Geniessen Sie mal wieder! - Zentrum für Schmerzmedizin

ZÜRICH NR. 4 | AUGUST/SEPTEMBER 2015 | CHF 5.00 | EURO 5.00
D A S M A G A Z IN F Ü R E IN
GENUS SVOL L ES LEBEN
Geniessen Sie
mal wieder!
Wieso man sich am Essen freuen sollte
Schmerzen
Drei Schwestern
Daniel Humm
Was Sie dagegen
unternehmen können
und ihre Liebe
zu Hühnern und Co.
Wie ein Schweizer bester
Koch in den USA wurde
INHALT
15
30
Geniessen Sie mal wieder!
Wie entstehen Schmerzen und wie
lassen sie sich behandeln?
Ein feines Essen mit Freunden: Darf man dann
noch ein Stück Fleisch geniessen? Was ist heute
gesellschaftlich noch toleriert? Welche Ideologien
bestimmen unser Ernährungsverhalten? Über gutes
Essen und wie wir es geniessen sollten.
Lebe deinen Traum
Ein Gespräch mit dem Schmerzspezialisten Dr. med.
André Ljutow vom Zentrum für Schmerzmedizin
am Paraplegiker-Zentrum Nottwil über die Komplexität
von Schmerzen und die Frage, ob Cannabis das neue
Wundermittel gegen Schmerzen ist.
6
Drei Paare, die den Mut zu Neuem leben
Freude am Essen
38
Wie man sein Vermögen korrekt vererbt
12
Über die Bedeutung des Essens in Altersresidenzen
Geniesser – die «modernen Sünder» Erben Rezept 44
Ein Rack vom Pata Negra von Michael
und Karin Hauenstein
21
Ein Dessertvorschlag
Ein Interview mit Professor Beda Stadler
47
Sommerfrucht-Tarte von Myriam Zumbühl
Genussmenschen23
Augenblicke56
Die Kolumne von -minu
Roy Lichtenstein und sein Truthahn-Gemälde
24
Leserangebot Ein Portrait über drei Schwestern
und ihre Verantwortung gegenüber Tieren
Der Darm Alles Wichtige über unseren Verdauungstrakt
4
57
Sprachferien in Südengland
35
Lifestyle Beautytipps für die Sommertage
58
FOTOS: GETTYIMAGES/FOTOLIA
Die Geflügel-Flüsterer INHALT
40
50
Daniel Humm – Der Schweizer Spitzenkoch
ist die NUMMER EINS in den USA
Die «englische Riviera» – eine Reise
nach Südengland
2003 packte er die Koffer und reiste nach Amerika.
Heute ist er Mitbesitzer des Restaurants
«Eleven Madison Park» und gilt als der beste
Koch der USA.
Ob auf den Spuren von Agatha Christie, wandern
im Dartmoor-Nationalpark oder das Erkunden der
viktorianischen Häuserzeilen in Torquay – die Region
bietet ungeahnte Schätze.
Trends60
Der leise Golf Praktische Dinge für den Alltag
Unser Autobericht über den e-Golf von VW
Kurz nachgefragt 62
Sechzehn Antworten von Adrian Steiner
von DAS ZELT
Uhren 64
Die Buchempfehlungen von Clements Lüthi und
Brigitta Vuilleumier-Lüthi
66
Kreuzworträtsel Unsere Ausgehtipps mit Wettbewerb
FOTO DANIEL HUMM: BLANCPAIN
Reisen in der Schweiz Sommerfeeling pur auf den romantischen Strassen
von Montreux nach Genf
Wandern Flanieren an der eleganten Uferpromenade
des Genfersees
76
Hilfe, ich habe eine Uhr geerbt
Bücher Ausgehtipps 74
78
80
Ausfüllen und gewinnen Sie
mit etwas Glück CHF 50.–
71
Ihre Seite 82
Kleininserate und Leserbriefe
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GESUNDHEIT
CHRONISCHE SCHMERZEN
Jeder sechste Mensch
in der Schweiz leidet unter
starken Schmerzen
Ein Gespräch mit dem Schmerzspezialisten
Dr. med. André Ljutow, Leiter des Zentrums für
Schmerzmedizin am Paraplegiker-Zentrum Nottwil
INTERVIEW VON KURT AESCHBACHER
Was ist eigentlich Schmerz?
