Wahrnehmen und Beobachten Beispiel Warum verschenkt Frau Peters Blumen? „Sie mag mich.“ (Ausdruck einer Beziehung) „Sie verschenkt gerne Blumen.“ (Ausdruck von Emotion) „Sie möchte, dass man sie nett findet.“ (Ausdruck der Persönlichkeit) Werner nörgelt über alles Mögliche, ist nicht zufrieden mit der Pflege, erwartet mehr Leistungen, wird leicht aggressiv. Wird eine Wahrnehmung objektiv weitergegeben, beschreibt sie eine Situation ohne Wertung: „Herr Werner lässt sich nur unter Protest waschen, beschimpft dabei seine Frau und den Altenpfleger.“ Merke Die Wahrnehmung ist ein unbeabsichtigter Prozess, der durch viele Faktoren beeinflusst wird. Man kann dem Rechnung tragen, indem man nicht vorschnell urteilt, Wahrnehmungen von mehreren Pflegekräften zusammenfügt und erst dann bewertet und dies im Pflegeprozess berücksichtigt. Aussagen von Dritten können die eigene Wahrnehmung beeinflussen. Wechselwirkungen: Hier wird das Verhalten der einzelnen Personen wechselseitig beeinflusst. Beispiel Sie kommen morgens gut gelaunt ins Zimmer und fragen den Bewohner mit freundlichen Worten, wie er geschlafen hat. Sie erwarten eine positive Antwort und er gibt sie auch. Die Atmosphäre im Zimmer ist entspannt. Wie würden Sie reagieren, wenn er negativ antworten würde? 1.5.2 Beobachten Definition Beobachtung ist die zielgerichtete, geplante Wahrnehmung und Bewertung von Menschen, Ereignissen und Gegenständen in festgelegten Situationen. Übung Betrachten bzw. beobachten Sie Frau Ruch. Welche Aussagen Der Milde- / Strenge-Effekt: Jemanden, den man sympathisch findet, beurteilt man milder als jemanden, den man unsympathisch findet. können Sie zum Gesichtsausdruck und zur Haltung machen? Weitergabe von Wahrnehmungen: Wird eine Wahrnehmung subjektiv weitergegeben, ist sie in der Regel wertend und oft auch pauschal, z. B. „Herr Werner ist schwierig“. Wie ist ihre Stimmung? Mit dieser Äußerung wird der ganze Mensch als schwierig gesehen. Außerdem kann jeder unter „schwierig“ etwas anderes verstehen, z. B., Herr Wie würden Sie den Gesamteindruck be- handwerk-technik.de Wie ist ihr Pflegezustand? In welcher Umgebung hält sie sich auf? schreiben? 41 1 Gesprächsführung Übung Welche Fragetechnik eignet sich für die folgende Situation? Eine Bewohnerin liegt tagsüber auf ihrem Bett. Sie hat gerötete Augen. Auf die Frage, ob sie einen Kaffee trinken möchte, antwortet sie nicht. 1.6.3 Gesprächsformen Das verrichtungsbegleitende Gespräch Im verrichtungsbegleitenden Gespräch sind Sie auf unterschiedliche Weise gefordert: Sie müssen handeln und zuhören und reden. Jede Gesprächssituation stellt sich anders dar. Je nach Situation müssen Sie angemessen auf den Betroffenen eingehen können. Merke In einem verrichtungsbegleitenden Gespräch gestalten Sie die Beziehung zum Pflegebedürftigen, führen Alltagsgespräche, leiten zu Selbstständigkeit an, informieren und beraten, loben und motivieren, hören zu und lösen Probleme. Beispiel kann … Können Sie versuchen, das rechte Bein etwas anzuheben? … Schön, das klappt ja heute Morgen gut … So, jetzt noch ein frisches Hemd anziehen … So langsam brauchen Sie wohl Ihre Weste, der Herbst kommt dieses Jahr früh … Und fertig sind Sie für den neuen Tag …“ Gerade bei Zeitmangel sind die verrichtungsbegleitenden Gespräche eine