Retten – Befreien – Verändern - Evangelisch

Nr. 12, 125. Jahrgang
Sonntag, 21. Juni 2015
3917. Folge
Retten – Befreien – Verändern
Lukas 19, 1–10
„Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu zu erstatten, was er unrechtmäßig in die eigene Tasche gesteckt
machen, was verloren ist.“ Mit diesen Worten hat Jesus sein hatte. Bei Zachäus zeigten sich die zwei zusammen gehörenden
Wirken, sein Auftreten, seinen Umgang mit den Menschen Seiten einer Medaille: Mit Gott ins Reine zu kommen und geerklärt und begrünstörte Beziehungen zu
det. Damit hat er sich
den Mitmenschen in
zur Wehr gesetzt geOrdnung zu bringen.
gen seine Kritiker, die
So will Jesus immer
etwas ganz Anderes
wieder retten, befreien
von ihm erwarteund verändern und daten. So war es auch,
bei den ganzen Menals Jesus ganz gezielt
schen mit einbeziehen
Zachäus seine Aufund alles, was sein Lemerksamkeit widmete
ben ausmacht.
bei seinem Besuch in
Wir wissen nicht, wie
Jericho. Es muss eidie Leute damals auf
ne gewaltige Überraden völlig veränderschung für den Mann
ten Zachäus reagiert
auf dem Maulbeerhaben. Hielten sie an
Zuwendung bedeutet
baum gewesen sein,
ihrem Urteil über ihn
– nicht nur für Zachäus –
dass Jesus ausgerechfest? Gaben sie ihm die
Befreiung zu einem
net ihn ins Visier
Chance für einen Neuganz neuen Leben.
nahm, ihn, den Zöllanfang auch mit ihnen?
Foto: Simon Steinberger/pixabay.com
ner, den Außenseiter,
Konnten sie sich mit
ihn, dem in seinem Umfeld überall Verachtung begegnete. ihm freuen über das, was Jesus ihm schenkte? So leicht blockiert
Ausgerechnet auf ihn ging Jesus zu, rief ihn herunter von sei- Selbstgerechtigkeit die Freude über Gnade und Barmherzigkeit.
nem Beobachtungsposten und wollte sein Gast sein.
Wie groß ist nicht oft die Neigung, von Anderen sehr viel mehr
Zachäus durfte die Erfahrung machen: Für Jesus bin ich zu erwarten als von sich selbst und mit unterschiedlichem Maß
nicht nur der Zöllner, der Verhasste, der Berüchtigte, mit dem zu messen, wenn es um Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Gerechtigkeiner etwas zu tun haben will. Bei ihm zähle ich voll mit. Bei keit und Konsequenzen in der Christusnachfolge geht.
ihm gelte ich nicht nur als vollwertiger Mensch, sondern sogar
Zachäus ging völlig erneuert aus der Begegnung mit Jesus
als „Abrahams Sohn“ (Vers 9).
hervor. Für ihn hatte das wieder andere Konsequenzen als z.B.
Was ihn positiv überraschte, das sorgte bei den vielen Beob- für die ehemaligen Fischer vom See Genezareth oder für seinen
achtern der Szene für Ärger und Unverständnis. Zachäus wurde Zöllner-Kollegen Matthäus. Sie ließen ihre Netze bzw. das Zollaus dem Dunkel seiner fragwürdigen Vergangenheit ins befrei- büro zurück und schlossen sich Jesu auf seinen Ruf hin an. Für
ende Licht gerückt. Und die sich im Licht der Gerechtigkeit und Zachäus sollte Nachfolge anders aussehen. Er sollte sich dort
Aufrichtigkeit und Frömmigkeit Wähnenden begaben sich ins bewähren, wo er zu Hause war und seinen Dienst tat. Er sollDunkel von Neid und liebloser Selbstgerechtigkeit. Wie konnte te und konnte unter Beweis stellen, dass Zöllner nicht so sein
dieser Jesus sich mit solch einem Halunken abgeben? Eine Be- mussten wie ihr schlechter Ruf. Schuld und Unrecht stecken ja
leidigung für die Frommen, Ehrlichen und Zuverlässigen.
nicht im Geld, nicht in bestimmten Berufen und Verhältnissen.
Sie wussten ja nicht, was sich zwischen Jesus und Zachäus Sie stecken in Menschen, die damit umgehen. Deshalb fangen
abspielte. Sie ahnten nicht, dass Jesu Zuwendung zu ihm nicht Umkehr und Erneuerung immer in uns selbst an. Nachfolge
Verharmlosung seiner Schuld bedeutete, nicht Kumpanei mit sieht nicht für jeden gleich aus.
dem Betrüger, sondern vielmehr Befreiung zu einem ganz
Wenn nur jeder dort gewissenhaft und glaubwürdig ist und
neuen Leben. Das hätten sie wohl kaum für möglich gehalten, zu seinem Glauben steht, wo er seinen Platz und seine Aufgabe
dass solch ein Typ sich verändern ließ, dass er bereit war, die hat. Auch dort, wo es einfacher und vorteilhafter sein könnte, es
Hälfte seines Besitzes mit Bedürftigen zu teilen und vierfach nicht zu tun.
Habbo Heikens, Wilsum
Im Strom der Zeit
Helfen und aufklären
Die Synode der Ev.-altreformierten Kirche bekommt zu ihrer Sitzung am 24. Juni in Veldhausen „hohen Besuch“. Eigens zu dieser Sitzung wird Cornelia Füllkrug-Weitzel aus Berlin anreisen. Sie ist Präsidentin von Brot für die Welt und
Diakonie Katastrophenhilfe sowie Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Werks für Diakonie und Entwicklung. Wer
in dieser Welt angesichts von Not und Elend helfen will, kommt nicht umhin, auch in gesellschaftlichen Fragen die prophetische Stimme zu erheben. Ob mit eigenem Stand auf der Berliner „Grünen Woche“ oder mit Beiträgen zum soeben
stattgefundenen G7-Treffen auf Schloss Elmau: Die kirchliche Entwicklungs- und Katastrophenhilfe mischt sich ein und
macht sich auch dadurch für die Schwachen stark.
