S 16 - Nr. 162 STADT UND LANDKREIS STADE U m zu überprüfen, wie sich die Baustelle in der Hansestraße auf die Verkehrssituation auswirkt, hat das TAGEBLATT am Montag und Dienstag den Verkehr in der Innenstadt beobachtet. Am Montag wurde zudem die Strecke zwischen dem Kreisel in der Freiburger Straße und dem Kreisel in der Altländer Straße zwischen 7 Uhr und 18 Uhr sechsmal abgefahren und die Zeiten gestoppt. Ohne die Sperrung der Hansestraße mussten für die Strecke, die von Kreisel zu Kreisel knapp zwei Kilometer misst, zwischen drei und vier Minuten eingeplant werden. Aufgrund der einseitigen Sperrung der Hansestraße wird der Verkehr nun jedoch seit dem 1. Juli über die Kehdinger Mühren und die Wallstraße umgeleitet. Ohne Stau wäre diese Umgehung zwischen den beiden Kreiseln in sechs bis sieben Minuten zu bewältigen. Während der Testfahrten, die das TAGEBLATT am Montag durchführte, wurden für die Distanz neun bis 16 Minuten benötigt. Drei Fahrten wurden am Vormittag zwischen 7 und 11 Uhr durchgeführt und dabei dauerte keine Tour länger als zehn Minuten. Autofahrer mussten damit also sechs Minuten mehr einplanen als ohne die Baustelle und drei bis vier Minuten mehr als sie für die Umgehung benötigen würden, wenn diese staufrei ist. Am Nachmittag und frühen Abend hingegen war schon etwas mehr Geduld gefragt. Während die erste Testfahrt um 15 Uhr mit neun Minuten noch verhältnismäßig schnell ablief, dauerte es um 16 Uhr schon eine Viertelstunde, um von Kreisel zu Kreisel zu gelangen. Bei der letzten Fahrt um 17 Uhr dauerte es mit 16 Minuten am längsten. Damit ergaben sich Verzögerungen von bis zu zwölf Minuten im Vergleich zur Fahrtdauer ohne Baustelle. Die Umgehungsstrecke kostete zu dieser Zeit durch den Stau fünf bis sechs Minuten mehr als bei freier Fahrt. Während des Beobachtungszeitraumes fiel auf, dass sich die Verkehrsbehinderungen auf die Kehdinger Mühren und Wallstraße beschränkten. In der Hansestraße selbst kam es nicht zu Verzögerungen. Problematisch zeigte sich dagegen die Situation am Schiffertor. Die Autofahrer, die aus Richtung Hohenwedel rechts in die Wallstraße abbiegen wollten, hatten Probleme über die Ampel zu kommen, denn der Verkehr staute sich teilweise bis auf die Kreuzung zurück. Somit kam es auch auf der Schiffertorsstraße zu Verzögerungen. Dort bildete sich zwischenzeitlich eine Schlange bis zum Altenheim. Auf der Wallstraße zog der stockende Verkehr allerdings keine große Zeit-Einbuße nach sich. Be- Mittwoch, 15. Juli 2015 L E S E RF O R U M Stau ohne Ende oder alles halb so wild? Die Baustelle in der Hansestraße erhitzt die Gemüter. Aufgrund von zahlreichen Leserzuschriften hat sich das TAGEBLATT den Verkehr in der Stader Innenstadt angeschaut und festgestellt: Ist alles nicht so schlimm. Oder doch? VON ALEXANDER SCHULZ Zum Artikel „Aç26çSperrung wird aufgehoben“(TAGEBLATT vom 10. Juli) schreibt HansçPeter Tödter, Dammhauser Straße in Buxtehude, BI Dammhausen (leicht gekürzt): Nun also doch: Die volle Öffnung der A-26-Anschlussstelle Jork soll noch im Juli erfolgen. Trotz gegenteiliger Aussagen, dass erst die Ortsumgehung in Jork fertig gestellt und die Ergebnisse der dritten Zählphase aus dem Verkehrsmonitoring ausgewertet werden müssten. Die Zahlen aus der zweiten Zählung zeigen erstaunlicherweise fast überall weniger Fahrzeuge als zuvor. Wie ist das möglich? Machen auswärtige Fahrer einen Bogen um das Alte Land, weil die Gegend zum Gespött der ganzen Republik geworden ist? Auf der A 26 von Jork nach Horneburg wurden ganze 2 660 Fahrzeuge im Tagesdurchschnitt gezählt, geradezu lächerlich wenig. Brauchen wir dafür eine Autobahn? Eine Ausnahme gibt es allerdings: In Dammhausen hat der Verkehr zugenommen, und mit der vollen Freigabe wird er weiter zulegen. Andererseits warten die Dammhauser schon seit 2010 auf die Umsetzung erforderlicher Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit. Wir fordern die Einrichtung von Überquerungshilfen an den Bushaltestellen und eine Tempobegrenzung auf 30 Stundenkilometer, besonders vor dem Kindergarten. Es war viel Zeit für die zuständigen Behörden, Abhilfe zu schaffen. Zeit, die ver- schenkt worden ist. Erst