Dumpingpreise treiben Milchbauern auf die Straße

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Inhalt
Milch................................................................................................................................................................... 1
Dumpingpreise treiben Milchbauern auf die Straße ......................................................................................... 1
"Schwere Milchkrise" ..................................................................................................................................... 1
Nach Internetaufruf: Milchbauern demonstrierten vor ALDI-Filiale ............................................................. 3
Video: Ankunft der Schlepper Download ....................................................................................................... 4
Ostfriesische Milchbauern demonstrieren mit 80 Treckern vor ALDI-Filiale ................................................ 4
Minister will deutsche Milch in den Iran verkaufen .......................................................................................... 5
Ende der Quote: Billige Milch ist gut für die Verbraucher, die Bauern bringt der niedrige Preis in Not. Der
Agrarminister will jetzt den Export ankurbeln – und er mahnt den Handel zu Fairness. ................................ 5
„Zynisches Ablenkungsmanöver“ ................................................................................................................... 6
Milch in den Iran? Grüne kritisieren Exportpläne ............................................................................................ 6
Ostendorff fordert Milchgipfel ........................................................................................................................ 7
Preis auf 28 Cent abgerutscht .......................................................................................................................... 7
Milchbauer Johannes Ulrich in Not: "Warum muss die Milch so billig sein?" .............................................. 7
"Man wird an den Pranger gestellt" ................................................................................................................ 7
30 Cent sind zu wenig ........................................................................................................................................... 8
Milchpreis weiter auf Talfahrt – Politik soll endlich eingreifen ..................................................................... 8
Backhaus: Milchvieh- und Schweinehaltungen bekommen Unterstützung ..................................................... 9
Börsenbericht Kempten / ZMB .......................................................................................................................... 10
GlobalDairyTrade Auktion: Preise stürzen erneut ab ..................................................................................... 10
Dramatischer Preisverfall am Weltmilchmarkt ............................................................................................... 11
Butter wird noch billiger .................................................................................................................................... 11
Wegen der günstigen Milch-Preise ............................................................................................................... 11
Preisrunde Aldi senkt den Butterpreis weiter .................................................................................................. 11
Appell von Minister Schmidt verhallt ........................................................................................................... 11
Neuseeland: Milcherzeuger hoffen auf Exportabkommen .............................................................................. 12
Verhandlungen über Transpazifische Partnerschaft gestalten sich schwierig ............................................... 12
Fonterra reduzierte Verkaufsvolumina .......................................................................................................... 12
Nachfrage aus China weiter schwach ............................................................................................................ 12
Milch
Norddeutscher Rundfunk (NDR), 05.08.15:
http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/oldenburg_ostfriesland/Dumpingpreise-treiben-Milchbauern-aufdie-Strasse,milch222.html Stand: 05.08.2015 10:52 Uhr - Lesezeit: ca.1 Min.
Dumpingpreise treiben Milchbauern auf die Straße
von Lena Petersen
Die Milchpreise sind im Keller. Was den Handel freut, ist für Milchbauern ein riesiges Problem. Mit einem
Literpreis von unter 30 Cent können auch die Landwirte in Ostfriesland nicht mehr kostendeckend arbeiten. In
Hesel im Landkreis Leer haben sich deshalb am Dienstag rund 150 Milchbauern zu einer Protestaktion getroffen.
65 Trecker aus ganz Ostfriesland sind angerückt, um vor dem Aldi-Zentrallager in Hesel zu protestieren.
"Schwere Milchkrise"
"Politik, Molkereien, Aldi und Co. verramschen unsere Milch", ist auf einem großen Banner zu lesen. "Der
Milchpreis befindet sich im freien Fall, Aldi senkt trotzdem seine Preise, und unsere Wut kocht hoch", sagt
Andrea Sveers vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter. "Wir befinden uns inmitten einer schweren
Milchkrise", sagt Ottmar Ilchmann, Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft.
"Momentan bekommen die Milchbauern rund 27 Cent pro Liter. Um keine Verluste mehr zu machen, brauchen
wir fast das Doppelte", sagt Ilchmann. Mit dem Protest würden sich die ostfriesischen Landwirte auch mit ihren
Kollegen in Portugal oder Frankreich solidarisieren, die seit Tagen gegen die niedrigen Preise auf die Straße
gehen. Die Landwirte fordern ein Krisenmanagement vom Bundeslandwirtschaftsministerium.
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Topagrar.com, 05.08.15: http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Internetaufruf-Milchbauerndemonstrierten-vor-ALDI-Filiale-2254287.html
Nach Internetaufruf: Milchbauern demonstrierten vor ALDIFiliale
05.08.2015 Alfons Deter
Etwa 150 ostfriesische Milchbauern haben am Dienstagabend mit etwa 80 Schleppern vor der ALDI-Filiale in
Hesel gegen die Rolle von Discountern, Molkereikonzernen und Politik beim ruinösen Verfall der Milchpreise
demonstriert und dabei teilweise die Anlieferung von Ware behindert. Grund war die erneute Preissenkung bei
Butter.
Auch einige Schweinehalter, deren Erzeugerpreise ebenfalls unter der von Ernährungskonzernen verfolgten
Überproduktionsstrategie für den Weltmarkt litten, sollen dabei gewesen sein, teilt die AbL mit. Unterstützt
wurden sie von Lohnunternehmen und Tierärzten, die durch die dramatische Notlage der Bauern und den so
verursachten Ausfall von Rechnungs-Forderungen mitbetroffen sind.
BDM-Sprecherin Karin Mansholt forderte Berufskollegen in anderen Regionen auf, jetzt durch ähnliche
Aktionen auf ihre Notlage aufmerksam zu machen und von der Politik die rasche Umsetzung von
mengenbegrenzenden Marktkrisen-Instrumenten zu verlangen.
Der AbL-Landesvorsitzende Ottmar Ilchmann prangerte in Hesel alle Verantwortlichen für die dramatische
Milcherzeuger-Krise gleichermaßen an: Bundesagrarminister Schmidt sei als Vertreter der Bundesregierung
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bisher nur durch hilflos-beschönigende Untätigkeit undagrarindustrie-orientierte Strategievorschläge aufgefallen.
Die Exportmolkereien mit ihrer perspektivlosen Überschuss- und Weltmarktorientierungen reichten die durch sie
mitverursachten Mindererlöse einfach an die von ihnen abhängigen Milcherzeuger weiter.
Auch der Bauernverband erhielt eine Schelte von den Rednern, da er ihrer Meinung nach mit den
Großmolkereien "verfilzt" sei und wirksamere Proteste blockiere. Vorbild sollten die Aktionen englischer und
französischer Bauern sein.
