wildekeit. Spielräume literarischer obscuritas im

AUSSCHREIBUNG
der Tagung der Wolfram von Eschenbach-Gesellschaft e.V.
in Zusammenarbeit mit der Mediävistischen Abteilung des Deutschen Seminars
der Universität Zürich
vom 18.-21. September 2016 in Zürich
zum Thema:
wildekeit.
Spielräume literarischer obscuritas im Mittelalter
Die Tagung zielt auf ambivalente Dynamiken literarischer obscuritas im Mittelalter. Für
die heterogene Praxis und Theorie „dunkler“ Rede soll die angestrebte Epochenprägnanz über
eine möglichst enge Zusammenführung verschiedener Ebenen erreicht werden, mit der
konzeptionellen Pointe, obscuritas nicht nur über ihr bild- und begriffslogisches Gegenteil zu
bestimmen (etwa: perspicuitas, claritas, evidentia), sondern – quer dazu – auch über ihr
semantisch schillerndes, nur teilweise kongruentes mhd. Äquivalent wildekeit. Die gleitende
Synonymik von obscuritas und wildekeit ist klärungsbedürftig, zumal im Mittelalter
obscuritas nicht selten eine auf Licht-Metaphysik durchlässige Hintergrundmetaphorik
einschließt, während für wildekeit zunächst die Konstellation Natur-Kultur nahezuliegen
scheint. Wo und wie wird "obscurus/dunkel" durch "wilde" ersetzt oder umperspektiviert, mit
welchen Auswirkungen auf die Textpoetiken und Sujets? Wie schlagen dabei Sprach- und
Diskursdifferenzen zu Buche? Geht es „dunkler“ bzw. „wilder“ Rede um die Überschreitung
von Buchstäblichkeit? Oder um die Überschreitung von Wahrheit, von Normen, von
Konventionen? Wie steht es um die Reichweite beider Terme und ihr Verhältnis zueinander?
Eine Verdoppelung der Aufmerksamkeit in diesem Sinn könnte die komplexe
Konzeptgeschichte, Verfahrens- und Funktionsgeschichte literarischer obscuritas im
Mittelalter neu perspektivieren und zugleich den Blick öffnen für umfassendere
textkonstitutive Spannungen zwischen Disziplinierung und Überschreitung.
1
Wie dunkel ist wilde rede? 1 Die rhetorisch-poetologischen, epistemologischen und
institutionellen Voraussetzungen dunkler Rede im Mittelalter sind so unterschiedlich wie ihre
literaturgeschichtlichen, text- und zeichentheoretischen Folgen. Wenn mhd. wildekeit ein
zwar geläufiges, aber nicht strikt symmetrisches Äquivalent zu lat. obscuritas ist, müßte
gerade diese asymmetrische Konstellation signifikante Spielräume einerseits „dunkler“,
anderseits „wilder“ Rede sichtbar machen – welche? Mhd. wilde bezeichnet das, was sich
entzieht (das Ungezähmte, Nichtkultivierte, Fremdartige, Entfremdete, Unstete, Paradoxe,
Unbegreifliche). Auch wildekeit ist, wie auf seine Weise der Begriff obscuritas, als
ontologische, theologisch-hermeneutische, ästhetische und anthropologische Kategorie
anzutreffen, eine Komplexität, die die mittelalterliche Literatur von Fall zu Fall virtuos
ausspielt über mehrdeutige Inklusionsverhältnisse: wilde wunder, wilde rede, wilder sin,
wilder vunt, wilder muot, wilder brief, wilde minne. Dabei dient das ‚Wilde’ keineswegs erst
neuzeitlich der zivilisierten Imagination als Projektionsfläche, sondern kann auch vormodern
von Fall zu Fall ein (zivilisationskritischer? paradies-topischer?) Ursprünglichkeitstopos sein,
alternativ zum ‚Höfischen’. Mhd. wildekeit erscheint also in komplexen Konstellationen
durchlässig auf Poetologisches und auch auf Religiöses. Diese beiden Referenzebenen sollten
zusammengesehen,
aber
nicht
kurzgeschlossen
werden:
„Von
der
theologischen
