musik aus opern von johann philipp krieger mona spägele · wilfried jochens wolf matthias friedrich l autten compagney wolfgang katschner Lieben und �eliebet werden musik aus opern von johann philipp krieger (1649-1725) 1 Allegro (Sonate g-Moll für Violine, Viola da Gamba und B. c.) 2 Lieben und geliebet werden (Cecrops) 3 Gigue (Sonate g-Moll für Violine, Viola da Gamba und B. c.) Teil 1 1:23 2:55 0:50 4 5 6 7 8 9 10 Einsamkeit, du Qual der Hertzen (Procris) Mars und Amor sind zwey Helden (Scipio) Ach ihr Winde (Procris) Jungfern lieben diß und das (Ehe-Liebe) Männern ist nicht viel zu gläuben (Flora) Ich muß weinen, ich muß lachen (Flora) Freyheit ist die beste Lust (Scipio) 6:25 2:31 1:17 1:31 1:02 2:30 2:21 Adagio (Sonate F-Dur für 2 Violinen und B. c.) Ciacconetta (Sonate F-Dur für 2 Violinen und B. c.) Was der Himmel will erquicken (Cecrops) In dem Dunckeln ist gut munckeln (Cecrops) 1:11 2:42 1:18 1:50 Teil 2 2 11 12 13 14 15 Wer leicht glaubt, wird leicht betrogen (Cecrops) 16 Zerschmiltz, du Felsen-hartes Hertze (Cecrops) 17 Aeol, auf mit deiner Macht (Flora) 18 Scheiden bringet Noth und Leiden (Cecrops) 19 Tausend Schmertzen (Phoebus) 20 Echo, willst du mich vergnügen (Wunderbrunnen) 1:31 1:51 1:41 1:08 4:58 3:02 Teil 3 21 Aria d’inventione (Sonate d-Moll für Violine, Viola da Gamba und B. c.) 22 Eilt, ihr meine heissen Blitze (Flora) 23 O ihr starken Liebes-Blitze(Flora) 24 Gezwungene Liebe thut nimmermehr gut (Cecrops) 25 Ein Küßgen in Ehren (Procris) 26 Bosheit muß gestrafet werden (Wunderbrunnen) 27 So sind nun die traurigen Stunden verschwunden (Scipio) 28 Glückselig ist das Land (Phoebus) 29 Glückselig sind die Zeiten (Phoebus) 30 Recitativo (Phoebus) 31 Nun kan ich mich vor den glückseligsten schätzen (Phoebus) 32 Deine Blicke sind mein Glücke (Phoebus) 33 Recitativo (Phoebus) 34 Wir hertzen, wir schertzen (Phoebus) 35 Lieben und doch nicht geniessen (Procris) Total Time: 70:34 4:35 1:30 2:41 2:05 1:43 1:22 1:58 1:02 0:54 0:30 1:13 1:06 0:42 2:11 2:47 3 Mona Spä�ele Sopran Wil�ried Joc�ens (P) + (C) Membran Music Ltd. Tenor Wol� Matt�ias Friedric� Bass Aufgenommen / Recorded: 23.-25.11.1995, Schlosskirche zu Weißenfels Produzent / Producer: Klaus Feldmann Tonmeister / Recording Supervision: Heinrich Eras · Schnitt / Editing: Christian Ulrich Übersetzungen / Translations: Alison Macdonald (engl.) / Babette Hesse (franz.) Fotos / Photos: www.sxc.hu: 947444_zoostory (Cover) · 838273_clixjpg (Booklet) Gestaltung / Cover Design: Membran A&R Development GmbH, Hamburg Quellen: Auserlesene In denen Dreyen Sing-Spielen Flora / Cecrops und Procris / enthaltene Arien, Nürnberg 1690 (Bayrische Staatsbibliothek München) Auserlesener Arien Andrer Theil; Welcher gezogen aus folgenden vier Sing-Spielen als Dem wiederkehrenden Phoebus / Der gedrückt- und wieder erquickten Ehe-Liebe / Dem wahrsagenden Wunderbrunnen / und Dem großmüthigen Scipio, Nürnberg 1692 (ehemals Preußische Staatsbibliothek Berlin, jetzt in der Biblioteka Jagiellońska Krakau) XII Suonate à due Violini, Nürnberg 1688 4 XII Suonate à doi, Violino e Viola da Gamba, Nürnberg 1693 Wol�gang Katschner Leitung Lautten Compa�ney: Anne Schumann Violine (2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, Neapel) Dorothea Vogel Violine (Friedrich Wilhelm Meinel, 18. Jahrhundert) Margit SchultheiSS Barockharfe (Tim Hobrough, Inverness/Schottland 1993) Ulrike Becker Viola da Gamba (Michel Groppe, Metz 1994) Alexander Weimann Cembalo / Orgelpositiv (Dietrich Hein, Oldenburg 1987 / Orgelpositiv von Bernhard Junghänel) Hans-Werner Apel Barockgitarre / Chitarrone (Frank-Peter Dietrich, Erlbach 1994 / Hendrik Hasenfuss, Kürten 1994) Wolfgang Katschner Arciliuto / Chitarrone (Hendrik Hasenfuss, Kürten 1994 / Hendrik Hasenfuss, Köln 1990) 5 Mona S�ä�ele Die Sopranistin Mona Spägele studierte von 1983 bis 1987 an der Musikhochschule München und daneben u. a. bei Andrea von Ramm (München) und France Simard (Stuttgart). Als Mitglied mehrerer namhafter Vokalensembles spezialisierte sie sich auf die Ensemblemusik des 16. bis 18. Jahrhunderts. Darüber hinaus ist sie eine gefragte Solistin, wobei ihre besondere Neigung neben dem großen Oratorienrepertoire der italienischen und deutschen Musik des Frühbarock gilt. Ihre umfangreiche Konzerttätigkeit führte sie zu den Festivals Alter Musik in Brügge, Utrecht, Innsbruck, Antwerpen u. a. Sie arbeitete mit so renommierten Musikern wie z. B. Frieder Bernius, Konrad Junghänel, Thomas Hengelbrock und Howard Arman zusammen und wirkte bei zahlreichen Schallplatten und Rundfunkproduktionen mit. In jüngster Zeit ergänzten verschiedene Bühnenproduktionen ihre vielfältige künstlerische Arbeit. deutsch Wol� Matt�ias Friedric� 6 Der Bassbariton Wolf Matthias Friedrich studierte an der Hochschule für Musik „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig bei Prof. Eva Schubert Gesang. 1980 war er Preisträger beim Internationalen Dvořák-Wettbewerb in Karlsbad. Von 1982 bis 1986 war Wolf Matthias Friedrich Mitglied des Opernstudios der Staatsoper Dresden. Er sang verschiedene Bühnenrollen, z. B. Almaviva und Figaro (Die Hochzeit des Figaro), Guglielmo (Così fan tutte), Prinz Jeletzky (Pique Dame) und Hans Scholl (Weiße Rose). Gleichzeitig profilierte er sich als Konzert- und Liedersänger. Konzertverpflichtungen führten ihn in zahlreiche europäische Länder und mehrfach nach Israel. Er wirkte als Gesangssolist bei Oratorienaufführungen namhafter Chöre (Philharmonischer Chor Berlin, Salzburger Bachchor, Münchener Bach-Chor) und Festivals (u. a. in Ludwigsburg, Dresden, Frankfurt, Innsbruck, Salzburg). Wolf Matthias Friedrich produzierte für den Rundfunk und CD. Wil�ried Joc�ens Wilfried Jochens wurde in Hamburg geboren und studierte dort an der Hochschule für Musik sowie an der Universität. Seit 1972 ist Wilfried Jochens als Konzertsänger tätig und machte sich insbesondere als Evangelist der Bachschen Passionen einen herausragenden Namen. Er wirkte als Solist bei zahlreichen Opernproduktionen (Monteverdi, Händel, Mozart u. a.) mit und gibt regelmäßig Liederabende. Sein Repertoire reicht von der Renaissance bis zur Moderne und schließt internationale Erfahrungen mit historischer Aufführungspraxis barocker und klassischer Vokalmusik ein. Zahlreiche Schallplatten- sowie Fernseh- und Rundfunkaufnahmen machten Wilfried Jochens weithin bekannt. Seit 1982 unterrichtet er Gesang an der Hochschule für Musik in Hamburg. 7 Lautten Compa�ney Lieben und �eliebet werden Die LAUTTEN COMPAGNEY wurde 1984 von Hans-Werner Apel und Wolfgang Katschner gegründet, die sich an der Ostberliner Hochschule für Musik kennenlernten und nach Abschluss des Studiums als Lautenduo zu arbeiten begannen. Beide leben als freiberufliche Musiker in Berlin und haben in den zurückliegenden Jahren eine vielfältige Konzert- und Aufnahmetätigkeit aufgebaut. Dabei stehen immer wieder die schier unerschöpflichen Verwendungsmöglichkeiten von Lauteninstrumenten in der Renaissance- und Barockmusik im Mittelpunkt. Die vorliegende Aufnahme bediente sich der beiden einzigen noch vorhandenen Quellen, die Musik aus den zahlreichen Opern von J. Ph. Krieger enthalten. In zwei Drucken veröffentlichte er selbst in den Jahren 1690 und 1692 etwa zweihundert Arien aus insgesamt sieben auf dem Weißenfelser „Hochfürstlichen Schauplatze“ gespielten Opern, wobei das Wort „Arie“ bei Krieger noch für generalbassbegleitete Strophenlieder mit dazwischengesetzten Ritornellen für zwei Violinen steht. Diese Ritornelle sind jedoch nur im zweiten Arienband mit abgedruckt, wie Krieger schreibt, „weil damals unterschiedene Liebhaber die Ritornellen verlanget / ist ihnen auch gewillfahret worden.