1 1.5.2 Beobachten - Verlag Handwerk und Technik

Wahrnehmen und Beobachten
Beispiel
Warum verschenkt Frau Peters Blumen?
„Sie mag mich.“ (Ausdruck einer Beziehung)
„Sie verschenkt gerne Blumen.“ (Ausdruck
von Emotion)
„Sie möchte, dass man sie nett findet.“ (Ausdruck der Persönlichkeit)
Werner nörgelt über alles Mögliche, ist nicht zufrieden mit der Pflege, erwartet mehr Leistungen,
wird leicht aggressiv.
Wird eine Wahrnehmung objektiv weitergegeben,
beschreibt sie eine Situation ohne Wertung:
„Herr Werner lässt sich nur unter Protest waschen,
beschimpft dabei seine Frau und den Altenpfleger.“
Merke
Die Wahrnehmung ist ein unbeabsichtigter
Prozess, der durch viele Faktoren beeinflusst
wird. Man kann dem Rechnung tragen,
indem man nicht vorschnell urteilt, Wahrnehmungen von mehreren Pflegekräften
zusammenfügt und erst dann bewertet und
dies im Pflegeprozess berücksichtigt.
Aussagen von Dritten können die eigene Wahrnehmung beeinflussen.
Wechselwirkungen: Hier wird das Verhalten der
einzelnen Personen wechselseitig beeinflusst.
Beispiel
Sie kommen morgens gut gelaunt ins
Zimmer und fragen den Bewohner mit
freundlichen Worten, wie er geschlafen hat.
Sie erwarten eine positive Antwort und er
gibt sie auch. Die Atmosphäre im Zimmer
ist entspannt.
Wie würden Sie reagieren, wenn er negativ
antworten würde?
1.5.2 Beobachten
Definition
Beobachtung ist die zielgerichtete, geplante Wahrnehmung und Bewertung von
Menschen, Ereignissen und Gegenständen
in festgelegten Situationen.
Übung
Betrachten bzw.
beobachten Sie
Frau Ruch.
Welche Aussagen
Der Milde- / Strenge-Effekt: Jemanden, den man
sympathisch findet, beurteilt man milder als jemanden, den man unsympathisch findet.
können Sie zum
Gesichtsausdruck
und zur Haltung
machen?
Weitergabe von Wahrnehmungen: Wird eine
Wahrnehmung subjektiv weitergegeben, ist sie in
der Regel wertend und oft auch pauschal, z. B.
„Herr Werner ist schwierig“.
Wie ist ihre Stimmung?
Mit dieser Äußerung wird der ganze Mensch als
schwierig gesehen. Außerdem kann jeder unter
„schwierig“ etwas anderes verstehen, z. B., Herr
Wie würden Sie den Gesamteindruck be-
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Wie ist ihr Pflegezustand?
In welcher Umgebung hält sie sich auf?
schreiben?
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1
Gesprächsführung
Übung
Welche Fragetechnik eignet sich für die
folgende Situation?
Eine Bewohnerin liegt tagsüber auf ihrem
Bett. Sie hat gerötete Augen. Auf die Frage,
ob sie einen Kaffee trinken möchte, antwortet sie nicht.
1.6.3 Gesprächsformen
Das verrichtungsbegleitende Gespräch
Im verrichtungsbegleitenden Gespräch sind Sie
auf unterschiedliche Weise gefordert: Sie müssen
handeln und zuhören und reden. Jede Gesprächssituation stellt sich anders dar. Je nach Situation
müssen Sie angemessen auf den Betroffenen eingehen können.
Merke
In einem verrichtungsbegleitenden Gespräch
gestalten Sie die Beziehung zum Pflegebedürftigen, führen Alltagsgespräche, leiten
zu Selbstständigkeit an, informieren und
beraten, loben und motivieren, hören zu und
lösen Probleme.
Beispiel
kann … Können Sie versuchen, das rechte
Bein etwas anzuheben? … Schön, das klappt
ja heute Morgen gut … So, jetzt noch ein
frisches Hemd anziehen … So langsam brauchen Sie wohl Ihre Weste, der Herbst kommt
dieses Jahr früh … Und fertig sind Sie für den
neuen Tag …“
Gerade bei Zeitmangel sind die verrichtungsbegleitenden Gespräche eine Möglichkeit zu zeigen:
„Jetzt habe ich Zeit für Sie“. Wenn Sie freundlich
und zugewandt sind, fühlt sich der Betroffene gut
betreut und traut sich, Fragen zu stellen.
