geht die Stadt Frankfurt damit um? Wo sehen Sie Grenzen der Innenentwicklung? Was sind Ihre aktuellen Projekte hinsichtlich Innenentwicklung beziehungsweise Verdichtung? Cunitz: „Innenentwicklung hat bei uns klaren Vorrang. Auf diese Weise müssen wir keine bislang unversiegelten Flächen auf der grünen Wiese in Anspruch nehmen. Wir betreiben aktives Flächenrecycling, indem wir die Konversion ehemals gewerblich genutzter Areale forcieren. Ob ehemalige Bürogebäude, Brauereiareale oder Bahngelände: Das Potenzial ist ganz erheblich. Im Jahr 2014 erreichte die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen aus Büro- und Gewerbeumwandlungen einen absoluten Spitzenwert. Durch solche Umwandlungen konnten 978 Wohneinheiten genehmigt werden, das ist der höchste bislang überhaupt erfasste Wert und angesichts begrenzter Neubauflächen wichtiger denn je.“ Viele Kommunen schrecken vor Baulandentwicklung zurück, sie fürchten hohe Naturschutzauflagen, Widerstand der Bevölkerung und steigende Infrastrukturkosten. Welchen Nutzen sehen Sie für Frankfurt am Main in der Baulandentwicklung? Wo sehen Sie Risiken, wo Chancen für die Stadt? Cunitz: „Wir haben derzeit rund 35 Bebauungspläne in Arbeit, die Wohnbauflächen planungsrechtlich ermöglichen. Im Wesentlichen sind das Arrondierungen bestehender Quartiere. Wenn an diesen Siedlungsrändern Wohnungen gebaut werden, die soziale und private Infrastruktur nach sich ziehen, dann ist das auch für die bestehenden Quartier von großem Vorteil: Dann siedelt sich dort möglicherweise wieder ein Supermarkt an, ein Arzt oder zusätzliche Kinderbetreuungsangebote. Dann profitiert die neue und die angestammte Bewohnerschaft.“ Wie geht die Stadt Frankfurt mit den steigenden Flüchtlingsströmen um, wo doch der Wohnraum in der Stadt Frankfurt ohnehin knapp bemessen ist? Wie glauben Sie werden die Zugewanderten das Wohnen in Frankfurt in der Zukunft verändern? Cunitz: „Trotz der vielen notwendigen, jetzt sehr kurzfristig ins Leben gerufenen Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge dürfen wir die Langfristigkeit nicht aus den Augen DEPESCHEAKTUELL – Fachzeitung der führenden deutschen Stadtentwicklungsunternehmen verlieren. Und es geht hier nicht nur um Wohnraum. Deutschland ist ein Einwanderungsland und die Großstädte sind in der Regel für Zuwanderer die Orte des Ankommens. Der Erfolg der Integration wird davon abhängen, wie gut eine Stadt darauf vorbereitet ist. Es stellen sich die Fragen, ob die Menschen, die hier ankommen, Arbeit bekommen, ob sie soziale Netzwerke aufbauen. Ob wir Bildungsangebote für ihre Kinder haben oder ob sie eine Wohnung finden. Welche Zukunft wir für diese Menschen, für die Zuwanderer vorbereiten, wird darüber entscheiden, ob sich daraus zum Beispiel eine neue Mittelschicht bildet oder ob wir soziale Verwerfungen in dieser Stadt bekommen werden.“ Mit welchen großen Trends sehen Sie Großstädte in Deutschland und im Allgemeinen konfrontiert? Vor welchen Herausforderungen stehen Großstädte heute und wie werden sie sich verändern? Cunitz: „Die Metropolregionen und die Großstädte wachsen gegenwärtig sehr stark, die peripheren Regionen schrumpfen dagegen. Es wird nun darauf ankommen, Strukturförderung neu zu definieren: Wollen wir weiterhin enorme Summen in die Infrastruktur sterbender Dörfer stecken? Oder wären diese Gelder nicht viel besser in den Großstädten investiert, die Wohnraum schaffen und ganz massiv in Bildungs- und Verkehrsinfrastruktur investieren müssen? In jedem Fall steht fest, dass die Großstädte in einem nie gekannten Umfang zur regelrechten Heimat der Menschen werden.