“ Für einige Stücke ließ Krieger sich noch zusätzlichen Text schreiben und empfahl den variablen Umgang mit den Stimmlagen der Gesangspartien, was sich in seinem Vorwort folgendermaßen liest: „Weil aber dergleichen Arien meistens auf die Materie der Operen müssen gerichtet seyn und zum höchsten in 2 oder 3 Strophen bestehen / als habe ich den Verfasser unser seitherigen Singspiele / Herrn Paul Thymich dahin vermocht / daß er etliche in etwas verändern / zu den meisten aber mehr Strophen verfertigen möchte / damit solche bey jeder musicalischen Zusammenkunft desto füglicher können gebrauchet werden. Wie im übrigen der Alt durch die Quinte in einen Discant / der Discant in einen Tenor und vice versa könne transponiert werden / wird einem jedem dem die Music nur ein wenig bekandt / gar leicht fallen.“ Aus der Fülle des vorhandenen Materials wurde nun dieses Programm nach der Art deutsch Neben Programmen mit reiner Lautenmusik umfasst das Repertoire der LAUTTEN COMPAGNEY kammermusikalische Programme in verschiedenen Instrumental- und Vokalbesetzungen, darunter zwei Konzertreihen zu Ehren Claudio Monteverdis und Orlando di Lassos. In der letzten Zeit hat sich die LAUTTEN COMPAGNEY mit szenischen Produktionen einen neuen Wirkungsbereich erschlossen und versucht sich an der für Zuschauer und Mitwirkende gleichermaßen reizvollen Verbindung von Musik und Wort mit Schauspiel, Tanz und Pantomime. Den Anfang machte 1994 das Renaissancespektakel Arlecchino als Botin der Liebe. 8 9 deutsch eines Pasticcios zusammengestellt, in dem sich für diejenigen, die dieser Idee folgen möchten, eine kleine Handlung versteckt. Zunächst präsentiert sich eine einsame Dame, die sogleich von zwei Herren bedrängt wird, sich jedoch für ihre Freiheit entscheidet. Im zweiten Teil neigt sich das Herz der Dame dem Basse zu, was bei dem Tenore, aber auch der Dame selbst zu Leiden, Not und Schmerzen führt. Schließlich ruft der Abgewiesene das Echo als seinen letzten Trost an. Im dritten Teil schließlich gelingt es dem Tenore mittels heißer Liebesblitze und in überzeugender Sinnlichkeit geschilderter Küsse, die noch dazu in Ehren vergeben werden, die begehrte Dame zurückzugewinnen. Der nun schmählich abgeschlagene Bass kann das Herzen, Scherzen, Drücken und Zwicken der beiden nicht mehr stören. Nachdem er zunächst noch moralische Werte beschwört und mit Strafen droht, beschließt er das Stückchen mit einer kummervollen Betrachtung seines ungeliebten Zustandes. Die instrumentalen Einleitungen der einzelnen Teile sind, in Ermangelung ähnlicher Beiträge aus den Opern, den beiden überlieferten Sonatensammlungen von Krieger entnommen. Ansonsten sei allen Hörern dieser kleinen Opera der leicht abgewandelte Wunsch, den Krieger seinen „Durchlauchtigsten Printzen und Durchlauchtigsten Princessinnen“ übermittelte, zur wohlgefälligen Kenntnisnahme weitergegeben: „DIE WIDERWÄRTIGKEITEN VERTREIBEN UNSRE SAITEN“ Wolfgang Katschner 10 Johann Philipp Krieger in Weißen�els Die Stadt Weißenfels verdankte ihre Blütezeit und ihr Wahrzeichen, das Barockschloss Neu-Augustusburg, einem Gesetzesbruch: Der „Väterlichen Ordnung“ zum Trotz, die jede weitere Landesteilung des Kurfürstentums Sachsen untersagte, verfügte der sächsische Kurfürst Johann Georg I. in seinem Testament die Einrichtung von eigenständigen Fürstentümern (den sogenannten Sekundogenituren) für seine drei nicht nachfolgeberechtigten Söhne. 1656 starb der Kurfürst, und neben dem Kurfürstentum mit Residenz in Dresden entstanden so die Herzogtümer Sachsen-Merseburg, SachsenZeitz und Sachsen-Weißenfels. Der zum Herzog von Sachsen-Weißenfels bestimmte zweite Sohn des Kurfürsten, August, war Administrator des Erzstiftes in Magdeburg und residierte in Halle. Er begann 1660 mit dem Bau eines Schlosses in Weißenfels, doch erst nach seinem Tode 1680 übersiedelte der Hof in dieses Schloss NeuAugustusburg, und Weißenfels wurde zur Residenz von Johann Adolf I., dem Sohn Herzog Augusts. Mit der Übersiedelung des Hofes verwandelte sich Weißenfels gleichsam über Nacht von einem unscheinbaren Provinzstädtchen in ein kulturelles und insbesondere musikalisches Zentrum in Mitteldeutschland. Denn als Kapellmeister kam Johann Philipp Krieger, einer der bedeutendsten deutschen Musiker seiner Generation, an den neuen Hof. Über vierzig Jahre wirkte der berühmte Musiker in Weißenfels, und unter seiner Führung erwarb sich die Residenz einen musikalischen Ruf weit über die Grenzen Mitteldeutschlands hinaus. 11 deutsch 12 War man politisch relativ unbedeutend, so versuchte man durch höfische Prachtentfaltung der Residenz Bedeutung zu verschaffen, und die Dresdner Hofhaltung galt hier als leuchtendes Vorbild. 1682 wurde die neue Schlosskirche eingeweiht. Der Herzog erließ zu diesem Anlass eine neue Capellordnung, in der auch die Musik einen wichtigen Platz einnahm. Ein Verzeichnis über die in der Schlosskirche aufgeführten Werke bezeugt eine üppige Kirchenmusik. Neben der Kirchenmusik waren Oper und musikalisches Schauspiel unabdingbare Bestandteile eines blühenden Hoflebens. Anfangs musste man sich hier mit einer provisorischen Spielstätte begnügen, doch 1685 wurde das prächtige Schlosstheater, der Comoediensaal, eröffnet, und seitdem gingen jährlich mehrere Opern über den „Schauplatz“. Dresden mag auch hier als Vorbild gedient haben, doch beschritt man in Weißenfels eigene Wege. Denn die sächsische Residenz wurde für fast ein halbes Jahrhundert zu einem Zentrum der frühen deutschsprachigen Oper, und dies in einer Zeit, da italienische Musik und Musiker in deutschen Landen eine Übermacht darstellten. Insbesondere an den großen Höfen orientierte man sich am Ausland. Man engagierte italienische Musiker, Librettisten, Bühnenarchitekten und pflegte italienische Oper. Dresden ist dafür beredtes Beispiel. Weißenfels dagegen verfügte fast fünfzig Jahre über eine stehende Oper, und im Verlaufe dieses halben Jahrhunderts gelangte nur eine einzige italienische Oper zur Aufführung (Keisers Almira 1703). Es gab zu dieser Zeit auch andere Spielstätten deutscher Oper (z. B. die öffentlichen Opernhäuser in Hamburg oder Leipzig), doch in dieser ausschließlichen Pflege der deutschsprachigen Gattung über einen so langen Zeitraum hinweg bildete Weißenfels eine große Ausnahme. Weißenfels war eine höfische Bühne, das heißt, man spielte nicht regelmäßig (so wie z. B. im Leipziger Opernhaus zur Zeit der Messe), sondern zu „fürstlichen Anlässen“ wie Hochzeiten, Geburtstagen etc. Dies hatte zur Folge, dass die Bühnenwerke mit Prolog und Epilog versehen wurden, die auf den jeweiligen Anlass huldigend Bezug nahmen, mit der eigentlichen dramatischen Aufführung jedoch nichts zu tun hatten. Pro Jahr wurden zwei oder drei, manchmal auch vier Opern herausgebracht (außer in Kriegs- oder Trauerzeiten) und von Berufsmusikern aufgeführt. Reichte die Hofkapelle nicht aus, so zog man Verstärkung aus der näheren Umgebung hinzu: Studenten des Collegium musicum aus Leipzig, Mitglieder der 1692 gegründeten Leipziger Oper und Musiker der umliegenden Residenzen. Ende des Jahrhunderts finden sich erstmals Frauen auf der Bühne, bis dato hatten Diskantisten die Sopranpartien gesungen. 1685 unternahm der Dresdner Kurfürst Johann Georg III. zur Opernsaison eine Reise nach Venedig. Dort hörte er die berühmte Sängerin Margherita Salicola, und von ihren musikalischen und sonstigen Reizen betört, ließ er sie an den Dresdner Hof entführen. Die Salicola stand eigentlich in den Diensten des Herzogs von Mantua, und der - erbost über den Raub - forderte den Kurfürsten. Nach einigen dramatischen Verwicklungen konnte die Sache auf diplomatischem Wege beigelegt werden, die Sängerin wurde in Dresden fest engagiert und feierte dort große Triumphe. Von dem Novum einer weiblichen Opernsängerin blieben auch die näheren Fürstenhöfe nicht unbeeindruckt. 