Verrichtungsbegleitende Gespräche beginnen bei
der Begrüßung am Morgen, setzen sich fort beim
Bettenmachen und Essenreichen. Es erfolgen Informationen über den Tagesablauf, Unterhaltung
beim Spaziergang, Erzählen beim Kaffeetrinken,
Motivieren zur Aktivierung. Kontakte ergeben sich
bei der Betreuung, beim Gang zur Toilette, bis hin
zum Auskleiden am Abend.
Aufgaben eines verrichtungsbegleitenden Gesprächs:
Einstellung auf die Fähigkeiten und
Einschränkungen des Betroffenen
Sich kennenlernen
Handlungen erklären
Orientierung geben
Zu einem kleinen Gespräch anregen
Motivieren
Zuhören
Das kleine Gespräch
Das sogenannte kleine Gespräch, der Smalltalk,
dient der Beziehungsarbeit. Er zeigt dem Anderen: Ich interessiere mich für dich, ich habe Zeit für
dich.
„Guten Morgen Frau Gruner“, … die Pflegekraft legt eine Hand auf den Arm von Frau
Gruner … wartet, bis sie reagiert. „Frau
Gruner, ich bin Eva … Es ist Zeit für die
Morgentoilette … Ich ziehe Ihnen jetzt das
Nachthemd aus, damit ich Sie waschen
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Das kleine Gespräch kann zwischendurch geführt
werden, sollte allerdings mindestens vier Minuten dauern. Kürzere Gespräche wirken hektisch.
Es geht dabei um das Kennenlernen oder darum,
den Kontakt zu einem Menschen zu pflegen. Es ist
wichtig für die Beziehungsarbeit und sollte häufig
angewendet werden.
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1
Das Betten
sauberes Nachthemd oder Schlafanzug anziehen
Kopfteil hochstellen und Lagerungsmittel positionieren
Bettdecke richten
Pflegebedürftigen nach Wohlbefinden und
Wünschen fragen
Nachtschrank und Stuhl zurückstellen
Getränk anbieten und in erreichbarer Nähe abstellen
Zimmer lüften, Blick durch das Zimmer: „Alles ok?“
Wäschesack, Abwurfbehälter und sonstige
Materialien aus dem Zimmer bringen
Nachbereitung ( s. Seite 73, Grundsätze)
Tab. 1 Ablauf des Bettens mit komplettem Wäschewechsel von oben nach unten (Fortsetzung)
Aufgaben
1. Erstellen Sie eine Liste mit sämtlichen Materialien für das tägliche Betten.
3. Was haben Sie in Bezug auf persönlichen
Arbeitsschutz beim Betten zu beachten?
2. Üben Sie die Möglichkeiten des Bettens in
Gruppen. Achten Sie darauf, dass der zu Bettende ausreichend angeleitet wird.
4. Welche Maßnahmen schließt eine umfassende Nachbereitung ein?
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2
3
Verhalten in Notfällen
Allgemeine Anzeichen eines Schocks sind:
Puls wird schneller und schwächer
blasse, kalte Haut, Frösteln
kalter Schweiß auf der Stirn
Erstmaßnahme bei ansprechbaren Personen ist die
Schocklagerung zur Stützung des Kreislaufs.
Aufgaben
1. Sind Sie verpflichtet, in jedem Fall zu helfen?
Nennen Sie die gesetzliche Grundlage und
überlegen Sie in der Gruppe mögliche Ausnahmen.
2. Erläutern Sie die einzelnen Glieder der sogenannten Rettungskette.
20–30 cm
3. Erarbeiten Sie an einem Fallbeispiel die sinnvolle Durchführung einer Notfallmeldung.
4. Wann beginnen Sie mit einer Herz-LungenWiederbelebung? Beschreiben Sie den Ablauf.
5. Bringen Sie eine Mitschülerin in die Schocklagerung. Was ist die Voraussetzung dafür?
Abb. 1 Schocklagerung
Wichtig
Bei einem Schock nach Herzinfarkt (kardiogener Schock) wird der Betroffene mit erhöhtem (!) Oberkörper gelagert.