Hungerbekämpfung
Soeben haben sich die Regierungschefs der sieben führenden
Industrienationen getroffen. Angela Merkel hat als Gastgeberin ins Schloss Elmau eingeladen. Und dort ist unter anderem
auch das Ziel formuliert worden, gegen Hunger und Mangelernährung bis zum Jahr 2030 wirksam anzugehen. Dieses ehrgeizige Ziel wird natürlich von Brot für die Welt ausdrücklich
begrüßt. Und doch bleibt auch ein gewisses Misstrauen, ob
denn die dazu nötigen Mittel auch aufgewendet werden und
sich die Nationen die Gestaltungshoheit von den großen Konzernen nicht aus der Hand nehmen lassen.
„Der Kampf gegen Hunger und Mangelernährung ist staatliche Aufgabe und nicht Investoren-Spielwiese“, so FüllkrugWeitzel. Es darf nicht sein, dass weltweit handelnde Konzerne
das Land langfristig pachten und für ihre Zwecke beanspruchen, während die Bevölkerung keinen Zugang hat zu Ackerbauflächen, Wasser und bezahlbaren Lebensmitteln.
Versagen
„Wenn fast zwei Milliarden Menschen an Hunger oder Mangelernährung leiden, dann haben Politik und Wirtschaft versagt.“
So lautet das Fazit von Brot für die Welt. Während in den reichen Nationen eine nie gekannte Nahrungsvielfalt die Regale
in den Supermärkten füllt, sterben jährlich allein 2,5 Millionen
Kinder an den Folgen von Mangelernährung.
Die meisten Hungernden arbeiten im ländlichen Sektor:
50 Prozent gehören Kleinbauernfamilien an, acht Prozent sind
Fischer und Hirten.
Es ist nicht nur zu wenig da, das Wenige sorgt auch für einseitige Ernährung: Für zwei Milliarden Menschen fehlen mindestens ein, wenn nicht sogar mehrere Nährstoffe, die für ein
gesundes Leben wichtig sind.
Und während 1,4 Milliarden Menschen an Übergewicht und
davon 500 Millionen an Fettleibigkeit leiden, bleiben weltweit
26 Prozent aller (!) Kinder unter fünf Jahren aufgrund von Mangelernährung im Wachstum zurück.
Ausweg
Das Ziel, den Hunger in den kommenden 15 Jahren zu besiegen, ist nicht nur ehrgeizig, sondern auch realistisch. Voraussetzung ist, dass die Weichen neu gestellt werden. Die Kammer
der EKD für nachhaltige Entwicklung kommt in einer Studie zu
diesem eindeutigen Ergebnis: Die heutige Welternte reicht aus,
alle Menschen zu ernähren. Es ist sogar mehr als genug da. Ein
Problem besteht jedoch dort, wo der Boden nicht vorrangig für
Lebensmittel genutzt wird, sondern für Tierfutter und für Rohstoffe zur Energiegewinnung.
Konsumenten
Somit sind auch „wir“ Konsumenten gefordert. Denn die Nachfrage bestimmt das Angebot. Auch hier gilt: „Weniger ist mehr“.
Auch Andere sollen ihren Anteil an der Lebensqualität durch
ausreichende und vielfältige Nahrung erhalten. Fair gehandelte Produkte sichern den Erzeugern ein einträgliches Einkommen, die ansonsten von den Gesetzmäßigkeiten des Welthandels ausgebeutet werden. Wer heimische Produkte vorzieht,
sichert nicht nur hier die Existenz auch
kleinerer Familienbetriebe – sondern auch
in vielen armen Ländern, wenn dadurch
Lebensmittel dort verbleiben und Ackerflächen der Selbstversorgung zugutekommen.
Wer braucht hier im Dezember Erdbeeren?
Und es muss nicht jeden Tag Fleisch geben. Für die Tiermast wird Futter importiert.
Fleischkonsum konkurriert also mit pflanzlicher Nahrung, die anderswo fehlt.
Aufklärung
Cornelia Füllkrug-Weitzel steht einer Organisation vor, die mit ihren Partnern vor Ort und
mit erheblichen anvertrauten Spendengeldern ausgestattet segensreich Not wendet.
Dazu gehört auch die prophetische Aufklärung, die unter Umständen unangenehme
Wahrheiten ausspricht. Die Synode darf sich
auf ihren Besuch freuen.
Fritz Baarlink, Veldhausen
Am Stand von Brot für die Welt kann mit Fahrradantrieb ein Milchmixgetränk erstellt werden. Hier
mixen ihn Kailash Satyarthi (Kinderrechtler und Friedensnobelpreisträger 2014) und Cornelia Füllkrug-Weitzel (Präsidentin Brot für die Welt) gemeinsam.
Foto: Christoph Püschner/Brot für die Welt
Rock am Ring / Veranstaltungen
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„Gott am Ring“
In welchen Formen treffen wir heutzutage auf Kirche? Natürlich im sonntäglichen Gottesdienst. Dieser aber wird von immer mehr Jugendlichen und jungen Erwachsenen mäßig oder
auch gar nicht besucht.
Deshalb wird es für die Kirchen immer wichtiger, sich offensiv auch an nicht unbedingt christlichen Veranstaltungen zu
beteiligen. So wie ich es am vergangenen Wochenende in Mendig miterlebt habe.
