Weil der Stadt/Renningen, den 03.02.2016 Pressemitteilung Hermann-Hesse-Bahn-Magazin des Landkreises Calw: Falsche und widersprüchliche Aussagen Der Landkreis Calw verteilte am vergangenen Wochenende in den Städten Weil der Stadt und Renningen bzw. wohl im gesamten Einzugsbereich der geplanten Hermann-Hesse-Bahn ein achtseitiges großformatiges „Magazin“ im Stile einer Zeitung und will damit den Anschein erwecken, dass die Hermann-Hesse-Bahn „beschlossene Sache“ und in „trockenen Tüchern“ sei, dass das Projekt mit großer Transparenz und Bürgerbeteiligung betrieben wurde, dass Einigkeit mit dem Landkreis Böblingen und den Städten Weil der Stadt und Renningen bestehe und dass der Landkreis Böblingen Kostenteile der Hermann-Hesse-Bahn übernehme. Diese Darstellung entspricht nicht den Tatsachen! Es entsteht der deutliche Eindruck, dass mit diesem „Magazin“ und den darin befindlichen Falschaussagen die Bürgerinnen und Bürger bewusst getäuscht werden sollen. Die Fakten im Einzelnen: Dieses „Magazin“ des Landkreises Calw täuscht vor, dass zwischen den Landkreisen Böblingen und Calw und mit den Städten Weil der Stadt und Renningen Einvernehmen zur Hermann-Hesse-Bahn besteht. Das Gegenteil ist der Fall, und die Kritik aus dem Landkreis Böblingen bezieht sich nicht nur auf das Thema Kosten der Hermann-HesseBahn. 1 Fakt ist, dass die im „Magazin“ „erzielte Einigung“ zwischen den Landkreisen Böblingen und den Städten Weil der Stadt und Renningen gescheitert ist. Dieses Papier vom 19. Juni 2015 stand ausdrücklich unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Kreistages in Böblingen sowie der Gemeinderäte in Weil der Stadt und Renningen. Sowohl der Kreistag des Landkreises Böblingen als auch die Gemeinderäte in Weil der Stadt und Renningen lehnten dieses „Papier für ein Stufenkonzept“ mit der Begründung ab, dass die Interpretationsmöglichkeiten dieses Papiers zu unterschiedlich sind, dass eine Hermann-Hesse-Bahn bis Renningen nicht konsensfähig ist und dass die einzig richtige Lösung die auch vom Verband Region Stuttgart favorisierte Verlängerung der S 6 über Weil der Stadt hinaus bis Calw ist. Im Übrigen war die Verteilung des „Magazins“ in den Haushalten der Städte Weil der Stadt und Renningen weder mit den Bürgermeistern beider Städte noch mit dem Landrat des Landkreises Böblingen abgestimmt. Eine solche Vorgehensweise widerspricht eklatant dem im „Magazin“ erweckten Eindruck, dass der Landkreis Calw das Projekt HermannHesse-Bahn mit hohem Maß an Beteiligung und Transparenz betreibt. Im Gegenteil war gerade die Beteiligung der betroffenen Städte Weil der Stadt und Renningen äußerst schlecht und in einigen Punkten unvollständig bzw. mit falschen Aussagen verbunden. Auch von einer frühzeitigen Beteiligungsarbeit kann keine Rede sein; die betroffenen Städte Weil der Stadt und Renningen waren gezwungen, sich die Datenblätter für die Standardisierte Bewertung der Hermann-HesseBahn „anderweitig zu besorgen“, um über das renommierte verkehrswissenschaftliche Institut in Stuttgart die gravierenden Mängel dieser Bewertung nachzuweisen. Im Übrigen war die Resonanz bei der Informationsveranstaltung in Weil der Stadt nicht annähernd so positiv, wie dies im jetzigen „Magazin“ dargestellt wird. Das Landratsamt Calw befindet sich auch nicht – wie im „Magazin“ zu lesen – mit der Stadt Renningen im Gespräch zu einer weiteren Veranstaltung in Renningen. Die Stadt Renningen lehnt eine solche Veranstaltung ab, solange nicht alle Zweifel und Falschaussagen ausgeräumt bzw. Defizite zu den Planaussagen ausgeräumt sind. Auch die Aussagen zur Probefahrt mit einem Zug der Schönbuchbahn im Dezember zwischen Weil der Stadt und Renningen sind zumindest tendenziös, wenn davon gesprochen wird, dass „der schon etwas ältere Triebwagen der Schönbuchbahn den Reisenden nicht lauter als die S-Bahn erschien“. Den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern geht es auch nicht um das Geräusch im Inneren der Bahn, sondern in den unmittelbar angrenzenden Wohnlagen. 