“ Wir danken für dieses Gespräch! November 2015 | Seite 19 RECHT RECHT Die Abnahme in Werkverträgen – kleiner Akt mit großer Wirkung Ist ein beauftragtes Werk ohne wesentliche Mängel fertiggestellt und somit abnahmereif, ist der Auftraggeber verpflichtet, dieses abzunehmen. Die Abnahme ist die Erklärung des Auftraggebers, dass er das Werk als im Wesentlichen vertragsgemäß anerkennt. Diese Erklärung ist eine rechtsgeschäftsähnliche Handlung. Daher ist zum Beispiel bei Bauprojekten der Architekt zur Abgabe der Abnahmeerklärung nur bei entsprechender Vollmacht berechtigt. Eine Abnahme sieht das Gesetz nur für Werkverträge vor. Ein solcher zeichnet sich dadurch aus, dass der Unternehmer (= Auftragnehmer) dem Besteller (= Auftraggeber) die Herstellung oder Veränderung eines Werks schuldet. Gegenstand eines Werkvertrags kann auch ein anderer durch Arbeit oder Dienstleistung herbeizuführender Erfolg sein. Klassische Werkverträge sind Bauverträge, Planungsverträge und Verträge zur Erarbeitung von Konzepten. Geregelt ist die Abnahme für BGB-Werkverträge in § 640 BGB und für VOB-Verträge in § 12 VOB/B. Nach beiden Regelungen kann die Abnahme ausdrücklich oder konkludent, sofern dies nicht durch Vertrag ausgeschlossen ist, erfolgen. Konkludent nimmt der Auftraggeber das Werk ab, wenn er durch sein Verhalten gegenüber dem Auftragnehmer zum Ausdruck bringt, das fertige Werk als im Wesentlichen vertragsgemäß anzuerkennen. Dies ist unter anderem bei der Ingebrauchnahme des Werks oder der Zahlung der Schlussrechnung der Fall. Die Zahlung der Abschlagsrechnung stellt demgegenüber keine Teil-Abnahme dar. Darüber hinaus sehen die beiden genannten Normen eine fiktive Abnahme vor. Dafür muss der Auftragnehmer den Auftraggeber zur Abnahme auffordern und eine angemessene Frist zur Abnahme setzen. Gemäß § 12 Abs. 1 VOB/B genügen dafür 12 Tage. Nach fruchtlosem Ablauf der Frist tritt die Abnahmewirkung ein. Es versteht sich von selbst, dass die Fiktion nur eintritt, wenn das Werk vertragsgemäß hergestellt ist. Auf den ersten Blick mögen sich die konkludente und die fiktive Abnahme kaum unterscheiden. Doch setzt die konkludente Abnahme im Gegensatz zur fiktiven einen aus den Umständen eindeutig zu entnehmenden Abnahmewillen des Auftraggebers voraus. Zu bevorzugen ist die förmliche Abnahme als Ausprägung der tatsächlichen Abnahme. Dabei sind beide Parteien zum Beispiel auf der Baustelle anwesend und begutachten das fertiggestellte Werk. Mängel, ausstehende Restarbeiten und Vorbehalte werden in einem Protokoll festgehalten. Nur so kann sich der Auftraggeber eventuelle Rechte aus dem Vertrag sichern. Auch im Falle der Kündigung sind die bisher erbrachten Leistungen abzunehmen, sofern die Voraussetzungen vorliegen. In der Praxis schwierig gestaltet sich in der Regel die Feststellung der Abnahme von Planungsleistungen, da sie häufig nicht ausdrücklich erfolgt. § 15 HOAI (2013) sieht zwar mittlerweile die