Rezeptionsästhetik zur literarischen Produktionsästhetik führt keine schnelle Abkürzung.“ 2
Demgegenüber gilt „Dunkelheit“ (lat. obscuritas) sowohl als textproduktive wie als
textinterpretative Kategorie, die sich im Mittelalter von ihren rhetorisch-argumentativen
Herkunftskontexten Zug um Zug löst. Schon in der antiken Rhetorik wird obscuritas nicht
pauschal negativiert als Regelverstoß und Verlust von Maß, bewegt sich die rhetorische
Einschätzung sprachlicher Dunkelheit doch zwischen pragmatisch bedingter Ablehnung und
bereichsspezifischer Akzeptanz, auf dem schmalen Grat balancierend zwischen vitium und
virtus dicendi. Auch die Schulgrammatik schätzt Dunkelheit als Anreiz für interpretatorische
Tiefe. Entscheidend ist demgegenüber, daß obscuritas im Mittelalter religiös umbesetzt und
als bibelhermeneutische Schlüsselkategorie umgewertet wird. Der opaken Dunkelheit des
Bibeltextes (obscuritas, opacitas) entspreche notwendig, so bereits Augustinus und Gregor,
die Dunkelheit seiner Auslegung. Dunkelheit ist in dieser Sicht Kennzeichen besonders
privilegierter religiöser Rede (von Prophetie und Offenbarung: locutio prophetica obscura),
die je neu Evidentes und Dunkles, Sinnüberschuß und Sinnentzug ineinander umschlagen
1
2
Schmolinsky (1996).
von Moos (1993), S. 443.
2
lassen kann. Dunkle Rede ist im christlichen Mittelalter also ambivalent. Sie kann jene
„heilige“ Dunkelheit arkaner Sinnfülle ebenso meinen wie ein bloß obskures Sinndefizit, und
diese Unsicherheit kommt auch dann nicht zur Ruhe, wenn sie aufgefangen werden soll durch
programmatische Pluralisierung und Prozessualisierung von Sinn, etwa im Modus gestufter
allegorischer Auslegung. Spannungen bleiben nicht aus, denn Dunkelheit beanspruchen
sowohl Texte christlicher wie außerchristlich-magischer oder auch höfisch-feudaler
Provenienz, was Konkurrenzen und Verwechselbarkeiten produziert. Auch der Begriff
wildekeit mit seinen Derivaten (adjektivisch wilde, verbal [ent-]wilden) kann in der
mittelhochdeutschen Literatur für ganz Unterschiedliches einstehen: ontologisch für das, was
sich kategorial entzieht (der „wilde“ Abgrund des göttlichen Mysteriums) oder sich zumindest
relativ entzieht (das „wilde Herz“, bei Seuse); poetologisch für das Auseinandertreten von
Bezeichnung und Sinn (wilde rede u.a. als Terminus technicus für allegorisches Sprechen).
Literarische obscuritas steht ohnehin unter Generalverdacht, aufgrund ihres hohen
Innovations- und Abweichungspotentials, und kann schon
der Bildungselite der
christianisierten spätrömischen Gesellschaft als Distinktionsmerkmal ebenso dienen wie als
Modell politischer Chiffrierung. 3 Die Paradoxien der christlichen Hermeneutik, die auf
verschiedenen Ebenen überschüssige Zeichenstrukturen generieren, haben gerade in
literarischen Texten ihre eigenen Spielräume, da Literatur das Verhältnis von implizit und
explizit freier regeln kann und einen geringeren Explikationsdruck hat als diskursive Texte.
Metaphysische Transgressionen (wilde wunder) und metaphorische Transgressionen (wilde
rede) können hier Hand in Hand gehen – wie? Aufschlußreich sind, sei es komplexe, sei es
reduktive Mischungen dunkler Dichtungstypen (z.B. des prophetischen Orakelstils,
artistischer Gelehrsamkeit, agonaler Verrätselung, wildekeit) und ihre zum Teil gegenläufigen
Bewertungen (Dunkelheit als behebbarer Mangel, als intellektuelles Spiel oder als Evokation
unhintergehbarer Unzugänglichkeit).
