PFK - FHNW

Der Einfluss einer Fortbildung mit videobasierter Supervision
auf das sprachliche Handeln pädagogischer Fachkräfte
(PFK) in der vorschulischen Sprachförderung
Sabrina Geyer & Anja Müller, Goethe-Universität Frankfurt
Kontakt: [email protected]
Tagung „Erwerb und die Förderung bildungssprachlicher Fähigkeiten in pädagogischen Einrichtungen“, Basel
25. Juni 2015
Einleitung
Sprachförderkompetenz
Projekt PROfessio
Überblick
1.
Einleitung
Die Förderung sprachlicher Fähigkeiten als Aufgabe von PFK
2.
Sprachförderkompetenz
Zum Fachwissen und den Handlungskompetenzen von PFK
3.
Das Projekt PROfessio
Erste Ergebnisse zur Wirkung einer Fortbildung mit videobasiertem Coaching
4. Fazit
Schlussfolgerungen & Anforderungen an die Weiterbildung von PFK
WiSe14/15
25. Juni 2015
Fazit
Einleitung
Sprachförderkompetenz
Projekt PROfessio
Fazit
Einleitung
Ausgangslage
(u.a. Britz 2006; Baumert/Stanat/Watermann 2006; Gogolin/Lange 2010)
•
Sprachliche Fähigkeiten als „Schlüssel“ zum Bildungserfolg
•
Starker Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg
•
Unterschiedliche Ausgangsbedingungen für Kinder zum Zeitpunkt der Einschulung
Ziele von Sprachförderung in Kita und Grundschule (u.a. Britz 2006)
•
Sprachliche Anregung im pädagogischen Alltag
•
Auffangen ungleicher sprachlicher Ausgangsbedingungen möglichst früh vor Schuleintritt
•
Systematische Fortführung in der Schule
25. Juni 2015
Einleitung
Sprachförderkompetenz
Projekt PROfessio
Fazit
Handlungsschritte in der Sprachförderung
Vorbereitung
• Erfassen der sprachlichen Fähigkeiten
• Ableitung von Förderzielen
• Auswahl geeigneter Materialien und Methoden
Durchführung
• Fokus auf eigenes sprachliches Handeln (Zone der nächsten
Entwicklung, Wygotskij 1934/2002)
• Komplexe Sprache
• keine Programme über isoliertes Einüben; Einbettung in päd. Alltag
Nachbereitung
• Reflexion des Förderziels, des Materials und der Methode, ggf.
Modifikation
(adaptiert nach Baumert& Kunter 2006; Müller 2014; Hopp et al. 2010)
PFK benötigt spezielle Kompetenzen im Bereich der Sprachförderung
25. Juni 2015
Einleitung
Sprachförderkompetenz
Projekt PROfessio
Fazit
Modell zur Sprachförderkompetenz
(Müller 2014)
Sprache
Wissen
Handeln
(Zweit-) Spracherwerb
Sprachstandserhebung
Sprachförderung
25. Juni 2015
Wissen und
Handeln
anderer
Disziplinen
(z.B.
Pädagogik)
Einleitung
Sprachförderkompetenz
Projekt PROfessio
Fazit
Forschungsstand I
Wissen im Bereich der Sprachförderung
• Großes Leistungsspektrum: Wissen variiert zwischen den PFK (Thoma et al. 2012; Faas 2013)
• PFK schätzen ihr Wissen im Bereich des Spracherwerbs als gut ein, haben jedoch große
Unsicherheiten insbesondere in Bezug auf Sprachstandserhebungen (Fried 2007; Gold & Schulz 2014)
Handeln im Bereich der Sprachförderung
• PFK trauen sich nicht zu, selbstständig Sprachstandserhebungen durchzuführen; heterogenes
Bild in Bezug auf Durchführung und Auswahl von Verfahren (Fried 2007; Kleissendorf & Schulz 2010)
• PFK differenzieren in Diagnostik und Förderung selten bzgl. linguistischer Ebenen (Knopp 2008)
• Wenig Erkenntnisse zum sprachlichen Handeln und dessen Wirkung in der Förderung (jedoch:
Ricart Brede 2011)
25. Juni 2015
Einleitung
Sprachförderkompetenz
Projekt PROfessio
Fazit
Forschungsstand II
Veränderbarkeit von Kompetenzen - Erkenntnisse aus dem Schulbereich
• Fortbildungen können bei Lehrkräften zu Veränderungen des Wissens und Handelns führen
(vgl. zusammenfassend Lipowsky 2006)
• Hinweise darauf, dass Hospitationen, Videocoachings und persönliches Feedback
Veränderungen verstärken (Krammer & Reusser 2005)
Veränderbarkeit von Wissen und Handeln in der Sprachförderung
• Steigerung des grammatischen Wissens nach einer Fortbildung (Rothweiler et al. 2010)
• Hinweise darauf, dass längerfristige Weiterbildungen wirksamer sind (Thoma et al. 2012; Fried 2011;
Gasteiger-Klicpera et al. 2010)
25. Juni 2015
Einleitung
Sprachförderkompetenz
Projekt PROfessio
Fazit
Offen bleibt…
Sind Wissen und Handeln von PFK im Bereich der Sprachförderung veränderbar?