Beim alljährlichen Musikfestival „Rock am Ring“, das dieses
Jahr zum ersten Mal in der Nähe der kleinen pfälzischen Stadt
Mendig stattfand, waren beide Ortsgemeinden, die evangelische
und die katholische, vereint vertreten.
Mit ihrem großen Zelt, das von großen wehenden Fahnen
mit fliederfarbenem Kreuz umkreist war, stießen sie im ersten
Moment auf verdutzte Gesichter und fragende Blicke. Denn
niemand hätte auf dem Zeltplatz des Festivals mit einem christlichen Angebot gerechnet.
Im zweiten Moment jedoch kamen immer mehr Festivalbesucher auf die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter der
Kirchengemeinden zu, um mit ihnen über sehr verschiedene
Themen zu reden oder nur ihre Neugierde zu stillen.
Im Gespräch mit einem Mitarbeiter habe ich erfahren, dass
die Intention des Festivalbesuchs nicht etwa ist, die meist jungen Menschen zum Glauben zu bewegen, sondern ihnen ein
Gesprächsangebot zu bieten und bei Bedarf seelsorgerisch für
die Festivalbesucher da zu sein. Auch eine Gebetswand für Fürbitten wurde sehr gut angenommen.
Die erwartete Kritik und Provokationen, so erzählte mir der
evangelische Pastor, blieben entgegen den Erwartungen aus.
Im Endeffekt ist es den Kirchengemeinden wichtig, auf diesem
Festival vertreten zu sein, auch wenn die meisten Besucher des
Festivals nicht gläubig sind. Gerade deshalb ist es wichtig zu
zeigen, dass Kirche nicht nur am Sonntag existiert, sondern
in den verschiedensten Formen im Alltag der Menschen. So
wie der Kirchentag mit den frischen und neuen Angeboten als
Vorbild gilt, ziehen auch immer mehr Gemeinden nach, indem
sie sich als verständnisvolle und offene Organisation auf Veranstaltungen jeglicher Art – nun auch im wahrsten Sinn des
Wortes – Flagge zeigen.
„Rock am Ring“ ist dafür nur ein schönes Beispiel, wie Kirche
modern und offen umgesetzt werden kann.
Insa Baarlink, Veldhausen
Bei www.youtube.com gibt’s einen Kurzbericht,
einfach Stichwort „Gott am Ring“ eingeben.
In Nachbarschaft
zu den vielen kleinen Zelten
der Festival-Besucher:
das Kirchenzelt.
Aufruf für die
Integrative Freizeit 2015
Wir benötigen für die diesjährige Freizeit und gerne auch für folgende integrative Freizeiten weitere Leiter/Betreuer. Die Freizeit
findet in diesem Jahr vom 16. bis 23. Oktober in Kring van Dorth
in der Nähe von Deventer/NL statt.
Der Betreuungsbedarf wird von Jahr zu Jahr größer. Um die
Freizeit weiterhin durchführen zu können, benötigen wir dringend Leiter/Betreuer, die uns begleiten.
Wer Spaß und Interesse daran hat, eine tolle Woche mit einer
bunt gemischten Gruppe zu verbringen und seine Fähigkeiten
ganz im Sinne der Integration in die Gruppe einzubringen, ist bei
uns herzlich willkommen.
Bei Interesse bitte Pastor Fritz Baarlink kontaktieren
([email protected]).
Synode am 24. Juni 2015
Am 24. Juni 2015 tagt die Synode der Ev.-altreformierten Kirche
ab 9 Uhr im altreformierten Gemeindezentrum in Veldhausen.
Gäste sind jederzeit willkommen.
Eine Reihe von Abgeordneten ist für die nächsten sechs Jahre
neu ernannt. Erstmals vertreten sein wird auch, so Gott will, Helge Johr, der Vizepräsident der Ev.-reformierten Kirche. Mit Pastor
Thomas Allin ist er in Zukunft einer der beiden ständig mitarbeitenden reformierten Gäste der Synode.
Mit besonderer Spannung wird Pastorin Cornelia FüllkrugWeitzel erwartet. Sie ist Präsidentin vom Evangelischen Werk für
Diakonie und Entwicklung (Brot für die Welt, Diakonie Katastrophenhilfe). Ihr Vortrag ist für 11.15 Uhr geplant, eine Diskussion
schließt sich an bis 13.15 Uhr.
Ab 14.15 Uhr wird die Synode den Bericht vom Verwaltungsund Planungsausschuss besprechen. Er zeigt das Dilemma der
Pensionsvorsorge auf, wofür die Beitragszahlungen in den letzten Jahren überproportional gestiegen sind.
G.J. Beuker, Laar
Indien live
Ein Abend mit Musik, indischen Tänzen und Theater.
Sechs Inder geben auf kreative Art und Weise
Einblick in ihr Leben.
Jeder Abend beginnt um 19.30 Uhr.
Der Eintritt ist frei !
Foto: I. Baarlink
Dienstag, 23. Juni 2015, Wilsum:
Ev.-altreformiertes Gemeindezentrum, Eichenallee 2
Mittwoch, 24. Juni 2015, Nordhorn:
Ev.-altreformiertes Gemeindezentrum,
Paul-Gerhardt-Straße 2
Donnerstag, 25. Juni 2015, Westoverledingen:
Rathaussaal Ihrhove, Bahnhofstraße 18
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Kirchentag
Kirchentag in Stuttgart – hitzig und spritzig
„Es ist schon etwas Besonderes, mit über
50 000 Menschen den Eröffnungsgottesdienst zu feiern. Gemeinsam zu singen, zu
beten und Gottes Wort zu hören. Trotz aller Verschiedenheit feiern wir da das ‚Eins
Sein‘ als Christen.“
So schildert Sven Scheffels, Jugendreferent unserer Kirche, seine Eindrücke vom
ersten Abend des 35. Evangelischen Kirchentages, der vom 3. bis 7. Juni in Stuttgart stattfand.
