Brief an Vonovia-Aktionäre und

Deutsche Wohnen AG
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Michael Zahn
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Berlin, 09.11.2015
Sehr geehrte Vonovia-Aktionäre und -Anleiheinhaber,
mit diesem Schreiben wende ich mich in meiner Funktion als Chief Executive Officer der Deutsche
Wohnen AG an Sie. Ich bin der CEO des Unternehmens, für das die Vonovia einen unerwünschten und
feindlichen Übernahmeversuch abgegeben hat. Ihr Managementteam hat Sie als Aktionäre gebeten, die
Ausgabe neuer Aktien in Höhe von 7,4 Mrd. EUR, basierend auf dem aktuellen Anteilskurs, zu
genehmigen. Außerdem will Ihr Managementteam Ihnen weitere Schulden in Höhe von rund 3,0 Mrd. EUR
aufbürden. Da Sie derzeit Ihre Optionen abwägen, möchte ich Ihnen meine Perspektive darlegen, bevor Sie
bei der Vonovia-Hauptversammlung am 30. November 2015 Ihre Stimme abgeben.
Ihr Managementteam hat die in der Geschichte des europäischen Immobiliensektors größte jemals
versuchte feindliche Übernahme initiiert, und es bietet dafür eine der niedrigsten Übernahmeprämien
aller Zeiten. Auf den ersten Blick scheint dies eine attraktive Option zu sein, gerade aus der Perspektive
eines Vonovia-Aktionärs. Wenn wir uns aber die Fakten anschauen, ist das Gegenteil der Fall: Die vom
Vonovia-Management vorgeschlagene Transaktion basiert auf Annahmen, die einer eingehenden Prüfung
nicht standhalten.
Aufgrund meiner 25-jährigen Erfahrung auf dem deutschen Wohnimmobiliensektor kann ich Ihnen
Folgendes versichern: Ganz im Gegenteil zu dem, was das Management der Vonovia sagt, wäre die
vorgeschlagene Transaktion für Sie als Vonovia-Aktionäre wertvernichtend.
 Das Angebot der Vonovia spiegelt das Stand-Alone-Wertpotenzial der Deutsche Wohnen nicht
adäquat wider. Es bietet zudem keinerlei Aussichten, dieses Potential als Teil der Vonovia zu
erreichen oder gar zu verbessern. Denn die Vonovia verfolgt ein anderes Geschäftsmodell. Das allein
ist zwar nicht zu beanstanden. Allerdings fehlen dadurch wichtige Schlüsselaspekte, die den
aktuellen Bewertungsaufschlag für die Deutsche Wohnen erst rechtfertigen. Anders gesagt: Die
erstklassigen FFO-Multiples der Deutsche Wohnen, das überlegene Wachstumsprofil und die
branchenweit einmaligen Margen können mit einem landesweit und rein volumengetriebenen
Geschäftsmodell, wie es die Vonovia hat, kaum erreicht werden. Bei einer Eingliederung der
Deutsche Wohnen in die Vonovia gäbe es damit eine erhebliche Verwässerung des FFO und anderer
wichtiger Finanzkennzahlen für Vonovia-Aktionäre. Der aktuelle Aufschlag, mit dem der Markt die
Deutsche Wohnen bewertet, würde entsprechend verloren gehen.
 Bei einer möglichen Übernahme von Deutsche Wohnen durch die Vonovia drohen gravierende
finanzielle und steuerliche Dissynergien. Dabei wiegen der Wegfall einiger steuerlicher
Verlustvorträge, die erhöhten Finanzierungskosten bei Deutsche Wohnen und die hohen
Transaktionskosten von 80 bis 100 Mio. EUR - nicht zu vergessen die höheren Integrations- und
Finanzierungskosten – deutlich schwerer als mögliche Vorteile. Wir gehen davon aus, dass ein
gemeinsames Unternehmen aufgrund der steuerlichen und finanziellen Dissynergien dauerhaft
jährliche FFO-Verluste in Höhe von 25 bis 30 Mio. EUR mit sich bringt.
 Die vorgeschlagene Transaktion würde für Sie sowie für die Aktionäre der Deutsche Wohnen und alle
Fremdkapitalgeber die Risiken deutlich erhöhen. Es besteht zunächst ein erhebliches
Refinanzierungsrisiko über den Zeitraum der nächsten 18 bis 24 Monate. Und es gibt ein
Integrationsrisiko – sowohl im Hinblick auf die Deutsche Wohnen, als auf die vier anderen großen
Transaktionen, die in den vergangenen 18 Monaten angestoßen wurden.