Wenn ja, welches Format eignet sich zur Veränderung des Wissens und Handelns?
Wissen und Handeln in der Sprachförderung
zwischen Kita und Grundschule
25. Juni 2015
Sprachförderkompetenz
Einleitung
Projekt PROfessio
Fazit
Das Projekt PROfessio
Forschungsdesign:
Gruppe II
(14 Kita-Fachkräfte,
5 GS-Lehrkräfte)
Gruppe I
(16 Kita-Fachkräfte,
5 GS-Lehrkräfte)
T1
Sept/Okt
2012
Wissenstest
Interview
Videografie
Nov 12 –
Febr 13
Fortbildung I
T2
Febr 13
Wissenstest
Interview
Videografie
T3
Mai/Juni
2013
T4
25. Juni 2015
Modul 1:
Sprache, (Zweit-)
Spracherwerb
Modul 2:
Sprachdiagnostik
Modul 3:
Sprachförderung
Wissenstest
Interview
Videografie
Juni13
Fortbildung II
Juni/Juli
2013
Wissenstest
Interview
Videografie
Wissenstest
Interview
Videografie
Wissenstest
Interview
Videografie
Fortbildung I
Modul 4:
Videobasierte
Reflexion
Fortbildung II
Einleitung
Sprachförderkompetenz
Projekt PROfessio
Fazit
Das Projekt PROfessio
Fragestellungen für den heutigen Vortrag:
Welchen Effekt hat die im Projekt durchgeführte Fortbildung…
F1: ... auf die Selbsteinschätzung des Wissens und Handelns der teilnehmenden PFK?
F2: … auf das sprachliche Fachwissen der teilnehmenden PFK?
F3: … auf das Handeln der teilnehmenden PFK in der Sprachförderung?
25. Juni 2015
Einleitung
Sprachförderkompetenz
Projekt PROfessio
Fazit
Das Projekt PROfessio
Methoden:
F1: Selbsteinschätzung des Wissens und Handelns: Interviews
 Leitfadeninterview: Tätigkeit als Sprachförderkraft, Umgang mit Mehrsprachigkeit,
Sprachstandserhebung, Sprachförderung
F2: Sprachliches Fachwissen: Wissenstest SprachKoPF (Thoma/Tracy 2013)
 55 Multiple Choice Fragen
 Bereiche: Sprache, Spracherwerb/Mehrsprachigkeit, Sprachdiagnostik/-förderung
F3: Handeln: Videografie
 Aufnahme einer Sprachfördersequenz (Kleingruppe)

25. Juni 2015
Anschließende Transkription & Auswertung der Videoaufnahmen
Sprachförderkompetenz
Einleitung
Projekt PROfessio
Probandinnen
10 pädagogische Fachkräfte (EG: n=5; KG: n=5):
Alter:
Gesamt (n=10): ø 42,1 Jahre (min 27, max 56)
EG (n=5): ø 42,4 Jahre
Berufserfahrung:
Gesamt (n=10): ø 15,5 Jahre (min 3, max 25; SD 7,1)
EG (n=5): ø 15,2 Jahre
Fortbildungen im
Bereich Sprache:
25. Juni 2015
KG (n=5):ø 41,8 Jahre
KG (n=5):ø 15,8 Jahre
Gesamt (n=10): 9 von 10 PFK
EG (n=5): 4 von 5 PFK
KG (n=5):5 von 5 PFK
Fazit
Einleitung
Sprachförderkompetenz
Projekt PROfessio
Fazit
Ergebnisse F1: Selbsteinschätzung
Fazit, F1: Selbsteinschätzung der eigenen Kompetenz
Subjektiver Kompetenzgewinn bei den Probandinnen nach Fortbildung I und II
• T1: Wissenslücken bzgl. (Zweit-)Spracherwerb, Sprachdiagnostik und -förderung
• T2+3: Differenzierung sprachl. Ebenen, Erfassung des Sprachstands, Förderziele
• T4: Verstärkte Selbstreflexion, Blick auf sprachliches Handeln, implizite Korrekturen
25. Juni 2015
Einleitung
Sprachförderkompetenz
Projekt PROfessio
Fazit
Ergebnisse F2: Fachwissen
Fazit, F2: Sprachliches Fachwissen
• Große Heterogenität im sprachl. Fachwissen zw. den PFK zu allen Testzeitpunkten
• Wie erwartet: Anstieg des sprachlichen Fachwissens nach Fortbildung I
• Unerwartet: Anstieg des sprachlichen Fachwissens nach Fortbildung II
• Nachhaltigkeit der Fortbildung?