Schmerz ist eine komplexe Empfindung, ähnlich einem Gefühl.
Schmerz ist immer subjektiv, er lässt
sich nicht messen, er lässt sich nicht
beweisen und er lässt sich nicht widerlegen. Seit den Siebzigerjahren
gibt es eine offizielle Definition der
internationalen Schmerzgesellschaft,
die sowohl für akute als auch chronische Schmerzen gilt und die dem biopsycho-sozialen Krankheitsmodell
Rechnung trägt.
«Schmerz ist ein unangenehmes
Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit
tatsächlicher oder potenzieller Gewebeschädigung verknüpft ist oder
mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird.»
Dieses Modell beschreibt, dass
eine Krankheit, so auch Schmerz,
nicht immer und ausschliesslich
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durch körperliche Veränderungen
verursacht wird, sondern dass genauso Funktionsstörungen, emotionale,
psychische oder soziale Probleme
und Störungen zu Schmerzen und
Krankheiten führen können.
Was passiert im Körper, wenn
ein Mensch Schmerz empfindet?
Beim akuten Schmerz werden im
Körper Rezeptoren, man könnte vereinfacht sagen Mikrofone oder Klingelknöpfe, aktiviert, die ihre Informationen über das Rückenmark und
über viele Schaltstellen in das zentrale Nervensystem, unser Gehirn,
weiterleiten. Im Gehirn findet eine
komplexe Verarbeitung dieser Informationen statt. Das Resultat dieser
Prozesse kann dann die Empfindung
Schmerz sein, verbunden mit einer
bestimmten Qualität (brennend, ste-
chend, ziehend, pochend etc.) und einer mehr oder weniger genauen Lokalisation im Körper. Schmerzen
können aber auch vom Gehirn unterdrückt werden, z. B. bei Ablenkung,
Anspannung, Konzentration auf eine
interessante Arbeit oder bei wichtigeren Aufgaben (Fliehen vor einer
Gefahr, Schock nach einem Unfall).
Was hilft bei akuten Schmerzen?
Akute Schmerzen haben eine
Warnfunktion, die Beseitigung der
Ursache, die Behandlung der Verletzungen oder der zugrunde liegenden
Krankheit lindert diesen Schmerz
meistens rasch und nachhaltig.
Schmerzmittel helfen in der Regel
gut.
GESUNDHEIT
Wie gross ist die Gefahr,
von Schmerzmitteln abhängig
zu werden?
Substanzen, die ihre Wirkung im
zentralen Nervensystem entfalten,
können ein Abhängigkeitspotenzial
haben. Das klassische Beispiel für
solche Schmerzmittel ist Morphin
und die damit verwandten Opiate.
Wir wissen heute, dass eine regelmässige Gabe mit verzögert wirkenden
Präparationen im Blut zu einem
gleichmässigen Wirkspiegel dieser
Medikamente führt, was die Gefahr
einer Abhängigkeit deutlich reduziert. Umgekehrt ist bekannt, dass
die Verabreichung dieser Stoffe über
kurz wirksame Zubereitungen (Tropfen, Lösung, nicht retardierte Tabletten) zu einem schnellen Anstieg der
Konzentration des Medikaments und
damit auch zu einem «Kick» führt,
die relativ kurze Wirkdauer lässt das
Nervensystem dann sehr bald nach
der nächsten Dosis verlangen. Die
Angst vor einer Abhängigkeit sollte
aber kein Grund sein, Schmerzen
ohne ausreichende Behandlung zu
ertragen.
Wann wird Schmerz chronisch?
Chronisch im Zusammenhang mit
Schmerzen bedeutet nicht alleine
«lange anhaltend» oder «seit langer
Zeit bestehend». Zu einem chroni-
schen Schmerz gehört die Verflechtung von verschiedenen Faktoren.
Anzeichen für eine Chronifizierung
sind die Ausweitung der Symptome
auf der körperlichen Ebene (die
von Schmerz betroffene Region im
Körper breitet sich aus, weitere
Schmerzorte treten auf), aber auch
das Auftreten von Problemen auf der
psychisch-emotionalen Ebene und
im Sozialleben.