1698 sind erstmals Frauen auf der Weißenfelser Bühne erwähnt: keine gefährlich entführten venezianischen Primadonnen, sondern die Jungfern Strungk aus Leipzig (die Töchter 13 deutsch 14 des dortigen Operndirektors). Doch selbst die deutschen Damen scheinen einen gewissen Starkult eingeführt zu haben: Waren in den 80er Jahren die Gehälter zwischen Sängern und Instrumentalisten kaum verschieden, so verzeichnet der Kapelletat von 1726 für eine Sängerin die Jahresgage von 400 Talern, während der Kapellmeister nur 200 Taler erhält (wahrscheinlich bezog sich diese Angabe auf die berühmte „cantatrice“ Pauline Kellner, die damals in Braunschweig eine gefeierte Sängerin war). Der 1649 in Nürnberg geborene Krieger beeindruckte schon in jungen Jahren durch sein virtuoses Klavierspiel und ging früh zum Studium nach Kopenhagen. Nach einer kurzen Anstellung als Kapellmeister in Bayreuth unternahm er die für den Musiker damaliger Zeit obligatorische Italienreise. Zwei Jahre studierte er in Rom und Venedig bei Rosenmüller, Abbatini und Pasquini. Nach seiner Rückkehr hatte er sich schon einigen Ruhm erworben: Ein Konzert vor dem Kaiser in Wien hatte ihm (und gleich auch all seinen Geschwistern) den Adelstitel eingetragen, man machte ihm Angebote aus Kassel und Frankfurt, und er war ein gefragter Musiker. 1677 wurde er Organist am Hof des Herzogs August in Halle. Eigentlich wäre er in dieser Position dem Kapellmeister David Pohle unterstellt gewesen, doch er war sich seines Wertes wohl bewusst. In einem Bittschreiben an den Herzog betonte Krieger, „daß ich mich zwar im geringsten nicht schäme E. Hochfürstl. Dchl. als Cammerorganist unth. auf zu warten und Dero Capellmeisters directorio untergeben zu seyn“, doch bat er angesichts seiner Verdienste und erworbenen Fähigkeiten darum, dass er allein dem Herzog unterstellt werde „und sonst an niemandt gewießen sein möchte.“ So ernannte ihn Herzog August zum Vizekapellmeister. Als der Hof 1680 nach Weißenfels übersiedelte, tauchte Pohle in den Akten nicht mehr auf, und Krieger war Kapellmeister des nunmehrigen Herzogs Johann Adolph I. Bis 1716 schrieb Krieger die meisten Opern für den Weißenfelser Hof, dann übernahm sein Schüler Johann Augustin Kobelius die Opernkomposition. Neben Werken dieser beiden „Hauskomponisten“ kamen auch vereinzelt Opern von Telemann, Strungk u. a. zur Aufführung. Es ist schwer, den Spielplan zu rekonstruieren, denn von der blühenden Opernpracht jener Jahre sind - wenn überhaupt - meist nur die Textbücher erhalten. Auch bei Krieger ist die Überlieferungssituation mehr als dürftig. Er komponierte nachweislich 18 Opern für den Weißenfelser Hof (wahrscheinlich waren es fast doppelt soviel), und seine Werke wurden auch in Leipzig, Hamburg und Braunschweig aufgeführt. 1690 veröffentlichte er Auserlesene in denen Dreyen Sing-Spielen Flora, Cecrops und Procris enthaltene Arien, und 1692 erschien Auserlesener Arien Andrer Theil. Neben einigen Libretti sind diese beiden Sammlungen das einzige, was uns von J. Ph. Kriegers Opernschaffen überliefert ist. 1725 starb der Weißenfelsische Kapellmeister Johann Philipp Krieger. 1736 wurde aus Finanzgründen die Hofkapelle aufgelöst, und zehn Jahre später starb das Fürstenhaus Sachsen-Weißenfels aus, das Herzogtum fiel an Kursachsen zurück. Weißenfels war nicht länger Residenz, und nach einem halben Jahrhundert prachtvoller Hofhaltung endete hier die Glanzzeit der Stadt, eine Glanzzeit, die so eng verknüpft war mit dem Musiker, über den Johann Mattheson in seiner Grundlage einer Ehren-Pforte das Bibelwort zitierte: „Dieweil er lebet, hat er einen grössern Nahmen, denn andere tausend; und, nach seinem Tode, bleibt ihm derselbe Nahme.“ Susanne Wilsdorf 15 Mona S�ä�ele The soprano Mona Spägele studied at the “Musikhochschule München” from 1983 till 1987 and in addition to that under Andrea von Ramm (Munich) and France Simard (Stuttgart). As a member of various renowned vocal ensembles she specialised in ensemble music from the 16th to the 18th century. Furthermore she is a soloist in demand, in which her artistic leanings go towards the great repertory of the oratorio and the Italian and German music of the early baroque. Her extensive concert activities led her to the festivals of Ancient Music in Brügge, Utrecht, Innsbruck and Antwerpen. She worked with renowned musicians from the likes of Frieder Bernius, Konrad Junghänel, Thomas Hengelbrock, Howard Arman and others and participated in numerous record and radio show productions. She has recently added various stage productions to her diverse artistic body of work. english Wol� Matt�ias Friedric� 16 The bass baritone Wolf Matthias Friedrich studied singing at the “Hochschule für Musik Felix Mendelssohn-Bartholdy” in Leipzig under Prof. Eva Schubert. He was one of the award winners of the international Dvořák contest in Karlsbad in 1980. Between 1982 and 1986 Wolf Matthias Friedrich was a member of the studio opera of the “Staatsoper Dresden”. He performed various stage roles from Mozart’s Almaviva and Figaro to contemporary repertory. At the same time he distinguished himself as a singer of concert and song. Concert engagements have led him to various European countries and numerous times to Israel. As a soloist he was part of oratorio concerts of renowed choirs (like the “Philharmonischer Chor Berlin”, “Salzburger Bachchor”, “Münchener Bach-Chor” among others) and at the festivals of, for example Ludwigsburg, Dresden, Frankfurt, Innsbruck, Salzburg. Wolf Matthias Friedrich has been involved in productions for radio and CD. Wil�ried Joc�ens Wilfried Jochens was born in Hamburg and studied there at the “Hochschule für Musik” and at the university. Since 1972 Wilfried Jochens has worked as a concert singer and especially made a name for himself as Evangelist in the Passions of J. S. Bach. As a soloist he has performed in numerous opera productions of i.e. Monteverdi, Händel, Mozart and he performs song recitals on a regular basis. His repertory extends from the renaissance to the modern age and also includes international experience of historical performance techniques of baroque and classical vocal music. Numerous records as well as television and radio productions have made Wilfried Jochens widely known. He has taught singing at the “Hochschule für Musik” in Hamburg since 1982. 17 english 18 Lautten Compa�ney Love and be loved The LAUTTEN COMPAGNEY was founded in 1984 by the two lutenists Hans-Werner Apel and Wolfgang Katschner who got to know each other at the East Berlin School of Music. After finishing their studies they started their career as a lute duo. They have established a wide range concert and production activity in recent years while living in Berlin as free-lance musicians. Many of the LAUTTEN COMPAGNEY’s programmes feature the enormous potential of lute instruments that is used in renaissance and baroque music. The LAUTTEN COMPAGNEY’s repertoire contains lute recitals as well as chamber music performed in different arrangements for instrumental, vocal or mixed ensemble, including two series of concerts in honour of Claudio Monteverdi and Orlando di Lasso. Recently, the LAUTTEN COMPAGNEY has opened a new sphere of activity, namely theatre productions, trying to combine music and words with elements of acting, dance and pantomime into a type of performance that is highly attractive for both audience and performers. They started in 1994 with a renaissance spectacle entitled Arlecchino als Botin der Liebe (Arlecchino as a femal messenger of love). The recording at hand used both of the two only remaining available sources containing music from the numerous operas of J. Ph. Krieger. In two prints he himself published approximately two hundred arias from overall seven operas, performed at the Weißenfelser “Hochfürstlichen Schauplatze”, in 1690 and 1692. Although the term „aria“ means with Krieger songs of verse accompanied by a basso continuo inserted with ritornelli for two violins. These ritornelli are only printed in the second volume of the arias, because, as Krieger explains, “some enthusiasts demanded the ritornelli then, and so one obeyed them.” Krieger had additional