Berufe im Spital Mittwoch, 30. Dezember 2015 bündner woche 32 Wir schenken den Patienten Zeit Im Kantonsspital Graubünden sind 104 freiwillige Helferinnen und Helfer der IDEM (Im Dienste eines Mitmenschen) im Einsatz. Eine Aufgabe, der spezielle Ehre gebührt und die für Patienten einen unbezahlbaren Wert hat – Zeit. ■ Mit Claudia Hatz sprach Michèle Albertin die Menschen im Spital da und schenken ihnen etwas Zeit, um den Alltag mit kleinen Gesten etwas angenehmer zu gestalten. Baumann: Den grössten Teil unserer Tätigkeit verbringen wir in den Bereichen Betreuung und Begleitung. Das heisst, wir begleiten Patienten bei ihren Eintritten auf die Station oder zu ihren Therapien. Wir bleiben bei ihnen, bis sie auf der Station vom RoomService ins Zimmer begleitet werden. Wir bringen ihnen Kaffee oder Getränke auf das Zimmer und verschaffen Zugänge zu den Büchern. Wir betreuen Kinder im Spital und haben neu auch eine Informationsstelle beim Eingang des Spitals eingerichtet, um Patienten oder Besucher wenn nötig zu ihrem Ziel zu begleiten. Ich bin durch ein Inserat auf die Arbeit aufmerksam geworden Wie seid ihr zu den IDEM-Angestellten im Spital gekommen? Baumann: Ich bin 1992 über eine Bekannte dazugestossen. Sie war hier tätig und hat mich für die Arbeit motiviert. Ich konnte dann die Leitung des Kaffeewagens übernehmen und bin seither für die Frauen zuständig, die auf den Abteilungen Kaffee servieren. Hatz: Ich selber bin 1987 durch ein Inserat auf die Freiwilligenarbeit im Spital aufmerksam gemacht worden. 1988 konnte ich die Leitung der neu gegründeten fahrbaren Patientenbibliothek übernehmen. Vreni Baumann (links) und Claudia Hatz sind regelmässig im Dienste für die Patienten. Bild Michèle Albertin Wie ist die Freiwilligenarbeit im Kantonsspital Graubünden entstanden? Claudia Hatz: 1986 wurden auf Initiative des damaligen Spitaldirektors Peter Klingler die «Freiwilligen Helferinnen des Kantonsspitals» ins Leben gerufen und sind damals mit zwei Personen gestartet. Im Folgejahr hat man sich dann mit Inseraten aktiv um Mitglieder bemüht und konnte die Gruppe auf 22 Mitglieder vergrössern. Danach sind dann immer mehr Mitglieder dazugestossen, und es konnten die verschiedenen Gruppen mit ihren Dienstleistungen gegründet werden. Seit 1. Juli 2001 heissen wir IDEM – Im Dienste eines Mitmenschen. Mit welchem Ansatz ist diese Gruppe Helfer damals gestartet? Hatz: Bei der Gründung ging es darum, die Patienten zu besuchen und zu beschäftigen. Damals gab es noch viele Langzeitpatienten, für die man etwas Abwechslung organisierte. Nach der Gründung 1987 gab es bei- spielsweise an drei halben Tagen pro Woche Patientenbesuche, was insgesamt pro Jahr etwa 400 Stunden Freiwilligenarbeit bedeutete. Bereits ein Jahr später weitete man die Einsatztage aus und gründete auch eine Patientenbibliothek. Baumann: 1989 entstand mit dem Patientencafé ein Treffpunkt, an dem sich Patienten einmal wöchentlich mit einer Beschäftigungstherapeutin zu Kaffee und Kuchen trafen. Danach wurden in den kommenden Jahren weitere Gruppen ins Leben gerufen, die Patienten begleiten, betreuen und ihre Dienstleistungen anbieten. Den Alltag mit kleinen Gesten etwas angenehmer gestalten Welche Dienstleistungen erbringen die Freiwilligen Helferinnen und Helfer? Hatz: Die IDEM stehen für: Im Dienste eines Mitmenschen. In diesem Sinne sind wir für Wir führen öfters Diskussionen über den Sinn dieser Arbeit Welche Motivation steht hinter eurer Arbeit? Hatz: Ich suchte eine Tätigkeit, die mich mit Menschen in Kontakt bringt, denen ich einen Dienst erweisen kann. Baumann: Wir hatten das Privileg, dass es uns gut ging und wir nicht darauf angewiesen