Frankenpost Stadt und Landkreis Hof vom 28.01.2016 Autor: Seite: Ressort: Von Christopher Michael 12 Heimatspiegel Ausgabe: Gattung: Auflage: Seitentitel: AUS DER REGION Reichweite: Hauptausgabe Tageszeitung 14.840 (gedruckt) 13.680 (verkauft) 13.987 (verbreitet) 0,04 (in Mio.) Syrer gibt Hilfe für Informatik-Studium Kevin Lesiewicz aus Marktredwitz leidet an Muskelschwund. Das hindert ihn nicht daran, zu studieren. Hilfe bekommt er dabei von Mohammad Akras. Marktredwitz - In seinem InformatikStudium beschäftigt sich Kevin Lesiewicz mit Grundlagen der Mathematik, der Computer- und Betriebssysteme und der imperativen Programmierung. Doch während andere Studenten dafür eine Universität besuchen, studiert der junge Mann von zu Hause aus. Er leidet an Muskeldystrophie und ist seit einer Operation 2010 auf künstliche Beatmung angewiesen. Das hindert den tapferen Studenten jedoch nicht daran, seinen Wunsch vom Studium zu verwirklichen. Unterstützung erhält er bereits von verschiedenen Seiten. Neben der Bauer'schen Wohltätigkeitsstiftung haben ihm auch seine ehemaligen Klassenkameraden und die Stadt Marktredwitz geholfen, seinen Traum vom Informatikstudium zu verwirklichen. Seit diesem Wintersemester ist Kevin Lesiewicz an der Fernuniversität Hagen im Bachelorstudiengang Informatik eingeschrieben. Bei einem Fernstudium läuft die Hauptarbeit der Studenten im Selbststudium ab. Sie lernen mithilfe der Materialien, die ihnen die Fernuniversität regelmäßig per Post zusendet. Gerade bei einem so praktischen Fach wie Informatik ist es jedoch nicht leicht, alles nur aus Skripten zu lernen. Daher erhält Kevin Lesiewicz seit einiger Zeit Unterstützung von Mohammad Akhras. Der Syrer lebt seit einem Dreivierteljahr in Marktredwitz und hat in seiner Heimat Informatik studiert. Dort hat er auch an einer Schule, die sich rein auf Informatik spezialisiert hat, das Fach unterrichtet. Entstanden ist die Zusammenarbeit zwischen dem Syrer und Kevin Lesiewicz durch ein Projekt des Wörter: © 2016 PMG Presse-Monitor GmbH 651 Otto-Hahn-Gymnasiums. Im Rahmen eines P-Seminars zum Thema Immigration und Integration lud Oberstudienrätin Kerstin Seitz Mohammad Akhras zu einem Gespräch in die Schule ein. Damit wollte sie eigentlich mit Vorurteilen gegenüber Flüchtlingen aufräumen. Entstanden ist daraus ein vielfältiges Engagement des jungen Mannes. Neben seinem Deutschkurs ist Mohammad Akhras täglich in der Bibliothek des Otto-Hahn-Gymnasiums tätig. "Die meisten Menschen in Deutschland helfen den Flüchtlingen", sagte Mohammad Akhras bei einem Pressetermin bei Kevin Lesiewicz in Wölsauerhammer. "Daher ist es selbstverständlich, dass ich im Gegenzug auch helfe." Spontan habe er daher seine Hilfe zugesagt. Das sei für ihn eine Art, Danke zu sagen. Kommende Woche bereits möchten er und Kevin Lesiewicz voll in die Informatik einsteigen. Denn schon in wenigen Wochen stehen die ersten Klausuren an. Leider, erklärt der Syrer, biete die Universität die Skripte nur auf Deutsch an. Doch viele Fachbegriffe und Spezialwortschatz der Informatik habe er noch nicht lernen können. Kevins Mutter Petra Lesiewicz hat bereits im Internet versucht, geeignete Skripte in englischer Sprache ausfindig zu machen. "Wir müssen uns jetzt mal zusammensetzen und schauen, welche Inhalte sich decken", sagt der junge Informatik-Student. Derweil hat Mohammad Akhras auf eigene Faust versucht, an geeignetes Material zu kommen und hat von ungewohnter Seite Hilfe erhalten. Vor wenigen Wochen flüchtete seine Frau aus Syrien ebenfalls und hatte die Informatik-Unterla- gen ihres Mannes mit ins Gepäck genommen. "Das ist eine wirklich große Geste", sagt Anita Berek von der Bürger-Informationsstelle in Marktredwitz. Sie engagiert sich ebenfalls für Flüchtlinge. Trotz aller Hilfe von Freunden und Verwandten hat sich für Kevin Lesiewicz ein neues Problem aufgetan. Die Fernuniversität akzeptiere sein Attest nicht. Dadurch erhalte er keinen Nachteilsausgleich. Der ermögliche es ihm, seine Klausuren von zu Hause aus zu schreiben. Normalerweise müssen alle Studenten der Fernuniversität zu ihren Klausuren in eines der Regionalzentren des Instituts. "Die Universität bemängelt, dass mein Attest von keinem Facharzt ausgestellt wurde", klagt Kevin Lesiewicz. "Dabei habe ich doch gar keinen anderen Arzt als meinen Hausarzt." Selbst ein Anruf und mehrere Mails beim Schwerbehindertenbeauftragten der Universität habe noch zu keiner Lösung geführt. "Es ist sehr mühsam und eine große Belastung, ständig mit Formularen und Anträgen beschäftigt zu sein", klagt Petra Lesiewicz. Die Stadt Marktredwitz, meinte Kämmerer Markus Brand, werde ihr so gut es ginge helfen. Auch die Bustickets für Mohammad Akhras werde die Stadt im Rahmen ihres Engagements übernehmen. Die meisten Menschen in Deutschland helfen den Flüchtlingen. Daher ist es selbstverständlich, dass ich im Gegenzug auch helfe. Mohammad Akhras Es ist sehr mühsam und eine große Belastung, ständig mit Formularen und Anträgen beschäftigt zu seinf Petra Lesiewicz, Marktredwitz
© Copyright 2025 ExpyDoc