text written for some pieces and advised the variable handling of the registers of the singing parts. He talks about it in his introduction: “Because those arias have to be directed to the subject matter of operas and consist only of two or three verses at the most, I advised the author of all of our lyrical dramas to date, Herrn Paul Thymich, to change some in some way. He should write more verses for most of them, so that they could be used much more conveniently at any musical event. The alto can also be transposed at the fifth into a discant, the discant into a tenor and vice versa, which will be recognised by anybody only slightly familiar with that music.” This programme is arranged in the manner of a mosaic taken from the wealth of material. There is even a little story hidden between the lines, for those who want to follow such an idea. First a lonely lady introduces herself who is immediately courted 19 by two gentlemen but choses her own freedom. In the second part, the lady’s heart is drawn towards the bass, which causes the tenor and the lady, too, grief, distress and suffering. Finally the rejected one calls upon the echo as his last consolation. In the third part, the tenor finally manages to win the lady over with passionate flashes of love and kisses, although expressed in an honourable fashion and described here with credible sensuality. The now humiliatingly rejected bass is not able to interfere with the hugging, flirting, kissing and petting of the other two. After imploring moral values and then threatening punishment, he finishes the piece with a pitiful tale of his wretched state. Because of the lack of similar contributions in the operas, the instrumental introductions to the single parts are taken from the two recorded collections of sonatas by Krieger. Finally all listeners of this little opera should appreciate Krieger’s slightly changed wish to the “most serene princes and most serene princesses”: “OUR STRINGS DRIVE AWAY THE HORROR” english Wolfgang Katschner 20 Johann Philipp Krieger in Weißen�els The city of Weißenfels owes its heyday and emblem, the baroque castle “NeuAugustusburg” to an unlawfulness. Despite the “Väterlichen Ordnung” (“Fatherly Order”) forbidding any further division of the electorate Saxony, the Elector Johann Georg I ordered in his testamony the establishment of independent princedoms (the so called sekundogenituren) for his three sons, who were not entitled to succeed. After the death of the elector in 1656, in addition to the electorate with residency in Dresden the new dukedoms “Sachsen-Merseburg”, “Sachsen-Zeitz” and “SachsenWeißenfels” arised. The second son of the elector, August, was appointed Duke of Sachsen-Weißenfels and also was administrator of the arch diocese of Magdeburg and resided in Halle. In 1660 he began the construction of the castle in Weißenfels but only after his death in 1680 did the court move into the castle “Neu-Augustusburg”. Thus Weißenfels became the residence of Duke Augusts son, Johann Adolf I. With the move of the court, Weißenfels changed overnight from a insignificant, provincial town to a cultural and especially musical centre of Middle Germany. Soon, one of the most distinguished German musicians, Johann Philipp Krieger, was appointed director of music at the new court. For over forty years the famous musician worked in Weißenfels. Under his direction the capital gained an acclaimed musical reputation beyond the borders of Middle Germany. Because it was politically quite insignificant, an attempt was made to gain recognition for the place through a display of courtly splendour. The court of Dresden was sought 21 english 22 as a shining example. The new castle chapel was officially opened in 1682. The Duke issued a new chapel order, in which music played an important part. A register of the works, performed in the castle church gives proof of rich church music. Apart from the church music, opera and musical drama were a indispensable ingredient of a flourishing court-life. Initially they had to content themselves with a provisional concert hall until, in 1685, the splendid castle theatre was opened. In the “Comoediensaal” a number of operas were put on every year. While Dresden may have been taken as an example in the beginning, Weißenfels soon went its own way. The Saxon royal seat went on to become the centre for early German language opera for nearly half a century during a time when Italian music and musicians were dominant in Germany. In particular the renowned courts orientated themselves towards abroad. They engaged Italian musicians, librettists, set-designers and cultivated the Italian opera. For this, Dresden is the best example. In comparison, Weißenfels maintained a regular working opera house for nearly fifty years and during that half a century only one Italian opera (Keiser’s Almira, 1703) was presented. During that era there were other stages for the German opera (i.e. the public opera houses in Hamburg or Leipzig) but Weißenfels was a great exception in its exclusive cultivation of the German opera for such a prolonged period. Because Weißenfels was a courtly stage, meant that there were no regular performances like for example in the Leipziger opera house when mass took place. In Weißenfels performances were given for “royal occasions” like weddings, birthdays, etc. Consequently the dramatic works were provided with a prologue and an epilogue, paying homage to the occasion at hand but without any relation to the actual performance. Except during wars or times of mourning, two, three, sometimes even four operas were staged annually and performed by professional musicians. When the court’s orchestra was not sufficient reinforcements were recruited from the student body at the “Collegium Musicum” in Leipzig, from the ensemble of the opera house of Leipzig, founded in 1692, and from the pool of musicians from the surrounding capitals. Towards the end of the century, women began performing on stage for the first time. Until then, boy descants had sung the soprano parts. During the 1685 opera season the elector of Dresden, Johann Georg III travelled to Venice where he heard the famous singer Margherita Salicola. He was so taken by her musical and other charms that he had her kidnapped and brought to the court in Dresden. At the time Salicola was in the service of the Duke of Mantua, who was so enraged, that he challenged the elector. After some dramatic embroilments the matter was eventually settled diplomatically and the singer was engaged in Dresden where she was a great success. The novelty of a female opera singer did not go unnoticed in the surrounding princedoms. In 1698, women are mentioned for the first time on the stage of Weißenfels, referring not to a dangerously kidnapped Venetian prima donna but the Strungk maidens, the daughters of the director of music in Leipzig. Even the German ladies seemed to gain some stardom. While singers and musicians wages hardly differ in the eighties, the orchestra budget recorded in 1726, shows the annual payment of 400 “Taler” to a singer, in contrast to the musical director who only got 200 “Taler” (although this figure probably relates to the famous “cantatrice” Pauline Kellner, who was then a 23 celebrated singer in Braunschweig). Krieger, born in 1649 in Nürnberg, was impressive from a young age with virtuoso keyboard playing and he started his studies early in Copenhagen. After a brief position as a director of music in Bayreuth he went on the obligatory journey for musicians of that time, to Italy. He studied in Rome for two years under Rosenmüller, Abbatini and Pasquini. Upon his return he had already achieved some recognition: a concert in front of the Emperor in Vienna gained him a title along with all of his siblings. He was offered positions in Kassel and Frankfurt and