Möglichkeit zu zeigen: „Jetzt habe ich Zeit für Sie“. Wenn Sie freundlich und zugewandt sind, fühlt sich der Betroffene gut betreut und traut sich, Fragen zu stellen. Verrichtungsbegleitende Gespräche beginnen bei der Begrüßung am Morgen, setzen sich fort beim Bettenmachen und Essenreichen. Es erfolgen Informationen über den Tagesablauf, Unterhaltung beim Spaziergang, Erzählen beim Kaffeetrinken, Motivieren zur Aktivierung. Kontakte ergeben sich bei der Betreuung, beim Gang zur Toilette, bis hin zum Auskleiden am Abend. Aufgaben eines verrichtungsbegleitenden Gesprächs: Einstellung auf die Fähigkeiten und Einschränkungen des Betroffenen Sich kennenlernen Handlungen erklären Orientierung geben Zu einem kleinen Gespräch anregen Motivieren Zuhören Das kleine Gespräch Das sogenannte kleine Gespräch, der Smalltalk, dient der Beziehungsarbeit. Er zeigt dem Anderen: Ich interessiere mich für dich, ich habe Zeit für dich. „Guten Morgen Frau Gruner“, … die Pflegekraft legt eine Hand auf den Arm von Frau Gruner … wartet, bis sie reagiert. „Frau Gruner, ich bin Eva … Es ist Zeit für die Morgentoilette … Ich ziehe Ihnen jetzt das Nachthemd aus, damit ich Sie waschen handwerk-technik.de Das kleine Gespräch kann zwischendurch geführt werden, sollte allerdings mindestens vier Minuten dauern. Kürzere Gespräche wirken hektisch. Es geht dabei um das Kennenlernen oder darum, den Kontakt zu einem Menschen zu pflegen. Es ist wichtig für die Beziehungsarbeit und sollte häufig angewendet werden. 55 1 Das Betten sauberes Nachthemd oder Schlafanzug anziehen Kopfteil hochstellen und Lagerungsmittel positionieren Bettdecke richten Pflegebedürftigen nach Wohlbefinden und Wünschen fragen Nachtschrank und Stuhl zurückstellen Getränk anbieten und in erreichbarer Nähe abstellen Zimmer lüften, Blick durch das Zimmer: „Alles ok?“ Wäschesack, Abwurfbehälter und sonstige Materialien aus dem Zimmer bringen Nachbereitung ( s. Seite 73, Grundsätze) Tab. 1 Ablauf des Bettens mit komplettem Wäschewechsel von oben nach unten (Fortsetzung) Aufgaben 1. Erstellen Sie eine Liste mit sämtlichen Materialien für das tägliche Betten. 3. Was haben Sie in Bezug auf persönlichen Arbeitsschutz beim Betten zu beachten? 2. Üben Sie die Möglichkeiten des Bettens in Gruppen. Achten Sie darauf, dass der zu Bettende ausreichend angeleitet wird. 4. Welche Maßnahmen schließt eine umfassende Nachbereitung ein? handwerk-technik.de 77 2 3 Verhalten in Notfällen Allgemeine Anzeichen eines Schocks sind: Puls wird schneller und schwächer blasse, kalte Haut, Frösteln kalter Schweiß auf der Stirn Erstmaßnahme bei ansprechbaren Personen ist die Schocklagerung zur Stützung des Kreislaufs. Aufgaben 1. Sind Sie verpflichtet, in jedem Fall zu helfen? Nennen Sie die gesetzliche Grundlage und überlegen Sie in der Gruppe mögliche Ausnahmen. 2. Erläutern Sie die einzelnen Glieder der sogenannten Rettungskette. 20–30 cm 3. Erarbeiten Sie an einem Fallbeispiel die sinnvolle Durchführung einer Notfallmeldung. 4. Wann beginnen Sie mit einer Herz-LungenWiederbelebung? Beschreiben Sie den Ablauf. 5. Bringen Sie eine Mitschülerin in die Schocklagerung. Was ist die Voraussetzung dafür? Abb. 1 Schocklagerung Wichtig Bei einem Schock nach Herzinfarkt (kardiogener Schock) wird der Betroffene mit erhöhtem (!) Oberkörper gelagert. 