25. Juni 2015
Einleitung
Sprachförderkompetenz
Projekt PROfessio
Fazit
Ergebnisse F3: Handeln
Fazit, F3: Sprachliches Handeln
•
Sprache der PFK ist zu allen Testzeitpunkten grammatisch
•
Erwartet: Reaktionen der PFK auf fehlerhafte Äußerungen nehmen nach Fortbildung II zu
•
Unerwartet: Zunahme der Reaktionen auf fehlerhafte Äußerungen nach Fortbildung I
•
PFK setzen nach Fortbildung I und II Förderziele (…und richten ihr sprachliches Handeln
danach aus)
25. Juni 2015
Einleitung
Sprachförderkompetenz
Projekt PROfessio
Fazit
Zusammenfassung
F1: Selbsteinschätzung des Wissens und Handelns
 Wissenslücken vor Beginn der Fortbildung
 Subjektiver Kompetenzgewinn durch Fortbildung I und II
F2: Sprachliches Fachwissen
 Breites Leistungsspektrum – auch nach der Fortbildung
 Sprachliches Fachwissen steigt durch Fortbildung an
F3: Handeln in der Sprachförderung
 Veränderung des planenden Handelns: Setzen von Förderzielen
 Veränderung des durchführenden Handelns: Reaktion auf kindliche Fehler, Adaptivität
25. Juni 2015
Einleitung
Sprachförderkompetenz
Projekt PROfessio
Fazit
Fazit
Sind Wissen und Handeln von PFK im Bereich
der Sprachförderung veränderbar?  Ja!
Welches Format eignet sich zur Veränderung des Wissens und Handelns?
Konzipierte Fortbildungsreihe eignet sich zur Veränderung von Wissen und Handeln
 Bezugnahme auf Vorwissen und Vorerfahrungen der PFK
 Begleitung über längeren Zeitraum mit festen Bezugspersonen
 Kombination aus Modulen zum Wissen und Handeln
 Aktive Auseinandersetzung mit eigenem Handeln in videobasiertem Coaching
Offen bleibt:
 Nachhaltigkeit der Fortbildung
 Effekte weiterer Variablen (z.B. Rahmenbedingungen, Motivation der PFK)
 Effekte auf die kindliche Sprachkompetenz
25. Juni 2015
Vielen Dank!
Arbeitseinheit Deutsch als Zweitsprache
Prof. Dr. Petra Schulz
Dr. Anja Müller
Dr. Barbara Geist
Sabrina Geyer
Rabea Schwarze
Alexander Thiel
25. Juni 2015
Dr. Derk Frerichs
Dr. Emanuela Sanfelici
Katinka Smits
Barbara Voet Cornelli
Corinna Trabandt
Referenzen I
Baumert, J. & Kunter, M. (2006). Professionelle Kompetenz von Lehrkräften. Zeitschrift für Erziehungswissenschaften,
9(4), 469–520.
Baumert, J., Stanat, P. und Watermann, R. (Hrsg.) (2006): Herkunftsbedingte Disparitäten im Bildungswesen:
Differenzielle Bildungsprozesse und Probleme der Verteilungsgerechtigkeit. Vertiefende Analysen im Rahmen von PISA
2000. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Britz, L. (2006). Bildungsbe(nach)teiligung von MigrantInnen. In. L. Reiberg (Hrsg.). Berufliche Integration in der
multikulturellen Gesellschaft. Beiträge aus Theorie, Schule und Jugendhilfe zu einer interkulturellen sensiblen
Berufsorientierung (S. 18-32).