3.2 Häufige Notfälle alter Menschen
Nicht immer ist ein Notfall eine hochdramatische Angelegenheit. Deshalb:
erst genau hinsehen, was passiert ist,
dann Ruhe verbreiten,
dann gezielt handeln und
Hilfe anfordern.
3.2.1 Prellungen und Frakturen
Knochenbrüche nach Stürzen sind in der Altenpflege nicht selten, insbesondere bei alten Frauen wegen der oft bestehenden erhöhten Knochenbrüchigkeit durch Osteoporose.
Erstmaßnahmen bei Brüchen (Frakturen) sind
138
eine Ruhigstellung und Abpolsterung der
betroffenen Gliedmaßen ohne Veränderung der
Lage (!),
falls erforderlich auch steriles Abdecken der
entstandenen Wunde.
Der Kopf sollte möglichst bequem gelagert
werden, sodass freies Atmen möglich ist.
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4
Anpassung und krankhafte Veränderungen
4.4 Anpassung und krankhafte Veränderungen
Die Pathologie (pathos, gr. Leiden, Krankheit) ist
die Lehre von den Krankheiten.
Dieses Fach beschäftigt sich neben den Ursachen und der Entstehung von Krankheiten
mit deren Auswirkungen und Veränderungen
auf den Körper. Pathologen untersuchen z. B.
Gewebe, um Krebserkrankungen festzustellen
oder Blut, um Krankheitserreger zu finden.
Pathologe bei der Arbeit
4.4.1 Anpassungsreaktionen
Der menschliche Organismus ist ein reaktions- und
anpassungsfähiges System. Das bedeutet, dass
sich Zellen und Gewebe an die jeweiligen Bedürfnisse und Aufgaben anpassen können.
Eine steigende Beanspruchung von Zellen und Geweben löst Wachstumsreize aus, während die Abnahme der Belastung mit einer Reduzierung körperlicher Strukturen einhergeht.
Von Atrophie wird allgemein gesprochen, wenn
sich Gewebe oder ganze Organe zurückbilden, verbunden mit Funktionseinschränkungen. Im Zuge
des Umbaus kommt es häufig zu einem Ersatz
durch Bindegewebe.
Hypertrophie
Fachausdruck
Bedeutung
Normotrophie
Normaler
Zellverband
Hypertrophie
Zunahme
der Zellgröße
durch Zunahme der
Zellorganellen
Hyperplasie
Zunahme
der Anzahl der
Zellen
Atrophie:
Hypotrophie
Hypoplasie
Abnahme der
Zellgröße
Abnahme der
Zellzahl
Tab. 1 Anpassungsreaktionen der Gewebe
Atrophie
Abb. 1 Beispiele für Hyper- und Atrophie
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157
Darstellung
5
Atmungsorgane
Luftröhre
linker
Hauptbronchus
Durch das Bronchialsystem wird die Luft dann
den Lungenbläschen (Alveolen) zugeführt, die von
einem Netz feiner Äderchen (Kapillaren) umgeben
sind, was den Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid ermöglicht.
Atmung
Bronchien
rechter
Hauptbronchus
Knorpelplättchen
An der Atmung sind die Rippen und das Zwerchfell beteiligt. Das sog. Lungenfell sorgt dafür, dass
die Lunge diesen folgt und sich bei der Einatmung
weitet. Bei erschwerter Atmung wird dieser Vorgang durch die Atemhilfsmuskulatur (Hals- und
Bauchmuskulatur) unterstützt. Dabei werden
atemerleichternde Körperhaltungen eingenommen ( s. Seite 119).
Bronchiolen
Brustkorb
Alveolen
Kapillarnetz
Lungenbläschen
(Alveolen)
Abb. 1 Untere Atemwege (Bronchialsystem)
Die Atemwege haben drei Aufgaben:
Erwärmung der Atemluft. Dies wird erreicht
durch die gute Durchblutung der Schleimhaut. Die vielen Blutgefäße wirken ähnlich wie
die mit heißem Wasser gefüllten Rippen der
Zentralheizung.