Video: Ankunft der Schlepper Download
AbL Landesverband Niedersachsen, PM, 04.08.2015:
Ostfriesische Milchbauern demonstrieren mit 80 Treckern
vor ALDI-Filiale
Etwa 150 ostfriesische Milchbauern haben am Abend des 4. August mit 80 Treckern vor der ALDI-Filiale in
Hesel gegen die Rolle von Discountern, Molkereikonzernen und Politik beim ruinösen Verfall der Milchpreise
demonstriert und dabei teilweise die Anlieferung von Ware behindert .Wie der Landesverband
Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) mitteilt, war aktueller Anlass
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dieser hauptsächlich vom Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM) kurzfristig organisierten Aktion die
erneute Senkung der Butterpreise durch ALDI. Auch einige Vertreter der Schweinehalter, deren Erzeugerpreise
ebenfalls unter der von Ernährungskonzernen verfolgten Überproduktionsstrategie für den Weltmarkt litten,
hätten sich dem Milchbauern-Protest angeschlossen. Dabei waren auch Vertreter von Lohnunternehmen und
Tierärzten, die durch die dramatische Notlage der Bauern und den so verursachten Ausfall von RechnungsForderungen mitbetroffen sind.
BDM-Sprecherin Karin Mansholt forderte Berufskollegen in anderen Regionen auf, jetzt durch ähnliche
Aktionen auf ihre Notlage aufmerksam zu machen und von der Politik die rasche Umsetzung von
mengenbegrenzenden Marktkrisen-Instrumenten zu verlangen. Diese Aktionen dienten auch der Vorbereitung
der bundesweiten BDM-Sternfahrt, bei der sich Bauern ab dem 24.8. auf den Weg nach München machen
würden, um am 1.9. bei einer Kundgebung auch von der CSU mengenbegrenzende und damit
erzeugerpreiswirksamen Maßnahmen einzufordern. Am 7.9. folge dann eine Großaktion des europäischen
Milchbauern-Zusammenschlusses (EMB) in Brüssel anlässlich der EU-Agrarministerkonferenz – zu dieser
Aktion würden auch Verbände wie die AbL und die internationale Bauernorganisation „Via Campesina“
aufrufen.
Der AbL-Landesvorsitzende Ottmar Ilchmann prangerte in Hesel alle Verantwortlichen für die dramatische
Milcherzeuger-Krise gleichermaßen an: Bundesagrarminister Schmidt sei als Vertreter der Bundesregierung
bisher nur durch hilflos-beschönigende Untätigkeit und agrarindustrie-orientierte Strategievorschläge
aufgefallen. Die Exportmolkereien mit ihrer perspektivlosen Überschuss- und Weltmarktorientierungen reichten
die durch sie mitverursachten Mindererlöse einfach an die von ihnen abhängigen Milcherzeuger weiter. Die
Bauernverbandsspitze, die eng mit den Großmolkereien verfilzt sei, verhindere und blockiere bislang noch
wirksame Proteste und bauernorientierte Maßnahmen. Der Lebensmittelhandel nutze die von den Molkereien
gepushten Überschüsse für ihre Billig- und Dumping-Angebote aus. Die bisherigen Aktionen der Berufskollegen
in Frankreich, Spanien und Portugal und erste Demonstrationen deutscher Milchbauern vor den Großmolkereien
müssten jetzt als Weckruf und Impuls für viele weitere Bauernaktionen dienen.
Die Welt am Sonntag / Welt.de, 02.08.2015: http://www.welt.de/politik/deutschland/article144711819/Ministerwill-deutsche-Milch-in-den-Iran-verkaufen.html Politik 11:54
Christian Schmidt
Minister will deutsche Milch in den Iran verkaufen
Ende der Quote: Billige Milch ist gut für die Verbraucher, die Bauern
bringt der niedrige Preis in Not. Der Agrarminister will jetzt den Export
ankurbeln – und er mahnt den Handel zu Fairness.
Von Claudia Ehrenstein Politikredakteurin
Angesichts von Milchseen und Butterbergen hatte Brüssel 1984 drastische Maßnahmen gegen die
Überproduktion ergriffen und die sogenannte Milchquote eingeführt. Fortan durften die europäischen
Milchbauern nur noch eine von der EU festgelegte Menge Milch produzieren, andernfalls drohten erhebliche
Strafzahlungen. Dadurch sollten die Preise stabil gehalten und die Einkommen der Milchbauern gesichert
werden. Erreicht hat die Quotenregelung diese Ziele nicht.
Auch den Strukturwandel konnte sie nicht aufhalten. Vier von fünf Milcherzeugern haben in den vergangenen 30
Jahren aufgegeben. Zum 1. April 2015 wurde die Milchquote daher abgeschafft. Die europäischen Milchbauen
müssen sich nun dem internationalen Wettbewerb stellen. Und ausgerechnet jetzt sinkt die Nachfrage nach Milch
und Milchprodukten. Der Preis für einen Liter Milch ist schon unter 30 Cent gerutscht – für viele Bauern zu
wenig, um die Kosten zu decken.
Die Welt: Herr Schmidt, welche Folgen hat der Wegfall der Milchquote für die Milchbauern in Deutschland?
Christian Schmidt: Jeder Milcherzeuger hat jetzt die Freiheit, aber auch die Verantwortung zu entscheiden, wie
viel Milch er erzeugt. Ziel sollte es im Interesse der Milchwirtschaft sein, nur so viel Milch zu produzieren, wie
abgesetzt werden kann. Mittel- und langfristig sehe ich die Zukunft der Milchbauern optimistisch. Die EUKommission geht sogar davon aus, dass der durchschnittliche Milchpreis künftig 35 Cent pro Liter betragen
wird. Das wäre deutlich mehr als gegenwärtig gezahlt wird. Über die kurzfristigen Folgen lässt sich derzeit noch
nichts Verbindliches sagen. Dafür ist die Zeit seit dem Auslaufen der Milchquote am 1. April zu kurz.
Die Welt: Woran liegt es dann, dass der Milchpreis so gefallen ist?
Schmidt: Angebot und Nachfrage auf dem Milchmarkt sind nicht im Gleichgewicht. Der Export nach China ist
schwächer geworden. Hinzu kommen die Russland-Sanktionen. Und im letzten Wirtschaftsjahr haben die
deutschen Milchbauern die Milchproduktion um 3,7 Prozent gesteigert. Es ist also viel Milch auf dem Markt.
Das drückt auf die Preise.
Die Welt: Die deutschen Milchbauern fordern in ihrer schwierigen Lage jetzt Unterstützung von der Politik,
zum Beispiel beim Aufbau neuer Exportmärkte. Was werden Sie tun?
Schmidt: Der Export ist für die deutsche Milchindustrie wichtig. Wir unterstützen diese Exportaktivitäten. Aber
die Unterstützung kann nicht darin bestehen, dass wir wieder Exporterstattungen gewähren. Verbilligte
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europäische Exportprodukte gefährden lokale Märkte, zum Beispiel in Entwicklungsländern. Da mache ich nicht
mit. Diese Haltung teile ich mit Entwicklungsminister Gerd Müller.
Die Welt: Wie wollen Sie den Milchbauern stattdessen helfen?