 Diese Nachteile stehen in keinem Verhältnis zu den angeblich vorhandenen Synergien. Erstens lässt
sich ein feindliches Übernahmeangebot mit einem Volumen von 14 Mrd. EUR mit Synergien von 84
Mio. EUR nicht rechtfertigen. Erst recht nicht, wenn von diesen nur rund 20 Mio. EUR aus harten
Kosten-Synergien bestehen. Dies ist zweifellos eines der schlechtesten Wertversprechen, das je in
einer Transaktion dieser Größenordnung abgegeben wurde. Schlimmer wird es auch noch dadurch,
dass die Vonovia unmöglich mit einer geringeren operativen Effizienz und geringeren Margen
Effizienzverbesserungen bei der Deutsche Wohnen erreichen kann. Das Gegenteil ist viel
wahrscheinlicher: Die Vonovia würde durch eine Übernahme ihres Geschäftsmodells die
Mitarbeiterzahl und die direkten Kosten erhöhen und die Profitabilität verwässern, nicht verbessern.
 Bedenken Sie bitte auch ein weiteres, erhebliches Risiko: Das Angebot der Vonovia unterliegt einer
Mindestannahmequote von 50 % auf voll verwässerter Basis – die vom Management der Vonovia im
übrigen jederzeit aufgehoben werden kann. Wie Sie wissen, ist eine Mehrheit von 75 % der
anwesenden Stimmen bei einer außerordentlichen Hauptversammlung der Deutsche Wohnen
notwendig, um einen Beherrschungsvertrag zu implementieren. Nur so erlangt man tatsächlich den
Zugang zu Geschäftsaktivitäten, Cashflows und der Bilanz der Deutsche Wohnen. Wir gehen davon
aus, dass ein solches Ergebnis bei dem vorliegenden Angebot mit der sehr geringen Prämie äußerst
unwahrscheinlich ist. Selbst wenn es Vonovia gelingen würde, einige Deutsche Wohnen-Aktionäre
zum Tendern ihrer Anteile zu überreden, würde vor einer Integration im Rahmen des deutschen
Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetzes wahrscheinlich ein langwieriger und sehr teurer
Übergang folgen, bevor überhaupt eine Aussicht auf volle Integration der Deutsche Wohnen besteht.
Dies ist keine attraktive Perspektive für Vonovia-Aktionäre.
Ich bin davon überzeugt, dass Sie sich in Ihrem eigenen Interesse gegen die vorgeschlagene Transaktion
entscheiden sollten. Dies ist die beste Möglichkeit, den Wert Ihres aktuellen Vonovia-Investments zu
schützen. Sollten Sie meine Schlussfolgerung teilen, stimmen Sie bitte bei der bevorstehenden
außerordentlichen Hauptversammlung am 30. November gegen die vorgeschlagene Kapitalerhöhung.
Sie können sicher sein, dass wir alles in unserer Macht Stehende unternehmen werden, um unsere
Aktionäre vor diesem wertvernichtenden Übernahmeversuch zu schützen. Die Deutsche Wohnen hat
glänzende Zukunftsaussichten. Mein Managementteam und ich können schon heute auf eine langjährige
Erfolgsgeschichte verweisen. Wir haben uns durchgängig besser entwickelt als die Vonovia, wir haben die
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Deutsche Wohnen als führendes Unternehmen und Premium-Anbieter im deutschen
Wohnimmobiliensektor etabliert und wir wollen unsere Erfolgsgeschichte weiter ausbauen. All das wäre
in höchster Gefahr, wenn die Vonovia einen Anteil erwirbt oder gar die Beherrschung der Deutsche
Wohnen erreicht. Wir sind davon überzeugt, dass wir allein deutlich bessere Zukunftsaussichten haben.
Ich persönlich fühle eine Verpflichtung unseren Aktionären gegenüber, dass wir vollen Einsatz bringen,
um unsere Ziele und Vorhaben zu erreichen.
Falls Sie an dieser Wertschöpfung teilhaben möchten, laden wir Sie sehr ein: Kaufen Sie doch unsere
Aktien. Wir würden uns freuen, Sie als unsere Aktionäre begrüßen zu dürfen!
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Zahn
CEO Deutsche Wohnen AG
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