Wer bereits einmal oder auch häufiger einen Kirchentag erlebt hat, wird
vielleicht zustimmen können: Ein Eröffnungsgottesdienst mit Zehntausenden Besuchern, der sich anschließende
Abend der Begegnung (mit in Stuttgart
etwa 200 000 Personen!), das schon traditionelle Lichtermeer aus Kerzen beim
Ausklang des Tages und das gemeinsame
Singen und Beten beim Abendsegen sind
unbeschreiblich und tun der Seele einfach gut!
Begegnung als Bereicherung
Was Kirchentage meines Erachtens darüber hinaus so wertvoll macht, sind die
vielfältigen Begegnungen. In der persönlichen Begegnung von Menschen auf
Augenhöhe liegt schließlich eine große
Kraft.
Deshalb meint auch Sven Scheffels: „Es
war unglaublich, was schon am ersten
Abend von den einzelnen Regionen auf
die Beine gestellt wurde. In diesem Sinne
ist der Kirchentag ein ‚Kosten‘, ein Kosten
und ein Schmecken der Lebendigkeit Gottes in Beziehung zu seinen Menschen.“
Nur dann, wenn Menschen miteinander ins Gespräch, in die Diskussion über
„Gott und die Welt“ kommen, können
neue Gedanken und ein vertiefendes
Miteinander entstehen. Und nur so kann
das Verständnis füreinander wachsen,
trotz vielleicht unterschiedlicher Ansichten. Ein Miteinander, das wir in unserer
auseinander driftenden, individualisierten Gesellschaft brauchen. Vor allem für
die jüngere Generation scheinen diese
Treffen von Christen wichtig zu sein. So
berichtet Sven Scheffels von einer Begegnung mit einem eigentlich enttäuschten
Landeskirchler, die ihn nachdenklich
stimmt: „Zu den Gottesdiensten in meiner
Kirche kommen nicht mehr als 30 Gläu-
Vor dem Stand der altreformierten Kirche auf dem „Markt der Möglichkeiten“ kam man schnell ins
Foto: jv
Gespräch, wie hier Margarete Vogel (re.) mit zwei Passanten.
bige. Für die Jugendlichen, unsere Konfis,
ist das hier was Besonderes, sie erleben
Gemeinschaft und sehen, dass sie nicht
alleine sind oder zu einer aussterbenden
Spezies gehören.“
Markt der Möglichkeiten –
Altreformierter Info-Stand
Auf dem Kirchentag in Stuttgart mit dem
aus Psalm 90 entlehnten Motto „damit
wir klug werden“ hat sich deshalb auch
unsere Kirche wieder beteiligt.
Auf dem Markt der Möglichkeiten,
ein Grundstein des Kirchentages, präsentierten in großen Zelthallen Kirchen,
Gemeinden oder andere christliche Initiativen wie bei einer Messe ihre Arbeit
sowie Inhalte, Thesen und Projekte.
Auch wir als Altreformierte waren mit
von der Partie und luden Interessierte zu
Gesprächen ein bzw. verteilten Informationsmaterial über unsere Kirche. Rede
und Antwort standen an drei Tagen (bei
weit über 30 Grad) sowohl Hauptamtliche als auch etliche ehrenamtliche ältere wie jüngere Gemeindeglieder aus den
altreformierten Gemeinden Bentheim,
Bunde, Emlichheim, Hoogstede, Laar,
Nordhorn, Wilsum und Wuppertal. Der
Info-Stand ist dabei übrigens nicht nur
(wie manch böse Zunge behaupten mag)
Sammelbecken von (Exil-)Altreformierten, sondern durchaus ein Ort, Neugierigen, die wenig oder nichts über die reformierte Tradition wissen, Informationen
zu übermitteln.
Bibelarbeiten
Neben dem Markt der Möglichkeiten
sind auch die Bibelarbeiten fester Bestandteil jedes Kirchentages. Meistens
sind es Theologen oder bekanntere Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft,
die an drei Vormittagen Texte des Alten
wie Neuen Testaments auslegen.
Margarete Vogel aus der Gemeinde
Laar besuchte die Bibelarbeit des Kabarettisten Dr. Eckart von Hirschhausen,
der über das Gleichnis von den zehn
Jungfrauen (Mt. 25, 1–13) sprach. Fünf
der jungen Frauen hatten genug Öl für
ihre Lampen, die anderen fünf hingegen
waren weniger gut auf die Ankunft des
Bräutigams vorbereitet.
Margarete Vogel beschreibt ihre Eindrücke von Hirschhausens Auslegung
folgendermaßen:
„Sichtlich angeschlagen wirkte der Arzt
mit dem großen und tiefen Humor, das
war deutlich zu spüren. Er bat zwischendurch darum, nicht beklatscht zu werden,
er wollte etwas nahebringen.
Bleibt wach!
Was ist das Öl meines Lebens?
Wie gehe ich damit um?
Wo tanke ich auf?
Bleibt wach!
Wie geht es mit dem Warten?
Was habe ich im Gepäck, wenn das Öl
ausgeht?
Ist das Öl in mir neues Leben, Aufmerksamkeit, Gebet?
Kirchentag
Was will ich der Nachwelt als Öl/als Geschenk zurücklassen?
Was lasse ich auf meinen Grabstein
schreiben?
Bleibt wach!
Wo stehe ich, bei den Klugen oder bei
den Törichten?
