Ganzheitliche Betrachtung der Hülle Am 01./02. Oktober 2015 fand im Rahmen der RENEXPO in Augsburg zum ersten Mal der Kongress „GHI – Gebäudehülle innovativ“ statt. Initiator Prof. Dr. hc. Klaus Layer (Akademie für nachhaltige Gebäudetechnologie KarlsruheMosbach e.V.) hatte für das neuartige Veranstaltungskonzept – die Tagungsfläche wurde von Fenstern und Fassadenelementen der beteiligten Aussteller umgeben – hatte ein interessantes Programm mit hochkarätigen Referenten zusammengestellt. Diese kamen – und das war elementarer Ansatz der Tagung – aus allen Bereichen der am Bau Beteiligten: Planer, Architekten, Forschung, Industrie und Handwerk. Schon in den Eröffnungssymposien wiesen die Referenten Dipl.-Ing Juan Lucas Young (Sauerbruch Hutton), Prof. Dr. Bernhard Weller (TU Dresden) und Prof. Goerg Sahner (Hochschule Augsburg) auf die stetig steigenden Anforderungen an Planung und Umsetzung von Gebäude und insbesondere Fassaden hin – und mit dieser Entwicklung stiegen auch die Probleme und die Anzahl der Schadensfälle. Juan Lucas Young stellte vor allem eine zunehmende „Streitlust“ bei Bauprojekten fest. „Streitereien zwischen den Parteien sieht man nur in Deutschland. Hier müssen wir was tun.“ Der Appell von Prof. Klaus Layer ging in die gleiche Richtung: „80 % der Streitfälle sind auf die fehlende Kommunikation der Beteiligten zurückzuführen. Wir müssen mehr miteinander reden. Abhilfe ist nur durch den Versuch einer konsequenten Zusammenführung von Information, Planung, Abstimmung, Umsetzung und Nachbearbeitung zu schaffen.“ Nach der Mittagspause gab unter anderem Hanspeter Petschenig (Petschenig Glastec) einen Einblick in Glasfassaden aus Holz und Glas und stellte dabei die von ihm maßgeblich entwickelte UniglasIFacade vor. Nachdem Johannes Foppe (Foppe Metallbaumodule) aktuelle Fassadenprojekte vorgestellt hatte, stand die Materialtechnik im Mittelpunkt. Dr. Dipl.-Phys. Hans-Peter Ebert vom ZAE Bayern sprach über neue Materialien für die Fassade und deren Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis. Das Spektrum reichte von WärmedämmMaßnahmen mit Vakuum-Isolationspaneelen über photokatalytische Beschichtungen und Low-e-Gewebe in der textilen Architektur bis hin zu schaltbaren Wärmedämmungen und Verglasungen. Im Anschluss erläuterte Dr. Boris Mahler das Konzept des AktivPlus Haus und konstatierte: „Es kann nicht sein, dass man immer nur von Dämmung redet. Gebäude von heute sind nicht nur Energieverbraucher, sondern auch Energieerzeuger.“ Der zweite Veranstaltungstag begann mit einem Blick in die Bauphysik. Dr. Svenja Carrigan (TU Kaiserslautern) erläuterte anschaulich bauphysikalische Anforderungen und deren Einflüsse auf die Gebäudehülle – wichtige Faktoren wie Energieeffizienz und Behaglichkeit hingen maßgeblich mit der Bauphysik zusammen, so die Referentin. Hier sei Fachwissen dringend gefordert, um Fehler und somit Schäden zu vermeiden. „Behaglichkeit und Komfort stehen an oberster Stelle, noch vor den Kosten. Deshalb ist die Bauphysik elementar“, so Dr. Svenja Carrigan. Alexander Werner (Bosch Solar CIStech) erläuterte die VHFFassadensysteme des Unternehmens im Bereich Solarfassaden und stellte dabei einige aktuelle Referenzprojekte vor. Gebäudeintegrierte PV biete noch jede Menge Potenziale, gerade vor dem Hintergrund der Gebäudeenergieeffizienz, so Alexander Werner. Auch Bernd Sprecher (Manz CIGS Technologie) – seit mehr als 20 Jahren in der PhotovoltaikBranche aktiv – sprach zum Thema „Photovoltaik: Fassade in Dünnschicht-Technologie“ und unterstrich die großen Chancen insbesondere bei Plusenergie-Häusern. Obschon er auch klarstellte: „GIPV ist nach wie vor ein Nischenmarkt, jedoch mit gesundem Wachstum.“ Die optimale Befestigung von WDVS und VHF-Fassaden stand im Fokus des Vortrags von Günter Seibold (Fischer Deutschland Vertriebs GmbH). Dabei zeigte er auf, was bei der Befestigung auf verschiedenen Untergründen zu beachten ist und machte darüber hinaus auf die Wichtigkeit der Vermeidung von Wärmebrücken aufmerksam. Denn: „Die Unterkonstruktion hat einen wichtigen Einfluss auf die energetische Performance von Gebäuden“. Dipl.-Ing. Urs Ühlinger von der Berner Fachschule für Architektur, Holz und Bau beschäftigte sich mit Holz-Alu-Fensterkonstruktionen und zeigte dabei verschiedene Konstruktionsmöglichkeiten auf. Eine wichtige Herausforderung sei es, die Wärmebrücken von Holz-Alu-Fenstern zu reduzieren. Nut so werde Holz-Alu zukünftig wettbewerbsfähig bleiben, so der Fachmann. Beim Thema „schlankere Profile“ sieht Urs Ühlinger kaum noch Spielraum – aus statischen Gründen. Zum Ende der Tagung stellte unter anderem noch Dipl.-Ing. Arno Bender (aluplast) aktuelle Fensterkonstruktionen aus PVC vor. Dr.-Ing. Gabriele Gärtner (Evonik) präsentierte die Anwendungsmöglichkeiten und Vorteile der Hochleistungsdämmung Calostat und stellte dazu das kürzlich gemeinsam mit dem Fassadenbauunternehmen FKN realisiertes Bürogebäude-Projekt „FrymaKoruma AG“ vor. Peter Schneider (Schüco) befasste sich abschließend mit den Möglichkeiten der dezentralen Lüftungstechnik in der Gebäudehülle, bevor Prof. Dr. hc. Klaus Layer anhand eines interaktiven Planspiels noch einmal die Vernetzung aller Gewerke in der Gebäudehülle veranschaulichte. Nach der gelungenen Premiere ist eine Weiterführung des neuen Veranstaltungsformats schon in Planung. Eine Bildergalerie findet sich auf www.die-fassade.de
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