was in great demand as a musician. In 1677 he became the organist at the court of Duke August in Halle. In fact he was under musical director, David Pohle, but he was aware of his status. In a petition to the Duke, Krieger stressed “that although I am not in the least ashamed to be in service as a chamber organist to Your most serene Highness and to answer to his director of music”, but in the light of his achievements and talents he asked to be only under the Duke “and that there should be nobody else to answer to”. Thus Duke August appointed him vice-musical director. After the court moved to Weißenfels in 1680, Pohle is no longer mentioned in the records and Krieger was the director of music under the then Duke Johann Adolph I. The documentation concerning Krieger is very poor, too. Allegedly he composed 18 operas for the court of Weißenfels but it was probably double the amount. His works were also performed in Leipzig, Hamburg and Braunschweig. In 1690 he published Auserlesene in denen dreyen Sing-Spielen Flora, Cecrops und Procris enthaltene Arien (Selected arias from the three lyrical dramas Flora, Cecrops and Procris) and in 1692 Auserlesener Arien Andrer Theil (Selected arias - another part). Along with some librettos, these two collections are the only operas handed down of J. Ph. Krieger. The musical director of Weißenfels, Johann Philipp Krieger, died in 1725. Due to financial problems the court orchestra was disbanded in 1736 and ten years later the royal house Sachsen-Weißenfels died out and the princedom fell back into the electorate of Saxony. Weißenfels was no longer the capital and after half a century of splendid court life the heyday of the city ended. The musician was an integral part of that era. Johann Mattheson quotes about him the biblical saying in his Grundlage einer EhrenPforte: “While he lives, his name is greater than that of thousands of others; and after his death, he keeps his name.” english Susanne Wilsdorf 24 Until 1716 Krieger wrote most of the operas for the court of Weißenfels, then his student Johann Augustin Kobelius assumed the task of opera-composing. In addition to these two resident composers, operas by Telemann, Strungk and others were occasionally presented. It is difficult to reconstruct the programme, because of the flourishing splendour of operas in these years - only textbooks are preserved - if at all. 25 Mona S�ä�ele La sopraniste Mona Spägele suivit des études de chant à l’École Supérieure de Musique de Munich de 1983 à 1987 et travailla en plus avec, entre autres, Andrea von Ramm ( Munich ) et France Simard ( Stuttgart ). Membre de plusieurs ensembles vocaux renommés, elle s’est spécialisée dans la musique d’ensemble du 16e au 18e siècle. De même, elle est une soliste recherchée qui préfère surtout, à côté du grand répertoire de l’oratorio, la musique du premier baroque italien et allemand. Ses vastes activités en tant que concertiste la menèrent aux festivals internationaux de la Musique Ancienne de Brügge, Utrecht, Innsbruck, Anvers etc. Elle a travaillé avec des musiciens renommés tels que Frieder Bernius, Konrad Junghänel, Thomas Hengelbrock et Howard Arman et participa à plusieurs enregistrements radio et sur CD. Ces derniers temps, elle a complété ses multiples activités artistiques par des productions scéniques. franÇais Wol� Matt�ias Friedric� 26 Wolf Matthias Friedrich fit ses études à l’École Supérieure de Musique « F. Mendelssohn Bartholdy » à Leipzig avec Eva Schubert. En 1980, il remporta un prix au Concours International Dvořák à Karlsbad. De 1982 à 1986, Wolf Matthias Friedrich fut membre du Studio de l’Opéra de Dresde. Là, il interpreta de diverses parties solistes, dont le comte Almaviva ainsi que Figaro ( Le mariage du Figaro ), Guglielmo ( Così fan tutte ), le prince Jeletzky ( Pique Dame ) et Hans Scholl ( Weiße Rose ). En même temps, il s’est fait connaître en tant que concertiste et interprète de lieder. Ses engagements le menèrent dans plusiers pays européens et maintes fois en Israël. Il a chanté des oratorios avec des chœurs renommés ( Philharmonischer Chor Berlin, Salzburger Bachchor, Münchener Bach-Chor ) et participa à de nombreux festivals ( à Ludwigsburg, Dresde, Francfort, Innsbruck, Salzburg ). Wolf Matthias Friedrich a réalisé des enregistrements sur CD ainsi qu’à la radio. Wil�ried Joc�ens Né à Hambourg, Wilfried Jochens fit ses études à l’École Supérieure de Musique et à l’Université de sa ville natale. En 1972, il commença sa carrière de concertiste, et c’est avant tout en tant qu’évangéliste dans les Passions de J. S. Bach qu’il se fit un nom. Wilfried Jochens s’est présenté dans de nombreux opéras de Monteverdi, Haendel, Mozart etc. ; régulièrement, il donne des récitals de chant. Son répertoire s’étend de la Renaissance à l’Époque moderne, avec des expériences internationales dans le domaine de la pratique d’exécution historique. De plus, Wilfried Jochens s’est fait connaître par de nombreux enregistrements sur CD ainsi que par des productions télé et radio. 27 franÇais 28 Lautten Compa�ney D’aimer et d ’être aimé La LAUTTEN COMPAGNEY a été fondée en 1984 par Hans-Werner Apel et Wolfgang Katschner qui se sont connus à l’École Supérieure de Musique de Berlin-Est ; leurs études achevées, ils ont formé un duo de luths. Tout deux, ils vivent à Berlin comme musiciens libres. Ces dernières années, ils ont développé un vaste répertoire et réalisé une multitude de concerts et de productions. Ce qui est au centre des programmes de la LAUTTEN COMPAGNEY c’est surtout la richesse sonore inépuisable des luths divers telle qu’on la retrouve dans la musique de la Renaissance et du baroque. À côté des programmes consacrés exclusivement à la musique pour luth, le répertoire de la LAUTTEN COMPAGNEY comprend des concerts de chambre en formation instrumentale, vocale ou mixte, y inclus deux cycles de concerts en l’honneur de Claudio Monteverdi et de Roland de Lassus. Récemment, la LAUTTEN COMPAGNEY a étendu la sphère de ses activités faisant ses débuts au théâtre avec Arlecchino als Botin der Liebe ( Arlecchino en messagère d’amour ), spectacle à la Renaissance animé du désir de fusionner la musique et les paroles avec des éléments de danse et de pantomime en une totalité théâtrale pleine d’attrait aux spectateurs ainsi qu’aux acteurs eux-mêmes. Le présent enregistrement est puisé dans les deux uniques sources à nous offertes au travers de la musique des nombreux opéras de Jean Philippe Krieger. C’est luimême qui en 1690 et en 1692 publia les deux éditions contenant deux centaines d’arias choisies de sept opéras représentés au Théâtre de Son Altesse Serenissime à Weissenfels. Il faut savoir que ce que Krieger entendit par « aria » ce n’est autre qu’un simple chant strophique accompagné d’une basse continue et complété de ritournelles intercalées à deux violons. Ces ritournelles n’étaient reproduites qu’au volume II du recueil, car, selon Krieger, « de divers amateurs ayant jadis réclamé des ritournelles, c’est ainsi que l’on acquiesça à leur demande ». Pour plusieurs pièces, Krieger fit écrire des textes additionnels ; d’ailleurs, il recommanda l’usage flexible des registres dans les parties vocales, ce qu’il formule dans la préface de manière suivante: « Parce que de telles arias portent le plus souvent sur le sujet de l’opéra, comprenant 2 ou 3 strophes au maximum, j’ai amené l’auteur de nos opéras représentés jusqu’alors, M. Paul Thymich, à apporter certains changements à quelques arias ainsi que, pour la plupart d’entre elles, d’y ajouter quelques strophes afin que celles-ci se prêtent d’autant plus aisément à l’emploi dans toutes sortes d’assemblées musicales. Du reste, chaque personne connaissant un tant soi peu la musique saura facilement transposer, par la quinte, l’alto en dessus, le dessus en ténor et vice versa. » À la base du matériau