Der Text sagt uns doch: Ich muss für
mich etwas tun, ich kann nicht für andere
etwas ‚mitschleppen‘.“
Sven Scheffels beschreibt, wie er eine
Bibelarbeit der Ministerin Andrea Nahles wahrgenommen hat, die im Vorfeld
des Jugendgottesdienstes unseres Jugendbundes im Zentrum Jugend über das
Gleichnis von den anvertrauten Zentnern
sprach:
„In Gesprächen über und auf dem Kirchentag wird oftmals kritisiert, dass Politiker und berühmte Leute auftreten. Ganz
oft würden nicht-kirchliche oder nichtbiblische Themen im Mittelpunkt stehen.
Mich hat z.B. die Bibelarbeit von Andrea
Nahles beeindruckt. Sie hat sich mit dem
nicht ganz leichten Bibeltext beschäftigt
und ihn ausgelegt. Ich habe diese Auseinandersetzung mit Gottes Wort und ihren
Auftritt auf dem Kirchentag auch als ein
Bekenntnis erlebt.“
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für die musikalische Umrahmung. Inhaltlich waren Pastor Jan-Henry Wanink,
die Theologie-Studierende Marie-Theres
Züter, Jugendreferent Sven Scheffels sowie
Pastor Christoph Heikens beteiligt. Gerd
Bouwer (Veldhausen) konnte lediglich in
Neuenhaus mit dabei sein. Als Saalreporter fungierte Simon Legtenborg aus Emlichheim, um dem Publikum eine Stimme zu verleihen. Auch der Beamer durfte
nicht fehlen und wurde von Dania Weiden, ebenfalls aus Emlichheim, bedient.
Das Motto des Jugendgottesdienstes
lautete „Creed-Dating. Damit wir es gut
haben“. Ähnlich wie beim „Speed-Dating“ ging es in dem Gottesdienst darum, möglichst viele Menschen in kurzer
Zeit kennenzulernen. Aber anders als
bei der Speed-Dating-Variante, bei der
die Suche nach einem potenziellen Partner das eigentliche Ziel ist, ging es beim
Creed-Dating um den Austausch und die
Diskussion über Lebens- und Glaubensfragen. Creed ist das englische Wort für
Bekenntnis.
In insgesamt fünf Dating-Runden
mischten sich die Gottesdienstbesucher,
lernten sich kurz kennen und wurden
dann aufgefordert, gemeinsam eine Ent-
Der Gottesdienst des Jugendbundes war auch auf diesem Kirchentag wieder gut besucht. Foto: Jan-Henry Wanink
Creed-Dating-Jugendgottesdienst des Jugendbundes
scheidung, ein Bekenntnis abzugeben.
Verschiedene Themenbereiche wurden
dabei auf der Bühne in Wort und Bild
angeschnitten: Zählt für mich nur billig,
wenn ich einkaufe? Darf ein Christ zur
Waffe greifen? Wer oder was bestimmt
den Wert eines Menschenlebens? Geht
Liebe immer über alles? Oder auch die
Frage: Sonntags lieber zum Sport oder
zum Gottesdienst?
Im Anschluss an die Bibelarbeit von Andrea Nahles feierte unser Jugendbund in
einem gefüllten Zelt zusammen mit etwa
900 meist jugendlichen Gottesdienstbesuchern einen „Creed-Dating-Gottesdienst“,
der Ende Mai bereits in Neuenhaus stattgefunden hatte. Ein Musik-Team aus
den Gemeinden Wilsum (Elias Ensink,
Schlagzeug), Uelsen (Helen BloemenDigitalisierung –
dal, Gesang), Emlichheim (Lucas Güleines der Hauptthemen
ker, Bass, Sven Scheffels, Gitarre, Sabine
Bierlink und Birte Kampert, Gesang) und Einer der Höhepunkte des Kirchentages
Hoogstede (Joana Köster, Klavier) sorgte waren für Viele die Besuche der Bundes-
kanzlerin Angela Merkel sowie des ehemaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan. Beide sprachen in der vollbesetzten
Hanns-Martin-Schleyer-Halle vor gut
9000 Kirchentagsbesuchern. Den Redebeitrag der Bundeskanzlerin und die sich
anschließende Diskussion rund um das
Thema „Digital und klug? Wie wir alle
Wirtschaft und Gesellschaft gestalten“
konnte ich besuchen. Diese Veranstaltung fasste eines der großen Themen des
Kirchentages ins Auge.
Merkel betonte sowohl Segen und
Fluch des Internets. So warnte sie einerseits vor einem zu sorglosen Umgang
mit persönlichen Informationen im
Netz. Gleichzeitig betonte sie, dass soziale Medien wie z.B. Facebook durchaus
auch ihren Nutzen hätten, um Gutes zu
tun, indem soziales Engagement besser
vernetzt werden könne. Dennoch gelte:
„Auch Facebook wird nicht das ganze Leben glücklich machen. Es ist schön, dass
man das hat. Es ist aber auch schön, wenn
man ein Auto hat oder eine ordentliche
Waschmaschine.“
Aber auch die großen Chancen und
Bereicherungen der Digitalisierung wurden von ihr hervorgehoben. Die rasanten
Veränderungen könnten helfen, große
Aufgaben wie die Energiewende oder
den demografischen Wandel besser zu
bewältigen. Auch Verbesserungen im Gesundheitswesen seien möglich. Etwas lag
der Kanzlerin aber spürbar am Herzen:
Es müssten auch im Internet die gleichen
Verhaltensmuster wie im normalen Zusammenleben von Menschen gelten. Regeln, an die sich alle halten. Es sei schon
mit großer Sorge zu bewerten, dass im
Netz offensichtlich von vielen Nutzern
eine andere Gesprächskultur gepflegt
würde als in der realen Welt. Die Anonymität werde von zu vielen dafür genutzt,
ganz unverhohlen Spott und verbale Aggressivität an den Tag zu legen, was doch
sehr bedenklich stimme.