seit Ende 2014 ist einiges geschehen: Ein Kreisel an der Einmündung in die Straße Neukloster-Jork wurde gebaut – wenn auch nur ein provisorischer. Der Radweg in Dammhausen wurde geflickt. Gelb-rot gestreifte Tonnen zieren die Bushaltestellen. Eine Gewichtsbegrenzung wurde eingerichtet – erlaubt sind nur Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen. Wer aber kontrolliert die Einhaltung, ebenso wie Überholverbot und Geschwindigkeit? Es wird als Schmach empfunden, dass das A-26-Teilstück bis Jork nur einseitig frei ist. Stattdessen sollten die verantwortlichen Politiker und Behördenvertreter es als ihre Schmach ansehen, dass sie ihren Job in Sachen Verkehrssicherheit nicht gemacht haben. Im Planfeststellungsbeschluss heißt es ausdrücklich, die Dammhauser Straße sei für die Aufnahme des zu erwartenden Verkehrs nicht geeignet, und eine Freigabe der Anschlussstelle Jork dürfe nicht vor Fertigstellung der A 26 bis Buxtehude erfolgen. Die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr hält sich nicht an ihre eigenen Vorgaben oder sie darf es nicht. Es wird rechtlich zu prüfen sein, ob die Entscheidung Bestand haben wird, denn schon die Teilfreigabe im November 2014 war nur ein geduldeter Schritt. Wozu wurde ein Dialog aller beteiligten Institutionen und Initiativen gestartet, wenn gegebene Zusagen gebrochen werden? Vertrauensbildung sieht anders aus. Eine große Lachnummer Zum Artikel „Hamburg: Olympia der kurzen Wege“ (TAGEBLATT vom 10. Juli) schreibt Winfried Raiç ner, Hahler Weg in Stade: dingt durch den geringen Zufluss aus Seitenstraßen, konnten die Autofahrer hier relativ zügig durchfahren. Es bleibt festzuhalten: Die Baustelle in der Hansestraße hat erkennbare Auswirkungen auf den Verkehr in der Innenstadt. Im Zeitraum der Testfahren des TAGEBLATT beschränkte sich der Stau jedoch auf die Kehdinger Mühren, die Wallstraße und zwischenzeitlich auf die Schiffertorsstraße. Insbesondere auf der Kehdinger Mühren zog der umgeleitete Verkehr eine merkbare Verzögerung nach sich. Die Beobachtungen und Testfahrten haben gezeigt, dass es deutlichere Verkehrsbehinderun- gen durch die Baustelle in der Hansestraße gibt als am 2. Juli im TAGEBLATT berichtet. Einigen Autofahrern erscheint die Verzögerungen von maximal einer Viertelstunde (im Beobachtungszeitraum) als unzumutbar – andere sehen den Zeitverlust gelassen und hoffen auf ein schnelles Ende der Bauarbeiten. Diskutieren mit Niveau und Kompetenz Gesellschaftspolitischer Diskurs am PFH Hansecampus: 60 Gymnasiasten sprechen über das Thema Asyl STADE. Auf der Flucht vor Krieg, Terror, Not und Verfolgung suchen immer mehr Menschen den Weg nach Europa. Wie sollen die Europäische Union, ihre Mitgliedstaaten und ihre Bürger darauf reagieren? Mit dieser Frage befasste sich am Montag ein gesellschaftspolitischer Diskurs am PFH Hansecampus. Anwesend bei der Veranstaltung, die in Göttingen bereits seit sieben Jahren läuft und in Stade nun zum ersten Mal durchgeführt wurde, waren überwiegend Schüler aus den zwölften Jahrgängen des Gymnasiums Harsefeld, des Stader Vincent-Lübeck-Gymnasiums (VLG) und der Elbmarschen Zusagen gebrochen Schule Drochtersen. Initiator Joachim Ahrens von der PFH möchte mit dem Diskurs ein Forum für offenen Meinungsaustausch anbieten. „Wir wollen uns Themen widmen, bei denen es keine richtigen oder falschen Standpunkte gibt“, so der Professor für Internationale Wirtschaft. Ziel sei es, insbesondere Schülern die Möglichkeit zu bieten, einen eigenen Standpunkt in einer niveauvollen Diskussion zu bilden und auch zu vertreten. Drei seiner Studenten hatten sich bereiterklärt, vorab ein Impulsreferat zu halten und dem Plenum einen kurzen Einblick in die Thematik zu geben. Referent Fruchtbare Diskussion im Auditorium der PFH in Ottenbeck. Fotos Schulz Piotr Sak (22) und seine Kommilitonen wollten der Diskussion mit Fakten eine gute Grundlage bieten. Diese Grundlage nutzten die knapp 60 Gymnasiasten für einen lebhaften Diskurs. Unter der Leitung von Ahrens entwickelte sich schnell eine Gesprächsrunde, in der die Schüler zeigten, dass sie sich nicht nur auf emotionaler Ebene mit der Flüchtlingsthematik befassen, sondern auch fachlich mit umfassendem Vorwissen glänzen können. Diskutiert wurde beinahe alles, was im Zusammenhang mit dem Thema Flüchtlinge steht. Dabei ging es auch kontrovers zu. Ön- „Mir war die Diskussion etwas zu zahm.