abondant, nous avons alors composé ce programme à la manière 29 franÇais d’un pastiche dans lequel se dissimule, pour ceux qui voudraient bien la tracer, une petite histoire d’amour : Dans la première partie, une dame solitaire se voit bientôt assaillie par deux messieurs ; pourtant elle préfère sa liberté. Dans la deuxième partie, le cœur de la dame s’éprend plutôt de la basse ce qui cause des peines, des chagrins et des douleurs au ténor ainsi qu’à la dame elle-même. Finalement, l’amant dédaigné invoque l’écho pour en avoir quelque consolation. Enfin, dans la troisième partie, le ténor réussit à regagner le cœur de la dame adorée par moyen d’ardentes foudres amoureuses ainsi que de baisers dépeints d’une sensualité tout à fait convaincante et d’ailleurs échangés en tout honneur. La basse alors honteusement renvoyée ne peut plus troubler les deux amants qui plaisantent et se caressent, s’embrassent et se pincent même l’un l’autre, comme nous le fait savoir le texte de leur duetto. Après avoir conjuré d’abord les valeurs morales, menaçant le couple de peines rigides, c’est lui qui conclut l’histoire en méditant, plein de chagrin, sur son état privé d’amour. Les introductions instrumentales dans chacune des trois parties ont été empruntées, à défaut de morceaux d’opéras, aux deux recueils de sonates de Krieger. D’ailleurs, vous êtes priés de faire bon accueil au vœu que Krieger jadis exprima à ses « princes sérénissimes et princesses sérénissimes » et qui aujourd’hui vous s’adresse en tant qu’auditeurs de notre petit opéra: « QUE LES ENNUIS SOIENT CHASSÉS PAR NOS CORDES! » Wolfgang Katschner 30 Johann Philipp Krieger à Weissen�els La ville de Weissenfels doit l’apogée de son histoire ainsi que la marque distinctive de sa physiognomie, soit le château de Neu-Augustusburg, à la transgression d’une loi : En dépit du Règlement paternel visant à interdire tout partage ultérieur de l’électorat de Saxe, le prince électeur Jean George I fit établir par testament trois principautés autonomes pour ses fils exclus de la succession ( ce qu’on appela sekundogenitur ). La mort de l’électeur en 1656 avait donc par conséquence la naissance des trois duchés de Saxe-Mersebourg, Saxe-Zeitz et Saxe-Weissenfels, indépendants de l’électorat avec sa résidence à Dresde. Auguste, deuxième fils de l’électeur et jadis administrateur de l’archevêché de Magdebourg, fut désigné duc de Saxe-Weissenfels et prit sa résidence à Halle. En 1660 il commença à faire construire un château à Weissenfels ; ce n’est pourtant qu’après sa mort en 1680 que la cour alla s’installer au château de NeuAugustusburg à Weissenfels, qui devint alors la résidence de son fils Jean Adolphe I. Une fois la cour établie à Weissenfels, la ville se transforma, quasi du jour au lendemain, de médiocre ville de province en l’un des centres culturels et surtout musicaux de l’Allemagne centrale. Cela est dû avant tout à Jean Philippe Krieger, l’un des musiciens les plus importants de sa génération, qui fût nommé maître de chapelle à la nouvelle cour. Pendant plus d’une quarantaine d’années le célèbre musicien excerça ses fonctions dans la résidence qui, sous sa conduite, acquit un renom dans le monde musical bien au-delà des frontières de l’Allemagne centrale. Le rôle politique de la résidence restant relativement limité, on s’efforça d’augmenter sa réputation par une 31 franÇais 32 vie de cour somptueuse sur le modèle de la splendide cour de Dresde. Quand, en 1682, la nouvelle église du château fut inaugurée, le duc lança un nouvel Ordre de chapelle dans lequel, entre autres, la musique tenait une place importante. Ainsi le catalogue où Krieger inscrivit chaque œuvre musicale exécutée alors qu’il était en charge à Weissenfels témoigne d’une opulente musique d’église. À côté des propres compositions ( il écrivit plus de 2000 cantates religieuses ) Krieger fit aussi exécuter les œuvres de musiciens italiens comme par exemple Giacomo Carissimi et Marc’Antonio Ziani qu’il avait recueillies pendant son séjour en Italie. En dehors de la musique d’église, l’opéra et la comédie musicale étaient des ingrédients indispensables à une vie de cour florissante. Au début, il fallait se contenter d’un théâtre provisoire, mais en 1685 la cour célébra l’inauguration d’un théâtre somptueux qu’on appela « Comoediensaal » ( salle de comédies ), et depuis, on y mit en scène plusieurs opéras par an. Il se peut que, une fois de plus, Dresde ait servi de modèle, pourtant Weissenfels s’engageait dans une voie bien particulière : Pendant presque un demi-siècle, la résidence saxonne devint le centre de l’opéra en langue allemande qui n’en était qu’à ses débuts, et cela dans une époque où, à bien entendre, la musique et les musiciens d’Italie jouissaient d’une prépondérance absolue dans les pays allemands. Les grandes cours surtout s’orientèrent plutôt vers l’étranger. On engagea des musiciens, des librettistes, des scénographes italiens pour cultiver l’opéra italienne ; Dresde peut en servir d’exemple typique. Weissenfels, par contre, disposa pendant presque 50 ans d’un théâtre d’opéra stable où l’on ne représenta, au cours de ce demi-siècle, qu’un seul opéra italien ( Almira de Reinhard Keiser en 1703 ). En effet, il y avait, à ce temps-là, plusieurs théâtres qui produisaient, entre autres, des opéras en allemand ( comme les théâtres d’opéras publics à Hambourg et à Leipzig ), mais la concentration exclusive sur ce genre pendant une période aussi longue telle que pratiquée à Weissenfels doit être considérée comme tout à fait exceptionnelle. Le théâtre de Weissenfels appartenait à la cour, ce qui signifie que les représentations n’étaient pas régulières, mais en fonction des occasions officielles comme des noces, des fêtes d’anniversaire etc. Par conséquence, les œuvres dramatiques furent complétés en générale d’un prologue et d’un épilogue qui faisaient référence à l’occasion respective sans avoir pour autant quelque chose en commun avec la représentation dramatique. Chaque année on fit représenter 2 à 3, parfois même 4 nouveaux opéras ( sauf en temps de guerre ou de deuil ) exécutés par des musiciens professionnels. Si la chapelle de la cour n’était pas suffisante, on appela en renfort les musiciens des alentours de la ville : les étudiants du Collegium musicum de Leipzig ou bien les musiciens des résidences voisines. Ce n’est que vers la fin du siècle qu’on vit pour la première fois des femmes sur scène; jusqu’ici, les parties du soprano avaient été interprétées par des altistes. En 1685, l’électeur Jean George III voyagea à Venise pour la saison d’opéra. Là, il entendit chanter la célèbre cantatrice Margherita Salicola et, captivé par ses charmes pas exclusivement vocaux, la fit ravir pour l’emmener à la cour de Dresde. La Salicola étant cependant au service du duc de Mantua, celui-ci, mis en colère par le ravissement, provoqua l’électeur en duel. Après une série de complications dramatiques, l’affaire put être réglée par la voie diplomatique, et la cantatrice fut alors engagée à la cour de Dresde pour y remporter des triomphes éclatants. La nouveauté de présenter sur scène une cantatrice ne 33 franÇais 34 manqua pas de faire de l’effet aux cours princières voisines. C’est en 1698 que les premières femmes se présentèrent dans les opéras représentés à Weissenfels: pas de prime donne vénitiennes engagées par ravissement hasardeux, mais les Demoiselles Strungk de Leipzig ( les filles du directeur de l’Opéra ). Il semble pourtant que même les dames allemandes y aient introduit un certain vedettisme. Si pendant les années 80 les cachets des chanteurs ne différèrent pas de ceux des instrumentistes, en 1726, le budget de la chapelle indiquait pour une cantatrice un salaire annuel de 400 thalers tandis que le maître de chapelle n’en touchait que 200 ( la somme indiquée se référant probablement à la fameuse Pauline Kellner, cantatrice