3.2 Häufige Notfälle alter Menschen Nicht immer ist ein Notfall eine hochdramatische Angelegenheit. Deshalb: erst genau hinsehen, was passiert ist, dann Ruhe verbreiten, dann gezielt handeln und Hilfe anfordern. 3.2.1 Prellungen und Frakturen Knochenbrüche nach Stürzen sind in der Altenpflege nicht selten, insbesondere bei alten Frauen wegen der oft bestehenden erhöhten Knochenbrüchigkeit durch Osteoporose. Erstmaßnahmen bei Brüchen (Frakturen) sind 138 eine Ruhigstellung und Abpolsterung der betroffenen Gliedmaßen ohne Veränderung der Lage (!), falls erforderlich auch steriles Abdecken der entstandenen Wunde. Der Kopf sollte möglichst bequem gelagert werden, sodass freies Atmen möglich ist. handwerk-technik.de 4 Anpassung und krankhafte Veränderungen 4.4 Anpassung und krankhafte Veränderungen Die Pathologie (pathos, gr. Leiden, Krankheit) ist die Lehre von den Krankheiten. Dieses Fach beschäftigt sich neben den Ursachen und der Entstehung von Krankheiten mit deren Auswirkungen und Veränderungen auf den Körper. Pathologen untersuchen z. B. Gewebe, um Krebserkrankungen festzustellen oder Blut, um Krankheitserreger zu finden. Pathologe bei der Arbeit 4.4.1 Anpassungsreaktionen Der menschliche Organismus ist ein reaktions- und anpassungsfähiges System. Das bedeutet, dass sich Zellen und Gewebe an die jeweiligen Bedürfnisse und Aufgaben anpassen können. Eine steigende Beanspruchung von Zellen und Geweben löst Wachstumsreize aus, während die Abnahme der Belastung mit einer Reduzierung körperlicher Strukturen einhergeht. Von Atrophie wird allgemein gesprochen, wenn sich Gewebe oder ganze Organe zurückbilden, verbunden mit Funktionseinschränkungen. Im Zuge des Umbaus kommt es häufig zu einem Ersatz durch Bindegewebe. Hypertrophie Fachausdruck Bedeutung Normotrophie Normaler Zellverband Hypertrophie Zunahme der Zellgröße durch Zunahme der Zellorganellen Hyperplasie Zunahme der Anzahl der Zellen Atrophie: Hypotrophie Hypoplasie Abnahme der Zellgröße Abnahme der Zellzahl Tab. 1 Anpassungsreaktionen der Gewebe Atrophie Abb. 1 Beispiele für Hyper- und Atrophie handwerk-technik.de 157 Darstellung 5 Atmungsorgane Luftröhre linker Hauptbronchus Durch das Bronchialsystem wird die Luft dann den Lungenbläschen (Alveolen) zugeführt, die von einem Netz feiner Äderchen (Kapillaren) umgeben sind, was den Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid ermöglicht. Atmung Bronchien rechter Hauptbronchus Knorpelplättchen An der Atmung sind die Rippen und das Zwerchfell beteiligt. Das sog. Lungenfell sorgt dafür, dass die Lunge diesen folgt und sich bei der Einatmung weitet. Bei erschwerter Atmung wird dieser Vorgang durch die Atemhilfsmuskulatur (Hals- und Bauchmuskulatur) unterstützt. Dabei werden atemerleichternde Körperhaltungen eingenommen ( s. Seite 119). Bronchiolen Brustkorb Alveolen Kapillarnetz Lungenbläschen (Alveolen) Abb. 1 Untere Atemwege (Bronchialsystem) Die Atemwege haben drei Aufgaben: Erwärmung der Atemluft. Dies wird erreicht durch die gute Durchblutung der Schleimhaut. Die vielen Blutgefäße wirken ähnlich wie die mit heißem Wasser gefüllten Rippen der Zentralheizung. Reinigung der Atemluft. Schmutzpartikel kleben an der Schleimhaut fest und werden durch Flimmerhärchen aus den Atemwegen