Die Tagung will gattungsübergreifend den Blick für Zusammenhänge schärfen: für die
Relation von Theorie und Praxis dunkler/wilder Rede (vor dem Hintergrund der jeweils zu
klärenden asymmetrischen Relation von obsuritas/wildekeit); von Erzählgegenstand (Topik,
Motiv, Grenzfigur des wilden) und Erzählmodus (wildekeit als „Erzählprinzip“ 4), für die
Interferenz
von
volkssprachigen
und
lateinischen
Diskursen,
religiösen
(bibelhermeneutischen) und ästhetischen Traditionen, für das Spannungsfeld von Spiel und
3
4
Schwitter (2015).
Monecke (1968); in anderer Perspektive Schuler-Lang (2014).
3
Ernst, theologischer Hermeneutik und Sprachmagie, für dunkle Effekte zwischen Sinn und
Klang, Kunst und Künstlichkeit. Ziel ist, jenseits isolierter Beobachtungsfelder und isolierter
Funktionen einerseits ‚integrale’ ästhetische Gesamtzustände zu erfassen, anderseits die
Dynamik historisch variabler Spielräume literarischer obscuritas in überlieferungs- und
funktionsgeschichtlicher, poetologischer und konzeptueller Hinsicht. Wie lassen sich
intertextuelle Allusionen (Schmid 2002) und epochale Verschiebungen identifizieren? Hängt
der Rhetorisierungsschub im Spätmittelalter mit einer Überbietungstendenz zusammen, die
den Anspruch der Autoren auf formale Meisterschaft und dunkle/wilde Exklusivität hoch und
höher schraubt? Gibt es Gegenläufiges dazu?
Das Problem ist aktuell, doch unter dem Stichwort ‚Manier/Manierismus’ oder
‚Hermetik’/’Enigmatik’ derzeit vor allem in interdisziplinärer Perspektive (Ernst 2009),
überwiegend für die (Frühe) Neuzeit (Huss/Wehr 2014, Kaminski 2002, Wohlleben 2014)
diskutiert. Die germanistisch-mediävistische Forschung hat vor allem Arbeiten zu den
sogenannten ‚Blümern’ vorgelegt. Im Zentrum literarischer obscuritas stehen im Mittelalter in
der Tat die sogenannten Blümer, deren poetische Praxis weit ausstrahlt, inspiriert einerseits
von der „dunklen“ Manier Wolframs von Eschenbach, anderseits überlagert von stilistischer
Gottfried-Imitatio, eine signifikante Konstellation, die mit den Namen Konrad von Würzburg,
Rudolf von Ems, Frauenlob, Heinrich von Mügeln nur exemplarisch benannt sei. Die jüngere
Forschung hat den Bereich des Blümens (die Proliferation der Tropen, die extreme
allegorische Abbreviation, die Dunkelheit der Syntax) entweder auf seine „laudative“
Funktion hin untersucht (Hübner 2000), eine Tendenz zur „Autonomie“ (Haug 1985,
Stackmann 1975) bzw. artistischen Selbstbezüglichkeit (Stolz 1996) hervorgehoben, oder aber
genetisch argumentiert mit dem Einfluß des europäischen Kanzleistils. Schon im Blick auf
diese scheinbar so homogene Blümer-Gruppe lohnt nach wie vor eine Differenzierung, bleibt
doch im einen Fall überwiegend schmückende Variation der Primärebene (sensus litteralis
figuratus: ornamentaler Variationsstil), wo im andern die proprie-improprie-Ebenen
mehrdeutig ineinandergreifen. Als gemeinsamer Bezugsautor fungiert nicht zufällig Konrad
von Würzburg, dessen wildekeit nicht in selbstreferentieller artistischer Virtuosität aufgeht.
Konrad gönnt denn auch der personifizierten Frou Wildekeit zu Beginn seiner ‚Klage der
Kunst’ einen rätselhaften Auftritt.