Schmidt: Der Nahe Osten ist ein möglicher neuer Exportmarkt. Ich werde die Lage im Iran genau beobachten.
Und natürlich bleibt China auf lange Sicht wichtig. Die Nachfrage nach Milchpulver ist dort sehr groß. Da
können wir den Absatz noch verbessern.
Die Welt: Ist die starke Exportorientierung der Milchindustrie grundsätzlich der richtige Weg?
Schmidt: Bei der letzten großen Milchkrise im Jahr 2008 war die Nachfrage dramatisch eingebrochen. Das ist
jetzt anders. Die Nachfrage ist stabil, aber es ist einfach mehr Milch auf dem Markt. Die Herausforderung liegt
darin, die zu viel produzierte Milch abzusetzen. In Europa kann die Nachfrage kaum noch gesteigert werden.
Bleibt also der Export. Und angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung sehe ich da gute Chancen.
Die Welt: Naturschutzverbände fordern, mit mehr Wertschöpfung statt mehr Wachstum auf die Milchpreiskrise
zu reagieren. Wäre das die Lösung?
Schmidt: Das ist eine praktikable Idee, wenn die Zahlungsbereitschaft der Verbraucher dafür auch gegeben ist.
Eine gesteigerte Wertschöpfung im Binnenmarkt dürfte aber wegen der Sättigung des Binnenmarktes wohl kaum
die jetzigen Exporterlöse kompensieren. Also Idee gut, aber keine Lösung für alle Probleme.
Die Welt: Sie könnten die regionale Vermarktung von Milch fördern.
Schmidt: Die Vermarktung regionaler Produkte wie Milch, Joghurt oder Käse steht noch am Anfang. Das ist
jetzt eine Frage der Organisation, der Bewerbung und eines guten Labels, auf das sich die Verbraucher verlassen
können. Da gibt es ja schon erfolgreiche Beispiele wie Weidemilch, Bergbauernmilch oder Heumilch, für die
höhere Preise erzielt werden, die auch bei den Milchbauern ankommen. Auch ökologisch erzeugte Milch zeigt
derzeit eine erstaunliche Preisstabilität auf hohem Niveau.
Die Welt: Welchen Anteil hat der Lebensmitteleinzelhandel an den niedrigen Milchpreisen?
Schmidt: Der Preiswettbewerb ist ein Wettbewerb zwischen den vier großen Handelskonzernen. Dieser
Wettbewerb wird auf Kosten der Milchindustrie und der Milchbauern ausgetragen. Die Erzeuger sollten sich zu
größeren Anbietergemeinschaften zusammenschließen, um eine bessere Verhandlungsposition gegenüber den
Molkereien zu haben. Die Molkereien müssten dann mit dem Lebensmitteleinzelhandel entsprechend höhere
Preise vereinbaren.
Ich appelliere dringend an den Lebensmitteleinzelhandel, vernünftige Preise zu machen, damit die Milchbauern
ihre Produktionskosten auch decken können und von ihrer Arbeit leben können. Die Erfahrungen zeigen, dass
ein zehn Cent höherer Preis am Kaufverhalten der Verbraucher faktisch nichts ändert.
Die Welt: Das ändert aber noch nichts an der großen Milchmenge, die den Gesetzen des Marktes folgend auf die
Preise drückt.
Schmidt: Wir haben uns ausdrücklich dafür entschieden, dass die Wirtschaft und nicht mehr der Staat als
Mengensteuerer auftritt, um die Preise zu stabilisieren. Das hat mit der Milchquote 30 Jahre nicht funktioniert.
Molkereien und Milcherzeuger haben ausreichende Gestaltungsmöglichkeiten, um die Bedingungen für die
Rohmilchlieferung marktgerecht zu gestalten. Das ist rechtlich ohne staatliches Zutun möglich und könnte einen
Rückgang der Produktion anreizen. Aber mit Blick auf den Export will natürlich keine Molkerei freiwillig
Marktanteile aufgeben.
Die Welt: Welche Konsequenzen sollte die Landwirtschaft aus der aktuellen Milchpreiskrise ziehen?
Schmidt: Zum einen sind bei künftigen Investitionen, etwa in Stallbauten, realistische Annahmen über die
Entwicklung der Erzeugerpreise zugrundezulegen. Zum anderen bekommt betriebliches Risikomanagement
aufgrund der größeren Preisschwankungen eine größere Bedeutung. Hierzu zählt auch die Preisabsicherung an
Warenterminmärkten. Die gesamte Milchwirtschaft muss Absatzmöglichkeiten, Qualität und Wertschöpfung
stärker im Auge haben und auf Exportmärkten verstärkt präsent sein. Die Flächenverfügbarkeit entscheidet
künftig stärker über die Chancen für weiteres Wachstum der Tierbestände und der Tierproduktion.
© WeltN24 GmbH 2015. Alle Rechte vorbehalten
Neue Osnabrücker Zeitung, online 05.08.15: http://www.noz.de/deutschland-welt/politik/artikel/602984/milchin-den-iran-grune-kritisieren-exportplane 05.08.2015, 04:34 Uhr
„Zynisches Ablenkungsmanöver“
Milch in den Iran? Grüne kritisieren Exportpläne
Osnabrück. Angesichts der Milchpreiskrise in Europa will Agrarminister Christian Schmidt (CSU) den Nahen
Osten und auch den Iran als Exportmarkt in den Blick nehmen. Für die Grünen im Bundestag ist das ein
„zynisches Ablenkungsmanöver“.
Die Grünen kritisieren die Äußerungen von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) zum
möglichen Milchexport in den Iran scharf. „Solche Verweise auf angebliche Zukunftsmärkte sind nichts als
zynische Ablenkungsmanöver. Sie helfen keinem einzigen Milchviehbetrieb“, sagte der agrarpolitische Sprecher
der Grünen Friedrich Ostendorff unserer Redaktion. „Es ist absurd, jetzt auf den Iran mit seinen Ajatollahs zu
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hoffen, dass sie den Milchbetrieben die Zukunft sichern“, so Ostendorff weiter. (Weiterlesen: Mehr Export soll
deutschen Milchbauern helfen)
Ostendorff fordert Milchgipfel
Er fordert Agrarminister Schmidt auf, einen Milchgipfel einzuberufen. „Notwendig ist aktives Handeln der
Bundesregierung, um die überlaufende Milchmenge am Markt zu drosseln.“ Mit Exportversprechen in den Iran
mache sich der Minister „persönlich unglaubwürdig“, sagte Ostendorff.