heraustransportiert. Anfeuchten der Atemluft. Der sehr wasserhaltige Schleim gibt ständig Wasserdampf an die vorbeiziehende Luft ab. Über Nase oder Mund erreicht die Atemluft den Kehlkopf. Dieser hat die Aufgabe, durch seinen Verschluss sicherzustellen, dass keine Nahrung in die unteren Atemwege gelangen kann. Darüber hinaus befinden sich im Kehlkopf die Stimmlippen, welche durch Spannung und Luftdurchtritt in Schwingungen versetzt die Produktion von Tönen möglich machen und damit unter anderem das Sprechen ermöglichen. handwerk-technik.de Zwerchfell Einatmung Ausatmung Einatmung Anspannung der äußeren Zwischenrippenmuskeln Ausatmung Anspannung der inneren Zwischenrippenmuskeln Abb. 2 Ein- und Ausatmung Gesteuert wird die Atmung über das Atemzentrum im Übergang von Gehirn und Rückenmark. Dieses arbeitet unwillkürlich, man muss also nicht ans Atmen denken. Bei körperlicher Aktivität wird die Atmung automatisch angepasst. Bei normaler Ruheatmung werden pro Atemzug etwa 500 ml Luft ausgetauscht, dies kann bei Anstrengung bis auf ca. 4 Liter erhöht werden. 165 5 Bewegungsapparat Bewegungen Im gesunden Zustand sind willkürliche Bewegungen eines Menschen zielgerichtet und aufeinander abgestimmt (koordiniert). guten Bodenkontakt und die Fußspitzen zeigen ein wenig nach außen. Ältere Menschen neigen – ähnlich wie Kleinkinder – zu einem etwas breitbeinigen Stand, der mehr Stabilität verleiht. Für die Dokumentation sind folgende medizinische Formulierungen üblich: eingeschränkte Beweglichkeit des Gelenks / der Gelenke unvollständige oder vollständige Lähmung (Parese bzw. Plegie) erhöhte oder verminderte Muskelanspannung (Muskeltonus) Muskelzittern (Tremor) Fortbewegung Das Gangbild des gesunden Menschen ist flüssig und gleichmäßig. Durch die physiologische Abnahme der Skelettmuskulatur und die dadurch eintretende Schwäche erscheint das Gangbild des alternden Menschen häufig etwas schleppend und mühevoll. Bei sinkender Ausdauer und eingeschränktem Leistungsvermögen werden dabei die Füße nicht mehr vollständig angehoben, sodass das Gehen von schlurfenden Geräuschen begleitet sein kann. Abb. 2 Neutralstand Haltungsschwächen, ausgelöst durch altersbedingten Abbau der Skelettmuskulatur, können z. B. die Entwicklung eines Rundrückens zur Folge haben. Der Oberkörper erscheint insgesamt zusammengesunken, die Taille ist verkürzt, der Bauch wölbt sich vor, die Krümmung der Lendenwirbelsäule nimmt zu. Die Beweglichkeit ist jedoch kaum eingeschränkt. Haltungsschäden, bedingt durch Abweichungen der Wirbelsäule von ihrer natürlichen Form, z. B. bei Skoliosen (= Seitverbiegungen) oder Kyphosen (= verstärkt nach vorn gebeugt), machen sich u. a. durch Schmerzen und Bewegungseinschränkungen bemerkbar. Abb. 1 Alte Menschen gehen anders Körperhaltung Im neutralen Stand ( s. Abb. 2) sind Oberkörper und Kopf aufgerichtet, die Arme hängen locker herab, beide Beine sind gleichmäßig belastet, Knie und Hüfte sind leicht gebeugt. Durch diese Flexibilität erreicht der Stand Stabilität. Die Füße haben handwerk-technik.de Schonhaltungen treten bei Schmerzzuständen auf. So werden schmerzende Gelenke typischerweise gebeugt gehalten. Bewegungen in schmerzenden Körperregionen werden gemieden und der betroffene Körperteil entlastet, um den Schmerz zu lindern oder zu vermeiden. Zwangshaltungen sind häufig die Folge von: Gelenkdeformationen (z. B. bei fortgeschrittener Arthritis), 201 5 Krankheitslehre und Pflege 5.12 Sterben und Tod Sterben trifft uns alle ausnahmslos, macht uns alle gleich. In der Pflege Sterbender werden die Pflegenden daher immer wieder mit der Frage nach dem Sinn des Lebens konfrontiert, dem Woher und Wohin. Menschen fragen sich: „Warum gerade ich, warum gerade jetzt?