Die Tagung greift einerseits das aktuelle Interesse an der Rückkehr der literarischen
‚Form’
auf,
neue
Perspektiven
der
Stilforschung
(Andersen/Bauschke-
Hartung/McLelland/Reuvekamp Hgg. 2015), der Allegorie- und Metaphernforschung (zu
Wolframs dunkler Metaphorik zuletzt Louis 2012, zu Gottfrieds „Kristallwörtchen“ Huber
4
2015), der Historischen Narratologie, auch der Funktionsgeschichte des literarischen
‚Manierismus’, vor dem Hintergrund enger Verschränkungen geistlicher und weltlicher
Traditionen. Zugleich reagiert die Tagung auf das in der jüngeren germanistischen
Mediävistik akute Interesse an Konrad von Würzburg, für den die Forschung immer wieder
die Kategorie der „Ästhetisierung“ (kritisch Müller 2006) in Anschlag gebracht hat. Wie
verhalten sich gerade emphatische Gottfried-Nachfolger wie Konrad zur Kunst Wolframs, der
seinen Rezipienten ein ganz eigenes, hohes Maß an „Unverständlichkeitskompetenz“
(Spoerhase 2010) zumutet und zutraut? Der Zeitpunkt ist günstig, die Ergebnisse
verschiedener Interessenlagen zusammenzuführen und wechselseitig fruchtbar zu machen,
nicht zuletzt für ein Epochenspezifikum.
Einschlägig sind Textsituationen, die durch terminologische, pragmatische, mediale oder
normative
Unterbestimmtheit
Überdeterminiertheit.
Während
gekennzeichnet
die
ältere
sind
bei
Forschung
gleichzeitiger
dazu
neigte,
ästhetischer
solche
durch
konkurrierende Strukturen und Semantiken mehrdeutigen, „manieristischen“ Texte als eine
auf Kosten des Inhalts gehende Überfunktion des Stils ästhetisch abzuwerten, plädieren
jüngere
Ansätze
für
eine
konsequente
Funktionsgeschichte
dunkler
Manier.
‚Dunkelheit’/wildekeit in diesem Sinn zielte dann 1. auf die ambivalente Verdichtung von
Zeichenprozessen, 2. auf die Freisetzung neuer (semantischer, narrativer, textgenerativer)
Energien, 3. auf Effekte medialer Transgression, deren Unbestimmtheit sich unter dem
wechselnden Aufmerksamkeitsdruck von Form (Reim, Rhythmus, Struktur), Semantik und
materia jeweils zu neuen Konstellationen ordnen kann, mit paradoxen Umschlageffekten von
(Sinn-)Überschuß und Mangel.
Angezielt sind für das Thema wildekeit/obscuritas nicht isolierte Autor-, Gattungs- oder
Epochensignaturen. Stattdessen soll es darum gehen, die typologische Vielfalt literarischer
wildekeit/obscuritas (ihre komplexen Voraussetzungen, Formen und Funktionen) über
Binnendifferenzierungen terminologie-, form- und problemgeschichtlich möglichst prägnant
zu erarbeiten. Dabei kann der Blick über den deutschen Sprachraum hinaus zeigen, daß die
Neuerungen
auf
ganz
verschiedenen
Ebenen
liegen,
jenseits
kontinuierlicher
„Entwicklungen“. Im Zentrum sollen neben den spätantiken und frühmittelalterlichen
Grundlagen hoch- und spätmittelalterliche Texte stehen, in paradigmatischen Konstellationen.
Willkommen sind in diesem Sinn Fallstudien, die für die tagungsleitende Asymmetrie von
obscuritas und wildekeit die Beobachtungsebenen vervielfältigen und methodisch kontrolliert
zusammenführen.
5
Im Detail lassen sich, was die Differenzierung des Themas angeht, eine ganze Reihe von
Problempunkten
benennen.
Stichwortartig
seien
einige
von
ihnen
abschließend
zusammengestellt:
wildekeit/obscuritas: Begriffs- und Konzeptgeschichte
Kongruenz bzw. Differenz der volkssprachlichen und lateinischen Terminologie (u.a. spaehe, vremde, wilde
rede/maere, sermo alienus; wildekeit, alieniloquium, obscuritas, opacitas; mhd. wolkern, [ent-]wilden, lat.