Reinigung der Atemluft. Schmutzpartikel kleben
an der Schleimhaut fest und werden durch
Flimmerhärchen aus den Atemwegen heraustransportiert.
Anfeuchten der Atemluft. Der sehr wasserhaltige Schleim gibt ständig Wasserdampf an die
vorbeiziehende Luft ab.
Über Nase oder Mund erreicht die Atemluft den
Kehlkopf. Dieser hat die Aufgabe, durch seinen
Verschluss sicherzustellen, dass keine Nahrung in
die unteren Atemwege gelangen kann. Darüber
hinaus befinden sich im Kehlkopf die Stimmlippen, welche durch Spannung und Luftdurchtritt in
Schwingungen versetzt die Produktion von Tönen
möglich machen und damit unter anderem das
Sprechen ermöglichen.
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Zwerchfell
Einatmung
Ausatmung
Einatmung
Anspannung der
äußeren Zwischenrippenmuskeln
Ausatmung
Anspannung der inneren
Zwischenrippenmuskeln
Abb. 2 Ein- und Ausatmung
Gesteuert wird die Atmung über das Atemzentrum im Übergang von Gehirn und Rückenmark.
Dieses arbeitet unwillkürlich, man muss also nicht
ans Atmen denken. Bei körperlicher Aktivität wird
die Atmung automatisch angepasst.
Bei normaler Ruheatmung werden pro Atemzug
etwa 500 ml Luft ausgetauscht, dies kann bei Anstrengung bis auf ca. 4 Liter erhöht werden.
165
5
Bewegungsapparat
Bewegungen
Im gesunden Zustand sind willkürliche Bewegungen eines Menschen zielgerichtet und aufeinander abgestimmt (koordiniert).
guten Bodenkontakt und die Fußspitzen zeigen
ein wenig nach außen. Ältere Menschen neigen –
ähnlich wie Kleinkinder – zu einem etwas breitbeinigen Stand, der mehr Stabilität verleiht.
Für die Dokumentation sind folgende medizinische
Formulierungen üblich:
eingeschränkte Beweglichkeit des Gelenks /
der Gelenke
unvollständige oder vollständige Lähmung
(Parese bzw. Plegie)
erhöhte oder verminderte Muskelanspannung
(Muskeltonus)
Muskelzittern (Tremor)
Fortbewegung
Das Gangbild des gesunden Menschen ist flüssig
und gleichmäßig. Durch die physiologische Abnahme der Skelettmuskulatur und die dadurch
eintretende Schwäche erscheint das Gangbild des
alternden Menschen häufig etwas schleppend
und mühevoll. Bei sinkender Ausdauer und eingeschränktem Leistungsvermögen werden dabei die
Füße nicht mehr vollständig angehoben, sodass
das Gehen von schlurfenden Geräuschen begleitet
sein kann.
Abb. 2
Neutralstand
Haltungsschwächen, ausgelöst durch altersbedingten Abbau der Skelettmuskulatur, können z. B.
die Entwicklung eines Rundrückens zur Folge haben. Der Oberkörper erscheint insgesamt zusammengesunken, die Taille ist verkürzt, der Bauch
wölbt sich vor, die Krümmung der Lendenwirbelsäule nimmt zu. Die Beweglichkeit ist jedoch kaum
eingeschränkt.
Haltungsschäden, bedingt durch Abweichungen
der Wirbelsäule von ihrer natürlichen Form, z. B.
bei Skoliosen (= Seitverbiegungen) oder Kyphosen (= verstärkt nach vorn gebeugt), machen sich
u. a. durch Schmerzen und Bewegungseinschränkungen bemerkbar.
Abb. 1 Alte Menschen gehen anders
Körperhaltung
Im neutralen Stand ( s. Abb. 2) sind Oberkörper
und Kopf aufgerichtet, die Arme hängen locker herab, beide Beine sind gleichmäßig belastet, Knie
und Hüfte sind leicht gebeugt. Durch diese Flexibilität erreicht der Stand Stabilität. Die Füße haben
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Schonhaltungen treten bei Schmerzzuständen auf.