Preis auf 28 Cent abgerutscht
In einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ hatte CSU-Politiker Schmidt angesichts der Milchmarktkrise in
Europa den Nahen Osten als neuen Exportmarkt ins Spiel gebracht. Dabei werde er auch die Lage im Iran genau
beobachten. Laut Deutschem Bauernverband sind die Erzeugerpreise für Milch von 40 Cent je Liter im Januar
2014 auf unter 28 Cent im Juli 2015 abgestürzt. Viele Betriebe seien in der Existenz bedroht, heißt es. Als
ursächlich gilt laut Verband das Russland-Embargo europäischer Agrarprodukte. Dadurch balle sich mehr Milch
auf dem EU-Markt. Neben den Grünen bewertet auch der Bund deutscher Milchviehhalter (BDM) die
Exportpläne der Bundesregierung kritisch. „Wir sind für Export, aber nicht zu Schleuderpreisen“, sagte ein
BDM-Sprecher. Dies sei die Strategie der Bundesregierung in den vergangenen Jahren gewesen, sei aber nicht
aufgegangen.
Ein Artikel von Dirk Fisser
RTL.de, 04.08.2015: http://www.rtl.de/cms/milchbauer-johannes-ulrich-in-not-warum-muss-die-milch-so-billigsein-2402356.html 04.08.15 15:08
Milchbauer Johannes Ulrich in Not: "Warum muss die Milch
so billig sein?"
Von Johanna Grewer
Seit Wochen demonstrieren französische Bauern gegen sinkende Preise für landwirtschaftliche Produkte. Weil
die Landwirte kaum noch von dem, was sie produzieren leben können, haben sie medienwirksam brennende
Barrikaden auf Hauptverkehrsstraßen errichtet oder Grenzübergänge nach Deutschland blockiert. Doch auch die
Situation vieler deutscher Landwirte ist schwierig.
Johannes Ulrich ist Milchbauer aus Leidenschaft. Schon als Kind hat der 47-Jährige auf dem Bauernhof seiner
Eltern in Gessertshausen im Allgäu mitgearbeitet. Vor vier Jahren hat sein Vater ihm den Betrieb überschrieben.
Seitdem kümmert sich Ulrich zusammen mit seiner Frau Susanne um die Tiere. 40 Milchkühe stehen bei Ulrichs
im Stall, hinzukommen einige Tiere für die Nachzucht und die Kälber. Die Milch ist die Lebensgrundlage der
fünfköpfigen Familie.
Der Stall des Familienbetriebs ist Jahrzehnte alt – "ein klassischer Anbindestall, wie er in den 50er bis 70er
Jahren eben gebaut wurde", erklärt Ulrich. Links stehen die Milchkühe, sodass sie der Reihe nach gemolken
werden können, rechts ist das Jungvieh untergebracht. Der Bauer weiß, dass das eigentlich nicht tiergerecht ist,
"aber wir haben den Betrieb erst vor ein paar Jahren übernommen und sind seitdem dabei zu richten und
erneuern". Ein neuer Stall ist bereits in Planung, denn Ulrich liebt seine Tiere und will nicht, dass sie Tag für
Tag an einer Stelle festgebunden stehen müssen.
Vor allem Susanne Ulrich leidet sehr darunter, wie die Tiere gehalten werden müssen. Auch körperlich: "Ihr
wird morgens um 05:30 Uhr schon der vollgekotete Schweif ins Gesicht geschlagen. Zudem hat sie ständig blaue
Flecken an den Beinen und Armen, weil sie wieder mal von einer Kuh getreten wurde", berichtet der Ehemann.
"Meine Frau weint oft deswegen."
Der Allgäuer Bauer würde seinen Tieren gerne mehr Platz bieten. Allerdings kostet der komfortable, tiergerechte
Stall mit Tiefstrohbuchten rund 1,12 Millionen Euro. Zuviel für den kleinen Betrieb. Denn am Ende des Monats
sind kaum die anfallenden Kosten der Familie gedeckt. Schuld daran ist laut Ulrich vor allem der Milchpreis in
Deutschland. "Wir bräuchten einen fairen, beständigen Milchpreis, damit wir wieder menschenwürdig und
tiergerecht arbeiten können."
"Man wird an den Pranger gestellt"
Im Moment bekommt Ulrich für einen Liter Milch gerade einmal 0,28 Euro oder noch weniger. "Warum, in
Gottes Namen, muss die Milch so billig sein? Ist die Gesundheit der Tiere, das Bestehen und die Arbeit der
regionalen Bauern denn gar nichts mehr wert?", fragt Ulrich. Um gut davon leben zu können, müsste der
Milchbauer mindestens 0,50 Euro pro Liter verlangen. Für den Verbraucher würde die Packung Milch dann etwa
1,20 Euro kosten. Kaum jemand ist aber bereit diesen Preis im Supermarkt zu zahlen.
Milchbauer Ulrich spürt den Druck von allen Seiten. "Da uns allen unsere Kühe sehr am Herzen liegen, möchten
wir gerne alles tun, um ihnen das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten", erklärt er. Aber der Milchpreis
würde von den Verbrauchern und den großen Discountern wie Aldi und Lidl "in den Keller gestampft".
"Was ist das für eine Motivation, 16 Stunden am Tag und das sieben Tage die Woche arbeiten zu müssen, und
das für buchstäblich nichts?", fragt sich der Familienvater. Von dem Geld, das der Hof abwirft, müssen er und
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seine Frau drei kleine Kinder und die Eltern versorgen. Das ist kaum möglich. Zusätzlich fühlt sich die Familie
von Tierschützern, und besorgten Verbrauchern unter Druck gesetzt. "Man wird an den Pranger gestellt", sagt
Ulrich. "Aber im Endeffekt treiben uns die Verbraucher dazu, die Tiere so zu halten, weil sie für Lebensmittel
wie Milch, Milchprodukte, Fleisch und Käse nichts ausgeben wollen."
Auch Hans Foldenauer, Pressesprecher vom 'Bund Deutscher Milchviehhalter e.V.' meint, dass vor allem "zu
niedrige Erzeugerpreise" und "ausufernde Bürokratie" den Landwirten in Deutschland das Leben schwer
machen. "Die Erzeugerpreise richten sich in keiner Weise nach den herrschenden Produktionskosten, sie werden
uns sozusagen diktiert", erklärt er. Auch eine Sprecherin des Bundesministeriums für Ernährung und
Landwirtschaft (BMEL) sagt: "Infolge der teilweise unbefriedigenden Preissituation sind auch in Deutschland
die Einkommen vor allem der Milcherzeuger unter Druck."
Das Ministerium ist sich des Problems durchaus bewusst. "Eine Preisspirale nach unten hilft niemandem,
natürlich nicht den Erzeugern, aber auch nicht den Konsumenten", gibt die BMEL-Sprecherin zu bedenken. Um
Landwirte zu unterstützen setzt man von staatlicher Seite vor allem auf jährliche Direktzahlungen, die das
Einkommen der Bauern stabilisieren sollen. "Ein Milcherzeugerbetrieb mit einer durchschnittlichen
Flächenausstattung von etwa 83 Hektar erhält jährlich Direktzahlungen in Höhe von ca. 24.000 Euro", erklärt die
Sprecherin. Außerdem sei es sinnvoll den Export zu verstärken, um die derzeitigen Marktprobleme zu
beseitigen.