obnubilare); Historische Semantik und Textsemantik; Begriffs- und Bildlogik (‚figuratives Wissen’); ‚wilde’,
‚dunkle’ und ‚geblümte’ Rede?; Erzählpoetiken und geistliche Rhetoriken; verschiedene Bereichsspezifiken von
wildekeit/’Dunkelheit’: Topos, Tropus, ‚Motiv’, materia; Noch einmal: Was heißt wilder vunt?; rhetorische
und/oder hermeneutisch-exegetische Allegorie (Frank Bezner); historische und literaturwissenschaftliche
Modellbildung; literarischer ‚Manierismus’ zwischen Sinnfülle und Sinndefizit; obscuritas: Gegenbegriffe und
ihre verschiedenen Implikationen (perspicuitas, claritas evidentia, sermo distinctus, sermo manifestus, ...),
Gegenbegriffe zu mhd. wildekeit?; komparatistische Perspektiven (Kenningar; trobar clus); ‚Programm-Namen’
von Autoren? (Wilder Alexander, Der Wilde Mann).
Verfahrensgeschichte und Funktionsgeschichte
wildekeit: Wolfram und die Folgen; „Erzählprinzip wildekeit“? Konrad von Würzburg im Kontext; ‚Frau
Wildekeit’: Spielräume der Personifikation; Obskuritätslizenzen: Änigmatik, Hermetik, Unsinnsdichtung,
Geheimdiskurse, Rätselstil; ‚Ästhetik des Verborgenen’ (Beatrice Trînca); wildekeit/Dunkelheit aufgrund von
Gattungs-, Sprechakt- und Diskursinterferenzen (z.B. Minnesang, Spruchdichtung und die epischen
Minneallegorien des Spätmittelalters); ‚Poetik des Staunens’ (Mireille Schnyder); ‚implizite Poetik der
Prophetie’ (Christel Meier-Staubach); wilde wunder, geistlich und weltlich; inszenierte (‚intentionale’)
obscuritas gegenüber verständnisloser obscuritas; Innovationspotentiale von obscuritas/wildekeit; Formen
literarischer Interaktion (Dunkelheit als Effekt von Parodie, Polemik, Agonalität); Binnendifferenzierung
rhetorischer Ver-/Entschlüsselungsmodelle: Metaphorik und Dunkelheit; Allusive, paradoxe oder allegorische
wilde
rede?;
Im
Zwielicht
Komplexitätssteigerung
des
der
Ironie;
Formalen,
Strukturvereinfachung
und
umgekehrt;
(‚Entparadoxierung’)
‚Verwilderung’?
bei
paralleler
Problematische
literaturwissenschaftliche Metaphern; die Rolle von Metrik, Reim und Klang; ambivalente Funktionen von
obcuritas bzw. Funktionsverschiebungen: Profanierungsschutz, soziale Aus- und Abgrenzung, Elitenbildung,
Manipulation, vela veritatis (Frank Bezner), Chiffrierung; obscuritas in Lehrschriften des Frühmittelalters
(Carmen Cardelle de Hartmann); Ästhetik der Abweichung: Dynamiken der Konvention (Udo Friedrich).
Die Vorträge sollen 35 Minuten nicht überschreiten (eine 25-minütige Diskussion wird sich
jeweils anschließen). Vortragsangebote mit einseitigem Exposé werden bis zum 10. Januar
2016 an die folgende Adresse erbeten:
Prof. Dr. Susanne Köbele
Universität Zürich
Deutsches Seminar
Schönberggasse 9
CH-8001 Zürich
6
Der Vorstand wird auf der Grundlage der eingegangenen Exposés ein Tagungsprogramm
zusammenstellen, das im Februar zusammen mit der Einladung zur Tagung versandt werden
soll.
Wir werden uns um die Möglichkeit bemühen, die Reise- und Übernachtungskosten der
Referentinnen und Referenten zu erstatten. Alle weiteren Informationen zur Organisation der
Tagung (Unterkunft, Anreise, etc.) wird die Einladung enthalten. Die verbindliche
Anmeldung zur Tagung sollte dann bis spätestens 31. März 2016 erfolgen.