“ Trotz aller Therapieerfolge und Fortschritte in der Medizin kann der Tod nicht überwunden werden. Sterben und Tod gehören jedoch zu den Tabuthemen unserer Gesellschaft. Es scheint sich aber in letzter Zeit etwas an diesem Zustand zu ändern. 5.12.1 Veränderungen im Umgang mit Sterben und Tod Es ist der Initiative engagierter Bürger in der Hospizbewegung zu verdanken, dass Raum und Versorgungsmöglichkeiten für schwer kranke und sterbende Menschen und ihre Angehörigen geschaffen wurden. Von professioneller Seite aus bemühen sich Palliativpflege und -medizin um eine ganzheitliche Betreuung von Menschen mit begrenzter Lebenserwartung, deren Erkrankung fortgeschritten und nicht mehr heilbar ist. Behandlungsziel ist eine bestmögliche Qualität der verbleibenden Lebenszeit durch Vorbeugen und Lindern körperlicher und psychischer Beschwerden sowie sozialer und spiritueller Not. Nicht der Befund und die Verlängerung der Lebenszeit um jeden Preis stehen im Vordergrund, sondern das Befinden, die Wünsche und Ziele des Sterbenden. Dem häufig zitierten Satz bei der Diagnose „unheilbar“: „Wir können nichts mehr für Sie tun“ widersprechen Palliativmedizin und Palliativpflege, denn für sie hat sich lediglich die Blickrichtung, nicht aber der Behandlungsauftrag verändert. Palliativversorgung orientiert sich an den Kernbedürfnissen sterbender Menschen, die wie folgt definiert werden: Im Sterben nicht alleine gelassen zu werden, sondern an einem vertrauten Ort inmitten vertrauter Menschen zu sterben, 300 im Sterben nicht unter starken körperlichen Beschwerden (z. B. Schmerzen) leiden zu müssen, die Regelung letzter Dinge (unerledigte Geschäfte, Konflikte), das Stellen der Sinnfrage (z. B. nach dem Sinn des Lebens und Sterbens) und das Erörtern der Frage nach dem Danach. Sterben findet heute wesentlich häufiger in Institutionen als im eigenen Zuhause statt, obwohl die meisten Menschen den Wunsch haben, zu Hause zu sterben. Merke 80 % aller Menschen sterben in Krankenhäusern, 15 % in Alten- und Pflegeheimen. Nach neuesten Untersuchungen liegen die Gründe für das Scheitern sowohl in der Krankheitsproblematik als auch in strukturellen Defiziten. Insbesondere fehlt es an erfahrener professioneller Unterstützung, aber auch an einfachen Hilfsangeboten bei Überlastung und Überforderung sowohl des Betroffenen als auch des Umfelds. Die moderne Medizin hat Möglichkeiten entwickelt, das Leben scheinbar unbegrenzt zu verlän- handwerk-technik.de 6 Durchführung ärztlicher Verordnungen lich noch einmal auf der Packung notiert werden. Die Lagerung sollte immer in der Originalpackung erfolgen, der Beipackzettel sollte nicht entfernt werden, um im Notfall eine rasche Information sicherzustellen. Neu gelieferte Packungen sollten hinter die aktuellen Packungen gestellt werden, darüber hinaus ist auf das Verfalldatum zu achten. 