waren, zu arbeiten. Unsere Männer verdienten genug, und auch sonst hatten wir alles, was wir brauchten, und waren gesund. In dieser Situation war es für mich wichtig, dass ich anderen etwas Gutes tun kann. Ein sehr schöner Gedanke, der in der heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich ist … Bauman: Wir führen öfters Diskussionen über den Sinn dieser Arbeit. Es gibt Leute, die nicht nachvollziehen können, dass man heutzutage noch Arbeit verrichtet, ohne dafür einen Lohn zu bekommen. Bei dieser Arbeit geht es nicht um das Geld, es geht da- Mittwoch, 30. Dezember 2015 rum, dass man sich für Patienten einsetzen und ihnen etwas Gutes tun kann. Und das ist uns wichtig. Hatz: Man trifft bei dieser Arbeit die unterschiedlichsten Leute und die schönen Begegnungen bereichern beide Seiten. Das ist mir wichtig. Wo grenzt ihr euch von den Festangestellten des Spitals ab? Hatz: Wir können den Patienten Zeit schenken, die in dieser Form dem Pflegepersonal nicht zur Verfügung steht Wir müssen nicht auf die Uhr schauen Baumann: Wir müssen nicht auf die Uhr schauen und können uns von den Patienten einfach auch mal etwas erzählen lassen. Unsere Aufgaben müssen aber auch immer wieder angepasst werden, weil sie von den Veränderungen im Spital beeinflusst sind. Die Einführung des Room-Services beispielsweise hat sich auf die Tätigkeit in meiner Kaffeegruppe ausgewirkt. Wir sind ein- Berufe im Spital fach offen für die Bedürfnisse, die es gibt und die nicht durch Angestellte abgedeckt werden können, und versuchen diese abzudecken. Oder wir können sie auf Angebote, die es gibt, hinweisen. Hatz: Es besteht eine klare Abgrenzung zwischen Pflege und Freiwilligendienst, d. h. dass IDEM keine pflegerischen Aufgaben übernehmen darf, jedoch jederzeit, wenn nötig Hilfe anfordern kann. Wie arbeitet ihr mit dem Spital zusammen? Hatz: Die Zusammenarbeit ist sehr gut, und die Wertschätzung ist auf allen Ebenen gross. Mit den Stationen, auf denen wir arbeiten, sind wir in einem sehr guten Austausch. Wir sind im Organigramm des Spitals eingebunden und haben Kontaktpersonen, die für uns und unsere Anliegen zuständig sind und sich dafür einsetzen. Baumann: Die Gruppen sind alle autonom und werden von den Gruppenleitern geführt, die regelmässig mit den zuständigen Personen aus dem Spital zusammensitzen. bündner woche 33 Dadurch können wir die gegenseitigen Anliegen diskutieren. Und was läuft bei den IDEM-Leuten das ganze Jahr über sonst noch? Hatz: Wir nehmen einmal pro Jahr an einem Weiterbildungskurs teil, dessen Thema wir selber vorschlagen dürfen. Alle Neumitglieder werden in einem obligatorischen Einführungstag mit den kommenden Aufgaben und der Kultur des Spitals vertraut gemacht. Es ist sehr wichtig, dass die Freiwilligen von Anfang an gut geschult in Erscheinung treten. Im nächsten Jahr feiern wir ein Jubiläum Baumann: Wir sind zu einem jährlichen gediegenen Abendessen eingeladen, und das Spital organisiert für uns einmal im Jahr einen Ausflug. Bei solchen Anlässen merken wir immer, dass die Crew uns wohlgesinnt ist. Im nächsten Jahr feiern wir zudem unser 30-Jahr-Jubiläum, da sind auch noch spezielle Feierlichkeiten geplant. IM DIENSTE DER MITMENSCHEN Mit Kaffee und Getränken sind die Freiwilligen täglich auf der Station. Ein kleines Lächeln zum Kaffee bringt etwas Freude in den Spitalalltag. Die Freiwilligen der Gruppe Betreuung nehmen sich viel Zeit für Gespräche. Bilder Susi Haas IMPRESSUM HERAUSGEBERIN: Somedia Publishing AG, Verleger: Hanspeter Lebrument, CEO: Andrea Masüger LEITER WOCHENZEITUNGEN: Jürgen Pfister REDAKTION BÜWO: LadinaSteinmann (Stv. 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