Die Zürcher Tagung wird am 18.9. um 15.00 Uhr beginnen und am 21.9. nach dem
gemeinsamen Mittagessen enden (Abreise ab ca. 14 Uhr). Wie auf den Tagungen unserer
Gesellschaft üblich, ist im Programm eine halbtägige Exkursion eingeplant. In Anlehnung an
die Rostocker Tagung 2014 wird es im Vorfeld der Zürcher Tagung (am 17.9.2016) wieder
einen thematisch einschlägigen Nachwuchs-Workshop geben, zu dem wir im Februar noch
gesondert einladen werden. Auch für diesen Anlaß werden wir uns um finanzielle
Unterstützung sowie um möglichst günstige Unterkunftsmöglichkeiten bemühen.
Nun sind wir gespannt auf Ihre Themenvorschläge und freuen uns über zahlreiche
Einsendungen.
Im Oktober 2016
Franz-Josef Holznagel
Susanne Köbele
Ricarda Bauschke-Hartung
(1. Vorsitzender)
(2. Vorsitzende)
(Geschäftsführerin/Schatzmeisterin)
Literatur in Auswahl:
Andersen, Elizabeth / Bauschke-Hartung, Ricarda / McLelland, Nicola / Reuvekamp, Silvia (Hgg.): Literarischer
Stil. Mittelalterliche Dichtung zwischen Konvention und Innovation. [...], Berlin/Boston 2015.
Doležalová, Lucie / Rider, Jeff / Zironi, Alessandro: Obscurity in medieval texts, Krems 2013.
Ernst, Ulrich: Manier als Experiment in der europäischen Literatur. Aleatorik und Sprachmagie. Tektonismus
und Ikonizität. Zugriffe auf innovatorische Potentiale in Lyrik und Roman, Heidelberg 2009.
Friedrich, Udo: Menschentier und Tiermensch. Diskurse der Grenzziehung und Grenzüberschreitung im
Mittelalter, Göttingen 2008.
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Fuhrmann, Manfred: Obscuritas. Das Problem der Dunkelheit in der rhetorischen und literarästhetischen Theorie
der Antike, in: Wolfgang Iser (Hg.): Immanente Ästhetik – Ästhetische Reflexion. Lyrik als Paradigma der
Moderne , München 1966, S. 47-72.
Haug, Walter: Geheimnis und dunkler Stil, in: Aleida und Jan Assmann (Hgg.): Schleier und Schwelle, Bd. 2:
Geheimnis und Offenbarung, München 1998, S. 203–217.
Huber, Christoph: Kristallwörtchen und das Stilprogramm der perspicuitas. Zu Gottfrieds ‚Tristan’ und Konrads
‚Goldener Schmiede’, in: Andersen / Bauschke-Hartung / McLelland / Reuvekamp (Hgg.), s.o., S. 191–204.
Hübner, Gert: Lobblumen. Studien zur Genese und Funktion der ‚Geblümten Rede’, Tübingen/Basel 2000.
Huss, Bernhard / Wehr, Christian (Hgg.): Manierismus. Interdisziplinäre Studien zu einem ästhetischen Stiltyp
zwischen formalem Experiment und historischer Signifikanz, Heidelberg 2014.
Kaminski, Nicola / Heinz J. Drügh und Michael Herrmann unter Mitarbeit von Andreas Beck (Hgg.): Hermetik.
Literarische Figurationen zwischen Babylon und Cyberspace, Tübingen 2002.
Kiening, Christian / Köbele, Susanne: Wilde Minne. Metapher und Erzählwelt in Wolframs ‚Titurel’, in: PBB
120 (1998), 234–265.
Louis, Felix: Metaphorik und Dunkelheit im Parzival Wolframs von Eschenbach, Aachen/Mainz 2012.
Lachin, Giosuè/Zambon, Francesco: Obscuritas. Retorica e poetica dell’oscuro [...], Trento 2004.
Mehtonen, Päivi: Obscure language, unclear literature. Theory and practice from Quintilian to the
Enlightenment, Helsinki 2013.
Monecke, Wolfgang: Studien zur epischen Technik Konrads von Würzburg. Das Erzählprinzip der wildekeit.
Mit einem Geleitwort von Ulrich Pretzel,,Stuttgart 1968.
Moos, Peter von: Was galt im lateinischen Mittelalter als das Literarische an der Literatur? Eine theologischrhetorische Antwort des 12. Jahrhunderts, in: Joachim Heinzle (Hg.): Literarische Interessenbildung im
Mittelalter. DFG-Symposion 1991, Stuttgart/Weimar 1993, S. 431–452.