Abnahme der Planungsleistungen ausdrücklich als Fälligkeitsvoraussetzung für den Vergütungsanspruch des Architekten vor, so dass sie stärker in den Fokus der Auftraggeber gerückt ist. Die Pflicht zur Abnahme ist jedoch nicht neu. Es gab sie auch schon früher, da der Architektenvertrag ein Werkvertrag im Sinne der §§ 631 ff. BGB ist. Mit der Erklärung der Abnahme beendet der Auftraggeber das Stadium der Vertragserfüllung und lässt das Vertragsverhältnis in die Phase der Gewährleistung übergehen. Der Auftraggeber kann von dem Auftragnehmer nach diesem Zeitpunkt nicht mehr die Erfüllung des Werkvertrags verlangen, sondern nur noch nach § 634 BGB die Nacherfüllung, den Mangel selbst beseitigen und den Ersatz der erforderlichen Aufwendungen verlangen, vom Vertrag zurück treten, die Vergütung mindern oder Schadensersatz Ersatz vergeblicher Aufwendungen verlangen. Dies gilt nur für Ansprüche von Mängeln, die dem Auftraggeber zum Zeitpunkt der Abnahme nicht bekannt waren. Kennt der Auftraggeber bei Abnahme einen konkreten Mangel und behält er sich gemäß § 640 Abs. 2 BGB seine Rechte nicht vor, verliert er mit der Erklärung der Abnahme den Anspruch auf Nacherfüllung, TERMINE Mangelbeseitigung und Ersatz der erforderlichen Aufwendungen sowie die Möglichkeit zum Rücktritt oder zur Minderung der Vergütung. Es bleiben der Anspruch auf Schadensersatz nach §§ 636, 280, 281, 283 und 311a BGB sowie der Anspruch auf Ersatz vergeblicher Aufwendungen nach § 284 BGB. Das Gleiche gilt für die vereinbarte und bei Erklärung der Abnahme nicht vorbehaltene Vertragsstrafe. Die Abnahme ist wie bereits erwähnt Voraussetzung für die Fälligkeit der Vergütung des Auftragnehmers. Weiterhin ändert sich mit der Abnahme die Beweislast. Bis zu diesem Zeitpunkt oblag es im Streitfall dem Auftragnehmer, die Mangelfreiheit seines Werks zu beweisen. Danach hat der Auftraggeber das Vorliegen des Mangels zu beweisen. Schließlich beginnt die Verjährungsfrist des Vergütungsanspruchs und der Gewährleistungsansprüche zu laufen. Die Abnahme stellt den Beginn der Rückgabefrist der Gewährleistungsbürgschaft nach § 17 VOB/B dar. WEITERE INFORMATIONEN Rechtsabteilung, Manuela Peters Telefon 030 311 697 420 [email protected] Möchten Sie die DEPESCHEAKTUELL auch künftig erhalten? 16. NOVEMBER 2015, MAGDEBURG: DSK-Fachtagung “Städtebauförderung in Sachsen-Anhalt” Veranstalter: DSK » www.dsk-fachtagung.de 29. FEBRUAR 2016, WIESBADEN: Frühjahrssitzung des Wissenschaftlichen Beirats Veranstalter: DSK | BIG BAU-Unternehmensgruppe » www.dsk-gmbh.de 11. BIS 13. APRIL 2016, BERLIN: Berliner Energietage Veranstalter: Energie- und Umwelt-Managementberatung Pöschk » www.berliner-energietage.de Die DEPESCHEAKTUELL können Sie kostenlos postalisch oder per E-Mail beziehen. Bitte senden Sie uns eine Nachricht an [email protected] und teilen Sie uns Ihre gewünschte Form der Zusendung mit. Veranstalter: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit » www.staedtebaufoerderung.info Wenn Sie die DEPESCHEAKTUELL nicht mehr erhalten möchten, wenden Sie sich bitte an [email protected] oder per Telefon an 0611 3411 3161. IMPRESSUM Kontakt: 21. MAI 2016, DEUTSCHLANDWEIT: Tag der Städtebauförderung Erscheinungstermin: November 2015 Redaktion: DSK WissensCenter sowie die