2 Der geplante Lärmschutz erstreckt sich lediglich auf wenige Objekte, ist mit 262.000 € finanziell zu vernachlässigen und mit einer Verbesserung von ca. 2 dBA für das menschliche Ohr gar nicht feststellbar. Im „Magazin“ steht, dass trotzdem Grenzwerte überschritten sind und sage und schreibe an sechs Gebäuden Schallschutzfenster vorgesehen sind. Ein herausgearbeiteter Mangel der Standardisierten Bewertung zur Hermann-Hesse-Bahn waren auch die unzureichend und teilweise unvollständig dargestellten Kosten der Hermann-Hesse-Bahn. Deshalb musste die Standardisierte Bewertung auch nachgearbeitet werden – was bis heute nicht in allen aufgezeigten Punkten erfolgt ist. Auch auf das umständliche Umsteigen am Bahnhof Renningen gegenüber einem Umstieg in Weil der Stadt am gleichen Bahngleis wird mit keinem Wort eingegangen. Interessant sind auch die widersprüchlichen Angaben des Landratsamtes Calw in seinem „Magazin“ zu den Kosten der Hermann-Hesse-Bahn. Es finden sich Angaben von 50 Millionen € und von 45,9 Millionen €, was bei weitem nicht ausreichen wird - und nirgends steht zu lesen, dass das Zugmaterial mit einem zweistelligen Millionenbetrag noch hinzukommen wird. Im „Magazin“ des Landkreises Calw steht auch zu lesen, dass sich die beiden Landkreise und die Anrainerkommunen im Landkreis Calw die Kosten teilen werden. Auch dies ist eine Falschdarstellung. Es gibt hierzu im Kreistag des Landkreises Böblingen keinen Beschluss – im Gegenteil zeichnet sich eine Mehrheit im Kreistag gegen eine Kostenbeteiligung ab. Auch der Einsatz von modernen, umweltfreundlichen Brennstoffzellenfahrzeugen ab 2020 ist illusorisch. Diese Fahrzeuge sind bis heute nicht entwickelt und deshalb gibt es hierfür auch keine Zulassung durch das Eisenbahnbundesamt. Das „Magazin“ des Landkreises Calw bezeichnet die Hermann-HesseBahn als „beschlossene Sache“. Auch dies ist nicht zutreffend, da derzeit noch kein Planfeststellungsverfahren abgeschlossen bzw. noch nicht alle Planfeststellungsverfahren begonnen wurden. Auch die natur- bzw. artenschutzrechtlichen Ausgleiche sind noch nicht abschließend geklärt, sondern noch im Antrags- bzw. im Genehmigungsstadium. 3 Im „Magazin“ berichtet der Landkreis Calw, dass der erste Zug im Dezember 2018 von Calw nach Renningen fahren wird. Dies vor allem deshalb, weil das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz Ende 2018 auslaufe und die Kommunen danach keine Zuschüsse mehr von Bund und Land erhalten. Auch dies ist eine Falschaussage, weil – wie zu erwarten - bereits entschieden ist, dass diese Förderung über den Zeitpunkt vom 31.12.2018 hinaus verlängert wird. Eine Fertigstellung der Hermann-Hesse-Bahn inklusive Abrechnung bis zum 31.12.2018 ist angesichts des derzeitigen Projektstandes ohnehin illusorisch. Schließlich ist auch der im „Magazin“ beschriebene Wegfall „der lästigen Parkplatzsuche an den Park&Ride-Standorten“ eine völlig unrealistische Darstellung. Auch eine Hermann-Hesse-Bahn wird Parkbedarf an den jeweiligen Haltepunkten im Landkreis Calw auslösen, denn nicht alle Fahrgäste kommen aus der fußläufigen Nachbarschaft der Haltepunkte. Immerhin sind diese Haltepunkte in der Planzeichnung als S-BahnHaltepunkte dargestellt, und hier gibt es eine der wenigen Übereinstimmungen mit dem Landkreis Böblingen und den Städten Weil der Stadt und Renningen: Wir sind für eine Bahnverbindung von Calw in den Raum Böblingen – aber nur in Form einer Verlängerung der S6 von Weil der Stadt bis Calw. 4 Gez. Thilo Schreiber, Bürgermeister der Stadt Weil der Stadt Wolfgang Faißt, Bürgermeister der Stadt Renningen
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