Müller, Jan-Dirk: schîn und Verwandtes. Zum Problem der Ästhetisierung in Konrads von Würzburg
Trojanerkrieg (Mit einem Nachwort zu Terminologieproblemen der Mediävistik), in: Gerd Dicke / Manfred
Eikelmann / Burkhard Hasebrink (Hgg.): Im Wortfeld des Textes. Worthistorische Beiträge zu den
Bezeichnungen von Rede und Schrift im Mittelalter, Berlin/New York 2006, S. 287–307.
Pfeiffer, Jens: Dunkelheit und Licht. Obscuritas als hermeneutisches Problem und poetische Chance, in:
Literaturwissenschaftliches Jahrbuch 50 (2009), S. 9–42.
Nellmann, Eberhard: Wolfram und Kyot als vindaer wilder maere. Überlegungen zu ‚Tristan’ 4619–88 und
‚Parzival’ 453,1–17, in: ZfdA 117 (1988), S. 31–67.
Quast, Bruno: Das Höfische und das Wilde. Zur Repräsentation kultureller Differenz in Hartmanns Iwein. In:
Beate Kellner u.a. (Hgg.): Literarische Kommunikation und soziale Interaktion. Studien zur Institutionalität
mittelalterlicher Literatur, Frankfurt a.M. 2001, S. 111–128.
Schmid, Elisabeth: Der maere wildenaere oder die Angst des Dichters vor der Vorlage, in: Wolfram-Studien
XVII. Wolfram von Eschenbach – Bilanzen und Perspektiven, Berlin 2002, S. 95-113.
Schmolinsky, Sabine: Wie dunkel ist wilde rede? Allegorische Verfahren beim Wilden Alexander, in: Cyril W.
Edwards / Ernst Hellgardt / Norbert H. Ott (Hgg.): Lied im deutschen Mittelalter. Überlieferung, Typen,
Gebrauch. Chiemsee-Colloquium 1991, Tübingen 1996, S. 147–156.
Schuler-Lang, Larissa: Wildes Erzählen – Erzählen vom Wilden. ›Parzival‹, ›Busant‹ und ›Wolfdietrich D‹,
Berlin 2014.
Schulz, Armin: in dem wilden wald. Außerhöfische Sonderräume, Liminalität und mythisierendes Erzählen in
den Tristan-Dichtungen: Eilhart – Béroul – Gottfried, in: DVjs 77 (2003), S. 515–547.
Schwitter, Raphael: Umbrosa lux. Obscuritas in der lateinischen Epistolographie der Spätantike, Stuttgart 2015.
Spoerhase, Carlos: Die ‚Dunkelheit’ der Dichtung als Herausforderung der Philologie, in: Christian Scholl /
Sandra Richter / Oliver Huck (Hgg.): Konzert und Konkurrenz. Die Künste und ihre Wissenschaften im 19.
Jahrhundert, Göttingen 2010, S. 133–155.
Stackmann, Karl: Redebluomen. Zu einigen Fürstenpreis-Strophen Frauenlobs und zum Problem des geblümten
Stils (11975), in: ders., Mittelalterliche Texte als Aufgabe. Kleine Schriften I, hg. von Jens Haustein, Göttingen
1997, S. 298-317.
Stolz, Michael: ‚Tum’-Studien. Zur dichterischen Gestaltung im Marienpreis Heinrichs von Mügeln,
Tübingen/Basel 1996.
Wohlleben, Doren: Enigmatik – Das Rätsel als hermeneutische Grenzfigur in Mythos, Philosophie und Literatur.
Antike – Frühe Neuzeit – Moderne, Heidelberg 2014.
Worstbrock, Franz Josef: Das Kindheitslied des Wilden Alexander. Zur Poetik allegorischen Dichtens im
Spätmittelalter, in: Dietrich Huschenbett u.a. (Hgg.): Medium aevum deutsch. Beiträge zur deutschen Literatur
des hohen und späten Mittelalters, Fs. Kurt Ruh, Tübingen 1979, S. 447–465.
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