bei den Artikeln genannten Ansprechpartner Herausgeber: DSK | BIG BAU-Unternehmensgruppe Layout und Satz: www.dsk-gmbh.de | www.big-bau.de Claudia Steiner, DSK Hinweis zu Gender Formulierung: Bei allen Bezeichnungen, die auf Personen bezogen sind, meint die gewählte Formulierung beide Geschlechter, auch wenn aus Gründen der leichteren Lesbarkeit die männliche Form steht. Für die Richtigkeit der Angaben kann keine Haftung übernommen werden. Änderungen vorbehalten. Die DEPESCHEAKTUELL ist auf zertifiziertem Papier aus nachhaltigem Anbau gedruckt. Unternehmenskommunikation der DSK | BIG BAU-Unternehmensgruppe Axel-Springer-Straße 54 B | 0117 Berlin Telefon 030 3116974 55 | Telefax 030 3116974 98 [email protected] November 2015 | Seite 20 GdW Studie: Wohntrends 2030 1 MIGRATION bestimmt das Bevölkerungswachstum in Ballungsräumen und verändert so die Wohnungsnachfrage. 5 URBAN GARDENING UND FARMING werden fester Bestandteil der Stadtkultur und sind Ausdruck der Selbstentfaltung ihrer Bewohner. 9 ENERGIEEINSPARUNG bleibt weiterhin wichtige Voraussetzung, um Wohnkosten zu senken. 11 Das Leben in der HAUSGEMEINSCHAFT wird individuell vereinbart und berücksichtigt unterschiedliche Wertvorstellungen. 2 GEMEINSCHAFTLICHES PFLEGEWOHNEN im Alter wird verstärkt nachgefragt. 3 Nachfrage nach AMBULANTER PFLEGE beziehungsweise Pflege im Quartier steigt. 6 SMARTPHONE UND TABLET als Hüter und Verwalter des Hauses werden zum Standard. ÖKOLOGIE UND NACHHALTIGKEIT als Lebensentwurf gewinnen an Bedeutung. 7 Nachfrage nach PREISWERTEN FAMILIENWOHNUNGEN in den Städten steigt weiter an. Der GdW hat die zweite Zukunftsstudie für die Wohnungswirtschaft vorgelegt. Hierbei geht es um grundsätzliche Entwicklungen, die die Rahmenbedingungen der privaten Haushalte als Nachfrager am Wohnungsmarkt bestimmen werden. Die 20 wichtigsten Wohntrends als Auszug der Studie sind hier zusammengefasst. 13 14 15 Neue CRM-SYSTEME ermöglichen die Kommunikation mit dem Vermieter rund um die Uhr. TEILEN STATT BESITZEN wird immer beliebter. Auch Wohnungsunternehmen werden zu Anbietern von Sharing-Modellen. Eine schnellere Anpassung an neue WOHNRAUMBEDARFE führt zu einer höheren Wohnmobilität. 17 18 19 Die Wohnung wird wieder stärker zu einem ORT DER RUHE UND GEBORGENHEIT. Das BADEZIMMER als multifunktionale Zone gewinnt immer mehr an Bedeutung und kann je nach Wohnkonzept als Wellness-Oase, Gesundheitsraum genutzt werden. INTELLIGENTE RAUMKONZEPTE werden immer wichtiger (Platzoptimierung). 4 8 Ansprüche an die vermieterseitige AUSSTATTUNG UND GESTALTUNG der Wohnung nehmen zu. 10 Gründung und Bereitstellen von VIRTUELLEN UND REALEN NETZWERKEN durch Wohnungsunternehmen gewinnt an Bedeutung. 12 Mit besserer Kenntnis der Zielgruppen werden Wohnungsunternehmen NACHBARSCHAFTEN gezielt gestalten und fördern. 16 ROBOTERTECHNIK erleichtert den Haushalt. 20 INTERNET UND SMARTPHONE ersetzen den Hausbesuch des Arztes von morgen. Herausgeber der Studie: GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V., erstellt von ANALYSE & KONZEPTE GmbH, Hamburg und InWIS GmbH, Bochum. Die komplette Studie ist nachzulesen unter www.gdw.de. DEPESCHEAKTUELL – Fachzeitung der führenden deutschen Stadtentwicklungsunternehmen
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