6.3.3 Verabreichung von Medikamenten Die unterschiedlichen Zubereitungsformen ermöglichen es, Medikamente auf verschiedene Weise auf oder in den Körper zu bringen (Applikation). Damit wird nicht nur auf unterschiedliche Krankheiten reagiert, sondern auch die Geschwindigkeit, mit der eine Substanz am Wirkort ankommt. Zum Beispiel wünscht man bei Schmerzen eine möglichst schnelle Wirkung, was mit Injektionen oder der Gabe unter die Zunge erreicht wird. Applikationsarten innerlich äußerlich ENTERAL über den Magen-Darm-Trakt REKTAL in den Enddarm (z. B. Zäpfchen) ORAL in, durch den Mund SUBLINGUAL unter die Zunge (z. B. Tropfen) BUCCAL in die Wangentasche (z. B. Tabletten, Kapseln, Lösungen) über die Luftwege INHALATIV in die Lunge (z. B. Aerosole, Sprays) über andere Körperöffnungen NASAL in die Nase (z. B. Tropfen, Salbe) VAGINAL in die Scheide (z. B. Salbe, Spray) PARENTERAL unter Umgehung des Magen-Darm-Trakts (Injektionen, Infusionen) in das Gewebe INTRACUTAN Oberhaut SUBKUTAN (s. c.) Unterhautfettgewebe INTRAMUSKULÄR (i.m.) Muskulatur in die Blutbahn INTRAVENÖS (i. v.) Vene INTRAARTERIELL (i. a.) Arterie in Körperhöhlen INTRAARTIKULÄR Gelenk INTRATHEKAL Rückenmarkskanal auf Haut und Schleimhäute (Mund, Nase), Augenbindehaut z. B. Pasten , Salben, Cremes, Lotionen, Tropfen, Tinkturen, Sprays, Lösungen Tab. 1 Verabreichungsmöglichkeiten für Medikamente 324 handwerk-technik.de 7 Unterstützung bei der Lebensgestaltung Küche Bad Toilette Verdorbene Lebensmittel (unsachgemäßer Transport, Lagerung) Kontaminierte Lebensmittel (z. B. Tiefkühlgeflügel) Durch Verarbeitung Verschleppung auf Geräte, Arbeitsflächen möglich Begünstigung durch hohe Luftfeuchtigkeit und hohe Raumtemperatur Rückstände (Hautschuppen, Haare) als Lebensraum Ausscheidungen Tab. 1 Bakterien im Haushalt Merke Pflegekräfte, die mit der Herstellung von Speisen betraut sind, müssen sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich eine Belehrung nach §§ 42 und 43 Infektionsschutzgesetz erhalten. (www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/ ifsg/gesamt.pdf) Bei der Hausarbeit sollte saubere Arbeitskleidung getragen werden, bei Reinigungsarbeiten sind Schutzhandschuhe erforderlich. Eine gute Pflege der Haut sollte selbstverständlich sein ( s. Die eigene Gesundheit erhalten, Seite 127). Dienste und Assistenzleistungen Tipps Bad / Toilette Bad und Toilette trocken halten und gründlich reinigen Regelmäßig und ausreichend lüften Handtücher, Waschlappen, Badematten nach Gebrauch zum Trocknen aufhängen und regelmäßig bei mind. 60 °C waschen Küche Fleisch, Wurst, Eier und Milchprodukte kühl aufbewahren, geeignet transportieren, damit die „Kühlkette“ nicht unterbrochen wird Geflügel und Fleisch mit gesonderten Geräten verarbeiten Kühlschranktemperatur maximal 7 °C Kühlschrank regelmäßig mit Essiglösung reinigen, überlagerte oder verdorbene Lebensmittel umgehend entfernen Essensreste vermeiden Müll täglich entsorgen Nach dem Kochen alle Geräte und Arbeitsflächen reinigen (Spülmittellauge) Handtücher, Wischlappen, Reinigungsschwämme alle 2 bis 3 Tage wechseln und bei mind. 60 °C waschen 364 Beeinträchtigungen im Alter sind nicht immer und sofort so gravierend, dass die Hilfe eines Pflegedienstes in Anspruch genommen werden muss. Hier kann auf Mobile Soziale Dienste (MSD) verwiesen