Wie lässt sich verhindern, dass
ein Schmerz chronisch wird?
Die frühzeitige und ausreichende
Behandlung von akuten Schmerzen
ist sicherlich die beste Vorbeugung
gegen chronische Schmerzen. Immer
dann, wenn eindeutig begründete
und normalerweise gut wirksame
Behandlungen keine oder nur geringe
Einflüsse auf den Schmerz haben,
sollte man überlegen, ob es sich wirklich noch um einen akuten, einfachen
Schmerz handelt und deshalb andere
Einflüsse mit in Betracht ziehen.
Welche Art von Schmerzen
entwickeln sich oft als
chronische Krankheit?
Häufige chronische Schmerzprobleme sind Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Nackenschmerzen, neuropathische Schmerzen (Schmerzen
verursacht durch eine Schädigung
des Nervensystems) und multilokuläre oder ausgedehnte chronische
Schmerzen (Beispiel Fibromyalgie).
Insgesamt leiden ca. 16 Prozent der
schweizerischen Wohnbevölkerung
an chronischen Schmerzen, das ist
ungefähr jeder sechste. Die meisten
von ihnen leiden vor sich hin und sind
nicht ausreichend versorgt.
Gibt es für chronische
Schmerzen eine Art typischer
Auslöser?
So vielfältig wie die Schmerzformen sind und so individuell wie jeder
Patient seinen Schmerz empfindet,
so unterschiedlich sind auch die Auslöser, die am Anfang einer oft langen
und langjährigen Schmerzgeschichte
stehen. Häufig sind die Auslöser zu
einem Zeitpunkt aufgetreten, in der
der Patient in einer schwierigen Lebenssituation oder an einem Wendepunkt in seinem Leben stand. Auch
stellen vorangegangene Verletzungen, Gewalterfahrungen oder andauernde psychische und soziale Belastungen Schwachstellen dar, die so
eine Entwicklung begünstigen.
Wie stark ist Schmerz ein
psychosomatisches Phänomen?
Chronischer Schmerz ist nach allgemein anerkannter Überzeugung
nur auf der Basis eines bio-psycho-
FOTO: ZVG
Portrait
Dr. med. André Ljutow, MSc, ist am Paraplegiker-Zentrum
in Nottwil Leiter des Zentrums für Schmerzmedizin,
einer der grössten interdisziplinären Schmerzeinrichtungen im deutschsprachigen Raum. Als «Schmerzspezialist SGSS» mit zahlreichen weiteren internationalen Zusatzausbildungen ist Dr. med. Ljutow derzeit
auch Präsident der Schweizerischen Gesellschaft zum
Studium des Schmerzes. Ausserdem ist er als wissenschaftlicher Beirat am Aufbau einer Selbsthilfeorganisation für Schmerzpatienten der «Schmerzliga
Schweiz» aktiv.
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GESUNDHEIT
sozialen Krankheitskonzeptes zu
verstehen. Dabei haben die verschiedenen Anteile von Fall zu Fall eine
unterschiedliche Wertigkeit. Häufig
treten mit chronischen Schmerzen
depressive Stimmungen, manchmal
Ängste, sehr häufig Schlafstörungen
auf. Im Einzelfall muss aber untersucht werden, ob diese Störungen
schon vorher bestanden haben (also
vielleicht die Entwicklung der chronischen Schmerzen begünstigt haben), gleichzeitig bestehen, ohne einen Einfluss auf die Schmerzen zu
haben, oder Folge der chronischen
Schmerzen sind. In jedem Fall müssen sie im Rahmen der Schmerzbehandlung mitbehandelt werden.
Leiden Männer oder Frauen öfter
an chronischen Schmerzen? Gibt
es Geschlechtsunterschiede?
Nach internationalen Statistiken
sind Frauen etwas häufiger von chronischen Schmerzen betroffen als
Männer. Die sogenannte «Gendermedizin» beschäftigt sich in den letzten Jahrzehnten mit unterschiedlichen Wirkungen von medizinischen
Behandlungen, u. a. Medikamenten,
auf Männer und Frauen, wobei zum
Teil beachtliche Unterschiede festzustellen sind.