Johannes Ulrich und seiner Familie hilft das wenig. "Wenn die Lage so schlecht bleibt, weiß ich nicht ob wir
überhaupt eine Zukunft haben, oder ob wir nicht alle 40 Kühe und Kälber zum Schlachten fahren müssen, um
uns beruflich anders zu orientieren", sagt der Mann, der sein ganzes Leben auf dem Bauernhof gearbeitet hat.
"Den Franzosen können wir nur gratulieren. Die machen es genau richtig. Sie setzen ein Zeichen, dass es so
nicht weitergehen kann." Ulrich hofft, "dass die deutschen Bauern auch endlich reagieren und mitmachen".
"Erste Proteste gibt es schon, weitere werden sicherlich folgen", meint auch Foldenauer vom 'Bund Deutscher
Milchviehhalter'. Allerdings würde man sich mit so drastischen Aktionen wie in Frankreich eher schwer tun.
Doch auch wenn in nächster Zeit keine Grenzblockaden von deutschen Milchbauern zu erwarten sind, wächst
der Ärger. "Angesichts der im Grunde nicht mehr hinzunehmenden Haltung des Bundesministers – warten,
vertrösten, hoffen – schwillt den Milchviehhaltern der Kamm deutlich an", warnt Foldenauer.
Trotz all der Mühe und der Geldsorgen sagt Ulrich: "Ich mache meinen Job sehr gerne. Ich mag besonders den
Umgang mit den Tieren im Einklang mit der Natur. Es ist schön, immer die Familie und vor allem die Kinder
um sich zu haben und aufwachsen zu sehen." Ihm ist zu wünschen, dass er dieses Leben weiterhin so führen
kann.
Kreisbote.de, Sonthofen / Allgäu, 03.08.15: http://www.kreisbote.de/lokales/sonthofen/milchpreis-allgaeuerbauern-fordern-eingreifen-politik-5314787.html
30 Cent sind zu wenig
Milchpreis weiter auf Talfahrt – Politik soll endlich eingreifen
Oberstaufen – Der Milchpreis ist auf Talfahrt. Schon vor dem Aus für die Deckelung der Milchproduktion am 1.
April gaben die Erzeugerpreise nach. Seit drei Monaten müssen die Milchvieh- halter einem anhaltenden und
rapiden Preisverfall zusehen. Für die Milchviehbetriebe gerade im Allgäu wird es allmählich eng: kaum noch
eine Molkerei zahlt mehr als 30 Cent pro Kilogramm Milch aus.
Die laufenden Kosten für die Milchviehhalter dagegen steigen; viele Betriebe haben investiert und sind auf jeden
Euro der monatlichen Auszahlung angewiesen. Die Zeiten, als der Liter Milch fast 40 Cent brachte, sind vorbei.
Bei einer Diskussionsrunde zum „Drama auf dem Milchmarkt“ machten Landwirte aus dem Oberallgäu deutlich,
dass es um die Existenz vieler Betriebe geht und forderten ein Eingreifen der Politik.
Der Milchpreis fällt - was tun? Zum Gespräch mit Landwirten hatte der Allgäuer Landtagsabgeordnete Dr.
Leopold Herz (Freie Wähler) aus Wertach – und aktiver Landwirt - eingeladen. Die Diskussion mit einigen
Bauern aus Oberstaufen zeigte, dass die „Freiheit“ nach dem Ende der Produktionsdeckelung durch die
sogenannte Milchquote nicht für alle Milcherzeuger gleichermaßen gilt. „Kein Thema fürs Sommerloch“,
brachte der Landtagsabgeordnete die Ausmaße der neuerlichen Milchkrise auf den Punkt. Als klassische
Milchviehregion treffe der aktuelle Preisverfall das Allgäu besonders hart. Respekt zollen die Bauern aus dem
Raum Oberstaufen ihren französischen Berufskollegen: die würden wenigsten demonstrieren und da und dort
Grenzübergänge blockieren, um die Einfuhr billiger Agrarimporte zu stoppen. „Aber ob das was bringt...?“
fragen sich die Oberallgäuer Landwirte.
Peter Bertsch auf dessen Hof in Hinterreute bei Oberstaufen sich die Milchpreisrunde mit Leopold Herz
getroffen hatte, ist Landwirt mit Leidenschaft. „Ich bin gerne Bauer. Aber auf Dauer wird es schwierig bei dem
niedrigen Milchpreis...“ Mit seinen 20 Milchkühen und dem Jungvieh komme er schon über die Runden. Doch
der Milcherlös allein könne bei dem gegenwärtigen Niveau die laufenden Kosten nicht decken. Bertsch ist
engagierter Braunviehzüchter und beschickt die Zuchtviehauktion in Kempten. „Da ist schon was verdient.“ Der
berufstätige Sohn helfe auf dem Familienbetrieb mit. Ob er aber den Hof auf lange Sicht als Milcherzeuger
weiterführe, sei offen.
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Die „neue Freiheit“, die seit dem Quotenende Anfang April für den Milchmarkt gelte, so erläutert Leopold Herz
entpuppe sich als zweischneidiges Schwert. Betriebe , die jetzt ohne Begrenzung Milch produzieren können,
versuchen, die niedrigen Erlöse durch Mengensteigerung auszugleichen. Mit der Folge: es ist mehr Milch auf
dem Markt denn je. Und das zu einem Zeitpunkt, wo der Rohmilchexport nach Russland ebenso eingeknickt sei
wie der Milchpulverabsatz in China. „Jetzt ist die Politik gefragt!“ sagt Herz. Nur noch sechs Molkereien in
Bayern zahlten über 30 Cent pro Kilogramm Milch. Der Richtwert, der „Kieler Rohstoffwert“ als nationale
Richtschnur weise in seiner jüngsten Berechnung sogar nur noch 24,5 Cent pro Kilo aus.
„Auf Dauer sind weniger als 30 Cent nicht akzeptabel“, unterstreicht Herz. Milcherzeugung müsse
kostendeckend sein; diverse Ausgleichszahlungen seien keine Lösung. Herz verweist auf mehrere Anträge seiner
Landtagsfraktion, die allesamt auf ein Gegensteuern bei der Talfahrt des Milchpreises abzielten und Soforthilfen
für Milcherzeuger forderten. Noch vor wenigen Wochen habe der Bundeslandwirtschaftsminister gemeint, er
„verstehe die ganze Aufregung nicht“. Herz kan da nur den Kopf schütteln.
„Die Marktmacht haben längst die Discounter“, stellen die Landwirte fest, die sich mit Leopold Herz zum
Gespräch vor Ort getroffen hatten. „Der Handel macht Druck“, so Michael Lingenhel und beklagt die
Schnäppchenmentalität der Verbraucher. Lebensmittel seien nirgendwo so billig wie in Deutschland. Im
Zweifelsfall griffen die Verbraucher vor dem Regal fast immer zum Billigprodukt. Der wertvolle Rohstoff Milch
habe offenbar keinen Wert für den Verbraucher.