Wer nicht beim Kirchentag dabei gewesen ist, sich aber dennoch für die Vorträge und andere Beiträge interessiert, dem
sei die Webseite kirchentag.de empfohlen.
Die meisten Redemanuskripte können
dort abgerufen und nachgelesen werden.
Genug Stoff, um die Zeit bis zum nächsten Kirchentag 2017 in Berlin und Wittenberg zu überbrücken.
Christoph Heikens, Bunde
94
Aus den Gemeinden
Gemeindejubiläum 2015 –
Eine Gemeinde feiert Geburtstag
175 Jahre Ev.-altreformierte Gemeinde Bad Bentheim – ein Anlass für Rückblick und Besinnung, ein Grund auch zum Danken und zum Feiern. Eine viertägige Veranstaltungsreihe wurde anlässlich dieses Jubiläums in den Tagen vom 7. bis 10. Mai
geplant und durchgeführt. Als Gemeinde blicken wir zurück auf einige schöne Tage, die wir miteinander erleben durften.
Auftaktveranstaltung
und Ausstellungseröffnung
Donnerstag, 7. Mai: Nicht zufällig wurde
dieses Datum für die Eröffnungsveranstaltung gewählt, denn eben am Abend
dieses Tages vor genau 175 Jahren begann
die Geschichte der Ev.-altreformierten
Gemeinde Bad Bentheim. Auf dem Hof
Sandfort in Waldseite fand damals von
22 Uhr bis drei Uhr in der Nacht unter
der Leitung von Pastor Hendrik de Cock
und im Beisein von Jan Bernd Sundag,
dem ersten Pastor der Gemeinde, ein
Gottesdienst statt. Ein Kind des Hauses
wurde getauft und das Abendmahl gefeiert, auch Älteste wurden eingesetzt.
Dieser Gottesdienst gilt seitdem als
Gründungsdatum unserer Gemeinde, zu
der ursprünglich die vier altreformierten
Gemeinden Bad Bentheim, Gildehaus,
Schüttorf und auch Brandlecht gehörten.
Zum Eröffnungsabend in der Kirche
waren viele Gemeindeglieder erschienen.
Auch zahlreiche geladene Gäste waren
der Einladung gefolgt: Pastor Dr. Beuker
als Vertreter der Synode und des Synodalverbandes, Bürgermeister Dr. Volker
Pannen als Vertreter der Stadt Bad Bentheim, außerdem Vertreter der Nachbargemeinde Nordhorn, der Kirchengemeinden der ACK Bad Bentheim-Gildehaus,
der Ev.-reformierten Gemeinden Schüttorf und Brandlecht, auch die ehemaligen
Pastoren Eko Alberts und Arend Klompmaker mit ihren Ehefrauen sowie, als
Zeichen des religiösen Miteinanders, der
Imam der muslimischen Gemeinde.
Nach der Begrüßung und einem kurzen geschichtlichen Rückblick leitete Pastor Gerold Klompmaker den Abend mit
einer Andacht zu Philipper 1, 3–6 ein. In
der Kirche, so führte er aus, gehe es immer um Beziehungen, um die Beziehung
zu Jesus Christus und um die Beziehungen untereinander. Im Laufe der Zeit habe
die Ev.-altref. Kirche es gelernt, diese Beziehungen nicht nur nach innen, sondern
auch nach außen zu leben. Dass so viele
Gäste gekommen waren, wertete er als
segensreiches Zeichen für ein gutes Miteinander der Kirchengemeinden vor Ort.
Als kleine konfessionell-freikirchliche
Gemeinde dürften wir uns als ein kleines
Blümchen im großen Blumenstrauß der
Kirche Jesu Christi verstehen. Im Blick
auf die Zukunft unserer Kirche gehe es
darum, die gute Zuversicht des Paulus zu
teilen, dass Gott uns, wie auch immer, in
die Zukunft führen werde.
Anschließend überbrachten viele der
geladenen Gäste in Grußworten Glückund Segenswünsche zum Jubiläum.
Durch kurzweilige Redebeiträge – kreativ und gedanklich abwechslungsreich –
brachten sie ihre Verbundenheit und ihre
Wertschätzung zum Ausdruck. Auch Geschenke wurden überreicht, teils mit einer
besonderen Symbolkraft im Blick auf die
geplanten Baumaßnahmen: u.a. ein alter
Bauplan, ein Taufbaum, ein Apfelbäumchen sowie das Versprechen, 175 Steine
für den geplanten Neubau zu liefern.
Pastor Klompmaker dankte allen Gästen für die freundlichen und wohltuenden
Worte und die Geschenke als Zeichen der
Verbundenheit. Anschließend gab Albertus Lenderink einige Erläuterungen zur
Ausstellung im Gemeindehaus und lud
alle Anwesenden zu einem lockeren Begegnungsabend ins Gemeindehaus ein.
Bei einem kleinen Imbiss und Getränken
war nun Zeit für Austausch und Gespräche. Viele Gäste nutzten auch die Gelegenheit für den Besuch der Ausstellung
zur Gemeindegeschichte. Sie ist – so das
Urteil einiger Besucher – eine gelungene
Zusammenstellung wichtiger Dokumente, Daten, Texte und Bilder zur Geschichte
und Entwicklung der Gemeinde. Auch die
Fotoserie der Konfirmanden-Jahrgänge
und eine Präsentation bewegter Bilder aus
dem Gemeindeleben fand viel Beachtung.
Podiumsdiskussion – Gestern,
heute ... und wohin morgen?
Freitag, 8. Mai: An diesem Abend sollte
im Rahmen einer Podiumsdiskussion
über die Gegenwart und Zukunft unserer Kirchengemeinde nachgedacht wer-
Pastor Ludger Voget überreicht symbolisch drei der 175 zugesagten Klinkersteine.