Welche Auswirkungen haben
chronische Schmerzen auf die
Betroffenen, wie beeinträchtigt
es ihre Lebensqualität?
Die Lebensqualitätsforschung hat
sehr schön zeigen können, dass chronische Schmerzen den Menschen in
seiner Gesamtheit und allen seinen
Rollen und Bereichen betreffen. Die
beigefügte Grafik (rechte Seite) zeigt
deutlich, wie Patienten mit zunehmender Schmerzchronifizierung in
allen Achsen des vorliegenden Messinstrumentes durch die chronischen
Schmerzen beeinträchtigt werden.
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Dabei ist die Lokalisation der Schmerzen von untergeordneter Bedeutung.
Können Schmerzen so wie
andere Erkrankungen klar
diagnostiziert werden?
Zur Erfassung und Diagnosestellung von chronischen Schmerzen
braucht man ein Team. Ein Orthopäde kann nicht kompetent die Stimmungslage des Patienten beurteilen
und eine psychiatrische Diagnose
stellen, der Sozialarbeiter kann die
Leistungsfähigkeit des Patienten,
seine Einschränkungen und seine
Ressourcen nicht abschätzen und der
Psychiater oder Psychologe kann den
Grad einer körperlichen Schädigung
und die therapeutischen Möglichkeiten durch gezielte Infiltrationen oder
durch Physiotherapie nicht beurteilen. Es braucht also, um der Komplexität des Patienten und seiner Situation gerecht zu werden, ein Team von
Schmerzspezialisten, die ihre Einschätzung und ihre Erkenntnisse
austauschen und die weitere Behandlung miteinander abstimmen. Dabei
ist die Mitarbeit des Patienten von
der Erhebung der Vorgeschichte bis
zur Motivation und Teilnahme an
der Behandlung entscheidend. Der
Schmerzpatient bekommt in der Regel nicht nur eine Diagnose, sondern
eine Auflistung der an der Entstehung und Aufrechterhaltung seiner
Schmerzen beteiligten Komponenten. Schmerz ist eine Summe, in der
sich vieles ausdrückt, Krankheit,
Leid, Beeinträchtigung, erlittenes
Unrecht und vieles mehr.
Wie lassen sich chronische
Schmerzen behandeln?
Welche Ansätze sind in der
modernen Medizin am
Erfolg versprechendsten?
Goldstandard für die Behandlung
chronischer Schmerzen ist die inter-
disziplinäre, also fachübergreifende
und multimodale Schmerztherapie,
die nach Möglichkeit als Gruppenbehandlung umgesetzt wird. Für den
Erfolg ist eine gute Patientenselektion notwendig.
Sind sie überhaupt heilbar
oder lassen sie sich höchstens
lindern?
Falsche Versprechen helfen dem
Patienten nicht weiter und führen
zwangsläufig zu Enttäuschungen.
Vielen Patienten mit chronischen
Schmerzen ist aber bereits mit einer
guten Untersuchung und Aufklärung
über ihr Problem ein Stück weit
geholfen. In der Regel wird eine
Schmerzbewältigung angestrebt,
mit deren Hilfe der Patient seine Aktivität wieder steigern kann, mit der
er trotz Schmerzen sein Leben wieder in die Hand nimmt, aktiv am Leben teilnehmen kann, arbeiten, Hobbies pflegen und geniessen kann.
Wo findet man die richtigen
Anlaufstellen für eine erfolgreiche Behandlung?
Die Schweizerische Gesellschaft
zum Studium des Schmerzes SGSS ist
eine interdisziplinäre, wissenschaftliche Vereinigung. Sie ist bemüht,
über chronische Schmerzen zu informieren, den fachübergreifenden Dialog, Aus- und Weiterbildung sowie
Forschung in der Schmerzmedizin zu
fördern. Deshalb hat sie einen Titel
geschaffen, den Personen mit einer
Weiterbildung in Schmerzmedizin
erwerben können: «Schmerzspezialist SGSS®». Auf der Homepage der
Gesellschaft (www.pain.ch) ist eine
Liste der Fachpersonen mit dieser
Qualifikation einsehbar.
Neu gegründet bietet die «Schmerzliga Schweiz» Information und Hilfe
zur Selbsthilfe (www.schmerzliga.ch).