Protestaktionen? Das bringe wohl nicht viel, schätzen die Landwirte den Erfolg ein. Der Handel würde das leicht
aussitzen, da nahezu alle Molkereiprodukte bis zu drei Monate haltbar und lagerfähig seien. „Da jucken ein paar
Tage mit Milchstreik nicht“, findet Georg Wagner, Ortsobmann des Bauernverbandes in Oberstaufen. Wagner
befürchtet eine weitere Runde im Höfesterben. „Der Generationenwechsel in den nächsten Jahren räumt auf.“
Hofnachfolger setzten auf einen stabilen Milchpreis von 40 Cent, sonst würden sie das Handtuch werfen und den
Stall dichtmachen. Viele hätten zudem in den vergangenen Jahren investiert in Stallbauten und Maschinen. Da
werde der Kapitaldienst schnell zum Problem. Mit der Konkurrenz in Neuseeland könne das Allgäu angesichts
hoher Produktionskosten nicht mithalten, stellt die Runde einhellig fest.
Michael Lingenhel sieht auch im weiteren Wachstum für die verbleibenden Landwirte keine Lösung. Selbst „die
Großen“ spürten den Druck des niedrigen Erlöses bei der Milcherzeugung. Sein Kollege Georg Wagner fordert
eine Deckelung jedweder Agrarförderung bei 200 Milchkühen als Obergrenze.
Auswege aus der Krise erkennt der Landtagsabgeordnete Herz in einer besseren Bündelung der Milcherzeuger.
„Sie sind die Schwächsten in der Reihe.“ Die Kartellbehörde müsse entschlossen und mit politischer
Rückendeckung gegen Dumpingpreise der Discounter vorgehen. Schließlich gelte es, neue Absatzmärkte zu
erschließen.
Josef Gutsmiedl
LU Mecklenburg-Vorpommern, PM, 04.08.15: http://www.regierungmv.de/cms2/Regierungsportal_prod/Regierungsportal/de/lm/_Service/Presse/Aktuelle_Pressemitteilungen/index.
jsp?&pid=103552
Backhaus: Milchvieh- und Schweinehaltungen bekommen
Unterstützung
Nr. 247/15-04.08.2015-LU-Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz
Aufgrund der aktuell schwierigen Marktlage bei Milch und Schweinefleisch stellt Landwirtschaftsminister Dr.
Till Backhaus betriebsindividuelle Unterstützung in Aussicht.
„Mit dem Auslauf der Milchquote, dem Einfuhrverbot von Agrarprodukten nach Russland und dem kriselnden
Markt in China sind Veredelungsbetriebe enorm unter Druck geraten. Wir als Landesregierung werden diese
Betriebe so gut es geht unterstützen, um durch diese schwierige Phase hindurch zu kommen“, erklärte der
Minister.
Im ersten Halbjahr 2015 lag der Milcherzeugerpreis in MV bei rund 28 ct/kg. Im Durchschnitt des vergangenen
Jahres lag dieser Wert bei rund 37 und in 2013 bei knapp 38 ct/kg. Schweinehalter machen gegenüber dem
Vorjahreszeitraum durchschnittlich 5 Euro je 100 kg Verlust. Landwirtschaftliche Unternehmen zahlen auf ihre
Gewinne je nach Rechtsform Einkommens- bzw. Körperschaftssteuer. Die Betriebe müssen quartalsweise
Abschläge auf die Einkommens-/Körperschaftssteuerschuld zahlen, deren Höhe durch das Finanzamt auf
Grundlage der Gewinne der Vorjahre veranschlagt wird. „Aufgrund der guten Ernte der vergangenen beiden
Jahre und der damit verbundenen relativ hohen Gewinne in den Jahren 2013 und 2014 sind in diesem Jahr bei
vielen Betrieben der Landwirtschaft weitere Nachzahlungen und eine erhöhte Vorauszahlung für die diesjährige
Steuer erforderlich. Dies belastet dort zusätzlich die ohnehin schon angespannte Liquiditätssituation. Ich bin
daher dem Finanzministerium sehr dankbar, dass auf Antrag beim zuständigen Finanzamt einzelfallbezogen eine
Anpassung der Vorauszahlungen und eine Stundung der Zahlungen erfolgen können“, so Dr. Backhaus.
Auch das Liquiditätshilfeprogramm der Landwirtschaftlichen Rentenbank des Bundes sowie das
Bürgschaftsprogramm des Landes können bei finanziellen Problemen der Veredelungsbetriebe weiterhelfen.
Antragsberechtigt sind grundsätzlich alle Landwirtschaftsbetriebe, die die 2 Großvieheinheiten-Grenze nicht
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überschreiten. Es werden dabei Umlaufmittelkredite als auch Kredite für Investitionen in langlebige
Wirtschaftsgüter verbürgt. Seit 2009 wurden 10 Bürgschaften über ein Kreditvolumen von ca. 3,8 Mio. Euro an
Milchbetriebe ausgereicht. „Außerdem weise ich darauf hin, dass Pächter von Landesflächen bei der
Landgesellschaft Anträge zur Stundung der Pachtzahlungen stellen können. Wir werden diese Anträge dann
zügig bearbeiten. Wir wollen damit die Landwirtschaftsbetriebe entlasten. Gleichzeitig muss der
Lebensmitteleinzelhandel mit den Preisschlachten aufhören. Sonst geht auf lange Sicht die Landwirtschaft in
Deutschland auf den Abgrund zu. Darunter leiden Qualität und Tierschutz. Wir werden daher auch auf der
nächsten Agrarministerkonferenz in Fulda über die aktuelle Marktlage sprechen“, sagte der Minister.
Süddeutsche Butter- und Käse-Börse e.V. Kempten, 05.08.2015:
http://www.butterkaeseboerse.de/UserFiles/Media/aktuelles/050815-preisermittlung-milchdauerwarengesamt.pdf
Börsenbericht Kempten / ZMB
Die Milchanlieferung in Deutschland war, nach witterungsbedingten Schwankungen in den Vorwochen, zuletzt
saisonal rückläufig. In der 30. Woche wurden laut Schnellberichterstattung der ZMB 1,3 % weniger Milch
erfasst als in der Vorwoche. Damit wurde das Vorjahresniveau um 1,8 % überschritten. Das aktuell
hochsommerliche Wetter dürfte sich erneut dämpfend auf die Milchanlieferung auswirken. In Frankreich ging
die Milchanlieferung in der 30. Woche deutlicher um 1,9 % zurück und lag gleichzeitig um 2,1 % unter dem
Vorjahresniveau.
Die Preise für Industrierahm haben sich zum Ende der vergangenen Woche wieder etwas stabilisiert.
Magermilchkonzentrat wird stabil auf niedrigem Niveau gehandelt.