Fotos: A. Lenderink
Aus den Gemeinden
den. Unter der Leitung von Ulrich Oettel
als Moderator versuchten die Podiumsteilnehmer aus ihrem jeweiligen Blickwinkel, gegenwärtige und zukünftige
Herausforderungen zu beschreiben und
Perspektiven für die Gemeinde der Zukunft aufzuzeigen.
Pastor Gerhard Kortmann als reformierter Gesprächspartner brachte einleitend seine Freude und Dankbarkeit
darüber zum Ausdruck, dass nach einer
langen Zeit der Trennung und Kontroversen eine neue Qualität des Umgangs
miteinander gepflegt werde. Er verlas einige Passagen aus der Erklärung der Ev.reformierten Kirche an die EAK und dem
Antwortschreiben der Synode der EAK
aus dem Jahr 1988. Diese Erklärungen
gelten als wichtige Meilensteine bei der
Aufarbeitung der Geschichte der beiden
Kirchen, zugleich als gute Basis für den
Prozess der Annäherung und für neue
Formen der Zusammenarbeit.
Pastor Dieter Wiggers, langjähriger Jugendpastor der EAK, lenkte durch seine
Ausführungen den Blick auf konkrete
Erfahrungen in der gegenwärtigen Gemeindearbeit und stellte die besonderen
Herausforderungen im Umgang mit der
jüngeren Generation in einem zunehmend säkularisierten Umfeld dar.
Pastorin Nina Ziegler-Oltmanns berichtete eindrücklich von ihren Erfahrungen im Sozialcafé Lichtblick in Emden und zeigte diakonische Aufgaben
und Möglichkeiten als Perspektiven für
die Gemeindearbeit auf.
In weiteren Gesprächsbeiträgen wurden insbesondere der demografische
Wandel und die zunehmende Säkularisierung als besondere Herausforderungen
thematisiert. Ein spannender Abend für
alle Anwesenden mit dem Fazit, dass es
für die Gestaltung der Gemeindearbeit in
Zukunft angesichts der genannten Veränderungen mehr denn je gelten werde,
zuversichtlich und vertrauensvoll neue
Wege zu suchen und zu wagen.
Fahrradsternfahrt – Auf den
Spuren von Pastor Sundag
Samstag, 9. Mai: An verschiedenen Standorten in Bad Bentheim, Gildehaus und
Schüttorf trafen sich zahlreiche Gemeindeglieder zu einer Sternfahrt mit dem
Fahrrad. Ziel war das Geburtshaus von
Pastor Sundag in Samern, dem ersten
langjährigen Pastor der Gemeinde. Das
95
Pause am Geburtshaus des Gemeindegründers, Pastor Sundag, in Samern.
Haus ist dort noch in seiner ursprünglichen Form zu besichtigen.
Nach der Rückfahrt folgte anschließend ein gemütliches Beisammensein
beim Gemeindehaus mit Gespräch und
Austausch, Gelegenheit zum Besuch der
Ausstellung und natürlich mit einem
schmackhaften Abendessen.
Festgottesdienst
und Gemeindecafé
Sonntag, 10. Mai: Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe zum 175-jährigen Jubiläum fand an diesem Sonntag ein Festgottesdienst statt. Er wurde durch die
Mitwirkung des Posaunenchores und des
Singkreises festlich eingerahmt.
Auch die Kinder des Kindergottesdienstes hatten ihre Gedanken und Ideen
zum Geburtstag der Gemeinde gemalt.
Die Bilder wurden während des Gottesdienstes präsentiert.
Seiner Predigt legte Pastor Klompmaker einen Text aus Epheser 4, 15–16 zugrunde. Der Geburtstag einer Gemeinde
– so stellte er einleitend fest – sei zunächst
ein Anlass zur Freude, die nicht versteckt
werden müsse. Mit unserer 175-jährigen
Gemeindegeschichte dürften wir uns als
kleinen Teil der langen Geschichte Jesu
Christi mit uns Menschen verstehen.
Mit dem Vergleich eines Schutzraumes
versuchte Gerold Klompmaker in seiner
Predigt, das Wesen und Kennzeichen
einer Kirchengemeinde zu veranschaulichen: Jede Kirchengemeinde sollte ein
Schutzraum in dieser Welt sein, ein Raum,
wo Menschen zur Ruhe finden und ihren
Glauben an eine Welt der Gerechtigkeit,
der Liebe und des Friedens bewahren.
Dabei gehe es im Wesentlichen darum
zu wachsen, nicht nach außen, sondern
zu Christus hin, von der Wahrheit her zu
leben und den persönlichen Glauben zu
pflegen.
In diesem Schutzraum Kirche bilde
die Gemeinde zugleich eine Lerngemeinschaft. Hier sind wir eingeladen, das
Pflänzchen Glaube zu behüten, damit es
wachsen kann. Hier gewinnen wir einen
anderen Blick auf die vielen Meinungen
und Trends, die Ansprüche und Herausforderungen, die uns im Leben sonst
umgeben. Kinder und Jugendliche lernen
hier den Glauben als gute Basis für das
Leben kennen. Menschen finden hier zusammen, um sich im Glauben gegenseitig
zu ermutigen.
Als kleine reformierte Freikirche können auch wir ein solcher Schutzraum
sein, betonte Pastor Klompmaker abschließend. Wir sollten darum ringen,
dass Gottes guter Geist auch weiter diesen Schutzraum gestalte und in uns den
Glauben wachsen lasse.
Nach einem Dank- und Fürbittengebet,
einem gemeinsamen Lied und dem Segen
ging der Gottesdienst zu Ende.
Anschließend war zum Ausklang der
„Festwoche“ noch einmal Gelegenheit,
sich bei Kaffee und Kuchen auszutauschen und auf die vergangenen „Jubiläumstage“ zurückzublicken.