célèbre à Brunswick ). Né en 1649 à Nuremberg, Krieger faisait grand effet par sa virtuosité au clavier déjà dans sa jeunesse et alla bientôt poursuivre ses études à Copenhague. Après avoir travaillé, pour peu de temps, comme maître de chapelle à Bayreuth, il entreprit le voyage en Italie jadis indispensable à la formation d’un musicien. Pendant deux années, il poursuivit ses études à Rome et à Venise avec Johann Rosenmüller, Antonio Maria Abbatini et Bernardo Pasquini. À son retour, il avait déjà acquis un certain renom. Un concert à Vienne en présence de l’empereur lui avait rapporté le titre nobiliaire ( ainsi qu’à tous ces frères et sœurs ), on lui offrit des postes à Kassel et à Francfort, il était donc devenu un musicien recherché. En 1677, Krieger devint organiste à la cour du duc Auguste à Halle. Normalement, dans cette position, il aurait été le subordonné du maître de chapelle David Pohle, pourtant Krieger était déjà fort conscient des propres qualités. Dans une pétition adressée au duc, Krieger souligna que « je ne suis point honteux de rendre mes devoirs à Votre Altesse Serenissime en tant qu’organiste de chambre étant soumis alors à la direction de Votre maître de chapelleœ », mais en même temps il demande, en considération de ses mérites et de ses facultés déjà acquises, d’être soumis directement au duc luimême et « de n’être renvoyé à personne d’autre ». Ainsi, le duc le nomma vice-maître de chapelle. Quand en 1680 la cour allait s’établir à Weissenfels, Pohle ne figura plus sur aucun document, tandis que Krieger devint maître de chapelle du nouveau duc Jean Adolphe I. Jusqu’en 1716, Krieger lui-même avait écrivit la plupart des opéras pour la cour de Weissenfels; ensuite, la charge revint à son élève Jean Auguste Kobelius. A côté des œuvres de ces deux « compositeurs maison » on fit représenter, ça et là, des opéras de Telemann, Strungk etc. Les seuls libretti nous étant parvenus ( et parfois même pas ceux-ci ), il est difficile à reconstituer le répertoire. Pour Krieger de même, la quantité du matériau transmis jusqu’à nos jours est minime. Il est prouvé par des documents que Krieger ait composé pour la cour de Weissenfels 18 opéras au minimum ( probablement, il y en avaient presque deux fois plus ), et ses opéras furent représentés également à Leipzig, Hambourg et Brunswick. En 1690, il publia Auserlesene in denen dreyen Sing-Spielen Flora, Cecrops und Procris enthaltene Arien ( des arias choisies de ses opéras Flora, Cecrops et Procris ), recueil dont la suite, Auserlesener Arien Anderer Theil, parut en 1692. Ils ne nous restent que ces deux recueils ainsi que quelques libretti de la production de Krieger en tant que compositeur d’opéras. En 1725 mourut Jean Philippe Krieger, maître de chapelle à Weissenfels. C’est en 1736 que la chapelle de la cour fut close pour des raisons financières, et c’est une décennie 35 plus tard que la dynastie de Saxe-Weissenfels s’éteignit. Le duché revint alors à l’électorat de Saxe, Weissenfels n’étant donc plus une résidence. Ainsi se termina, après un demi-siècle, l’époque brillante de la ville de Weissenfels en tant que résidence somptueuse, époque si étroitement liée au nom du musicien en commémoration duquel Jean Mattheson, dans son livre Grundlage einer Ehrenpforte, cite de la Bible le passage suivant: « De son vivant, il a un nom plus grand que mille autres hommes, et après sa mort, il ne lui reste son nom. » Susanne Wilsdorf franÇais 36 37 Lieben und �eliebet werden 2. Einsamkeit, du Qual der Seelen, du betrübst mich biß in Todt: Deine Pein ist nicht zu zehlen, wolt ich sie auch gleich verhehlen, kam ich in die größte Noth. Einsamkeit, du Qual der Seelen, du betrübst mich biß in Todt. Einsamkeit, du Qual der Hertzen 3. Einsamkeit, du Qual der Hertzen, halt mich doch nicht länger auf! Sihst du nicht die Hertzen schertzen mit den schönsten Liebes-Kertzen? Laß dem Glücke seinen Lauff. Einsamkeit, du Qual der Hertzen, halt mich doch nicht länger auf! 1. 1. musik aus opern von johann philipp krieger [Texte der Arien entsprechend der Orthographie des Originals] Lieben und geliebet werden 38 1. Lieben und geliebet werden mag ein großes Labsal seyn: Aber was ist das vor Pein, wenn man seine Liebs-Beschwerden mit Verdruß nur den Lüfften klagen muß? 2. Dürsten und erquicket werden, das vergnüget Mund und Brust: Aber was ist das vor Lust, wenn man immer auf der Erden mit Verdruß seinen Durst verbergen muß? 3. Hoffen und vergnüget werden schmeckt wie lauter Zucker-Brod: Aber was ist das vor Noth, wenn man bey den Liebs-Beschwerden mit Verdruß stets vergeblich hoffen muß? Einsamkeit, du Qual der Hertzen, du verderbst mir alle Lust. Will ich nur ein wenig schertzen, finden sich die größten Schmertzen in der abgezehrten Brust. Einsamkeit, du Qual der Hertzen, du verderbst mir alle Lust. Mars und Amor sind zwey Helden Mars und Amor sind zwey Helden, den’n die Welt zu Fusse fällt: Alles muß sich auff der Welt bey den beyden Helden melden. Mars und Amor sind zwey Helden, den’n die Welt zu Fusse fällt. 2. Mars und Amor sind zwey Printzen, den’n ein jeder unterthan: Was das blancke Schwerdt nicht kan, muß ein schönes Auge müntzen. Mars und Amor sind zwey Printzen, den’n ein jeder unterthan. Ach ihr Winde 1. Ach ihr Winde! Sagt geschwinde, wo ich meine Liebste finde, ach ihr Winde! 2. Ach ihr Winde! Weht gelinde, daß ich neue Krafft empfinde, ach ihr Winde! 39 Jungfern lieben diSS und das Männern ist nicht viel zu gläuben 1. Jungfern lieben diß und das, wissen öfters selbst nicht was: Drum muß sich ein Freyer bücken und in alle Händel schicken. 1. 2. Diese trachtet nach Gewalt, jene liebet die Gestalt; einer andern ist gerathen mit viel Thalern und Ducaten. 3. Wer sich als ein kluger Mann in die Possen finden kan und erforscht der Weiber Willen, der kan seinen Wundsch erfüllen. 2. Männern ist nicht viel zu gläuben, weil sie immer mit dem lieben Frauenzimmer lauter Schertz und Possen treiben. Männern ist nicht viel zu gläuben. Männern ist nicht viel zu trauen. Ihre Liebe wird bald klar, bald wieder trübe, o wem wolle denn nicht grauen! Männern ist nicht viel zu trauen. Ich muSS weinen, ich muSS lachen 1. Ich muß weinen, ich muß lachen über meine Liebes Sachen, die mir Amor angedreht, weil mirs nicht nach Wunsche geht. 40 2. Doch mein Weinen und mein Lachen kan mich gar nicht frölich machen, denn der bittersüsse Schertz drückt noch stets mein kranckes Hertz. 3. Ich will weinen, ich will lachen, bis daß meine Liebes Sachen werden in dem Stande stehn, daß ich kan zur Liebsten gehn. Freyheit ist die beste Lust 1. Freyheit ist die beste Lust, Freyheit stärcket das Vergnügen: Wenn Verliebte als Betrübte stets in Furcht und Hoffnung liegen, ist mir kein Verdruß bewust. Freyheit ist die beste Lust, Freyheit stärcket das Vergnügen. 2. Freyheit giebt die größte Ruh, Freyheit labet unsre Seelen: Wenn Verliebte als Betrübte sich in ihren Banden quälen, lacht ein freyes Hertz darzu. Freyheit giebt die größte Ruh, Freyheit labet unsre Seelen. Was der Himmel will erquicken 1. Was der Himmel will erquicken, kann doch niemand unterdrücken: Denn es muß sich endlich schicken und gelücken, was der Himmel will erquicken. 2. Was der Himmel will verbinden, muß doch seinen Endzweck finden: Denn kein Mensche kans empfinden noch ergründen, was der Himmel will verbinden. 41 42 In dem Dunckeln ist gut munckeln Wer leicht glaubt, wird leicht Zerschmiltz, du Felsen-hartes Aeol, auf mit deiner Macht! 1. In dem Dunckeln ist gut munckeln. Wer die Liebe hat erdacht, hat sie bey der Nacht gemacht, wenn uns keine Sterne funckeln. In dem Dunckeln ist gut munckeln. betrogen Hertze 1. Wer leicht glaubt, wird leicht betrogen: Dieses Sprichwort trifft wol ein, wenn wir recht verliebet seyn und Cupido rückt den Bogen. Wer leicht glaubt, wird leicht betrogen. 