Faas, S. (2013). Berufliche Anforderungen und berufsbezogenes Wissen von Erzieherinnen. Theoretische und
empirische Rekonstruktionen. Wiesbaden: Springer VS.
Fried, L. (2007). Sprachförderkompetenz von ErzieherInnen. In: Sozial Extra 31(5), S. 26-28.
Fried, L. (2010). Wie steht es um die Sprachförderkompetenz von deutschen Kindergartenerzieherinnen? –
ausgewählte Ergebnisse einer empirischen Studie. In H.-J. Fischer, P. Gansen & K. Michalik (Hrsg.), Sachunterricht und
Frühe Bildung. Forschungen zur Didaktik des Sachunterrichts (S. 205–218). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Gasteiger-Klicpera, B., Knapp, W. & Kucharz, D. (2010). Abschlussbericht der Wissenschaftlichen Begleitung des
Programms „Sag´ mal was – Sprachförderung für Vorschulkinder“. Pädagogische Hochschule Weingarten.
Gogolin, I. & Lange, I. (2010). Durchgängige Sprachbildung. Eine Handreichung. Münster u.a.: Waxmann.
WiSe14/15
25. Juni 2015
Referenzen II
Gold, A. & Schulz, P. (2014). Sprachförderung in Kindertageseinrichtungen in Frankfurt am Main. Expertise für die Stadt
Frankfurt am Main. Zugriff am 26.05.2015. Verfügbar unter
http://www.frankfurt.de/sixcms/media.php/738/Expertise_Gold_Schulz.pdf
Hopp, H.; Thoma, D. & Tracy, R. (2010). Sprachförderkompetenz pädagogischer Fachkräfte. Ein
sprachwissenschaftliches Modell. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 13, 609-629.
Kleissendorf, B. & Schulz, P. (2010). Sprachstandserhebung zweisprachiger Kinder in der Praxis am Beispiel Hessens.
In. M. Rost-Roth (Hrsg.). DaZ-Spracherwerb und Sprachförderung Deutsch als Zweitsprache. Beiträge aus dem 5.
Workshop Kinder mit Migrationshintergrund (S. 143-161). Freiburg: Fillibach.
Knopp, M. (2008). Ergebnisse der Qualitativen Interviews. In K. Ehlich, U. Bredel & H. H. Reich (Hrsg.),
Referenzrahmen zur altersspezifischen Sprachaneignung - Forschungsgrundlagen (S. 271–288). Bonn, Berlin:
Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Krammer, K. & Reusser, K. (2005): Unterrichtsvideos als Medium der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen.
Beiträge zur Lehrerbildung, 23 (1), 35-50.
Lipowsky, Frank (2010): Lernen im Beruf. Empirische Befunde zur Wirksamkeit von Lehrerfortbildung. In: Müller,
Florian H. (Hrsg.): Lehrerinnen und Lehrer lernen. Konzepte und Befunde zur Lehrerfortbildung. Waxmann: Münster, S.
39-58.
WiSe14/15
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Referenzen III
Müller, A. (2014). Profession und Sprache: Die Sicht der (Zweit-)Spracherwerbsforschung. In T. Betz & P. Cloos (Hrsg.),
Kindheitspädagogische Beiträge. Kindheit und Profession – Konturen und Befunde eines Forschungsfeldes (S. 66–83).
Weinheim: Beltz Juventa
Ricart Brede, J. (2011). Videobasierte Qualitätsanalyse vorschulischer Sprachfördersituationen. Freiburg: Fillibach.
Rothweiler, M., Ruberg, T. & Utecht, D. (2010). Qualifizierungsmodul zu Sprache, Sprachentwicklung,
Spracherwerbsstörung und Mehrsprachigkeit für ErzieherInnen. Abschlussbericht. Hamburg.
Thoma,D. & Tracy, R. (2013). SprachKoPF. Instrument zur standardisierten Erhebung der Sprachförderkompetenz
pädagogischer Fachkräfte. Universität Mannheim.
Thoma, D., Tracy, R., Michel, M. & Ofner, D. (2012). Schlussbericht des Vorhabens SprachKoPF, "Sprachliche
Kompetenzen Pädagogischer Fachkräfte". Mannheim: Universität Mannheim.
WiSe14/15
25. Juni 2015