Siegfriede Verwold, Bad Bentheim
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Aus den Gemeinden / Anzeige
Sein Lob wird Euch entflammen
Psalmen-CD-Vorstellung
am Sonntag, dem 28. Juni um 18.00 Uhr
in der Alten Kirche am Markt in Nordhorn
Im Oktober des vergangenen Jahres wurden die sieben Notenbücher des Psalmenprojekts „SEIN LOB WIRD EUCH ENTFLAMMEN – Psalmenmelodien der Reformationszeit populär
arrangiert“ mit einer Uraufführung in der Neuen
Kirche in Emden einer großen Öffentlichkeit vorgestellt. Inzwischen wurde eine CD erstellt. Die 17
Psalmenarrangements enthalten die Bandbreite heutiger kirchenmusikalischer Klangvariationen von
klassischer Gitarre mit Sologesang über Blechbläser
mit Orgel und E-Gitarre oder Orgel mit E-Bass und
Synthesizer. Auch Kinderstimmen und Band oder aber gemischter Chor mit E-Piano bringen die Psalmen neu zum Klingen.
Von 18 bis 19 Uhr wird die CD in Auszügen live vorgestellt.
Anschließend wird zu einem kleinen Empfang eingeladen und
es besteht die Möglichkeit, die CD vor Ort für 15 Euro käuflich
zu erwerben oder zu bestellen.
(Das Landesbläserensemble, die Capella Cantorum
und viele musikalisch Mitwirkende)
Aus den Kirchenbüchern
Getauft wurden:
31.05. Simon (Thorsten und Rita Tüchter) Emlichheim
07.06. Ben Lennard (Helmut und Sabine Brünink)
Hoogstede
14.06. Finja (Jens und Heidi Meppelink)
Laar
14.06. Marika (Wera und Sven Smid)
Bunde
14.06. Gero Hannes (Silke und Henry Klasing)
Bad Bentheim
Glaubensbekenntnis hat abgelegt:
24.05. Arne Zimmermann
Neermoor
Getraut wurden:
30.05. Alwin Helweg und Melanie Brickwedde
Emlichheim
06.06. Günter und Margit Lammering, geb. Hartwig
Bad Bentheim
Gestorben ist:
30.05. Bernhard Vennekate
77 Jahre Bad Bentheim
Der Grenzbote
erscheint vierzehntägig, in den Sommerferien einmal in drei Wochen.
Herausgeber: Synode der Evangelisch-altreformierten Kirche in Niedersachsen
Redaktion: Pastor Fritz Baarlink, Veldhausen (f b), Johann Vogel, Laar (jv),
Sven Hensen, Nordhorn (sh)
Schriftleitung: Pastor Fritz Baarlink, Mühlenstraße 26, 49828 Neuenhaus-Veldhausen,
Tel.: 05941/4462, E-Mail: [email protected]
Redaktionsschluss: Am Dienstag nach dem Erscheinen der vorigen Ausgabe; namentlich
gekennzeichnete Artikel werden von den Autoren selbst verantwortet.
Druck: Druckerei Hellendoorn, Stettiner Straße 1, 48455 Bad Bentheim
Bestellmöglichkeiten: Bei den Kirchenräten für den Bezug über die Kirchengemeinde; für den
Postbezug bei Gesine Wortelen, Buchenstraße 32, 48465 Schüttorf, E-Mail: [email protected],
für die Online-Ausgabe als pdf-Datei über die E-Mail-Adresse [email protected]
Bezugsgebühren: € 25,00 bei online-Bezug und € 30,00 bei Bezug über Kirchengemeinden,
€ 45,00 bei Postzustellung
Anzeigen: € 0,50 je Millimeterzeile bei halbseitiger Breite
Laar singt
Am kommenden Sonntag, 28. Juni, lädt die altreformierte
Gemeinde Laar um 19.30 Uhr zum fünften Mal ein zu „Laar
singt“, das sich an „Nederland zingt“ orientiert.
Ursprünglich wollte man damit niederländische Mitbürger in
Laar ansprechen. Inzwischen kommen eine Reihe niederländischer Besucher aus dem Grenzgebiet, aber nur wenige direkt aus
Laar. Erstmals sollen an
diesem Abend wesentlich
mehr bekannte geistliche
Lieder und Psalmen in
Deutsch als in Niederländisch gesungen werden.
Im zweiten Teil können
die Anwesenden Lieder
aus einer Liste wünschen,
die gespielt und gesungen
werden. Eine Urker Großfamilie begleitet den Gesang mit verschiedenen
Instrumenten. Die Kontakte stammen aus der
Foto: A. Arends
Zeit, als die Familie einige Jahre in Hoogstede wohnte. Gerrit Dams begleitet einen Teil
der Lieder an der Orgel. Die Sammlung ist für die Unkosten des
Abends und ein möglicher Überschuss für die Jugendarbeit in
Laar bestimmt.
(G.J. Beuker, Laar)
Meine Zeit steht in deinen Händen.
Psalm 31, 16
Wir wären unseren Weg noch so gerne gemeinsam weitergegangen. Aber wir mussten plötzlich
Abschied nehmen von meinem geliebten Mann,
unserem herzensguten Vater, Schwiegervater,
Opa, Bruder, Schwager, Onkel und Cousin
Bernhard Vennekate
* 12. Januar 1938
† 30. Mai 2015
In Liebe und Dankbarkeit
Jenni Vennekate geb. Meier
Gardis und Michael Stübs
Marie und Lena Vedder
Bert und Britta Hövel
Pia und Lina
Jens Vennekate
und alle Angehörigen
48455 Bad Bentheim, den 30. Mai 2015
Emil-Nolde-Straße 25