“ Önder Polat, Schüler 18, VLG „Es war gut, neue Meinungen zu hören.“ Inga Renzelmann, 17, VLG der Polat (18) vom VLG Stade störte sich an der theoretischen Herangehensweise der anderen Teilnehmer. „Die meisten reden ja nur, aber tätig wird kaum jemand“, sagte der Schüler. Seine Mitschülerin Inga Renzelmann (17) hingegen war einfach froh, „mal andere Meinungen als in unserem Politik-Leistungskurs zu hören“. Nachdem der erste Versuch so gut angenommen wurde, soll es fortan jedes Jahr zwei Diskurse auf dem Hansecampus geben. „Eine Diskussionsrunde im Juni oder Juli und eine weitere immer im Januar“, sagte Initiator Joachim Ahrens. (asz) „Die Schüler haben tiefç gehend argumentiert.“ Joachim Ahrens „Es ging angenehm sachlich zu.“ Piotr Sak, 22, Student Ist es auch Schwachsinn, so hat es doch Methode. Der Hamburger Größenwahn kennt keine Grenzen. Die Elbe ist für die großen Pötte zu schmal, der Hafen zu klein, und Platz für die Container ist auch nicht da. Der Verkehr bricht jetzt schon zusammen, die Straßen und Brücken sind in einem jämmerlichen Zustand. Die Elbphilharmonie wird und wird nicht fertig, aber wesentlich teurer, die Schulden von der Gartenbauausstellung werden schamhaft verschwiegen. Die A 26 endet auf einer grünen Wiese, der Stau ist Dauerzustand. Und nun bewirbt sich diese Stadt um die Ausrichtung der Olympiade. Es sollen Stadien gebaut werden, die keiner mehr braucht. Da fasst man sich an den Kopf, ja geht’s denn noch? Einen Teil der Verluste auf Niedersachsen abzuwälzen ist gescheitert, denn Cuxhaven wird nicht Segelrevier. Über Niedersachsen lacht die Sonne, über Hamburg ganz Deutschland, noch, nach der Olympiade die ganze Welt. Teilweise provinziell Zum Artikel „Die Spiele werden zentraler“ (TAGEBLATT vom 10. Juç li) schreibt Jürgen Albiez, Marktç straße in Quickborn: Feuer und Flamme; OlympiaEuphorie und Realität! Die Sportart Wasserball soll zum Beispiel in der Wilhelmsburger Inselpark-Schwimmhalle stattfinden. Wie soll das denn bitte funktionieren? Unter Ausschluss der Öffentlichkeit? Die Halle kann derzeit meiner Kenntnis nach maximal 200 Menschen aufnehmen. Alleine zwei Olympia-Mannschaften bringen es mit Trainern, Betreuern, Schiedsrichtern und „Offiziellen“ auf knapp 100 Per- sonen. Dazu die Berichterstatter aus aller Welt und die Ersthelfer. Olympia soll nicht nur dem Commerz Freude bereiten, sondern bei jungen Menschen Begeisterung für diese und andere Sportarten wecken und einer sportlichen Monokultur namens Fußball entgegenwirken. Hamburg muss umdenken, will man dem Anspruch „diese Stadt kann Sport“ gerecht werden. Es muss also eine für den Wasserball bessere Lösung her. Im Vergleich zur Mitbewerberstadt Budapest ist das HamburgKonzept „Wasserball“ als provinziell zu bezeichnen. Aber es kann ja noch nachgebessert werden. Andere Meinungen Zum Artikel „Notankerung auf der Unterelbe“ (TAGEBLATT vom 6. Juç li) schreibt Dennis Schildt, Elbinsel Krautsand in Drochtersen (leicht gekürzt): Verehrtes TAGEBLATT, der oben genannte Bericht war ja mal wieder eine journalistische Meisterleistung von Ihnen. Da kommt es zu einem durchaus ernstzunehmenden Vorfall, der übrigens professionell und souverän von allen Beteiligten abgearbeitet wurde und wer bekommt das Wort in Ihrer Zeitung: Herr Ernst-Otto Schuldt aus Neuenschleuse. Sie haben Herrn Müller und Herrn Meyer aus Grünendeich vergessen, Sie wissen schon, die die immer auf dem Deich sitzen. Natürlich darf die Expertise des letzten Elbfischers Herrn Lothar Buckow nicht fehlen. Warum nun wieder die Gegner der Fahrrinnenanpassung zu Wort kommen erschließt sich mir nicht. Ein tieferes und breiteres Fahrwasser hätte doch bei so einem Manöver mehr Sicherheitsreserven geboten? Liebes TAGEBLATT, warum interviewen Sie nicht die an diesem Vorfall beteiligten Personen / Institutionen wie Lotsen, Reederei, Verkehrszentrale und Wasserschutzpolizei?
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