1. Zerschmiltz, du Felsen-hartes Hertze! Zerschmiltz von meiner heissen Gluth und kühle das entzündte Blut mit einem frohen Liebes-Schertze! Zerschmiltz, du Felsen-hartes Hertze! 1. Auf! Wer will dir widerstehen? Läßt du deine Winde wehen, so zerfällt die größte Pracht. Denn von meinen Ungewittern müssen Erd und Meer erzittern. 2. S’ist im Dunckeln nicht gut munckeln, da sind alle Küh geschwärzt, und man weiß nicht was man hertzt: Wenn gar keine Sterne funckeln, ist im Dunckeln nicht gut munckeln. 2. Wer leicht glaubt, wird leicht betrogen, weil des Frauen-Zimmers List gleich so leicht zu gründen ist als die tiefen Meeres-Wogen. Wer leicht glaubt, wird leicht betrogen. 2. Zerspringt, ihr Demant-festen Sinnen, die sonst kein Feuer zwingen kan: Ach, nehmt euch meines Jammers an! Was wolt ihr doch mit mir beginnen? Zerspringt, ihr Demant-festen Sinnen! 2. 0 wie muste Xerxes fliehn und mit seiner grossen Flotte zu der Perser Hohn und Spotte auf mein Wort den Kürtzern ziehn! Denn von meinen Ungewittern müssen Erd und Meer erzittern. 3. Ja im Dunckeln ist gut munckeln, weil ein scharff verliebtes Blut nimmermehr so blöde thut, als wenn Titans Strahlen funckeln. Ja im Dunckeln ist gut munckeln. 3. Wer leicht glaubt, wird leicht betrogen: Drum so trau ich keiner mehr, schwüre sie gleich noch so sehr ists doch mehrentheils erlogen. Wer leicht glaubt, wird leicht betrogen. 3. Zerreist, ihr starken Ancker-Seile, und löst mein Schiffgen wieder auf! Last doch dem Glücke seinen Lauff, damit ich in den Hafen eile! Zerreist, ihr starken Ancker-Seile 3. Kommt, ihr Zeugen meiner Macht! Ihr zerstückten Thürm’ und Wälder, ihr zerrissnen Stadt und Felder, kommt, verehret meine Pracht! Denn von meinen Ungewittern müssen Erd und Meer erzittern! 43 Scheiden bringet Noth und Leiden 1. 2. Scheiden bringet Noth und Leiden, Scheiden macht die größte Pein. Soll es denn geschieden seyn? So verschwinden unsre Freuden. Scheiden bringet Noth und Leiden. Scheiden bringet Angst und Leiden, Scheiden macht uns lauter Schmertz. Scheiden kränckt das frohe Hertz, weil wir das Geliebte meiden. Scheiden bringet Angst und Leiden. Tausend Schmertzen 1. 44 Tausend Schmertzen, tausend Plagen, tausendfache Noth und Qual muß mein kranckes Hertz ertragen: Ach! wer hilft mir doch einmal? 2. Meiner Wangen Rosen-Auen sind ein rechtes Thränen-Thal, wo man nichts als Noth kan schauen: Ach! wer hilft mir doch einmal? 3. Himmel, willst du mich befreyen, so verändre deinen Stral, daß ich nicht umsonst darff schreyen: Ach! wer hilft mir doch einmal? Echo, willst du mich vergnügen 1. Echo, willst du mich vergnügen und die Traurigkeit besiegen? Nun so sag mir ohne Scheu: Wird mein Hertze wieder frey? – Wieder frey. 2. Ach! Wie will ich mich befreyen, da mich doch jetzund von neuen manche schwere Kette drückt, weil mich gar kein Trost erquickt? – Trost erquickt. 3. Trost erquickt die matten Hertzen; aber meine Noth und Schmertzen haben weder Maaß noch Ziel! Ach, wenn end’t sich dieses Spiel? – Dieses Spiel. 4. Dieses Spiel, das mich betrübet und mir manche Sorgen giebet, das mich martert viel und offt: Himmel hilff mir unverhofft! – Unverhofft. Eilt, ihr meine heissen Blitze 1. Eilt, ihr meine heissen Blitze, brennt deß Zephyrs Band entzwey! Macht ihn frey durch die Welt bekandte Hitze! 2. Flora, deine Liebes-Flammen, die der süsse Westen-Wind angezündt, sind gewiß nicht zu verdammen. 3. Doch du solt nicht länger warten, drum verändre sich der Wald alsobald in den schönsten Blumen-Garten! 23O ihr starken Liebes-Blitze 1. O ihr starken Liebes-Blitze, warum quält ihr meinen Sinn? Warum drückt mich eure Hitze, daß ich nicht mein eigen bin? Soll mich denn der Brand verzehren und in Staub und Asche kehren? 2. Haltet ein, ihr heissen Flammen! Haltet ein mit eurer Wuth! Doch wer will die Gluth verdammen, die in meinem Herzen ruht? Drum verdoppelt eure Hitze, o ihr starken Liebes-Blitze! 45 46 Gez wungene Liebe thut Ein KüSSgen in Ehren nimmermehr gut 1. Ein Küßgen in Ehren kan niemand verwehren. Der freundliche Mund wird drum nicht verwundt; wer will ihn versehren? Ein Küßgen in Ehren kan niemand verwehren. 2. Ein Küßgen in Ehren kan niemand verwehren. Es wischet sich weg ohn eintzigen Fleck; wer will sich dran kehren? Ein Küßgen in Ehren kan niemand verwehren. 3. Ein Küßgen in Ehren kan niemand verwehren. Der liebliche Schertz muß Kummer und Schmertz und alles verzehren. 1. Gezwungene Liebe thut nimmermehr gut Verliebte Gemüther, die müssen vor allen einander gefallen, sonst sincket gar plötzlich der fröliche Muth. Gezwungene Liebe thut nimmermehr gut. 2. Gezwungene Liebe thut nimmermehr gut. Man hat es vor vielen unzehlichen Jahren mit Schmertzen erfahren: Sie schwächet das allerfürtrefflichste Blut. Gezwungene Liebe thut nimmermehr gut. 3. Gezwungene Liebe thut nimmermehr gut. Man lasse den Freyern das freye Belieben, so wird ihr Betrüben verwechselt mit einer erfreulichen Glut. Gezwungene Liebe thut nimmer mehr gut. Ein Küßgen in Ehren kan niemand verwehren. Bosheit muSS gestrafet werden 1. Bosheit muß gestrafet werden: Dieser kalte Brand nimmt leicht überhand mit den größten Leid-Beschwerden. Bosheit muß gestrafet werden. 2. Bosheit muß gedämpfet werden: Unkraut wächst viel eh als der süsse Klee aus dem feuchten Schoos der Erden. Bosheit muß gedämpfet werden. So sind nun die traurigen Stunden verschwunden 1. 2. So sind nun die traurigen Stunden verschwunden, dieweil uns der Himmel aufs neue verbunden – so sind nun die traurigen Stunden verschwunden So müssen die schmertzlichen Blicke zurücke, der Himmel erfreut uns mit neuem Gelücke – so müssen die schmertzlichen Blicke zurücke. Glückselig ist das Land 1. Glückselig ist das Land, darinnen wir uns küssen. Glückselig ist der Stand, der uns kan bey sich wissen! 47 2. Glückselig ist die Stadt, glückselig sind die Bürger: Wer uns zum Schutze hat, erschrickt vor keinem Würger. Glückselig sind die Zeiten 1. Glückselig sind die Zeiten, die unsre Ruh begleiten. 2. Glückselig sind die Zeiten, die unsre Lust begleiten. Recitativo 48 So wollen wir beysammen bleiben. Mich soll kein donnerndes Geschütz, ja weder Sturm noch Blitz von deiner Seite treiben. glückseligsten schätzen 1. Nun kan ich mich vor den glückseligsten schätzen: Irene die Schöne will Phöbum ergötzen. Irene die Schöne will Phöbum ergötzen: Nun kan ich mich vor den glückseligsten schätzen. Deine Blicke sind mein Glücke Wir hertzen, wir schertzen 1. Deine Blicke sind mein Glücke, und in solchen süssen Netzen kann ich mich glückselig schätzen. 2. Nun müssen die traurigen Wolcken verstieben: Irene die Schöne verspricht mich zu lieben. Irene die Schöne verspricht mich zu lieben: Nun müssen die traurigen Wolcken verstieben. 1. Wir hertzen, wir schertzen, wir lieben, wir üben das frölichste Spiel und achten der schmachtenden Neider nicht viel. 2. Wir drücken, wir zwicken, wir küssen, wir wissen das herrlichste Ziel und achten der schmachtenden Neider nicht viel. 3. Nun werden die Künste viel höher auf- steigen: Irene die Schöne die bleibet mein eigen. Irene die Schöne die bleibet mein eigen: Nun kan ich mich vor den Nun werden die Künste viel höher aufsteigen. 2. Kein Betrüben soll mein Lieben von dem liebsten Phöbo kehren, weil er mich so hoch will ehren. Recitativo - Hier hast du meine Hand. - Und auch den Mund? - Ja ja, so wird der feste Bund der ganzen Welt bekandt. Hier hast du meine Hand. - Und auch das Hertz? - Ja ja, ich treibe keinen Schertz. Mein Hertz bleibt unverwandt. Hier hast du meine Hand. 49 Lieben und doch nicht geniessen 50 1. Lieben und doch nicht geniessen muß das frömmste Herz verdrießen Lieben und verlassen seyn bringt die allergrößte Pein. 2. Lieben und gehasset werden bleibt das ärgste Ding auf Erden Lieben ohne Nutz und Frucht ist die allerschlimmste Sucht. 3. Lieben und kein Wörtgen sagen macht die allerschlimmsten Plagen. 0 wie wol ist der daran, der vergnüglich lieben kan! 51
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