Am Markt für Magermilchpulver ist wenig Bewegung zu beobachten. Ferienbedingt haben sich die Aktivitäten
eher weiter beruhigt. Die Werke konzentrieren sich auf die Abwicklung bestehender Kontrakte. Da viele
Einkäufer im Sommerurlaub sind, gehen bei den Werken nur vereinzelt Anfragen ein. Käufer signalisieren
Interesse für spätere Lieferungen auf niedrigem Preisniveau, Verkäufer sind kaum bereit, Kontrakte auf dem
gebotenen Niveau abzuschließen. Auch vom Weltmarkt wird Magermilchpulver derzeit verhalten nachgefragt.
Erwartet werden weitere Angebote an die Interventionsstellen. Die Preise für Lebensmittel- und
Futtermittelqualitäten bewegen sich weiterhin auf niedrigem Niveau.
Der Markt für Vollmilchpulver präsentiert sich anhaltend ruhig. Am Weltmarkt dominiert weiterhin das Angebot
aus Neuseeland. Die Preise bewegen sich auf den Niveau der Vorwoche. Ruhig ist die Situation auch bei
Molkenpulver. Es kommen nur wenige Geschäfte mit Futtermittelware zu weiterhin schwachen Preisen zu
Stande. Lebensmittelware wird zumeist zu unveränderten Preisen gehandelt, wobei Standardqualitäten in
anderen EU-Ländern zu niedrigeren Preisen den Besitzer wechseln.
i. A. Karin Pötzsch, Zentrale Milchmarkt Berichterstattung GmbH
moproweb.de, 04.08.2015: http://www.blmedien.de/moproweb/molkerei-industrie/Marktberichte/GlobalDairyTrade-Auktion-Preise-stuerzen-erneut-ab-219104836.html
GlobalDairyTrade Auktion: Preise stürzen erneut ab
Datum 04.08.2015 | Rubrik: Marktberichte
Bei der heutigen GlobalDairyTrade Auktion ergab sich ein Minus von 9,3% auf einen Schnitt von 1.815 $/t,
gerechnet über alle Produkte. Damit hat das Preisniveau lt. neuseeländischer Aufzeichnung einen 13jährigen
Tiefstand erreicht. Gehandelt wurden 46.527 t Produkt (vor 14 Tagen: 31.691 t).
Hier die Ergebnisse im Einzelnen:
AMF Index minus 11.7%, Durchschnittspreis US$ 2.253/t
Butter Index minus 6.1%, Durchschnittspreis US$ 2.293/t
Buttermilchpulver Index minus 5.1%, Durchschnittspreis US$ 1.700/t
Cheddar Index plus 0.2%, Durchschnittspreis US$ 2.663/t
Lactose Index unverändert, Durchschnittspreis US$ 535/t
Labcasein Index minus 2.7%, Durchschnittspreis US$ 5.289/t
MMP Index minus 14.4%, Durchschnittspreis US$ 1.419/t
VMP Index minus 10.3%, Durchschnittspreis US$ 1.590/t
Die nächste Auktion findet am 18. August statt.
Quelle: GDT
Autor: Sossna
Agra-Europe, Artikel vom 04.08.2015
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Dramatischer Preisverfall am Weltmilchmarkt
AUCKLAND. Im globalen Handel mit Molkereiprodukten geht es mit den Preisen ungebremst immer steiler
bergab. Bei der Auktion an der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) kam es heute bei
den wichtigsten Erzeugnissen erneut zu kräftigen Wertkorrekturen, die bei Milchpulver sogar im zweistelligen
Prozentbereich lagen. Der zusammenfassende Preisindex brach gegenüber der vorangegangenen Auktion von
Mitte Juli um 9,3 % ein, nachdem er bereits bei der Versteigerung zuvor um 10,7 % gesunken war. Mit 514
Indexpunkten wurde mittlerweile das niedrigste Niveau seit Beginn der ersten GDT-Versteigerung im Juli 2008
erreicht; im Vergleich zum Höchststand Mitte April 2013 erlösen die Molkereiprodukte im Moment nur noch ein
Drittel.
Angesichts der dramatischen Entwicklung soll es neuseeländischen Presseberichten zufolge am Freitag dieser
Woche bei Fonterra ein Krisentreffen geben, bei dem der Milchauszahlungspreis auf dem Prüfstand steht. Der
anvisierte Basismilchpreis für die Saison 2015/16 liegt bisher bei 5,25 NZ$ (3,16 Euro) pro Kilogramm
Milchfeststoff. Analysten zufolge dürfte dies angesichts der nachgebenden Preise am Produktmarkt nicht zu
halten; daher sei eine Senkung um etwa 1,00 NZ$ (0,60 Euro) wahrscheinlich.
Unter starkem Druck stand bei der jüngsten Auktion das Magermilchpulver. Dessen Preis sackte im Durchschnitt
aller gehandelten Kontraktlaufzeiten im Vergleich zur Handelsrunde von Mitte Juli um 14,4 % auf
1 419 $/t (1 304 Euro) ab. Herbe Einbußen musste Fonterra als einziger Anbieter auch für Vollmilchpulver
hinnehmen. Im Mittel erlöste die Ware aller Qualitäten und Lieferzeiten nur noch 1 590 $/t (1 462 Euro); das
waren 258 $ (237 Euro) oder 10,3 % weniger als vor zwei Wochen und so wenig wie niemals zuvor an der GDT.
Auch wasserfreies Milchfett stand mit einem Minus von 11,7 % im Vergleich zur vorherigen Auktion unter
Preisdruck; die Butter büßte im Schnitt 6,1 % an Wert ein. AgE
http://www.bild.de/geld/wirtschaft/aldi-sued/und-norma-senken-butterpreis-42050136.bild.html
Butter wird noch billiger
Wegen der günstigen Milch-Preise
Die Supermarktketten Aldi Süd und Norma senken den Preis für ein Päckchen Butter: Statt 85 Cent kosten die
250-Gramm-Packungen künftig 79 Cent. Das sind sieben Prozent weniger.
Auch einige Käsesorten werden billiger.
► Der Grund für den Preisnachlass ist der niedrige Milchpreis. Landwirte bekommen derzeit für einen Liter
Milch nur noch 28 Cent, im Januar 2014 waren es noch 40 Cent (Deutscher Bauernverband).
Derzeit übersteigt das Angebot von Milch die Nachfrage. Im März war das System der Milchquote abgeschafft
worden. Diese wurde im Jahr 1984 eingeführt, um auf die Überproduktion von Milchprodukten zu reagieren.
Nach Angaben des Deutschen Bauernverbands ist die Menge aber seit April weder in Deutschland noch in
Europa nennenswert gestiegen.
Gründe für den Preisverfall seien vor allem die Einschränkung der Exporte nach Russland, die schwächelnde
Konjunktur in asiatischen Märkten wie China sowie die Preispolitik des Lebensmitteleinzelhandels.
http://www.lebensmittelzeitung.net/news/top/protected/Aldi-senkt-den-Butterpreisweiter_111665.html?id=111665&utm_source=Newsletter&utm_medium=Newsletter
Preisrunde Aldi senkt den Butterpreis weiter
Montag, 03.08.2015
LZnet/kit/dpa. Aldi schickt den Butterpreis auf eine weitere Talfahrt: Zum Wochenstart senkt der Discounter den
Preis für das 250-Gramm-Stück deutsche Markenbutter dauerhaft von 85 auf 79 Cent - ein Abschlag von sieben
Prozent. Auch andere Molkereiprodukte werden in Folge des Preisverfalls für Milch billiger.