So werden schmerzende Gelenke typischerweise
gebeugt gehalten. Bewegungen in schmerzenden
Körperregionen werden gemieden und der betroffene Körperteil entlastet, um den Schmerz zu lindern oder zu vermeiden.
Zwangshaltungen sind häufig die Folge von:
Gelenkdeformationen (z. B. bei fortgeschrittener
Arthritis),
201
5
Krankheitslehre und Pflege
5.12 Sterben und Tod
Sterben trifft uns alle ausnahmslos, macht uns
alle gleich. In der Pflege Sterbender werden
die Pflegenden daher immer wieder mit der
Frage nach dem Sinn des Lebens konfrontiert,
dem Woher und Wohin. Menschen fragen sich:
„Warum gerade ich, warum gerade jetzt?“
Trotz aller Therapieerfolge und Fortschritte in
der Medizin kann der Tod nicht überwunden
werden. Sterben und Tod gehören jedoch zu den
Tabuthemen unserer Gesellschaft. Es scheint
sich aber in letzter Zeit etwas an diesem Zustand zu ändern.
5.12.1 Veränderungen im Umgang mit Sterben und Tod
Es ist der Initiative engagierter Bürger in der Hospizbewegung zu verdanken, dass Raum und Versorgungsmöglichkeiten für schwer kranke und
sterbende Menschen und ihre Angehörigen geschaffen wurden. Von professioneller Seite aus
bemühen sich Palliativpflege und -medizin um
eine ganzheitliche Betreuung von Menschen mit
begrenzter Lebenserwartung, deren Erkrankung
fortgeschritten und nicht mehr heilbar ist. Behandlungsziel ist eine bestmögliche Qualität der
verbleibenden Lebenszeit durch Vorbeugen und
Lindern körperlicher und psychischer Beschwerden sowie sozialer und spiritueller Not. Nicht der
Befund und die Verlängerung der Lebenszeit um
jeden Preis stehen im Vordergrund, sondern das
Befinden, die Wünsche und Ziele des Sterbenden.
Dem häufig zitierten Satz bei der Diagnose „unheilbar“: „Wir können nichts mehr für Sie tun“ widersprechen Palliativmedizin und Palliativpflege,
denn für sie hat sich lediglich die Blickrichtung,
nicht aber der Behandlungsauftrag verändert.
Palliativversorgung orientiert sich an den Kernbedürfnissen sterbender Menschen, die wie folgt definiert werden:
Im Sterben nicht alleine gelassen zu werden,
sondern an einem vertrauten Ort inmitten vertrauter Menschen zu sterben,
300
im Sterben nicht unter starken körperlichen
Beschwerden (z. B. Schmerzen) leiden zu
müssen,
die Regelung letzter Dinge (unerledigte
Geschäfte, Konflikte),
das Stellen der Sinnfrage (z. B. nach dem Sinn
des Lebens und Sterbens) und das Erörtern der
Frage nach dem Danach.
Sterben findet heute wesentlich häufiger in Institutionen als im eigenen Zuhause statt, obwohl die
meisten Menschen den Wunsch haben, zu Hause
zu sterben.
Merke
80 % aller Menschen sterben in Krankenhäusern, 15 % in Alten- und Pflegeheimen.
Nach neuesten Untersuchungen liegen die Gründe
für das Scheitern sowohl in der Krankheitsproblematik als auch in strukturellen Defiziten. Insbesondere fehlt es an erfahrener professioneller Unterstützung, aber auch an einfachen Hilfsangeboten
bei Überlastung und Überforderung sowohl des
Betroffenen als auch des Umfelds.
Die moderne Medizin hat Möglichkeiten entwickelt, das Leben scheinbar unbegrenzt zu verlän-
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6
Durchführung ärztlicher Verordnungen
lich noch einmal auf der Packung notiert werden.
Die Lagerung sollte immer in der Originalpackung
erfolgen, der Beipackzettel sollte nicht entfernt
werden, um im Notfall eine rasche Information
sicherzustellen. Neu gelieferte Packungen sollten
hinter die aktuellen Packungen gestellt werden,
darüber hinaus ist auf das Verfalldatum zu achten.
6.3.3 Verabreichung von
Medikamenten
Die unterschiedlichen Zubereitungsformen ermöglichen es, Medikamente auf verschiedene Weise auf oder in den Körper zu bringen (Applikation).