werden, die von Wohlfahrtsverbänden, Sozialstationen, aber auch privaten Firmen angeboten werden. Die Angebote decken praktisch alle Belange des täglichen Lebens ab. Abb. 1 Menübringdienst, sogenanntes „Essen auf Rädern“, für die Versorgung mit warmen Mahlzeiten Beim Menübringdienst sind Qualität und Service wichtige Kriterien: Erfolgt die Anlieferung pünktlich? Gibt es Unterstützung bei der Öffnung der Verpackung? Stellt der Anbieter Warmhaltesysteme zur Verfügung? Besteht die Möglichkeit der mundgerechten Anlieferung oder Zubereitung? handwerk-technik.de Altenpflege als Beruf so obliegt den Ländern die Gesetzgebungskompetenz durch die Landtage (z. B. für das Ausbildungsund Krankenhauswesen oder das Heimrecht). Landesaltenpläne werden ebenfalls erstellt, um längerfristige Veränderungen im Altenhilfebereich zu erkennen und diesen rechtzeitig zu begegnen. reitet und nach Beschlussfassung durch den Bundestag / Bundesrat durchgeführt. Bei der Durchführung geht es auch um die Bereitstellung der entsprechenden Finanzmittel. Bundesebene Auf Bundesebene erfolgt die Verwaltung des Gesundheits- und Sozialwesens durch ein oder mehrere Bundesministerien. Bei Regierungsneubildung können Zuständigkeiten geändert werden. Wohlfahrtsverbände Neben der öffentlichen Sozialhilfe ergänzt die „freie Wohlfahrtspflege“ viele wichtige Aufgaben der Sozialhilfe. Als freie Wohlfahrtspflege werden alle Institutionen bezeichnet, die gemeinnützige soziale Hilfen und Unterstützung zur Selbsthilfe in organisierter Form auf freiwilliger Basis leisten. Wohlfahrtsverbände und andere gemeinnützig arbeitende Träger müssen einen Teil ihrer erzielten Gewinne für mildtätige Zwecke investieren. Nur ein bestimmter Teil des Gewinns dient als Rücklage, um größere Investitionen tätigen zu können. Aufgabenbereiche sind insbesondere: Sozialhilfe Sozialversicherung Arbeitsschutz / Arbeitsrecht Dazu werden Vorlagen für neue Gesetze zur Behandlung im Bundestag vom Ministerium vorbe- Freie Träger Diakonie Deutschland Bereits 1848 wurde die Innere Mission von dem Hamburger Theologe Johann Hinrich Wichern als Vorläufer der heutigen Diakonie gegründet, um Menschen in Not und sozialen Randgruppen zu helfen. Die Diakonie ist der soziale Dienst der evangelischen Kirchen. Motive / Einstellungen: Grundlage und Basis aller Arbeit in der Diakonie ist der evangelische Glaube. Die Diakonie achtet den Menschen in seiner Würde und Einzigartigkeit und fördert sein eigenverantwortliches und selbstbestimmtes Leben. Deutsches Rotes Kreuz 1863 gründete Henry Dunant das Internationale Rote Kreuz. In Deutschland entstand 1921 das Deutsche Rote Kreuz. Motive / Einstellungen: Das Motiv des Gründers Henry Dunant war: Durch Menschlichkeit zum Frieden. Weltanschaulich ungebunden. Internationale Hilfe bei der Linderung von Kriegsfolgen und Naturkatastrophen. Deutscher Caritasverband Das Gründungsjahr ist 1897. Bekannt ist der Verband durch den Sozialdienst katholischer Männer und Frauen, den Malteser Hilfsdienst und das Raphaelswerk. Motive / Einstellungen: an die Lehre der katholischen Kirche gebunden. Soziale und karitative Hilfe leisten. Der Name bedeutet „tätige Nächstenliebe“. Tab. 1 Die Wohlfahrtsverbände handwerk-technik.de 441 8
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