So sinkt etwa der Preis für Frischkäse im 200-Gramm-Becher von 99 auf 95 Cent. Außerdem verbilligt Aldi Süd
verschiedene französische Weichkäse seiner Eigenmarke Roi de Trefle jeweils von 1,09 Euro auf 99 Cent je
200-Gramm-Packung – eine Maßnahme, die insbesondere den französischen Bauern sauer aufstoßen dürfte, die
in den vergangenen Tagen aus Protest gegen den Preisverfall mehrere deutsch-französische Grenzübergänge für
Lkw mit deutschen Agrarprodukten blockiert hatten. Der Wettbewerber Norma hat die Senkungen noch am
Montag im identischen Umfang übernommen, die übrigen Discounter dürften rasch folgen.
Aldi hatte den Preis für Butter erst im Mai deutlich von 0,99 auf 0,89 Euro gesenkt und später noch einmal um
weitere vier Cent auf 0,85 Euro. Der absolute Tiefpreis der vergangenen Jahre für das Stück Butter lag im Jahr
2009 bei 65 Cent, in mehreren Preissteigerungswellen war der Preis danach zwischenzeitlich bis auf den
Höchststand von 1,29 Euro angestiegen.
Appell von Minister Schmidt verhallt
Die neuerlichen Preissenkungen bei Aldi fallen just zusammen mit einem Appell von Bundesagrarminister
Christian Schmidt (CSU) an den Lebensmitteleinzelhandel, "faire Preise" zu machen: "Preiskampf mit
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Waschpulver meinetwegen - aber Finger weg von Fleisch und Milch." Schmidt sagte in der "Bild am Sonntag",
Angebot und Nachfrage auf dem Milchmarkt seien derzeit nicht im Gleichgewicht.
Der Vizepräsident des Bauernverbandes, Udo Folgart, hatte erst am Donnerstag gesagt, der aktuelle
Milchauszahlungspreis sei nicht kostendeckend. Die Preise müssten dringend deutlich steigen. Er rief den
Lebensmittelhandel zu einem "Ende der Niedrigpreisstrategie" auf. Nötig seien zudem eine Exportoffensive
sowie verbesserte Molkereistrukturen.
Schmidt forderte die Milchbauern auf, sich zu größeren Anbietergemeinschaften zusammenzuschließen, um eine
bessere Verhandlungsposition gegenüber den Molkereien zu haben. Diese müssten mit dem Einzelhandel
entsprechend höhere Preise vereinbaren. Er wolle zudem den Export fördern, aber nicht durch neue
Subventionen: "Verbilligte europäische Exportprodukte gefährden lokale Märkte, zum Beispiel in
Entwicklungsländern. Da mache ich nicht mit."
https://aiz.info/?+Neuseeland-Milcherzeuger-hoffen-aufExportabkommen+&id=2500,,,2028,,Y2lkPTExNDAzODk
Neuseeland: Milcherzeuger hoffen auf Exportabkommen
Verhandlungen über Transpazifische Partnerschaft gestalten sich
schwierig
Wellington, 3. August 2015 (aiz.info). - Neuseeländische Landwirte haben an die Regierung ihres Landes
appelliert, am Abschluss der so genannten Transpazifischen Partnerschaft (TPP) festzuhalten. Die
Handelsminister der beteiligten Länder haben in den vergangenen Tagen auf Hawaii über das Abkommen
verhandelt, sie gingen aber am Wochenende ohne Ergebnis auseinander. Vor allem die Milchproduzenten in
Neuseeland erhoffen sich vom gegenseitigen Zollabbau eine Verbesserung ihrer Exportchancen, berichtet Dow
Jones News. TPP umfasst zwölf Länder und repräsentiert rund 40% der globalen Wirtschaftsleistung. Die
wichtigsten Mitglieder sind die USA, Neuseeland, Japan und Kanada.
Andrew Hoggard, Vorsitzender der Milchsparte des Produzentenverbandes Federated Farmers, betonte, dass
ein Handelsabkommen auf jeden Fall auch Milchprodukte berücksichtigen müsse. "Eines ist klar:
Molkereierzeugnisse sind unsere wichtigsten Exportprodukte. Sie nicht mit einzubeziehen wäre so, als würde
Japan ohne die Automatisierungstechnik ein Handelsabkommen abschließen", argumentierte Hoggard.
Der Freihandel sei dabei der entscheidende Verhandlungspunkt, betonte William Rolleston, Präsident von
Federated Farmers. Es gehe darum, "dass die Produzenten oder Anbieter von Dienstleistungen das bekommen,
was sie verdienen - egal in welcher Branche". Dies betreffe nicht nur Molkereiprodukte, sondern auch
neuseeländisches Rind- oder Lammfleisch.
Fonterra reduzierte Verkaufsvolumina
Die neuseeländische Molkereiindustrie braucht dringend verbesserte Exportmöglichkeiten. So hat der
Marktführer Fonterra seine Verkaufsvolumina für die kommenden GlobalDairyTrade-Auktionen reduziert.
Aufgrund der derzeitigen Situation am Weltmarkt will der Konzern das Volumen des angebotenen
Vollmilchpulvers in den kommenden zwölf Monaten verringern und mehr auf andere Produkte setzen. Insgesamt
soll die Menge um rund 6% beziehungsweise 47.800 t reduziert werden. "Je nachdem, wie sich Angebot und
Nachfrage weiter entwickeln, werden wir die Volumina vielleicht noch anpassen", hieß es von Fonterra.
Auch die zweitgrößte Milch-Kooperative des Landes, Westland Milk Products, hat auf den Preisverfall reagiert
und ihre Prognose für die Auszahlung an die Milcherzeuger im Jahr 2015/16 herabgesetzt. Westland geht jetzt
von einem Preis zwischen 4,60 und 5 Neuseeländischen Dollar (NZD) je Kilogramm Milchfeststoff aus. Bisher
hatte die Prognose bei 5,60 bis 6 NZD gelegen.
Nachfrage aus China weiter schwach
"Die Volatilität der Preise am Milchmarkt ist extrem, erst kürzlich haben wir einen Verfall von mehr als 20%
innerhalb eines Monats beobachtet", berichtete der Vorsitzende des Unternehmens, Matt O'Regan. Vor allem
die Nachfrage aus China bleibe weiterhin schwach. Das russische Importverbot bei Lebensmitteln trage ebenfalls
zu dieser Situation bei. "Damit wird das Überangebot für neuseeländische Exporteure immer mehr zum Problem,
denn europäische Mitbewerber versuchen noch aggressiver, ihre Ware am Markt zu platzieren", meinte der
Vorsitzende. (Schluss)