Damit wird nicht nur auf unterschiedliche Krankheiten reagiert, sondern auch die Geschwindigkeit,
mit der eine Substanz am Wirkort ankommt. Zum
Beispiel wünscht man bei Schmerzen eine möglichst schnelle Wirkung, was mit Injektionen oder
der Gabe unter die Zunge erreicht wird.
Applikationsarten
innerlich
äußerlich
ENTERAL
über den Magen-Darm-Trakt
REKTAL
in den Enddarm (z. B. Zäpfchen)
ORAL
in, durch den Mund
SUBLINGUAL
unter die Zunge (z. B. Tropfen)
BUCCAL
in die Wangentasche (z. B. Tabletten, Kapseln, Lösungen)
über die Luftwege
INHALATIV
in die Lunge (z. B. Aerosole, Sprays)
über andere Körperöffnungen
NASAL
in die Nase (z. B. Tropfen, Salbe)
VAGINAL
in die Scheide (z. B. Salbe, Spray)
PARENTERAL
unter Umgehung des
Magen-Darm-Trakts
(Injektionen, Infusionen)
in das Gewebe
INTRACUTAN
Oberhaut
SUBKUTAN (s. c.)
Unterhautfettgewebe
INTRAMUSKULÄR (i.m.)
Muskulatur
in die Blutbahn
INTRAVENÖS (i. v.)
Vene
INTRAARTERIELL (i. a.)
Arterie
in Körperhöhlen
INTRAARTIKULÄR
Gelenk
INTRATHEKAL
Rückenmarkskanal
auf Haut und Schleimhäute (Mund, Nase), Augenbindehaut
z. B. Pasten , Salben, Cremes, Lotionen, Tropfen, Tinkturen, Sprays, Lösungen
Tab. 1 Verabreichungsmöglichkeiten für Medikamente
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Unterstützung bei der Lebensgestaltung
Küche
Bad
Toilette
Verdorbene Lebensmittel
(unsachgemäßer Transport,
Lagerung)
Kontaminierte Lebensmittel
(z. B. Tiefkühlgeflügel)
Durch Verarbeitung Verschleppung auf Geräte, Arbeitsflächen
möglich
Begünstigung durch hohe Luftfeuchtigkeit und hohe Raumtemperatur
Rückstände (Hautschuppen,
Haare) als Lebensraum
Ausscheidungen
Tab. 1 Bakterien im Haushalt
Merke
Pflegekräfte, die mit der Herstellung von
Speisen betraut sind, müssen sowohl im
ambulanten als auch im stationären Bereich
eine Belehrung nach §§ 42 und 43 Infektionsschutzgesetz erhalten.
(www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/
ifsg/gesamt.pdf)
Bei der Hausarbeit sollte saubere Arbeitskleidung
getragen werden, bei Reinigungsarbeiten sind
Schutzhandschuhe erforderlich. Eine gute Pflege
der Haut sollte selbstverständlich sein ( s. Die eigene Gesundheit erhalten, Seite 127).
Dienste und Assistenzleistungen
Tipps
Bad / Toilette
Bad und Toilette trocken halten und gründlich reinigen
Regelmäßig und ausreichend lüften
Handtücher, Waschlappen, Badematten
nach Gebrauch zum Trocknen aufhängen
und regelmäßig bei mind. 60 °C waschen
Küche
Fleisch, Wurst, Eier und Milchprodukte kühl
aufbewahren, geeignet transportieren,
damit die „Kühlkette“ nicht unterbrochen
wird
Geflügel und Fleisch mit gesonderten
Geräten verarbeiten
Kühlschranktemperatur maximal 7 °C
Kühlschrank regelmäßig mit Essiglösung
reinigen, überlagerte oder verdorbene
Lebensmittel umgehend entfernen
Essensreste vermeiden
Müll täglich entsorgen
Nach dem Kochen alle Geräte und Arbeitsflächen reinigen (Spülmittellauge)
Handtücher, Wischlappen, Reinigungsschwämme alle 2 bis 3 Tage wechseln und
bei mind. 60 °C waschen
364
Beeinträchtigungen im Alter sind nicht immer und
sofort so gravierend, dass die Hilfe eines Pflegedienstes in Anspruch genommen werden muss.