GESUNDHEIT
Leider gibt es bis heute keine Anerkennung der Schmerzmedizin
durch die FMH, was einem gewissen
Wildwuchs im ärztlichen und therapeutischen Bereich Freiraum lässt.
In anderen europäischen Ländern
existieren anerkannte Weiterbildun-
gen und damit verbundene Qualifikationsstandards.
Werden Schmerzpatienten
in der Medizin überhaupt ernst
genommen?
Schmerzpatienten werden schon
ernsthaft untersucht. Dabei gilt die
Suche aber meistens einem körperlichen Schaden oder einer akuten
Erkrankung. Chronische Schmerzpatienten haben aber trotz geringer
oder unauffälliger Befunde (z. B. im
Röntgen, MRI oder CT) oft heftige
Wie chronische Schmerzen einen Menschen
in seinem Lebensalltag beeinträchtigen
100
80
60
40
20
0
KF
Normal
KR
S
I
AG
II
Selbsteinschätzung der gesundheitsbezogenen
Lebensqualität von Menschen mit chronischen
Schmerzen.
KF = körperliche Funktion
KR = körperliche Rollenfunktion
S = Schmerz
AG = allgemeine Gesundheitswahrnehmung
V = Vitalität
SozF= soziale Funktion
ER = emotionale Rollenfunktion
PW = psychisches Wohlbefinden [N = 3294 Patienten]
V
SozF
ER
PW
III
Die rote Kurve «Normal» zeigt die Normwerte
einer Repräsentativstichprobe. Die orange Kurve «I»
zeigt die Ergebnisse für Patienten mit gering
chronifizierten Schmerzen, die grüne Kurve «II» die
Werte der Patienten mit mittlerer Schmerzchronifizierung und die braune Kurve «III» die Werte der hohen
Schmerzchronifizierung (Mainzer Stadienkonzept
der Schmerzchronifizierung nach Gerbershagen).
[Lebensqualität bei Patienten mit Schmerzen,
multizentrische Studie 1998, Gerbershagen, Lindena.]
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GESUNDHEIT
Schmerzen. Befund und Befinden
klaffen also auseinander. Dafür hat
die somatische Akutmedizin keine
guten Lösungen, Untersuchungen im
Team, wie oben erwähnt, sind leider
noch die Ausnahme.
Cannabis, das neue alte
Wundermittel gegen Schmerzen?
Sollte das vom Bundesamt für
Gesundheit zugelassen werden?
Ich möchte davor warnen, Cannabis als eine neue Wunderwaffe anzusehen. Die in der Pflanze enthaltenen Substanzen werden wahrscheinlich nur bei einem Teil der
Patienten oder nur bei bestimmten
Krankheitsbildern (z. B. Schmerzen
nach Nervenverletzungen oder entzündlichen Nervenerkrankungen,
insbesondere verbunden mit Spastik)
ausreichend wirksam sein. Ausserdem wissen wir noch lange nicht genug über die vielen Inhaltsstoffe.
Deshalb ist eine seriöse Forschung
und Beschäftigung mit der Anwendung zu befürworten. Wie bei allen
Medikamenten ist bei chronischen
Schmerzen der Einsatz nur im Kontext mit anderen Massnahmen einer
multimodalen Therapie sinnvoll. Wie
bei jedem wirksamen Medikament
sind auch hier mögliche Nebenwirkungen, wie Gewöhnung und gerade
bei Jugendlichen Abhängigkeit,
Angststörung oder die Entwicklung
von Psychosen zu beachten.
In welcher Verabreichungsform
hilft es?
Das ist sicherlich noch eine offene
Frage.
Mehr Informationen
rund um den Schmerz
– Ein instruktives Video zum Umgang mit Schmerz findet man
unter: www.schmerz-nottwil.ch/
de/pub/zsm/patienteninformationen/schmerzvideo.htm
– Als neu gegründete Organisation
bietet die «Schmerzliga Schweiz»
Information und Hilfe zur Selbsthilfe (www.schmerzliga.ch).
– Eine Liste der Fachpersonen mit
einer Weiterbildung auf diesem
Gebiet ist auf der Homepage der
Gesellschaft des Studiums des
Schmerzes SGSS (www.pain.ch)
einsehbar.
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