Hier kann auf Mobile Soziale Dienste (MSD) verwiesen werden, die von Wohlfahrtsverbänden, Sozialstationen, aber auch privaten Firmen angeboten werden. Die Angebote decken praktisch alle
Belange des täglichen Lebens ab.
Abb. 1 Menübringdienst, sogenanntes „Essen auf Rädern“,
für die Versorgung mit warmen Mahlzeiten
Beim Menübringdienst sind Qualität und Service
wichtige Kriterien:
Erfolgt die Anlieferung pünktlich?
Gibt es Unterstützung bei der Öffnung der
Verpackung?
Stellt der Anbieter Warmhaltesysteme zur
Verfügung?
Besteht die Möglichkeit der mundgerechten
Anlieferung oder Zubereitung?
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Altenpflege als Beruf
so obliegt den Ländern die Gesetzgebungskompetenz durch die Landtage (z. B. für das Ausbildungsund Krankenhauswesen oder das Heimrecht). Landesaltenpläne werden ebenfalls erstellt, um längerfristige Veränderungen im Altenhilfebereich zu
erkennen und diesen rechtzeitig zu begegnen.
reitet und nach Beschlussfassung durch den Bundestag / Bundesrat durchgeführt. Bei der Durchführung geht es auch um die Bereitstellung der
entsprechenden Finanzmittel.
Bundesebene
Auf Bundesebene erfolgt die Verwaltung des Gesundheits- und Sozialwesens durch ein oder mehrere Bundesministerien. Bei Regierungsneubildung
können Zuständigkeiten geändert werden.
Wohlfahrtsverbände
Neben der öffentlichen Sozialhilfe ergänzt die
„freie Wohlfahrtspflege“ viele wichtige Aufgaben
der Sozialhilfe. Als freie Wohlfahrtspflege werden
alle Institutionen bezeichnet, die gemeinnützige
soziale Hilfen und Unterstützung zur Selbsthilfe
in organisierter Form auf freiwilliger Basis leisten.
Wohlfahrtsverbände und andere gemeinnützig arbeitende Träger müssen einen Teil ihrer erzielten
Gewinne für mildtätige Zwecke investieren. Nur
ein bestimmter Teil des Gewinns dient als Rücklage, um größere Investitionen tätigen zu können.
Aufgabenbereiche sind insbesondere:
Sozialhilfe
Sozialversicherung
Arbeitsschutz / Arbeitsrecht
Dazu werden Vorlagen für neue Gesetze zur Behandlung im Bundestag vom Ministerium vorbe-
Freie Träger
Diakonie Deutschland
Bereits 1848 wurde die Innere Mission von dem Hamburger Theologe
Johann Hinrich Wichern als Vorläufer der heutigen Diakonie gegründet, um
Menschen in Not und sozialen Randgruppen zu helfen. Die Diakonie ist der
soziale Dienst der evangelischen Kirchen.
Motive / Einstellungen: Grundlage und Basis aller Arbeit in der Diakonie ist
der evangelische Glaube. Die Diakonie achtet den Menschen in seiner Würde und Einzigartigkeit und fördert sein eigenverantwortliches und selbstbestimmtes Leben.
Deutsches Rotes Kreuz
1863 gründete Henry Dunant das Internationale Rote Kreuz.
In Deutschland entstand 1921 das Deutsche Rote Kreuz.
Motive / Einstellungen: Das Motiv des Gründers Henry Dunant war: Durch
Menschlichkeit zum Frieden. Weltanschaulich ungebunden. Internationale
Hilfe bei der Linderung von Kriegsfolgen und Naturkatastrophen.
Deutscher Caritasverband
Das Gründungsjahr ist 1897. Bekannt ist der Verband durch den Sozialdienst
katholischer Männer und Frauen, den Malteser Hilfsdienst und das Raphaelswerk.
Motive / Einstellungen: an die Lehre der katholischen Kirche gebunden.
Soziale und karitative Hilfe leisten. Der Name bedeutet „tätige Nächstenliebe“.
Tab. 1 Die Wohlfahrtsverbände handwerk-technik.de
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